Es war 3:45 Uhr, als ich aufwache gerade rechtzeitig genug, um den lästigen Wecker abzuschalten. Die Dusche weckt die letzten noch schlafenden Lebensgeister und ich bin erstaunlich fit angesichts der Hektik des vorangegangenen Tages. Unplanmäßig ist die Uhrzeit nicht, unplanmäßig sind die Vorbereitungen, denn anstatt nun zügig das Frühstück einzunehmen und dann das Taxi zu erwarten muss ich mich darauf konzentrieren, was nun alles für die zweitägige Autoreise nach Sorrent einzupacken ist, von Navi über Autokarte bis hin zu Reiseproviant. Das lässt mich aber nicht vom Genuss meines morgendlichen Müslis abbringen, um nach dem Duschen, schön aufgewärmt, erst mal den Dreißigkilokoffer ins Auto zu hieven. Vollgetankt steht es abfahrbereit vor der Haustüre. Trotz der nächtlichen Frosttemperaturen ist die Luft erstaunlich mild. frühlingsmild, wie es sich für den 17. April gehört. Der Vulkan mit dem unaussprechlichen Namen hatte letztlich zu der Entscheidung geführt. Um 20:00 Uhr am Vorabend hatte Air Berlin den Flug annulliert, der Reiseveranstalter uns bestätigt, mit dem Auto anzureisen, die Flugkosten zu erstatten, um so die Unbill des auf Montag früh verschobenen Fluges zu vermeiden. Denn ob Montag wirklich um 7:25 Uhr geflogen wird oder erst am Nachmittag oder erst einen Tag, zwei Tage später, das wagt niemand zu prophezeien. Und eine solche Autoreise ist bei unseren Reiseerfahrungen nichts Ungewöhnliches, war ich doch schon mit der Ente von Gibraltar bis zum Nordkap und zurück gefahren. Ok, damals war ich jünger, dafür die Autositze heute komfortabler und die Fahrgeräusche hörte man damals auch lauter.
Es ist 6:00 Uhr, als wir im noch kühlen Touran die Türen schließen. Der Nachrichtensprecher vom hessischen Rundfunk spricht vom „Anlassen“, mit dem die hessischen Biker am morgigen Sonntag in Gründau die Saison beginnen wollen. Die Armen müssen ihr Motorrad wohl dorthin schieben, bevor sie fahren dürfen; ich entscheide mich, mein Auto sofort anzulassen.
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Die Dämmerung hat bereits eingesetzt und ein klarer Himmel spannt sich über Hessen. Ein warmer Frühlingstag voll Sonne ist angesagt, die Autobahn angenehm leer und kein Stäubchen Vulkanasche am Himmel zu sehen, aber auch keiner der Flieger, die sich sonst um diese Uhrzeit über uns in der Einflugschneise wie eine islamische Perlenkette bewegen, eine Perle nach der anderen, die sich nach vorne bewegt und auf der Landebahn vom Frankfurter Flughafen zu Boden rutscht.
Vorbei am Frankfurter Flughafen zeigt sich dieser gespenstig leer, selbst die Lichtfülle, die ihn sonst erhellt, ist gedämmt. Der Nachrichtensprecher sagt in diesem Moment, dass heute keine langen Schlangen vor den Schaltern der Fluggesellschaften stehen; wozu auch, denn die Sperrung des Luftraums ist bis Samstag 14:00 Uhr verlängert und neue Vulkanasche aus dem unaussprechlichen Vulkan auf Island in die Stratosphäre geschleudert. Keiner wagt eine Prognose der Dauer der Behinderungen, der letzte Ausbruch dieses Vulkans vor 200 Jahren oder mehr habe zwei Jahre gedauert. Welch rosige Aussichten für die lärmgeplagten Anwohner in der Einflugschneise.
Einige Minuten später schält sich die Sonne aus dem Bett des Odenwalds heraus, kein grandioser Sonnenaufgang, wie dank Aschewolke angekündigt, denn es fehlen die Wölkchen, die rosig aufleuchten könnten, aber immerhin ein optimistisch stimmender Sonnenaufgang angesichts des blauen Aprilhimmels, der uns den Tag über begleiten wird.
Vorbei am Frankfurter Flughafen zeigt sich dieser gespenstig leer, selbst die Lichtfülle, die ihn sonst erhellt, ist gedämmt. Der Nachrichtensprecher sagt in diesem Moment, dass heute keine langen Schlangen vor den Schaltern der Fluggesellschaften stehen; wozu auch, denn die Sperrung des Luftraums ist bis Samstag 14:00 Uhr verlängert und neue Vulkanasche aus dem unaussprechlichen Vulkan auf Island in die Stratosphäre geschleudert. Keiner wagt eine Prognose der Dauer der Behinderungen, der letzte Ausbruch dieses Vulkans vor 200 Jahren oder mehr habe zwei Jahre gedauert. Welch rosige Aussichten für die lärmgeplagten Anwohner in der Einflugschneise.
Einige Minuten später schält sich die Sonne aus dem Bett des Odenwalds heraus, kein grandioser Sonnenaufgang, wie dank Aschewolke angekündigt, denn es fehlen die Wölkchen, die rosig aufleuchten könnten, aber immerhin ein optimistisch stimmender Sonnenaufgang angesichts des blauen Aprilhimmels, der uns den Tag über begleiten wird.
Noch ist die Autobahn recht leer, doch die ersten LKW reihen sich schon zu Schlangen auf der rechten Spur, kurze Blindschleichen eher und keine langen Boas, denn am Wochenende sind nicht ganz so viele unterwegs, uns stört das nicht. Der Tempomat steht bei 130 und die Kilometer fliegen nur so dahin.
Im Badischen zeigen Rapsfelder schon ihren ersten gelben Flaum, ameisenhaft die Geschäftigkeit auf den Spargelfeldern, wobei ich ja eher glaube, dass der Spargelanbau nur als Tarnung für den illegalen Anbau von Plastikfolien genutzt wird; irgendwoher müssen ja diese kilometerlangen Plastikfolien kommen. Über der Industrieanlage der BASF, die von der Autobahn bei Ludwigshafen deutlich zu sehen und zu riechen war, liegt eine schwarze Dunstglocke, und die Abgasschlote ragen wie Spargel aus dieser Rauchschicht in den klaren Himmel darüber. Nein, dies ist nicht die Vulkanasche, es ist selbstverständlich nur sauberste Luft aus den Schloten der BASF, nur etwas komprimiert.
Ein Brieftaubenxpress nach dem anderen strebt gegen Süden. Die Rennpferde der Bergleute aus dem Ruhrgebiet, wie die Autonummern bezeugen, werden optimistisch auf Reisen geschickt, vielleicht wird für sie ja am Sonntag in aller Frühe die Sperrung des Luftraums am aufgehoben. Ich erinnere mich noch an ein Ereignis Ende der 70er Jahre. Ich lag sonntagsfrüh im Bett, hatte das Radio angeschaltet und einen schönen Sender gesucht, als aus dem Lautsprecher eine männliche Stimme monoton nur Zahlen sagte, minutenlang, eine Viertelstunde, eine halbe Stunde, wie gebannt saß ich davor, glaubte an einen Spionagesender. Erst Jahre später erfuhr ich, dass am um diese Uhrzeit die Tauben gestartet sind und der Radiosprecher den Kumpels im Ruhrpott die Startzeiten ihrer Sprinterinnen mitteilte.
Direkt hinter der Schweizer Grenze schalte ich mein neues Navi ein. Es wird mir den Weg bis Sorrent zeigen, Aber zuerst zeigt sich in den Baseler Alpen das satte Grün, das vom schneereichen Winter zeugt und am Vierwaldstädter See grüßen auch schon die ersten schneebedeckten Gipfel. Ihr Gruß ist schwach, denn Dunst zieht sich übers Land, hüllt alles in milchiges Weiß, selbst der See ist nicht zu sehen. Erst als sich hinter dem langen Tunnel nach dem Vierwaldstädter See schon etwas höher gelegen das lange Tal zum Gotthard öffnet, wird es wieder klarer, klar genug, um nun auch wieder Fetzen von blauem Himmel zu sehen. Wieder eine Rast, Füße vertreten, Toilettengang. Man soll sein Navi ja nicht im Auto lassen und so stecke ich es in die Jackwolfskinjackentasche. Zum Outdooroutfit gehört ja schließlich auch ein Navi. Etwas verstört reagiert nur mein Pinkelnachbar auf der Toilette, als das Navi plötzlich losquakt: „Bitte der Straße 145 km folgen“ und auf eine kleine Drehung dann mit „Jetzt scharf links abbiegen“ reagiert. Hoffentlich hat der Pinkelnachbar den letzteren Befehl nicht befolgt. Es wäre schade um seine Hose.
