Kurz aber intensiv
Agadir - eine erste Begegnung mit Marokko
Mai 2010
Dienstag:
Der Vulkan mit dem Namen, den ich nie auszusprechen lernen werde, hat wieder gesprochen, besser gesagt gespuckt, schon wieder die Aschewolke. Agadir ist unser Ziel, morgen. In den Nachrichten wird berichtet, dass die Aschewolke von Norden her auf den europäischen Kontinent zueilt. Die Flughäfen in Schottland und Nordirland werden der Reihe nach geschlossen, London-Heathrow und Amsterdam folgen. Die deutsche Flugsicherung gibt für den deutschen Flugraum für Montag und Dienstag Entwarnung, doch auf der Internetseite des Londoner Instituts, das die Berechnungen für die Ausbreitung der Aschwolke macht, ist zu sehen, wie die Wolke sich unaufhaltsam nähert. Ich verzichte aus Erfahrung auf den Vorabend-Check-In.
Die Nacht ist kurz, 3 Stunden Schlaf, dann melden sich die Wecker zu Wort, erst der Radiowecker, den ich geflissentlich überhöre, dann der elektrische Wecker, auf den ich geeicht bin. Gerade noch rechtzeitig schalte ich den ver.di-Wecker aus, knallrot und mit Federzug, so wie früher; er wirft selbst den stärksten Bären aus seinem Winterschlaf.
Die Dusche weckt die Lebensgeister und um halb drei sitzen wir im Taxi. Schwarz ist die Nacht und leer der Flughafen. Am Security-Check für Schwerbehinderte staut sich’s, die anderen Kontrollstellen menschenleer, auch im Flieger gibt es ungewöhnlich viel Platz, angenehm für die Füße, wenn der Mittelplatz in der Reihe nur als Ablage dienen darf. Der Pilot meldet eine kurze Flugzeit, lässt noch einen DHL-Jumbo landen, bevor er in die leichte Morgenröte abhebt, die von Osten her sich nähert.
Der Vulkan mit dem Namen, den ich nie auszusprechen lernen werde, hat wieder gesprochen, besser gesagt gespuckt, schon wieder die Aschewolke. Agadir ist unser Ziel, morgen. In den Nachrichten wird berichtet, dass die Aschewolke von Norden her auf den europäischen Kontinent zueilt. Die Flughäfen in Schottland und Nordirland werden der Reihe nach geschlossen, London-Heathrow und Amsterdam folgen. Die deutsche Flugsicherung gibt für den deutschen Flugraum für Montag und Dienstag Entwarnung, doch auf der Internetseite des Londoner Instituts, das die Berechnungen für die Ausbreitung der Aschwolke macht, ist zu sehen, wie die Wolke sich unaufhaltsam nähert. Ich verzichte aus Erfahrung auf den Vorabend-Check-In.
Die Nacht ist kurz, 3 Stunden Schlaf, dann melden sich die Wecker zu Wort, erst der Radiowecker, den ich geflissentlich überhöre, dann der elektrische Wecker, auf den ich geeicht bin. Gerade noch rechtzeitig schalte ich den ver.di-Wecker aus, knallrot und mit Federzug, so wie früher; er wirft selbst den stärksten Bären aus seinem Winterschlaf.
Die Dusche weckt die Lebensgeister und um halb drei sitzen wir im Taxi. Schwarz ist die Nacht und leer der Flughafen. Am Security-Check für Schwerbehinderte staut sich’s, die anderen Kontrollstellen menschenleer, auch im Flieger gibt es ungewöhnlich viel Platz, angenehm für die Füße, wenn der Mittelplatz in der Reihe nur als Ablage dienen darf. Der Pilot meldet eine kurze Flugzeit, lässt noch einen DHL-Jumbo landen, bevor er in die leichte Morgenröte abhebt, die von Osten her sich nähert.
Die Condor hat von Ryanair gelernt, 5 Euro wird jetzt für ein Kissen verlangt, das den Nacken weich stützen soll, bald wird das Lächeln der Stewardess wohl auch honoriert werden müssen, so wie der Toilettengang, alles hat halt seinen Preis im Finanzmarktzeitalter.
Wolkenfetzen fliegen vorbei, tief liegt die Bewölkung, eine Schicht nach der anderen durchsticht der Flieger. Während immer tiefer unten noch die Lichter der Nacht verglühen, ist es über den Wolken, dort wo die Freiheit grenzenlos ist, schon hell, aber die Sonne lässt sich noch Zeit, ähnlich wie so manche Zeitgenossen gleich welchen Geschlechts, deren
Wolkenfetzen fliegen vorbei, tief liegt die Bewölkung, eine Schicht nach der anderen durchsticht der Flieger. Während immer tiefer unten noch die Lichter der Nacht verglühen, ist es über den Wolken, dort wo die Freiheit grenzenlos ist, schon hell, aber die Sonne lässt sich noch Zeit, ähnlich wie so manche Zeitgenossen gleich welchen Geschlechts, deren
Kommen man morgens zuerst durch die Badezimmertür hört, wo die diversen Gerätschaften, Fläschchen und Döschen klimpern, um dann wie die Sonne hervorzutreten, strahlend schön, letztere pünktlich um halb sechs. Nun ja, die Sonne klimperte zugegebenermaßen nicht jenseits des Horizonts, aber ihr Erscheinen ist umso schöner, tiefrot und weit nach Norden und Süden malt sie den Horizont an, um sich aber alsbald wieder zu verschleiern, schüchtern wie sie ist, an diesem Tag.
Dunstig, diesig, nebelig, milchig grau, keine schöne Sicht an diesem Tag, mal sieht man ein paar Schneereste auf den Höhen des Schwarzwaldes, mal schemenhaft die Silhouette der Alpen. Über Südfrankreich sieht man für einen kurzen Moment einen Fluss, der sich wie eine Schlange durch die Landschaft windet, weiß gezeichnet vom Nebel der Nacht sein Talkörper, und in den ihm folgenden Pyrenäen legt die Sonne für kurze Zeit ihren Schleier ab, küsst die schneebedeckten Bergspitzen in zartem Rosa, um sich hinter der spanischen Grenze wieder zu verschleiern. Nichts war es mit dem herrlichen Grün der spanischen Ebenen, dort wo angeblich die Gräser blühen, ich kann es nicht bestätigen.
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Beim Frühstück muss ich mich auf den Yoghurtbecher konzentrieren, der seine Backen dick aufgebläht hat, denn wer jetzt nicht aufpasst, wird später beim Weg auf die Toilette durch den schmalen Gang von den Mitreisenden mitleidig belächelt, wahlweise kirschrot oder heidelbeerblau gesprenkelt das Hemd, während eben dieselben Mitreisenden hinter einer Zeitung ihr gesprenkeltes Hemd zu verbergen suchen.
