"Lieber erinnern als bereuen.
Also geht auf Reisen."
- im Land der Araber und der Berber
November 2011
jenseits der Strasse von Gibraltar liegt Marokko
"Lieber erinnern als bereuen. Also geht auf Reisen." - das ist ein altes Berbersprichwort. So gesehen bin ich ja eigentlich ein Berber, und so ist es auch nur konsequent, dass meine Reise mich diesmal ins Land der Berber führt.
Der Reisebeginn am frühen Morgen hat schon etwas für sich. Die Glieder sind noch nicht so richtig aufgewacht, die Hirnwindungen werden gerade erst aufgewärmt, es herrscht genau die Ruhe und Stille in mir, wie sie auch den jungen Tag kennzeichnet, bevor die Hektik des Alltags beginnt. Diese Stimmung konserviere ich für mich und hilft mir für den Rest des Tages, all die kleinen Unbill, die solch eine Reise mit sich bringt, an mir abprallen zu lassen.
Meine erste Sehnsucht nach Marokko erwachte, als ich im April 2009 oberhalb des spanischen Tarifa stand und über die Meerenge von Gibraltar auf die marokkanische Küste mit dem blauen Band des Rif-Gebirges blickte. Zum Greifen nah lag es dort und doch noch fern.
Ein unüberschaubares Häusermeer erstreckt sich unter dem Bauch des Fliegers, der gerade zur Landung ansetzt. Automassen quirlen über die langgezogenen Strassen wie Ameisen auf ihren Futterwegen. Weiß sind die Mauern der Häuser, weiß bis zum blauen Band des Meeres am Horizont, Casablanca, das weiße Haus – soweit meine Fantasie, als der Pilot den Landesanflug über dem weißen Wolkenmeer ankündigt. Doch die weißen Wolken, in die der Flieger alsbald eintaucht, wollen nicht enden und vermitteln eher die humphreybogartsche Abschiedsszene mit Nebelstimmung, die durch den Blick auf das nüchterne Flughafengebäude schließlich jäh gebrochen wird.
Gleich beim Betreten des Gebäudes erhalten wir die erste Lehrstunde in orientalische Gelassenheit. Der Hoheitsträger mit achtungseinflössender Uniform und meinem Pass in seiner Hand scheint jeden Buchstaben auf seine Echtheit zu prüfen, derweil die Schlangen vor dieser und den 14 weiteren Glaskabinen immer länger werden und aufmerksam dem stimmgewaltigen Disput zweier einheimischer Damen über die Einhaltung der Reihenfolge innerhalb der Schlange lauschen. Erst der Körpereinsatz des Ehemanns der lauteren der beiden setzt diesem Disput ein Ende, hat er doch gerade die Erlaubnis seines Hoheitsträgers erhalten, den Weg durch das Gebäude fortzusetzen. Mittlerweile hat auch mein Hoheitsträger mit seiner achtungseinflössenden Uniform das Studium der Buchstaben beendet, dem Pass den Einreisestempel verpasst und mir einen schönen Aufenthalt gewünscht. Casablanca, hier bin ich.
Der Reisebeginn am frühen Morgen hat schon etwas für sich. Die Glieder sind noch nicht so richtig aufgewacht, die Hirnwindungen werden gerade erst aufgewärmt, es herrscht genau die Ruhe und Stille in mir, wie sie auch den jungen Tag kennzeichnet, bevor die Hektik des Alltags beginnt. Diese Stimmung konserviere ich für mich und hilft mir für den Rest des Tages, all die kleinen Unbill, die solch eine Reise mit sich bringt, an mir abprallen zu lassen.
Meine erste Sehnsucht nach Marokko erwachte, als ich im April 2009 oberhalb des spanischen Tarifa stand und über die Meerenge von Gibraltar auf die marokkanische Küste mit dem blauen Band des Rif-Gebirges blickte. Zum Greifen nah lag es dort und doch noch fern.
Ein unüberschaubares Häusermeer erstreckt sich unter dem Bauch des Fliegers, der gerade zur Landung ansetzt. Automassen quirlen über die langgezogenen Strassen wie Ameisen auf ihren Futterwegen. Weiß sind die Mauern der Häuser, weiß bis zum blauen Band des Meeres am Horizont, Casablanca, das weiße Haus – soweit meine Fantasie, als der Pilot den Landesanflug über dem weißen Wolkenmeer ankündigt. Doch die weißen Wolken, in die der Flieger alsbald eintaucht, wollen nicht enden und vermitteln eher die humphreybogartsche Abschiedsszene mit Nebelstimmung, die durch den Blick auf das nüchterne Flughafengebäude schließlich jäh gebrochen wird.
Gleich beim Betreten des Gebäudes erhalten wir die erste Lehrstunde in orientalische Gelassenheit. Der Hoheitsträger mit achtungseinflössender Uniform und meinem Pass in seiner Hand scheint jeden Buchstaben auf seine Echtheit zu prüfen, derweil die Schlangen vor dieser und den 14 weiteren Glaskabinen immer länger werden und aufmerksam dem stimmgewaltigen Disput zweier einheimischer Damen über die Einhaltung der Reihenfolge innerhalb der Schlange lauschen. Erst der Körpereinsatz des Ehemanns der lauteren der beiden setzt diesem Disput ein Ende, hat er doch gerade die Erlaubnis seines Hoheitsträgers erhalten, den Weg durch das Gebäude fortzusetzen. Mittlerweile hat auch mein Hoheitsträger mit seiner achtungseinflössenden Uniform das Studium der Buchstaben beendet, dem Pass den Einreisestempel verpasst und mir einen schönen Aufenthalt gewünscht. Casablanca, hier bin ich.
Am Montag ist Hammelfest und so streben alle Hammel aus der weiteren Umgebung in die 5-Millionen-Metropole. Sie stehen auf Lastwagenpritschen, haben es sich auf den Rücksitzen von PKWs bequem gemacht oder klemmen ihr pralles Hinterteil an die Rückscheiben von Kombis.
Abdul, unser Reiseleiter führt uns derweil in einige landestypische Besonderheiten ein. Es ist Samstagabend und wegen des bevorstehenden Feiertages wenig Verkehr auf den Strassen. Dennoch vermittelt das Wenig an Verkehr schon eine Vorstellung, wie es an einem ganz normalen Werktag hier aussehen mag. Beruhigend ist, dass zumindest das Rechtsfahrgebot eingehalten wird, weitgehend. Ansonsten gelten natürlich nur die üblichen südländischen Verkehrsregeln: das Grün der Verkehrsampel gibt dem Fahrer das Recht, energischer über den von rechts oder links kommenden Hineindrängelnden zu schimpfen als umgekehrt; und ansonsten gilt, dass jeder sich so bewegt, wie er will, irgendwie klappt es schon. Und weil es irgendwie schon klappt, laufen auch die Fussgänger so über |
die Strasse, wie es ihnen passt, irgendwie klappt das schon. Denn die Hauptregel lautet: Frechheit siegt. Und so drängeln die Rechtsabbieger Zentimeter um Zentimeter in die Fahrspur der Entgegenkommenden, was bei sechsspurigen Strassen oft den Effekt eines Kreisverkehrs erzeugt, denn letztere müssen immer weiter nach rechts ausweichen, die eigentlich freie Durchfahrt über die Kreuzung mutiert zu einem Flaschenhals, und irgendwie klappt das schon. Der Mittelstreifen gehört, wie der Name schon sagt, mittig zwischen die Vorderräder. Die Hupe wird in der Regel dann eingesetzt, wenn der erste vor der roten Ampel nicht schon 5 Sekunden vor der gefühlten Grünphase losfährt, immerhin sichert dieser Zeitvorsprung in der Regel die freie Fahrt über die Kreuzung, bevor der Flaschenhals sich zu schliessen beginnt. Für diejenigen, die diese Zeitspanne nicht fühlen können, werden an manchen Ampeln die Sekunden bis zum Farbenwechsel sogar optisch angezeigt. So langsam lerne ich die ungeschriebenen Regeln der marokkanischen Verkehrsordnung kennen und freue mich schon auf meine erste eigene Fahrt, wann auch immer sie sein wird. Schliesslich kenne ich ja jetzt die Regeln.
