Mit dem Rollator Zeeland entdecken
August 2024
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Gleich drei Pferde hält das Mädchen an den Zügeln. Es sind Ackergäule, keine Turnierpferde, mit buscheligen Haaren an den Fesseln. Der Schweif der Pferde ist geflochten und verziert. Das Mädchen lächelt und tritt etwas zur Seite, damit ich mit dem Rollator auf dem schmalen Weg weiter vorankomme. Lieber wäre ich mit meinem Fahrrad hier, so wie ursprünglich geplant. Aber die große Operation an Pfingsten hat meine Pläne durchkreuzt.
Ich lasse mich an einer freien Stelle des Parcours nieder und betrachte die Szenerie. Wir sind erst vor einer Dreiviertelstunde in unserer Ferienwohnung angekommen. Monika, die nette Vermieterin, hat uns geraten, nicht erst auszupacken, sondern gleich zurück ins Zentrum zu fahren. Heute findet neben der Kirche das Ringreiten statt. Und da sind wir jetzt, Renate und ich, und jede Menge Pferde. Gerade startet eine junge Frau, weiß gekleidet mit oranger Schärpe. Genau achtzehn Meter sind es bis zum Ziel, einem kleinen Ring in zweimeterzwanzig Höhe, den sie im Galopp mit ihrer Lanze aufspießen muss. Der auf der Straße aufgehäufte Sand spritzt unter den schweren Hufen des Pferdes hoch. Dann ein Freudenschrei. Sie hat den Ring mit der dünnen Spitze ihrer Lanze aufgespießt. Der Wettbewerb hat schon am Morgen begonnen. Der erste Ring hatte noch 38 mm Durchmesser, der aktuelle vielleicht 20 mm, der letzte wird 10 mm Durchmesser haben. Ein anerkennendes kurzes Klatschen der Zuschauer zollt ihr Respekt. Auf der großen Tafel wird das Ergebnis notiert. Viele Zählreihen stehen schon da, und viele weitere Reihen sind noch offen. Zwei Mannschaften zu je 5 Reitern und 5 Reiterinnen treten gegeneinander an. Die Männer sind deutlich älter und zielsicherer. Aber die jungen Frauen kämpfen umso erbitterter. Das Ringreiten ist ein uralter Bauernsport auf Zeeland, früher durften nur Ledige daran teilnehmen. Ob alle Männer noch ledig sind, sei dahingestellt, die jungen Frauen schon eher. Auch wenn die Feldarbeit heute mit Maschinen vonstattengeht, halten sich viele Bauern noch diese Pferderasse, Zeeländische Knollen genannt. Wir bleiben nicht bis zum Schluss, der Wettbewerb wird noch zwei bis drei Stunden dauern. Im Restaurant nebenan gönnt sich Renate eine erste Portion Kibbeling und ich einen leckeren Apfelkuchen, beides regionale Spezialitäten.
Ich lasse mich an einer freien Stelle des Parcours nieder und betrachte die Szenerie. Wir sind erst vor einer Dreiviertelstunde in unserer Ferienwohnung angekommen. Monika, die nette Vermieterin, hat uns geraten, nicht erst auszupacken, sondern gleich zurück ins Zentrum zu fahren. Heute findet neben der Kirche das Ringreiten statt. Und da sind wir jetzt, Renate und ich, und jede Menge Pferde. Gerade startet eine junge Frau, weiß gekleidet mit oranger Schärpe. Genau achtzehn Meter sind es bis zum Ziel, einem kleinen Ring in zweimeterzwanzig Höhe, den sie im Galopp mit ihrer Lanze aufspießen muss. Der auf der Straße aufgehäufte Sand spritzt unter den schweren Hufen des Pferdes hoch. Dann ein Freudenschrei. Sie hat den Ring mit der dünnen Spitze ihrer Lanze aufgespießt. Der Wettbewerb hat schon am Morgen begonnen. Der erste Ring hatte noch 38 mm Durchmesser, der aktuelle vielleicht 20 mm, der letzte wird 10 mm Durchmesser haben. Ein anerkennendes kurzes Klatschen der Zuschauer zollt ihr Respekt. Auf der großen Tafel wird das Ergebnis notiert. Viele Zählreihen stehen schon da, und viele weitere Reihen sind noch offen. Zwei Mannschaften zu je 5 Reitern und 5 Reiterinnen treten gegeneinander an. Die Männer sind deutlich älter und zielsicherer. Aber die jungen Frauen kämpfen umso erbitterter. Das Ringreiten ist ein uralter Bauernsport auf Zeeland, früher durften nur Ledige daran teilnehmen. Ob alle Männer noch ledig sind, sei dahingestellt, die jungen Frauen schon eher. Auch wenn die Feldarbeit heute mit Maschinen vonstattengeht, halten sich viele Bauern noch diese Pferderasse, Zeeländische Knollen genannt. Wir bleiben nicht bis zum Schluss, der Wettbewerb wird noch zwei bis drei Stunden dauern. Im Restaurant nebenan gönnt sich Renate eine erste Portion Kibbeling und ich einen leckeren Apfelkuchen, beides regionale Spezialitäten.
