Gran Canaria - die Mondäne

Las Palmas de Gran Canaria - links der lange Strand und rechts der Hafen
Ein leises Rauschen, ein Zittern und Beben, ein Grollen im dicken Bauch. Ein Ruck geht durch den schneeweißen Körper des Schiffes. Die Fähre legt ab. Langsam zieht das Panorama von Arrecife vorbei, bevor sie Fahrt aufnimmt. Der Lotse winkt noch einmal und kehrt dann mit seinem Schiff in den Hafen zurück. Verzweifelt versucht ein kleines Segelboot mit der großen Fähre mit zu halten. Vergeblich.
Es ist wie der erste Besuch eines Landkindes in der großen Stadt. Gerade haben wir vor sechs Stunden das ruhige und beschauliche Lanzarote verlassen, da empfängt uns die quirlige und hektische Großstadt Las Palmas de Gran Canaria. Langsam bewegt sich die Fähre durch den großen Hafen zum Terminal. Das Schneckentempo gibt mir ausreichend Gelegenheit, mich an diese neue Welt zu gewöhnen. Eine Kette von Autos zieht unaufhörlich entlang der Reihe der Hochhäuser an der Uferstraße.Im großen Hafen werden die Container umgeschichtet und der Taxifahrer staut sich mit uns zum Mietwagenverleiher. Es ist eine ganz andere Welt als auf Lanzarote und Fuerteventura. Der Hafen ist eine kleine Kopie des Hamburger Hafens und die Meeresfront eine Anlehnung an Nizza.
Das Movil, oder auf gut deutsch gesagt das Handy, ist ein besonderes Ding. Es ist so besonders, dass die Canariones beim ersten Klingelzeichen alles um sich herum vergessen, die Arbeit liegen lassen, und sich dem Movil zuwenden. Das können sie lange und ausführlich. Wir erleben es beim Mietwagenverleiher, wie erleben es in der Hotelrezeption, wir erleben es selbst an der Kasse im Geschäft. Es dauert einige Zeit, bis ich dann wieder die mir gebührende Aufmerksamkeit geschenkt bekomme. Schließlich ist ein neuer Hotelgast oder ein Mietwagenkunde nicht so wichtig, wie das Movil. Die Wartezeit vergnüge ich mir mit dem Studium der üblichen Aushänge und des Wandschmucks. Das hilft etwas beim Erlernen der spanischen Sprache. Nach einer guten Dreiviertelstunde können wir dann unseren Mietwagen übernehmen..
Es ist wie der erste Besuch eines Landkindes in der großen Stadt. Gerade haben wir vor sechs Stunden das ruhige und beschauliche Lanzarote verlassen, da empfängt uns die quirlige und hektische Großstadt Las Palmas de Gran Canaria. Langsam bewegt sich die Fähre durch den großen Hafen zum Terminal. Das Schneckentempo gibt mir ausreichend Gelegenheit, mich an diese neue Welt zu gewöhnen. Eine Kette von Autos zieht unaufhörlich entlang der Reihe der Hochhäuser an der Uferstraße.Im großen Hafen werden die Container umgeschichtet und der Taxifahrer staut sich mit uns zum Mietwagenverleiher. Es ist eine ganz andere Welt als auf Lanzarote und Fuerteventura. Der Hafen ist eine kleine Kopie des Hamburger Hafens und die Meeresfront eine Anlehnung an Nizza.
Das Movil, oder auf gut deutsch gesagt das Handy, ist ein besonderes Ding. Es ist so besonders, dass die Canariones beim ersten Klingelzeichen alles um sich herum vergessen, die Arbeit liegen lassen, und sich dem Movil zuwenden. Das können sie lange und ausführlich. Wir erleben es beim Mietwagenverleiher, wie erleben es in der Hotelrezeption, wir erleben es selbst an der Kasse im Geschäft. Es dauert einige Zeit, bis ich dann wieder die mir gebührende Aufmerksamkeit geschenkt bekomme. Schließlich ist ein neuer Hotelgast oder ein Mietwagenkunde nicht so wichtig, wie das Movil. Die Wartezeit vergnüge ich mir mit dem Studium der üblichen Aushänge und des Wandschmucks. Das hilft etwas beim Erlernen der spanischen Sprache. Nach einer guten Dreiviertelstunde können wir dann unseren Mietwagen übernehmen..
Das Rauschen des Meeres wiegt mich in den Schlaf. Ein langer und ereignisreicher Tag neigt sich dem Ende zu. Doch ich möchte mit dem Anfang dieser kleinen Geschichte beginnen. Wer eine Reise tut, hat bekanntlich viel zu erzählen. Für Gran Canaria haben wir uns ein Apartment nahe Las Palmas de Gran Canaria ausgewählt. Schwer schnauft der Ford mit unserer Last den steilen Berg hoch, nimmt die Spitzkehren mit Bravour, lässt sich vom Navi durch schmale Straßen leiten, vorbei an dem Hinweisschild zum Aussichtspunkt Bandama und stoppt schließlich vor der Hausnummer 7 in der Calle de Las Palmeras. Mein Navi ist nicht mehr das jüngste, hat uns schon so manchen lustigen Streich gespielt, aber heute hat es sich perfekt verhalten. Doch wo ist die Apartmentanlage?