Als Küstenstadt und nicht all zu fern von der europäischen Küste hat Casablanca viele Besitzer kommen und gehen sehen, die Berghouten, die Almohaden, die Portugiesen, die Spanier, die Franzosen, die Marokkaner und nicht zu vergessen die Piraten, die hier Jahrhunderte ihren Stützpunkt hatten. Und all zu oft endete die Herrschaft blutig, sei es durch Krieg, sei es durch das verheerende Erdbeben von 1755. Doch die Menschen haben immer wieder die Stadt aufgebaut, so wie Ameisen ihren Haufen immer wieder aufschichten und die Wunden schließen. Humphrey Bogart würde die Stadt nicht wiedererkennen. Heute ist Casablanca eine moderne Stadt, die pulsierende Wirtschaftsmetropole Marokkos. Gerade hat man begonnen, eine Strassenbahn zu bauen, um das tägliche Chaos der Menschenmassen zu bewältigen.
in der neuen Medina von Casablanca
Dicke Tropfen klatschen auf den Paradeplatz, als wir vor dem Königspalast stehen. Aber es sind nur die Nachzügler des Starkregens, der die letzten Tage über die Küste weggezogen ist und allenthalben große Wasserlachen hinterlassen hat. Ein imposantes Tor vermittelt einen kleinen Eindruck des Luxus und der orientalischen Atmosphäre, die dahinter herrschen mag.
Die dicken Tropfen hindern uns nicht daran, durch ein altes Tor die Medina zu betreten und in den Flair von Tausendundeine Nacht einzutauchen. Es ist die vor 100 Jahren gebaute neue Medina. Händler sitzen in den kleinen engen Läden und harren geduldig der Kunden, die einen neuen Kaftan, bunt bestickte Hausschuhe oder eine große Lampe suchen. Schmal sind die Gassen rund um den kleinen Platz, über den sich gerade ein malerischer Regenbogen spannt. Plötzlich sind wir doch in der alten Welt von Humphrey Bogart und Ingrid Bergman. Auch die alte Medina gibt es noch, aber dort geben sich nur noch die Waren aus Fernost ein Stelldichein, wie Abdul, unser Reiseführer kund tut. Ach ja, die Medina, das ist das, was bei uns die Einkaufszentren sind, nur etwas älter, ursprünglicher, enger und nicht von Handels-konzernen beherrscht. Und auch MacDonald muss schön ausserhalb der Mauern bleiben, die die Medina umgeben – ich frag mich nur, wie lange noch.
Die dicken Tropfen hindern uns nicht daran, durch ein altes Tor die Medina zu betreten und in den Flair von Tausendundeine Nacht einzutauchen. Es ist die vor 100 Jahren gebaute neue Medina. Händler sitzen in den kleinen engen Läden und harren geduldig der Kunden, die einen neuen Kaftan, bunt bestickte Hausschuhe oder eine große Lampe suchen. Schmal sind die Gassen rund um den kleinen Platz, über den sich gerade ein malerischer Regenbogen spannt. Plötzlich sind wir doch in der alten Welt von Humphrey Bogart und Ingrid Bergman. Auch die alte Medina gibt es noch, aber dort geben sich nur noch die Waren aus Fernost ein Stelldichein, wie Abdul, unser Reiseführer kund tut. Ach ja, die Medina, das ist das, was bei uns die Einkaufszentren sind, nur etwas älter, ursprünglicher, enger und nicht von Handels-konzernen beherrscht. Und auch MacDonald muss schön ausserhalb der Mauern bleiben, die die Medina umgeben – ich frag mich nur, wie lange noch.
Die Dunkelheit senkt sich langsam über die Stadt, als wir zum Abschluss unserer einführenden Stadtrundfahrt ans Meer kommen. Lang spannt sich der Bogen der Bucht mit der abendlichen Lichterkette der Stadt nach Süden, doch noch imposanter ist die Große Moschee Hasssan II, die den Abschluss nach Norden bildet. Über 200 Meter ist das Minarett hoch, da kommt selbst der Petersdom in Rom nicht mit. 25.000 Menschen fasst das 1993 eingeweihte Gebäude, das auf einem Felsvorsprung zwischen Corniche und Hafen ins Meer ragt.
Es ist die zweitgrösste Moschee auf der ganzen Welt. Eine Sure im Koran lautet: Gottes Thron steht auf dem Wasser. Zur Umsetzung dieser Sure ist die Moschee auf einer Betonplatte über das Meer gebaut, Stahlbetonpfeiler reichen 60 Meter tief in den Meeresgrund und geben ihr die nötige Stabilität. Nun, in der Dunkelheit, wirkt das Gebäude noch gewaltiger in dem cremefarbenen Licht, das die zahlreichen Scheinwerfer auf seine Mauern werfen. Doch auch die Christen in Casablanca brauchen sich mit ihrer weißgekleideten Kathedrale Sacre Coeur nicht zu verstecken. Es sind die Glanzlichter in einem ansonsten amorphen Häusermeer, das an viele Millionenstädte rund um den Globus erinnert.
Sonntagmorgen am Strand von Casablanca
Eines der vielen Lichter entlang der Küstenlinie ist unser kleines Hotel, in dem ich mit Blick auf die weissaufschäumenden Wellen der Brandung den Tag beschliesse. Rick's Cafe gibt es inzwischen auch in Casablanca, aber nur für Touristen, die in Nostalgie schwelgen wollen und die Idee einer geschäftstüchtigen Amerikanerin mit prallen Geldbeutel honorieren wollen. Kein Abendziel für mich.
Der nächste Morgen beginnt mit großen weißen Wolkenpaketen über den unablässig heranrollenden Wellen, deren Kronen von der
Morgensonne verwöhnt werden. Zum Frühstücks-fernsehen gibt es eine Auswahl an ewig lächelnden Bollywoodsängern alternativ zu aufreizenden Bauchtänzerinnen und eine erfrischende Dusche für mich.
Marokkaner sind hochsportliche Menschen, Männlein wie Weiblein. Erst dachte ich ja, dass es Marokkaner am Sonntag Morgen besonders eilig haben, bis ich dann realisierte, dass die Strandpromenade und die Strasse daneben die Laufmeile der Jogger sind, die zahlreich ihrem imaginären Ziel zu streben. Vielleicht kommen ja demnächst die neuen Stars der Langstrecke aus Marokko, ich gönne es ihnen bei ihrem Einsatz heute morgen.
Vollgepackt mit unseren Koffern steuert unser Busfahrer Ibrahim unser erstes Ziel an, die Hasan II-Moschee. Ich muss Ibrahim loben, denn bislang hat er uns sicher durch den Verkehr geführt und man spürt ihm an, dass er mit Rücksicht auf uns sehr zurückhaltend in der Anwendung der landesinternen Verkehrsregeln ist, auch wenn er uns sicher die perfekte Beherrschung beweisen möchte.
