Zwischen Main und Donau
In der Nacht werde ich von einem Rauschen wach. Es hört sich an wie ein Wasserfall und es war schier ein Wasserfall, der vom Himmel kommt. Na, das wird ja morgen eine nasse Fahrt werden, denke ich mir, bevor ich wieder einnicke. Nach langem Schlaf erscheine ich um halb neun beim Frühstück. Es hat abgekühlt, aber der Regen ist weitergezogen.
Auf der Fußgängerbrücke über die Donau blicke ich zurück auf Bad Abbach. Ein Wolkenschleier hängt über der Stadt und die Donau hat sich in Grau gekleidet. Uns kommen schon die ersten Radwanderer entgegen. Bis Kelheim werden wir dem Donauradweg folgen. Die Donau schlängelt sich durch ein enges Tal. Sie hat ihr Bett durch die Ausläufer der Fränkischen Alb gegraben. Am Prallhang bauen sich hohe Jurafelsen auf, während die wenigen Orte am Gleithang liegen. Der Radweg führt meist auf der Dammkrone. Die Pfützen, die der Starkregen der Nacht hinterlassen hat, verlangen meine Aufmerksamkeit. Umso häufiger bleiben wir stehen, um schöne Ausblicke auf Donau und Felswände zu bewundern. Je länger wir unterwegs sind, desto häufiger treffen wir auf weitere Radwanderer, manche allein oder zu zweit, aber auch Familien oder geführte Reisegruppen. Letztere erkenne ich an den baugleichen Rädern, deren Satteltaschen Werbung für den Reiseveranstalter machen. Der Donauradweg ist halt eine beliebte Strecke. Hinter Kapfelberg wird es am Ufer etwas eng. Wir müssen auf die Straße ausweichen. Zum Glück gibt es an diesem Samstagvormittag wenig Autoverkehr. Doch schon nach einigen hundert Metern zweigt der Autoverkehr ab. Auf der gegenüberliegenden Flussseite präsentiert sich markant der Teufelsfelsen, ein beliebtes Wanderziel und Fotoobjekt. Eine Kirchturmuhr schlägt zehn und wie auf Kommando zeigt sich die Sonne zum ersten Mal an diesem trüben Morgen.
Auf der Fußgängerbrücke über die Donau blicke ich zurück auf Bad Abbach. Ein Wolkenschleier hängt über der Stadt und die Donau hat sich in Grau gekleidet. Uns kommen schon die ersten Radwanderer entgegen. Bis Kelheim werden wir dem Donauradweg folgen. Die Donau schlängelt sich durch ein enges Tal. Sie hat ihr Bett durch die Ausläufer der Fränkischen Alb gegraben. Am Prallhang bauen sich hohe Jurafelsen auf, während die wenigen Orte am Gleithang liegen. Der Radweg führt meist auf der Dammkrone. Die Pfützen, die der Starkregen der Nacht hinterlassen hat, verlangen meine Aufmerksamkeit. Umso häufiger bleiben wir stehen, um schöne Ausblicke auf Donau und Felswände zu bewundern. Je länger wir unterwegs sind, desto häufiger treffen wir auf weitere Radwanderer, manche allein oder zu zweit, aber auch Familien oder geführte Reisegruppen. Letztere erkenne ich an den baugleichen Rädern, deren Satteltaschen Werbung für den Reiseveranstalter machen. Der Donauradweg ist halt eine beliebte Strecke. Hinter Kapfelberg wird es am Ufer etwas eng. Wir müssen auf die Straße ausweichen. Zum Glück gibt es an diesem Samstagvormittag wenig Autoverkehr. Doch schon nach einigen hundert Metern zweigt der Autoverkehr ab. Auf der gegenüberliegenden Flussseite präsentiert sich markant der Teufelsfelsen, ein beliebtes Wanderziel und Fotoobjekt. Eine Kirchturmuhr schlägt zehn und wie auf Kommando zeigt sich die Sonne zum ersten Mal an diesem trüben Morgen.
Von Weitem erblicke ich einen imposanten Rundbau, hoch auf einem Berg. Immer wieder taucht er zwischen den Bäumen, die jetzt am Radweg stehen, auf. Es ist die Befreiungshalle. Ludwig I König von Bayern hat sie vor 180 Jahren den „teutschen Befreiungskämpfern“ gewidmet. Allein von hier unten her sieht der Bau schon ganz schön monströs aus. Wie muss man sich erst oben fühlen, wenn man unter den Kolossalstatuen steht, die rundherum die Fassade zieren.
Unter einer Brücke spielt sich eine nette Szene ab. Drei junge Männer auf großer Radtour haben dort geschützt vor dem nächtlichen Regen gezeltet. Nun stehen sie vor dem Zelt und putzen sich synchron die Zähne. Ich schaue nach Cafer, er schaut auf mich, wir schmunzeln beide.
Kurz dahinter bleiben wir am Zusammenfluss von Altmühl und Donau stehen. Beinahe hätten wir es verpasst. Aber eine Familie blieb abrupt vor uns stehen und zwang uns zum Bremsen. Von hier aus gesehen ist die Mündung nicht sonderlich attraktiv, zumal am gegenüberliegenden Ufer sich aus einem Industriegebiet mehrere Fabrikschlote in den Himmel recken.
In Kelheim überqueren wir auf einer geschwungenen Fahrradbrücke die Altmühl. Letztere sieht hier nicht sehr idyllisch aus, muss sie ihr Bett doch mit dem Main-Donau-Kanal teilen, der sich darin sehr breit gemacht hat. Doch die Idylle kehrt kurz hinter Kelheim wieder zurück. Die Hänge rücken wieder eng an den Fluss.
Plötzlich stehen wir wieder am Ludwig-Donau-Kanal. Bei der Kanalisierung der Altmühl für die großen Frachtschiffe ist ein kurzer Abschnitt des alten Kanals erhalten geblieben. Die hölzernen Schleusen aus dem 19. Jahrhundert bewegen sich nicht mehr, aber das Flair der damaligen Zeit ist auf diesem kurzen Stück eingefroren worden.
Unter einer Brücke spielt sich eine nette Szene ab. Drei junge Männer auf großer Radtour haben dort geschützt vor dem nächtlichen Regen gezeltet. Nun stehen sie vor dem Zelt und putzen sich synchron die Zähne. Ich schaue nach Cafer, er schaut auf mich, wir schmunzeln beide.
Kurz dahinter bleiben wir am Zusammenfluss von Altmühl und Donau stehen. Beinahe hätten wir es verpasst. Aber eine Familie blieb abrupt vor uns stehen und zwang uns zum Bremsen. Von hier aus gesehen ist die Mündung nicht sonderlich attraktiv, zumal am gegenüberliegenden Ufer sich aus einem Industriegebiet mehrere Fabrikschlote in den Himmel recken.
In Kelheim überqueren wir auf einer geschwungenen Fahrradbrücke die Altmühl. Letztere sieht hier nicht sehr idyllisch aus, muss sie ihr Bett doch mit dem Main-Donau-Kanal teilen, der sich darin sehr breit gemacht hat. Doch die Idylle kehrt kurz hinter Kelheim wieder zurück. Die Hänge rücken wieder eng an den Fluss.
