Wo einst die Kohlen schwammen
mit dem Fahrrad entlang des Saarkohlenkanals
August 2012
Steif und stolz wie eine Statue steht ein Graureiher auf der Landzunge zwischen dem Lauf der Saar und dem Eingang zum Saarkohlekanal. Die Paddler, die sich an diesem heissen Tag in ihren knallbunten Booten auf der deutschen Seite das Wasser um die Ohren spritzen, stören ihn nicht. "Frei wie ein Vogel" - ein würdiges Denk-Mal an dieser Stelle. Ich fühle mich pudelwohl, als ich auf der französischen Seite in die Pedale trete.

Schleuse 28
Leise rauscht das Wasser, das sich durch die Ritzen der schweren Schleusentore zwängt und wie ein kleiner Wasserfall ins Leere stürzt. Schleuse Nr. 28 wird gerade geflutet, ein Freizeitkapitän auf der Durchreise wartet schon mit seinem weißen Stolz.
Im Warndt, dem deutsch-französischen Grenzland zwischen St. Avold und Saarbrücken, liegen große Kohlevorkommen tief in der Erde. Diese Kohle wird anderen Ortes gebraucht, um im Winter den Menschen Wärme zu spenden. Was liegt da näher, als den Fluss für den Transport zu nutzen. Doch die Saar ist in ihrem Mittellauf zu schwach, um große Boote zu tragen.
Schleuse 28 am Zusammenfluss von Saar und Blies ist eine der letzten Schleusen des Saarkohlenkanals, der über gute 65 Kilometer bis zum Rhein-Marne-Kanal führt. 1866 vollendet, wurde über ihn sowohl deutsche als auch französische Kohle und in Gegenrichtung Eisenerz für die saarländischen Hüttenwerke verschifft. Mit dem Niedergang der Eisenverhüttung und der Kohleförderung im SaarLorLux-Raum in den 60er Jahren endete seine Blütezeit. Jahrzehnte schien er dem Verfall preis gegeben, doch der moderne Freizeittourismus hat den Kanal zu neuem Leben erweckt und, dank einer großzügigen EU-Förderung, ist in den letzten Jahren entlang des Kanals ein schöner Radweg ausgebaut worden.
Heute ist Feiertag diesseits und jenseits der Grenze. Viele Radfahrer bevölkern den Radweg, kommen einzeln, in kleinen und auch in großen Gruppen aus beiden Richtungen. Heute gibt es keinen Schlagbaum mehr an der Grenze, kein Zöllner mit strengem Blick kontrolliert Pässe und Gepäck, Europa ist für seine Bürger freier geworden. Ich kenne es noch anders an dieser Grenze und möchte die alten Zeiten nicht mehr zurück haben. Ich bin saarländischer Europäer und das ist gut so!
Im Warndt, dem deutsch-französischen Grenzland zwischen St. Avold und Saarbrücken, liegen große Kohlevorkommen tief in der Erde. Diese Kohle wird anderen Ortes gebraucht, um im Winter den Menschen Wärme zu spenden. Was liegt da näher, als den Fluss für den Transport zu nutzen. Doch die Saar ist in ihrem Mittellauf zu schwach, um große Boote zu tragen.
Schleuse 28 am Zusammenfluss von Saar und Blies ist eine der letzten Schleusen des Saarkohlenkanals, der über gute 65 Kilometer bis zum Rhein-Marne-Kanal führt. 1866 vollendet, wurde über ihn sowohl deutsche als auch französische Kohle und in Gegenrichtung Eisenerz für die saarländischen Hüttenwerke verschifft. Mit dem Niedergang der Eisenverhüttung und der Kohleförderung im SaarLorLux-Raum in den 60er Jahren endete seine Blütezeit. Jahrzehnte schien er dem Verfall preis gegeben, doch der moderne Freizeittourismus hat den Kanal zu neuem Leben erweckt und, dank einer großzügigen EU-Förderung, ist in den letzten Jahren entlang des Kanals ein schöner Radweg ausgebaut worden.