Wir klingeln schließlich am Tor der Villa mit der Nummer 7. Erst kommt ein kleiner schwarzer Hund, der uns neugierig beäugt. Dann öffnet sich ein Tor. Ein netter Herr verneint unsere Frage. Nein, hier sei kein Apartment La Laguna. Aber die gleiche Straße gebe es auch in Santa Brigida, ein paar Kilometer weiter. Er erläutert uns geduldig den Weg. Wir folgen seinem Ratschlag. Steil sind die Hänge hier in den Bergen, wir sind sicher schon einige hundert Meter hoch. Die Häuserreihen kleben wie Adlerhorste am Hang, ziehen sich über Bergrücken und lassen kaum ein Plätzlein frei für einen Parkplatz. Schmuck sind die Häuser, oft von einem Garten umgeben. Grün sind die Berge und bunt die Fassaden. Im Zentrum von Santa Brigida finden wir einen großen Parkplatz, die Dame im Navi weigert sich, uns weiter zu führen. Ein älterer Herr, der gerade aus einem ebenso alten PKW steigt, ist da freundlicher. Er versteht schnell unser Begehr und erzählt erst einmal, dass er vor vielen Jahren mal in Deutschland war. Namen wie Berlin und Baden Baden fallen. Zuerst fragt er beim Gesundheitszentrum nach der gesuchten Straße, schließlich sollten die sich ja hier aus kennen. Doch dort zucken sie mit den Achseln. „Dann gehen wir halt zur Polizei“, meint er lakonisch. Die Polizeistation ist nicht weit entfernt. Der junge Polizist ist sehr nett. Erst schaut er auf die Adresse, dann googelt er. Dort wird er fündig. Ja, er kenne die Straße,sagt er, und er malt uns geduldig einen Plan. Wir sollen schnell sein, meint er, es werde bald dunkel. Wie recht er doch hat. Schnell kann ich auf diesen Straßen allerdings nicht fahren. Eng und kurvig sind sie und tief die Abgründe jenseits der Leitplanke. Doch der Plan ist perfekt gezeichnet und wir stehen alsbald – vor dem uns schon bekannten Haus in der Calle de las Palmeras Nr. 7 mitten im noblen Villenviertel. Wir verzichten darauf, erneut zu klingeln. Guter Rat ist nun teuer, so teuer wie ein Telefongespräch nach Deutschland. Wir haben die Apartments für diese drei Inseln über einen Hotelbroker im Internet gebucht. Bislang waren wir sehr zufrieden. Um 20:45 Uhr beginnt das erste Telefonat, um 21:45 Uhr haben wir uns dann schließlich mit der Dame im Call Center darauf geeinigt, dass der Hotelbroker uns auf seine Kosten in ein Hotel in Las Palmas de Gran Canaria einbucht ,und wir erst am nächsten Tag zu der gebuchten Apartmentanlage fahren. Diese war am heutigen Abend nicht mehr telefonisch erreichbar und liegt im Übrigen, wie sich dann auch noch heraus stellt, nicht im Norden sondern weit im Süden der Insel, genau da, wo wir nicht hin wollten. Der Hotelbroker hat auf seiner Internetseite schlicht und ergreifend eine falsche Adresse angegeben, aber merkwürdigerweise mit einem richtigen Lageplan zu der falschen Adresse. Zu diesem Zeitpunkt schlafen in Las Palmas de Gran Canaria schon dreiviertel der 400.000 Einwohner. Hätte es den netten Taxifahrer nicht gegeben, der sich ohne Bezahlung angeboten hat, uns zu dem Hotel zu führen, dann würden wir auf der Suche nach diesem Hotel wahrscheinlich immer noch durch Las Palmas irren, zu dem zu führen sich die Dame in unserem Navi verweigert hat. Sie war wohl auch schon recht müde an dem Abend. Dem Taxifahrer danke ich mit einem üppigen Obolos. Und wie der Zufall es will, gibt es an diesem Abend den letzten freien Parkplatz in ganz Las Palmas genau vor dem Hoteleingang, dem Concierge sei Dank. Fazit an diesem Abend: Es gibt verdammt viele nette und selbstlose Canariones auf dieser Insel. Also: Wer eine Reise tut, hat viel zu erzählen.
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Las Palmas liegt ganz im Norden von Gran Canaria, dort, wo sich das Land auf fünfhundert Meter verengt, um danach noch einen kleinen Wurmfortsatz ins Meer zu legen. Auf der östlichen Seite dieser Engstelle liegt der Hafen „Puerto de la Luz“, auf der westlichen Seite das Riff La Barra. Dort brechen sich die Wellen auf ihrem langen Weg vom Ozean und geben dem Wasser in der sichelförmigen Bucht genügend Ruhe, um einen herrlichen, drei Kilometer langen Badestrand zu umspülen. Goldgelb ist der Sand und flach führt der Strand weit hinaus ins Wasser. Ein Badespaß für kinderreiche Familien. Liegestühle und Sonnenschirme stehen Spalier für die vielen Wassernixen. Zwischen dem Badestrand und der Mischung von Hotels und alten Stadthäusern spannt sich eine breite Uferpromenade. Schon ab dem frühen Morgen bis zum schummrigen Spätabendlicht dient diese Promenade als Catwalk für die Schönen und Hübschen dieser Welt und wir zwischen drin. Der Strand Las Canteras alleine ist schon ein Besuch von Las Palmas wert.
Unser Tisch steht an der Panoramascheibe des Frühstücksraumes. Wir blicken hinaus auf den sonnenüberfluteten Strand und die Gruppe fleißiger Damen unterschiedlichen Alters, die dort Chi Gong Übungen machen. Die hübschen Herren der Schöpfung halten auf ihrem Weg inne, um sachkundig die übenden Damen zu begutachten. Über die Gedanken in ihrem Kopf mag ich nicht spekulieren. Später reihen wir uns ein in den Strom auf dem Catwalk, genehmigen uns in der Mittagshitze ein leckeres Eis und beobachten das muntere Treiben auf der Promenade. Gestern Abend war mir beim Spaziergang entlang der Promenade noch ein kleines altes Haus aufgefallen. Ich meinte, es habe eine Renovierung dringend nötig. Heute morgen stehen die Bauarbeiter schon vor dem Haus und erfüllen meinen Wunsch. Zwei Canariones singen und spielen kanarische Weisen auf der Promenade und bieten passend dazu ihre CD an.
Unser Tisch steht an der Panoramascheibe des Frühstücksraumes. Wir blicken hinaus auf den sonnenüberfluteten Strand und die Gruppe fleißiger Damen unterschiedlichen Alters, die dort Chi Gong Übungen machen. Die hübschen Herren der Schöpfung halten auf ihrem Weg inne, um sachkundig die übenden Damen zu begutachten. Über die Gedanken in ihrem Kopf mag ich nicht spekulieren. Später reihen wir uns ein in den Strom auf dem Catwalk, genehmigen uns in der Mittagshitze ein leckeres Eis und beobachten das muntere Treiben auf der Promenade. Gestern Abend war mir beim Spaziergang entlang der Promenade noch ein kleines altes Haus aufgefallen. Ich meinte, es habe eine Renovierung dringend nötig. Heute morgen stehen die Bauarbeiter schon vor dem Haus und erfüllen meinen Wunsch. Zwei Canariones singen und spielen kanarische Weisen auf der Promenade und bieten passend dazu ihre CD an.
Auf der Fähre haben wir eine marokkanische Familie kennen gelernt. Jetzt steht sie plötzlich wieder vor uns. Die junge Zaissa, der Renate bei ihrem ersten Schritt auf eine Rolltreppe geholfen hat, fällt ihr vor Freude um den Hals und ihr Vater freut sich zu hören, dass ich seine Heimatstadt Guelmin kenne. Ja, die Welt ist klein und Las Palmas im Besonderen. Dass wieder eine Aida im Hafen liegt ist offensichtlich. Auf den Fahrrädern verschiedener Ausflugsgruppen prangt der Name, und den Gästen, die auf eigene Faust die Stadt erkunden, baumelt das Erkennungsmerkmal in Form eines Ausweises zwecks geordneter Rückkehr zum Schiff um den Hals.
Nach dem ersten tiefen Atemholen auf der Fähre beim Anblick von Las Palmas wage ich nun, dieser Stadt das Attribut „mondän“ anheften. Genau dies ist meine Empfindung jetzt beim Schlendern durch die Stadt und entlang der Meeresseiten.
Nach dem ersten tiefen Atemholen auf der Fähre beim Anblick von Las Palmas wage ich nun, dieser Stadt das Attribut „mondän“ anheften. Genau dies ist meine Empfindung jetzt beim Schlendern durch die Stadt und entlang der Meeresseiten.