Plötzlich stehen wir wieder am Ludwig-Donau-Kanal. Bei der Kanalisierung der Altmühl für die großen Frachtschiffe ist ein kurzer Abschnitt des alten Kanals erhalten geblieben. Die hölzernen Schleusen aus dem 19. Jahrhundert bewegen sich nicht mehr, aber das Flair der damaligen Zeit ist auf diesem kurzen Stück eingefroren worden.
Manchmal bleibt mir vor Überraschung der Ausruf im Munde stecken. So jetzt. Die Fußgängerbrücke vor uns ist eingeknickt. Dennoch laufen Menschen darüber. Hat hier etwa der spanische Architekt Gaudi seine Kreativität ausgelebt? Tatzlwurm heißt diese ungewöhnliche Brückenkonstruktion, die der Architekt Richard Johann Dietrich entworfen hat. Knapp zweihundert Meter spannt sie sich bei Essing von einem Ufer zum anderen. Jetzt wäre es an der Zeit, unseren Wasservorrat aufzufüllen. Doch der Abzweig vom Radweg in den Ort ist versperrt. Auf der Landstraße rauscht der Verkehr vorbei. Ein Schild warnt vor der Überquerung, da es hier schon zahlreiche Unfälle, auch mit Todesfolge, gegeben hat.
Auf einem Felsvorsprung hoch über dem Tal thront eine Burg. Schon fast eintausend Jahre steht die Burg Prunn auf diesem kleinen Plateau. Ich frage mich immer wieder, wie die damaligen Bauherren es schafften, solch ein Gebäude in schwindelerregender Höhe zu erreichten. Wie viele Arbeiter mögen beim Bau abgestürzt und ums Leben gekommen sein? Mich gruselt es bei diesem Gedanken. Dennoch, die Burg ist schön anzuschauen und eine Zierde der Landschaft. Mit diesem Bild im Kopf radele ich weiter.
Der Altmühlradweg gilt als einer der schönsten in Deutschland. Das kurze Stück seit Kelheim bestätigt es mir. Hinter der nächsten Flussbiegung folgt der nächste Wow-Effekt. Eingerahmt von einem Schloss und einer Burgruine liegt ein kleiner Ort in einem Taleinschnitt. Je näher wir kommen, desto größer wird der Ort. Es ist Riedenburg. Eine Phalanx bunter Hausfassaden schmückt das Flussufer. Wir verharren etwas ob dieses schönen Anblicks. Gerade zieht ein großes Frachtschiff vorbei. Es erinnert mich daran, dass die Altmühl auf diesem Abschnitt gleichzeitig der Main-Donau-Kanal ist.
Hinter Riedenburg beschreibt die Altmühl eine 180-Grad-Kehre. Wieder schmiegt sich der Hang eng an das Flussbett. Bisweilen müssen wir auch etwas den Hang hoch, weil am Ufer kein Platz mehr ist. Danach erwartet uns eine weitere Überraschung. Vor mir steht ein Dorf aus der Eisenzeit. Gewiss, es ist ein Nachbau, ein Teil des Archäologiepark Altmühltal. Dieses Dorf ist eines von achtzehn Stationen mit Rekonstruktionen aus der Steinzeit, der Eisenzeit und der Bronzezeit. Die Neandertaler wussten die Schönheit des Altmühltales zu schätzen. Daneben boten ihnen die Kalksteinfelsen mit ihren Höhlen viele Rückzugsmöglichkeiten. Dieses Dorf selbst darf ich nicht betreten, weil die Bauwerke der Eisenzeit nicht den heutigen Sicherheitsstandards entsprachen. Ehrlich gesagt, habe ich das auch nicht erwartet. Jeder Mensch mit guter Allgemeinbildung wird es auch wissen. Aber so mancher Rechtsanwalt wird sich die Hände reiben, wenn es zu einem schwerwiegenden Unfall kommt und er den Fall übernehmen darf, sofern die zuständige Behörde sich entgegen jeglichen gesunden Menschenverstandes nicht nach allen Seiten abgesichert hat. Ich erinnere mich an einen Fall in den USA, wo die Besitzerin eines Wellensittichs erfolgreich den Hersteller eines Mikrowellengerätes verklagt hatte, weil dieser nicht darauf aufmerksam gemacht hatte, dass lebende Tiere im Winter nicht in der Mikrowelle aufgewärmt werden dürfen. Wie war das nochmal mit der Allgemeinbildung? Hier verhindert mir ein Zaun mit entsprechenden Warmhinweisen den Zutritt.
Hinter Riedenburg beschreibt die Altmühl eine 180-Grad-Kehre. Wieder schmiegt sich der Hang eng an das Flussbett. Bisweilen müssen wir auch etwas den Hang hoch, weil am Ufer kein Platz mehr ist. Danach erwartet uns eine weitere Überraschung. Vor mir steht ein Dorf aus der Eisenzeit. Gewiss, es ist ein Nachbau, ein Teil des Archäologiepark Altmühltal. Dieses Dorf ist eines von achtzehn Stationen mit Rekonstruktionen aus der Steinzeit, der Eisenzeit und der Bronzezeit. Die Neandertaler wussten die Schönheit des Altmühltales zu schätzen. Daneben boten ihnen die Kalksteinfelsen mit ihren Höhlen viele Rückzugsmöglichkeiten. Dieses Dorf selbst darf ich nicht betreten, weil die Bauwerke der Eisenzeit nicht den heutigen Sicherheitsstandards entsprachen. Ehrlich gesagt, habe ich das auch nicht erwartet. Jeder Mensch mit guter Allgemeinbildung wird es auch wissen. Aber so mancher Rechtsanwalt wird sich die Hände reiben, wenn es zu einem schwerwiegenden Unfall kommt und er den Fall übernehmen darf, sofern die zuständige Behörde sich entgegen jeglichen gesunden Menschenverstandes nicht nach allen Seiten abgesichert hat. Ich erinnere mich an einen Fall in den USA, wo die Besitzerin eines Wellensittichs erfolgreich den Hersteller eines Mikrowellengerätes verklagt hatte, weil dieser nicht darauf aufmerksam gemacht hatte, dass lebende Tiere im Winter nicht in der Mikrowelle aufgewärmt werden dürfen. Wie war das nochmal mit der Allgemeinbildung? Hier verhindert mir ein Zaun mit entsprechenden Warmhinweisen den Zutritt.
Wieder stoßen wir auf eine alte Schleuse des Ludwig-Donau-Kanals. Es beeindruckt mich, dass sie nach einhundertachtzig Jahren immer noch so gut erhalten ist. Von der anderen Flussseite grüßt das Hotel Schloss Eggersberg. Es ist wunderschön am Hang gelegen. Für solch eine Lage sind die Zimmerpreise, wie ich auf Google sehe, wirklich moderat.