Über Casablanca wird das Einreiseformular verteilt, ich muss lächeln, während ich mal wieder meinen „Mädchennamen“ in das Formular eintrage.
Über Casablanca wird das Einreiseformular verteilt, ich muss lächeln, während ich mal wieder meinen „Mädchennamen“ in das Formular eintrage.
Landeanflug über dem südlichen Atlasgebirge, der bei Agadir ins Meer fließt. Braun die Berge, langgezogene karge Berggrate, 4000 Meter hoch die Spitzen, Schneereste im weißen Grätenmuster an den Nordhängen, dazwischen tief eingeschnittene Täler, grüne Oasen hin und wieder, milchig die Luft, nein, kein Fotowetter, schade. Die Landung dann mehr oder minder im Nebel, Sonne wo bist du?
Die Purserin gibt die Landezeit an:
9:45 Uhr. - ?????????????? -
ein Stimmengemurmel um mich rum, Diskussionen mit der Stewardess, dann die Korrektur: 7: 45 Uhr, während gleichzeitig auf dem Monitor 6:45 Uhr angezeigt wird, wieder Gemurmel, wieder Diskussionen, dann wieder die Korrektur: 6:45 Uhr. Alle sind zufrieden, um dann später vom Reiseleiter wieder korrigiert zu werden. Sommerzeit, eine Stunde zurück, also doch 7:45 Uhr. Aber mit einem hat die Purserin recht gehabt: hier geht alles gemächlich, nicht nur die Uhren, sondern auch die Passkontrolle bei musikalischer Untermalung. Keine ungewohnten exotisch-orientalischen Klänge im Ohr, sondern Popmusik instrumental: „Je t‘aime, moi non plus ...“ stöhnt der Lautsprecher leise. Der Koffer dreht derweil die siebte Ehrenrunde, er wird seinen Frühsport noch verlängern müssen, bis der Stempel in den Pass sich eingräbt.
Die Purserin gibt die Landezeit an:
9:45 Uhr. - ?????????????? -
ein Stimmengemurmel um mich rum, Diskussionen mit der Stewardess, dann die Korrektur: 7: 45 Uhr, während gleichzeitig auf dem Monitor 6:45 Uhr angezeigt wird, wieder Gemurmel, wieder Diskussionen, dann wieder die Korrektur: 6:45 Uhr. Alle sind zufrieden, um dann später vom Reiseleiter wieder korrigiert zu werden. Sommerzeit, eine Stunde zurück, also doch 7:45 Uhr. Aber mit einem hat die Purserin recht gehabt: hier geht alles gemächlich, nicht nur die Uhren, sondern auch die Passkontrolle bei musikalischer Untermalung. Keine ungewohnten exotisch-orientalischen Klänge im Ohr, sondern Popmusik instrumental: „Je t‘aime, moi non plus ...“ stöhnt der Lautsprecher leise. Der Koffer dreht derweil die siebte Ehrenrunde, er wird seinen Frühsport noch verlängern müssen, bis der Stempel in den Pass sich eingräbt.
Ich bin in Marokko, zum ersten Mal. und der erste Eindruck auf der Fahrt zum Hotel: es wird gebaut, was das Zeug hält. Rechts und links der breiten Straße, ganze Stadtviertel werden hochgezogen, neu und in Beton. Dazwischen die orientalische Straßenkulisse. Menschen in bunter Kleidung, Männer im Kaftan, hochbeladen die Lieferwagen, die vom Bauer kommen; bei dem einen legt sich die Aubergine mit in die Kurve, wenn der Lieferwagen in einen der zahlreichen Kreisel einbiegt, bei dem anderen beäugen Hühner in 2 Meter Höhe aus ihren Käfigen uns vorbeifahrenden Touristen, beim dritten kullern Orangen und Äpfel in den Kisten wirr durcheinander. LKWs der neuesten Bauart überholen hochbepackte Esel, hier leben Vergangenheit und Zukunft noch eng beieinander.
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Rechtzeitig zum zweiten Frühstück sind wir im Hotel, international die Gästeliste, und kurze Zeit später dann endlich die Sonne und sie bringt die versprochene Wärme mit. Nur mit dem fantastischen Sonnenuntergang, da war nix, dafür platschten dicke große Regentropfen auf die Terrasse.
Donnerstag:
Wir wollen Agadir erkunden. Ein kleiner „train touristique“ fährt die Strecke vom südlichen Hotelviertel ins Stadtzentrum. Wir fragen den stattlichen Araber, der für unsere Sicherheit am Haupteingang steht, wann der „train“ kommt. Und er antwortet „in zwanzig Minuten“. Wir setzen uns in eine Sitzgruppe und beobachten das Treiben der Taxifahrer vor dem Hotel. Ein großes Schild im Foyer des Hotels warnt vor den Taxifahrern, die auf der gegenüberliegenden Straßenseite warten und nennt zusätzlich die Polizeinotrufnummer 119. Auch Susann, die Reiseleiterin warnt vor ihnen, sie seien nur auf das Geld der Touristen aus und das oft betrügerisch. Nein, natürlich könne man Taxi fahren, sie seien auch sehr günstig, aber dann die kleinen roten Taxis anhalten, die wie auf einer Perlenkette aufgezogen die Straße lang fahren. Ruhe herrscht am Taxistand, einige Taxifahrer bereiten mit Fußwaschungen ihr Gebet vor und knien sich dann auf ihren Gebetsteppichen nieder.
Wir schauen auf die Uhr, die zwanzig Minuten sind rum. Busse kommen und gehen, spucken neue Gäste des Hotels aus, nehmen Abreisende auf oder holen Touristen zu einer Besichtigungsfahrt ab. Es herrscht ein Kommen und Gehen, nicht hektisch, aber man muss sich nicht langweilen. Die zwanzig Minuten sind schon lange um. Das Warten wird uns auch versüßt, mit einem vielstimmigen Vogelchor, in den sich auch bisweilen harmonisch eine Autoalarmanlage einmischt. Die Schwägerin geht entnervt aufs Zimmer zurück, zum Mittagsschlaf. Langsam begreife ich: „zwanzig Minuten“ das ist nur ein Synonym. Du fragst, wann ein Geschäft öffnet und die Antwort ist „in zwanzig Minuten“, du fragst, wann die Reiseleiterin kommt und die Antwort ist „zwanzig Minuten“ und die fragst, wann der Weltuntergang ist und die Antwort ist ... ihr wisst schon. Die Zahl 20 ist auch nicht wichtig, es kann auch die 15 sein oder die zehn, aber auf keinen Fall darfst du dich an die Zahl klammern, wir sind nicht mehr in Europa, hier geht alles gemächlich, man hat einfach Zeit, denn Zeit spielt einfach keine Rolle mehr, ihrer gibt es genug.