Im Eintrittspreis für die Moschee ist eine Plastiktüte enthalten. Im Gegensatz zu kleineren Moscheen lässt man seine Schuhe nicht vor dem Eingang auf langen Regalen stehen, sondern nimmt sie wohlgeschützt in der Plastiktüte mit, was den Eindruck erweckt, als kämen die Besuchergruppen aus einem Einkaufszentrum geradewegs in den Gebetsraum. 200 Meter lang, 100 Meter breit, und mit geschickt versteckten Dehnungsfugen zum Schutz vor möglichen Erdbeben lässt die Gebetshalle die Besuchergruppen wie kleine Ameisenschwärme im Buchenwald erscheinen. Wenn die 25.000 Gläubigen den Gebetsraum verlassen haben, lässt sich das Dach zur schnellen Lüftung hydraulisch öffnen, so wie auch sonst sehr viel Hightech in der Halle versteckt eingebaut ist. Selbst die Lautsprecher sehen wie integrierte Schmuckelemente der gewaltigen Säulen aus, nicht als solche erkennbar. Und dass der Vorbeter mit einem Fahrstuhl auf die Spitze des Minaretts gebracht wird ist ja wohl selbstverständlich. Die Bauzeit des Kölner Doms dauerte 300 Jahre und ist bekanntlich immer noch nicht abgeschlossen, die Bauzeit der Hassan II Moschee dauerte 13 Jahre und ist vollendet.
Der nächste Morgen beginnt mit großen weißen Wolkenpaketen über den unablässig heranrollenden Wellen, deren Kronen von der
Morgensonne verwöhnt werden. Zum Frühstücks-fernsehen gibt es eine Auswahl an ewig lächelnden Bollywoodsängern alternativ zu aufreizenden Bauchtänzerinnen und eine erfrischende Dusche für mich.
Marokkaner sind hochsportliche Menschen, Männlein wie Weiblein. Erst dachte ich ja, dass es Marokkaner am Sonntag Morgen besonders eilig haben, bis ich dann realisierte, dass die Strandpromenade und die Strasse daneben die Laufmeile der Jogger sind, die zahlreich ihrem imaginären Ziel zu streben. Vielleicht kommen ja demnächst die neuen Stars der Langstrecke aus Marokko, ich gönne es ihnen bei ihrem Einsatz heute morgen.
Vollgepackt mit unseren Koffern steuert unser Busfahrer Ibrahim unser erstes Ziel an, die Hasan II-Moschee. Ich muss Ibrahim loben, denn bislang hat er uns sicher durch den Verkehr geführt und man spürt ihm an, dass er mit Rücksicht auf uns sehr zurückhaltend in der Anwendung der landesinternen Verkehrsregeln ist, auch wenn er uns sicher die perfekte Beherrschung beweisen möchte.
Im Eintrittspreis für die Moschee ist eine Plastiktüte enthalten. Im Gegensatz zu kleineren Moscheen lässt man seine Schuhe nicht vor dem Eingang auf langen Regalen stehen, sondern nimmt sie wohlgeschützt in der Plastiktüte mit, was den Eindruck erweckt, als kämen die Besuchergruppen aus einem Einkaufszentrum geradewegs in den Gebetsraum. 200 Meter lang, 100 Meter breit, und mit geschickt versteckten Dehnungsfugen zum Schutz vor möglichen Erdbeben lässt die Gebetshalle die Besuchergruppen wie kleine Ameisenschwärme im Buchenwald erscheinen. Wenn die 25.000 Gläubigen den Gebetsraum verlassen haben, lässt sich das Dach zur schnellen Lüftung hydraulisch öffnen, so wie auch sonst sehr viel Hightech in der Halle versteckt eingebaut ist. Selbst die Lautsprecher sehen wie integrierte Schmuckelemente der gewaltigen Säulen aus, nicht als solche erkennbar. Und dass der Vorbeter mit einem Fahrstuhl auf die Spitze des Minaretts gebracht wird ist ja wohl selbstverständlich. Die Bauzeit des Kölner Doms dauerte 300 Jahre und ist bekanntlich immer noch nicht abgeschlossen, die Bauzeit der Hassan II Moschee dauerte 13 Jahre und ist vollendet.
Als wir die Moschee betreten, herrscht eitel Sonnenschein, als wir sie verlassen, hat ein Regenschauer den Staub unserer Fussspuren von dem Marmor des Vorplatzes, der weiteren 75.000 Gläubigen Platz zum Beten bietet, weg gewaschen. Wir machen uns auf den Weg nach Rabat.
Von Königen und prachtvollen Toren
Rabat ist die Hauptstadt. Hoch auf dem Hügel über der Stadt sichert eine lange Mauer den Königspalast. Gewiss, der König hat nicht nur einen, sondern viele Paläste, über das ganze Land verstreut. Aber hier in Rabat regiert er, hier sitzen die Minister und Botschafter aus aller Herren Länder.
Der Königspalast ist eine Stadt für sich. Die wenigen Tore, die auch uns heute nach einer gewissen Wartezeit Einlass gewähren, sind gut bewacht. Weit kommen wir nicht, eine Audienz ist nicht vorgesehen, aber die hat mir der Papst ja vor zwei Wochen in Rom auch nicht gewährt. Aber prächtig anzuschauen ist das gewaltige Tor, das den Eingang zum eigentlichen Palastkomplex markiert, mit einer Reihe weiterer dahinter gestaffelter Tore, alle im maurischen Stil, die sofort die Atmosphäre von Tausendundeine Nacht aufkommen lassen. Was hinter dem letzten verschlossenen Tor stattfindet, ist für einen gewöhnlichen Sterblichen im Reich der Fantasie, und so wenden wir uns recht bald wieder dem normalen Leben zu, und das beginnt für uns nach dem Abendessen.
Der Königspalast ist eine Stadt für sich. Die wenigen Tore, die auch uns heute nach einer gewissen Wartezeit Einlass gewähren, sind gut bewacht. Weit kommen wir nicht, eine Audienz ist nicht vorgesehen, aber die hat mir der Papst ja vor zwei Wochen in Rom auch nicht gewährt. Aber prächtig anzuschauen ist das gewaltige Tor, das den Eingang zum eigentlichen Palastkomplex markiert, mit einer Reihe weiterer dahinter gestaffelter Tore, alle im maurischen Stil, die sofort die Atmosphäre von Tausendundeine Nacht aufkommen lassen. Was hinter dem letzten verschlossenen Tor stattfindet, ist für einen gewöhnlichen Sterblichen im Reich der Fantasie, und so wenden wir uns recht bald wieder dem normalen Leben zu, und das beginnt für uns nach dem Abendessen.
Mauern sind ein Muss in Marokko, so scheint es. Gebäude, sind von einer Mauer umgeben, Werkstätten, ganze Gebäudekomplexe und ganze Stadtviertel auch. Und wo das Geld für eine Mauer nicht reicht, lässt man sich den Blickschutz sponsern mit einer langen Reihe von großen Werbetafeln. Viele Städte Marokkos sind städtebaulich in besonderer Weise über die Jahrhunderte hinweg durch ihre Besitzer geprägt. Es gibt stets zwei Stadtkerne, die arabische Altstadt und die koloniale Neustadt, die Ville Nouvelle, erbaut in der Zeit des französischen Protektorats. Erstere mit engen verwinkelten Gassen um einen zentralen Platz, mit Stadtmauer und prächtig ornamentierten Stadttoren, letztere mit landestypischen Kolonialbaustil, neomaurisch mit Art-déco erbaut in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts mit mehrstöckigen modernen Gebäuden, in einer Mischung aus Art-Deco-Stil und Betonmoderne.