die Kathedrale am Plaza Santa Ana
Vegueta, die eigentliche Altstadt liegt einige Kilometer weiter südlich an einem Baranco. Groß ist der Kontrast zwischen der Neustadt und der Altstadt. Das Schlendern durch die Straßen von ist für mich wie das Eintauchen in die Historie. Viele Häuser sind im spanischen Kolonialstil erbaut, manche mit Art-Decor-Elementen verziert und viele mit einem schattigen Innenhof. An der Fassade klebt stets ein schmucker Balkon.
Kaum in Kind in Las Palmas, das nicht auf den Hund gekommen ist. Acht Bronzehunde bewachen den Eingang zum Plaza de Santa Ana. Das Bild des Kindes auf dem Hunderücken gehört hier in jedes Familienalbum. Es soll Glück bringen, auch wenn das Mädchen im Moment etwas weint und Angst vor dem großen Tier hat. Was sein muss, muss ein. Vielleicht sind es Abbildungen derjenigen Hunde, die Gran Canaria angeblich zu ihrem Namen verholfen haben. Der Ursprung des Namens wird zurück geführt auf das spanische Wort für Hund: canis. Möglicherweise waren es die Seehunde, die in großer Zahl die Küsten bevölkerten und den ersten Seeleuten auffielen. Ihr Fell war sehr begehrt für die Herstellung von Schuhleder, und bei Plinius findet sich wohl auch zum ersten Mal dieser Begriff im Zusammenhang mit dem Archipel. Eine andere Version führt den Namen übrigens auf einen Berberstamm gleichen Namens in Marokko zurück. Die Seehunde sind fast vollständig ausgerottet, nur auf den unbewohnten kleinen Inseln wie Lobos findet man sie ab und zu noch. Der Rücken eines der Hund ist geradezu blank gescheuert. Ein Vater setzt gerade seine Tochter auf den Hund.
Kaum in Kind in Las Palmas, das nicht auf den Hund gekommen ist. Acht Bronzehunde bewachen den Eingang zum Plaza de Santa Ana. Das Bild des Kindes auf dem Hunderücken gehört hier in jedes Familienalbum. Es soll Glück bringen, auch wenn das Mädchen im Moment etwas weint und Angst vor dem großen Tier hat. Was sein muss, muss ein. Vielleicht sind es Abbildungen derjenigen Hunde, die Gran Canaria angeblich zu ihrem Namen verholfen haben. Der Ursprung des Namens wird zurück geführt auf das spanische Wort für Hund: canis. Möglicherweise waren es die Seehunde, die in großer Zahl die Küsten bevölkerten und den ersten Seeleuten auffielen. Ihr Fell war sehr begehrt für die Herstellung von Schuhleder, und bei Plinius findet sich wohl auch zum ersten Mal dieser Begriff im Zusammenhang mit dem Archipel. Eine andere Version führt den Namen übrigens auf einen Berberstamm gleichen Namens in Marokko zurück. Die Seehunde sind fast vollständig ausgerottet, nur auf den unbewohnten kleinen Inseln wie Lobos findet man sie ab und zu noch. Der Rücken eines der Hund ist geradezu blank gescheuert. Ein Vater setzt gerade seine Tochter auf den Hund.
Die Reise im Fahrstuhl auf das Dach der Kathedrale ist für mich ein Muss. Die weiße Taubendame ist nicht gerade amüsiert, als ich ihren Mittagsschlaf störe, um ein Vordergrundmotiv für den Blick über den Plaza de Santa Ana auf die Dächer der Altstadt zu haben. Aber das muss sie jetzt aushalten, und ich gönne ihr dann auch den anschließenden Schlaf in der Mittagshitze. Wie aufgehäufte bunte Spielsteine, die ein Kind zurück gelassen hat, ziehen sich die kleinen Wohnhäuser über die Kuppen der Ausläufer des Barancos. Aber selbst wenn der einheitliche Baustil und die harmonische Farbgestaltung der Häuser, den ich in Lanzarote so schätze, hier völlig fehlt, wirkt das Stadtbild nicht chaotisch. Ich fühle die Geschichte der Stadt. Sie verbreitet die Atmosphäre eines Bindegliedes zwischen Alter Welt und Neuer Welt. Es ist weniger der Name Columbus, der hier auftaucht, als vielmehr der Baustil. So manche Ecke könnte als Kulisse für einen Kuba-Film dienen und die Fassade der Kathedrale ebenso gut in Mittelamerika stehen.
Eine sechsspurig Schnellstraße schlägt einen Bogen rund um die Insel von Las Palmas im Norden bis hinter Maspalomas im Süden. Diese breite Straße ist Ausdruck des Menschenstroms, der sich in der Hochsaison in das größte Touristenzentrum Spaniens ergießt. Die Engländer waren die ersten, die Anfang der 60er Jahre diese trockene, aber sand- und sonnenreiche Region für ihre Urlaubsträume entdeckt haben. Die Canariones haben den Strand dann auch prompt Playa del Ingles getauft. Mit Schwung umrundet unser Ford die Südspitze und führt uns fast zielsicher nach Puerto Rico, das diesmal nicht in Amerika liegt.

Sonnenschloss, ein Name, der zu Träumen einlädt.
Über die Kante des Barrancos wird die fahle Mondscheibe geschoben. Klangvolle Namen laden nach Puerto Rico ein: „Weißes Haus“, „Sonnenschloss“, „Glückshafen“, „Goldbucht“. Namen, die auf spanisch klangvoll zu Träumen von Sonnenurlaub einladen. Ein steiler Baranco kommt aus den Bergen und fließt ins Meer. Rechts und links des Barancos sind an den Hängen wie Edelsteine auf einem Diadem die Apartmentanlagen angeheftet. Über ihnen der nackte Fels, unter ihnen das schmale Tal mit der Straße. Alle Wege führen Tal abwärts. Dort angekommen werden die Gäste in ein mehrere Hundert Meter langes Einkaufs- und Vergnügungszentrum gespült. Ob Schuhe oder Lebensmittel, Ansichtskarten oder Schmuck, Kosmetik- oder Badeartikel, und Zigaretten und Alkoholika en Gros. Alles wird hier feilgeboten. Ich interessiere mich für ein Paar Sandalen. Als ich den Preis höre, fällt mir der Mundwinkel runter. Ein Blick auf die Namen der Geschäfte sagt alles. Wir sind mitten in Skandinavien. Selbst die Preise in den Läden sind schwedisch Passend dazu ein Geldwechselschalter, im Aushang die Wechselkurse aller skandinavischer Währungen. Nichts haben die Stadtplaner vergessen. Für Leib und Seele ist gesorgt. Neben dem großen Gymnastikstudio mit allen erdenklichen Marterinstrumenten zum Wohle des Leibes wirbt die evangelische Kirche mit skandinavischen Flaggen zum Wohle der Seele. International ist das Speiseangebot der Restaurants, kein Land der Welt scheint ausgelassen, um den skandinavischen Gästen Abwechslung zu Köttbullar zu bieten, die in auffallender Zahl in den Kühltheken der Supermärkte zu finden sind. Steaks oder Ähnliches suche ich dort vergeblich. In langen Reihen werden die Urlaubspärchen von dem Eingangsportal angesogen. Sie sind herausgeputzt für den Abend mit den neuen Schuhen, eben erst am Nachmittag genau dort erstanden, und dazu die Mittelmeerlaubsabendrobe, die den Kontrast zum frisch erarbeiteten Sonnenbrand besonders betont.