Wir wollen Agadir erkunden. Ein kleiner „train touristique“ fährt die Strecke vom südlichen Hotelviertel ins Stadtzentrum. Wir fragen den stattlichen Araber, der für unsere Sicherheit am Haupteingang steht, wann der „train“ kommt. Und er antwortet „in zwanzig Minuten“. Wir setzen uns in eine Sitzgruppe und beobachten das Treiben der Taxifahrer vor dem Hotel. Ein großes Schild im Foyer des Hotels warnt vor den Taxifahrern, die auf der gegenüberliegenden Straßenseite warten und nennt zusätzlich die Polizeinotrufnummer 119. Auch Susann, die Reiseleiterin warnt vor ihnen, sie seien nur auf das Geld der Touristen aus und das oft betrügerisch. Nein, natürlich könne man Taxi fahren, sie seien auch sehr günstig, aber dann die kleinen roten Taxis anhalten, die wie auf einer Perlenkette aufgezogen die Straße lang fahren. Ruhe herrscht am Taxistand, einige Taxifahrer bereiten mit Fußwaschungen ihr Gebet vor und knien sich dann auf ihren Gebetsteppichen nieder.
Wir schauen auf die Uhr, die zwanzig Minuten sind rum. Busse kommen und gehen, spucken neue Gäste des Hotels aus, nehmen Abreisende auf oder holen Touristen zu einer Besichtigungsfahrt ab. Es herrscht ein Kommen und Gehen, nicht hektisch, aber man muss sich nicht langweilen. Die zwanzig Minuten sind schon lange um. Das Warten wird uns auch versüßt, mit einem vielstimmigen Vogelchor, in den sich auch bisweilen harmonisch eine Autoalarmanlage einmischt. Die Schwägerin geht entnervt aufs Zimmer zurück, zum Mittagsschlaf. Langsam begreife ich: „zwanzig Minuten“ das ist nur ein Synonym. Du fragst, wann ein Geschäft öffnet und die Antwort ist „in zwanzig Minuten“, du fragst, wann die Reiseleiterin kommt und die Antwort ist „zwanzig Minuten“ und die fragst, wann der Weltuntergang ist und die Antwort ist ... ihr wisst schon. Die Zahl 20 ist auch nicht wichtig, es kann auch die 15 sein oder die zehn, aber auf keinen Fall darfst du dich an die Zahl klammern, wir sind nicht mehr in Europa, hier geht alles gemächlich, man hat einfach Zeit, denn Zeit spielt einfach keine Rolle mehr, ihrer gibt es genug.
Der „train touristique“ kommt - nach 50 Minuten und keucht mit uns ins Stadtzentrum. Der Eindruck vom ersten Tag verstärkt sich, es wird gebaut, auch wenn das Hotel Kempinski, auf einem Werbeschild als stolzer Palast dargestellt und auf einer sanften Höhe markant wie ein künftiger Palast sich schon lange als graue Bauruine inmitten einer grünen Natur aus Wildkräutern (früher sagte man dazu in Deutschland Unkraut) sich präsentiert. Irgendwann wird weitergebaut, sicher in zwanzig Minuten.
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Agadir wurde 1960 von einem furchtbaren Erdbeben zerstört, kein Haus blieb stehen. Die Stadt wurde in der alten Form nicht wieder aufgebaut, hier, etwas südlich der ehemaligen Stadt, wurde von Stadtplanern ein neues Agadir errichtet, passend zur Sandwüste nun eine Betonwüste. Es ist der schöne Sandstrand, der hier den Tourismus sprießen ließ, nicht die Stadt als solche, wer orientalischen und altmarokkanischen Flair sucht, der möge in andere Städte reisen, so wie wir in den nächsten Tagen.
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Wir schlendern durchs Stadtzentrum, versuchen geflissentlich, den Beton zu übersehen, der selbst den großen Paradeplatz unansehnlich macht und sind froh, dass wir doch kein Hotel im Stadtzentrum gewählt haben. Laut ist es und stinkend. Die Abgase legen sich auf die Bronchien. Abgasnorm? Nein danke! Dafür viele Taxis, die kleinen roten sind die Stadttaxis, die cremefarbenen weißen sind die Überlandtaxis. Nun wissen wir, wohin die deutschen Taxis nach Einführung der Abgasnorm in der EU entsorgt wurden; die weißen Taxis sind alles alte 200 D, in der deutschen Taxifarbe, dem deutschen TÜV entkommen, und ich bin sicher, dass eine Heerschar von begnadeten Automechanikern am Rande der Stadt ihnen täglich wieder neues Leben einhaucht, um sie am Leben zu erhalten. In Agadir sind die Stadttaxis rot, in der Nachbarstadt blau, eine Stadt weiter sind sie grün, die Farbpalette ist schier unerschöpflich groß.
Donnerstag:
Donnerstag:
7 km ist die Stadtmauer lang
Wir sind im Märchen von Tausendundeinenacht. Das Palais Salam in Taroudannt, ein alter Palast mit schattigen Innenhöfen, wo du unter lilafarben blühenden Jacarandas sitzt, nun weißt du, wie es damals war, im Harem des Sultans von Istanbul. Schildkröten in den Wasserbecken, ein Kellner serviert kühle Getränke, und wem es im Hof immer noch zu warm ist, der sitzt nebenan hinter 60 cm dicken Lehmmauern in kühlen Räumen oder liegt ausgestreckt auf sanften Kissen, während draußen die Sonne die Temperaturen auf über 40 Grad im Schatten hochschraubt. 93 Euro das Doppelzimmer, vielleicht werden wir uns dort mal in den nächsten Jahren einquartieren, um von hier aus das östliche Marokko zu erkunden.
Taroudannt liegt 100 km östlich von Agadir, im Tal der Souss, mit den schneebesprenkelten 4000ern des Hohen Atlas im Kreuz. Ganz anders als am Meer das Klima hier, trocken und heiß. 7 Tore durchbrechen die 7 km lange Stadtmauer, zinnenbewehrt, Handwerker legen letzte Hand an die Restaurierung. Innerhalb der Stadtmauern quirlt das orientalische Leben. Wir durchstreifen den arabischen Bazar, dann den Berberbazar, immer die Kamera auf höchster Empfindlichkeitsstufe in Hüftschusshaltung, um im schwachen Licht die Bazaratmosphäre einzufangen.