Unser Hotel liegt direkt gegenüber der Medina, die von der obligatorischen Mauer umgeben. Immer wieder führen prächtig ausgestattete Stadttore in das dahinter liegende Einkaufsviertel. Hier in Rabat hat man entlang der Mauer die Strassenbahn gebaut, das lässt sie besonders schön aussehen und gibt den Fussgängern auch eine schöne breite Flaniermeile.
Unser Hotel liegt direkt gegenüber der Medina, die von der obligatorischen Mauer umgeben. Immer wieder führen prächtig ausgestattete Stadttore in das dahinter liegende Einkaufsviertel. Hier in Rabat hat man entlang der Mauer die Strassenbahn gebaut, das lässt sie besonders schön aussehen und gibt den Fussgängern auch eine schöne breite Flaniermeile.
Eingang zur Medina von Rabat
Wir tauchen durch das Tor in die Medina ein. Und wieder sind wir plötzlich in einer anderen Welt. Während in der Ville Nouvelle die Rolladen der Geschäfte herunter rasseln, findet hier immer noch ein buntes und reges Treiben statt. Wir sind in der Strasse der Schuhhändler gelandet. 7 bis 10 Euro für ein Paar Lederlatschen, die Palette der Farben ist voll ausgeschöpft und der Geruch von Leder kriecht in die Nase. Dutzende von Händlern sitzen vor ihrem Laden, der kaum größer ist, als ein Bad in einer typischen deutschen Hochhauswohnung. Sie sind nicht aufdringlich, warten höflich, bis eine Käuferin stehen bleibt und sind dann doch eifrig bei der Sache. Die Vielfalt der auf engstem Raum dargebotenen Farben begeistert mich mehr als die mögliche Verwendbarkeit an meinen Füssen. Wegen der Dunkelheit habe ich auf die Mitnahme der Kamera verzichtet und bereue es nunmehr.
Meine Nase zieht mich weiter, denn plötzlich wird der Ledergeruch abgelöst durch Aromen von Honig, Mandeln und Rosinen. Wie ein kleines Kind stehe ich nun vor einer Auslage mit Datteln, getrockneten Feigen, Rosinen und Dörrobst. Mein Finger zeigt unkontrolliert auf das eine und das andere und ich höre mich sagen: „Cent Gramme, Deux Cents Grammes, Oui“ und schon wandert der kleine feiste Plastikbeutel in meine Jackentasche. Von allen Seiten stürzen die Aromen auf mich ein. Ich kann stundenlang durch die Gassen der Medina laufen, die Farben der Gewürze auf mich einwirken lassen und die kleinen süssen Spezereien, die ihren Ursprung in der Mandel haben, mir ansehen. Da springen die kleinen Biester, die sich Kalorien nennen, von selbst von der Auslage auf die Hüfte. Und überall stehen die Scherenschleifer und schärfen die Messer.
Die Fahrt nach Meknes führt hinter Rabat vom Atlantik westwärts durch den ausgedehnten Wald von Idi Admin mit seinen Korkeichen. Im lichten Wald weiden Schafe und Rinder und am Strassenrand werden je nach Jahreszeit Eicheln oder Trüffel oder gar nichts angeboten. Zur Zeit gibt es das „gar nichts“.Auch wenn auf der gut ausgebauten Autobahn 120 km/h erlaubt sind, empfiehlt sich eine etwas reduziertere Geschwindigkeit, denn auch Esel, Rinder, Hammel und Hühner wissen den Vorteil einer Autobahn zu schätzen.
Meine Nase zieht mich weiter, denn plötzlich wird der Ledergeruch abgelöst durch Aromen von Honig, Mandeln und Rosinen. Wie ein kleines Kind stehe ich nun vor einer Auslage mit Datteln, getrockneten Feigen, Rosinen und Dörrobst. Mein Finger zeigt unkontrolliert auf das eine und das andere und ich höre mich sagen: „Cent Gramme, Deux Cents Grammes, Oui“ und schon wandert der kleine feiste Plastikbeutel in meine Jackentasche. Von allen Seiten stürzen die Aromen auf mich ein. Ich kann stundenlang durch die Gassen der Medina laufen, die Farben der Gewürze auf mich einwirken lassen und die kleinen süssen Spezereien, die ihren Ursprung in der Mandel haben, mir ansehen. Da springen die kleinen Biester, die sich Kalorien nennen, von selbst von der Auslage auf die Hüfte. Und überall stehen die Scherenschleifer und schärfen die Messer.
Die Fahrt nach Meknes führt hinter Rabat vom Atlantik westwärts durch den ausgedehnten Wald von Idi Admin mit seinen Korkeichen. Im lichten Wald weiden Schafe und Rinder und am Strassenrand werden je nach Jahreszeit Eicheln oder Trüffel oder gar nichts angeboten. Zur Zeit gibt es das „gar nichts“.Auch wenn auf der gut ausgebauten Autobahn 120 km/h erlaubt sind, empfiehlt sich eine etwas reduziertere Geschwindigkeit, denn auch Esel, Rinder, Hammel und Hühner wissen den Vorteil einer Autobahn zu schätzen.
Der Wald weicht später einer leicht gewellten stetig ansteigenden fruchtbaren Hochebene, aus der heraus langsam die Bergkette des Rif-Gebirges herauswächst. Ausgedehnte Felder erstrecken sich rechts und links der Autobahn, dies ist der Gemüsegarten des Landes, der von dem Regen profitiert, den der Atlantik in das Gebirge trägt und von dort dosiert über die Quellen und Flüsse wieder abgegeben wird. Wenig Verkehr herrscht an diesem Morgen, alle Hammel haben sich jetzt zum Fest versammelt.
Jäh fällt das Band der Strasse ins Tal, die westlichen Ausläufer des Atlas empfangen uns. Vorbei das fruchtbare Grün, das dem Auge so angenehm schmeichelt. Die Hänge werden kahl und karg, ich erkenne die mühsamen Versuche zur Wiederaufforstung, wie ich es schon von der Türkei her kenne. Nur noch die Talsohlen sind grün, einsame Höfe beherbergen die wenigen Menschen, die hier leben. Stromleitungen wiesen den Weg zu ihnen, die bunte Wäsche winkt im Wind.
Jäh fällt das Band der Strasse ins Tal, die westlichen Ausläufer des Atlas empfangen uns. Vorbei das fruchtbare Grün, das dem Auge so angenehm schmeichelt. Die Hänge werden kahl und karg, ich erkenne die mühsamen Versuche zur Wiederaufforstung, wie ich es schon von der Türkei her kenne. Nur noch die Talsohlen sind grün, einsame Höfe beherbergen die wenigen Menschen, die hier leben. Stromleitungen wiesen den Weg zu ihnen, die bunte Wäsche winkt im Wind.
die Medina von Meknes am Hammelfest
Nach 160 Kilometer erreichen wir die Königs-stadt Meknes. Heute ist Feiertag und die Luft ist erfüllt von dem beissenden Geruch der Grillfeuer am Strassenrand, auf denen die frisch geschlachteten Hammelköpfe und Hammelfüsse schwarz geröstet werden, um später im Suppentopf zu landen. Die Einladung zum Fest war wohl ein Onewayticket. Überall steigen Rauchfahnen zwischen den Häuserreihen hoch, legen sich wie eine Decke über das Stadtviertel, das Grillen der Hammelköpfe scheint ein ähnliches Ritual für die Jugendlichen zu sein wie bei uns das Knallen mit Feuerwerk in der Silvesternacht.