Im Badischen zeigen Rapsfelder schon ihren ersten gelben Flaum, ameisenhaft die Geschäftigkeit auf den Spargelfeldern, wobei ich ja eher glaube, dass der Spargelanbau nur als Tarnung für den illegalen Anbau von Plastikfolien genutzt wird; irgendwoher müssen ja diese kilometerlangen Plastikfolien kommen. Über der Industrieanlage der BASF, die von der Autobahn bei Ludwigshafen deutlich zu sehen und zu riechen war, liegt eine schwarze Dunstglocke, und die Abgasschlote ragen wie Spargel aus dieser Rauchschicht in den klaren Himmel darüber. Nein, dies ist nicht die Vulkanasche, es ist selbstverständlich nur sauberste Luft aus den Schloten der BASF, nur etwas komprimiert.
Ein Brieftaubenxpress nach dem anderen strebt gegen Süden. Die Rennpferde der Bergleute aus dem Ruhrgebiet, wie die Autonummern bezeugen, werden optimistisch auf Reisen geschickt, vielleicht wird für sie ja am Sonntag in aller Frühe die Sperrung des Luftraums am aufgehoben. Ich erinnere mich noch an ein Ereignis Ende der 70er Jahre. Ich lag sonntagsfrüh im Bett, hatte das Radio angeschaltet und einen schönen Sender gesucht, als aus dem Lautsprecher eine männliche Stimme monoton nur Zahlen sagte, minutenlang, eine Viertelstunde, eine halbe Stunde, wie gebannt saß ich davor, glaubte an einen Spionagesender. Erst Jahre später erfuhr ich, dass am um diese Uhrzeit die Tauben gestartet sind und der Radiosprecher den Kumpels im Ruhrpott die Startzeiten ihrer Sprinterinnen mitteilte.
Direkt hinter der Schweizer Grenze schalte ich mein neues Navi ein. Es wird mir den Weg bis Sorrent zeigen, Aber zuerst zeigt sich in den Baseler Alpen das satte Grün, das vom schneereichen Winter zeugt und am Vierwaldstädter See grüßen auch schon die ersten schneebedeckten Gipfel. Ihr Gruß ist schwach, denn Dunst zieht sich übers Land, hüllt alles in milchiges Weiß, selbst der See ist nicht zu sehen. Erst als sich hinter dem langen Tunnel nach dem Vierwaldstädter See schon etwas höher gelegen das lange Tal zum Gotthard öffnet, wird es wieder klarer, klar genug, um nun auch wieder Fetzen von blauem Himmel zu sehen. Wieder eine Rast, Füße vertreten, Toilettengang. Man soll sein Navi ja nicht im Auto lassen und so stecke ich es in die Jackwolfskinjackentasche. Zum Outdooroutfit gehört ja schließlich auch ein Navi. Etwas verstört reagiert nur mein Pinkelnachbar auf der Toilette, als das Navi plötzlich losquakt: „Bitte der Straße 145 km folgen“ und auf eine kleine Drehung dann mit „Jetzt scharf links abbiegen“ reagiert. Hoffentlich hat der Pinkelnachbar den letzteren Befehl nicht befolgt. Es wäre schade um seine Hose.
Stoßstange an Stoßstange quält sich der stockende Verkehr nun Richtung Eingang des Gotthardtunnels. Aber es geht voran, nach wenigen Minuten hüllt uns die warme Enge der Tunnelröhre ein. Siebzehn Kilometer geht es durch den Berg. Anschließend zeige ich Mitleid mit den im Fünfkilometerstau wartenden Rückreisenden auf der Südseite, denen der Verkehrssender gerade eine Stunde Wartezeit verkündet. Doch das Mitleid verfliegt schnell angesichts des wunderschönen Wetters hier auf der Südseite. Frühlingssonnenblau ist der Himmel, eine klare Bergsilhouette und angenehme 19 Grad. Die ersten Weinreben treiben ihr Grün, die Obstplantagen schwelgen im Weiß ihrer Blüten und Schmelzwasser in Sturzbächen kommt lange Hänge hinunter, um den Durst der aufblühenden Natur zu löschen.
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Und weiter geht die Fahrt gen Süden. Um 14:00 Uhr verlassen wir die Alpen, unser Navi führt uns sicher um Mailand herum, das überhaupt nicht standesgemäß uns mit den ersten Regentropfen begrüßt. Die Globalisierung hat auch hier ihre Kinder. IKEA, C&A, Mediamarkt und H&M. Sind wir noch in Freiburg oder war das eben Chiasso oder schon Mailand; auch die Gewerbegebiete am Rand der Städte sind austauschbar geworden, keine Individualität mehr, nur an den Autokennzeichen ist noch zu erkennen, in welchem Land man gerade ist. In den Innenstädten tummeln sich derweil Douglas, das gelbe M und Starbucks.
Wir werden entlang italienischer Köstlichkeiten geführt: Parma, Modena, Barilla, wie ein Auszug aus einem Kochbuch lesen sich die Straßenschilder, bevor das graue Band der Autobahn sich durch die Berge der Apenninen bohrt, die löchrig wie ein Schweizer Käse geworden sind. Regenwolken kleben an den Nordhängen und bescheren uns das eine oder andere Mal eine kostenlose Autowäsche, die in der Autobahnmaut inbegriffen ist. Tunnel folgt auf Tunnel, dazwischen kühne Brücken über tief eingeschnittene Täler, das graue Band zieht sich in engen Kurven die Berge hoch, fast lässt es uns in diesem Schwung einen Salto Mortale drehen, um jenseits des Bergkamms die Nachmittagssonne zu begrüßen, die uns mit ihren Strahlen umschmeichelt und in der Toskana begrüßt.
Der erste Versuch, bei Florenz ein Hotel zu finden scheitert, Florenz ist dicht, doch einige Dutzend Kilometer weiter, bei Kilometer 1025 dann das ersehnte Bett für die Nacht. Kein glanzvolles Haus, eher praktisch quadratisch, gut, direkt an der Autobahnausfahrt gelegen, aber ruhig und eine einladende Osteria direkt daneben. Der erste Tag ist geschafft und ich auch.
18. April Sonntagmorgen
Der erste Versuch, bei Florenz ein Hotel zu finden scheitert, Florenz ist dicht, doch einige Dutzend Kilometer weiter, bei Kilometer 1025 dann das ersehnte Bett für die Nacht. Kein glanzvolles Haus, eher praktisch quadratisch, gut, direkt an der Autobahnausfahrt gelegen, aber ruhig und eine einladende Osteria direkt daneben. Der erste Tag ist geschafft und ich auch.
18. April Sonntagmorgen
Schon der erste Blick frühmorgens aus dem Hotelfenster verheißt nichts Gutes. Dicker Nebel wabert vor dem Hotelfenster und hüllt alles in tiefes Schweigen. Ein Grund mehr sich nochmals umzudrehen und wieder in den Schlaf der Gerechten zu sinken. Fünfhundert Kilometer liegen heute vor uns, ein Katzensprung im Vergleich zu den Eintausend Kilometern gestern und das am LKW-freien Sonntag. Bereits vor zwei Stunden bin ich wach gewesen, nicht ungewöhnlich für mich, habe die Zeit genutzt und über eine Stunde an dem Tagebuch über den ersten Tag geschrieben, die Ruhe der Nacht war mir als Uhu willkommen, doch nun will Morpheus mich nicht mehr so recht in seine Arme wiegen, nur eine Mütze voll Schlaf gönnt er mir noch, bevor ich dann hellwach durchs Hotelzimmer turne.
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Das Hotelfrühstück ist erstaunlich gut, selbst ein Müsli wird angeboten und ein exzellenter Morgenespresso, der gut auf die Fahrt einstimmt. Um halb neun liegt dann wieder das Band der Autobahn zwischen den Sommerreifen, die der Touran vor ein paar Tagen angepasst bekommen hat. Eine herrliche Landschaft empfängt uns, denn wir haben mitten in der Toskana genächtigt, eine wahrhaft herrliche Landschaft. Zypressen auf sanften Hügeln soweit das Auge reicht, nur heute Morgen nicht für uns, denn der tiefe Nebel umhüllt alles jenseits von einhundert Metern. Gespenstig tauchen die typisch toskanischen Anwesen entlang der Autobahn aus dem Nebel auf, zeigen sich kurz, um dann wieder der Sicht zu entfliehen. Nebelwarnungen hätte es nicht bedurft, aber die Sicht dennoch ausreichend für die volle Kraft voraus. Nur einmal, da schien es, als wolle uns Petrus eine kleine Freude gönnen, zieht den Nebelschleier etwas weg und gibt den Blick auf ein sonnendurchflutetes Tal frei, zu überraschend kommt der Moment, sodass der Parkplatz schon vorbei ist, bevor ich es richtig realisiert habe. Doch der kurze Moment präge sich tief ein: Sonne auf den Berghängen, Nebel im Tal, der immer wieder den Berg hochklettert und dann von der Sonne wieder den Abhang heruntergeworfen wird. Nebelschwaden, die hochziehen und von der Sonne verspeist werden, ein herrlicher Moment, und schon umhülle uns wieder die weiße Suppe.
