Der Weg ist das Ziel
an der Mosel im Dreiländereck SaarLorLux
Mai 2011
Freitag 13. Mai
Platt wie eine Flunder steht das Wasser der Mosel an diesem Freitagmorgen, nur ein welkes leise dahin triftendes Blatt zeigt die Bewegung des Wassers an, während sich der strahlend blaue Himmel mit seinen Sommerwolkenpäckchen im Wasser spiegelt. 14,7 Grad hatte das Thermometer im Auto angezeigt, ich bin gezwiebelt gekleidet, immerhin haben die Meteorologen für heute hautschmeichelnde Temperaturen versprochen und mit den Temperaturen steigt auch meine Laune. Etwas mißmutig bin ich heute aus dem Bett gestiegen, mit „dem linken Bein“ nennt man sowas wohl, obwohl ich gestern Abend ein tolles artistisch-burleskes Zirkusstück erlebt habe, im Zirkus Trottola in Saarbrücken, Kleinkunst auf hohem Niveau, Artistik auf dem Besenrücken mit einer augenzwinkernden Clownerie.
Platt wie eine Flunder steht das Wasser der Mosel an diesem Freitagmorgen, nur ein welkes leise dahin triftendes Blatt zeigt die Bewegung des Wassers an, während sich der strahlend blaue Himmel mit seinen Sommerwolkenpäckchen im Wasser spiegelt. 14,7 Grad hatte das Thermometer im Auto angezeigt, ich bin gezwiebelt gekleidet, immerhin haben die Meteorologen für heute hautschmeichelnde Temperaturen versprochen und mit den Temperaturen steigt auch meine Laune. Etwas mißmutig bin ich heute aus dem Bett gestiegen, mit „dem linken Bein“ nennt man sowas wohl, obwohl ich gestern Abend ein tolles artistisch-burleskes Zirkusstück erlebt habe, im Zirkus Trottola in Saarbrücken, Kleinkunst auf hohem Niveau, Artistik auf dem Besenrücken mit einer augenzwinkernden Clownerie.
Der Reiher, der sich nicht um die Grenzen kümmert, segelt von Luxemburg nach Deutschland und zurück und schaut neugierig auf den roten Radler herab, nein kein Happen für ihn, und im Gasthof Rothaus an der Remicher Brücke räumt die junge Bedienung in Erwartung der Gästescharen die Zuckerstreuer auf die Terrassentische.
Die Weinstöcke gleich nebenan haben sich schon in ihr grünes Sommergewand gehüllt und drüben auf der anderen Flussseite brummt ein Winzer mit dem Traktor zu seinem Weinberg. Ansonsten beherrscht behäbige Ruhe das Moseltal. Der Radweg ist gut ausgebaut, Wohnwagenkolonien säumen ihn, ich radle eine lange Strecke allein, während drüben bei Stadtbredimus schon etliche Radlergruppen moselauf- und -abwärts radeln die erste Schale der Zwiebel wird abgeblättert. Leicht rollt mein rotes Rad. Am Dreiländereck beginnt die Mosel sich durch die Berge zu graben. Frankreich liegt nun hinter ihr, rechtsseitig ist das Saarland und linksseitig Luxemburg, und mit den Bergen kommt auch der Wein. Sierck-Les-Bains hüben und Schengen drüben bilden die Eingangsportale des schönen Moseltals. Nach der leichten Linkskurve hinter Remich schlägt die Mosel nun einen starken Rechtsbogen. Der Weg führt entlang der Bahngleise über einen kleinen Hügel mit einem weiten Blick über diesen Halbbogen. Die abschließende Schußfahrt wird von einem leichten Gegenwind gebremst. Ich weiß, ich weiß, Reiner, wer mit mir radelt hat immer Gegenwind. Allenthalben warnen Schilder vor Weinbergarbeiten und in der Tat krabbeln die Winzer an den Steilhängen emsig wie Ameisen zwischen den akkurat aufgestellten Weinstöcken. |

Bei Wincheringen belehrt mich eine schöne Tafel, daß ich mich auf historischem Boden bewege. Hier verläuft die Via Caliga, eine der großen Fernrouten im Römischen Reich. Der Radweg führt über den Treidelpfad, auf dem vor 2000 Jahren nubische Sklaven die Lastschiffe mit ihren 30 Tonnen Last flussaufwärts zogen. Jenseits auf luxemburgischer Seite grüßt hoch von der Bergkante eine kleine Kapelle im Sonnenschein. Wahrscheinlich steht sie auf den Fundamenten eines römischen Tempels für Neptun, den Gott der Schiffer und Merkur, den Gott der Händler, die für die Sicherheit der Reisenden auf der Via Caliga zuständig waren. Entlang der Mosel finden sich noch heute viele Zeugnisse aus römischer Zeit, von der Villa in Nennig mit dem prächtigen Bodenmosaik bis zur Porta Nigra in Trier.