Taroudannt liegt 100 km östlich von Agadir, im Tal der Souss, mit den schneebesprenkelten 4000ern des Hohen Atlas im Kreuz. Ganz anders als am Meer das Klima hier, trocken und heiß. 7 Tore durchbrechen die 7 km lange Stadtmauer, zinnenbewehrt, Handwerker legen letzte Hand an die Restaurierung. Innerhalb der Stadtmauern quirlt das orientalische Leben. Wir durchstreifen den arabischen Bazar, dann den Berberbazar, immer die Kamera auf höchster Empfindlichkeitsstufe in Hüftschusshaltung, um im schwachen Licht die Bazaratmosphäre einzufangen.
an den köstlichen Datteln komm ich nicht vorbei
Wenig Menschen im Moment unterwegs, in dieser Mittagshitze, die Verkäufer dösen in ihren kleinen Verschlägen. Der eine springt hoch, wenn wir kommen, preist seine Waren mit 3 Jahren Garantie an, der andere hebt nur müde den Kopf, erkennt sofort, dass an uns nichts zu verdienen ist, der dritte schläft den Schlaf der Gerechten. Datteln, Datteln, Datteln, die beste Qualität zu 3 Euro das Kilo, wir decken uns ein, kiloweise, und derweil der Verkäufer das Geschäft seines Lebens macht, kosten wir die anderen Spezereien seiner Auslage.
Ein selbsternannter Reiseführer hat sich an unsere Fährte geheftet, Jalal, unser Fahrer, sorgt dafür, dass er uns nicht nervt, führt uns über den Marktplatz, wo ein Schlangenbeschwörer seine Flöte erklingen lässt, als er uns wahrnimmt, und ein weißgekleideter Märchenerzähler mit Dolch im Gürtel in die Saiten seiner Laute greift, um auf sich aufmerksam zu machen. Viel zu heiß ist es uns zum Verweilen, aber angenehm, dass es hier nicht die übliche Anmache gibt, mit wir in Agadir genervt wurden.
Am Morgen hatte die Fahrt begonnen. Statt uns an die große Reisegruppe von Neckermann anzuhängen haben wir einen Kleinbus gechartert. Während noch die morgendliche Bewölkung über dem Meer und der Küste liegt, strebt der Bus ostwärts, durch das breite Tal der Souss, deren Wassermassen, die der Fluss aus dem Atlas zum Meer bringen soll, schon lange vorher abgezapft sind für die unzähligen Plantagen, ein Garten Edens hier zwischen dem Hohen Atlas und dem Antiatlas. Orangen und Bananen,
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Zucchini und Auberginen, Tomaten und Oliven, und nur wenige Gewächshäuser, dafür hohe Mauern, die die Plantagen viele Kilometer weit umrunden. Und dazwischen die Arganbäume, hell leuchten ihre Früchte und dunkel die Ziegen, die auf die Bäume klettern, um genüsslich die Blätter und Früchte zu kauen, um dann die Kerne auszuspucken. Artistisch auch ihre Einlagen, wenn sie sich vom Boden hochrecken, an den Ästen festklammern, um an die Blätter und Früchte zu kommen. Irgendwann werden die Berberfrauen kommen, um die haselnussgroßen Kerne aufzusammeln. Eine mühselige Arbeit, die aber eines der leckersten Speiseöle liefert, die man sich vorstellen kann. Man könne an klaren Tagen die ganze Silhouette des Hohen Atlas und des Antiatlas von hier aus bewundern, erklärt derweil unser Fahrer, wir glauben ihm.
italienisch mutet es an
Irgendwie italienisch mutet die Landschaft an und dann fällt es mir wie Schuppen von den Augen: die Minarette. Nicht betonrund und raketenförmig sind sie, wie in der Türkei oder Tunesien, sondern viereckig und gemauert, gleichen den Campaniles der norditalienischen Städten, dazu die Olivenbäume, wären da nicht die Berber, die mit wehenden Röcken auf dem Fahrrad ihrem Ziel zueilen.
Überhaupt - die Fahrräder. Was dem Sorrenter sein Moped ist dem Berber sein Fahrrad. Schon lange hat es den Esel abgelöst und selbst das kleinste Dorf ziert sich mit einem Fahrradladen, dessen Ausmaß meinen Fahrradhändler Sascha in Erlensee
Überhaupt - die Fahrräder. Was dem Sorrenter sein Moped ist dem Berber sein Fahrrad. Schon lange hat es den Esel abgelöst und selbst das kleinste Dorf ziert sich mit einem Fahrradladen, dessen Ausmaß meinen Fahrradhändler Sascha in Erlensee
allein schon vom Anschauen her in Hektik versetzen würde.
Hochbepackt findet man sie dann auf der Landstraße wieder, eine wahre Anforderung an Material und Mensch. Am meisten bewundere ich den Radfahrer, der auf der vierspurigen Schnellstrasse einen 5 Meter langen Balken transportierte, natürlich quer auf dem Gepäckträger. Tiout war unser erstes Ziel, ein Bergdorf am Fuße des Antiatlas, eines von 7 Dörfern, die rund um eine 10.000 ha große Oase liegen. Dattelpalmen so weit das Auge reicht, unter den Palmen |
Gerste und Weizen, Granatäpfel und Orangen, und wir auf dem Eselsrücken dazwischen. Hoch über dem Dorf liegt die alte Burg, wir laben uns derweil in einem kühlen Innenhof an Hähnchen in Zitronensauce, Couscous, Pfefferminztee und Orangen.
Alt sind wir an dem Abend nicht geworden, das weiche Bett hat sich die beste Mühe gegeben, uns einen süßen und erholsamen Schlaf zu gewähren.
Alt sind wir an dem Abend nicht geworden, das weiche Bett hat sich die beste Mühe gegeben, uns einen süßen und erholsamen Schlaf zu gewähren.
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Freitag:
Ali Baba, so nennt mich Ahmet, ob meines weißen Bartes, Ali Baba, das höre ich in diesen Tagen immer wieder, die Araber wissen schon, wie sie den Touristen schmeicheln können.
Ali Baba, so nennt mich Ahmet, ob meines weißen Bartes, Ali Baba, das höre ich in diesen Tagen immer wieder, die Araber wissen schon, wie sie den Touristen schmeicheln können.
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Ölreichtum
Ahmet, das ist heute unser Fahrer. Schon beim Verlassen des Hotelgeländes zeigt er seinen eigenwilligen Fahrstil, immer ist er versucht, den vor ihm fahrenden Chauffeur von seinem Sitz zu verdrängen, und als er uns erzählt, dass wir durch das Honigtal fahren würden, bezog ich es erst mal darauf, dass er stets wie Honig an der Stoßstange des vor ihm fahrenden Fahrzeuges klebt. Quer durch Agadir führt die Route, entlang am neuen Yachthafen mit den Eigentumswohnungen der Gutbetuchten, weiter die Straße am Hang hoch mit schönem Blick auf die große Fischereiflotte, zu Hunderten zählt die Sardienenflotte, die jetzt am frühen Nachmittag in der Sonne dümpelt.
