Von der Mosel in die Schnee-Eifel
- unterwegs auf dem Kylltal-Radweg
August 2017
![Bild](/uploads/5/3/0/2/5302925/editor/w00-2017-08-21-kyll-radweg-250.jpg?1509340656)
Es ist schon ein krasser Gegensatz: Eben noch das Rauschen des Verkehrs über die große Moselbrücke und das geschäftigte Treiben in der Ortschaft Ehrang und dann diese Stille. Wie ein Geräuschvorhang wirkt der tiefe Einschnitt, aus dem die Kyll aus der Waldeifel ins Moseltal tritt. Wenige Hundert Meter bin ich erst geradelt und fühle mich schon ganz weit weg von all den Menschen im nahen Trier. Die Wärme der Mittagszeit ist im Moseltal geblieben. Mich umfängt jetzt die Kühle des engen Tales.
Ich habe das Gefühl, wie von einem Strudel ins Tal der Kyll hinein gezogen zu werden. Eng rücken die Berge von beiden Seiten an den Fluss heran. Felswände aus rotem Sandstein, geformt von den reißenden Wasserströmen der Eiszeit und der tagtäglich wirkenden Erosion, geleiten mich. Aus den Höhlen im Stein scheinen Kobolde meinen Weg zu verfolgen. Moosvorhänge verwehren mir den Blick hinein. Dort, wo der steile Hang den Wurzeln Halt gibt, haben sich Bäume angesiedelt. Nicht wenige haben ihr Gleichgewicht verloren und sind umgestürzt. Andere, stärker verwurzelte Bäume, haben ihren Fall aufgehalten. Das Eintauchen ins Kylltal wirkt auf mich wie das Eintauchen in eine andere Welt.
Ein Rauschen, ein Rattern, ein Zug nähert sich. Die Kyllbahn teilt sich mit dem Radweg den engen Streifen zwischen Flussbett und diesseitigem Steilhang. Die Landstraße besetzt den schmalen Streifen auf der anderen Uferseite. Das Kylltal war schon zu Römerzeiten eine wichtige Verbindung zwischen Trier und Andernach. Heute verbinden die Schienen Trier mit Köln. Während der Regionalzug ins dunkle Maul eines Tunnels eintaucht, führt mich der Radweg über den Scheitel der kleinen Anhöhe. Von dort oben rollt es sich leichter zurück in die Talsohle. Der Zug ist schon lange weiter. Ich genieße die Stille der Waldeifel.
Ich habe das Gefühl, wie von einem Strudel ins Tal der Kyll hinein gezogen zu werden. Eng rücken die Berge von beiden Seiten an den Fluss heran. Felswände aus rotem Sandstein, geformt von den reißenden Wasserströmen der Eiszeit und der tagtäglich wirkenden Erosion, geleiten mich. Aus den Höhlen im Stein scheinen Kobolde meinen Weg zu verfolgen. Moosvorhänge verwehren mir den Blick hinein. Dort, wo der steile Hang den Wurzeln Halt gibt, haben sich Bäume angesiedelt. Nicht wenige haben ihr Gleichgewicht verloren und sind umgestürzt. Andere, stärker verwurzelte Bäume, haben ihren Fall aufgehalten. Das Eintauchen ins Kylltal wirkt auf mich wie das Eintauchen in eine andere Welt.
Ein Rauschen, ein Rattern, ein Zug nähert sich. Die Kyllbahn teilt sich mit dem Radweg den engen Streifen zwischen Flussbett und diesseitigem Steilhang. Die Landstraße besetzt den schmalen Streifen auf der anderen Uferseite. Das Kylltal war schon zu Römerzeiten eine wichtige Verbindung zwischen Trier und Andernach. Heute verbinden die Schienen Trier mit Köln. Während der Regionalzug ins dunkle Maul eines Tunnels eintaucht, führt mich der Radweg über den Scheitel der kleinen Anhöhe. Von dort oben rollt es sich leichter zurück in die Talsohle. Der Zug ist schon lange weiter. Ich genieße die Stille der Waldeifel.
Ein alter Steinbruch liegt rechts des Weges. Inmitten der Wildnis, die sich dort angesiedelt hat, ragt ein Kreuz hoch. Es fordert mich zum Gedenken an Josef Adorff und Karl Heimbach auf, zwei Arbeiter, die hier am 27. April 1925 bei einem Arbeitsunfall umgekommen sind. Die Arbeit im Steinbruch war hart und gefährlich und forderte ihre Opfer. Arbeitsschutz war damals noch ein Fremdwort und die Arbeiter mussten viel Blutzoll zahlen, bis sie Schutzvorschriften für ihre Sicherheit erkämpfen konnten.
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Vor mir wird der Wald licht und gibt den Blick frei auf einen weiten Talgrund. Die spitze Ruine einer Burg ragt zwischen den Bäumen hoch. Wie ein riesiger, in den Boden gerammter Keil, wirkt sie auf mich. Und genauso ist ihr Name: Ramstein. Schon vor weit über eintausend Jahren sicherte ein befestigtes Haus an dieser strategisch wichtigen Stelle die Handelsstraße. Im 14. Jahrhundert wurde es zu einer Burg ausgebaut. Es gab immer Streit um die Herrschaft. Während des Pfälzischen Erbfolgekriegs zerstörten im Jahr 1689 französische Truppen die Burg. Alle Versuche, die Anlage wieder herzustellen scheiterten an den nötigen Finanzmitteln oder weiteren kriegerischen Auseinandersetzungen. Mir wird an der Geschichte der Burg deutlich, wie wichtig das Kylltal als Verkehrsverbindung zwischen dem Moseltal und dem Rheintal war.