Ich bin in der Welt des Massentourismus gelandet: Abschalten vom Arbeitsstress, Licht und Sonne tanken, nicht in Konventionen gepresst sein, umsorgt werden in einer perfekten Welt, einfach nichts tun müssen, erholen.
Ich bin in der Welt des Massentourismus gelandet: Abschalten vom Arbeitsstress, Licht und Sonne tanken, nicht in Konventionen gepresst sein, umsorgt werden in einer perfekten Welt, einfach nichts tun müssen, erholen.
Es ist nicht die Melodie des kleinen Girlitz, bei uns gemeinhin als Kanarienvogel bekannt, die sich in der Dämmerung durch das offene Fenster ins Schlafzimmer schleicht, sondern das lustige Zwitschern der munteren Amsel, die mich in den Morgen ruft. Sie löst nach einer kurzen Phase der Stille das dumpfe Stampfen der Basstöne ab, die jede Nacht pünktlich um 23:00 Uhr in den Schlaf dringen. Die Disco liegt im Untergeschoss hinter dicken Betonmauern, die nur dämmen, aber nicht abschotten. Ich glaube kaum, dass diese Musik alle Gäste von Puerto Rico erfreut. Aber die gesamte Anlage der Retortenstadt, ähnlich dem Bau eines Amphitheaters, die tagsüber mit sonnigen Terrassen und lichtdurchfluteten Zimmern die Urlaubsgäste erfreut, trägt auch Nachts jeden Ton aus dem tiefen Tal bis ins entlegenste Bett. Auch das ist Teil dieser künstlich geschaffenen Urlaubswelt.
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einsam liegen die Bergdörfer abseits der touristischen Zentren
Heute wollen wir gemütlich im Westen von Gran Canaria die Küstenstraße entlang zockeln, in kleine Buchten schauen, vielleicht mal den Fuß ins Wasser stecken. Und so machen wir uns auf den Weg. Nach fünf Kilometern und einem letzten Tunnel endet die Schnellstraße, die Landstraße beginnt.
Ein Traum in Lila. Die Jacaranda steht in voller Blüte. Ich sitze und staune. Das kleine Flüsschen Mogan, sofern es Wasser führt, kommt aus den Bergen. Wir folgen seinem Lauf. Die Straße muss sich hier weit weg vom Meer begeben, um einen Weg durch das Küstengebirge zu finden. Büsche geben dem Steilhang einen grünen Flaum. Die Windmühle passt so gar nicht in dieses Tal, obwohl sie dort schon seit Jahrhunderten steht. Immer höher steigt die Straße, wild ist die Landschaft. Steil fallen die Berge zu Tal, türmen sich wieder auf, bilden schroffe Wände, formen Zinnen und Türme und zeigen dem Menschen, wie klein er doch ist. Schon von Weitem leuchten die Azulejos an einer fast senkrechten Wand. Darunter zieht sich, kaum erkennbar, der schmale Strich der Straße in leichter Schräge nach oben. Die Straße quält sich mit uns um jede Biegung des Berges, über jede Anhöhe, folgt dem Verlauf des Geländes weit in die Täler hinein, um eine Engstelle zu finden zur Überquerung des Barancos und danach wieder auf langem Weg das Tal zu verlassen. Aus einem Kilometer direktem Weg werden da leicht zwei, drei oder mehr Kilometer. Einsam ist es. Nur vereinzelt verstecken sich ein paar Häuser in einem Tal, kuscheln sich zu einer Siedlung zusammen. Diese einzige Straße hier im Westen der Insel ist wenig befahren. Bisweilen mahnt ein Schild, nur 40 km/h zu fahren. Die Mahnung ist für mich nicht erforderlich, aber Einheimische kennen die Strecke und überholen mich bisweilen tollkühn kurz vor einer Kurve.
Ein Traum in Lila. Die Jacaranda steht in voller Blüte. Ich sitze und staune. Das kleine Flüsschen Mogan, sofern es Wasser führt, kommt aus den Bergen. Wir folgen seinem Lauf. Die Straße muss sich hier weit weg vom Meer begeben, um einen Weg durch das Küstengebirge zu finden. Büsche geben dem Steilhang einen grünen Flaum. Die Windmühle passt so gar nicht in dieses Tal, obwohl sie dort schon seit Jahrhunderten steht. Immer höher steigt die Straße, wild ist die Landschaft. Steil fallen die Berge zu Tal, türmen sich wieder auf, bilden schroffe Wände, formen Zinnen und Türme und zeigen dem Menschen, wie klein er doch ist. Schon von Weitem leuchten die Azulejos an einer fast senkrechten Wand. Darunter zieht sich, kaum erkennbar, der schmale Strich der Straße in leichter Schräge nach oben. Die Straße quält sich mit uns um jede Biegung des Berges, über jede Anhöhe, folgt dem Verlauf des Geländes weit in die Täler hinein, um eine Engstelle zu finden zur Überquerung des Barancos und danach wieder auf langem Weg das Tal zu verlassen. Aus einem Kilometer direktem Weg werden da leicht zwei, drei oder mehr Kilometer. Einsam ist es. Nur vereinzelt verstecken sich ein paar Häuser in einem Tal, kuscheln sich zu einer Siedlung zusammen. Diese einzige Straße hier im Westen der Insel ist wenig befahren. Bisweilen mahnt ein Schild, nur 40 km/h zu fahren. Die Mahnung ist für mich nicht erforderlich, aber Einheimische kennen die Strecke und überholen mich bisweilen tollkühn kurz vor einer Kurve.
Weit im Tal, schon seit langem als bunter Farbklecks erkennbar, der hinter jeder Kurve auftaucht und dann wieder verschwindet, steht eine kleine Hütte. Eine Bäuerin bietet Obst und Erfrischung an..Kaum habe ich das Auto verlassen und stehe am Stand, da prangt vor meiner Nase schon eine Platte mit Orangenschnitten und Papayastücken. „Bitte schön“ sagt sie.und schaut mich mit einem gewinnenden Lächeln an. Ich probiere von der gut gekühlten Papaya, köstlich. Ein frischer Obstsaft ist genau das, was ich jetzt brauche. Während sie ihn zubereitet, gehe ich die wenigen Schritte bis zur Brücke. Sulfate, Mineralien und Erze haben eine Felswand in lila und türkis, in rote und gelbe Farben getaucht, die mich jetzt in der Mittagszeit mit zarten Pastelltönen begeistert. Es ist eine der sogenannten Azulejos. Eigentlich heißen so die farbig angemalten Kacheln an den Hauswänden, die ich im Süden Spaniens schon häufig gesehen haben. Hier sind es die bunten Gesteinsschichten, die an verschiedenen Stellen dem dunklen Granit einen Farbakzent geben. Ein Farbtraum in der Einöde. Ich lasse mir den Fruchtsaft aus Papaya, Orangen und Bananen schmecken.