Auf halber Höhe zu den Stadtmauern des alten Agadir wird der Blick frei auf den Handelshafen, den zweitgrößten Marokkos und dahinter dann das große Industriegelände, von wo die Düfte der Konservenfabriken oft bis zu unserem Hotelviertel ziehen und mit ihrem eindringlichen Geruch zum Schließen der Fenster auffordern. Sardinen zählen zu den Hauptausfuhrprodukten Marokkos, die Bedeutung dieser Einnahmen für das Staatsbudget soll jeder Tourist ebenso kennen lernen, wie der König in seinem Königspalast im Süden der Stadt, hinter den Touristenpalästen gelegen und der arabische Ölscheich, der nördlich von Agadir einen Märchenpalast ans Meer gebaut hat, mit eigenem Hafen und einer Schutztruppe, die die kilometerlangen Mauern rund um diese grüne Oase vor neugierigen Blicken bewacht
Auf halber Höhe zu den Stadtmauern des alten Agadir wird der Blick frei auf den Handelshafen, den zweitgrößten Marokkos und dahinter dann das große Industriegelände, von wo die Düfte der Konservenfabriken oft bis zu unserem Hotelviertel ziehen und mit ihrem eindringlichen Geruch zum Schließen der Fenster auffordern. Sardinen zählen zu den Hauptausfuhrprodukten Marokkos, die Bedeutung dieser Einnahmen für das Staatsbudget soll jeder Tourist ebenso kennen lernen, wie der König in seinem Königspalast im Süden der Stadt, hinter den Touristenpalästen gelegen und der arabische Ölscheich, der nördlich von Agadir einen Märchenpalast ans Meer gebaut hat, mit eigenem Hafen und einer Schutztruppe, die die kilometerlangen Mauern rund um diese grüne Oase vor neugierigen Blicken bewacht
Irgendwann zweigt unsere Route von der Küstenstrasse ab und ich stelle mal wieder befriedigt fest, dass es doch eine gute Entscheidung war, sich einem ortskundigen Fahrer anzuvertrauen, statt mühselig nach den wenigen Hinweisschildern am Rande der Straße Ausschau zu halten, die uns den Weg nach Imouzzer zeigen. Arabisch ist halt nicht meine Muttersprache und es zieht mich auch nicht in die Volkshochschule, um diese Sprache nochmals zu lernen.
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Und als Beifahrer habe ich den großen Vorteil, mit meiner schussbereiten Kamera so manch schönes Objekt am Wegesrand ungehindert und unbeobachtet ablichten zu können.
Die breite Küstenstraße ist nun einem schmalen Teerband gewichen, das sich durch ein mäanderndes Tal windet. Hell leuchten die kirschgroßen Früchte der Arganbäume so weit das Auge reicht, und die vielen Blumen und Blüten sprechen eine beredte Sprache von dem lebensspendenden Wasser, das von zwei Bächen aus dem Hochland des Atlasgebirges herabsprudelt. Honigbauern haben ihre Bienenstöcke zu Hunderten am Hang aufgereiht und die fleißigen Bienen sammeln eifrig den süßen Nektar.
Die breite Küstenstraße ist nun einem schmalen Teerband gewichen, das sich durch ein mäanderndes Tal windet. Hell leuchten die kirschgroßen Früchte der Arganbäume so weit das Auge reicht, und die vielen Blumen und Blüten sprechen eine beredte Sprache von dem lebensspendenden Wasser, das von zwei Bächen aus dem Hochland des Atlasgebirges herabsprudelt. Honigbauern haben ihre Bienenstöcke zu Hunderten am Hang aufgereiht und die fleißigen Bienen sammeln eifrig den süßen Nektar.
Hauptstrasse - weit und breit die einzige
Dort, wo die beiden Bäche sich weiter oberhalb vereinen wird das Tal enger und es fehlt neben dem Honig nur noch die plätschernde Milch im Bach, um dem Namen dieses Tales gerecht zu werden: das Paradiestal. Viele Kilometer weit führt die Straße durch eine fantastisch enge Schlucht, reißt mich immer wieder zu Freudesausbrüchen hin, nur der Fahrer muss auf die Straße achten, denn die Regenfälle des wasserreichen Winters haben Schutt und Geröll den Hang hinuntergespült und die schmale Straße noch weiter eingeengt. Bisweilen muss auch mal der Rückwärtsgang eingelegt werden, um einem entgegenkommendem größeren Fahrzeug den Weg freizumachen. Ansonsten findet auf dem schmalen Teerband immer wieder das gleiche Spielchen statt: wer hat die stärkeren Nerven, wer weicht aus. Meist einigen sich beide demokratisch, fahren mit einem Reifen au den Standstreifen, ohne jedoch die Geschwindigkeit zu verringern, wozu auch. Die Autoschrauber wollen ja auch leben und Stoßstangen ebenso kunstvoll austauschen wie gebrochene Achsen, zerschlissene Reifen und zerbeultes Blech.
Dennoch findet Ahmet immer wieder die Ruhe, den Minibus ein paar Meter zurückzufahren, wenn er merkt, dass er zu schnell an einem schönen Fotomotiv wie dem Café du vallée du paradies vorbeigefahren ist. Blühender Oleander liefert die Farbkontraste zu den lehmbraunen Felswänden und welch Überraschung: hier ist auch ein Wanderweg für sportbewusste Touristen angelegt. Wie auf Bestellung steht eine einsame Palme fotoidyllisch im Tal. Die kann ich nicht einfach so stehen lassen, Ahmet muss wieder anhalten.
Dennoch findet Ahmet immer wieder die Ruhe, den Minibus ein paar Meter zurückzufahren, wenn er merkt, dass er zu schnell an einem schönen Fotomotiv wie dem Café du vallée du paradies vorbeigefahren ist. Blühender Oleander liefert die Farbkontraste zu den lehmbraunen Felswänden und welch Überraschung: hier ist auch ein Wanderweg für sportbewusste Touristen angelegt. Wie auf Bestellung steht eine einsame Palme fotoidyllisch im Tal. Die kann ich nicht einfach so stehen lassen, Ahmet muss wieder anhalten.
Wie hoch die Straße ansteigt, höre ich erst auf dem Rückweg, als Ahmet auf Nachfrage kundtut, dass wir einen 1500 Meer hohen Pass überschritten haben. Doch zuvor machen wir noch Rast in einem kleinen Dorf mit 3 Restaurants, ganz offensichtlich, dass hier die Touristenbusse anhalten, doch um diese Jahreszeit ist es noch ruhig. Ein kleines Mädchen bettelt um Dirham, ein Bild, das sich an den Touristenhalts immer wieder bietet, doch eindringlich hat uns der Fahrer gebeten, hart zu bleiben und nichts zu geben.