In einem Seitental hoch am Hang liegt die Genoveva-Höhle. Obwohl schon länger als steinzeitliche Wohnstätte bekannt, erhielt sie ihren heutigen Namen erst in der Zeit der Romantik, als alte Sagen verklärt und in neuem Gewand aufgelegt wurden. Das Muster kenne ich schon aus vielen anderen Geschichten: Ehefrau der Untreue bezichtigt, mit den Kindern verstoßen, lebt viele Jahre in der Höhle, die Kinder werden mit der Milch einer Hirschkuh hochgezogen, die Ehre der Ehefrau inzwischen wieder reingewaschen, dann zufälliges Wiedersehen im Wald, sie fallen sich in die Arme, er verzeiht ihr, Glück auf Erden, Ende der Geschichte,
Am Ende des weiten Talgrunds empfängt mich die Gemeinde Kordel. Das mächtige Bahnhofsgebäude aus dem Kordeler Sandstein dominiert den kleinen Ort. Überhaupt, der Kordeler Buntsandstein: Die Römer verwendeten ihn für den Bau der Porta Nigra. In der Gotik formte er den Kölner Dom und in der Gründerzeit kam er gar bis Berlin, wo aus ihm das Reichstagsgebäude errichtet wurde. Hinter Kordel engt sich das Tal wieder ein.
In einem Seitental hoch am Hang liegt die Genoveva-Höhle. Obwohl schon länger als steinzeitliche Wohnstätte bekannt, erhielt sie ihren heutigen Namen erst in der Zeit der Romantik, als alte Sagen verklärt und in neuem Gewand aufgelegt wurden. Das Muster kenne ich schon aus vielen anderen Geschichten: Ehefrau der Untreue bezichtigt, mit den Kindern verstoßen, lebt viele Jahre in der Höhle, die Kinder werden mit der Milch einer Hirschkuh hochgezogen, die Ehre der Ehefrau inzwischen wieder reingewaschen, dann zufälliges Wiedersehen im Wald, sie fallen sich in die Arme, er verzeiht ihr, Glück auf Erden, Ende der Geschichte,
Am Ende des weiten Talgrunds empfängt mich die Gemeinde Kordel. Das mächtige Bahnhofsgebäude aus dem Kordeler Sandstein dominiert den kleinen Ort. Überhaupt, der Kordeler Buntsandstein: Die Römer verwendeten ihn für den Bau der Porta Nigra. In der Gotik formte er den Kölner Dom und in der Gründerzeit kam er gar bis Berlin, wo aus ihm das Reichstagsgebäude errichtet wurde. Hinter Kordel engt sich das Tal wieder ein.
Schmutzig braun ist das Wasser, das hier träge fliesst. An den Pfeilern einer kleinen Brücke haben sich Äste und allerlei Müll gefangen. Die Regenfälle der vergangenen Tage haben hier einiges angespült. Ich treffe nur selten auf andere Radfahrer. Es ist Ende August und die Saison für Radurlauber neigt sich dem Ende zu.
An der nächsten Brücke muss ich den Fluss überqueren. Munter plätschert die Kyll an der Deimlinger Mühle. Wie lange sich hier wohl das Mühlrad drehte? Und seit wann mag es still stehen? Keine Antwort auf meine Fragen. Die Gebäude sind modern hergerichtet und dienen heute anderen Zwecken.
An der nächsten Brücke muss ich den Fluss überqueren. Munter plätschert die Kyll an der Deimlinger Mühle. Wie lange sich hier wohl das Mühlrad drehte? Und seit wann mag es still stehen? Keine Antwort auf meine Fragen. Die Gebäude sind modern hergerichtet und dienen heute anderen Zwecken.
Die Orte im Tal liegen weit auseinander. Ich folge dem Radweg, der den mäandernden Fluss mal rechts, mal links begleitet. Gerade führt der Radweg ganz nah an die Bahngleise heran. Ein Zaun trennt mich vom Schotterbett. Der feuchte Sommer hat das Buschwerk schnell wachsen lassen, so schnell, dass für die Radfahrer der Weg gefährlich eng wurde. Nun sind Arbeiter gerade damit beschäftigt, den Radweg wieder frei zu machen. Dass dazu ein Laubbläser eingesetzt wird, gefällt mir ganz und gar nicht. Ich sehe zu, dass ich schnell weiter komme. Hinter dem Laubbläser öffnet sich der Eisenbahntunnel. Gerade mal ein Meter ist der Radweg nur noch breit. Nun erkenne ich auch den Wert des Zauns. Im Tunnel schützt er mich vor dem Schotter, der bisweilen bei der Vorbeifahrt eines Zuges hoch spritzt.
Es ist Zeit für meine Mittagsrast. Hier am Fluss liegt der Wohnplatz "Bahnhof Speicher". Der kleine Ort Speicher selbst, der seit 6 Jahren die Stadtrechte hat, liegt oberhalb. Schon in der Römerzeit war er bekannt für Tonvorkommen und seine Töpferwaren. Die Bewohner müssen stolze, aber geizige Menschen sein, denn ihr Wahlspruch lautet " Wat mir geen, dat geema gär, äwa ma geen neist." (Für des Moselfränkisch Unkundige hier die Übersetzung: "Was wir geben, geben wir gerne, aber wir geben nichts.")
Hinter Speicher steigt der Radweg an. Mit dem Gepäck schaffe ich es nicht bis oben. Ich muss schieben. Der Lohn der Mühe ist eine lange Abfahrt, die jäh endet. Ein kleiner Bach will zur Kyll und ich über den Bach. Doch der Weg ist holprig und nass und so steige ich ab und benutze die "Überquerungshilfe", so wie es mir ein Schild empfiehlt. Direkt dahinter geht es unter der Landstraße durch und wieder bergauf. Eine wahre Berg- und Talfahrt, die ich hier kostenlos bekomme. Bitburg liegt auf der Höhe, nicht weit von hier, aber ich bleibe lieber im wildromantischen Kylltal.