Auf dem großen Parkplatz gibt es am frühen Abend wieder genügend Parkplätze. Eine Holztreppe führt über die hohe Düne. Dann habe ich freien Blick auf einen elendig langen Sandstrand und dahinter das Meer. Halt, nicht das „Meer“, sondern die „See“. Für mich als Binnenländer ist es klar: Das Meer ist die Nordsee, denn die ist bekanntlich ein Meer. Der See ist das Binnengewässer auf der anderen Seite der Düne. Doch hier ist es anders herum, wie wir im Strandpavillon Lekker belehrt werden. Die See ist die Nordsee, basta. Und über den Strand reitet gerade eine Gruppe Reiter und Reiterinnen Richtung Wasser. Im Moment ist der Strand ziemlich leer, aber selbst an heißen Wochenenden bietet er genügend Platz für Sonnenhungrige und Wassersportbegeisterte, ohne dass sie eng aneinander liegen. Jetzt am Abend bläst ein kühler Wind. Wir sind froh, dass wir im Windschatten der Scheiben des Strandpavillons sitzen und entspannen können. Er ist groß und geräumig. Sieben solcher Strandpavillons zieren die Strände von Walcheren zwischen Vrouwenpolder und Zoutelande. Als wir zurückfahren, räumt die Feuerwehr vor der Kirche die letzten Reste vom Ringreiten weg. Ein leichter Regen benetzt die Frontscheibe.
Vrouwenpolder liegt auf Walcheren, einer Halbinsel von Zeeland. Überhaupt: Zeeland besteht nur aus Inseln und Halbinseln mit endlosen Stränden und viel Küstenlinie im Südwesten der Niederlande.
Domburg hat den Ruf, das Kampen der Niederlande zu sein. Also nichts wie hin.... Schon auf dem Weg dorthin stelle ich fest, dass hier auf Walcheren mehr Fahrräder unterwegs sind als Autos. Über holpriges Pflaster schiebe ich den Rollator Richtung Zentrum. Klein sind die schmucken Häuser, ducken sich vor dem steten Wind. Allenthalben werden Ferienwohnungen angeboten. Endlich erreichen wir den kleinen Marktplatz. Doch wo um alles in der Welt kommen plötzlich diese Menschenmassen her? Schulter an Schulter schieben sie sich durch die Fußgängerzone, wir werden mit geschoben. Sind wir hier in Heidelberg? Oder Rüdesheim? Eigentlich hätten mich die großen Parkplätze zu ebenso großem Preis am Rande des Zentrums schon warnen müssen. Gewiss, Domburg soll sehr schön sein. Aber davon ist in der Fußgängerzone nichts zu sehen. Rechts und links säumen Frittenbuden, Käsestände mit astronomischen Preisen, Kleiderständer, Erdbeerkisten und Poffertjes-Buden den Weg. Vor der markanten Kirche biegen wir ab und flüchten zurück zum Auto. Von den Parkplätzen rund um den Ort strömen Touristen mit Sonnenschirmen, Liegestühlen und sonstigen üblichen Accessoires zum Strand. In der Hoffnung, dass Westkapelle eine ruhigere Atmosphäre hat, fahren wir weiter.
Entlang des Deichs führt eine schmale Straße aus Domburg heraus. Ab und zu passieren wir vollbesetzte Parkplätze. Dann führt die Straße auf die Deichkrone. Rechter Hand liegt die Nordsee. Buhnen sind zum Schutz der Küste ins Wasser gebaut. Vor Westkapelle führt eine Straße über den Deich an den Strand. Wohnmobile reihen sich entlang der Straße, bis diese sich im Flugsand verliert. Auch wir reihen uns ein. Schnell sind Sonnenschirm und Sitzgelegenheit aufgebaut mit freiem Blick auf den breiten Sandstrand und die Nordsee. Große Schiffe ziehen dort draußen vorbei. Der Strand mit dem feinen Sand ist schier menschenleer. Die wenigen Sonnenhungrigen verlieren sich im weiten Raum. Kitesurfer lassen sich von ihren bunten Lenkdrachen im kräftigen Wind übers Wasser jagen und ein Urlauber läuft hinter seinem Sonnenschirm her, der sich vom Wind beflügelt selbständig gemacht hat. Weit draußen drehen sich dutzende Windräder in einem Offshore-Windpark.
Linker Hand der Landstraße erstreckt sich ein Vogelparadies, lauter kleine Tümpel bis zum Ortsrand von Westkapelle. Es sind Hinterlassenschaften des Deichbruchs von 1944. Schon von weitem ist der hohe Leuchtturm zu sehen. 52 Meter hoch ragt er über Stadt und Düne. Wer gut zu Fuß ist, kann die 218 Stufen nach oben erklimmen. Aus dem Alter bin ich raus. Aber die Geschichte des Turmes ist spannend. Ursprünglich war es der Kirchturm eines Klosters, errichtet im fünfzehnten Jahrhundert. 1818 wurde auf die Turmspitze ein sogenanntes Küstenlicht gebaut. Als die Kirche wenige Jahre später abbrannte, blieb der Turm erhalten. Für die Sicherheit der Schifffahrt wurde das Leuchtfeuer immer wieder verstärkt. Heute verbreitet es so viel Licht wie 2,6 Millionen Kerzen. Sein Licht ist schon aus 52 Kilometern Entfernung zu sehen. Auch die deutsche Wehrmacht nutzte ihn, bis sie von den Alliierten vertrieben wurde. Ein Soldatenfriedhof hinter dem Turm erinnert an diese unselige Zeit.
Was macht der Panzer auf dem Deich? Im November 1944 landeten an dieser Küste die Alliierten. Ein Denkmal am Fuß des Deichs erinnert daran, ebenso der Panzer und der Nachbau eines Landungsbootes. Kinder klettern auf dem Panzer, haben ihn als Spielgerät auserkoren. Sie wissen nicht um Krieg und Tod von damals und auch nicht von heute in der Ukraine und anderswo. Ich hoffe, dass sie von ihren Eltern aufgeklärt werden. |
Westkapelle ist, wie wir feststellen, das Gegenteil von Domburg. Das Örtchen ist ruhig und nicht überlaufen. Wir lassen uns in dem kleinen Restaurant am Deich nieder. Während Renate die Gelegenheit nutzt, um Schwimmen zu gehen, genieße ich die Ruhe. Die hölzerne Treppe über den Radweg und hinauf zum Panzer auf dem Deich wird von vielen Besuchern genutzt. Für mich genügend Szenerie zum Schauen. Wie wichtig der Leuchtturm für die Schifffahrt ist, zeigt das rostige Überbleibsel eines gestrandeten Schiffes, das neben dem Museumscafé am Deichfuß steht.