In Dietfurt ändert sich die Landschaft. Das Tal wird breiter, die Hänge treten zurück. Der Abschnitt der Altmühl zwischen Dietfurt und Kelheim zählt wirklich zu dem Schönsten, was einen Radwanderer wie mich begeistern kann. Hier zweigt auch der Main-Donau-Kanal Richtung Norden ab. Damit verlassen wir auch den Fünfflüsseradweg und sind wieder auf dem Fränkischen WasserRadweg.
In Dietfurt ändert sich die Landschaft. Das Tal wird breiter, die Hänge treten zurück. Der Abschnitt der Altmühl zwischen Dietfurt und Kelheim zählt wirklich zu dem Schönsten, was einen Radwanderer wie mich begeistern kann. Hier zweigt auch der Main-Donau-Kanal Richtung Norden ab. Damit verlassen wir auch den Fünfflüsseradweg und sind wieder auf dem Fränkischen WasserRadweg.
In Kinding verabschieden wir uns von der Altmühl. Eigentlich ist es nur ein kurzes Stück durch den Ort, aber wir werden um Kinding herumgeführt. Unter der A9 wird es richtig eng. Nur ein etwa ein Meter breiter Steg führt hindurch. Hoffentlich kommt mir niemand entgegen. Auch die ICE-Strecke Nürnberg-München dürfen wir unterqueren, während über uns ein Zug hinwegbraust. Es sind nur noch sechs Kilometer bis zu unserem Tagesziel. Die dürfen wir jetzt immer in Sicht- und Hörweite der Autobahn hinter uns bringen.
Eigentlich sind es jetzt nur noch einhundert Meter bis zum Hotel. Aber wo eigentlich die Brücke über die Schwarzach ins Zentrum führen sollte, erstreckt sich jetzt eine große Baugrube. Mir ist kurz vorher eine Umleitung für Fußgänger aufgefallen. Nun weiß ich, warum. Der folgen wir und schieben gerne das Rad ein kurzes Stück über die schmale Brücke an der pittoresken Mühle. Ohne Umleitung wäre uns dieses Schmuckstück entgangen.
Um 17:00 Uhr erreichen wir unsere Unterkunft. Es ist immer noch heiß. Also setzen wir uns in die Eisdiele. Dort begrüßt uns schon Lisbeth, unsere treue Begleiterin. Schön, wenn man sich und seine Angewohnheiten kennt. Sie nippt an meinem Eisbecher und dreht dann einige Runden. Meine Augen folgen ihr und schweifen um den Platz herum. Hier ist es genau so, wie ich es mir für Postbauer-Heng vorgestellt habe. Der Giebel der Häuser zeigt zur breiten Straße, der Dachstuhl reicht über mehrere Etagen und das Dach selbst ist tief heruntergezogen. Die Fassade vom Gasthof zum Bayerischen ziert ein uriges Wandbild und die Hinweise, dass es nicht nur das älteste Gasthaus in Greding ist (anno 1500 und noch etwas, soweit ich mich erinnere), sondern auch ein echt „boarisch“ Wirtshaus. Die weiß blaue Fahne vor dem Rathaus darf natürlich nicht fehlen. Hier passt alles ins Klischee einer bayrischen Kleinstadt. Nur den Maibaum, den vermisse ich. Dafür bekommen wir bayrische Gastfreundschaft und die entsprechende Speisekarte zum Abendessen serviert. Geht doch.
Um 17:00 Uhr erreichen wir unsere Unterkunft. Es ist immer noch heiß. Also setzen wir uns in die Eisdiele. Dort begrüßt uns schon Lisbeth, unsere treue Begleiterin. Schön, wenn man sich und seine Angewohnheiten kennt. Sie nippt an meinem Eisbecher und dreht dann einige Runden. Meine Augen folgen ihr und schweifen um den Platz herum. Hier ist es genau so, wie ich es mir für Postbauer-Heng vorgestellt habe. Der Giebel der Häuser zeigt zur breiten Straße, der Dachstuhl reicht über mehrere Etagen und das Dach selbst ist tief heruntergezogen. Die Fassade vom Gasthof zum Bayerischen ziert ein uriges Wandbild und die Hinweise, dass es nicht nur das älteste Gasthaus in Greding ist (anno 1500 und noch etwas, soweit ich mich erinnere), sondern auch ein echt „boarisch“ Wirtshaus. Die weiß blaue Fahne vor dem Rathaus darf natürlich nicht fehlen. Hier passt alles ins Klischee einer bayrischen Kleinstadt. Nur den Maibaum, den vermisse ich. Dafür bekommen wir bayrische Gastfreundschaft und die entsprechende Speisekarte zum Abendessen serviert. Geht doch.
Tag 6
Von Greding nach Wassertrüdingen
Am Morgen präsentiert sich der Marktplatz von seiner schönsten Seite. Der strahlend blaue Himmel verspricht einen schönen Tag. Es ist Sonntagmorgen, nur der Bäcker hat geöffnet. Nachdem wir für sündhaft teures Geld unseren Wasservorrat aufgefüllt haben, starten wir. Zuerst geht es einige Kilometer entlang der Autobahn. Wir lassen uns von der Hektik des Verkehrs nicht anstecken. Das Tal der Schwarzach ist wirklich schön und die Wiesen grün. Bei Grosshobing trifft die ICE-Strecke auf die Autobahn. Hier verabschieden wir uns von den beiden und das sicherlich nicht mit schwerem Herzen. Der Ort hat eine schöne Wohnlage, vorausgesetzt, die Bewohner sind schwerhörig. Nicht nur die beiden Verkehrsstränge bündeln sich, sondern auch der Lärm.
Der Ostwind, der uns in den ersten drei Tagen unserer Tour kräftig ins Gesicht wehte, schiebt uns heute über die Hügel. Das lasse ich mir gefallen. Am Ortsausgang von Thalmässing stoßen wir auf einen neuen, wohl gerade erst fertiggestellten Radweg. Er ist sehr breit und frisch geteert. Da macht das Radfahren besonders Spaß. Anfangs geht es noch entlang der Landstraße.
In Alfershausen machen wir eine Trinkpause. Gegenüber der Ruhebank steht ein Schild: „Übertreten der Gleise verboten“. Nun ist mir klar, warum wir auf einem komfortablen Radweg sind. Wo ein Schild ist, gibt es noch weitere. Also schaue ich mich um. Tatsächlich habe ich die große Informationstafel hinter meinem Rücken übersehen. Wir sind auf dem Gredl-Bahnradweg, einer ehemaligen Bahnlinie, die von Roth über Hilpotlstein bis Greding führte. Die Gredl war eine Schneckenbahn. Nicht etwa, weil sie so langsam war, sondern weil unter anderem Weinbergschnecken für den Weitertransport nach Frankreich transportiert wurden. Und da Schnecken, wie ich lerne, die Kraft habe, Holzkisten zu sprengen, wurden sie in Eilgut-Kurswagen versandt. Von wegen Schneckenpost.