Sultan Moulay Ismail, genannt der Schreckliche,
hatte Meknes im 17.Jahrhundert zur Hauptstadt seines Reiches erkoren. Ein Ring aus drei Maueranlagen schützte seine Residenz, in den Ställen standen 12.000 Pferde. Ein großer Vorratsspeicher samt einem See mit unterirdischer Zisterne sicherte die Versorgung. Drei Meter sind die Mauern dick, das sorgt sommers wie winters für eine angenehme Kühle. Wir haben Glück, dass wir heute am Nachmittag des Feiertages die erste Besuchergruppe sind, die die Speicherhallen betreten. So können wir besonders gut erahnen, welche Mengen an Getreide und weiteren Lebensmitteln in diesen Hallen gelagert werden konnten. Solche Mengen waren auch erforderlich angesichts eines Harems mit 500 Frauen, die ihm 800 Kinder gebaren. Er wollte auch eine Tochter des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV seinem Harem einverleiben, aber dieser antwortete diplomatisch, dass er gerne diesem Wunsch nachkomme, wenn Ismail zum christlichen Glauben übertrete. Bekanntlich hat er dies nicht gemacht.
Vorbei an der königlichen Golfanlage geht es zur Medina. Die Läden sind heute geschlossen und so haben wir die seltene Gelegenheit, die reine bauliche Anlage der Medina auf uns wirken zu können, einem Labyrinth von kleinen überdachten Gässchen, von denen jede in eine andere zu münden scheint. Holzschnitzereien an den Türen, Ornamente auf den Friesen, Kachelmosaiken an kleinen Brunnen, es gibt so viele kleine Details, die mich begeistern, dass ich nur langsam voran komme. Doch wer sich hier nicht auskennt, wird für den Rest seines Lebens durch die Gassen irren, ohne jemals wieder Sonnenschein zu sehen. Und so versuche ich, Anschluss an meine Gruppe halten. Zum Glück gibt es noch mehr Detail- und Fotobegeisterte, so dass unsere Gruppe sich wie eine lange Kette durch die Gassen zieht, ein Greuel für jeden Reiseleiter.
Sultan Moulay Ismail, genannt der Schreckliche,
hatte Meknes im 17.Jahrhundert zur Hauptstadt seines Reiches erkoren. Ein Ring aus drei Maueranlagen schützte seine Residenz, in den Ställen standen 12.000 Pferde. Ein großer Vorratsspeicher samt einem See mit unterirdischer Zisterne sicherte die Versorgung. Drei Meter sind die Mauern dick, das sorgt sommers wie winters für eine angenehme Kühle. Wir haben Glück, dass wir heute am Nachmittag des Feiertages die erste Besuchergruppe sind, die die Speicherhallen betreten. So können wir besonders gut erahnen, welche Mengen an Getreide und weiteren Lebensmitteln in diesen Hallen gelagert werden konnten. Solche Mengen waren auch erforderlich angesichts eines Harems mit 500 Frauen, die ihm 800 Kinder gebaren. Er wollte auch eine Tochter des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV seinem Harem einverleiben, aber dieser antwortete diplomatisch, dass er gerne diesem Wunsch nachkomme, wenn Ismail zum christlichen Glauben übertrete. Bekanntlich hat er dies nicht gemacht.
Vorbei an der königlichen Golfanlage geht es zur Medina. Die Läden sind heute geschlossen und so haben wir die seltene Gelegenheit, die reine bauliche Anlage der Medina auf uns wirken zu können, einem Labyrinth von kleinen überdachten Gässchen, von denen jede in eine andere zu münden scheint. Holzschnitzereien an den Türen, Ornamente auf den Friesen, Kachelmosaiken an kleinen Brunnen, es gibt so viele kleine Details, die mich begeistern, dass ich nur langsam voran komme. Doch wer sich hier nicht auskennt, wird für den Rest seines Lebens durch die Gassen irren, ohne jemals wieder Sonnenschein zu sehen. Und so versuche ich, Anschluss an meine Gruppe halten. Zum Glück gibt es noch mehr Detail- und Fotobegeisterte, so dass unsere Gruppe sich wie eine lange Kette durch die Gassen zieht, ein Greuel für jeden Reiseleiter.
Alle Strassen führen auf den Place El Hedim, der sich nun in der kühler werdenden Nachmittagssonne schnell füllt, und auch wir landen unweigerlich hier. Gaukler und Animateure geben sich ein Stelldichein, um sie herum in großen Trauben die Schaulustigen. Sie beklatschen den Zahnputzmeister, der mutig ins Gebiss eines fast zahnlosen Freiwilligen fasst und mit Hilfe seiner von ihm hochgepriesenen Zahnpaste die gelben Zahnstümpfe zum Glänzen bringt. Wahrscheinlich verwendet er ein salzhaltiges Scheuermittel, das alles wegätzt. Da ist mir der Quacksalber lieber, der angesichts meiner Kamera einen Handstand macht, mir sein Allheilmittel gegen alle möglichen Krankheiten anbietet und unter Beifall den Umstehenden sagt, dass selbst aus dem fernen Deutschland die Kunden zu ihm kommen, um sich das Wundermittel zu kaufen. Zum Dank schüttelt er mir die Hand. Nur für den Fall, dass ihr ob dieser Werbung zum Geldbeutel greift und das Allheilmittel kauft, erkläre ich hiermit, dass ich keinerlei Garantie für die Wirksamkeit dieser in Wattebäuschen angebotenen Wundermedizin übernehme.
Langsam verblassen die langen Schatten der Nachmittagssonne, die mir leider nicht den Gefallen erwiesen hat, das prächtige Bab el-Mansour ins warme Abendlicht zu tauchen. Doch auch so ist der Blick vom Terrassencafe über den Platz hin zum Tor ein unvergessliches Erlebnis, das ich bis zum letzten Licht der untergehenden Sonne bei einem Glas marokkanischen Tees auskoste, bevor uns Ibrahim in unser Hotel in die Ville Nouvelle jenseits des Tales bringt.
Langsam verblassen die langen Schatten der Nachmittagssonne, die mir leider nicht den Gefallen erwiesen hat, das prächtige Bab el-Mansour ins warme Abendlicht zu tauchen. Doch auch so ist der Blick vom Terrassencafe über den Platz hin zum Tor ein unvergessliches Erlebnis, das ich bis zum letzten Licht der untergehenden Sonne bei einem Glas marokkanischen Tees auskoste, bevor uns Ibrahim in unser Hotel in die Ville Nouvelle jenseits des Tales bringt.
Meknes – Abendstimmung am Place el-Hedim
Es ist noch kühl, als wir um halb neun unser Gepäck im Bus verstauen und uns Ibrahim anvertrauen. Meknes liegt 550 Meter hoch und die Gipfel des Rifgebirges greifbar nah. Wer französisch spricht, ist eindeutig im Vorteil. Das französische Protektorat hat sein sprachliches Erbe hinterlassen und mit meinen bescheidenen Französischkenntnissen kann ich mich recht gut auf den Märkten und im Hotel verständigen und auch die Strassenschilder erschliessen sich mir.
Moulay Idriss liegt etwa 30 Kilometer nördlich von Meknes in einem Tal des Rif-Gebirges. Obwohl ganz nah an der klassischen Marokkorundreiseroute mit der römischen Ruinenstadt Volubilis lassen die Busse von Neckermann und Co dieses Städtchen links liegen, denn Ungläubigen ist der Zutritt zu dem Mausoleum des Heiligen Sīdi Muḥammad ibn Īsā verboten und damit wird das Städtchen als "von nicht touristischem Interesse" klassifiziert, denn es hat ansonsten nur Alltagsleben zu bieten. Ich meinerseits bin schon nach drei Tagen froh, wenn ich in diesem kulturkonzentrierten Rundreiseprogramm auch mal Zeit zur eigenen Gestaltung habe und in genau dieses Alltagsleben eintauchen kann.