Ich erklimme die Treppenstufen hoch zum Panzer. Mein Blick kreist über die kleine Bucht mit dem weißen Sandstrand und den Badenden. Weiter über die Westerschelde den Verlauf des Deiches entlang, dann über die roten Dächer von Westkapelle, der Windmühle mittendrin, und bleibe schließlich am großen Leuchtturm mit dem Küstenfeuer hängen. Der Ausblick ist fantastisch. Die Bucht mit dem Sandstrand gibt es übrigens erst seit 1945. Sie ist entstanden durch die Deichschließung, nachdem durch das ständige Bombardement der alliierten Flugzeuge der Deich 1944 durchbrochen hatte und die Flut das Hinterland überschwemmte.
Ich erklimme die Treppenstufen hoch zum Panzer. Mein Blick kreist über die kleine Bucht mit dem weißen Sandstrand und den Badenden. Weiter über die Westerschelde den Verlauf des Deiches entlang, dann über die roten Dächer von Westkapelle, der Windmühle mittendrin, und bleibe schließlich am großen Leuchtturm mit dem Küstenfeuer hängen. Der Ausblick ist fantastisch. Die Bucht mit dem Sandstrand gibt es übrigens erst seit 1945. Sie ist entstanden durch die Deichschließung, nachdem durch das ständige Bombardement der alliierten Flugzeuge der Deich 1944 durchbrochen hatte und die Flut das Hinterland überschwemmte.
Auch sonst bietet uns der kleine Ort einige schöne Events in den zwei Wochen. Da heißt es einmal zum Beispiel „4 PK auf dem Deich“. PK heißt Pferdestärken, so die Bedienung im Café. Aber ich sehe auf dem Deich eine Parade von alten und neuen Traktoren und Motorrädern, die deutlich mehr als 4 Pferdestärken auf die Straße bringen. Ein andermal erwartet uns ein Straßenflohmarkt und dazu eine bunte Drachenparade am Strand. Mit einer großen Portion Eis, das in der Hitze des Tages schneller schmilzt, als ich lecken kann, und einem genügend großen Speicherchip in der Kamera lässt sich das Schauspiel eine gute Stunde lang beobachten.
Auf dem Weg zum Parkplatz macht Renate mich auf Pfosten vor einigen Häusern aufmerksam. Sie sind verziert, manche auch farbig. Diese Pfosten heißen Glinten und dienten der Abgrenzung des Grundstücks zur Straße hin. Die Glinten sind eine Besonderheit von Westkapelle und zählen zum kulturellen Erbe des Ortes. Wir verlassen Westkapelle auf der Straße, die quer durch Walcheren führt. Ein einsames Blumenfeld erstreckt sich weit zwischen Wiesen und Weiden.
Über Jahrhunderte trotzten die Menschen auf Zeeland der Nordsee. Bis ins 20. Jahrhundert hinein verwüsteten Sturmfluten Stadt und Land. Dennoch wurden die Häuser wiederaufgebaut und die Felder neu bewirtschaftet. Heute schützen hohe Deiche die Küste und mächtige Sperrwerke halten Sturmfluten davor zurück, über die Oosterschelde tief ins Mündungsdelta einzudringen. Kilometerweit fahren wir über die Brücke neben dem ersten Sperrwerk, bis wir die kleine Insel Neeltje Jans erreichen. Diese Insel war ursprünglich eine Sandbank, die zum Bau des Sturmflutwehres Oosterscheldekering als Arbeitsinsel aufgeschüttet wurde. Neun Kilometer ist dieses Sperrwerk lang, 65 Betonpfeiler sind in den Meeresboden gerammt und betoniert, um gewaltige Tore zu halten. Zweiundvierzig Meter ist solch ein Tor breit und zwischen sechs und 12 Meter hoch. 1986 fertiggestellt mussten sie zum Glück seit ihrem Bau noch nie ihre Stärke. Dennoch werden sie immer wieder geschlossen, um die Betriebssicherheit zu prüfen.
Eigentlich wollen wir in das Delta-Museum, das die Geschichte der Sperrwerke zeigt. Aber angesichts der langen Schlange von Wartenden schrecken wir davor zurück. Stattdessen fahren wir auf die Seeseite der Insel. Von dort können wir das Sperrwerk sehen. Eine Gruppe von Touristen klaubt etwas von den Steinen zwischen den Buhnen auf. Als sie uns entgegenkommen, erzählen sie uns, dass sie Algen gesammelt haben. Sie machen gerade einen Kochkurs. Vielleicht kombinieren sie diese zu einem Gericht mit den Muscheln, die hier angebaut werden. Leider (oder zum Glück) laden sie uns nicht zum Essen ein.
Eigentlich wollen wir in das Delta-Museum, das die Geschichte der Sperrwerke zeigt. Aber angesichts der langen Schlange von Wartenden schrecken wir davor zurück. Stattdessen fahren wir auf die Seeseite der Insel. Von dort können wir das Sperrwerk sehen. Eine Gruppe von Touristen klaubt etwas von den Steinen zwischen den Buhnen auf. Als sie uns entgegenkommen, erzählen sie uns, dass sie Algen gesammelt haben. Sie machen gerade einen Kochkurs. Vielleicht kombinieren sie diese zu einem Gericht mit den Muscheln, die hier angebaut werden. Leider (oder zum Glück) laden sie uns nicht zum Essen ein.