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Hinter Alfershausen radeln wir bergauf. Die Steigung ist moderat, aber stetig, wie immer auf Bahnradwegen. Wir sind allein unterwegs, sehe ich mal von einzelnen Joggern und Hundegassiführerinnen hinter dem Ort ab. Je höher wir kommen, desto weiter reicht mein Blick. In der Ferne erheben sich kleine Bergketten. Schließlich haben wir die Höhe erreicht. Ein gespaltener Pfahl steht am Wegesrand. Es ist die Markierung für die europäische Hauptwasserstraße, die vom Schwarzwald herkommend weiter zur Fränkischen Alb verläuft. Alle Bäche und Flüsse, die nach Norden fließen, entwässern in die Nordsee, die nach Süden ins Schwarze Meer. Jetzt erinnere ich mich, dass wir am steinzeitlichen Panorama-Kino von Ernbüll schon einmal die Wasserscheide überquert hatten. Nur ging es dort wesentlich steiler hoch. Es geht halt nichts über einen komfortablen Bahnradweg und eine gute Wegführung.
Durch einen kühlenden Wald rollen wir in großen Schleifen zügig abwärts, bis uns ein Drängelgitter abbremst. Der Wegweiser zeigt an, dass es rechts nach Hilpoltstein geht. Es sind nur noch 6,5 Kilometer bis zur netten Wirtin vom Café Grimm. Doch das Schild für den Fränkischen WasserRadweg zeigt nach links, nach Heideck. Dem müssen wir folgen.
Durch einen kühlenden Wald rollen wir in großen Schleifen zügig abwärts, bis uns ein Drängelgitter abbremst. Der Wegweiser zeigt an, dass es rechts nach Hilpoltstein geht. Es sind nur noch 6,5 Kilometer bis zur netten Wirtin vom Café Grimm. Doch das Schild für den Fränkischen WasserRadweg zeigt nach links, nach Heideck. Dem müssen wir folgen.
Was mag das für eine seltsame Skulptur sein, die mitten auf dem Verkehrskreisel steht. Ich gehe näher ran und erkenne, dass es ein Vogel ist, ein Strauß, geformt aus Metall und Draht. Merkwürdig. Was hat der hier zu suchen? Ich erhalte keine Antwort. Eine lange Schlange steht in Heideck vor der Bäckerei. Da haben wir in Greding aber Glück gehabt. Am Ortsausgang steht die dazugehörige Großbäckerei. Das ist keine kleine Backstube mehr, sondern ein kleiner Industriebetrieb.
Nachdem wir den Gredl-Bahnradweg verlassen haben, geht es weiter über Berg und Tal. Mal durchqueren wir Wälder, mal geht es entlang von Hopfenfeldern. Dann steht wieder ein Strauß vor mir, diesmal in Natura. Auch einen zweiten sehe ich in dem umzäunten Gehege. Möglicherweise ist eine Straußenfarm in der Nähe. Meine Suche im Internet ergibt einen Treffer. Hinter Hilpoltstein gibt es eine. Im dortigen Farmladen gibt es unter anderem hausgemachten Likör vom Straußenei.
Nachdem wir den Gredl-Bahnradweg verlassen haben, geht es weiter über Berg und Tal. Mal durchqueren wir Wälder, mal geht es entlang von Hopfenfeldern. Dann steht wieder ein Strauß vor mir, diesmal in Natura. Auch einen zweiten sehe ich in dem umzäunten Gehege. Möglicherweise ist eine Straußenfarm in der Nähe. Meine Suche im Internet ergibt einen Treffer. Hinter Hilpoltstein gibt es eine. Im dortigen Farmladen gibt es unter anderem hausgemachten Likör vom Straußenei.
„Wo bitte geht es zum Brombachsee?“, frage ich mich. Der See muss gleich in der Nähe sein. Wir stehen an einer Straßenkreuzung, aber ich sehe keinen Wegweiser. Eine Radlerin steht neben mir, auf ihrem Gepäckträger wölbt sich eine Schwimmnudel. Sie fährt sicher zum See, also lassen wir sie vorfahren und folgen einfach.
Blau liegt der See vor uns. Segelboote gleiten gemächlich übers Wasser, Familien streben mit Pack und Sack zu ihrem Lieblingsbadeplatz. Wir haben eine Parkbank mit Tisch gefunden und breiten unser Mittagessen aus. Hinter uns rollt ein Fahrrad nach dem anderen vorbei, vor uns ziehen Fußgänger ihrer Wege. Bei diesem Verkehr war es klug, die Fußgänger von den Radfahrern zu trennen. Die Autos mussten schon lange vorher auf dem Parkplatz bleiben. Von der Fläche wie vom Speichervolumen gehört der Brombachsee zu den größten Talsperren in Deutschland. Genau genommen sitzen wir jetzt am Großen Brombachsee. Es gibt dahinter noch den Kleinen Brombachsee, welcher wiederum mit dem Altmühlsee verbunden ist. Die Seen sind zeitgleich mit dem Bau des Main-Donau-Kanals angelegt worden und dienen seiner Wasserregulierung. Soweit zur Historie. Den vielen Menschen hier am Ufer ist die eigentliche Aufgabe des Sees egal. Sie genießen das Baden im kühlen Wasser und auch die Sportsfreunde kommen voll auf ihre Kosten.
Blau liegt der See vor uns. Segelboote gleiten gemächlich übers Wasser, Familien streben mit Pack und Sack zu ihrem Lieblingsbadeplatz. Wir haben eine Parkbank mit Tisch gefunden und breiten unser Mittagessen aus. Hinter uns rollt ein Fahrrad nach dem anderen vorbei, vor uns ziehen Fußgänger ihrer Wege. Bei diesem Verkehr war es klug, die Fußgänger von den Radfahrern zu trennen. Die Autos mussten schon lange vorher auf dem Parkplatz bleiben. Von der Fläche wie vom Speichervolumen gehört der Brombachsee zu den größten Talsperren in Deutschland. Genau genommen sitzen wir jetzt am Großen Brombachsee. Es gibt dahinter noch den Kleinen Brombachsee, welcher wiederum mit dem Altmühlsee verbunden ist. Die Seen sind zeitgleich mit dem Bau des Main-Donau-Kanals angelegt worden und dienen seiner Wasserregulierung. Soweit zur Historie. Den vielen Menschen hier am Ufer ist die eigentliche Aufgabe des Sees egal. Sie genießen das Baden im kühlen Wasser und auch die Sportsfreunde kommen voll auf ihre Kosten.
Gut zehn Kilometer radeln wir entlang der beiden Seen, da wir allen Windungen des Ufers folgen müssen. Mich erschrickt, wie tief der Wasserspiegel des Großen Brombachsees gesunken ist. Der trockene und heiße Sommer fordert seinen Preis. Hinter einer Brücke verlassen wir den See und tauchen in einen grünen Tunnel entlang eines Kanals ein. Der Weg ist geteert, da rollt es sich leicht. Es ist still geworden. Die Hektik und Betriebsamkeit am Seeufer haben wir hinter uns gelassen. Fische springen, hinterlassen große Ringe auf der glatten Wasseroberfläche. Es ist eine grüne Idylle.