Später hebt sich der Nebel, wandelt sich in hochnebelartige Bewölkung, wie der Wetterfrosch im ARD zu sagen pflegt und verlässt uns so recht genommen den ganzen Tag nicht mehr. Selbst im Nebel hat die Toskana ihren Reiz, auch das südlich gelegene Umbrien, das gerne seine auf den Bergen gelegenen Anwesen, Dörfchen und Städte gezeigt hätte, nicht minder reizvoll und sommers nicht so touristenbeladen wie die Toskana. Die sanften Hügel entlassen uns später in die Ebenen von Lazien, deren einziger Glanz Rom ist. Wir lassen Rom links liegen. Links? Na ja eigentlich rechts.
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Unser Navi geleitet uns treu den ganzen Weg, aber die Schönheit Neapels und die Fülle der Sehenswürdigkeiten entlang der Strecken lasen manchmal seine Konzentration auf unser Ziel erlahmen und so stehen wir plötzlich vor dem Eingang von Pompeji inmitten großer Gruppen von bildungsbesessenen Touristen. Schnell weg, sagte ich ihm, denn die Regentropfen, die uns schon seit einer Stunde begleiten und beständig den Staub vom Auto waschen, vereinigen sich gerade zu einer konzentrierten Dusche. Brav führt uns das Navi wieder auf die Schnellstraße zurück und hinein in den Wildwest geprägten Verkehr rund um Neapel.
Hier scheinen keine Verkehrsregeln zu gelten wie anderenorts, hier gilt das Recht des Stärkeren, raus aus der Einfahrt, rein in die Spur des fließenden Verkehrs, irgendjemand wird da aus Angst um sein noch nicht verbeultes Blech schon Platz machen und irgendjemand macht da immer Platz und wenn es nur ein verschreckter Tourist ist. Nur einmal, kurz vor Sorrent, da sehen wir zwei blechschadendiskutierende Autofahrer, deren lautstark vorgetragene Argumente von einem Polizisten sachkundig moderiert wurden.
Eigentlich sind die zehn km Landstraße nach Sorrent herein ein Augenschmaus, immer entlang der Küste des neapolitanischen Golfs, mit Blick auf die weit ausladende Bucht und das schöne Neapel, doch mir ist es recht, dass die Wetterlage meinen Blick auf die Straße konzentrieren lässt. Das gibt mir doch in diesem chaotischen Verkehr etwas Sicherheit. An der Einfahrt zu Sorrent, auf einem hohen Tuffsteinfelsen hoch über dem Meer gelegen, erwartet uns dann ein wolkenbruchartiger Schauer und eine Aussichtsplattform nach der anderen. Da muss die Kamera trotz der kleinen Sintflut ihrer Stärke zeigen und diese Szene auf den Chip bannen.
Hier scheinen keine Verkehrsregeln zu gelten wie anderenorts, hier gilt das Recht des Stärkeren, raus aus der Einfahrt, rein in die Spur des fließenden Verkehrs, irgendjemand wird da aus Angst um sein noch nicht verbeultes Blech schon Platz machen und irgendjemand macht da immer Platz und wenn es nur ein verschreckter Tourist ist. Nur einmal, kurz vor Sorrent, da sehen wir zwei blechschadendiskutierende Autofahrer, deren lautstark vorgetragene Argumente von einem Polizisten sachkundig moderiert wurden.
Eigentlich sind die zehn km Landstraße nach Sorrent herein ein Augenschmaus, immer entlang der Küste des neapolitanischen Golfs, mit Blick auf die weit ausladende Bucht und das schöne Neapel, doch mir ist es recht, dass die Wetterlage meinen Blick auf die Straße konzentrieren lässt. Das gibt mir doch in diesem chaotischen Verkehr etwas Sicherheit. An der Einfahrt zu Sorrent, auf einem hohen Tuffsteinfelsen hoch über dem Meer gelegen, erwartet uns dann ein wolkenbruchartiger Schauer und eine Aussichtsplattform nach der anderen. Da muss die Kamera trotz der kleinen Sintflut ihrer Stärke zeigen und diese Szene auf den Chip bannen.
Steil windet sich der Weg hoch zu unserem Hotel, dem Grand President. Ein herrlicher Blick, an schönen Tagen, doch heute liegt die Bucht im Regendunst, drum schnell hinein ins Hotelfoyer.
Der Concierge empfängt mich freundlich aber bestimmt: „Das Hotel ist geschlossen!“ - „Wie bitte?“- „Ja geschlossen“ und schon höre ich die smarte Stimmung der Reiseleitung in meinem Rücken „Ja, wir reisen jetzt ab, die letzte Gruppe ist heute Morgen mit dem Bus abgereist, Ihre Reise wurde gestern abgesagt, wir reisen jetzt auch ab, wissen noch nicht, wie wir nach Deutschland kommen.“
Da steh ich nun, ich armer Tor bin so dumm wie auch zuvor und Inge wartet im Auto. „Und wo sollen wir schlafen?“, ist meine erste Reaktion mit einem Hilfe-erheischenden Blick. Die Reiseleitung ist genervt, überfordert, hat niemand in Deutschland, den sie jetzt erreichen kann. Der Concierge ist so nett uns ein Zimmer in einem Nachbarhotel zu besorgen, 120 schlappe Euro die Nacht, eine Nacht geht das. Ich bin wild entschlossen, an dieser romantischen Küste zu bleiben, wozu die lange Anreise, den Reisepreis erhalten wir zurück, dafür kann man sich ruhig ein paar schöne Tage hier unten gönnen. Der Blick von der Terrasse des Hotels ist: an schönen Tagen fantastisch, aber nun menschenleer. Nur die Regentropfen trommeln auf den Bodenplatten, während die Reiseleitung ihre Koffer missmutig in den Kleinbus packt.
Das andere Hotel liegt etwas unterhalb, weist einen halben Stern mehr aus und einen freundlichen Portier. Am Preis lässt sich nicht rütteln. Aber es gibt es ja noch andere Möglichkeiten und so bekommen wir nach ein paar freundlichen Worten ein Zimmerupgrade, eine großzügige Suite mit Meerblick, na bitteschön.
Montag 19. April
Der Concierge empfängt mich freundlich aber bestimmt: „Das Hotel ist geschlossen!“ - „Wie bitte?“- „Ja geschlossen“ und schon höre ich die smarte Stimmung der Reiseleitung in meinem Rücken „Ja, wir reisen jetzt ab, die letzte Gruppe ist heute Morgen mit dem Bus abgereist, Ihre Reise wurde gestern abgesagt, wir reisen jetzt auch ab, wissen noch nicht, wie wir nach Deutschland kommen.“
Da steh ich nun, ich armer Tor bin so dumm wie auch zuvor und Inge wartet im Auto. „Und wo sollen wir schlafen?“, ist meine erste Reaktion mit einem Hilfe-erheischenden Blick. Die Reiseleitung ist genervt, überfordert, hat niemand in Deutschland, den sie jetzt erreichen kann. Der Concierge ist so nett uns ein Zimmer in einem Nachbarhotel zu besorgen, 120 schlappe Euro die Nacht, eine Nacht geht das. Ich bin wild entschlossen, an dieser romantischen Küste zu bleiben, wozu die lange Anreise, den Reisepreis erhalten wir zurück, dafür kann man sich ruhig ein paar schöne Tage hier unten gönnen. Der Blick von der Terrasse des Hotels ist: an schönen Tagen fantastisch, aber nun menschenleer. Nur die Regentropfen trommeln auf den Bodenplatten, während die Reiseleitung ihre Koffer missmutig in den Kleinbus packt.
Das andere Hotel liegt etwas unterhalb, weist einen halben Stern mehr aus und einen freundlichen Portier. Am Preis lässt sich nicht rütteln. Aber es gibt es ja noch andere Möglichkeiten und so bekommen wir nach ein paar freundlichen Worten ein Zimmerupgrade, eine großzügige Suite mit Meerblick, na bitteschön.
Montag 19. April
Der Meerblick ist fantastisch, jetzt, um halb sechs Uhr morgens, der weite Bogen der Bucht mit der langen Kette von nächtlichen Lichtern spannt sich weit hinaus. Der Regen ist kurzzeitig verstummt, ein herrlicher Fleck Erde hier. Heute werde ich nach einem günstigeren Hotel Ausschau halten.
Die erste Nacht in der Suite im Hotel Vesuvio war eine richtige Erholung. Nur wenige Gäste sind da, das Flugverbot macht sich auch hier bemerkbar. Vogelgesang weckt mich am frühen Morgen und ich schlich mich auf den Balkon, um den neuen Tag zu begrüßen. Die Regenwolken des gestrigen Tages, sie haben sich verzogen und das Auge kann dem weiten Halbkreis der Bucht von Neapel mit seinen Lichterketten folgen.