Es ist still hier, ungewöhnlich still. Plötzlich schnattert die zehnköpfige Gänseschar. Auf dem Wasser ist viel los: Die weißen Segel einer Segelschule, der große Ausflugsdampfer, bunte Windsurfer, Standup-Paddler, kleine tuckernde Motorboote, Möwen, die auf einen Happen lauern und immer wieder Segelboote von groß bis klein. Auch die Fähre von Veere meldet sich ab und zu mit ihrem Horn. Heute ist Urlaubsfeeling pur angesagt. Unter dem Sonnenschirm beobachte ich das bunte Treiben und der Eismann freut sich, dass wir gute Kunden sind. Es ist Hochsaison. Doch auf der weiten Liegewiese verlieren sich die Sonnenhungrigen. Der Vorteil von Zeeland ist, dass es entlang der Schelde so viele Strände an Nordsee und Binnenmeer gibt, dass der Massentourismus nicht stört (es sei denn, man wolle unbedingt an den Strand von Domburg). Die Strandhäuser hinter meinem Rücken und weiter die Wasserlinie entlang zeigen mir aber sehr deutlich, dass es sich hier nicht um die billigste Wohngegend Hollands handelt. Jenseits der Wasserlinie und den Feriensiedlungen erstrecken sind kilometerlange Felder. Landwirtschaft, Strandtourismus und idyllische Städtchen, das ist Zeeland. Ich lasse meine Gedanken schweifen, sie von den vorbeiziehenden Segelschiffen mitnehmen, weit in die Ferne, in die Vergangenheit und die Zukunft. Eigentlich sollte es ein Fahrradurlaub werden. Im Februar haben wir die Ferienwohnung gebucht, ich habe mir Fahrradkarten besorgt und Pläne für schöne Radtouren, allein und zu zweit, gemacht. Dann kam der Wirbelbruch an Ostern und alles wurde anders. Vier Monate Schmerzen vor und nach der Operation und die Ansage, die Füße stillzuhalten, bis die OP-Wunden verheilt und Kraft wie Kondition wiederhergestellt sind. Aber noch schlimmer wirkt, dass ich künftig Stürze vermeiden muss, da ich jederzeit wieder mit einem Wirbelbuch rechnen kann. So schaue ich sehnsüchtig den Fahrradfahrern nach, die allenthalben ihre Runden ziehen.
Der starke böige Wind am Morgen hat die letzten Regentropfen der Nacht mitgenommen. Die Äste der Korkenzieherweide biegen sich nach Osten. Sie zeigen uns den Weg nach Veere. Schon von Weitem grüßt schon wieder ein massiver Kirchturm. Wenn ich spontan die Orte von Walcheren und Zeeland beschreiben sollte, dann fallen mir sofort diese gewaltigen Bauwerke ein. Sie passen so gar nicht zu den kleinen Häusern, die sich hinter den Deich ducken. Egal ob in Zierikzee, in Veere, in Domburg, in Oostkapelle oder Westkapelle, überall stehen diese scheinbar überdimensionierten Türme. Sie sind Jahrhunderte alt, hatten früher alle ein Kirchenschiff und eine Sakristei. Wir fragen uns, warum sie so massiv gebaut sind. Vielleicht waren die Kirchentürme einst Fluchtburgen, die den Menschen Schutz bei Sturmfluten boten. Heute prägen sie immer noch das Ortsbild.
Auf dem Parkplatz am Walcheren-Kanal (Tageskarte 13 €) sind noch viele Plätze frei. Der Weg ins nahegelegene Zentrum ist mit dem Rollator leicht zu bewältigen. Umso mühsamer ist der Weg im Städtchen für mich. Kopfsteinpflaster und Rollator sind wie Hund und Katz zueinander. Ein prächtiges Torgebäude zieht meinen Blick an. Es ist das Campveersche Tor. Es beherbergt heute ein Romantik-Hotel. Hinter dem Tordurchgang stoße ich zuerst auf zwei Lafetten mit Kanonen. Auch auf der anderen Seite des Hafeneingangs weisen Kanonen auf das Veerse Meer. Die Stadt ist meerseitig gut bewacht.
Auf dem Parkplatz am Walcheren-Kanal (Tageskarte 13 €) sind noch viele Plätze frei. Der Weg ins nahegelegene Zentrum ist mit dem Rollator leicht zu bewältigen. Umso mühsamer ist der Weg im Städtchen für mich. Kopfsteinpflaster und Rollator sind wie Hund und Katz zueinander. Ein prächtiges Torgebäude zieht meinen Blick an. Es ist das Campveersche Tor. Es beherbergt heute ein Romantik-Hotel. Hinter dem Tordurchgang stoße ich zuerst auf zwei Lafetten mit Kanonen. Auch auf der anderen Seite des Hafeneingangs weisen Kanonen auf das Veerse Meer. Die Stadt ist meerseitig gut bewacht.
Am Landungssteg liegt gerade der Ausflugsdampfer. Stündlich legt er zur Rundfahrt ab. Das darf uns nicht entgehen und so lassen wir uns auf dem Sonnendeck mit schönem Blick auf Stadt und Veerse Meer durchlüften. Langsam reißt die graue Wolkendecke auf und gibt den Blick auf blaue Himmelsfetzen frei. Von Bord aus zeigt sich nochmals, wie der Turm der Grote Kerk neben der schlanken Rathausspitze die Stadtsilhouette prägt.