Nein, kein Werk von Christo, sondern große Gewächshäuser für Tomaten
Ich habe nicht darauf geachtet, wie viele Kilometer wir nun schon gefahren sind. Immer wieder von Neuem steigt die Straße zu Pässen hoch und fällt wieder ins Tal zurück. Wie die Gräten eines frisch filetierten Fisches, deren Spitzen ins Meer reichen, liegen die Bergrücken, die vom hohen Gebirge kommen und durch tiefe Barancos getrennt sind, nebeneinander, und über jede dieser Gräten muss ich hinüber, bis ich endlich in ein breites, langgezogenes Tal blicke, an dessen Ende das blaue Meerwasser lockt. Nur noch ein paar spitze Serpentinen, bis das Tal erreicht ist. Es mutet aus der Ferne wie ein Kunstwerk von Christo an. Aus der Nähe betrachtet verliert es seine Kunst und wird schnöde. Jede Fläche, die halbwegs flach ist, ist auf Tausende von Quadratmetern mit weißen und beigen Plastik- und Gewebebahnen verhüllt. Gewächshäuser ohne Ende. Wir sind im San Nicolas de Trientino angekommen, dem Zentrum des Tomatenanbaus der Insel. Irgend woher müssen ja die Lebensmittel kommen, die 3 Millionen Touristen im Jahr verspeisen. Am kleinen Hafen sonnen sich ein paar junge Leute.
Die Landkarte des Autovermieters verspricht nun ein schnelle und halbwegs gerade Straße bis zur Nordwestspitze von Gran Canaria. Ich hätte besser eine andere Straßenkarte zu Rate gezogen. Was nun folgt ist die kühnste Straßenführung, die ich bislang kennen gelernt habe. Nachdem wir uns wieder den Berg hoch geschraubt haben, mit einem letzten Blick auf das „Christo-Tal“, öffnet sich an einem Aussichtspunkt ein fantastischer Ausblick auf die Westküste. Ein Kap ist hinter dem anderen gestaffelt. Sie verlieren sich in grauer werdenden Schattierungen. Mein Auge wandert über die glitzernde Fläche des Meeres, folgt dem weißen Band, das ein großes Schiff hinter sich her zieht und bleibt an einem langen Bergrücken am Horizont hängen. Es ist das Nordgebirge von Teneriffa. Als Passagier eines Flugzeuges im Landeanflug, hoch über den Wolken, könnte ich mich jetzt am Anblick des Teides erfreuen. Aber die Passatwolkendecke verwehrt mir hier unten leider die Sicht.
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atemberaubend ist die Fahrt entlang der Küste
Ein Meilenstein erzählt mir, dass es noch 23 Kilometer bis Agaete sind. Jetzt erst warnt ein Straßenschild vor Kurven. Was nun folgt, lässt mir im Dauertempo den Atem stocken. Senkrecht fallen die Felswände nach unten. Die Trasse der Straße ist an der Felswand nicht „wie“ angeklebt, sie ist angeklebt. Große Fangnetze hängen über der Straße. Die Felsbrocken, die sie schon aufgefangen haben und nun dort oben wie das bekannte Damoklesschwert hängen, möchte ich nicht auf meinem Kopf spüren. Kaum fünfzig Meter reicht die Sicht in der Innenkurve, bevor die Straße sich wieder um die nächste Felsnase winden muss. Spontan sage ich, dass die Tomaten von San Nicolas mit Sicherheit mit Schiffen abtransportiert werden, da schreckt mich ein tiefes Hupen auf, gefolgt von einem langen LKW. Eng drückt sich unser Ford Focus an die Felswand, um dem LKW den ihm gebührenden Raum zu geben.
Ab und zu ein weiteres Warnschild, eins, wie ich es auch noch nicht kenne. Zwischen einer dunklen Wolke und einem PKW fallen senkrecht Regentropfen, darunter der Text: „Weiterfahrt bei Regen verboten“ Angesichts der Brocken in den Fangnetzen sicher ein guter Rat. Selten regnet es hier, aber wenn es regnet, dann sammelt sich das Wasser in Senken und an natürlichen Steinbarrieren, bis der Wasserdruck sich den Weg frei macht und der Erdanziehung folgend auf dem Weg nach unten alles mit sich reißt, was nicht niet- und nagelfest ist, samt zentnerschwerer Steinbrocken. Dort, wo die Straße von Erdrutschen befreit wurde sehe ich noch die Schleifspuren. Grandios ist der Verlauf dieser Küstenstraße, aber nichts für schlechte Nerven. Dreieinhalb Stunden Fahrtzeit haben wir mittlerweile für 60 Kilometer gebraucht, das wenigste davon für Fotostopps.
Bei Agaete wird die Küstenregion wieder flach. Nun beginnt die Schnellstraße, die von hier bis Puerto Rico dreiviertel der Insel umrundet. Ein spitzer Kegel zieht meine Aufmerksamkeit auf sich. Hoch ragt er aus der Ebene heraus. Sein Fuß ist bunt gesprenkelt wie bei uns an Fasching ein Berliner mit bunten Zuckerstreuseln (wer nicht weiß, was ein Berliner ist, der kennt vielleicht den Begriff Kreppel). Es sind Häuser in allen möglichen Farbvariationen. Galdar heißt diese kleine Stadt und die bunten Häuser klimmen immer weiter den Berghang hoch. In diesem Städtchen ist eine besondere Sehenswürdigkeit beheimatet: die bemalte Höhle. Diese Höhle aus der Zeit der Altkanarier liegt mitten in der Stadt. Doch wir sind zu spät. Vor einer Viertelstunde hat sich das elektronische Kassensystem automatisch abgeschaltet. Es ist viertel vor sechs am Abend, die Besuchszeit ist beendet, schade. Der Platz vor der Kirche beginnt sich zu füllen. Lebhaft ist die Diskussion der alten Männer im Schatten der Bäume. Junge Mädchen am Brunnenrand schlecken an ihrem Eis. Die Asiatin in der Bar antwortet in akzentfreiem Deutsch, derweil ich mich radebrechend in Spanisch versuche, Albondigas zu bestellen. „Nein“ sagt sie, das seien Papas Arrugadas. Also bleibt es wieder bei meinem kanarischen Lieblingsgericht, auch wenn diese hier wie Albondigas aussehen.