Der Radweg führt bisweilen durch den Ortskern der kleinen Winzerorte, hier wird der Elbling kultiviert, eine Weinrebe, die in diesem Teil des Moseltals sich heimisch fühlt. Kein Wunder, denn der Elbling gilt als die älteste Weinsorte Europas. Schon die Römer schätzten diesen fruchtigen, spritzigen und säurebetonten Weißwein, an dessen Reben reichhaltig die Trauben hängen und hier an der "blonden Mosel" gedeiht er seit Römers Zeiten besonders gut. Und den kleinen Schlößchen und großen Gebäuden der Weinkooperativen sieht man diesen Reichtum an. Ich muß jedoch gestehen, daß mir in den Jahren des Weingenusses der Elbling zwar die Zunge schmeichelte, aber den Magen zerriß. "Blonde Mosel", so nennen die Winzer ihre Region, weil sich die Mosel zwischen gelbem Muschelkalk und Sandstein ihr Bett gegraben hat, anders als weiter moselabwärts, wo sie sich durch der schwarzen Schiefer quälen muss.
Und zwischen den Weinfeldern, die bis an das Ufer der Mosel fallen, immer wieder Wiesen, Wiesen, die sich hier noch Wiesen nennen dürfen, mit Butterblumen, Margeriten, wildem Klee und wie all die Wiesenblumen heißen, ob blau und rot, ob gelb oder weißblühend, richtig schön blühende Wiesen. Eine Gruppe kleiner blauer Blüten fängt meinen Blick, immer zwei leuchende Blüten nebeneinander, sie lächeln mich an wie ein stupsiges Augenpaar. Die Temperatur steigt weiter an, die Zwiebel wird dünner.
Der Radweg führt bisweilen durch den Ortskern der kleinen Winzerorte, hier wird der Elbling kultiviert, eine Weinrebe, die in diesem Teil des Moseltals sich heimisch fühlt. Kein Wunder, denn der Elbling gilt als die älteste Weinsorte Europas. Schon die Römer schätzten diesen fruchtigen, spritzigen und säurebetonten Weißwein, an dessen Reben reichhaltig die Trauben hängen und hier an der "blonden Mosel" gedeiht er seit Römers Zeiten besonders gut. Und den kleinen Schlößchen und großen Gebäuden der Weinkooperativen sieht man diesen Reichtum an. Ich muß jedoch gestehen, daß mir in den Jahren des Weingenusses der Elbling zwar die Zunge schmeichelte, aber den Magen zerriß. "Blonde Mosel", so nennen die Winzer ihre Region, weil sich die Mosel zwischen gelbem Muschelkalk und Sandstein ihr Bett gegraben hat, anders als weiter moselabwärts, wo sie sich durch der schwarzen Schiefer quälen muss.
Und zwischen den Weinfeldern, die bis an das Ufer der Mosel fallen, immer wieder Wiesen, Wiesen, die sich hier noch Wiesen nennen dürfen, mit Butterblumen, Margeriten, wildem Klee und wie all die Wiesenblumen heißen, ob blau und rot, ob gelb oder weißblühend, richtig schön blühende Wiesen. Eine Gruppe kleiner blauer Blüten fängt meinen Blick, immer zwei leuchende Blüten nebeneinander, sie lächeln mich an wie ein stupsiges Augenpaar. Die Temperatur steigt weiter an, die Zwiebel wird dünner.
Immer wieder Skulpturen, groß, aus dem gelbweißen Stein, der die Ufer der Mosel gestaltet hat. Von Konz bis Palzem stehen sie, sechzehn Skulpturen, die von fünfzehn Bildhauern aus Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Italien und Österreich geschaffen wurden. Es ist das Teilstück "Steine am Fluss" des Skulpturenweges Rheinland-Pfalz. Mal stehen sie wie Mahnmale am Ufer, mal verspielt am Rand eines Spielplatzes, einladend für die Kinder, die dort ihre Ausflugspause verbringen, doch immer auffallend, für den Wanderer, den Flussschiffer, selbst von der gegenüberliegenden Moselseite aus. Aber es gibt auch andere Steinmetzarbeiten, Wegkreuze, wie dasjenige für Anna Godart, die am 8. Dezember anno 1900 nahe Oberbillig tödlich verunglückt ist. Sie muß eine besondere Persönlichkeit gewesen sein, die es wert war, ihrer auf ewig mit einem Malteserkreuz zu gedenken. Leider kann auch die Datenbank der
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Kulturgüter in der Region Trier, die im Internet zu finden ist, nicht mehr zu dieser Frau und ihrem Unglück sagen.