Heute ist wenig los in Veere. Das 1600-Seelen-Städtchen, Verwaltungszentrum des nördlichen Walcheren, blickt eine auf wechselvolle Geschichte zurück. Bis ins 18. Jahrhundert, als das Veerse Meer noch ein mit der Nordsee verbundener Teil der Schelde war, galt die Stadt als eine der bedeutendsten Handelsstädte an Hollands Küste. Schottische Händler ließen sich nieder, bauten am Hafen prächtige Häuser und lagerten Lachs und Schafwolle in ihren Kellern. Ein Schaf in Stein gemeißelt ziert die Fassade eines der prächtigen Schottenhäuser. Zu Spitzenzeiten wurden bis zu 50 Schiffe täglich ausgeladen. Die Zölle gingen ans spanische Königshaus, dessen Herrschaftsgebiet bis hierher reichte. Das missfiel den erstarkenden Holländern. Also sagten sie sich von der spanischen Krone los. Das wiederum war nicht im Sinne des spanischen Königs und so schickte er eine kleine Armada nach Veere, um seinen Herrschaftsanspruch geltend zu machen. Seine Soldaten hatten schnell die Stadt besetzt, aber nicht mit der List der Fischer gerechnet. Diese setzten die spanischen Schiffe in Brand. Die Spanier eilten zurück zu ihren Schiffen um zu retten, was zu retten war. Fürderhin warden die Spanier in Veere nicht mehr gesehen.
Noch eine lange Zeit konnten die Veerer Herren ihren Reichtum genießen, dann war es aus mit der luxuriösen Herrlichkeit. Die Nordsee spülte im Laufe der Jahrhunderte immer mehr Sand ins Mündungsdelta, bis die Schifffahrt zum Erliegen kam. Veere verfiel in einen Dornröschenschlaf. Erst mit dem Kuss des Tourismus blühte die alte Schönheit wieder auf. Ein historischer Markt, wöchentlich im Sommer, erinnert an die alte Zeit. Dann ist die Stadt so voller Touristen, dass die Bewohner den Markt als „hysterischen Markt“ bezeichnen.
Vorbei an dem neoklassizistischen Rathaus mit dem schlanken Turm erreichen wir den Marktplatz. Wo bei uns der Wetterhahn die Kirchturmspitze ziert, zeigt hier ein güldenes Segelschiff an, woher der Wind weht. Er kommt heute von Nordwesten. Rund um den Marktplatz wird in kleinen Läden viel typisch und untypisch Holländisches angeboten. Die Stadt lebt halt vom Tourismus.
Noch eine lange Zeit konnten die Veerer Herren ihren Reichtum genießen, dann war es aus mit der luxuriösen Herrlichkeit. Die Nordsee spülte im Laufe der Jahrhunderte immer mehr Sand ins Mündungsdelta, bis die Schifffahrt zum Erliegen kam. Veere verfiel in einen Dornröschenschlaf. Erst mit dem Kuss des Tourismus blühte die alte Schönheit wieder auf. Ein historischer Markt, wöchentlich im Sommer, erinnert an die alte Zeit. Dann ist die Stadt so voller Touristen, dass die Bewohner den Markt als „hysterischen Markt“ bezeichnen.
Vorbei an dem neoklassizistischen Rathaus mit dem schlanken Turm erreichen wir den Marktplatz. Wo bei uns der Wetterhahn die Kirchturmspitze ziert, zeigt hier ein güldenes Segelschiff an, woher der Wind weht. Er kommt heute von Nordwesten. Rund um den Marktplatz wird in kleinen Läden viel typisch und untypisch Holländisches angeboten. Die Stadt lebt halt vom Tourismus.
Zum Abschluss wollen wir noch in die Grote Kerk, die mit dem großen Turm. Es ist 17 Uhr 30. Mit Bedauern wird uns gesagt, dass für Besucher seit 17 Uhr geschlossen sei. Auf unsere Bitte hin dürfen wir aber einen Blick ins Innere werfen. Das Kirchenschiff ist genauso gewaltig, wie der Turm. Aber statt Kirchenbänken sind Installationen aufgebaut. Das Gebäude ist heutzutage ein Kunst-, Kultur- und Geschichtszentrum. Die Statuen der edlen Veerer Damen und Herren aus der Blütezeit der Stadt stehen in einer Seitenapsis. Wir bedanken uns höflich und machen uns auf den Heimweg.
Dicke Regentropfen malen dunkle Kreise auf das Straßenpflaster. Erst sind es einzelne, dann gesellen sich weitere hinzu, bis sie alle ineinander verschmelzen. Ich suche Schutz unter einem Vordach, so wie andere auch. Nach einigen Minuten ist der Schauer vorbeigezogen, die Menschen gehen weiter ihren gewohnten Gang.
Die Altstadt von Vlissingen ist ein Gemisch aus alten und neuen Gebäuden. Kein Wunder, viele Kriege haben hier ihre Wunden hinterlassen. Allein in den letzten vierhundert Jahren wechselte die Stadt vielfach zwischen spanischer, französischer, englischer und deutscher Besatzung, um nun endlich niederländisch zu bleiben. Schon 1809 zerstörten englische Truppen die Stadt fast vollständig, und im Zweiten Weltkrieg war der Hafen von Vlissingen Ziel deutscher Bomben.
Das kleine Atelier von Anne Hollestelle und Albert van de Korput in der Sint Jacobsstraat fällt mir gleich ins Auge. Mir gefallen besonders die Schnitzereien aus Strandgutholz, während Renate sich den Gemälden und Ton-Objekten zuwendet. Sie ist gleich mit dem Künstler im Gespräch.
Die Altstadt von Vlissingen ist ein Gemisch aus alten und neuen Gebäuden. Kein Wunder, viele Kriege haben hier ihre Wunden hinterlassen. Allein in den letzten vierhundert Jahren wechselte die Stadt vielfach zwischen spanischer, französischer, englischer und deutscher Besatzung, um nun endlich niederländisch zu bleiben. Schon 1809 zerstörten englische Truppen die Stadt fast vollständig, und im Zweiten Weltkrieg war der Hafen von Vlissingen Ziel deutscher Bomben.