Heute ist Feiertag diesseits und jenseits der Grenze. Viele Radfahrer bevölkern den Radweg, kommen einzeln, in kleinen und auch in großen Gruppen aus beiden Richtungen. Heute gibt es keinen Schlagbaum mehr an der Grenze, kein Zöllner mit strengem Blick kontrolliert Pässe und Gepäck, Europa ist für seine Bürger freier geworden. Ich kenne es noch anders an dieser Grenze und möchte die alten Zeiten nicht mehr zurück haben. Ich bin saarländischer Europäer und das ist gut so!
Jenseits des Kanals grüßt das alte Casino, ein denkwürdiges Gebäude im Jugendstil. Es wurde seinerzeit errichtet für die Arbeiter der Faiencerie, der Steingutmanufaktur. Ein kleiner Abstecher über die hochgeschwungene Fußgängerbrücke führt mich zu dem kleinen Bistro im Erdgeschoss, um mich an einem Fruchtsaft zu laben.
"I had a dream". Francois Zanella ist ein alter Bergmann aus einem 25 Kilometer entfernten Dorf und begeisterter Schiffsmodellbauer. 11 Jahre baute er an seinem Traum, dann war der Traum zur Wirklichkeit geworden: die "Majesty of the Seas". Von 1996 bis 2005 in seinem Garten (!) gebaut, 33,50 Meter lang, 4,75 Meter breit, 4,60 Meter hoch, 1,06 Meter Tiefgang. Zahlreiche Werften unterstützten ihn bei der Erfüllung seines Traums, unter anderem auch der Erbauer der großen "Majesty of the Seas", die Werft Chantiers de l'Atlantique. Auch die Inneneinrichtung stammt von Werften, die ihm Ausstattungskomponenten echter Kreuzfahrtschiffe zur Verfügung stellten. Für diesen Bergmann wurde ein Traum zur Wirklichkeit und als Hausboot zu seinem neuen Heim. Vor Jahren habe ich dieses Kreuzfahrtschiff vor dem Casino liegen sehen, als größtes Modellkreuzfahrtschiff der Welt, ein wahrlich herrlicher Anblick vor dieser Jugendstil-Kulisse.

an der alten Mühle an Schleuse 26 nagt der Zahn der Zeit
Nicht alle Gebäude sind so prächtig, wie das Casino. Ein altes Mühlengebäude an der Schleuse Nr. 26 ist dem Verfall preis gegeben. Hoch aufgerichtet steht es dort, wo der Kanal zum letzten Mal das Bett der Saar verlässt und seinen eigenen Weg geht. Der Zahn der Zeit nagt kräftig. Auch wenn die Stadtverwaltung mit vielen Kulturevents im Laufe des Jahres versucht, die Stadt aufzuwerten, ist die Zahl der Arbeitsplätze immer noch dürftig. Der Niedergang der eisenschaffenden und kohlefördernden SaarLorLux-Industrie hat sich tief in das Gesicht der Stadt eingeprägt.
Gestern Abend gab es an der Saar sintflutartige Regenfälle mit heftigen Windböen. Schilf, abgerissene Äste und Blätter geben sich an der Schleuse ein Stelldichein und die Schleusenwärter haben alle Hände voll zu tun, um diese blinden Passagiere aus dem Kanal zu fischen.
In einem weiten Bogen verlässt der Saarkohlenkanal Sarregemuines und taucht in eine archaische Welt ein. Plötzlich fühle ich mich wie tief in Mittelfrankreich. Mal kommen die Hügel nahe an den Kanal, drücken ihn an die Seite der Saar, mal wird das Tal breit und der Kanal wendet sich vom Fluss ab, um dem Höhenverlauf des Hangs zu folgen und sich hinter der nächsten Windung doch wieder verschämt dem Fluss zu nähern.
Gestern Abend gab es an der Saar sintflutartige Regenfälle mit heftigen Windböen. Schilf, abgerissene Äste und Blätter geben sich an der Schleuse ein Stelldichein und die Schleusenwärter haben alle Hände voll zu tun, um diese blinden Passagiere aus dem Kanal zu fischen.