Beinahe hätte ich die Spitzkehre verpasst. Doch Cafer war aufmerksam und ruft mich zurück. Weit wäre ich eh nicht gekommen, den der Kanal verschwindet in einem dunklen Schlund. Der Wegweiser lässt uns einen Hügel überqueren, dann stehen wir wieder vor dem Kanal. Eine Informationstafel klärt mich auf. Wir sind am Altmühlüberleiter. Genau an dieser Stelle fließt das Wasser in einen Tunnel. Dieser führt unter der Europäischen Wasserscheide hindurch. Die haben wir jetzt zum dritten Mal überschritten.
Beinahe hätte ich die Spitzkehre verpasst. Doch Cafer war aufmerksam und ruft mich zurück. Weit wäre ich eh nicht gekommen, den der Kanal verschwindet in einem dunklen Schlund. Der Wegweiser lässt uns einen Hügel überqueren, dann stehen wir wieder vor dem Kanal. Eine Informationstafel klärt mich auf. Wir sind am Altmühlüberleiter. Genau an dieser Stelle fließt das Wasser in einen Tunnel. Dieser führt unter der Europäischen Wasserscheide hindurch. Die haben wir jetzt zum dritten Mal überschritten.
„Herzlich Willkommen in Gunzenhausen!“ Wir freuen uns über die Begrüßung, auch wenn sie nicht unbedingt uns gilt, sondern den achthundert TeilnehmerInnen der Radltour des Bayerischen Rundfunks, die hier vor zwei Tagen endete. Der große Marktplatz liegt voll in der Nachmittagssonne. Uns gelüstet es nach einem schönen Eisbecher. Die Sitzplätze im Eiscafé sind jedoch alle belegt. In einem Bistro finden wir dann doch noch einen schattigen Platz. Kaum steht der Kuchen vor mir, sitzt Lisbeth, die kleine Wespe, wieder auf dem Teller. Sie schaut mich verschmitzt an und holt sich ihren Teil vom Kuchen. Wie sie den weiten Weg von Greding bis hierher wohl geschafft hat? Es sind immerhin gut sechzig Kilometer.
Unter einem Dach von bunten Schirmen hindurch verlassen wir Gunzenhausen. Noch einmal überqueren wir die Altmühl. Wir lassen uns weiter vom Ostwind schieben. An jeder Steigung macht es sich positiv bemerkbar. Wieder einmal muss ich Cafer stoppen. Er bemerkt oft nicht die kleinen Sehenswürdigkeiten am Straßenrand. Diesmal ist es nur eine unscheinbare Mauer am Ortseingang von Kleinlellenfeld. Es ist ein Teil einer Rekonstruktion eines römischen Wachturms. Wir sind auf den Limes gestoßen. Auch ein paar Kilometer weiter, am Dennenloher See, stoßen wir auf die Rekonstruktion einer römischen Mauer.
Kurz vor 17:00 Uhr erreichen wir unser Tagesziel, Wassertrüdingen. Unsere Unterkunft ist das Radlhotel. Wir brauchen uns keine Bedenken wegen der sicheren Unterbringung unserer Räder zu machen. Eine doppelstöckige Parkanlage für Fahrräder nimmt uns die Sorge. Als ich vor zwei Jahren den Limesradweg von der Wetterau bis nach Osterburken gefahren bin, hatte ich mir vorgenommen, ihm irgendwann weiter bis nach Regensburg zu folgen. Nun weiß ich, wo ich dann eine gute Unterkunft finde.
Tag 7
Von Wassertrüdingen nach Rothenburg ob der Tauber
Unsere heutige Strecke wird kürzer sein, als an den vorangegangenen Tagen. Daher lassen wir uns Zeit mit dem Aufstehen und dem Frühstück. Hinter dem Schloss von Wassertrüdingen stoßen wir auf die Wörnitz. Ihr wollen wir bis zur Quelle folgen. Die grüne Blätterwand hoher Bäume verwehrt mir den Blick auf das ehemalige Wasserschloss. Es beherbergt ein Heim für behinderte Menschen.
Entlang der Wörnitz folgen wir dem Radweg. Er führt nach Norden. Die Kuppe eines Bergzuges dominiert rechter Hand das Flusstal. Es ist der Hesselberg, die höchste Erhebung von Mittelfranken. Mit seinen 689,4 Meter hat er es knapp verpasst in die Riege der 700er aufgenommen zu werden. Mit seiner markanten Lage ist er prädestiniert für eine Sagen- und Legendenbildung. Noch heute erzählt man sich die Geschichte von einer großen Burganlage hoch auf dem Hesselberg, die von den Hunnen niedergebrannt wurde. Die Tochter des Burgherrn kam dabei ums Leben. Sie soll immer noch mit ihrem Schlüsselbund am Gürtel auf dem Berg umher geistern. Auch sollen dort die Geister von drei verfluchten Jungfrauen hausen, die mutige Männer ansprechen, um sie, nach Erfüllung einiger schauerischer Aufgaben auf dem Berg, zu erlösen. Mir scheint, dass die Hunnen die letzten mutigen Männer in der Region waren. Sonst wären die drei lieblichen Jungfrauen schon lange erlöst.
Entlang der Wörnitz folgen wir dem Radweg. Er führt nach Norden. Die Kuppe eines Bergzuges dominiert rechter Hand das Flusstal. Es ist der Hesselberg, die höchste Erhebung von Mittelfranken. Mit seinen 689,4 Meter hat er es knapp verpasst in die Riege der 700er aufgenommen zu werden. Mit seiner markanten Lage ist er prädestiniert für eine Sagen- und Legendenbildung. Noch heute erzählt man sich die Geschichte von einer großen Burganlage hoch auf dem Hesselberg, die von den Hunnen niedergebrannt wurde. Die Tochter des Burgherrn kam dabei ums Leben. Sie soll immer noch mit ihrem Schlüsselbund am Gürtel auf dem Berg umher geistern. Auch sollen dort die Geister von drei verfluchten Jungfrauen hausen, die mutige Männer ansprechen, um sie, nach Erfüllung einiger schauerischer Aufgaben auf dem Berg, zu erlösen. Mir scheint, dass die Hunnen die letzten mutigen Männer in der Region waren. Sonst wären die drei lieblichen Jungfrauen schon lange erlöst.
Immer wieder zieht der Hesselberg meinen Blick an. Das liegt weniger an den Schauermärchen, als an seiner schönen Lage. Von dort oben soll es an besonders klaren Tagen einen tollen Blick auf die Alpen geben. Es dauert eine Zeit, bis wir ihn hinter uns gelassen haben. Neue Ausblicke folgen. „Eine Kuh macht muh, viele Kühe machen Mühe.“ Das ist bäuerlicher Humor und ich muss herzhaft über diesen Schriftzug auf der Fassade einer großen Scheune lachen.
„Fotostopp!“ Diesmal ist es Cafer, der den Ruf ausstößt. „Weißt du, welche Pflanze das ist?“, fragt er mich. Ich kann ihm keine Auskunft geben. „Das ist die männliche Pflanze vom Hanf“, klärt er mich auf. Aus den Fasern werden Seile hergestellt und aus den Blättern und Blüten Öl. Die Hanfpflanzen, die ich kenne, sehen jedoch anders aus. Er lächelt. „Ja, das ist die weibliche Pflanze, die du meinst.“ Er erzählt, dass in seinem Dorf in der Türkei auch die männliche Hanfpflanze angebaut wurde. Die weibliche Pflanze war verboten, aus bekannten Gründen. Doch die Bauern hatten in den großen Feldern immer einige versteckt angepflanzt, um ihre Pfeifchen zu füllen.