Das kleine Atelier von Anne Hollestelle und Albert van de Korput in der Sint Jacobsstraat fällt mir gleich ins Auge. Mir gefallen besonders die Schnitzereien aus Strandgutholz, während Renate sich den Gemälden und Ton-Objekten zuwendet. Sie ist gleich mit dem Künstler im Gespräch.
Es ist Vormittag. Noch ist es ruhig in den Straßen. Ich kann mir in Ruhe die Fassaden anschauen. Hochwassermarken erinnern an Sturmfluten und das damit verbundene Leid. Wenige Gebäude zählen noch zur alten Bausubstanz. Eins fällt mir besonders auf. Säulen zieren den Eingang, daneben sind Buntglasfenster in Backsteinbögen eingelassen. Einem bestimmten Baustil kann ich es nicht zuordnen. Aber die Fassade ist imposant. Der Laden im Erdgeschoss ist leergeräumt, das Haus steht zum Verkauf. Schlappe 265.000 Euro soll es kosten. Im Vergleich zu unseren Immobilienpreisen ein Schnäppchen. Ich setze mich auf meinen Rollator und zücke meinen Fotoapparat. Es ist nicht leicht, in der engen Gasse ein Foto zu machen. Da muss das Weitwinkelobjektiv her. Als ich mir das Foto zur Kontrolle anschaue, lächle ich. Da habe ich doch glatt ein Selfie gemacht.
Vom Kleinen Markt mit dem großen Fahrradgeschäft ziehen wir weiter zum Museumshafen. Mehr zu Erinnerungszwecken als aus historischem Interesse fotografiere ich das Kriegsschiff, das dort verankert ist. Die Hr. Ms. Mercuur (A856) ist ein ehemaliger U-Boot-Tender der Königlichen niederländischen Marine, gebaut in den 50er Jahren. Sie beherbergt ein Museum zur maritimen Geschichte der Niederlande. Ich muss draußen bleiben, das Schiff ist nicht barrierefrei. Dahinter fällt mir ein hohes Gebäude ins Auge, der schiefe Turm von Vlissingen. Das markante Haus nennt sich De Nieuwe Haven. Es ist eine Einrichtung für betreutes Wohnen. Soviel städtebaulichen Mut wünsche ich mir auch in meiner Heimat.
Tapfer ziehe ich mit dem Rollator weiter über die gepflasterten Straßen. Wenn grobe Kopfsteine die Backsteinpflaster ablösen, muss ich den Rollator bisweilen anheben, um weiterzukommen. Rollstuhlfahrer werden hier ganz schön durchgeschüttelt. Der alte Fischerhafen ist inzwischen ein Jachthafen geworden. Einige Millionen Euro dümpeln im Hafenbecken. Hinter ihren Masten reihen sich die Tische von Restaurants am Kai. Weiter vorne steht sehr majestätisch Michiel de Ruyter auf seinem Podest. Er blickt schon seit vielen Jahrzehnten hinaus aufs Meer, wo er als niederländischer Admiral wichtige Seeschlachten erfolgreich geschlagen hatte. Hinter seinem Rücken fahren die Lotsenboote hinaus auf die Westerschelde, um Frachtschiffen sicheres Geleit zum Hafen von Antwerpen zu geben.
Ich spüre, dass meine Kräfte nachlassen. Mit den ersten Tropfen des nächsten Regenschauers erreichen wir das Parkhaus.
Ich spüre, dass meine Kräfte nachlassen. Mit den ersten Tropfen des nächsten Regenschauers erreichen wir das Parkhaus.
„Sie haben Ihr Ziel erreicht.“, ruft mir die Stimme des Navis zu. Renate erkennt gleich, dass einer der begehrten Parkplätze frei wird. Vor mir eine weiße typisch holländische Klappbrücke, dahinter ein hohes Stadttor mit wehrhaften Mauern rechts und links. Ich spüre schon: Es ist ein Städtchen ganz nach meinem Geschmack. Eine Frau in Bronze scheint mir zuzuwinken: „Komm herein“. Ich nehme die Einladung gerne an. Renate fotografiert mich noch kurz neben der Dame, hinter der sich ein Kind versteckt. Der Rollator mag das grobe Kopfsteinpflaster ebenso wenig wie ich. Nichtsdestotrotz geht es durch das Stadttor ins Zentrum.
Über dem Eingangsportal eines Hauses hinter dem Tor prangt ein goldener Adler. Das blaue Symbol des Denkmalschutzes zeigt mir, dass das Gebäude alt und erhaltenswert ist. Aber eigentlich könnte dieses Symbol an allen Häusern rechts und links des kleinen Hafenbeckens angebracht sein. Zierikzee präsentiert ein altehrwürdiges einheitliches Gesamtbild. Keine hässlichen lückenfüllenden Neubauten aus Beton, vornehmlich von Sparkassen, Discountern und Warenhäusern, stören das Bild. Die Stadt war in der Neuzeit reich, sehr reich, lebte wie alle anderen Hafenstädtchen vom Kolonialhandel. Der goldene Adler ziert nicht das einzig prachtvolle Gebäude. Ein weiteres hat selbst an den Fenstersparren Goldschmuck. Immer wieder fallen mir die schmalen Hausfronten der weniger prächtigen Häuser auf. Manche sind gerade mal so breit wie ein großes Fenster. In einem ist ein Café untergebracht, zwei schmale Tischgarnituren vor dem Haus, dazwischen der Eingang. Ich trete ein und bin verwundert, wie weit sich der schmale Gastraum nach hinten zieht. Das kenne ich schon aus einigen Orten am fränkischen Main. Dort wurden die Häuser so schmal gebaut, weil in der feudalen Zeit die Steuer nach den Metern an der Straßenseite berechnet wurde. Ob es hier wohl auch der Grund war?