Hinter Speicher steigt der Radweg an. Mit dem Gepäck schaffe ich es nicht bis oben. Ich muss schieben. Der Lohn der Mühe ist eine lange Abfahrt, die jäh endet. Ein kleiner Bach will zur Kyll und ich über den Bach. Doch der Weg ist holprig und nass und so steige ich ab und benutze die "Überquerungshilfe", so wie es mir ein Schild empfiehlt. Direkt dahinter geht es unter der Landstraße durch und wieder bergauf. Eine wahre Berg- und Talfahrt, die ich hier kostenlos bekomme. Bitburg liegt auf der Höhe, nicht weit von hier, aber ich bleibe lieber im wildromantischen Kylltal.
Die Ortschaften liegen im Tal weit auseinander. Das Tal ist eng, nicht viel Platz für eine Siedlung. Hüttingen ist einer dieser kleinen Orte. Fachwerkhäuser habe ich eigentlich bisher so gut wie keine gesehen. Alle Häuser sind aus massivem Stein gebaut. Auffallend ist die Einfassung der Fenster, Türen und Tore mit dem roten Sandstein der Region. Wer etwas Geld beim Hausbau übrig hatte, liess sich diese Einfassungen kunstvoll verzieren.
In Erdorf fahre ich gleich zum Bahnhof. Auf den nächsten Kilometern windet sich die Kyll durch eine enge Schleife. Der Radweg endet hier erst mal. Vor die Wahl gestellt, eine mehr als 13-prozentige Steigung oder den Zug zu nehmen, entscheide ich mich für Letzteres. Eine gute Wahl, wie ich von Radlern später erfahre. Durch zwei Tunnel geht die Fahrt, die nur mehrere Minuten dauert. Mein Blick aus dem Waggonfenster bestätigt meine Vermutung: Da unten ist kein Platz für eine Straße.
Kyllburg liegt tief im Talkessel. Es ist mit gut 800 Einwohnern die zweitkleinste Stadt in Rheinland-Pfalz. Ich mache Rast auf der Kyllbrücke und lasse mich von dem Panorama des Talkessels einnehmen. Die Wärme der Nachmittagszeit, die sich hier im Talkessel fängt, tut mir gut. Gerne hätte ich mich in ein Straßencafé gesetzt, aber hier unten finde ich keins. Trotz der Idylle findet der Strom der Touristen seinen Weg nicht nach Kyllburg. So lohnt sich auch ein Café am Fluss nicht.
Nach der Rast steige ich wieder aufs Rad und umfahre das Bahnhofsgebäude. Der Radweg lehnt sich jetzt eng an die Bahntrasse an, denn aus dem Kessel führt nur ein weiterer Tunnel hinaus. Es ist der Dechen-Tunnel, benannt nach dem Geheimrat Professor Ernst Heinrich von Dechen, der sich beim Bau der Eifelbahn Verdienste erworben hatte. 181 Meter ist der Tunnel lang und tagsüber beleuchtet. Ein Wappen mit zwei gekreuzten Bergmannshämmern ziert das Tunnelportal. Es ist schon arg verwittert. Ich bin froh, dass mir kein Radler entgegen kommt, die Durchfahrt ist eng. Hinter dem Tunnel geht es gleich über die Kyll und dann in einer Schleife unter der Eisenbahnbrücke hindurch, um ihr auf der anderen Seite zu folgen.
Kyllburg liegt tief im Talkessel. Es ist mit gut 800 Einwohnern die zweitkleinste Stadt in Rheinland-Pfalz. Ich mache Rast auf der Kyllbrücke und lasse mich von dem Panorama des Talkessels einnehmen. Die Wärme der Nachmittagszeit, die sich hier im Talkessel fängt, tut mir gut. Gerne hätte ich mich in ein Straßencafé gesetzt, aber hier unten finde ich keins. Trotz der Idylle findet der Strom der Touristen seinen Weg nicht nach Kyllburg. So lohnt sich auch ein Café am Fluss nicht.
Nach der Rast steige ich wieder aufs Rad und umfahre das Bahnhofsgebäude. Der Radweg lehnt sich jetzt eng an die Bahntrasse an, denn aus dem Kessel führt nur ein weiterer Tunnel hinaus. Es ist der Dechen-Tunnel, benannt nach dem Geheimrat Professor Ernst Heinrich von Dechen, der sich beim Bau der Eifelbahn Verdienste erworben hatte. 181 Meter ist der Tunnel lang und tagsüber beleuchtet. Ein Wappen mit zwei gekreuzten Bergmannshämmern ziert das Tunnelportal. Es ist schon arg verwittert. Ich bin froh, dass mir kein Radler entgegen kommt, die Durchfahrt ist eng. Hinter dem Tunnel geht es gleich über die Kyll und dann in einer Schleife unter der Eisenbahnbrücke hindurch, um ihr auf der anderen Seite zu folgen.
Langsam weitet sich das Tal. Ich merke, dass ich schon an Höhe gewonnen habe. Auf den Wiesen rechts und links des Radweges weiden Kühe. Bisweilen schauen sie mir fast sehnsüchtig hinterher, als wollten sie mir folgen. St. Thomas nennt sich der nächste Ort. Eine gewaltige Klosteranlage dominiert ihn. Mehr als sechs Jahrhunderte lebten Zistersienserinnen in diesem Kloster. Später diente es dem Bischof von Trier als Demeritenhaus. Was sich wohl hinter diesem Begriff versteckt. Wikipedia hat mal wieder mein Wissen erweitert. Ein Demeritenhaus ist ein kirchliches Gefängnis für Geistliche, die gegen kirchliches Recht verstoßen haben. Heute ist es ein Exerzitienhaus. Leider ist das bischöfliche Café gerade geschlossen. Das Haus hätte ich mir gerne von innen angesehen.