Farbenfroh, das ist das Attribut, das mir nun spontan für diese Insel einfällt. Ist Fuerteventura grau und braun und Lanzarote schwarz und weiß, so ist Gran Canaria bunt und farbenfroh. Die Hausfassaden in allen möglichen Farbvariationen passen in diese Landschaft, hellen den Granit und den Basalt auf, setzen einen Kontrapunkt.
Mehr oder minder flach ist die Küstenregion zwischen der Nordwestspitze und dem Süden der Insel. Die Schnellstraße macht ihrem Namen alle Ehre. Obwohl wir noch dreiviertel der Strecke vor uns haben, ist sie in einer Stunde bewältigt. Im letzten Stück zwischen Maspalomas und Puerto Rico durchbricht sie in zahlreichen Tunnels das Steingebirge. Eigentlich hatten wir es nicht geplant, aber heute haben wir im wahrsten Sinne des Wortes eine Inselrundfahrt gemacht.
Apropos Inselrundfahrt. Auf der Fähre wurden wir mit einer deutschen Reisegruppe konfrontiert. Ein unfreundlicher Reiseleiter („Wir bringen Geld in dieses Land“) hat seine Gruppe vor den anderen Gästen durch die Ticketkontrolle geschleust, derweil 30 Einheimische im stickigen Wartesaal ausharren mussten. Später habe ich mit einigen aus der Gruppe gesprochen: 6 Inseln in 15 Tagen, auf jeder Insel eine eintägige Inselrundfahrt. Das erinnert mich an die berüchtigten Europarundreisen der Japaner und Amerikaner: schnell von Paris, nach Rüdesheim, nach Heidelberg, nach Wien, nach Rom. Anschließend erzählen sie zu Hause, sie würden Europa kennen. Solch eine Inselrundfahrt mag so manchen begeistern, mich schreckt es ab. Ich möchte die spezifischen Eigenarten der Inseln kennen lernen und mit den Menschen in Kontakt kommen. So wie ich auf Kreta mit ihnen über ihre Sorgen während der Eurokrise gesprochen habe, so möchte ich hier hören, was sie zur aktuellen Lage denken. Oft fällt der Name „Merkel“. Er hat immer einen Unterton.
Mehr oder minder flach ist die Küstenregion zwischen der Nordwestspitze und dem Süden der Insel. Die Schnellstraße macht ihrem Namen alle Ehre. Obwohl wir noch dreiviertel der Strecke vor uns haben, ist sie in einer Stunde bewältigt. Im letzten Stück zwischen Maspalomas und Puerto Rico durchbricht sie in zahlreichen Tunnels das Steingebirge. Eigentlich hatten wir es nicht geplant, aber heute haben wir im wahrsten Sinne des Wortes eine Inselrundfahrt gemacht.
Apropos Inselrundfahrt. Auf der Fähre wurden wir mit einer deutschen Reisegruppe konfrontiert. Ein unfreundlicher Reiseleiter („Wir bringen Geld in dieses Land“) hat seine Gruppe vor den anderen Gästen durch die Ticketkontrolle geschleust, derweil 30 Einheimische im stickigen Wartesaal ausharren mussten. Später habe ich mit einigen aus der Gruppe gesprochen: 6 Inseln in 15 Tagen, auf jeder Insel eine eintägige Inselrundfahrt. Das erinnert mich an die berüchtigten Europarundreisen der Japaner und Amerikaner: schnell von Paris, nach Rüdesheim, nach Heidelberg, nach Wien, nach Rom. Anschließend erzählen sie zu Hause, sie würden Europa kennen. Solch eine Inselrundfahrt mag so manchen begeistern, mich schreckt es ab. Ich möchte die spezifischen Eigenarten der Inseln kennen lernen und mit den Menschen in Kontakt kommen. So wie ich auf Kreta mit ihnen über ihre Sorgen während der Eurokrise gesprochen habe, so möchte ich hier hören, was sie zur aktuellen Lage denken. Oft fällt der Name „Merkel“. Er hat immer einen Unterton.

der Caldera Bandarma, 1000 Meter im Durchmesser
Als widerspenstig wird in einem Reiseführer der Bauer bezeichnet, der seinen Hof tief unten im Caldera de Bandama bewirtschaftet. Aber warum soll er sein angestammtes Land verlassen, um den Touristen einen ungetrübten Blick in den mächtigsten und vollständig erhaltenen Krater von Gran Canaria zu geben? Eintausend Meter Durchmesser und zweihundert Meter Tiefe misst er. Am tiefschwarzen Kraterrand zeichnen sich die Schichten ab, die sich bei der Eruption aufgetürmt haben. Neben dem Krater erstreckt sich in hellem Grün ein Golfplatz und dahinter das Villenviertel, das ich schon von der Suche nach unserer Apartmentanlage kenne. Der Weg zum Aussichtspunkt „Pico de Bandama“ ist ebenso atemberaubend, wie der Blick in den Krater. Die Straße führt in mehreren Spiralen immer steiler hoch bis zum höchsten Punkt des Kegels. Dort ist der Mirador, der Aussichtspunkt, in 569 Meter Höhe. Ein Künstler breitet gerade auf einem kleinen Tisch in Erwartung hoffentlich vieler Touristen seine Schmuckproduktion aus. Grandios ist der heute ungetrübte Blick auf Las Palmas mit der Nordspitze der Insel, auf die Sommerfrische Santa Brigida, und auf die Ebene, die sich im Ostteil der Insel bis nach Süden zieht. Selbst die hässlichen Wohnsilos von Valle Jinamar stören diesen Anblick nicht. Weit im Süden, dort wo gerade ein Flugzeug im Landeanflug auf den Flughafen heran schwebt, erkenne ich die spitze Kuppe des Berges bei dem kleinen Flecken Cuatro Puertas.
Kahl ist die Kuppe des Montana Bermeja bei Cuatro Puertas. Die zahllosen Wolfsmilchgewächse spenden mit ihrem niedrigen Wuchs und dem ebenso kahlen Geäst keinen Schatten. Eine Taube gurrt und fliegt davon. Vielleicht brütet sie gerade und ich habe sie aus ihrem Nistplatz auf geschreckt. Er liegt zu hoch, ich kann keinen Einblick nehmen. Es ist einsam hier.