Noch einmal überqueren wir den Limes. Ein Schilderbaum verweist auf den nahegelegenen Römerpark Ruffenhofen, das Limeseum. Aber Dinkelsbühl, Feuchtwangen, Wassertrüdingen, Gunzenhausen und Irsingen sind auch im Angebot. Gleich acht Ziele in vier Richtungen, das ist ja so viel wie am Frankfurter Kreuz. Wir entscheiden uns für Dinkelsbühl.
„Fotostopp!“ Diesmal ist es Cafer, der den Ruf ausstößt. „Weißt du, welche Pflanze das ist?“, fragt er mich. Ich kann ihm keine Auskunft geben. „Das ist die männliche Pflanze vom Hanf“, klärt er mich auf. Aus den Fasern werden Seile hergestellt und aus den Blättern und Blüten Öl. Die Hanfpflanzen, die ich kenne, sehen jedoch anders aus. Er lächelt. „Ja, das ist die weibliche Pflanze, die du meinst.“ Er erzählt, dass in seinem Dorf in der Türkei auch die männliche Hanfpflanze angebaut wurde. Die weibliche Pflanze war verboten, aus bekannten Gründen. Doch die Bauern hatten in den großen Feldern immer einige versteckt angepflanzt, um ihre Pfeifchen zu füllen.
Noch einmal überqueren wir den Limes. Ein Schilderbaum verweist auf den nahegelegenen Römerpark Ruffenhofen, das Limeseum. Aber Dinkelsbühl, Feuchtwangen, Wassertrüdingen, Gunzenhausen und Irsingen sind auch im Angebot. Gleich acht Ziele in vier Richtungen, das ist ja so viel wie am Frankfurter Kreuz. Wir entscheiden uns für Dinkelsbühl.
In Ruffenhofen erwartet uns schon das nächste Schmuckstück. Es ist die St. Nikolauskirche aus dem 14. Jahrhundert. Im Jahr 1448 wurde sie geplündert, was wohl im Kirchenbuch festgehalten wurde. Vieles wurde in den Jahren danach erneuert. Auch die Glocken stammen aus dem 14. und 15. Jahrhundert. Und wie auf Bestellung schlagen diese Glocken nun uns zu Ehren zehnmal.
Die Wörnitz mäandert im breiten Tal. Wir rollen auf verkehrsarmen Nebenstraßen, die manchmal so schmal sind, dass keine zwei Autos aneinander vorbeikommen, wenn sie denn kämen. Immer wieder kommen wir durch kleine Ortschaften, über denen der Geruch der Landwirtschaft liegt. Die Grenze zu Baden-Württemberg liegt nur wenige Kilometer im Westen.
Die Wörnitz mäandert im breiten Tal. Wir rollen auf verkehrsarmen Nebenstraßen, die manchmal so schmal sind, dass keine zwei Autos aneinander vorbeikommen, wenn sie denn kämen. Immer wieder kommen wir durch kleine Ortschaften, über denen der Geruch der Landwirtschaft liegt. Die Grenze zu Baden-Württemberg liegt nur wenige Kilometer im Westen.
Viel Holz vor der Hütten, das passt doch zu Bayern. Der Radweg wird um ein riesiges Sägewerk herumgeführt. Wir hören die Sägegatter rattern und sehen den emsigen Betrieb von Maschinen auf dem Hof. Holzwerkstoff hat Konjunktur. Das sehen wir an den Stapeln von Paletten, auf denen die zugeschnittenen Bretter und Balken liegen, schön eingeschweißt in weiße Plastikfolie. Welch ein Irrsinn. Holz ist ein Naturstoff. Warum muss er in Kunststoff eingepackt werden, der nach dem Transport weggeworfen wird?
Wir nähern uns Dinkelsbühl. Das merke ich an der viel befahrenen Bundesstraße. Der Verkehr spült uns in die Stadt hinein. Auf einem Steg über die Wörnitz gelangen wir durch eines der zahlreichen Stadttore in die Altstadt. Dinkelsbühl ist eine der Perlen der Romantischen Straße. Ich kann mich an den vielfältigen Fachwerkbauten nicht satt sehen, auch wenn viele Baustellen den Blick auf die bunten Bürgerhäuser trüben. Sie strahlen den Reichtum der ehemals freien Reichsstadt aus. Am Rande des gotischen Münster St. Georg lassen wir uns in einer Brotstube nieder. Es gibt Kuchen, gerade frisch aus dem Backofen der Chefin. Und mit ihm kommt auch Lisbeth und setzt sich frech auf den Käsekuchen. Na dann guten Appetit kleine Wespe. Hoffentlich lässt du mir auch noch etwas übrig.
Wir nähern uns Dinkelsbühl. Das merke ich an der viel befahrenen Bundesstraße. Der Verkehr spült uns in die Stadt hinein. Auf einem Steg über die Wörnitz gelangen wir durch eines der zahlreichen Stadttore in die Altstadt. Dinkelsbühl ist eine der Perlen der Romantischen Straße. Ich kann mich an den vielfältigen Fachwerkbauten nicht satt sehen, auch wenn viele Baustellen den Blick auf die bunten Bürgerhäuser trüben. Sie strahlen den Reichtum der ehemals freien Reichsstadt aus. Am Rande des gotischen Münster St. Georg lassen wir uns in einer Brotstube nieder. Es gibt Kuchen, gerade frisch aus dem Backofen der Chefin. Und mit ihm kommt auch Lisbeth und setzt sich frech auf den Käsekuchen. Na dann guten Appetit kleine Wespe. Hoffentlich lässt du mir auch noch etwas übrig.
Hinter Dinkelsbühl kommen wir wieder in die freie Natur, weg von Land- und Bundesstraße, weg von städtischer Hektik. Die Wörnitz ist nur noch ein schmaler Bach, oft unter Schilf versteckt. Wie wir von zwei Radwanderern erfahren, wird der Weg nun immer weiter ansteigen. Aber der Anstieg ist moderat, leicht zu bewältigen. Feuchtwangen lassen wir rechts liegen, es wäre für uns ein Umweg. Die Sonne steht hoch und brennt. Immer wieder machen wir eine Trinkpause. Im Schatten der Friedenslinde von Wörnitz mit seiner breiten Krone ist es besonders angenehm. Dieser Baum ist erst sechzig Jahre alt, kein Alter, gemessen an seinem Vorgänger, der 1653 gepflanzt wurde und 1961 in einem Gewittersturm zerbrach. Schatten wirft aber auch eine Kirche, an deren Mauer eine Gedenktafel an das ehemalige Schulhaus erinnert, das an dieser Stelle stand. „Denket an eure Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben.“ Mir kommt sofort in den Sinn, wie die Lehrer im 19. Jahrhundert das Wort Gottes in die Köpfe der Kinder hineingeprügelt haben.