Bei Kilometer 28 wechsle ich mit der Fähre von Oberbillig nach Wasserbillig das Flussufer und damit auch das Land. Kein Problem mehr heute, immerhin liegt ja Schengen gerade mal 40 km hinter mir. Zurück geht es auf der Luxemburger Seite. Ruhig ist es in Wasserbillig geworden, seit die Autobahn oben auf der Berghöhe den Verkehr und damit auch den Tanktourismus um den Ort herum leitet. Bei einem Croque Monsieur und einem Café au Lait schaue ich dem Fährmann zu, der auch für einzelne Radler wie mich die Mosel quert. Wann immer ich die Wahl zwischen Brücke und Fähre habe, wähle ich den Wasserweg, schon seit langem, Inge ist so gerne Fähre gefahren.
30 Minuten dauert die 30 km lange Fahrtstrecke von Wasserbillig bis Remich mit dem Auto, eine wunderschöne Strecke, egal auf welcher Moselseite, die ich schon oft gefahren bin.
Bei Kilometer 28 wechsle ich mit der Fähre von Oberbillig nach Wasserbillig das Flussufer und damit auch das Land. Kein Problem mehr heute, immerhin liegt ja Schengen gerade mal 40 km hinter mir. Zurück geht es auf der Luxemburger Seite. Ruhig ist es in Wasserbillig geworden, seit die Autobahn oben auf der Berghöhe den Verkehr und damit auch den Tanktourismus um den Ort herum leitet. Bei einem Croque Monsieur und einem Café au Lait schaue ich dem Fährmann zu, der auch für einzelne Radler wie mich die Mosel quert. Wann immer ich die Wahl zwischen Brücke und Fähre habe, wähle ich den Wasserweg, schon seit langem, Inge ist so gerne Fähre gefahren.
30 Minuten dauert die 30 km lange Fahrtstrecke von Wasserbillig bis Remich mit dem Auto, eine wunderschöne Strecke, egal auf welcher Moselseite, die ich schon oft gefahren bin.
Doch erst im gemütlichen Tempo mit dem Fahrrad erkenne ich die weiten Bögen, die die Mosel schlägt, und genieße diese Landschaft erneut von einer Kuppe aus. Eigentlich müsste ich dem Verantwortlichen der Straßenbauverwaltung, der am Port de Mertet mitten in die schöne Ausschilderung „Piste Cyclable“ein „Route barrée“ gepflanzt hat, dankbar sein. Doch zuerst steht da der Fluch, als ich mich plötzlich auf einer vielbefahrenen Landstraße wiederfinde, so dass ich bei der ersten Gelegenheit mich in die Weinberge flüchte, um den LKWs zu entgehen, die zentimetereng an mir vorbeibrausen. Die Weinberge der Mosel haben bekanntlich eine Steillage, um bestmöglichst die Sonne einzufangen, für Radler bringt dies stramme Waden und schöne Ausblicke. Erst hinter Grevenmacher komme ich wieder in den Genuß des Radweges.
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Quak, Quak,eine Familie von Nilgänsen warnt mich, näher zu kommen. Eigentlich ist die Nilgans eine Ente, aber ihre Größe und ihre Körperform erinnert stark an eine Gans. Charakteristisch sind ihre hohen Beine und der dunkle Augenfleck. Die Nilgänse bevölkern inzwischen viele Flussufer in Süddeutschland, ich habe sie hier an der Mosel ebenso häufig gesehen wie am Main. Lange leben sie noch nicht in Deutschland, es sind sogenannte Gefangenschaftsflüchtlinge, die sich aber an den deutschen Flussufern schnell heimisch gefühlt haben und nun in friedlicher Koexistenz mit Enten, Schwänen und Menschen leben. Die 7 Küken, denen nahe zu kommen mich eben die Alten gewarnt haben, und die eigentlich schon Junggänse sind, pflücken eifrig am Wegesrand das Gras, rupfen genüßlich die Blüten von den Blumen, gut bewacht von dem Elternpaar, das hoch über ihnen thront und argwöhnig mein Zoom beäugen, das ihnen nicht so geheuer scheint.