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An dem kleinen Bahnhof von St. Thomas vorbei führt der Radweg weiter. Zendscheid ist der nächste Ort. "Te Koop", der holländische Schriftzug ist größer als das deutsche "Zu verkaufen". Aber warum? Ich greife gleich mal vor: Auf dem Rückweg habe ich in einer kleinen Pension bei Gerolstein übernachtet, die von Holländern betrieben wurde. Ich habe sie darauf angesprochen. Jetzt wäre es natürlich schön, wenn ich das mit holländischer Sprachfärbung weitergeben könnte, aber das geht schriftlich natürlich schlecht. Aber stellt euch einfach vor, Rudi Carell würde das Folgende sagen: In dieser Gegend machen viele Holländer Urlaub, weil es hier so schön und mit dem Wohnwagen einfach und schnell zu erreichen ist. Im Laufe der Jahre kommt die Idee, eines der vielen leerstehenden Häusern zu kaufen und zum Ferienhaus umzubauen. Anfangs waren diese Häuser noch billig zu erwerben. Die Nachfrage bestimmt bekanntlich den Preis, und die Immobilienpreise stiegen mit der Nachfrage. Aber weil inzwischen schon viele Holländer hier wohnen, sind die Neulinge auch bereit höhere Preise zu zahlen. Und so boomt der Immobilienmarkt in dieser Region.
Die Betreiber der Pension haben sich übrigens inzwischen hier auf Dauer nieder gelassen, so wie viele andere auch. Mir fallen nach dem Gespräch immer wieder Autos mit holländischem Kennzeichen auf.
Die Betreiber der Pension haben sich übrigens inzwischen hier auf Dauer nieder gelassen, so wie viele andere auch. Mir fallen nach dem Gespräch immer wieder Autos mit holländischem Kennzeichen auf.
Hoch ragt der Schornstein in den blauen Himmel und kündigt schon von weitem das kleine Sägewerk an. Der Holzreichtum der Waldeifel hatte Jahrhunderte eine wichtige wirtschaftliche Bedeutung für die Region. Inzwischen gibt es nur noch wenige Sägewerke. Dieses hier wirkt mit seiner Backsteinfassade auf mich wie ein Relikt aus alter Zeit.
Vor Mürlenbach lädt mich die Firma Feluwa zu einer Rast ein. Sie hat um einen Baumriesen eine Bank bauen lassen. Dahinter erstreckt sich das langläufige Firmengelände. "Kompetenz in Pumpen", Arbeitsplätze in einer an Industrie armen Region. Mürlenbach selbst wird von einer auffallenden Burganlage dominiert, die Bertradaburg. Zwei Rundtürme mit schiefergedeckten Hauben, die eher an eine Kirche erinnern, als an eine Festung. Karl der Große soll hier geboren sein. Die Grundmauern der Burg stehen auf den Resten eines römischen Kastells.
Die Betreiber der Pension haben sich übrigens inzwischen hier auf Dauer nieder gelassen, so wie viele andere auch. Mir fallen nach dem Gespräch immer wieder Autos mit holländischem Kennzeichen auf.
Die Betreiber der Pension haben sich übrigens inzwischen hier auf Dauer nieder gelassen, so wie viele andere auch. Mir fallen nach dem Gespräch immer wieder Autos mit holländischem Kennzeichen auf.
Hoch ragt der Schornstein in den blauen Himmel und kündigt schon von weitem das kleine Sägewerk an. Der Holzreichtum der Waldeifel hatte Jahrhunderte eine wichtige wirtschaftliche Bedeutung für die Region. Inzwischen gibt es nur noch wenige Sägewerke. Dieses hier wirkt mit seiner Backsteinfassade auf mich wie ein Relikt aus alter Zeit.
Vor Mürlenbach lädt mich die Firma Feluwa zu einer Rast ein. Sie hat um einen Baumriesen eine Bank bauen lassen. Dahinter erstreckt sich das langläufige Firmengelände. "Kompetenz in Pumpen", Arbeitsplätze in einer an Industrie armen Region. Mürlenbach selbst wird von einer auffallenden Burganlage dominiert, die Bertradaburg. Zwei Rundtürme mit schiefergedeckten Hauben, die eher an eine Kirche erinnern, als an eine Festung. Karl der Große soll hier geboren sein. Die Grundmauern der Burg stehen auf den Resten eines römischen Kastells.
Hinter Mürlenbach steigt die Straße an. Der Radweg führt ein Stück entlang der Landstraße, bevor er wieder in die Flussaue zurück kehrt. Gerolstein kündigt sich an. Auf der linken Straßenseite steht ein Pavillion. Ein Autofahrer belädt seinen Kofferraum gerade mit gefüllten Wasserflaschen. Der Pavillion beherbergt die Linden-Quelle. Wer kennt nicht die Flaschen des bekannten Gerolsteiner Mineralwassers. Dies ist eine der Quellen rund um die Stadt, und eine kostenlose Quelle noch dazu. Schon die Römer schätzten die heilende Wirkung dieses Mineralwassers. Mit Gerolstein habe ich die Vulkaneifel erreicht. In ihren Tiefen schlummert das gesunde Getränk, das seit 1724 vermarktet wird. 1826 wurden aus der Linden-Quelle jährlich 40.000 bauchige Tonkrüge mit dem Mineralwasser abgefüllt und verkauft. Die Tonkrüge kamen unter anderem aus Speicher. Zu dieser Zeit wurde auch der Pavillion über der Quelle mit dem "natronhaltigen Säuerling", wie das Wasser aus dem "Sauerbrunnen" von den Lebensmittelchemikern bezeichnet wurde, errichtet. Im Jahr 1893 war die Produktion schon auf 958.000 Krügen gestiegen. Es nannte sich nun Birresborner Mineralwasser. Inzwischen wurden die Krüge aus dem Kannenbäckerland im Westerwald bezogen. Vor 50 Jahren wurde die Abfüllung eingestellt nach der Verschüttung der Quelle eingestellt. Seit kurzem ist das Brunnengebäude wieder saniert. Das berühmte Gerolsteiner kommt jedoch aus anderen Quellen.