Langsam beginnt die Dämmerung. Der Vesuv, direkt gegenüber gelegen, zeichnet sich wie ein Scherenschnitt vor dem Himmel ab, der sich langsam vom Nachtschwarz in ein tiefes Dunkelblau ändert. Eine sehr schöne Szene. Leider kann ich sie wegen zweier Bäume direkt vor dem Balkon nicht fotografieren und ich will im Nachthemd auch nicht vor den Hoteleingang laufen.
Mit der zunehmenden Helligkeit ziehen jetzt Dunstschwaden übers Wasser und die Berge hoch. Vorbei ist es mit dem schönen Fotolicht. Also ab in die Heia und noch eine Stunde Augenpflege.
Die erste Nacht in der Suite im Hotel Vesuvio war eine richtige Erholung. Nur wenige Gäste sind da, das Flugverbot macht sich auch hier bemerkbar. Vogelgesang weckt mich am frühen Morgen und ich schlich mich auf den Balkon, um den neuen Tag zu begrüßen. Die Regenwolken des gestrigen Tages, sie haben sich verzogen und das Auge kann dem weiten Halbkreis der Bucht von Neapel mit seinen Lichterketten folgen.
Langsam beginnt die Dämmerung. Der Vesuv, direkt gegenüber gelegen, zeichnet sich wie ein Scherenschnitt vor dem Himmel ab, der sich langsam vom Nachtschwarz in ein tiefes Dunkelblau ändert. Eine sehr schöne Szene. Leider kann ich sie wegen zweier Bäume direkt vor dem Balkon nicht fotografieren und ich will im Nachthemd auch nicht vor den Hoteleingang laufen.
Mit der zunehmenden Helligkeit ziehen jetzt Dunstschwaden übers Wasser und die Berge hoch. Vorbei ist es mit dem schönen Fotolicht. Also ab in die Heia und noch eine Stunde Augenpflege.
Der Hotelshuttle bringt mich nach dem Frühstück ins Zentrum von Sorrent. Ein Hotel will ich suchen, für einen günstigeren Preis. Die Recherche im Internet war leider erfolglos und so pilgere ich zum Touristenbüro, die Kamera schussbereit für spontane Streetaufnahmen. Die nette Dame im Touristenbüro muss erst mal meinen Wortschwall bremsen, als sie auf meine Frage, ob sie Deutsch spreche, mit Ja antwortete. Aber das kenne ich ja von mir, man muss immer nur sagen: "Ein bisschen", und die Menschen bemühen sich, langsam und deutlich zu sprechen. Sagt man hingegen ein stolzes „Ja“, dann versteht man nichts mehr ob der Wortfülle.
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Sie bemüht sich eine halbe Stunde, um ein Hotelzimmer deutlich unter 100 Euro zu finden und wird immer entnervter, als ich ihr immer wieder deutlich machen muss, dass ich kein Hotel mir ansehe, was angeblich rollstuhlgerecht sei, aber 5 Stufen zur Eingangshalle hat - ohne Rampe. Schließlich die Erkenntnis: Sorrent ist wunderschön, aber nicht rollstuhlgeeignet.
Wer durch Sorrent fährt, lernt auch die eigentlichen Herrscher der Straße kennen. Was dem Deutschen sein Käfer und dem Chinesen sein Fahrrad, das ist dem Sorrenter, sei er männlich oder weiblich, sein Moped. Es muss ihrer mehr geben als Autos, ganze Straßenzüge haben nur Parkplätze für Mopeds und die andere Hälfte ist auf der Straße unterwegs, vornehmlich auf der Spur, die offensichtlich extra für Mopeds reserviert ist - links vom Mittelstreifen. Wehe du bestehst als Autofahrer auf dem Recht deiner Fahrspur, du weißt, es gibt ja genügend jener eifrigen Garagenwerkstätten für Blechschäden und vielleicht ist es ja auch zufällig der Schwager der Mopedfahrerin, bei dem du landest.
Also schlendere ich weiter durch die Innenstadt, bis ich den nächsten Hotelbus bekomme. Aber so schnell wollen wir diesen herrlichen Fleck Erde doch nicht verlassen, schließlich werden wir so schnell nicht mehr herkommen und Amalfi wollte ich auf jeden Fall mal sehen. Also eine weitere Nacht in der Suite residieren.
Die Costa Amalfina, das ist das Ziel des nächsten Tages. Sie liegt jenseits des Berges und eine kleine Landstraße führt von Sorrent aus dorthin. Die Italiener gehen grundsätzlich davon aus, dass man sich auskennt in ihrem Land und so ist die Beschilderung mehr zufällig als auffällig. Aber mein Navi kennt sich aus. Das Ziel eingegeben, die Navigation starten und eine Viertelstunde später stehen wir im Zitronenhain. Wunderschön aber wo bitte ist Amalfi?
Die Costa Amalfina, das ist das Ziel des nächsten Tages. Sie liegt jenseits des Berges und eine kleine Landstraße führt von Sorrent aus dorthin. Die Italiener gehen grundsätzlich davon aus, dass man sich auskennt in ihrem Land und so ist die Beschilderung mehr zufällig als auffällig. Aber mein Navi kennt sich aus. Das Ziel eingegeben, die Navigation starten und eine Viertelstunde später stehen wir im Zitronenhain. Wunderschön aber wo bitte ist Amalfi?
Tja, da wurde halt mal eine Abzweigung in eine Einbahnstraße umgewidmet und das unwissende Navi rechnet und rechnet, schickt mich immer wieder in neue Einfahrten, bis ich schließlich kapiere, dass es keine Einfahrten sind, sondern tatsächlich öffentliche Straßen, zwar nur mopedbreit, aber irgendwie kommt man da schon durch und ich kam durch.
Herrlich der Blick von dem kleinen Pass auf die Amalfi-Küste und schon geht es über Serpentinen abwärts und die Küstenstraße lang. An jedem der wenigen Aussichtspunkten muss ich halten, Fotos machen, ein Aha-Erlebnis jagt das andere, und wenn es keinen Haltepunkt gibt, dann wird italienisch geparkt. Aber dann das größte Aha-Erlebnis: Positano. Im Nachhinein für mich viel schöner als Amalfi. Wie Schwalbennester sind die Häuser an den Hang geklebt. Treppen führen von einer Etage zur anderen, angeblich auch eine Straße runter zum Hafen, wir haben es aber erst gar nicht versucht. Wo auch parken? Positano hat zweitausend Einwohner oder so, und mindestens genau so viele Autobesitzer, die ihr fahrbares Unterteil irgendwo parken müssen. Kilometerweit aus dem Ort heraus parken sie an der meerseitigen Straßenseite, wer bisher die Maße seines Autos nicht kannte, lernt sie beim Einparken kennen. Auf zwei Millimeter genau an die Mauer ran musst du parken, oder der linke Außenspiegel fehlt bei der Rückkehr, mitgenommen von einem räuberischen Bus, der sich nicht anders zu wehren wusste, als sich so seinen Platz zu schaffen, um dem Gegenverkehr ausweichen zu können. Eng die Straßen, wer hier einen Parkplatz ergattert hat, lässt sein Auto stehen, bis es auseinanderfällt und das kann Jahrzehnte dauern. Wer stolzer Besitzer eines halbwegs wohnungsnahen Parkplatzes ist, wird anschließend begeisterter Nutzer der öffentlichen Verkehrsmittel, wer weiß wie weit draußen man sonst bei der Rückkehr parken muss. Und eng ist die Küstenstraße zwischen Positano und Amalfi, ebenso eng wie die vielen Garagenwerkstätten, die sich begeistert um die zerbeulten Kotflügel rechts, wahlweise auch links kümmern, von irgendetwas muss man ja hier leben. Nirgends sonst in Italien habe ich noch so viele alte 500er Fiats gesehen, die Knuddelkugel aus den 60er Jahren, wohl gepflegt und sie passen in jede briefmarkengroße Parklücke (an dieser Stelle ein besonderer Gruß von Inge an Ulli).
Weiter geht es die atemberaubend enge und kurvenreiche Straße nach Amalfi und dann eine kleine Enttäuschung. Amalfi sieht man an, dass es tourismusgeschädigt ist. Der alte Ortskern ist überlaufen. Beton bewehrte Neubauten ziehen sich den Berg hoch und stören das Gesamtbild. Dann doch lieber zurück nach Positiano. Der Busfahrer, der mich freundlich kurz hinter Amalfi vorbeiwinkte, muss mich wohl für verrückt gehalten haben, viermal wiederholte er das Vorbeiwinken auf 15 Kilometer, so gelassen, wie die vielen Schilder, die ihn hier ermahnen, partnerschaftlich die Pkws vorbeizulassen.