Hinter dem Hafenbecken ist ein schattiger Park angelegt. Zwischen den Bäumen hindurch fällt mein Blick auf Marktbuden. Darüber erhebt sich grazil der Turm des Rathauses mit dem ältesten Glockenspiel der Niederlande. Ihn ziert hoch oben eine Frauenfigur. Die Berliner würden sie gleich als Goldelse bezeichnen. Der Turm ähnelt dem von Veere, wohl ein Zeichen des Wohlstandes seinerzeit. Auf unserem Weg über den Markt decken wir uns mit etwas Obst und Käse ein. Auch hier gibt es den Gouda in runden Bällchen, das 500 Grammstück in verschiedenen Geschmacksrichtungen zu je 10 Euro. Wir entscheiden uns für den Polderkaas aus Zeeland.
Über dem Eingangsportal eines Hauses hinter dem Tor prangt ein goldener Adler. Das blaue Symbol des Denkmalschutzes zeigt mir, dass das Gebäude alt und erhaltenswert ist. Aber eigentlich könnte dieses Symbol an allen Häusern rechts und links des kleinen Hafenbeckens angebracht sein. Zierikzee präsentiert ein altehrwürdiges einheitliches Gesamtbild. Keine hässlichen lückenfüllenden Neubauten aus Beton, vornehmlich von Sparkassen, Discountern und Warenhäusern, stören das Bild. Die Stadt war in der Neuzeit reich, sehr reich, lebte wie alle anderen Hafenstädtchen vom Kolonialhandel. Der goldene Adler ziert nicht das einzig prachtvolle Gebäude. Ein weiteres hat selbst an den Fenstersparren Goldschmuck. Immer wieder fallen mir die schmalen Hausfronten der weniger prächtigen Häuser auf. Manche sind gerade mal so breit wie ein großes Fenster. In einem ist ein Café untergebracht, zwei schmale Tischgarnituren vor dem Haus, dazwischen der Eingang. Ich trete ein und bin verwundert, wie weit sich der schmale Gastraum nach hinten zieht. Das kenne ich schon aus einigen Orten am fränkischen Main. Dort wurden die Häuser so schmal gebaut, weil in der feudalen Zeit die Steuer nach den Metern an der Straßenseite berechnet wurde. Ob es hier wohl auch der Grund war?
Hinter dem Hafenbecken ist ein schattiger Park angelegt. Zwischen den Bäumen hindurch fällt mein Blick auf Marktbuden. Darüber erhebt sich grazil der Turm des Rathauses mit dem ältesten Glockenspiel der Niederlande. Ihn ziert hoch oben eine Frauenfigur. Die Berliner würden sie gleich als Goldelse bezeichnen. Der Turm ähnelt dem von Veere, wohl ein Zeichen des Wohlstandes seinerzeit. Auf unserem Weg über den Markt decken wir uns mit etwas Obst und Käse ein. Auch hier gibt es den Gouda in runden Bällchen, das 500 Grammstück in verschiedenen Geschmacksrichtungen zu je 10 Euro. Wir entscheiden uns für den Polderkaas aus Zeeland.
Es ist 12 Uhr, wir lassen uns in einem der Restaurants nieder. Der Tisch steht angenehm im Schatten. Viele Passanten gehen vorbei. Für mich immer wieder erstaunlich, wie unterschiedlich die Menschen sind. Ein Schmetterling flattert vor uns auf den Steinboden, zeigt seine ganze rot-weiß-schwarze Pracht. Doch zurück zu den Passanten: Ich könnte stundenlang beobachten, wie sie vorbeiziehen. Die einen hasten, die anderen flanieren. Familien versuchen, in dem Menschentrubel zusammenzubleiben. Überraschend, wie sehr sich die Physiognomie von Hund und Herrchen bisweilen ähneln. Ältere Damen stöbern an Kleiderständern vor den Geschäften, Kleinkinder beobachten genauso aufmerksam wie ich ihr Umfeld. So mancher Mann präsentiert stolz seinen von Bier geformten Körper. Dazwischen immer wieder Radfahrer, manche mit prallen Einkaufstüten auf dem Gepäckträger, andere mit Reisegepäck on Tour, oder auch nur Tagestouristen, die vom Campingplatz herkommen.
Genug geruht, es ist Zeit zum Weiterziehen. In den zweistöckigen Gebäuden der Einkaufsstraße sind Ladengeschäfte untergebracht. Mir fällt auf, dass ich keine der klassischen Modemarken, Fastfoodketten oder Discounter sehe. Auch das macht den Charme und die Einzigartigkeit von Zierikzee aus. Über der Straße hängt wohl noch die Weihnachtsbeleuchtung. Hier ist es der Zeeuwse Knoop, zu Deutsch der Zeeland-Knopf. Die Geschichte des Zeeland-Knopfes reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück. Anfangs wurden die Knöpfe hauptsächlich von Männern getragen. Sie wurden als Verzierung von Jacken und Hemden und sogar als Kragenknopf verwendet. Später wurde der Zeeland-Knopf auch von Frauen als Hutnadel oder Brosche verwendet. Legenden zufolge ist er von der Blume von Astrantia (Steinwurz) inspiriert. Der Zeeland-Knopf war zu dieser Zeit ein wahres Statussymbol: Je größer und wertvoller der Knopf, desto höher der Status des Trägers. Heute ist er nicht nur ein beliebtes Mitbringsel. Auch die Zeeländer tragen ihn stolz im Großen wie im Kleinen. Am Schlüsselbund unserer Ferienwohnung hängt er, und an Renates Reisekette inzwischen auch.