Cuatro Puertas ist eine der archäologischen Ausgrabungsstätten
„Hier, trinke etwas Wasser. Das tut bei der Hitze gut.“ Ich sitze im Schatten einer großen Höhle und blicke weit ins Land. Es ist ein besonderer Ort, mit weitem Blick über das Land. Nicht dass ich mich den Steilhang zu meinen Füßen hoch gehangelt hätte. Der Weg über die Rückseite des Berges ist angenehm, auch wenn er durch baumloses und steiniges Gelände führt. Aber die Mittagshitze wirkt und ich bin froh für den Tonbecher, den er mir reicht. Ich wähnte mich alleine, aber nun füllen sich die Wände um mich herum mit Leben. Der alte Mann, der mir den Becher gereicht hat und noch stumm fragend neben mir steht, ist in Leder gekleidet. Lang fällt sein Haar über seine Schulter. Die Frauen im Hintergrund halten ehrfürchtigen Abstand. Dunkel ist seine Haut, so wie die Haut der Berber in Marokko. „Manfred“, antworte ich seinem Blick und deute auf meine Brust. Er deutet auf sich „Tanausú“. Die zahlreichen Frauen, die ich jetzt im Dunkel der Höhle erkenne, halten immer noch einen respektvollen Abstand zu uns. Ja, er scheint von höherem Rang zu sein. Zwei Frauen sitzen am Boden und zermahlen in groben Steinwannen mit großen Mörsern Körner zu Mehl, eine weitere formt aus feuchtem Ton Becher, solche, wie ich einen in der Hand trage. „Tsairá, gehe nicht zu nahe an den Felsen“ ruft sie. Die angesprochene Kleine folgt ihrem Ruf und kommt von der gefährlichen Klippe zurück. Lang sind die Haare der Frauen, und breit geflochten wie Matten. Sie werden von verzierten Spangen aus Knochen zusammen gehalten. Eine kleinen Gruppe sitzt zusammen und singt: „Aicá maragá, aitiú aguahae. Mauicá guere, demacihani. Neiga haruuiti alemalai.“ Ich höre die Laute, aber verstehe den Sinn nicht. Mir fällt auf, dass außer dem alten Mann nur Frauen und Kinder zu sehen sind. Ich schaue ihn fragend an. „Seid herzlich willkommen; diese Fremden haben unsere Mutter getötet. Aber da wir schon einmal zusammen sind, Bruder, will ich bei dir bleiben, denn wir sind verloren.“ so übersetzt er die Worte des Liedes und er fährt fort: „Früher waren wir hier eine große Familie. Dann kamen die Fremden. Ihnen genügte es nicht, Häuser zu bauen und in unserer Nähe zu leben. Sie haben unsere Opferstätten zerstört, sie haben die Bäume geschlagen, um große Boote zu bauen, sie haben die Seehunde getötet. Vor einigen Mondläufen haben unsere Söhne sich gegen die Fremden gewehrt haben. Doch unsere Speere waren machtlos gegen die Metallhaut der Fremden und ihre feuerspeienden Speere. Wir sind die letzten unseres Stammes.“ Traurig blickt er in die Ferne.
Langsam verwischen sich die Bilder um mich herum. Der Fels wird wieder hart. Nur die beiden Tauben, die immer wieder im Tiefflug auf mich zu kommen, kurz vor mir ab drehen, um dann auf ihrem Nistplatz zu landen, sind lebendig. Ich bin nachdenklich. Die Stille um mich herum wird unterbrochen von dem wütenden Gebell eines Hundes und dem Brummen des Turboprop-Jets, der auf dem nahegelegenen Flughafen landet. Ich bin wieder zurück in meiner Zeit. „Cuatro Puertas“ ist eine der vielen Ausgrabungsstätten, wo man heute noch Spuren der Altkanarier findet, benannt nach der großen künstlich geschaffenen Höhle mit den vier Türen nach Norden hin. Ich denke an den Besuch im kanarischen Museum in Las Palmas. Dort wird vieles zu Leben und Kultur der Altkanarier gezeigt und erläutert. Doch vieles ist noch im Dunkel der Geschichte. Es gibt keine schriftlichen Überlieferungen. Es war kein homogenes Volk, das die Eroberer vor fanden. Diejenigen, die auf Teneriffa und den westlichen Inseln lebten und Guanchen genannt werden, waren hellhäutig und anderen Ursprungs als diejenigen auf den östlichen Inseln. Dennoch hat sich der Begriff „Guanchen“ für alle „Altkanarier“ eingebürgert. Sie hatten nach und nach das Seehandwerk verlernt, waren reine Landbewohner, die nie über die Phase der Jungsteinzeit hinaus gekommen sind. Faustkeile und einfache Töpferkunst haben sich erhalten. Auf allen kanarischen Inseln finden sich auffallend viele Ortsnamen, die mit einem „T“ beginnen. Dies sind die letzten noch erhaltenen Überreste der Kultur und Sprache der Altkanarier. Mit der Eroberung der Inseln durch die Spanier im 15. Jahrhundert wurden die Kultstätten und Lebensformen der Altkanarier zerstört und ausgelöscht. Sie wurden christianisiert und assimiliert. Der Rest ist aufs brutalste von den spanischen Konquistatoren ausgerottet worden. Auf Gran Canaria sind in den letzten Jahrzehnten insbesondere im Norden viele Ausgrabungen vorgenommen worden, die die Zeit vor dem 15. Jahrhundert und vor den Spaniern etwas aufhellen. Für mich eine spannende Seite von Gran Canaria. Ich verweile noch einen Moment an diesem Ort, bedaure, dass wir uns nicht die Mühe gemacht haben, die Picknicktasche mit hoch zu nehmen. Es ist kühl im Schatten der Höhle, ein Platz zum Träumen.
Auf dem Rückweg lese ich nochmals den Hinweis an die Besucher dieser Anlage: „Zum Schutz der archäologischen Reste halten Sie sich bitte an die Wegmarkierungen.“ Sicher ein guter Ratschlag, insbesondere dann, wenn es auch Wegmarkierungen gibt. Aber die Geschichte der Altkanarier ist nicht im Fokus der Masse der Touristen und so fristet diese Anlage wie viele andere auch auf dieser Insel ein Schattendasein, leider. |
Auf der Rückfahrt nach Puerto Rico beginnt unser Mietwagen zu schwächeln. Er ist schon sehr betagt und lange Strecken nicht mehr gewohnt. Bei 80 km/h auf der Autobahn ruckelt er plötzlich, zittert, als habe er Schüttelfrost und mag keine höhere Geschwindigkeit mehr. Kurz entschlossen fahren wir die Zentrale der Mietwagenfirma an, die sich zum Glück in der Nähe befindet. Eine kurze Schilderung des Problems, und schon verlassen wir mit einem fast nagelneuen, knallroten Renault Clio das Firmengelände. Der Angestellte kennt seine Pappenheimer und weiß, dass sein Ford einfach nur bockte, um eine Ruhepause zu bekommen. Schließlich war es früher mit den Eseln, mit denen man über die Insel zog, auch nicht anders.
Was wäre Gran Canaria ohne einen Besuch in Maspalomas? Ich bin schon einiges aus Mallorca, Teneriffa und anderen großen Urlaubsregionen gewohnt. Aber Maspalomas stellt alles andere in den Schatten. Wo vor 50 Jahren nur ein paar Fischerhütten standen und Möwen einsam ihre Runde drehten, erstreckt sich jetzt eine Großstadt. Auch in einer Urlaubsstadt gibt es Klassenunterschiede. Die besten Hotels haben Strandlage, dahinter staffeln sich die niedrigeren Sterne in Abwärtsbewegung. Jenseits der Autobahn wohnen die Hotelangestellten.