Und dann plötzlich Weihnachten, ja Weihnachten. Ein Ort kurz vor Positiano hat eine besondere Tradition: dort hat man eine Weihnachtskrippe am Straßenrand in den Berg gebaut. Krippe ist eigentlich nicht das richtige Wort: Man hat eine ganze Miniaturstadt aufgebaut, nur ein Zaun trennt sie von der Straße und die Krippe mit Esel und Jesuskindlein steht in einer kleinen Höhle. Wie muss das an Weihnachten aussehen, wenn alles festlich geschmückt und beleuchtet ist? Vier solchen Miniaturlandschaften haben wir rund um den Ort gesehen, vielleicht doch mal an Weihnachten nach hier?
Herrlich der Blick von dem kleinen Pass auf die Amalfi-Küste und schon geht es über Serpentinen abwärts und die Küstenstraße lang. An jedem der wenigen Aussichtspunkten muss ich halten, Fotos machen, ein Aha-Erlebnis jagt das andere, und wenn es keinen Haltepunkt gibt, dann wird italienisch geparkt. Aber dann das größte Aha-Erlebnis: Positano. Im Nachhinein für mich viel schöner als Amalfi. Wie Schwalbennester sind die Häuser an den Hang geklebt. Treppen führen von einer Etage zur anderen, angeblich auch eine Straße runter zum Hafen, wir haben es aber erst gar nicht versucht. Wo auch parken? Positano hat zweitausend Einwohner oder so, und mindestens genau so viele Autobesitzer, die ihr fahrbares Unterteil irgendwo parken müssen. Kilometerweit aus dem Ort heraus parken sie an der meerseitigen Straßenseite, wer bisher die Maße seines Autos nicht kannte, lernt sie beim Einparken kennen. Auf zwei Millimeter genau an die Mauer ran musst du parken, oder der linke Außenspiegel fehlt bei der Rückkehr, mitgenommen von einem räuberischen Bus, der sich nicht anders zu wehren wusste, als sich so seinen Platz zu schaffen, um dem Gegenverkehr ausweichen zu können. Eng die Straßen, wer hier einen Parkplatz ergattert hat, lässt sein Auto stehen, bis es auseinanderfällt und das kann Jahrzehnte dauern. Wer stolzer Besitzer eines halbwegs wohnungsnahen Parkplatzes ist, wird anschließend begeisterter Nutzer der öffentlichen Verkehrsmittel, wer weiß wie weit draußen man sonst bei der Rückkehr parken muss. Und eng ist die Küstenstraße zwischen Positano und Amalfi, ebenso eng wie die vielen Garagenwerkstätten, die sich begeistert um die zerbeulten Kotflügel rechts, wahlweise auch links kümmern, von irgendetwas muss man ja hier leben. Nirgends sonst in Italien habe ich noch so viele alte 500er Fiats gesehen, die Knuddelkugel aus den 60er Jahren, wohl gepflegt und sie passen in jede briefmarkengroße Parklücke (an dieser Stelle ein besonderer Gruß von Inge an Ulli).
Weiter geht es die atemberaubend enge und kurvenreiche Straße nach Amalfi und dann eine kleine Enttäuschung. Amalfi sieht man an, dass es tourismusgeschädigt ist. Der alte Ortskern ist überlaufen. Beton bewehrte Neubauten ziehen sich den Berg hoch und stören das Gesamtbild. Dann doch lieber zurück nach Positiano. Der Busfahrer, der mich freundlich kurz hinter Amalfi vorbeiwinkte, muss mich wohl für verrückt gehalten haben, viermal wiederholte er das Vorbeiwinken auf 15 Kilometer, so gelassen, wie die vielen Schilder, die ihn hier ermahnen, partnerschaftlich die Pkws vorbeizulassen.
Und dann plötzlich Weihnachten, ja Weihnachten. Ein Ort kurz vor Positiano hat eine besondere Tradition: dort hat man eine Weihnachtskrippe am Straßenrand in den Berg gebaut. Krippe ist eigentlich nicht das richtige Wort: Man hat eine ganze Miniaturstadt aufgebaut, nur ein Zaun trennt sie von der Straße und die Krippe mit Esel und Jesuskindlein steht in einer kleinen Höhle. Wie muss das an Weihnachten aussehen, wenn alles festlich geschmückt und beleuchtet ist? Vier solchen Miniaturlandschaften haben wir rund um den Ort gesehen, vielleicht doch mal an Weihnachten nach hier?
Für den Abend ist ein Essen außerhalb von Sorrent geplant. Ein schönes Restaurant, mit Capri-Blick, da freue ich mich schon auf den Sonnenuntergang frei nach dem Motto: „Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt...“
Und sie ist beinahe im Meer versunken. Nur von Capri sehen wir nichts. Die Insel liegt hinter unserem Rücken. Aber das mit dem Lied stimmt dennoch, denn vor uns liegt Ischia und der herrliche Sonnenuntergang über Ischia entschädigt uns.
Wir sind die einzigen Gäste in dem riesigen Restaurant, eine exquisite Küche mit Mama an der Kasse und einem sehr aufmerksamen Kellner. Es stellt sich heraus, dass er am Sonntag entlassen worden war - in dem Hotel, das wir eigentlich gebucht hatten. Er erzählt von den Aschewirrungen der vorangegangenen Reisegruppe, bevor sie mit Bussen statt Fliegern nach Deutschland gebracht wurden. Und er spricht auch von den Sorgen der Menschen hier, dass der Haupttouristenstrom, der im Mai beginnt, in diesem Jahr nicht kommen könne, wegen Vulkanasche und das mit Blick auf den gegenüberliegenden Vesuv, der diesmal nun wahrlich nicht schuld ist. Vielleicht verschwistert sich Sorrent ja nun mit Reykjavik.
Und sie ist beinahe im Meer versunken. Nur von Capri sehen wir nichts. Die Insel liegt hinter unserem Rücken. Aber das mit dem Lied stimmt dennoch, denn vor uns liegt Ischia und der herrliche Sonnenuntergang über Ischia entschädigt uns.
Wir sind die einzigen Gäste in dem riesigen Restaurant, eine exquisite Küche mit Mama an der Kasse und einem sehr aufmerksamen Kellner. Es stellt sich heraus, dass er am Sonntag entlassen worden war - in dem Hotel, das wir eigentlich gebucht hatten. Er erzählt von den Aschewirrungen der vorangegangenen Reisegruppe, bevor sie mit Bussen statt Fliegern nach Deutschland gebracht wurden. Und er spricht auch von den Sorgen der Menschen hier, dass der Haupttouristenstrom, der im Mai beginnt, in diesem Jahr nicht kommen könne, wegen Vulkanasche und das mit Blick auf den gegenüberliegenden Vesuv, der diesmal nun wahrlich nicht schuld ist. Vielleicht verschwistert sich Sorrent ja nun mit Reykjavik.
Montag 26. April
So ungefähr muss es im Paradies sein. Zum Frühstück sitzen wir auf der Terrasse unserer Villa, aus der Küche zieht sich ein angenehmer Cappuccinoduft bis zu unserem Tisch, die Sonne wärmt den Rücken, Schmetterlinge taumeln durch die Luft, naschen mal an einer Geranie, mal an den kleinen gelben Blumen, die wie Gänseblümchen aussehen, der honigschwangere Rosmarinbusch summt vor lauter Freude, die ihm Hunderte von Bienchen bereiten und zu unseren Füßen liegt das weite Halbrund des Val d‘Elsa, durch dessen Täler der Schlag der Kirchenglocken dringt. Und mit der Kraft meiner Fantasie wandelt sich der Touran schnell in eine ebenso silbergraue Wolke, auf der wir heute Mittag durch das Chianti-Gebiet gleiten werden.
So ungefähr muss es im Paradies sein. Zum Frühstück sitzen wir auf der Terrasse unserer Villa, aus der Küche zieht sich ein angenehmer Cappuccinoduft bis zu unserem Tisch, die Sonne wärmt den Rücken, Schmetterlinge taumeln durch die Luft, naschen mal an einer Geranie, mal an den kleinen gelben Blumen, die wie Gänseblümchen aussehen, der honigschwangere Rosmarinbusch summt vor lauter Freude, die ihm Hunderte von Bienchen bereiten und zu unseren Füßen liegt das weite Halbrund des Val d‘Elsa, durch dessen Täler der Schlag der Kirchenglocken dringt. Und mit der Kraft meiner Fantasie wandelt sich der Touran schnell in eine ebenso silbergraue Wolke, auf der wir heute Mittag durch das Chianti-Gebiet gleiten werden.