Eigentlich wollte ich in Gerolstein übernachten. Unten an der Kyll ist in den letzten Jahren eine schöne Freizeitanlage entstanden. Aber die wenigen Unterkünfte in der Stadt selbst sind leider ausgebucht. Bei einem leckeren Eis bemühe ich mich um ein Nachtasyl. Dazu mus ich weiter radeln. Der Radweg führt mich am Eisenbahnmuseum vorbei. Altehrwürdige Lokomotiven und Waggons haben hier ihr Altenteil gefunden.
Eigentlich wollte ich in Gerolstein übernachten. Unten an der Kyll ist in den letzten Jahren eine schöne Freizeitanlage entstanden. Aber die wenigen Unterkünfte in der Stadt selbst sind leider ausgebucht. Bei einem leckeren Eis bemühe ich mich um ein Nachtasyl. Dazu mus ich weiter radeln. Der Radweg führt mich am Eisenbahnmuseum vorbei. Altehrwürdige Lokomotiven und Waggons haben hier ihr Altenteil gefunden.
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Hinter Lammersdorf komme ich durch einen schattigen Wald. Ist es ein Hirsch, ist es ein Reh, ich kann die Gattung nicht bestimmen. Aber der Geweihträger liegt im braunweißen Gewand ruhig im Gehege, nur durch einen Zaun von mir getrennt. Irgendwann wird auch er auf der Speisekarte eines Restaurants landen.
Hillesheim ist schon von Weitem zu sehen. Eine mächtige Stadtmauer erhebt sich auf einer kleinen Anhöhe. Meine Unterkunft liegt am Rande des umfriedeten Stadtkerns. Als ich mein Zimmer betrete, erkenne ich sofort den Trenchcoat auf dem Bügel. Diese Nacht werde ich mein Zimmer mit Columbo teilen. Ich habe Unterkunft im Krimihotel bezogen. Leider gibt es keinen Krimiabend im Restaurant, wäre ja auch zu schön gewesen. Aber ich habe die Gewissheit, dass Columbo, dessen Bild über meinem Bett hängt, heute Nacht über meine Sicherheit wachen wird. Michael Preute alias Jacques Berndorf hatte sich ursprünglich 1983/84 in Berndorf, einem Teil der Verbandsgemeinde Hillesheim, niedergelassen. Hier entstanden seine berühmten Eifelkrimis. Auch wenn er heute einen anderen Wohnsitz in der Eifel hat, schmückt sich doch die Gemeinde Hillesheim immer noch gerne mit seinem berühmten Namen.
Hillesheim ist schon von Weitem zu sehen. Eine mächtige Stadtmauer erhebt sich auf einer kleinen Anhöhe. Meine Unterkunft liegt am Rande des umfriedeten Stadtkerns. Als ich mein Zimmer betrete, erkenne ich sofort den Trenchcoat auf dem Bügel. Diese Nacht werde ich mein Zimmer mit Columbo teilen. Ich habe Unterkunft im Krimihotel bezogen. Leider gibt es keinen Krimiabend im Restaurant, wäre ja auch zu schön gewesen. Aber ich habe die Gewissheit, dass Columbo, dessen Bild über meinem Bett hängt, heute Nacht über meine Sicherheit wachen wird. Michael Preute alias Jacques Berndorf hatte sich ursprünglich 1983/84 in Berndorf, einem Teil der Verbandsgemeinde Hillesheim, niedergelassen. Hier entstanden seine berühmten Eifelkrimis. Auch wenn er heute einen anderen Wohnsitz in der Eifel hat, schmückt sich doch die Gemeinde Hillesheim immer noch gerne mit seinem berühmten Namen.
Columbo hat seine Aufgabe gut erledigt. Ich wurde in dieser Nacht weder überfallen, noch beraubt, noch ermordet. So kann ich nach einem ausgiebigen Frühstück meinen Weg fortsetzen. Bis Jünkerath führt der Radweg über Wirtschaftswege und Landstraßen. In Jünkerath wartet eine Überraschung auf mich. Kurz hinter dem Bahnhof steht am Radweg ein Bahnsignal. Es zeigt mir freie Fahrt an. Dazu gibt es eine E-Bike-Ladestation. Doch mein Akku ist gut aufgeladen. Noch eine Biegung, und dann beginnt die Anfang dieses Jahres eröffnete Bahnradstrecke. Es ist die ehemalige Vennquerbahn. Auf keiner der mir vorliegenden Radkarten ist sie verzeichnet. Schön breit ist der Radweg und exzellent beschildert.
An zwei aufgerichteten Schwellen werden mir erste Informationen zu dieser neuen Radstrecke gegeben. Schon viele Jahre bin ich auf verschiedenen Bahnradwegen in der Eifel geradelt. An dieser Karte fällt mir auf, wie engmaschig das Bahnnetz einst war. Wirtschaftlich hatten die Bahnstrecken geringe Bedeutung. Sie waren Teil des sogenannten Schlieffen-Plans, der die Eifel in der Vorbereitung des Ersten Weltkrieges als einen Aufmarschplatz der Nordarmee nutzte. Geimeinsam mit der Westarmee sollte Frankreich in einem Zangenangriff eingenommen werden. Hierzu wurden in der Eifel zahlreiche Bahnstrecken gebaut, die miteinander verbunden waren. Bekanntlich änderte dieser Plan in der Katastrophe von Verdun.