Was wäre Gran Canaria ohne einen Besuch in Maspalomas? Ich bin schon einiges aus Mallorca, Teneriffa und anderen großen Urlaubsregionen gewohnt. Aber Maspalomas stellt alles andere in den Schatten. Wo vor 50 Jahren nur ein paar Fischerhütten standen und Möwen einsam ihre Runde drehten, erstreckt sich jetzt eine Großstadt. Auch in einer Urlaubsstadt gibt es Klassenunterschiede. Die besten Hotels haben Strandlage, dahinter staffeln sich die niedrigeren Sterne in Abwärtsbewegung. Jenseits der Autobahn wohnen die Hotelangestellten.

in den Dünen von Maspalomas
Der feine Sand knirscht zwischen den Zähnen. Staubfahnen wirbeln über die Sanddünen, halten den Sand in Bewegung, lassen die Dünen wachsen und täglich ihre Gestalt ändern. Dünen so weit das Auge reicht. Diesen Anblick möchte ich nicht missen. Über 10 qkm misst diese Sandlandschaft, aus der in der Ferne die schlanke Röhre des Leuchtturms von Maspalomas wie ein Spargel heraus wächst. Der feine Sand rieselt zwischen meinen Fingern hindurch. Grau ist er und mit weißen Körnchen durchsetzt. Es ist beste Qualität, aus Muschelkalk, vom Meerwasser in den Tiefen des Ozeans in Jahrtausenden gemahlen, an den Strand gespült und vom Wind zu haushohen Dünen aufgehäuft. Ich fülle etwas Sand in eine Plastiktüte. Er kommt zu meiner Sammlung. Je nach Tageszeit und Lichteinfall ändert sich das Farbenspiel des Sandes von feinem Weiß über mattes Grau bis hin zu warmen Brauntönen. Noch ist keine Hochsaison. Zwischen den Dünen sehe ich in der Ferne den Strand. Er erstreckt sich so weit das Auge reicht. Viel Platz für die mehr als zwei Komma fünf Millionen Urlaubsgäste, die pro Jahr hier her kommen..
Von unserer Mietwagenfirma werden wir sicher zum Tester erkoren. Wir finden jeden technischen Mangel am Wagen, sei er noch so klein. Diesmal ist es die Tankklappe. Sie lässt sich nicht öffnen. Ich durchsuche das Wageninnere nach dem kleinen Hebel, der die Klappe aufspringen lässt. Wieder ist guter Rat gefordert. Die Angestellte an der Tankstelle ebenso wie ein freundlicher Canarione müssen mich für einen absoluten technischen Laien halten. Wäre ich eine Frau, so zeigte man mit leicht ironischem Lächeln ein gewisses Verständnis. Aber ich als Mann sollte es doch wissen. Aber auch ihre angebotene Hilfe klemmt. Der Canarione telefoniert mit der Mietwagenfirma. Sie schicken einen Mechaniker, sagt er. In der Zwischenzeit trinken wir einen Kaffee in der Bar. Im roten T-Shirt kommt schließlich der Mechaniker. Ein kurzer Blick auf den Tankdeckel, ein Ziehen und Ruckeln am Blech, dann bedeutet er uns, ihm zu folgen. 10 Minuten später haben wir wieder ein neues Gefährt, das dritte in vier Tagen. Die halbe Tankfüllung, die wir leer fahren dürfen, haben wir uns verdient.

Puerto de Mogan - das Klein-Venedig von Gran Canaria
Berühmte Orte müssen oft als Vergleich her halten. Venedig's gibt es rund um den Erdball. Der kleine Ort Puerto de Mogan schmückt sich auch damit. Nicht dass er schon immer so hübsch gewesen wäre. Aber als die Ansiedlung kleiner Fischerkaten für den Tourismus ausgebaut werden sollte, hat man sich entschlossen, ein kleines Venedig zu bauen. Die Inselregierung verfügte, dass nur zweistöckig gebaut werden darf. Hat man da etwa aus der Erfahrung gelernt? Wollte man ein zweites Puerto Rico vermeiden? Kanäle durchziehen den Ort. Brücken im Rialto-Stil überspannen sie. Eine weit ausladende Mole schützt den Hafen vor den aggressiven Wellen, die aus dem Norden heran rollen. Schicke Yachten wiegen sich im Geviert des Hafenzentrums, das von Restaurants eingesäumt ist, Große Fischerboote liegen jenseits an der Mole.

er zeigte viel Geduld
Wir schlendern die Mole entlang, lassen Klein-Venedig links in der Spätnachmittagsonne liegen. Fischer säubern ihre Boote, treffen Vorbereitungen für die nächtliche Ausfahrt. Sehnsüchtig schaut ein Kater dem großen Fischkopf hinterher, der aus der kleinen Fischhalle direkt ins Hafenbecken fliegt. Im Wasser leben genügend hungrige Mägen, die sich sofort über das leckere Geschenk her machen. Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne umschmeicheln die weißen Gebäude. Wir lassen uns im Fischrestaurant am Ende der Mole nieder.
Weiß strahlt aus der steilen Wand des braunen Felshangs heraus die Mauer, die den Zugang zu einer Höhle der Altkanarier verwehrt. Die vierzehnstöckige Hotelanlage am Hang des Nachbartales mit unverbaubarem Blick auf den Hafen von Puerto de Mogan, die am hellen Tages etwas deplatziert wirkt, wandelt sich im schwächer werdenden Licht des Abends in einen Teppich aus kleinen funkelnden Sternchen. Rosa Schäfchen wandern über den Himmel. Unser letzter Abend auf Gran Canaria. Ein Ausklang mit Romantik.
Weiß strahlt aus der steilen Wand des braunen Felshangs heraus die Mauer, die den Zugang zu einer Höhle der Altkanarier verwehrt. Die vierzehnstöckige Hotelanlage am Hang des Nachbartales mit unverbaubarem Blick auf den Hafen von Puerto de Mogan, die am hellen Tages etwas deplatziert wirkt, wandelt sich im schwächer werdenden Licht des Abends in einen Teppich aus kleinen funkelnden Sternchen. Rosa Schäfchen wandern über den Himmel. Unser letzter Abend auf Gran Canaria. Ein Ausklang mit Romantik.
Bei meinen Reisen versuche ich immer, einen persönlichen Bezug zu der Region zu bekommen. Ich versuche ihre Eigenarten auf zu spüren und das, was sie im Großen wie im Kleinen von anderen Regionen unterscheidet, und seien diese noch so ähnlich. Bei Gran Canaria habe ich zum ersten Mal erlebt, dass ich diesen Bezug nicht gefunden habe, noch nicht. Vielleicht liegt es an dem extremen Kontrast zwischen der Kunstwelt des Massentourismus und der einsamen schroffen Bergwelt. Irgendwann werde ich es sicher heraus finden. Vielleicht brauche ich einen zweiten Anlauf.