Ein paar Meter weiter eine Ruhebank, ich lasse mich nieder, genieße den herrlichen Blick über die gelben Blüten der Wasserlilien hinweg auf das Moselpanorama. Kleine Gutshöfe, bisweilen auch Schlößchen oder nur die Gebäude der Weingenossenschaften mit ihrer auffallenden Architektur lassen den Blick ruhen. Meine Radtouren sind keine sportlichen Höchstleistungen, sondern das Radwandern in herrlichem Ambiente und das braucht seine Zeit.
Luxemburg ist ein kleines Land und umso stolzer sind sie, dass hier an der Mosel genug Platz für eine breite Straße ist, zumindest haben sie diesen Platz geschaffen. Dass die Autos umso schneller fahren können, hat den unschlagbaren Vorteil, dass die Abgase schnell verwirbeln und in diesem Sog dann die Radfahrer mitgezogen werden. Die Radler dürfen sich auf dem nur durch einen Farbstreifen abgetrennten Radweg rechts und links der breiten Autospuren bewegen. Zumindest nehme nicht nur ich freiwillig den kleinen Umweg durch den Ortskern auf mich, wenn mal ein Ort kommt, dann da ist es ausgesprochen autofrei.
Eine kerzengerade Wolke, die schier aus einem der Berge an einer Moselwindung herauszuwachsen scheint, kündet das Ende meiner Fahrradtour an. Es ist die Wasserfahne von Cattenom, dem französischen Atomkraftwerk kurz vor der deutsch-luxemburgischen Grenze, das immer wieder durch Störfälle auf sich aufmerksam macht. Atomkraaft? Nee merci – so sagen die Luxemburger. CatteNON, so kann man auch immer wieder auf Protestschildern im Grenzraum lesen, doch die Franzosen stört es nicht, denn in dieser menschenarmen Region Lothringens, die zudem durch Westwinde geprägt und den Wasserlauf der Mosel, die kurz hinter dem Kraftwerk Frankreich verlässt, können Störfälle wenig Schaden in Frankreich anrichten und jenseits der Grenze gilt sowieso das Floriansprinzip. Doch nicht auf die Franzosen schimpfen, sag ich mir, lag Gorleben doch einst auch hart an der Grenze zur DDR in einer wirtschaftlich schwachen und fast menschenleeren Region.
Eine kerzengerade Wolke, die schier aus einem der Berge an einer Moselwindung herauszuwachsen scheint, kündet das Ende meiner Fahrradtour an. Es ist die Wasserfahne von Cattenom, dem französischen Atomkraftwerk kurz vor der deutsch-luxemburgischen Grenze, das immer wieder durch Störfälle auf sich aufmerksam macht. Atomkraaft? Nee merci – so sagen die Luxemburger. CatteNON, so kann man auch immer wieder auf Protestschildern im Grenzraum lesen, doch die Franzosen stört es nicht, denn in dieser menschenarmen Region Lothringens, die zudem durch Westwinde geprägt und den Wasserlauf der Mosel, die kurz hinter dem Kraftwerk Frankreich verlässt, können Störfälle wenig Schaden in Frankreich anrichten und jenseits der Grenze gilt sowieso das Floriansprinzip. Doch nicht auf die Franzosen schimpfen, sag ich mir, lag Gorleben doch einst auch hart an der Grenze zur DDR in einer wirtschaftlich schwachen und fast menschenleeren Region.
Die Brücke von Remich, sie war für mich schon als Kind ein Symbol. Wie oft standen wir auf der Brücke im Stau der Grenzkontrollen und hofften, dass die deutschen Zöllner nicht so genau die Kaffeetüten und Schokoladenpäckchen zählen würden, und wie sehr freute ich mich seinerzeit darüber, wenn mir meine Eltern mal wieder eine Tafel weiße Schokolade mitbrachten, für mich damals immer ein besonderer Genuß.
Ein letztes Foto unter der Brücke und pünktlich um 16:00 Uhr packe ich neben das Fahrrad noch ein Pfund frischduftende Erdbeeren, die mich im Obstladen an der alten Grenzstation so herrlich angelacht haben, ins Auto und freue mich auf die Dusche, um mir den Staub des heutigen Tages abzuwaschen.
Ein letztes Foto unter der Brücke und pünktlich um 16:00 Uhr packe ich neben das Fahrrad noch ein Pfund frischduftende Erdbeeren, die mich im Obstladen an der alten Grenzstation so herrlich angelacht haben, ins Auto und freue mich auf die Dusche, um mir den Staub des heutigen Tages abzuwaschen.