An zwei aufgerichteten Schwellen werden mir erste Informationen zu dieser neuen Radstrecke gegeben. Schon viele Jahre bin ich auf verschiedenen Bahnradwegen in der Eifel geradelt. An dieser Karte fällt mir auf, wie engmaschig das Bahnnetz einst war. Wirtschaftlich hatten die Bahnstrecken geringe Bedeutung. Sie waren Teil des sogenannten Schlieffen-Plans, der die Eifel in der Vorbereitung des Ersten Weltkrieges als einen Aufmarschplatz der Nordarmee nutzte. Geimeinsam mit der Westarmee sollte Frankreich in einem Zangenangriff eingenommen werden. Hierzu wurden in der Eifel zahlreiche Bahnstrecken gebaut, die miteinander verbunden waren. Bekanntlich änderte dieser Plan in der Katastrophe von Verdun.
Auf der Höhe von Stadtkyll folgt ein großzügig angelegter Rastplatz. Hinter der alten Brücke kommt mir ein Jogger entgegen. Da ich gerade vom Rad gestiegen bin, spreche ich ihn an. Es ist Johann Leuther aus Stadtkyll. Er nennt mir seinen Namen gerne, als ich ihm erzähle, dass ich Reiseberichte schreibe. Er ist mein Jahrgang und war früher Fußballer. Stolz erzählt er mir, dass er schon öfters in der Zeitung und im Fernsehen war. Er ist Marathonläufer, er sieht sich aber auch gerne als Ausdauerläufer. Nächste Woche startet er zu einer Marathon-Weltreise, mit Läufen unter anderem in Argentinien, Chile, Australien und Kapstadt. Ich wünsche ihm gute Gesundheit und Erfolg bei seinem Vorhaben. Er bedankt sich und lacht: "Ja, dabei sein ist alles". Er hat in seinem Leben schon 85 Länder bereist und ist 125 Marathons gelaufen. Hut ab vor solcher Leistung.
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Große Betonteile stehen am Rand des Radweges, gut zwei Meter hoch und ebenso breit, und dazu noch kostenlos. Vielleicht wurden sie mal gebaut, um eine provisorische Brücke über die Kyll zu schlagen. Ob ein Radweg der richtige Platz ist, solche Bauteile Interessenten anzubieten, wage ich zu bezweifeln. Aber die Stadt Dahlem versucht es. Vielleicht findet sich ja mal ein Radfahrer, der solch ein tonnenschweres Teil auf seinen Gepäckträger packt.
Der Radweg führt stetig bergan. Die Steigung ist leicht zu bewältigen und auf dem frischen Teer rollt es sich gut. Rechter Hand taucht ein See auf. Es ist der Stausee von Kronenburg. Wohnwagen und Campinghütten bevölkern die Wiese rund um den See und im Wasser tummeln sich Kinder und Jugendliche.
Auf dem Radweg ist eine große Markierung. Hier überquere ich die Grenze zwischen Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Gut zu wissen, warum auch immer. Ursprünglich sollte aus dieser Bahnstrecke, die Jahrzehnte stillgelegt war, eine Traisinenstrecke werden, um den Tourismus anzukurbeln. Doch bevor es zur Vertragsunterzeichnung mit der Deutschen Bahn kam, begann diese schon mit der Demontage der Gleise. Daraufhin kam die Idee eines Bahnradweges. Von 2011 bis 2016 wurde an dem Projekt gearbeitet. Nun ist es vollendet. Ich gestehe: Der Radweg ist mir lieber.
Auf einer aufgeschütteten Trasse vollzieht der Radweg eine weite Schleife an Hallschlag vorbei. Ich habe das Hochland der Schnee-Eifel erreicht. Die sattgrüne Landschaft ist wellig. Weit reicht mein Blick. Lang zieht sich die Radstrecke über die Höhe. Wieder einmal überfahre ich die Grenze zwischen Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Schön war es in den wildromantischen Schluchten am Unterlauf der Kyll. Doch hier oben öffnet sich meine Brust. In dieser weitläufigen Landschaft habe ich das Gefühl, frei atmen zu können.
Der Radweg führt stetig bergan. Die Steigung ist leicht zu bewältigen und auf dem frischen Teer rollt es sich gut. Rechter Hand taucht ein See auf. Es ist der Stausee von Kronenburg. Wohnwagen und Campinghütten bevölkern die Wiese rund um den See und im Wasser tummeln sich Kinder und Jugendliche.
Auf dem Radweg ist eine große Markierung. Hier überquere ich die Grenze zwischen Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Gut zu wissen, warum auch immer. Ursprünglich sollte aus dieser Bahnstrecke, die Jahrzehnte stillgelegt war, eine Traisinenstrecke werden, um den Tourismus anzukurbeln. Doch bevor es zur Vertragsunterzeichnung mit der Deutschen Bahn kam, begann diese schon mit der Demontage der Gleise. Daraufhin kam die Idee eines Bahnradweges. Von 2011 bis 2016 wurde an dem Projekt gearbeitet. Nun ist es vollendet. Ich gestehe: Der Radweg ist mir lieber.
Auf einer aufgeschütteten Trasse vollzieht der Radweg eine weite Schleife an Hallschlag vorbei. Ich habe das Hochland der Schnee-Eifel erreicht. Die sattgrüne Landschaft ist wellig. Weit reicht mein Blick. Lang zieht sich die Radstrecke über die Höhe. Wieder einmal überfahre ich die Grenze zwischen Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Schön war es in den wildromantischen Schluchten am Unterlauf der Kyll. Doch hier oben öffnet sich meine Brust. In dieser weitläufigen Landschaft habe ich das Gefühl, frei atmen zu können.
Vor mir liegt ein alter Bahnhof inmitten eines verwilderten Geländes. Die Radstrecke macht einen Bogen um ihn herum. Ich bin in Losheimergraben angekommen. Vergebens suche ich nach einem Hinweis auf die Kyll-Quelle. Später erfahre ich, dass die Kyll aus drei Quellbächen gespeist wird, die hier irgendwo in einem Seitental zusammenfliessen.