In einem weiten Bogen verlässt der Saarkohlenkanal Sarregemuines und taucht in eine archaische Welt ein. Plötzlich fühle ich mich wie tief in Mittelfrankreich. Mal kommen die Hügel nahe an den Kanal, drücken ihn an die Seite der Saar, mal wird das Tal breit und der Kanal wendet sich vom Fluss ab, um dem Höhenverlauf des Hangs zu folgen und sich hinter der nächsten Windung doch wieder verschämt dem Fluss zu nähern.
Am Südhang der Vogesen, in einem lieblichen Tal, entspringt die Saar. Ein Stück des Weges begleitet sie ihre größere Schwester Mosel, bevor sie als spritziges Bächlein ihren eigenen Weg über Stock und Stein nimmt. Durch das Hinterland der Vogesen wagt sie sich nordwärts, mausert sich zu einem munteren kleinen Flüsschen, in dem Seerosen, Fische und Kinder baden können.
Heidi keucht und stampft. Beim Husten stößt sie kleine blaue Rauchwölkchen aus. Heidi kommt aus Traben Trabach. Heidi ist betagt, so betagt, dass selbst ein schläfriger Graureiher an diesem heissen Sommertag in den blauen Mittagshimmel hochsteigt, um sie von oben zu beäugen. Heidi zählt zu den skurrilen Freizeitbooten, die den Saarkohlenkanal befahren. Meist haben die Freizeitkapitäne schicke weiße Hausboote, die in den Freizeithäfen zuhauf vermietet werden. Da fällt so ein Boot wie Heidi angenehm auf. Leider fehlt Heidi der Magnet, der den Plastikmüll, den der Fahrtwind gerade vom Oberdeck weht, wieder zu ihr zurück holt. Und so dümpeln nun eine Fast-Food-Verpackung und ein großer Kaffeebecher gemütlich Richtung Nordsee.
Bei so manchem Freizeitkapitän kommt mir ein lästerlicher Gedanke. Zur rechten Seite eine schöne Dame. Zur linken Seite eine schöne Dame. Und dazwischen am Ruder der Möchtegernhansalbers mit schicker weißer Kapitänsmütze. Fehlt nur noch, dass er anfängt von der kleinen Möwe und Helgoland zu singen. Aber wer weiß ....
Bei so manchem Freizeitkapitän kommt mir ein lästerlicher Gedanke. Zur rechten Seite eine schöne Dame. Zur linken Seite eine schöne Dame. Und dazwischen am Ruder der Möchtegernhansalbers mit schicker weißer Kapitänsmütze. Fehlt nur noch, dass er anfängt von der kleinen Möwe und Helgoland zu singen. Aber wer weiß ....
Wittring ist eines der kleinen Dörfchen am Kanal. Vor Jahren hat die Gemeinde ihren "Salle polyvalente", das Dorfgemeinschaftshaus, wie es im Deutschen heißt, an den Kanal gebaut. Es ist ein paar Jahre her, da landeten wir zur Mittagszeit und mit hungrigem Magen in Wittring. Ich hatte gehört, dass zum Salle polyvalente auch ein gutes Restaurant gehört. Die Überraschung war groß, als sich heraus stellte, dass gerade Spargelfest war. Im Saal waren lange Tische aufgestellt, wir besetzten den letzten freien Tisch. Das Spargelmenü war üppig. Nur beim Nachtisch patzten sie. Es gab keinen Spargeldessert, sondern nur banales, wenn auch gutes Eis. Dabei sind die Köche doch sonst so kreativ und kreieren Tomatenkuchen und Karottentorten. Also nun mal ran, ihr Sterneköche, ich möchte ein Spargeldessert sehen!
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Platsch. Eine Wasserfontäne spritzt hoch und über einem Kopf zusammen. Es ertönt Beifall. Eine Gruppe Jugendlicher kühlt sich und ihr Mütchen ab. Eine alte Eisenbahnbrücke führt über den Kanal. Der Mutigste springt von ganz oben. den anderen genügt die untere Verstrebung. Sie fordern mich auf, es ihnen nach zu tun. Ich lehne dankend ab.
Auch Fische gibt es in großer Zahl im Kanal und dementsprechend viele Sportfischer. Heute, am Feiertag, sitzen sie mit Kind und Kegel am Ufer. Die Grillkohle lodert schon.