Dort oben liegt es, das Barockschloss Schillingsfürst. Ich habe es oft gesehen, wenn ich auf der A7 gefahren bin. Wahrlich majestätisch thront es auf einem Felssporn. Voller Begeisterung habe ich Cafer davon erzählt. Nun liegt es vor uns. Da heute Montag ist, ist eine Besichtigung leider nicht möglich. So begnügen wir uns mit dem Besuch der Wörnitzquelle mitten in Schillingsfürst.
Tschüss du schönes Wörnitztal, wir werden dich in guter Erinnerung behalten. Noch sind es zwanzig Kilometer bis zu unserem Etappenziel. Zum vierten Mal überqueren wir jetzt die Europäische Wasserscheide, dann geht es geradeaus auf einem Schotterweg bergab. Es ist wieder ein Bahnradweg. Der Schotter ist nicht gut für die Reifen meines Tourenrades, ich muss höllisch aufpassen. Cafer mit seinem Mountainbike hat es da leichter. Der Schotter ist auch nicht gut für die mehrköpfige Familie, die von Rothenburg o.d.T. herkommend ins Wörnitztal will. Sie quälen sich den Berg hoch, den Kindern sehe ich den Missmut an.
Irgendwann nach dem starken Gefälle geht der Schotterbelag in einen geteerten Weg über. Durch das idyllische Diebach erreichen wir den historischen Bahnhof Bockenfeld. Hier hätte ich gerne eine längere Rast gemacht. Leider ist der Ausschank der Gaststätte geschlossen. Die letzten Kilometer bis Rothenburg ob der Tauber sind ein Kinderspiel. Heute stehen nur 77 km auf dem Tacho.
Irgendwann nach dem starken Gefälle geht der Schotterbelag in einen geteerten Weg über. Durch das idyllische Diebach erreichen wir den historischen Bahnhof Bockenfeld. Hier hätte ich gerne eine längere Rast gemacht. Leider ist der Ausschank der Gaststätte geschlossen. Die letzten Kilometer bis Rothenburg ob der Tauber sind ein Kinderspiel. Heute stehen nur 77 km auf dem Tacho.
Durch das Spitaltor rollen wir ins historische Zentrum. Es geht nur langsam voran, da viele Touristen die Straße bevölkern und zusätzlich noch Autos durchfahren. Zum Glück ist unsere Unterkunft in einer der ersten Seitenstraßen. Wir werden freundlich begrüßt und fragen gleich nach der Garage für unsere Fahrräder. „Dort drüben, wo das Motorrad steht, da können Sie ihr Fahrrad abstellen“, lautet die Antwort. Wir drehen uns um und schauen entsetzt in die angegebene Richtung. Es ist ein Fahrradständer an einem schmalen Fußweg. Auf unsere ungläubige Miene kommt gleich die Antwort „Hier in Rothenburg ist es sicher, da passiert nichts.“ Sicherheitshalber montiere ich meinen Sattel ab. Der bekommt im Nu Beine. Gleich nach der Dusche packe ich meinen Gehstock aus. Der Marktplatz ist unser Ziel, dort sind die meisten Restaurants. Für solch einen Weg mit Anstieg brauche ich inzwischen eine Gehhilfe. Den Tag beschließen wir mit einem Espresso in einer Eisdiele. Eigentlich sollte man dort einen übergroßen Maßkrug in Gedenken an den Altbürgermeister Georg Nusch trinken. Er nahm im Dreißigjährigen Krieg eine Wette des feindlichen Heerführers an. Diese lautete, dass die Stadt nicht zerstört werde, wenn der Ratsherr einen Maßkrug, gefüllt mit fränkischem Wein, in einem Zuge leert. Dreieinviertel Liter sollen in dem Maßkrug gewesen sein. Na dann Prost.
Tag 8
Von Rothenburg ob der Tauber nach Tauberbischofsheim
Wir verlassen Rothenburg im frühen Sonnenschein. Durch ein Stadttor geht es steil nach unten. Ich erinnere mich, dass ich vor einigen Jahren mit dem Fahrrad hier hochgekommen bin. Oben dann der Schreck: mein Rucksack war weg. Ich hatte ihn unten beim Fotostopp auf den Gepäckträger gelegt, nun muss ihn jemand gestohlen haben. Gerade, als die Polizei eintraf, um die Diebstahlsmeldung aufzunehmen, kam ein junger Mann mit meinem Rucksack den Berg hoch und übergab ihn mir. Glück gehabt.
Diesmal gebe ich beim Fotostopp besser acht. Hoch über mir liegt die Hausreihe am Felsrand. Darunter zieht sich ein Weinberg den Hang hoch. Von dem Wein hatte sicher der Ratsherr Georg Nusch getrunken. Im Talgrund reihen sich große Fahrzeuge. Als ich die mächtige Bühne sehe, weiß ich, warum. Hier wird gerade das Tauberfestival vorbereitet. Angesichts der Größe der Bühne und der Zahl der Toilettenwagen werden wohl einige zehntausend Besucher erwartet.
Eine kleine Kirche mit einem großen Schatz. Die Dorfkirche von Detwang ist nicht nur über eintausend Jahres alt, sondern beherbergt auch einen Riemenschneideraltar. Es ist nicht der einzige in dieser Region, aber halt etwas Besonderes. Um 1500, als dieser Altar entstand, genoss Tilman Riemenschneider nicht nur als Künstler einen hervorragenden Ruf. Er war in Würzburg politisch aktiv, wurde später sogar Bürgermeister. Als Freiheitskämpfer beteiligte er sich 1525 am Bauernaufstand gegen Fürstbischof Konrad II. von Thüngen, der in der Festung Marienberg hoch über der Stadt Würzburg residierte. Der Anführer der Bauern, Götz von Berlechingen, machte sich aber vor der entscheidenden Schlacht aus dem Staub. Die Niederlage der Bauern und der Würzburger Bürger war vernichtend. Tilman Riemenschneider wurde zwar nach zwei Monaten Kerkerhaft in Freiheit entlassen, erhielt aber keine großen Aufträge mehr.
Ich kann noch einen letzten Blick auf einen Turm von Rothenburg hoch über mir werfen, dann windet sich die Tauber in ein immer engeres Tal hinein. Das große Mühlrad wirft seinen Schatten an die Hauswand einer alten Mühle. Es dreht sich nicht mehr. Insgesamt fünfzehn Mühlen habe ich auf dem Weg von oben bis hierher gezählt. Die Tauber hat ein starkes Gefälle, da steckt jede Menge Kraft drin. Leider wird diese Kraft heute nicht mehr genutzt.
Der Radweg windet sich neben dem Fluss durch das enge Tal. Mal geht es über eine Brücke auf die rechte Talseite, mal auf die linke. Dabei nimmt er auch jede Höhe mit, wenn es im Talgrund zu eng wird. Die Sonnenblumen auf kleinen Feldern am Hang recken ihre Köpfe zur Sonne hin. In Creglingen machen wir einen Versorgungsstopp. Die Wasservorräte müssen aufgefüllt werden, der Bargeldvorrat auch und an einem Reifen fehlt die Kappe vom Ventil. In einer Autowerkstatt wird mir sofort geholfen.