Ich frage zwei Radler nach einem Café oder Ähnlichem. "Einfach links bis zur Straße, dann rechts, dann sehen Sie es schon." ist die Antwort, Gesagt, getan. Vorbei an einem Holzwerk komme ich zu einer großen Straßenkreuzung. Auf der gegenüberliegenden Seite steht eine Tankstelle mit einem Restaurant. Mittagspause ist angesagt. Die Suppe ist köstlich, der Kuchen ebenso. Ich will mich noch mit frischem Trinkwasser versorgen. Neben der Kuchentheke, die gut belagert ist, sehe ich Einkaufswagen. Ich folge der Spur und stehe plötzlich in einem großen Supermarkt. Viele Kunden stehen schon mit voll gepackten Einkaufswagen an der Kasse. Wo die wohl herkommen? Groß ist das Angebot an Alkoholika und Tabakwaren. An dem Regal mit belgischen Pralinen fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Natürlich! "Old Smuggler" heißt das Straßeneck und das Restaurant. Hüben ist Belgien und drüben ist Deutschland. Schmuggel war seit eh und je an der Tagesordnung. Beiderseits der Grenze gab es immer Waren, die jenseits der Grenze begehrt waren. Heute ist die Grenze offen und unsichtbar. Keine Schlagbäume, keine Zöllner, die fragen, ob ich etwas zu verzollen habe. Der belgische Supermarkt in dieser menschenarmen Region lebt dafür gut von den Touristen am See und den Anwohnern auf der deutschen Seite. Mit dem Fall der Grenzbäume sind Schmuggler arbeitslos geworden. Ihnen hilft keine Arbeitsagentur. |
Zurück auf dem Radweg geht es weiter durch das Hochland. Jetzt, nach der Mittagszeit, ist der Radweg belebt. Er führt entlang der Grenze, aber auf deutscher Seite. Dort steht eine große Windparkanlage. Die Schnee-Eifel ist eine windige Gegend, mit Ausnahme des heutigen Tages. Und wenn der Wind mal ausbleibt, wird mit den Windrädern frischer Wind erzeugt. Oder nicht?
Nachdem der Radweg einige Kilometer ohne nennenswerte Steigung verlaufen ist, steigt er nun wieder an. Teilweise ist die alte Bahntrasse tief in den Berg eingeschnitten. Der kleine Höhenzug, der vor mir liegt heißt Schneifel, ein waldreiches und dünn besiedeltes Gebiet. Schneifel bedeutet Schneise, wohl weil die Holzfäller und Köhler in früheren Jahrhunderten Schneisen in den Wald hineintrieben, um das Holz zu ernten. Die Holzwirtschaft zählt immer noch zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen, wie ich rechts und links meines Weges sehen konnte. Weil die Winter hier sehr Schnee reich sind, machten die Preußen Anfang des 19. Jahrhunderts aus dem Wort Schneifel die Schnee-Eifel. Habe ich es schon erwähnt, dass ich wieder die Grenze zwischen Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen überschritten habe?
Nachdem der Radweg einige Kilometer ohne nennenswerte Steigung verlaufen ist, steigt er nun wieder an. Teilweise ist die alte Bahntrasse tief in den Berg eingeschnitten. Der kleine Höhenzug, der vor mir liegt heißt Schneifel, ein waldreiches und dünn besiedeltes Gebiet. Schneifel bedeutet Schneise, wohl weil die Holzfäller und Köhler in früheren Jahrhunderten Schneisen in den Wald hineintrieben, um das Holz zu ernten. Die Holzwirtschaft zählt immer noch zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen, wie ich rechts und links meines Weges sehen konnte. Weil die Winter hier sehr Schnee reich sind, machten die Preußen Anfang des 19. Jahrhunderts aus dem Wort Schneifel die Schnee-Eifel. Habe ich es schon erwähnt, dass ich wieder die Grenze zwischen Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen überschritten habe?
Vor mir führt der Radweg durch einen Hohlweg. Eine Straße überquert die alte Bahntrasse. Unter der Brücke bleibe ich stehen. Eine Informationstafel berichtet von dem dunkelsten Kapitel der Vennquerbahn. Am 11. September 1944 haben an dieser Stelle amerikanische Tiefflieger einen Zug mit Arbeitern bombardiert. Viele Menschen kamen ums Leben. Ihre Leichen konnten wegen weiterer Angriffe nicht geborgen werden. Erst Wochen später, nach dem Vorrücken der amerikanischen Bodentruppen, haben diese die Waggons in Brand gesteckt und anschließend die menschlichen Überreste beisetzen lassen. Ich erfahre aber auch, dass die Grenzlinie zwischen Belgien und Deutschland nach 1815 viermal verschoben wurde. Erst 1958 erhielt sie mit einem Staatsvertrag ihre heutige Form. Am 8. Oktober 1981 fuhr der letzte grenzüberschreitende Zug auf dieser Strecke. Während auf deutscher Seite der Bahnbetrieb damit eingestellt wurde, blieb er auf belgischer Seite bis ins Jahr 2002 erhalten.
Gut zwanzig Meter hinter der Informationstafel ist der Radweg wieder mit einer Grenzlinie markiert. Es ist die Grenze zwischen Deutschland und Belgien. Mit dem linken Fuss stehe ich in dem einen und dem rechten Fuss in dem anderen Land. Für mich als Saarländer und Grenzlandbewohner hatte das Überschreiten einer Grenze nie etwas Besonderes. Was mich dennoch faszinierte, war, dass jenseits einer Grenze eine andere Kultur lag. Das Kennenlernen des Andersartigen reizt mich immer noch, auch wenn die zunehmende Globalisierung zu einer Nivellierung führt.