Moulay Idriss liegt etwa 30 Kilometer nördlich von Meknes in einem Tal des Rif-Gebirges. Obwohl ganz nah an der klassischen Marokkorundreiseroute mit der römischen Ruinenstadt Volubilis lassen die Busse von Neckermann und Co dieses Städtchen links liegen, denn Ungläubigen ist der Zutritt zu dem Mausoleum des Heiligen Sīdi Muḥammad ibn Īsā verboten und damit wird das Städtchen als "von nicht touristischem Interesse" klassifiziert, denn es hat ansonsten nur Alltagsleben zu bieten. Ich meinerseits bin schon nach drei Tagen froh, wenn ich in diesem kulturkonzentrierten Rundreiseprogramm auch mal Zeit zur eigenen Gestaltung habe und in genau dieses Alltagsleben eintauchen kann.
Gerade das Alltagsleben der Menschen macht für mich den Reiz des Reisens aus und so sitze ich im Schatten vor dem Kaffeehaus, um mich herum arabisches Sprachgewirr, Zipfelmännchen und eine reine Männergesellschaft. Die wenigen Frauen, die zu sehen sind, streben eilig dem Torbogen zu, der zum Souk führt, oder sitzen als Mitreisende an meinem Tisch. Der Tee ist mit frischer Pfefferminze gebrüht und ich knabbere an dem letzten Stück türkischen Honig. das ich noch in Rabat erstanden hatte. Es herrscht geschäftigtes Treiben. Jetzt am späten Vormittag öffnen die kleinen Läden ihre Rollos und breiten die Waren für die Pilger aus, die zum Mausoleum kommen. Aus einer Tür duftet es nach frischem Brot. Das Städtchen liegt auf einer steilen Bergkuppe, weder Autos noch Mofas können durch die engen Gassen fahren, nur Esel sind in der Lage, die Lasten zu tragen, so wie die Felle der gestrigen Festhammel, die nun gesammelt werden. Wir werden sie morgen in den Gerbereien von Fes wieder treffen. Aber auch Yoghurt, Brot und Gemüse nimmt seinen Weg über den Eselsrücken in die Oberstadt.
Hier könnte ich länger sitzen, doch Abdul der Reiseleiter bittet uns zum Bus, denn in Volubilis werden wir von einem örtlichen Führer erwartet. Ich mache in Volubilis Kulturpause und lasse mich im Teehaus in der wärmenden Sonne nieder. Als Strafe für meine Kulturverweigerung lerne ich mal wieder den Unterschied zwischen dem Alltagsleben und dem Touristentrubel kennen. Hier kostet der Tee 10 Dirhams, fünf Kilometer zurück nur 4 Dirhams. Doch mich entschädigt ein schöner Blick auf die Säulen des Tempels mit dem obligatorischen Storchennest, habe nette Unterhaltung in Form von jungen Katzendamen, kann den weißen schmalen Reihern, die uns schon seit Casablanca entlang der Strassen begleiten, bei der Insektenjagd zuschauen und sehe immer wieder mal die Reisegruppe zwischen den Ruinen kurz auftauchen, um gleich wieder irgendwo zu verschwinden.
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Das Ziel des heutigen Tages ist Fes. Der Weg führt über einen kleinen Pass. Olivenbäume begleiten uns, die Römer haben sie vor 2000 Jahren mitgebracht und sicher gibt es noch den einen oder anderen Olivenbaum, der damals als junger Trieb aus Rom her kam. Der Blick reicht von der Passstrasse weit in die Landschaft, die karg und graubraun vor uns liegt. Wir haben November und die Felder sind abgeerntet. Im Frühjahr ist es eine grüne Landschaft mit roten Mohntupfern, ein Garten Eden. Am Strassenrand werden Flaschenkürbisse, Zwiebel und Granatäpfel feilgeboten, sie werden gerade in den Talsohlen geerntet.
Bevor wir unser Hotel erreichen, wird noch eine Einkaufspause in einem Supermarkt gemacht. Andere Länder, andere Sitten: die gängigen Gewürze werden hier wie im Souk in grossen Schüsseln angeboten und ebenso zu kleinen Pyramiden angehäuft, um die Kunden anzulocken. Gleiches gilt für Nüsse, Trockenobst, selbst Nudeln werden bergeweise angeboten. Daneben die Olivenbar mit 10 verschiedenen Geschmacksrichtungen und sonstiges sauer Eingemachtes. Ich versorge mich ausreichend mit Rosinen und Trockenobst, das mein Müsli im nächsten halben Jahr anreichern wird.
Überall sieht man hier die roten Taxis. In Marokko gibt es Stadttaxis und Überlandtaxis. In Fes sind die Stadttaxis rot, klein und frech. Winkt ein Gast, dann halten sie sofort an, auch wenn sie gerade mitten auf der Kreuzung sind, und auch dann, wenn sie schon einen Fahrgast haben. Stimmt dieser zu, dann darf der zweite Fahrgast mitfahren. Das macht es zwar nicht billiger, denn der Taxifahrer kassiert den obligarorischen Taxipreis doppelt, aber dem Fahrgast erspart es eine lange Wartezeit. Das nennt man heutzutage eine Win-Win-Situation. Maximal drei dürfen mitfahren, dafür sorgen auch die zahlreichen Polizisten. Und wieder mache ich die Erfahrung, dass sich niemand über ihren Fahrstil aufregt, man nimmt es gelassen hin, das senkt sicher die Quote der Herzanfälle.
Überall sieht man hier die roten Taxis. In Marokko gibt es Stadttaxis und Überlandtaxis. In Fes sind die Stadttaxis rot, klein und frech. Winkt ein Gast, dann halten sie sofort an, auch wenn sie gerade mitten auf der Kreuzung sind, und auch dann, wenn sie schon einen Fahrgast haben. Stimmt dieser zu, dann darf der zweite Fahrgast mitfahren. Das macht es zwar nicht billiger, denn der Taxifahrer kassiert den obligarorischen Taxipreis doppelt, aber dem Fahrgast erspart es eine lange Wartezeit. Das nennt man heutzutage eine Win-Win-Situation. Maximal drei dürfen mitfahren, dafür sorgen auch die zahlreichen Polizisten. Und wieder mache ich die Erfahrung, dass sich niemand über ihren Fahrstil aufregt, man nimmt es gelassen hin, das senkt sicher die Quote der Herzanfälle.
Ballak, Ballak
das berühmte blaue Tor ist der Eingang zur Medina
Fes ist die dritte im Bunde der Königsstädte und in diesem Kreise die erste und älteste Hauptstadt. Auf dem Weg zum Panoramablick fahren wir wieder an der langen Mauer des Königspalastes mit einem prächtigen Tor vorbei. Auch wenn diese Mauern und Tore inzwischen schon zum normalen Anblick werden, kann ich mich immer wieder neu daran erfreuen. Die Fantasie fängt an zu arbeiten und die Bilder von Shezerade und dem turbanbedeckten Grosswesir, der Pracht aus Märchenbüchern und den farbenprächtigen Bildern aus Hollywoodfilmen werden präsent. Alleine schon die zwiebelartigen Tore tragen dazu bei.
Die günstige Lage am Fluss zwischen dem Rifgebirge und dem Atlas, als
Durchgang von der weiten Wüste zu den Städten am Meer hat Fes zu einem wichtigen Karawanenstützpunkt gemacht. Karawanen brachten der Gold aus dem Inneren Afrikas und nahmen das weiße Gold wieder mit, das Salz, das in den umliegenden Bergen gefördert wurde. Karawanen waren damals sehr groß, umfassten Tausende von Dromedaren, die größten sollen bis zu 23.000 Tiere umfasst haben. Da brauchte man einen Rastplatz mit viel Wasser, langen Mauern als Schutz für die Nacht und ausreichend Viehfutter. All das war in Fes vorhanden.