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Ein Schulbub führt uns nun in den Hof hinein, zeigt uns für einen Euro die alte Ölmühle, wo in der Dunkelheit des Winters ein Esel einsam seine Runden dreht und führt uns anschließend weiter hinten noch in die Nähe der Bienenstöcke, wo eifrig summend die Immen den Saft für das süße Gold herbeitragen. Zu nah dürfen wir nicht ran, denn sie lassen sich nicht gerne in ihre Honigtöpfe schauen. Süß ist der Honig, den wir anschließend als Kostprobe zum marokkanischen Pfefferminztee serviert bekommen, von Argan- und Orangenblüten und von der Pfefferminze, golden ist sein Preis, denn der Bauer will 33 Euro für das Kilo Honig und lässt nicht mit sich handeln. Ungewöhnlich, dass er nicht handelsbereit ist, aber ein Zeichen dafür, dass die Touristen ihm sonst freiwillig seinen Honig in Gold aufwiegen, verweist immer wieder auf die gesundheitsfördernde Wirkung seiner Produkte; er hat seine Bio-Lektion gut gelernt.
Und dann der Höhepunkt, das Ziel unserer heutigen Reise: die Wasserfälle von Imouzzer. Am oberen Ende einer Hochgebirgsoase lässt ein Flüsschen seine Wassermassen hundert Meter tief fallen, hat die Felswände blank gewaschen und sammelt sich dann wieder in einem Becken, um von dort aus munter ins Tal zu plätschern. Todesmutig springen zwei Araber aus 10, gar 20 Meter Höhe ins Becken, todesmutig auch ihr Verlangen nach Euros, mehr, mehr, mehr. Zwei selbsternannte Reiseführer haben uns hierher geführt, wie gut sie deutsch sprechen, fällt mir nicht nur hier auf, und wahrscheinlich auch englisch, polnisch, russisch und holländisch, denn paneuropäisch sind die Touristenbesucher inzwischen und nur Sprachgewandte können ihnen die Euros aus der Tasche locken. Einem der vielen Souvenirverkäufer am Rand des schmalen Pfades kaufe ich eine Kleinigkeit ab, Luftsprünge macht er vor Freude, zeigt mir all seine Schätze, nur gut, dass das Gewicht des Koffers für den Flieger limitiert ist. Es bewahrt mich vor so manchem Staubfänger.
Die Fotogalerie zu Imouzzer öffnet sich durch Klick aufs erste Foto:
Pfingstsamstag:
Eilig galoppieren die Esel die Straße lang, die Fahrräder legen sich quer in die Kurve und die Busse quellen über: Rushhour in Agadir, alle streben zur Arbeit, und wir gen Süden.
Eigentlich geht es im Verkehr hier gesittet zu, dies zumindest der Eindruck nach ein paar Tagen unterwegs. Verkehrsregeln werden eingehalten, an den vielfältigen Kreisverkehren wird gewartet, bis der Weg frei ist, keine italienischen Drängelei, und selbst das Überholverbot, das die durchgezogene weiße Linie auf den Überlandstraßen anzeigt, wird peinlich genau bis auf den letzten Meter eingehalten. Offensichtlich sind die Verkehrskontrollen sehr streng und die Strafen entsprechend hoch, denn dem arabischen Temperament entspricht eine solch softe Fahrweise ganz und gar nicht. Lediglich die Fußgänger werden als Fremdkörper im Verkehr angesehen und gejagt; Schüler, die aus der Schule kommen, stehen am Straßenrand wie im Sportunterricht in den Startlöchern zum 110-Meter-Lauf, äugen nach rechts und links, um im richtigen Moment über die Straße zu jagen. Nur ältere Herrschaften im Kaftan verlassen sich auf Allah und überqueren die Straße ohne nach rechts und links zu schauen, in orientalischer Ruhe und Gelassenheit. Seltsamerweise sieht man auch kaum Unfallspuren und die Hupe wird so gut wie gar nicht eingesetzt. Übrigens wird an Tankstellen vor dem Tanken bezahlt, man scheint hier so seine Erfahrung gemacht zu haben, für Europäer ein Autoparadies, 70 Cent der Diesel, 1 Euro bleifrei.
Eilig galoppieren die Esel die Straße lang, die Fahrräder legen sich quer in die Kurve und die Busse quellen über: Rushhour in Agadir, alle streben zur Arbeit, und wir gen Süden.
Eigentlich geht es im Verkehr hier gesittet zu, dies zumindest der Eindruck nach ein paar Tagen unterwegs. Verkehrsregeln werden eingehalten, an den vielfältigen Kreisverkehren wird gewartet, bis der Weg frei ist, keine italienischen Drängelei, und selbst das Überholverbot, das die durchgezogene weiße Linie auf den Überlandstraßen anzeigt, wird peinlich genau bis auf den letzten Meter eingehalten. Offensichtlich sind die Verkehrskontrollen sehr streng und die Strafen entsprechend hoch, denn dem arabischen Temperament entspricht eine solch softe Fahrweise ganz und gar nicht. Lediglich die Fußgänger werden als Fremdkörper im Verkehr angesehen und gejagt; Schüler, die aus der Schule kommen, stehen am Straßenrand wie im Sportunterricht in den Startlöchern zum 110-Meter-Lauf, äugen nach rechts und links, um im richtigen Moment über die Straße zu jagen. Nur ältere Herrschaften im Kaftan verlassen sich auf Allah und überqueren die Straße ohne nach rechts und links zu schauen, in orientalischer Ruhe und Gelassenheit. Seltsamerweise sieht man auch kaum Unfallspuren und die Hupe wird so gut wie gar nicht eingesetzt. Übrigens wird an Tankstellen vor dem Tanken bezahlt, man scheint hier so seine Erfahrung gemacht zu haben, für Europäer ein Autoparadies, 70 Cent der Diesel, 1 Euro bleifrei.
München - Abayhou
Weiter im Süden, nachdem wir das Ballungsgebiet von Agadir verlassen haben, und die vierspurige Schnellstraße zur zweispurigen Landstrasse geworden ist, wird der Verkehr ruhiger. Flach ist die Landschaft, hier zwischen Hohem Atlas und Anti-Atlas, die Getreideernte in vollem Gange, dazwischen schon der junge Mais für die zweite Ernte. Es ist gut vorstellbar, wie die Sommerhitze flimmernd das Land bedeckt. Gemüseanbau gibt es nun nicht mehr, anders als im Tal der Souss. Dies ist die Hauptstraße in den Süden Afrikas, entlang der atlantischen Küste, mal am Meer, mal weiter im Landesinneren. Die nächste Straße in den Süden führt durch Algerien viele hundert Kilometer weiter östlich.
Im einheitlichen hellen Lehmrot sind die Häuser in den Straßendörfern gestrichen, die Häuser sind drei, vier Etagen hoch, unten die Garage, wahlweise auch eine Werkstatt, ein Geschäft, der obligatorische Fahrradschrauber oder gar eine Teleboutique, in der man mit den neuesten Designermodellen wohl telefonieren kann, und das zu Preisen, die ganz und gar nicht einer Boutique entsprechen. In der nächsten Etage dann die Wohnung mit verschlossenen Rollos und vergitterten Fenstern, darauf eine aufgemauerte Etage ohne Dach, mit leeren Fensteröffnungen, drinnen die Wäsche, die zum Trocknen hängt. Hier wird in wenigen Jahren die nächste Generation ihre Wohnung beziehen, die Wäsche eine neue Etage höher wandern.