Sehr unterschiedlich sind die Lichtstimmungen, die uns jeden Morgen nach dem Aufstehen empfangen. Mal liegt Nebel in den Tälern, zieht in Schwaden hoch, mal herrscht purer Sonnenschein und mal ist es in der Ferne dunstig so wie heute. Aber jede Lichtstimmung hat ihren Reiz und von hier oben schaut man wie vom Himmel auf die Landschaft. Marcialla liegt auf einem der höchsten Erhebungen hier in der Gegend. Gestern, von der Burg von Certaldo aus, war die Villa Tavolese mit dem Kirchturm dahinter klar zu sehen. Und die Sonnenuntergänge stehen dem in nichts nach.
Certaldo liegt im Tal, die mittelalterliche Stadt auf einem steilen Hügel mitten in der neuen Stadt. Eine steile Seilbahn auf Schienen führt von der zentralen Piazza aus nach oben, öffnet mit jedem Höhenmeter, den sie hochfährt, weiter den Blick über die Dächer der Stadt, deren tonfarbene Ziegeln in einem schönen Kontrast zu den rapsgelben Hängen stehen. Der Raps ist die dominierende Farbe in dieser Jahreszeit, wild wächst er allerorten, selbst in den zahlreichen Olivenhainen und es bleibt zu hoffen, dass sich Rapsöl und Olivenöl nicht durch reinen „Zufall“ mischen. Doch weiter führt die Seilbahn hoch und gibt schließlich den Blick ins Rund des Val d‘Elsa frei, die allgegenwärtige Skyline von San Gimignano am Horizont.
Heute ist Feiertag, die Befreiung vom Faschismus, in Marcialla hatte eine kleine Feier mit Enthüllung eines Denkmals vor der Kirche stattgefunden, die Blasmusik spielte dazu Bella Ciao. Die Italiener nutzen das schöne Wetter zu einem Familienausflug und ganze Heerscharen von ihnen bevölkern die alten Straßen von Certaldo, in der Eisdiele konnte ich nur mit Mühe eine Tüte mit köstlichem frischem Eis bekommen, nicht weil es ausverkauft war, sondern weil gruppenweise die Eistüten die Theke verließen und ich heute Mittag alleine unterwegs war, fast machtlos gegen die Übermacht der italienischen Mamis, aber nur fast. Überhaupt ist zurzeit italienisch die vorherrschende Sprache in der Toskana, schon bald wird es dem Deutschen und dem Englischen wieder für einen Sommer lang weichen.
In San Gimignano kann man heute die Ausländer an zwei Händen abzählen, doch die zahlreichen Enotecas und Pizzerias entlang der Hauptstraße sprechen eine andere Sprache. Wie muss es in der Hauptsaison hier aussehen? Man geht nicht, man wird gegangen. Das hätte heute seine Vorteile gehabt. Lang und flach zieht sich die Hauptstraße hin, bis zu einer Biegung und ich freute mich schon, so leicht den Rollstuhl schieben zu können. Doch dann die Biegung und steil geht die Straße hoch zum zweiten Stadttor, weit vorgebeugt schiebe ich den Rollstuhl hoch, ich schaffe diese Steigung, ich habe schließlich meinen Stolz und hinter dem Stadttor dann, na ja, die letzten 50 Meter Steigung schaffe ich auch noch, immer wieder eine kleine Pause dazwischen, bevor es weiter aufwärts geht.
Inge lässt sich in einem Kaffeehaus absetzen, derweil ich weiter schlendere, hoch zur Burg, wo auf dem höchsten Aussichtspunkt mit dem schönsten Blick eine Großfamilie still und fasziniert mir zuschaut, wie ich meine beiden Häschen vor der Kulisse der Geschlechtertürme positioniere für ein Erinnerungsfoto.
Diese Anstrengung belohnen wir uns am Abend in unserer Stamm-Trattoria mit einem Bifteca Fiorentina, ein butterzartes Stück besten Rindfleisches, jedes Gramm wird mit Gold aufgewogen und das ist es auch wert. Da übersehe ich gerne, dass die Steakmesser nicht aus Solinger Stahl sind, sondern vom IKEA-Haus in Florenz, made in China. Ob es im Paradies auch IKEA-Möbel gibt?
Inge lässt sich in einem Kaffeehaus absetzen, derweil ich weiter schlendere, hoch zur Burg, wo auf dem höchsten Aussichtspunkt mit dem schönsten Blick eine Großfamilie still und fasziniert mir zuschaut, wie ich meine beiden Häschen vor der Kulisse der Geschlechtertürme positioniere für ein Erinnerungsfoto.
Diese Anstrengung belohnen wir uns am Abend in unserer Stamm-Trattoria mit einem Bifteca Fiorentina, ein butterzartes Stück besten Rindfleisches, jedes Gramm wird mit Gold aufgewogen und das ist es auch wert. Da übersehe ich gerne, dass die Steakmesser nicht aus Solinger Stahl sind, sondern vom IKEA-Haus in Florenz, made in China. Ob es im Paradies auch IKEA-Möbel gibt?
Mittwoch 28. April
Zinnenbewehrt sind fast alle Hügel, die Burgenlandschaft am Rhein zwischen Bingen und Koblenz ist ein Armenhaus verglichen mit der Zahl der Burgen hier. In der Zeit der mittelalterlichen Stadtkriege zwischen Florenz und Siena wurden die Burgen errichtet, kein Hügelchen wurde ausgelassen und deren gibt es sehr viele hier. Reiche Engländer, die die diese Gegend noch vor der deutschen Toskana-Fraktion entdeckt hatten, haben viele dieser Burgen restauriert und residieren dort über ihren Weinbergen. Aber auch die Toskana-Fraktion hat gründlich gearbeitet, denn es gibt kaum mehr ein zerfallenes Anwesen und nur noch wenige Mauerreste ziert das klassische „vendesi“-Schild.
Die Bauchflasche des Chianti war in unserer Jugendzeit der Inbegriff für italienisches Dolce-Vita, wobei uns nie jemand erklären konnte, warum der Kopfschmerz am nächsten Morgen zur Dolce-Vita gehört. Heute findet man die Bauchflasche nur noch sehr selten, sie gehört eigentlich zu den Souvenirs, die man mitbringt und irgendwo nutzlos dann herumstehen hat. Dafür ist der Inhalt heute besser geworden, die Qualität des Chianti-Weines hat spürbar gewonnen und ich habe es so manches Mal hier bedauert, ihn nicht zum Essen genießen zu können. Aber genippt habe ich schon das eine oder andere Mal, da bin ich ganz ehrlich. Den Spuren des Chianti-Weines sind wir auch am Montag gefolgt, haben die große Rundfahrt durch das klassische Chianti-Classico-Gebiet gemacht, eine herrliche Fahrt.
Den Spuren des Chianti-Weines sind wir auch am Montag gefolgt, haben die große Rundfahrt durch das klassische Chianti-Classico-Gebiet gemacht, eine herrliche Fahrt.
Wer einen Reiseführer über die Toskana liest, hört von ihren sanften Hügeln. Ja, hügelig ist es, aber anders als man es sich so vorstellt. Wie ein Kind, das mit seiner Schaufel im Sandkasten spielt, ein Sandhäufchen nach dem anderen auftürmt, dann mal mit den Füßen unbedacht darüber läuft, hier mit der Schaufel einen Hang anklatscht, dort zwei Hügel mit einem Grat verbindet, so ist die Toskana, nur nicht sandbraun, sondern herrlich grün in dieser Jahreszeit. Bergauf und bergab führt die Straße, mal 8 % Steigung, mal 11 %, auch 15 % und auf den kleinen engen Nebenstraßen gar 22 %, da schlägt mein Serpentinenherz Freudensaltos. Und immer wieder mahnen blaue Schilder Schneeketten an. Ich hoffe ja, dass nicht ....
Die Bauchflasche des Chianti war in unserer Jugendzeit der Inbegriff für italienisches Dolce-Vita, wobei uns nie jemand erklären konnte, warum der Kopfschmerz am nächsten Morgen zur Dolce-Vita gehört. Heute findet man die Bauchflasche nur noch sehr selten, sie gehört eigentlich zu den Souvenirs, die man mitbringt und irgendwo nutzlos dann herumstehen hat. Dafür ist der Inhalt heute besser geworden, die Qualität des Chianti-Weines hat spürbar gewonnen und ich habe es so manches Mal hier bedauert, ihn nicht zum Essen genießen zu können. Aber genippt habe ich schon das eine oder andere Mal, da bin ich ganz ehrlich. Den Spuren des Chianti-Weines sind wir auch am Montag gefolgt, haben die große Rundfahrt durch das klassische Chianti-Classico-Gebiet gemacht, eine herrliche Fahrt.
Den Spuren des Chianti-Weines sind wir auch am Montag gefolgt, haben die große Rundfahrt durch das klassische Chianti-Classico-Gebiet gemacht, eine herrliche Fahrt.