Leider hat sich die Sonne an diesem Nachmittag hinter Wolken versteckt, weigert sich, das Panorama einer der grössten Altstädte in diesem Land fotogerecht zu beleuchten: ein Meer von Dächern und Mauern rechts und links des Oued al-Adham, wir werden morgen früh dort eintauchen und erst gegen Abend wieder verlassen, wohlwissend, dass wir nur einen Bruchteil gesehen haben.
Die günstige Lage am Fluss zwischen dem Rifgebirge und dem Atlas, als
Durchgang von der weiten Wüste zu den Städten am Meer hat Fes zu einem wichtigen Karawanenstützpunkt gemacht. Karawanen brachten der Gold aus dem Inneren Afrikas und nahmen das weiße Gold wieder mit, das Salz, das in den umliegenden Bergen gefördert wurde. Karawanen waren damals sehr groß, umfassten Tausende von Dromedaren, die größten sollen bis zu 23.000 Tiere umfasst haben. Da brauchte man einen Rastplatz mit viel Wasser, langen Mauern als Schutz für die Nacht und ausreichend Viehfutter. All das war in Fes vorhanden.
Leider hat sich die Sonne an diesem Nachmittag hinter Wolken versteckt, weigert sich, das Panorama einer der grössten Altstädte in diesem Land fotogerecht zu beleuchten: ein Meer von Dächern und Mauern rechts und links des Oued al-Adham, wir werden morgen früh dort eintauchen und erst gegen Abend wieder verlassen, wohlwissend, dass wir nur einen Bruchteil gesehen haben.
Am nächsten Morgen werden wir mit einem wunderschönen Sonnenblick verwöhnt. Ahmet heisst unser Führer durch die Medina, er ist hier geboren und kennt wohl jeden zweiten der 100.000 Bewohner. Das hat einen grossen Vorteil. Er bleibt alle naslang stehen, um einen Bekannten zu begrüssen. Das gibt mir die notwendige Ruhe zum Beobachten und Fotografieren und auch mal einen Tee zu trinken.
Ballak, Ballak, bei diesem Ruf empfiehlt es sich, die Nähe der Wand oder die Öffnung eines Eingangs zu suchen, denn die Esel mit ihren Lasten brauchen viel Platz und die Eselstreiber haben auch nicht alle Zeit dieser Welt. Zwei Strassen führen durch die Medina und ihre 9400 Gassen. Manche sind komfortable zweimeterfünfzig breit, andere gerade mal einen Meter oder weniger. Heute ist der dritte Tag des Feiertages, eigentlich sind die Geschäfte in der Medina immer noch geschlossen. Lediglich an den Eingängen und rund um die Moscheen werden Kerzen, Weihrauch, türkischer Honig, Sesamriegel, allerlei grellbunte Süssigkeiten, Kleidung und glänzende Metallwaren angeboten, also all das, was das Touristenauge anzieht. Doch die daneben liegenden Gassen sind leer, die Holzläden mit dicken Balken und schweren Schlössern gesichert. Die Gassen sind penibel sauber, die Stromleitungen sauber verlegt. Ein Müllmann auf dem Esel, das gibt es wohl nur hier. Sofern die Gassen nicht überbaut sind, dringt bisweilen sogar ein Sonnenstrahl bis zum Boden. Die klassischen Designerläden sucht man in der Medina vergebens, sie können hier nicht mit ihren Leuchtreklamen und Logos punkten. Dafür haben hier Handwerker aller Metiers ihre Werkstätten, in denen kunstvolle Waren aus Holz, Stoff und Metall entstehen. Das Kunsthandwerk von Fes ist weltberühmt und dennoch vom Aussterben bedroht. Auch sie stehen unter dem Druck der Billigkonkurrenz aus China, die von den fliegenden Händlern angeboten wird, welche wie Fliegenschwärme über die Touristengruppen herfallen, kaum sind sie dem schützenden Bus entstiegen. Daher wohl auch der Name "Fliegen-de Händler". Ein beissender Stallgeruch aus engen Fenstern lässt meinen Schritt beschleunigen, doch der Reiseleiter bleibt im Eingang mit der Nummer 10 stehen. Es ist nicht die Downing Street. Er wartet, bis die ganze Gruppe wieder zusammen ist und bittet uns zu folgen. Eine steile Treppe führt nach oben, Ledergeruch umhüllt mich, oben folgt ein Raum dem anderen. Lederjacken, Handtaschen, Gürtel, Geldbeutel, Reisetaschen, Sitzkissen, arabische Schuhe spitz und rund, die man hier Babuschen nennt, dann stehe ich an der Brüstung mit dem berühmtesten Blick von Fes. Zu meinen Füssen liegen die kreisrunden Becken der Gerberei und Färberei, die in keinem Reiseführer, keinem Buch und keinem Film über Marokko fehlen dürfen. Da heute kein Montag ist, wird nicht blau gemacht. Für ein Farbfoto ist die Mischung der Farben nicht sonderlich geeignet. Aber ich lerne, dass die weissen Becken im Hintergrund dem Gerben dienen. In der großen Trommel, die aussieht wie ein Mühlrad, wird das Leder dann gewaschen, bevor es in den übrigen Becken gefärbt wird. Hier stehen die Arbeiter in kurzen Hosen in den Becken, schwenken das Leder in der Farbbrühe und treten es fest, bevor die nächste Schicht darauf kommt. |
Auf den niedrigen Dächern wird das Leder in Handarbeit gelb gefärbt. Der gelbe Grundstoff ist das sündhaft teure Safran. Alte Arbeiter sucht man vergebens, die ätzende Säure, die die Luft erfüllt, lässt sie nicht alt werden. Aber trotz des Feiertages müssen sie heute arbeiten, denn nach dem Hammelfest warten Millionen von Hammelfellen darauf, gegerbt und gefärbt zu werden, nicht nur in dieser traditionellen Gerberei sondern auch in den industriellen Gerbereien am Rande von Fes. Der scharfe Amoniakgeruch reizt meine Nase, der Atem wird kurz, ich verlasse den Balkon.
Stundenlang könnte ich noch durch die Medina schlendern, es gibt überall etwas zu entdecken, auch an solchen Tagen wie heute, wenn die meisten Läden geschlossen sind.
Wir sitzen auf weichen Kissen, werden von orientalischer Musik berieselt, es gibt arabische Atmosphäe und marokkanisches Essen. Eine Vielzahl kleiner Teller mit Salat, eingelegtem oder gebackenem Gemüse, Harissa und scharfen Oliven, Auberginen- und Sesampaste, dazu schmackhaftes Brot bilden die Vorspeise. Völlig unarabisch dagegen die Colabüchse auf dem Tisch, die Globalisierung endet auch hier nicht vor den Toren der Medina. Besonders angetan hat mir es die Bastilla, dünner Blätterteig, gefüllt mit Rosinen, Gemüse, geschlagenem Ei und Hähnchenfilet, ausgebacken im Fett und zum Schluss mit Zimt und Puderzucker bestäubt. Das ist Hauptspeise und Nachspeise in einem Gang. "Ali Baba, willst du noch einen Tee?" Diese Frage gilt mir. Wo auch immer ich auftauche, nennt man mich Ali Baba. Warum wohl?