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Nun müssen nur noch ein paar Fische anbeissen. Doch kluge Fische meiden an solchen Tagen diese grillkohlenrauchgeschwängerten Kanalabschnitte, so sagt man, aber Mutti hat ja wohlwissend genügend Essensvorräte in ihrem großen Picknickkoffer.

der Herbst kommt leise
Der Herbst kommt. An der langen Mauer rankt ein prächtiger wilder Wein. Seine grünen Blätter glänzen im Sonnenschein. Schon färben sich die ersten im kräftigen Rot und leuchten den Singvögeln entgegen, die sich in großen Schwärmen auf den goldenen Stoppelfeldern sammeln, um sich für die lange Reise in den Winterurlaub zu stärken.
Nicht nur Natur begegnet mir entlang des Kanals. Ein alter Bunker blickt mit toten Augen auf den Kanal. Der Kanal war an diesem Teilstück vor dem Ersten Weltkrieg in die Maginot-Linie, die französische Verteidigungsanlage gegen einen erneuten Überfall aus dem Osten, einbezogen worden. Eine Kette von Bunkeranlagen zog sich entlang des Kanals, Wasserreservoirs wurden angelegt, um im Ernstfall Flussauen zu überfluten und damit unpassierbar zu machen. Die Zeiten haben sich geändert. Der Feind aus dem Osten ist zum Freund geworden. Die weiten Kasernenanlagen von Sarrealbe an der alten Route Nationale stehen leer. Ich hoffe, dass es auf Dauer so bleibt.
Nicht nur Natur begegnet mir entlang des Kanals. Ein alter Bunker blickt mit toten Augen auf den Kanal. Der Kanal war an diesem Teilstück vor dem Ersten Weltkrieg in die Maginot-Linie, die französische Verteidigungsanlage gegen einen erneuten Überfall aus dem Osten, einbezogen worden. Eine Kette von Bunkeranlagen zog sich entlang des Kanals, Wasserreservoirs wurden angelegt, um im Ernstfall Flussauen zu überfluten und damit unpassierbar zu machen. Die Zeiten haben sich geändert. Der Feind aus dem Osten ist zum Freund geworden. Die weiten Kasernenanlagen von Sarrealbe an der alten Route Nationale stehen leer. Ich hoffe, dass es auf Dauer so bleibt.
Sarrealbe verdankt seine frühere Blüte einer Chemiefabrik. 1883 siedelte sich die Firma Solvay et Cie am Kanal an, um Natriumcarbonat zu produzieren. Der Standort war sehr günstig, denn Natriumcarbonat wird sowohl bei der Eisenverhüttung, als und bei der Glasschmelze benötigt, die auch heute noch in der Nähe beheimatet ist. Die alten Gebäude der Industrieanlage stehen noch, aber die Produktion findet inzwischen in neuen Anlagen statt. Die moderne Industrie gibt nur noch wenigen Menschen Arbeit und Brot.
Doch die Menschen haben ihren Mut und ihre Lebenslust nicht verloren. In Sarrealbe ist Fischerfest. In einer langen Reihe hängen die Angelschnüre im Wasser und der Duft frisch gegrillter Fische über dem Radweg. Wäre ich ein Freund dieser Speisen, dann würde ich mich jetzt zu ihnen setzen. Aber mein Sinn steht eher nach einem leckeren Mirabellenkuchen, den ich schon vor meinem geistigen Auge sehe. Ein kleines Bistro im Zentrum lockt mich an, daneben die Patisserie, die auch am heutigen Feiertag geöffnet hat. Mehr brauche ich wohl nicht zu sagen.
In einem weiten Bogen führt der Kanal um Sarrealbe herum. 45 Meter lang ist die gusseiserne Wanne, in der der Kanal die Albe überquert. Munter plätschert das kleine Flüsschen unter der Brücke durch, Plattbauchlibellen tanzen um gelbe Teichmummeln, eine kleine Ökoidylle.