Wer einen Reiseführer über die Toskana liest, hört von ihren sanften Hügeln. Ja, hügelig ist es, aber anders als man es sich so vorstellt. Wie ein Kind, das mit seiner Schaufel im Sandkasten spielt, ein Sandhäufchen nach dem anderen auftürmt, dann mal mit den Füßen unbedacht darüber läuft, hier mit der Schaufel einen Hang anklatscht, dort zwei Hügel mit einem Grat verbindet, so ist die Toskana, nur nicht sandbraun, sondern herrlich grün in dieser Jahreszeit. Bergauf und bergab führt die Straße, mal 8 % Steigung, mal 11 %, auch 15 % und auf den kleinen engen Nebenstraßen gar 22 %, da schlägt mein Serpentinenherz Freudensaltos. Und immer wieder mahnen blaue Schilder Schneeketten an. Ich hoffe ja, dass nicht ....
Von Marcialla im Westen führt uns unsere Fahrt nordwärts nach San Casciano in Val di Pesa, mutig fahren wir durch die Altstadt so manchen Ortes, die für den Verkehr gesperrt ist. Aber unser Rollstuhlschein im Auto gibt uns die Erlaubnis, ganz offiziell, wie die Verkehrszeichen uns sagen. Inge kann dadurch doch so manche Ecke noch sehen, die mit dem Rollstuhl ob der steilen Straße nicht erreichbar wäre. Um die Mittagszeit sind die Straßen menschenleer, in den kleinen Orten sind selbst die Bars geschlossen und wir sind froh in San Casciano wenigstens ein kleines Cafehaus offen vorzufinden, um uns zu stärken. Nach Südosten geht die Fahrt weiter, bisweilen unterbrochen, um an einem steilen Straßenstück zurückzusetzen, bis der entgegenkommende Bus uns passieren kann, den Atem anhaltend, ob das notwendige Millimeter Luft wirklich noch vorhanden ist, bevor Blech auf Blech knirscht. Es ist vorhanden, rechts wie links. Große Namen gleiten vorbei, hier ist der Gallo Nero zu Hause. Zwei Orte sind es, die mich besonders reizen, weil mir ihre Namen schon immer gefallen haben: „Greve in Chianti“ das eine, ein Städtchen am gleichnamigen Flüsschen gelegen mit einem reizvollen dreieckigen Marktplatz, der völlig unüblich für diese Region von Laubengängen umgeben ist, in denen es sich in der sommerlichen Hitze schattig aber bisweilen auch brieftaschenschädlich flanieren lässt. Köstlich der Amarena-Eisbecher, ich danke meiner bis eben noch gefüllten Geldbörse, dass sie mir dieses Eis genehmigt.
Hinter Greve schlängelt sich die Straßen den Berg hoch, gibt wieder herrliche Blicke frei und ich folge der schmalen Dorfstraße von Panzano in Chianti den steilen Weg durchs mittelalterliche Stadttor hoch, um vor der Kirchentreppe scharf nach links abzubiegen. Auch hier ein Rollstuhlparkplatz, wie überall in der Toskana bevorzugt angelegt und der Fußweg rund um die Kirche mal wieder ein Hochgenuss. Panzano ist eigentlich unter all den Perlen hier eine der schönst gelegenen Stadtanlagen, nur eine Straße den schmalen Grat hoch, jedes Haus mit „dem schönsten Blick der Toskana“.
Hinter Greve schlängelt sich die Straßen den Berg hoch, gibt wieder herrliche Blicke frei und ich folge der schmalen Dorfstraße von Panzano in Chianti den steilen Weg durchs mittelalterliche Stadttor hoch, um vor der Kirchentreppe scharf nach links abzubiegen. Auch hier ein Rollstuhlparkplatz, wie überall in der Toskana bevorzugt angelegt und der Fußweg rund um die Kirche mal wieder ein Hochgenuss. Panzano ist eigentlich unter all den Perlen hier eine der schönst gelegenen Stadtanlagen, nur eine Straße den schmalen Grat hoch, jedes Haus mit „dem schönsten Blick der Toskana“.
Von Panzano führt eine kleine gelbe Straße nach Radda in Chianti, dem zweiten Städtchen, dessen Namen mich schon immer reizte. Wir sind schon viele dieser kleinen gelben Straßen gefahren, aber diese ist wirklich gelb, gelb vor Staub, denn hier ist noch nie ein Teerwagen lang gekommen. Welch ein Glück, dass es seit Tagen trocken ist, denn im Schlamm bergauf und bergab zu fahren ist kein Hochgenuss. Dafür treffen wir kulinarische Hochgenüsse. Cinta Senese, so heißen sie, die uns ebenso faul wie neugierig von rechts wie von links anschauen. Schwarz sind sie mit einem hellgrauen Streifen um den Bauch und sie lieben den Wald und das freie Feld. Zuerst denke ich an Wildschweine, doch die hätten uns nicht so ungeschoren gelassen wie diese gemütlichen Schwarzkittel. Eine alte Schweinerasse ist es, die hier in der Abgeschiedenheit der toskanischen Berge in freier Natur wieder gezüchtet wird, um dann später in den Fleisch- und Wursttheken der Marcellerias zu landen.
Radda in Chianti, der zweite Ort, dessen Namen mich immer wieder fasziniert hat. Diesmal schiebe ich den Rollstuhl durch den Ortskern, ein bisschen Sport muss sein. Wir wollen in Radda nicht lange verweilen, denn in der letzten Station der Chianti-Classico-Rundfahrt, in Castellina, ist eigentlich der Besuch einer Enoteca angesagt.
Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. In Castellina bleiben wir in einer der zahlreichen Bars bei Crostini Misti und Wildschweinragout hängen. Nach ausgiebigem Genuss sehen wir später interessiert dem Besitzer der genau gegenüberliegenden Enoteca zu, wie er sorgsam seinen Laden abschließt. Macht nichts, bleiben wir halt in der Bar sitzen. Stunden später fahren wir in den glutroten Ball der untergehenden Sonne, die uns den Weg nach Hause weist.
Radda in Chianti, der zweite Ort, dessen Namen mich immer wieder fasziniert hat. Diesmal schiebe ich den Rollstuhl durch den Ortskern, ein bisschen Sport muss sein. Wir wollen in Radda nicht lange verweilen, denn in der letzten Station der Chianti-Classico-Rundfahrt, in Castellina, ist eigentlich der Besuch einer Enoteca angesagt.
Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. In Castellina bleiben wir in einer der zahlreichen Bars bei Crostini Misti und Wildschweinragout hängen. Nach ausgiebigem Genuss sehen wir später interessiert dem Besitzer der genau gegenüberliegenden Enoteca zu, wie er sorgsam seinen Laden abschließt. Macht nichts, bleiben wir halt in der Bar sitzen. Stunden später fahren wir in den glutroten Ball der untergehenden Sonne, die uns den Weg nach Hause weist.
Donnerstag 29. April
Ein letztes Mal ein Frühstück in der Morgensonne, der herrliche Blick ins weite Tal, der Duft des Cappuccino, das verliebt tanzende Schmetterlingspärchen, wenn ich mal im Lotto den Jackpot knacke, ja, wenn, hach ja .......
Heute werden wir einen Ruhetag einlegen, uns auf die Rückreise morgen vorbereiten. Aber dazu gehört auch der Besuch des Marktes von Certaldo, denn unser Kühlschrank zu Hause hat einen knurrenden Magen, den hören wir bis hierhin und wir wollen ihm ja auch schöne Mitbringsel einkaufen.
Heute werden wir einen Ruhetag einlegen, uns auf die Rückreise morgen vorbereiten. Aber dazu gehört auch der Besuch des Marktes von Certaldo, denn unser Kühlschrank zu Hause hat einen knurrenden Magen, den hören wir bis hierhin und wir wollen ihm ja auch schöne Mitbringsel einkaufen.
Freitag 30. April
Leicht hat uns die Toskana den Abschied nicht gemacht. An diesem Mittwochmorgen herrscht klare Sicht und der Besuch des Marktes von Certaldo wird zu einem Schattenlauf, immer von einem Schirmschatten zum anderen, denn die Sonne entwickelt um die Mittagszeit schon eine gewaltige Stärke und meine Nase beginnt auch schon, sich zu röten. Diese Märkte haben in der Toskana noch die ganz wichtige Funktion, in den kleineren Orten und Städten die Versorgung der Menschen mit Schuhen, Kleidern und Küchengerätschaften zu gewährleisten und es wird sicher noch eine gute Zeit lang dauern, bis Aldi und Lidl diese Regionen aufgerollt haben, sehr zum Schaden dieser Märkte. Und den Lokalkolorit solcher Wochenmärkte können sie sowieso nicht ersetzen.