Ich kann noch einen letzten Blick auf einen Turm von Rothenburg hoch über mir werfen, dann windet sich die Tauber in ein immer engeres Tal hinein. Das große Mühlrad wirft seinen Schatten an die Hauswand einer alten Mühle. Es dreht sich nicht mehr. Insgesamt fünfzehn Mühlen habe ich auf dem Weg von oben bis hierher gezählt. Die Tauber hat ein starkes Gefälle, da steckt jede Menge Kraft drin. Leider wird diese Kraft heute nicht mehr genutzt.
Der Radweg windet sich neben dem Fluss durch das enge Tal. Mal geht es über eine Brücke auf die rechte Talseite, mal auf die linke. Dabei nimmt er auch jede Höhe mit, wenn es im Talgrund zu eng wird. Die Sonnenblumen auf kleinen Feldern am Hang recken ihre Köpfe zur Sonne hin. In Creglingen machen wir einen Versorgungsstopp. Die Wasservorräte müssen aufgefüllt werden, der Bargeldvorrat auch und an einem Reifen fehlt die Kappe vom Ventil. In einer Autowerkstatt wird mir sofort geholfen.
Hinter Klingen knickt die Tauber nach Westen ab. Das Tal wird breiter. Irgendwie haben wir in Röttingen den Abzweig verpasst. Jetzt radeln wir auf der Landstraße, Autos brausen vorbei, zwingen mich, mehr auf die Straße als auf die Landschaft zu achten. Nach zwei Kilometern sehe ich eine alte Brücke über die Tauber. Nun können wir endlich die Landstraße verlassen. Auf der Brücke machen wir kurz Halt. Nepomuk, der allgegenwärtige Brückenheilige im Frankenland, steht schön im Licht. Da kann ich nicht einfach vorbeifahren. Gleich hinter der Brücke folgt der nächste Stopp. Ein kleines privates Museum der fränkischen Trinkkultur mit Bierflaschen, Maßkrügen und Bocksbeuteln ist, wohl geschützt hinter einem Zaun, aufgebaut. Und so mancher Nippes aus Keramik hat auch seinen Platz gefunden. Ich vergleiche meine Uhr im Fahrraddisplay mit der Sonnenuhr. Meine Uhr geht fünf Minuten nach.
Vor uns liegt Weickersheim. Hier wollen wir eine größere Pause machen. Doch am Ortseingang gibt es erst mal einen Stopp. Mir fällt ein großflächiges Graffiti auf einem Trafohäuschen auf. Es ist noch in Arbeit, eine Leiter steht davor. Dann sehe ich die Gruppe, die eifrig mit Spraydosen hantiert. Ich erfahre, dass Jugendliche im Rahmen des Ferienprogramms der Stadt unter Anleitung eines Künstlers die Wände verzieren. Die Weintrauben und der Gnom gehören zu Weickersheim, wie ich erfahre. Das Ganze ist eine gute Idee, finde ich.
Der Marktplatz ist, wie bei allen Städten, die wir bisher besucht hatten, sehr groß, fast wie ein Paradeplatz. Das passt zu dem Schloss gegenüber der Kirche. Unter den Sonnenschirmen eines Cafés finden wir einen Schattenplatz. Nein, frischen Kuchen gibt es nicht. Vom Kuchen von gestern können wir ein Stück haben, kostenlos. Das Angebot nehmen wir an. Ganz so trocken sei er doch nicht, meint die inzwischen eingetroffene Wespe Lisbeth und bedient sich. Wir haben uns mittlerweile aneinander gewöhnt, wobei das eher meine Sache ist. Lisbeth hatte von Anfang unserer Begegnung an keine Berührungsängste. Auf dem Platz und auch im Vorhof des Schlosses stehen Skulpturen von jungen Frauen, Venus lässt grüßen. Aber manche sind auch bekleidet. Ich erheische einen kleinen Blick in den prächtigen Schlossgarten. Das Foto von dem Gnom stammt aus dem Jahr 2014, als ich mit Renate hier war. Die Betreuerin des Ferienprogramms hat mich ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, dass der Gnom das Schloss und den Garten ziert.
Nun häufen sich die Weinberge an den Hängen. Wir begegnen vielen Radwanderern in beiden Richtungen. Auf dem letzten Abschnitt bis zum Tagesziel fahre ich sehr zügig. Ich habe heute einen Durchhänger. Die Anstrengungen der letzten Tage stecken mir in den Waden. Während ich durchs Tal radele, wandern düstere Gedanken durch meinen Kopf. Eine so lange Radtour habe ich noch nicht gemacht. Täglich zwischen 80 und 100 Kilometer auf dem Sattel, ist das nicht zu anstrengend für mich? Bin ja nicht mehr der Jüngste. Meine Gesundheit hat in den 73 Lebensjahren auch schon gelitten. Gibt es ein Ausstiegsszenario trotz der vier weiteren gebuchten Unterkünfte? Andererseits: Ich bin gemeinsam mit Cafer unterwegs. Kann ich ihm das zumuten? Das heiße Wetter ist auch nicht gerade förderlich und drückt aufs Gemüt. Ich brauche auf jeden Fall heute eine lange Pause.
Das Tal ist grün und breit. Das Erste, was ich von Tauberbischofsheim sehe, ist die große Talbrücke der A7, die das Tal überspannt. Danach zeigen sich die Kirchtürme. Nach einer Runde durch das Stadtzentrum geht es in die Eisdiele. Ich strecke die Füße von mir und genieße den Eisbecher. Er kühlt und lenkt mich ab von der Anstrengung. „Ach da bist du ja“, sage ich zu Lisbeth, die verspätet auf meinem Eisbecher landet. „Damit hast du wohl nicht gerechnet, dass ich schon um 16:00 Uhr hier sitze.“
Heute können wir die Fahrräder über Nacht sicher in der Hotelgarage abstellen. Der Staub von 664 Kilometer liegt auf Rahmen und Satteltaschen. Nach dem Abendessen falle ich in einen tiefen Schlaf.
Das Tal ist grün und breit. Das Erste, was ich von Tauberbischofsheim sehe, ist die große Talbrücke der A7, die das Tal überspannt. Danach zeigen sich die Kirchtürme. Nach einer Runde durch das Stadtzentrum geht es in die Eisdiele. Ich strecke die Füße von mir und genieße den Eisbecher. Er kühlt und lenkt mich ab von der Anstrengung. „Ach da bist du ja“, sage ich zu Lisbeth, die verspätet auf meinem Eisbecher landet. „Damit hast du wohl nicht gerechnet, dass ich schon um 16:00 Uhr hier sitze.“
Heute können wir die Fahrräder über Nacht sicher in der Hotelgarage abstellen. Der Staub von 664 Kilometer liegt auf Rahmen und Satteltaschen. Nach dem Abendessen falle ich in einen tiefen Schlaf.