Ein großes Anwesen am Westufer zieht meine Aufmerksamkeit auf sich. Es ist die ‘Domaine du Haras de la Sarre’. Die Anlage hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Ursprünglich im 18. Jahrhundert zur Pferdezucht aufgebaut, wurde sie im 19. Jahrhundert eine Saline zur Salzgewinnung. Seit 50 Jahren werden hier Lichtkuppeln aus Polyester und Glasfaser produziert. Zum Kanal hin ist von den Produktionsanlagen kaum etwas zu sehen, ein schöner Garten führt von den Herrschaftsgebäuden zum Kanal hin.
Ein großes Anwesen am Westufer zieht meine Aufmerksamkeit auf sich. Es ist die ‘Domaine du Haras de la Sarre’. Die Anlage hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Ursprünglich im 18. Jahrhundert zur Pferdezucht aufgebaut, wurde sie im 19. Jahrhundert eine Saline zur Salzgewinnung. Seit 50 Jahren werden hier Lichtkuppeln aus Polyester und Glasfaser produziert. Zum Kanal hin ist von den Produktionsanlagen kaum etwas zu sehen, ein schöner Garten führt von den Herrschaftsgebäuden zum Kanal hin.
Ein großes Anwesen am Westufer zieht meine Aufmerksamkeit auf sich. Es ist die "Domaine du Haras de la Sarre". Die Anlage hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Ursprünglich im 18. Jahrhundert zur Pferdezucht aufgebaut, wurde sie im 19. Jahrhundert eine Saline zur Salzgewinnung. Seit 50 Jahren werden hier Lichtkuppeln aus Polyester und Glasfaser produziert. Zum Kanal hin ist von den Produktionsanlagen kaum etwas zu sehen, ein schöner Garten führt von den Herrschaftsgebäuden zum Kanal hin.
Der Kanal taucht im weiteren Verlauf in eine grüne Welt ein. Ein Wäldchen begleitet ihn. Das Grün der Blätter spiegelt sich im Wasser, das leicht im Gegenlicht glitzert.

Freizeithafen Harskirchen
Ein Schild macht mich darauf aufmerksam, dass ich ins Elsass komme. Das Elsass hier im tiefsten Lothringen? Es ist das sogenannte krumme Elsass, das sich hinter Saverne über den Vogesenkamm wagt und mit seinen Fingerspitzen über die Saar streichelt. Hugenotten haben diese Region, die im 30-jährigen Krieg entvölkert und zerstört worden war, besiedelt und wieder aufgebaut. Es ist ein kurzes Stück des Kanals um Sarreunion herum, das noch zum Elsass gehört.
Sarreunion selbst liegt nicht am Kanal, es hält sich lieber ans Original, die Saar. Doch es gab einen Hafen: Harskirchen. Er war für Jahrzehnte ein wichtiger Umschlageplatz für die Produkte der Region. Heute ist er ein kleiner Freizeithafen mit Ruhebänken und Infrastruktur für die Freizeitschiffer. Eine Informationstafel hat mir dieses Wissen beschert, wie überhaupt entlang des Kanals immer wieder sehr informative Tafeln zu Flora, Fauna, Kanal- und Landesgeschichte aufgestellt sind. Mit welcher Liebe und Fürsorge sich die Verantwortlichen bemühen, mit dem Radweg entlang des Kanals die Region für den Freizeittourismus auf zu werten, sieht man an den vielen kleinen Ruhezonen, in denen sich die jungen Bäume beeilen, schnell zu wachsen, um den rastenden Radwanderern Schatten zu spenden.
Steil ist das Ufer des Kanals. Es gibt wenig Stellen, an denen man ins Wasser steigen könnte. Das wird auch vielen wild lebenden Tieren zum Verhängnis. Wir stehen unter einer Brücke, haben Schutz vor einem Schauer gefunden, und plaudern mit einem Hiesigen. Er erzählt, dass er in diesem Jahr bereits 16 tote Rehe im Kanal gesehen hat. Alle sind beim Versuch, sich am Wasser zu laben, in den Kanal gefallen und nicht mehr herausgekommen. Umgekehrt liegen bisweilen auch Fische auf dem Radweg. Wie auf einem Präsentierteller haben Graureiher und Greife sie nach erfolgreicher Jagd hier abgelegt, um sich die schönsten Filetstücke einzuverleiben und den Rest der übrigen Tierwelt zu überlassen. Überhaupt die Graureiher: sie sind allgegenwärtig und haben die schönsten Standorte bezogen, um auf den fetten Happen zu warten, der des Weges schwimmt. Stehen sie am gegenüberliegenden Ufer, dann lassen sie sich trotz der geringen Entfernung nicht von mir stören, denn welcher Radfahrer kann schon übers Wasser radeln.