Leicht hat uns die Toskana den Abschied nicht gemacht. An diesem Mittwochmorgen herrscht klare Sicht und der Besuch des Marktes von Certaldo wird zu einem Schattenlauf, immer von einem Schirmschatten zum anderen, denn die Sonne entwickelt um die Mittagszeit schon eine gewaltige Stärke und meine Nase beginnt auch schon, sich zu röten. Diese Märkte haben in der Toskana noch die ganz wichtige Funktion, in den kleineren Orten und Städten die Versorgung der Menschen mit Schuhen, Kleidern und Küchengerätschaften zu gewährleisten und es wird sicher noch eine gute Zeit lang dauern, bis Aldi und Lidl diese Regionen aufgerollt haben, sehr zum Schaden dieser Märkte. Und den Lokalkolorit solcher Wochenmärkte können sie sowieso nicht ersetzen.
Die Käseverkäufer freuen sich schon, als sie meinen Blick begehrlich auf dem einen oder anderen Stück liegen sehen und der Rucksack füllt sich mit Winterparmigiano – 18 Monate gereift das eine Stück, 22 Monate das andere und gar ein kleines Stück von dem 30-monatigen. Der Gaumen freut sich schon beim Probieren. Und dann gar der schöne gereifte Pecorino mit Trüffelstückchen, mmmhhhh.
Nach dem Besuch des Marktes noch der Besuch der Eisdiele, hier war am Sonntag das Amarena-Eis besonders gut, und so war es auch heute. Manche Dinge kann man auch mit netten Worten ausdrücken, so in der Bar nebenan, wo ein Schild in englischer Sprache auf der Toilette darauf hinwies, dass natürlich der Besuch der Toilette für jedermann und jedefrau frei sei, auch ohne Verzehr, aber das Personal hinter der Theke sich dennoch drüber freue, wenn man ein Getränk oder einen Kaffee bestelle, denn schließlich müssen die ja die Toilette nach deinem Aufenthalt wieder säubern. Bleibt zu hoffen, dass jedermann des Englischen und der Vernunft mächtig ist.
Nach dem Besuch des Marktes noch der Besuch der Eisdiele, hier war am Sonntag das Amarena-Eis besonders gut, und so war es auch heute. Manche Dinge kann man auch mit netten Worten ausdrücken, so in der Bar nebenan, wo ein Schild in englischer Sprache auf der Toilette darauf hinwies, dass natürlich der Besuch der Toilette für jedermann und jedefrau frei sei, auch ohne Verzehr, aber das Personal hinter der Theke sich dennoch drüber freue, wenn man ein Getränk oder einen Kaffee bestelle, denn schließlich müssen die ja die Toilette nach deinem Aufenthalt wieder säubern. Bleibt zu hoffen, dass jedermann des Englischen und der Vernunft mächtig ist.
Und dann der Nachmittag auf der Terrasse der Villa Tavolese. Rosmarin und Thymian wetteifern um das beste Aroma und die Bienen wissen nicht, wohin sie sich zuerst wenden sollen. Da haben es die beiden verliebten Schmetterlinge schon leichter, die an den Blumenkästen mit den vielen kleinen rosafarbenen Blüten sich labten und zwischendrin immer wieder einen Blues tanzten.
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Abends dann mal nicht in unsere Stamm-Trattoria, bei den lauen Temperaturen wollen wir doch lieber draußen sitzen, mit einem schönen Blick, und den finden wir in der Pizzeria/Restaurante dell Ignorante im Nachbarort. Schön gelegen auf dem schmalen Berggrat, wo nur noch Platz für die schmale Dorfstraße neben der Pizzeria ist, kommt zuerst das Gänsebrustfilet mit Erdbeerscheiben und Balsamicocreme auf den Teller. Wahrlich ein Genus, so wie die Sonne, die derweil auf der linken westlichen Seite des Restaurants hinter der Bergkette der Apenninen versinkt. Interessant auch das Arrosto dell Ignorante, eingelegtes Geflügelfleisch von Fasan über Hühnchen bis Taube, leider nicht von heute, aber dennoch kann man sich vorstellen wie köstlich solch ein Gericht erst schmecken mag, wenn es frisch zubereitet ist.
Derweil schiebt der Mond seine große rote Scheibe im Osten über den Horizont. Ein wildromantisches Bild, das sich tief im Gedächtnis einprägt und einen schönen Abschluss dieser Reise bildet.
Die Abfahrt am nächsten Morgen wird nicht überstürzt. Ein gemütliches Frühstück muss sein, bevor der Touran sich wehmütig auf den Rückweg macht. Ein letzter Blick in das weite Rund des Tales der Elsa, die Skyline von San Gimignano klar und doch weit in der Ferne am gegenüberliegenden Hang, und hereingeht es in den italienischen Verkehr. Kaum auf der Autobahn vermerke ich schon, dass wir Glück haben, nicht in den Süden zu fahren, denn ein kilometerlanger Stau ziert die Gegenfahrbahn auf drei Spuren. Doch wenig später dann das bittere Erwachen. Hatte mir doch niemand gesagt, dass ausgerechnet vor einer Stunde die Brummi-Ralley Florenz-Bologna begonnen hatte und das Peloton sich gerade anschickte, die Apenninen hochzusteigen. Als zusätzliche Schikane haben die Organisatoren auch noch einen Schwerlasttransport mit Überbreite und einen Holländer ohne Wohnwagen auf die Strecke geschickt (mit Wohnwagen wäre er schon längst über alle Berge gewesen, Ehrensache, klar).
Die Abfahrt am nächsten Morgen wird nicht überstürzt. Ein gemütliches Frühstück muss sein, bevor der Touran sich wehmütig auf den Rückweg macht. Ein letzter Blick in das weite Rund des Tales der Elsa, die Skyline von San Gimignano klar und doch weit in der Ferne am gegenüberliegenden Hang, und hereingeht es in den italienischen Verkehr. Kaum auf der Autobahn vermerke ich schon, dass wir Glück haben, nicht in den Süden zu fahren, denn ein kilometerlanger Stau ziert die Gegenfahrbahn auf drei Spuren. Doch wenig später dann das bittere Erwachen. Hatte mir doch niemand gesagt, dass ausgerechnet vor einer Stunde die Brummi-Ralley Florenz-Bologna begonnen hatte und das Peloton sich gerade anschickte, die Apenninen hochzusteigen. Als zusätzliche Schikane haben die Organisatoren auch noch einen Schwerlasttransport mit Überbreite und einen Holländer ohne Wohnwagen auf die Strecke geschickt (mit Wohnwagen wäre er schon längst über alle Berge gewesen, Ehrensache, klar).
Und als wir dann den ersten Anstieg in die Apenninen geschafft haben, ist mein Navi auch geschafft. Plötzlich fängt es an zu reden: „Bitte folgen Sie dem Straßenverlauf drei Kilometer“. „?????“ Wieso drei Kilometer, bis Mailand ist es doch noch viel weiter. In dem Moment holt das Navi wieder zum Sprechen aus: „Bitte folgen Sie dem Straßenverlauf zweihundertneunundfünfzig Kilometer“. Ich glaube, ich sehe in diesem Moment so ein kleines Grinsen auf dem Display. Kleine Scherze heitern so einen langen Tag auf der Autobahn auf.
Große Regentropfen fallen auf den Boden des Balkons und zerplatzen mit einem lauten Plupp. Nein, es regnet nicht in der Toskana, es regnet in Hanau, das deutsche Wetter hat wieder zugeschlagen. Nun wissen wir, dass wir wieder zu Hause sind.
Viel wäre noch zu dieser Reise zu erzählen. Zum Beispiel, dass die olivfarbenen Starenkästen, vor denen 200 Meter vorher gewarnt wird, tatsächlich funktionierende Radaranlagen und zu einer der wichtigsten Einnahmequellen des italienischen Staates geworden sind (ich bin mal gespannt, wie viele Knöllchen da auf mich zukommen). Oder die schönen astlosen Bäume, deren Stamm rundherum mit violetten Blüten umgeben ist, wie mit Samt eingeschlagen. Oder das unerwartete Glück, dass der Direktor der Villa Tavolese tatsächlich ein Akkuladegerät für meine 50D-Akkus hatte. Und, und, und, doch nun ist die Reise zu Ende.
Große Regentropfen fallen auf den Boden des Balkons und zerplatzen mit einem lauten Plupp. Nein, es regnet nicht in der Toskana, es regnet in Hanau, das deutsche Wetter hat wieder zugeschlagen. Nun wissen wir, dass wir wieder zu Hause sind.
Viel wäre noch zu dieser Reise zu erzählen. Zum Beispiel, dass die olivfarbenen Starenkästen, vor denen 200 Meter vorher gewarnt wird, tatsächlich funktionierende Radaranlagen und zu einer der wichtigsten Einnahmequellen des italienischen Staates geworden sind (ich bin mal gespannt, wie viele Knöllchen da auf mich zukommen). Oder die schönen astlosen Bäume, deren Stamm rundherum mit violetten Blüten umgeben ist, wie mit Samt eingeschlagen. Oder das unerwartete Glück, dass der Direktor der Villa Tavolese tatsächlich ein Akkuladegerät für meine 50D-Akkus hatte. Und, und, und, doch nun ist die Reise zu Ende.