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steinreich ist anders
In den kleinen Dörfern, ein Stück weg von der Landstraße, sind die Häuser einstöckig, von ebenso hohen Lehmmauern umgeben, verwehren Fremden den Einblick, 60 cm dick die mit Stroh durchmischten Lehmmauern, spenden Kühle im heißen Sommer, besser als die Betongerüste der Stadt, die mit Hohlblock vermauert und nur mit energiefressenden Kühlgeräten für Menschen erträglich sind.
Noch weiter im Süden wird das Land steinreich, im wahrsten Sinne des Wortes, Maschinen können hier nicht mehr eingesetzt werden, jeder Halm muss in mühsamer Handarbeit geerntet werden, in langen Reihen stehen die Frauen gebeugt auf dem Feld, die Männer in herrschender Haltung daneben.
Am Ortseingang von Tiznit, wie überall, die obligatorische Polizeikontrolle. Wer wir seien und wo wir hinwollten. Ein strenger Blick des Polizisten, dann dürfen wir weiter. Brav hält hier jeder am Halteschild 30 Meter vor der Kontrolle, wartet auf den Wink zur Weiterfahrt. Mit den Polizisten scheint nicht zu spaßen zu sein. Heiß ist es inzwischen, hier kommt der Wind des Meeres nicht mehr an.
Tiznit ist die Silberstadt, rühmt sich der 500 Juweliere, die es hier innerhalb der kilometerlangen Stadtmauern geben soll. Imposant die Mauern, doch wir haben keine Zeit, noch liegen 100 km vor und wir müssen pünktlich sein. Bald verlassen wir die Ebene, steil führt die Strasse zum kleinen Pass des Antiatlas hoch, grandios das Tal, durch das wir wieder auf der Südseite hinunterfahren, immer wieder kommen uns kleine Schlangen entgegen, am Kopf ein asthmatisch keuchender schwarzqualmender Lkw, der sicher froh ist, wenn er die Passhöhe heute noch erreicht.
Immer karger dann die Landschaft, Steppenland. Viele Köpfe zählen die Schafherden hier, einige hundert Tiere: Damit der Hirte beim Zählen seiner Schäfchen nicht einschläft sind auch einige Ziegen dazwischen gestreut und manchmal sogar der ein Esel.
Noch weiter im Süden wird das Land steinreich, im wahrsten Sinne des Wortes, Maschinen können hier nicht mehr eingesetzt werden, jeder Halm muss in mühsamer Handarbeit geerntet werden, in langen Reihen stehen die Frauen gebeugt auf dem Feld, die Männer in herrschender Haltung daneben.
Am Ortseingang von Tiznit, wie überall, die obligatorische Polizeikontrolle. Wer wir seien und wo wir hinwollten. Ein strenger Blick des Polizisten, dann dürfen wir weiter. Brav hält hier jeder am Halteschild 30 Meter vor der Kontrolle, wartet auf den Wink zur Weiterfahrt. Mit den Polizisten scheint nicht zu spaßen zu sein. Heiß ist es inzwischen, hier kommt der Wind des Meeres nicht mehr an.
Tiznit ist die Silberstadt, rühmt sich der 500 Juweliere, die es hier innerhalb der kilometerlangen Stadtmauern geben soll. Imposant die Mauern, doch wir haben keine Zeit, noch liegen 100 km vor und wir müssen pünktlich sein. Bald verlassen wir die Ebene, steil führt die Strasse zum kleinen Pass des Antiatlas hoch, grandios das Tal, durch das wir wieder auf der Südseite hinunterfahren, immer wieder kommen uns kleine Schlangen entgegen, am Kopf ein asthmatisch keuchender schwarzqualmender Lkw, der sicher froh ist, wenn er die Passhöhe heute noch erreicht.
Immer karger dann die Landschaft, Steppenland. Viele Köpfe zählen die Schafherden hier, einige hundert Tiere: Damit der Hirte beim Zählen seiner Schäfchen nicht einschläft sind auch einige Ziegen dazwischen gestreut und manchmal sogar der ein Esel.
Dann fahren wir durch das Tor zur Wüste, ein gewaltiges Stadttor, neu und majestätisch.
Guelmim ist erreicht. Seit über 1000 Jahren schon ein Zentrum des Dromedarhandels, früher der größte Dromedarmarkt in Afrika, auch heute noch ein wichtiger Markt für alles, was vier Beine hat. Die Menschenmassen zeigen uns den Weg zum Markt, ein Parkplatz schnell gefunden. Hinter dem Gemüsemarkt hören wir schon die Ziegen und Schafe, aber das erste, was wir sehen, über den Köpfen der Blauen Männer, sind die neugierig blickenden Dromedare. |
hochnäsig
Ja, neugierig sind sie, an allem interessiert, aber auch scheu, lassen mich nicht zu nah an sich ran, drängen sich in der Herde zusammen. Noch eine Herde von einigen Dutzend Tieren steht da, schaut sich neugierig den Handel mit Schafen und Ziegen an. Erhaben wirken sie, wenn sie ihren Kopf hoch recken. Langsam in den Bewegungen, majestätisch fast. Der Handel scheint schon abgeschlossen zu sein.
Zwei Dromedare sitzen gemütlich auf der Pritsche eines kleinen Lieferwagens, beäugen uns im Vorbeifahren, endlich dürfen auch sie mal Auto fahren. Man sieht ihnen die Freude an. Laut dagegen der Handel mit Ziegen und Schafen, mal bietet ein Bauer nur ein Tier an, mal eine Gruppe von 10, wohlgeordnet hat er sie Kopf an Kopf und gegenüberversetzt aneinander gebunden. Interessierte greifen den Tieren ins Fell, schauen ins Maul und lassen dann die Tiere achtlos fallen und sich dem nächsten zu widmen. Tierschützer bekämen hier das reine Grauen, würden Amok laufen.
Erstaunlich, wie viele der Tuaregs hier Deutsch können, fragen, wo wir herkommen, geben Informationen zu den Dromedaren, um schließlich darauf zu sprechen kommen, dass man alles an den Tieren verwerte, auch die Hufe, die zu Aschenbechern verarbeitet werden, man könne sie drüben am Stand sich gerne ansehen, auch andere Kunsthandwerksprodukte der Sahara. Ein kurzes Zeichen unseres Führers Jalal: Nein, schon wieder beinahe einem Touristenfänger aufgesessen.
Zwei Dromedare sitzen gemütlich auf der Pritsche eines kleinen Lieferwagens, beäugen uns im Vorbeifahren, endlich dürfen auch sie mal Auto fahren. Man sieht ihnen die Freude an. Laut dagegen der Handel mit Ziegen und Schafen, mal bietet ein Bauer nur ein Tier an, mal eine Gruppe von 10, wohlgeordnet hat er sie Kopf an Kopf und gegenüberversetzt aneinander gebunden. Interessierte greifen den Tieren ins Fell, schauen ins Maul und lassen dann die Tiere achtlos fallen und sich dem nächsten zu widmen. Tierschützer bekämen hier das reine Grauen, würden Amok laufen.