Wum Wum Wum. Ein schwerer Heavy-Metall-Song nähert sich mir auf leisen Sohlen. Manche Menschen scheinen Angst vor der Stille der Natur zu haben. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass sich jemand eine dicke Stereoanlage aufs Fahrrad montiert. Ich bin froh, dass seine strammen Waden ihn schnell davon tragen.
Noch vor Mittersheim hat mich die Stille wieder eingefangen. Eine Barriere quer über den Radweg versperrt scheinbar die Weiterfahrt. Beim Näherkommen sehe ich ein tiefes Loch. Das Wasser des Kanals hat den Radweg unterspült, der Asphalt ist eingebrochen. Schmal ist der Pfad entlang der Absperrung. Die Schleusenverwaltung, deren Fahrzeuge mehrfach täglich den Radweg abfahren, hat den Schaden sofort abgesichert, zum Glück. Ich begutachte das dunkle Loch,. Das gibt gleich Gesprächsanlass mit anderen Radwanderern, die ebenso erstaunt und interessiert stehen bleiben. Und es gibt Anlass, sich über den weiteren Verlauf der Strecke und besonders interessante Objekte auszutauschen.
Sarreunion selbst liegt nicht am Kanal, es hält sich lieber ans Original, die Saar. Doch es gab einen Hafen: Harskirchen. Er war für Jahrzehnte ein wichtiger Umschlageplatz für die Produkte der Region. Heute ist er ein kleiner Freizeithafen mit Ruhebänken und Infrastruktur für die Freizeitschiffer. Eine Informationstafel hat mir dieses Wissen beschert, wie überhaupt entlang des Kanals immer wieder sehr informative Tafeln zu Flora, Fauna, Kanal- und Landesgeschichte aufgestellt sind. Mit welcher Liebe und Fürsorge sich die Verantwortlichen bemühen, mit dem Radweg entlang des Kanals die Region für den Freizeittourismus auf zu werten, sieht man an den vielen kleinen Ruhezonen, in denen sich die jungen Bäume beeilen, schnell zu wachsen, um den rastenden Radwanderern Schatten zu spenden.
Steil ist das Ufer des Kanals. Es gibt wenig Stellen, an denen man ins Wasser steigen könnte. Das wird auch vielen wild lebenden Tieren zum Verhängnis. Wir stehen unter einer Brücke, haben Schutz vor einem Schauer gefunden, und plaudern mit einem Hiesigen. Er erzählt, dass er in diesem Jahr bereits 16 tote Rehe im Kanal gesehen hat. Alle sind beim Versuch, sich am Wasser zu laben, in den Kanal gefallen und nicht mehr herausgekommen. Umgekehrt liegen bisweilen auch Fische auf dem Radweg. Wie auf einem Präsentierteller haben Graureiher und Greife sie nach erfolgreicher Jagd hier abgelegt, um sich die schönsten Filetstücke einzuverleiben und den Rest der übrigen Tierwelt zu überlassen. Überhaupt die Graureiher: sie sind allgegenwärtig und haben die schönsten Standorte bezogen, um auf den fetten Happen zu warten, der des Weges schwimmt. Stehen sie am gegenüberliegenden Ufer, dann lassen sie sich trotz der geringen Entfernung nicht von mir stören, denn welcher Radfahrer kann schon übers Wasser radeln.
Wum Wum Wum. Ein schwerer Heavy-Metall-Song nähert sich mir auf leisen Sohlen. Manche Menschen scheinen Angst vor der Stille der Natur zu haben. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass sich jemand eine dicke Stereoanlage aufs Fahrrad montiert. Ich bin froh, dass seine strammen Waden ihn schnell davon tragen.