Ich reisse mich aus meinen Gedanken und schaue nach vorn. Hier beginnt die belgische Ausschilderung des Radweges. Sie heissen hier Ravel. War in Deutschland die Beschilderung schon gut, so ist sie hier noch besser.
Gut zwanzig Meter hinter der Informationstafel ist der Radweg wieder mit einer Grenzlinie markiert. Es ist die Grenze zwischen Deutschland und Belgien. Mit dem linken Fuss stehe ich in dem einen und dem rechten Fuss in dem anderen Land. Für mich als Saarländer und Grenzlandbewohner hatte das Überschreiten einer Grenze nie etwas Besonderes. Was mich dennoch faszinierte, war, dass jenseits einer Grenze eine andere Kultur lag. Das Kennenlernen des Andersartigen reizt mich immer noch, auch wenn die zunehmende Globalisierung zu einer Nivellierung führt.
Ich reisse mich aus meinen Gedanken und schaue nach vorn. Hier beginnt die belgische Ausschilderung des Radweges. Sie heissen hier Ravel. War in Deutschland die Beschilderung schon gut, so ist sie hier noch besser.
In einem weiten Bogen werde ich bis auf den höchsten Punkt des Radweges in 617 Meter Höhe geführt. Hier verläuft die Wasserscheide zwischen Rhein und Maas. Die Dampfloks, die früher den Berg bewältigen mussten, waren sehr durstig. Kurz hinter dem höchsten Punkt steht das rostrote Gerippe mit dem dicken Rohr, aus dem das Wasser in den Wassertank der Lokomotive strömte, neben dem Radweg. Nur den Wasserturm gibt es nicht mehr. Aus meiner Kindheit kenne ich noch das Geräusch des herabfallenden Wassers, wenn in der Nacht die Lokomotiven im nahen Bahnbetriebswerk befüllt wurden. Jetzt werden Erinnerungen wach.
Ich hätte in der Schnee-Eifel mit vielem gerechnet, aber nicht mit Wasserbüffeln. Ein kleines Schild am Wegesrand weist mich darauf hin. In der Senke neben der Bahntrasse sehe ich tatsächlich die kleine Herde. Sie haben viel Auslauf und zur Zeit wenig Wasser. Aber hier in 600 Meter Höhe wird es ja auch nicht so heiß.
Je näher ich nach Bütgenbach komme, desto mehr Radfahrer treffe ich. Es sind vor allem Familien, die ihren Urlaub am Bütgenbacher See verbringen. Schon taucht der See auf. Am Rande bleibe ich für einen Moment stehen und schaue dem Treiben auf dem Stausee zu. Meine Ruhe währt nicht lange. Ein älterer Radfahrer spricht mich an. Ich verstehe nur "Mangare" und versuche, auf Französisch zu antworten. Doch damit komme ich nicht weiter, bis ich realisiere, dass vor mir ein Deutscher steht. Er sucht ein Restaurant am See. Wir kommen ins Gespräch und er erzählt mir stolz, dass er früher hier mit der Bahn gefahren sei. Nun wolle er die Strecke mit dem Fahrrad erkunden. Da ich gerade am Seerestaurant vorbei gekommen bin, kann ich ihm helfen. Er bedankt sich und ich wünsche ihm einen guten Appetit.
Je näher ich nach Bütgenbach komme, desto mehr Radfahrer treffe ich. Es sind vor allem Familien, die ihren Urlaub am Bütgenbacher See verbringen. Schon taucht der See auf. Am Rande bleibe ich für einen Moment stehen und schaue dem Treiben auf dem Stausee zu. Meine Ruhe währt nicht lange. Ein älterer Radfahrer spricht mich an. Ich verstehe nur "Mangare" und versuche, auf Französisch zu antworten. Doch damit komme ich nicht weiter, bis ich realisiere, dass vor mir ein Deutscher steht. Er sucht ein Restaurant am See. Wir kommen ins Gespräch und er erzählt mir stolz, dass er früher hier mit der Bahn gefahren sei. Nun wolle er die Strecke mit dem Fahrrad erkunden. Da ich gerade am Seerestaurant vorbei gekommen bin, kann ich ihm helfen. Er bedankt sich und ich wünsche ihm einen guten Appetit.
Die Landschaft mutet mir hier wie eine Hochalm an. Sanfte Wellen wechseln sich mit Niederungen. Auf den grünen Wiesen weiden Kühe. Hecken trennen die einzelnen Weiden, so wie ich es vor Kurzem im Burgund gesehen habe. Immer wieder bleibe ich stehen und genieße die Ausblicke in eine Talsenke, auf ein einsames Gehöft, auf gescheckte Rinder am Hang oder auch die Häuseransammlung eines kleinen Dorfes. Im Nordosten zieht sich ein Wald über den Rückes der Schneifel. Diese Idylle ist eine wahre Augenweide. Zu jeder Jahreszeit wird sie ihren Reiz und ihre Farben haben: bunt im Frühling, wenn die Blumen erblühen, sattgrün im Sommer, farbenfroh im Herbstkleid und weiß im Winter.
![Bild](/uploads/5/3/0/2/5302925/published/w90-2017-08-21-kyll-radweg-118.jpg?1509597890)
Von rechts nähert sich im spitzen Winkel ein anderer Radweg. Es ist der Vennbahn-Radweg. Gut einhundertdreißig Kilometer liegen hinter mir, davon vierzig Kilometer auf diesem neuen Bahnradweg der Vennquerbahn. Ich bin am Ziel meiner Reise angekommen. Die Kyll hat mich von der Waldeifel über die Vulkaneifel bis in die Schnee-Eifel geführt. Heute kehre ich an dieser Stelle wieder um. Aber der Vennbahn-Radweg steht schon lange auf meiner Wunschliste. Er zählt zu meinen nächsten Zielen.