Erstaunlich, wie viele der Tuaregs hier Deutsch können, fragen, wo wir herkommen, geben Informationen zu den Dromedaren, um schließlich darauf zu sprechen kommen, dass man alles an den Tieren verwerte, auch die Hufe, die zu Aschenbechern verarbeitet werden, man könne sie drüben am Stand sich gerne ansehen, auch andere Kunsthandwerksprodukte der Sahara. Ein kurzes Zeichen unseres Führers Jalal: Nein, schon wieder beinahe einem Touristenfänger aufgesessen.
Bildergalerie: Auf dem Dromedarmarkt von Guelmin
Gästehaus in der Wüste
Am Tor streiten sich 2 Tuaregs lautstark, Jalal führt uns schnell vorbei, während sich eine Gruppe um die Streithähne bildet. So ein Streit kann leicht blutig enden, da muss man nicht dazwischen sein. Blaue Männer heißen die Tuaregs, weil sie blaue Kaftane tragen. Die Tuaregs sind die Volksgruppe, die im Süden von Marokko lebt, ein Teil noch als Nomaden in der Wüste, die meisten aber inzwischen sesshaft.
Bunt ist der anschließende Bummel über den Gemüsemarkt, erstaunlich, was hier alles angeboten wird, ganz im Gegenteil zu dem Büffet in unserem all-inclusiv-Hotel. Ich wäre gerne noch länger verweilt, viele viele schöne Fotomotive, hier spielt sich das arabische Leben live ab, aber Jalal drängt uns zum Mittagessen.
20 Minuten fährt uns Jalal aus der Stadt hinaus, nicht in den Süden zu den Sanddünen, sondern ins Landesinnere, durch die Steppenlandschaft, vorbei an einer Herde von Dromedaren, durch kleine Dörfer durch, deren Hausdächer auch hier die weißen Ohren zur großen weiten Welt zieren. In einem weiteren Dorf schließlich nach einer holprigen Fahrt durch enge Gassen dann das Ziel, ein alter Bauernhof, eingefasst mit Lehmmauern. Ein Schild ziert seine Eingangstür „Chambre d‘hotes“ - „Fremdenzimmer“ sagte man früher dazu bei uns. Eine kleine Idylle umfängt uns, 4 Zimmer zu je 20 Euro, sauber, eine europäische Gemeinschaftstoilette und auf der Dachterrasse dann das Mittagessen in schattigem Ambiente. Geschmortes Dromedar gibt es und es schmeckt sogar, geschmacklich liegt es irgendwo zwischen Rind und Hammel, aber sehr saftig.
Bunt ist der anschließende Bummel über den Gemüsemarkt, erstaunlich, was hier alles angeboten wird, ganz im Gegenteil zu dem Büffet in unserem all-inclusiv-Hotel. Ich wäre gerne noch länger verweilt, viele viele schöne Fotomotive, hier spielt sich das arabische Leben live ab, aber Jalal drängt uns zum Mittagessen.
20 Minuten fährt uns Jalal aus der Stadt hinaus, nicht in den Süden zu den Sanddünen, sondern ins Landesinnere, durch die Steppenlandschaft, vorbei an einer Herde von Dromedaren, durch kleine Dörfer durch, deren Hausdächer auch hier die weißen Ohren zur großen weiten Welt zieren. In einem weiteren Dorf schließlich nach einer holprigen Fahrt durch enge Gassen dann das Ziel, ein alter Bauernhof, eingefasst mit Lehmmauern. Ein Schild ziert seine Eingangstür „Chambre d‘hotes“ - „Fremdenzimmer“ sagte man früher dazu bei uns. Eine kleine Idylle umfängt uns, 4 Zimmer zu je 20 Euro, sauber, eine europäische Gemeinschaftstoilette und auf der Dachterrasse dann das Mittagessen in schattigem Ambiente. Geschmortes Dromedar gibt es und es schmeckt sogar, geschmacklich liegt es irgendwo zwischen Rind und Hammel, aber sehr saftig.
Dienstag:
Nach diesem tollen Pfingstwetter in Deutschland haben wir Angst, dass wegen der schwarzen Aschewolke über Deutschland der Flugraum wieder gesperrt wird. Doch der Pilot gibt Entwarnung, die Aschewolke komme nicht vom Vulkan sondern von den vielen Grillfeuern, die zu Pfingsten das Land halb eingeäschert hätten und die sei für Flugzeuge bekanntlich unbedenklich.
Der Abschied ist uns nicht leicht gemacht worden. Gerade haben wir uns an das Land gewöhnt, haben die Mängel im Hotel geflissentlich akzeptiert und noch viele Ziele anvisiert, die unser Interesse erweckten, haben noch einen herrlichen Postkartenblick von dem alten Agadir hoch auf der Bergkuppe über dem Hafen und der Neustadt sehen dürfen, da war die Woche rum. Doch ein herrlicher Sonnenuntergang, der erste in der Woche, ungetrübt von Wolken entschädigte mich, glutrot die Sonne, als sie ins Meer fällt, und davor die Kulisse der Sardinenfischerboote, umschwärmt von Hunderten von Möwen, Romantik pur.
Langsam wächst in mir der Wunsch, nochmals herzukommen, eine Wüstentour durchs südliche und östliche Marokko zu machen.
Nach diesem tollen Pfingstwetter in Deutschland haben wir Angst, dass wegen der schwarzen Aschewolke über Deutschland der Flugraum wieder gesperrt wird. Doch der Pilot gibt Entwarnung, die Aschewolke komme nicht vom Vulkan sondern von den vielen Grillfeuern, die zu Pfingsten das Land halb eingeäschert hätten und die sei für Flugzeuge bekanntlich unbedenklich.
Der Abschied ist uns nicht leicht gemacht worden. Gerade haben wir uns an das Land gewöhnt, haben die Mängel im Hotel geflissentlich akzeptiert und noch viele Ziele anvisiert, die unser Interesse erweckten, haben noch einen herrlichen Postkartenblick von dem alten Agadir hoch auf der Bergkuppe über dem Hafen und der Neustadt sehen dürfen, da war die Woche rum. Doch ein herrlicher Sonnenuntergang, der erste in der Woche, ungetrübt von Wolken entschädigte mich, glutrot die Sonne, als sie ins Meer fällt, und davor die Kulisse der Sardinenfischerboote, umschwärmt von Hunderten von Möwen, Romantik pur.
Langsam wächst in mir der Wunsch, nochmals herzukommen, eine Wüstentour durchs südliche und östliche Marokko zu machen.