Noch vor Mittersheim hat mich die Stille wieder eingefangen. Eine Barriere quer über den Radweg versperrt scheinbar die Weiterfahrt. Beim Näherkommen sehe ich ein tiefes Loch. Das Wasser des Kanals hat den Radweg unterspült, der Asphalt ist eingebrochen. Schmal ist der Pfad entlang der Absperrung. Die Schleusenverwaltung, deren Fahrzeuge mehrfach täglich den Radweg abfahren, hat den Schaden sofort abgesichert, zum Glück. Ich begutachte das dunkle Loch,. Das gibt gleich Gesprächsanlass mit anderen Radwanderern, die ebenso erstaunt und interessiert stehen bleiben. Und es gibt Anlass, sich über den weiteren Verlauf der Strecke und besonders interessante Objekte auszutauschen.
Bei Mittersheim beginnt der letzte Abschnitt des Saarkohlenkanals. Der Mittersheimer Weiher, ursprünglich wie die beiden folgenden Seen als Ausgleichsreservoir für den Kanal angelegt, wurde schon früh vom Freizeittourismus entdeckt. Es waren vor allem Saarländer, die in der Zeit der offenen Grenze in den 50er Jahren hier kleine Datschas gebaut haben.
Hinter Mittersheim steigt die Landschaft an. 13 Schleusen überwinden den Höhenunterschied von 35 Metern auf kurzer Strecke, man kann meist von einer zur nächsten schauen. Rote und grüne Lichtsignale geben den Schiffsführern Zeichen, ob die Schleuse zur Einfahrt bereit ist. Die Steuerung der Schleusen erfolgt seit kurzem zentral. Die Schleusenwärter wohnen aber immer noch in den alten Schleusenwärterhäusern direkt neben der Schleuse. Meist sind diese Anwesen zu kleinen liebevollen Idyllen gestaltet.
Hinter Mittersheim steigt die Landschaft an. 13 Schleusen überwinden den Höhenunterschied von 35 Metern auf kurzer Strecke, man kann meist von einer zur nächsten schauen. Rote und grüne Lichtsignale geben den Schiffsführern Zeichen, ob die Schleuse zur Einfahrt bereit ist. Die Steuerung der Schleusen erfolgt seit kurzem zentral. Die Schleusenwärter wohnen aber immer noch in den alten Schleusenwärterhäusern direkt neben der Schleuse. Meist sind diese Anwesen zu kleinen liebevollen Idyllen gestaltet.
Kurz vor der letzten Schleuse durchquert der Kanal den Etang de Stock, ein weiteres Wasserausgleichsreservoir und beliebtes Freizeitziel der Saarländer. Das Kanalbecken liegt einige Meter hoch über dem See. Der Blick über die Seenlandschaft ist sehr schön. Ich muss aufpassen, dass ich vor lauter Bewunderung nicht im kalten Wasser des Kanals lande.
Bald ist Kilometer 65 erreicht. An der Mündung zum Rhein-Marne-Kanal endet des Radlers Fröhlichkeit. Wer weiter radeln will, muss sich über einen Trampelpfad quälen. Ungewöhnlich eigentlich, denn die Treidelpfade der Kanäle werden landauf landab mit EU-Förderung zu schönen Radwegen ausgebaut. Schade eigentlich. Von der Abzweigung aus könnte man westwärts, abseits der stark befahrenen Landstrasse, entlang weiterer Kanäle bis in den Süden Frankreichs radeln, und ostwärts sind es gerade mal 20 Kilometer bis zum Vallée dès Écluses, wo wieder ein schöner Radweg beginnt, der über Straßburg zum Rhein führt.
Esperanza hieß sie und der Besitzer hatte in einem Anflug von Hoffnung ein Schild angebracht: A Vendre – Zu Verkaufen. Sie war eine jener alten Lastenkähne, die fast hundert Jahre den Kanal befahren haben. In diesem Jahr habe ich Esperanza nicht mehr gesehen. Offensichtlich hat die Hoffnung gesiegt. Ein gutes Omen für den Saarkohlenkanal, der nach langen Jahren des Verfalls nun als Freizeitidyll eine neue Zukunft gefunden hat.