Die Straße ist schnurgerade, mein Blick wird auf den dicken Turm ganz hinten gelenkt. Baulich so ganz anders als die Häuser aus Ziegelsteinen erregt er meine Aufmerksamkeit. Da will ich hin. Doch vorher möchte ich noch durch die Seitengassen streifen. Immer wieder setze ich mich auf meinen Rollator, die Bremsen fest angezogen, um mit ruhiger Hand Streetfotos zu machen. Manches Haus trägt einen Namen über dem Eingang und darüber ein vom Bildhauer gestaltetes Wandbild. Der Adler anfangs war deutlich zuzuordnen. Jetzt lese ich unter einer Skulptur die Inschrift „de verkeerde wereld“, die falsche Welt. Der Sinn ist mir aus dem Wandbild allerdings nicht ersichtlich. |
Die Straße ist schnurgerade, mein Blick wird auf den dicken Turm ganz hinten gelenkt. Baulich so ganz anders als die Häuser aus Ziegelsteinen erregt er meine Aufmerksamkeit. Da will ich hin. Doch vorher möchte ich noch durch die Seitengassen streifen. Immer wieder setze ich mich auf meinen Rollator, die Bremsen fest angezogen, um mit ruhiger Hand Streetfotos zu machen. Manches Haus trägt einen Namen über dem Eingang und darüber ein vom Bildhauer gestaltetes Wandbild. Der Adler anfangs war deutlich zuzuordnen. Jetzt lese ich unter einer Skulptur die Inschrift „de verkeerde wereld“, die falsche Welt. Der Sinn ist mir aus dem Wandbild allerdings nicht ersichtlich.
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Schließlich erreichen wir den Park mit dem Dicken Turm. 1454 wurde der Grundstein für ein Kloster gelegt. Der Kirchturm sollte 130 Meter hoch werden, selbst den größten seinerzeit von Utrecht überragen. Doch Hochmut kommt vor dem Fall. Immer wieder fehlte das Geld. So wurde er unvollendet nur 62 Meter hoch. Das dazugehörige Kirchenschiff fiel 1832 einem Brand zum Opfer. 297 Stufen führen hinauf. Für mich ist der Aufstieg nicht mehr möglich. Wo einst das Kirchenschiff angebaut war, zieht sich jetzt eine Wand aus roten Ziegelsteinen hoch. Zum Fotografieren sitze ich vor der Treppe der Neuen Kirche. Sie passt optisch so ganz und gar nicht hierhin. Mit ihrem Säulenportal wirkt sie wie ein Mitbringsel aus dem antiken Griechenland.
Durch kleine Nebenstraßen zieht es uns weiter an den Hafen. Eine Reihe weiß getünchter gleich aussehender Häuser weist die typischen Giebelfronten auf, bei denen der Giebel weit über den First ragt. Eine kleine Tafel sagt mir, dass sie zu einem ehemaligen Kloster gehören. Vor manchen Häusern ist ein kleiner Flohmarkt aufgebaut, aber den Vogel schießt ein ganz verrücktes Haus ab. Die ganze Front ist mit Schildern zugepflastert. Alte Fahrräder stehen vor dem Haus, Puppen dazwischen und ganz oben zwischen wehenden Fahnen ruht eine Bahnhofsuhr.
Wir erreichen den Hafen. Dort steht auch die Windmühle von 1727, deren Windflügel immer wieder zwischen den Häusern zu sehen waren. Die Flügel drehen sich nicht, aber die drei massiven Mühlsteine davor sagen mir, dass hier viele Müller-Generationen Korn zu Mehl gemahlen haben.
Wir erreichen den Hafen. Dort steht auch die Windmühle von 1727, deren Windflügel immer wieder zwischen den Häusern zu sehen waren. Die Flügel drehen sich nicht, aber die drei massiven Mühlsteine davor sagen mir, dass hier viele Müller-Generationen Korn zu Mehl gemahlen haben.
Im Hafenbecken liegen drei Fischkutter. Der DE VIER GEBROEDERS wird gerade zum Auslaufen fertig gemacht. Insgeheim wünsche ich der Mannschaft einen guten Fang. Viele der Gebäude entlang der Kaimauer waren früher Lagerhäuser. Jetzt sind sie stilgerecht aufgehübscht, geben kleinen Verkaufsläden, schicken Wohnungen und Straßencafés ein zu Hause.
Inzwischen hat sich die Sonne endgültig durchgesetzt. Aus dem amorphen Grau der Wolkendecke am Vormittag ist ein blauweißer fotofreundlicher Flickenteppich geworden. Nach fünf Stunden schließt sich der Kreis wieder am Stadttor. Unser Auto steht im Schatten.
Inzwischen hat sich die Sonne endgültig durchgesetzt. Aus dem amorphen Grau der Wolkendecke am Vormittag ist ein blauweißer fotofreundlicher Flickenteppich geworden. Nach fünf Stunden schließt sich der Kreis wieder am Stadttor. Unser Auto steht im Schatten.
Abschied
Ein letzter Abend am Strand. Wir sind wieder im Strandpavillon Lekkerund gönnen uns ein feines Abendessen. Petrus beschert uns zum Abschied Himmelsblau. Weiter im Süden sehe ich den Strandpavillon von Oostkapelle im Sonnenschein. Nicht nur der Strand, das ganze Land ist hier eben und weit. Ich wünsche mir, mit dem Fahrrad nach Walcheren wiederzukommen. Schließlich gibt es noch viel in Zeeland zu entdecken.
Ein letzter Abend am Strand. Wir sind wieder im Strandpavillon Lekkerund gönnen uns ein feines Abendessen. Petrus beschert uns zum Abschied Himmelsblau. Weiter im Süden sehe ich den Strandpavillon von Oostkapelle im Sonnenschein. Nicht nur der Strand, das ganze Land ist hier eben und weit. Ich wünsche mir, mit dem Fahrrad nach Walcheren wiederzukommen. Schließlich gibt es noch viel in Zeeland zu entdecken.