Dort wo Atlas den Himmel stemmt
Wie ein Riegel schiebt sich ein Gebirge vom Nordosten bis zur westlichen Mitte des Landes, über 4000 Meter in seiner Spitze hoch und 700 Kilometer lang. Schenkt man der alten Sage Glauben, dann ist dies die Schulter des Atlas, der von Zeus verdammt worden ist, auf ewig das Himmelsgewölbe zu tragen. Zum Westen hin fällt das Gebirge steil ab in eine fruchtbare Landschaft, in der die schönen Königsstädte sich ihr Stelldichein geben. Jenseits des Gebirgskammes dagegen liegen die Ausläufer eines der unwirtlichsten Gegenden, die dieser Erdball zu bieten hat, die Sahara. Es bleibt nur zu hoffen, dass der Sand dieser Wüste dem griechischen Riesen Atlas nicht in die Augen oder gar den Nacken rieselt und ihn zum Schütteln bewegt. Dann würde die Angst Wirklichkeit werden und Obelix der Himmel auf den Kopf fallen. Ich mache mir keine Sorgen, denn in den letzten 2000 Jahren ist es nicht geschehen, warum dann ausgerechnet in diesen Tagen.
Eselstransfer statt Skilift
Wir verlassen Fes in südlicher Richtung durch eine Allee von Jacaranda-Bäumen. Sie tragen noch ein tiefes Grün, einige haben sich aber auch schon mit den herrlichen blauen Blüten geschmückt, die die blattlose Jacaranda im Frühjahr schmückt. Ausserhalb der Zweimillionenstadt wachsen Neubaugebiete ins Umland hinein, wie ein Bakterienstamm, der sich immer weiter ausbreitet.
Bald beginnt der Anstieg über den Mittleren Atlas. Die Strasse ist schmal und kurvig, die LKWs quälen sich die Steigung hoch. Es ist die einzige Strasse von Fes in den Südosten, dem Land der Berber. Die LKWs bremsen unseren Bus immer wieder aus, es wird ein langer Tag, bis die 450 Kilometer auf der Tageskilometeranzeige stehen werden. In vielen Kurven sind die Leitplanken zerknittert und gefaltet, nicht jeder hat gute Bremsen. Nach Imouzzer du Kandar folgt eine leicht ansteigende Hochebene bis zum Wintersportort Irfane mit großen Apfelplantagen und Steineichewäldern. Am Strassenrand wird Honig angeboten. In Irfane selbst fühlt man sich wie in einem Schweizer Wintersportort. Selbst der Sommerpalast des Königs wirkt eher wie ein französisches Chateau denn als orientalischer Sultanspalast. Zwischen die Steineichen gesellen sich nun immer mehr Zedern, rechts und links von Irfane stehen die größten Zedernwälder des Atlas.
Bald beginnt der Anstieg über den Mittleren Atlas. Die Strasse ist schmal und kurvig, die LKWs quälen sich die Steigung hoch. Es ist die einzige Strasse von Fes in den Südosten, dem Land der Berber. Die LKWs bremsen unseren Bus immer wieder aus, es wird ein langer Tag, bis die 450 Kilometer auf der Tageskilometeranzeige stehen werden. In vielen Kurven sind die Leitplanken zerknittert und gefaltet, nicht jeder hat gute Bremsen. Nach Imouzzer du Kandar folgt eine leicht ansteigende Hochebene bis zum Wintersportort Irfane mit großen Apfelplantagen und Steineichewäldern. Am Strassenrand wird Honig angeboten. In Irfane selbst fühlt man sich wie in einem Schweizer Wintersportort. Selbst der Sommerpalast des Königs wirkt eher wie ein französisches Chateau denn als orientalischer Sultanspalast. Zwischen die Steineichen gesellen sich nun immer mehr Zedern, rechts und links von Irfane stehen die größten Zedernwälder des Atlas.
Eine Schlittenfahrt gefällig? Die Berberfamilien haben es als Einnahmequelle entdeckt und bieten am Strassenrand Schlitten an, einschließlich Eselstransfer den Hügel hoch. Auch wenn die Schneedecke noch etwas dünn ist, lassen viele marokkanische Familienväter ihre Kinder dieses seltene Vergnügen auskosten. Schließlich haben die Kleinen gerade Ferien und der kleine Hang ist steil genug, dass der Schlitten auch im Tal ankommt.
Immer wieder begegnen uns Halbnomaden mit ihren Schafherden. Heute ist Markttag in Timahdite, der kleine Flecken ist voller Menschen. Rote Fahnen zeigen die Schule an, die es in auch diesem kleinen Flecken gibt. Gar nicht so lausig kalt wie im Wetterbericht angekündigt ist es auf dem 2178 Meter hohen Col de Zad und die Aussicht auf das milde Wetter am Abend in der Sahara wärmt zusätzlich. Passabwärts folgt eine weitere Hochebene, baumlos und steinig. In der Ferne schliessen vier über 3000 Meter hohe Bergketten die weite Hochebene ab, die sich zwischen den Mittleren und den Hohen Atlas geschoben hat. |
Zelda ist ein Zentrum dieser Hochebene. Blei und Kupferminen liegen ausserhalb des Ortes. Wir machen eine Gesundheitspause. Bauern mit amtlichen Formularen in der Hand streben dem Rathaus zu, aus der Zentralapotheke kommen Frauen mit prall gefüllten Papiertüten, an den Überlandbussen warten Familien auf die Abfahrt und allenthalben preisen Händler die Äpfel aus der neuen Ernte an. Hier werden Freunde getroffen und Neuigkeiten ausgetauscht. Abdul warnt uns vor den lecker riechenden Fleischspiessen, die direkt vor den Fleischertheken auf langen Grills vor sich hin bruzzeln. Es ist bisweilen nicht immer das frischeste Fleisch, das dort auf den Verzehr wartet. Die Rinderkeulen, die dahinter hängen, werden praktischerweise gleich mit geräuchert. Hier gibt es auch eine der wenigen Tankstellen entlang der Landstrasse und die benötigen die modernen Esel der Berber, dreirädrige Mopeds mit einer grossen Pritsche, auf der vom Hammel über die Ernte bis hin zur Familie alles transportiert wird.
Lang zieht sich die Strasse durch das öde Hochland, bietet meinem Auge keine Abwechselung. Die Augenlider fallen runter. Es ist still im Bus, ich bin mit meiner Müdigkeit nicht allein. Wieder windet sicht die Strasse einen Berg hoch auf den 1907-Meter-Pass über den Hohen Atlas. Die entgegenkommenden Fahrer machen warnende Handzeichen, dann steht der Verkehr. Ein überlanger LKW hat den Kurvenradius unterschätzt und einen Überlandbus an die Felswand geklemmt. Zum Glück gibt es keinen Personenschaden, aber die anderen Überlandbusse und LKWs müssen sich jetzt auf eine lange Wartezeit einstellen, die nächste Polizeistation ist mindestens eine Stunde entfernt. Durch eine schmale Passage, die noch geblieben ist, kommen zumindest die PKWs und die kleinen Busse wie unserer durch, gottlob, denn sonst wäre unser Abendziel zum Nachtziel geworden.
Lang zieht sich die Strasse durch das öde Hochland, bietet meinem Auge keine Abwechselung. Die Augenlider fallen runter. Es ist still im Bus, ich bin mit meiner Müdigkeit nicht allein. Wieder windet sicht die Strasse einen Berg hoch auf den 1907-Meter-Pass über den Hohen Atlas. Die entgegenkommenden Fahrer machen warnende Handzeichen, dann steht der Verkehr. Ein überlanger LKW hat den Kurvenradius unterschätzt und einen Überlandbus an die Felswand geklemmt. Zum Glück gibt es keinen Personenschaden, aber die anderen Überlandbusse und LKWs müssen sich jetzt auf eine lange Wartezeit einstellen, die nächste Polizeistation ist mindestens eine Stunde entfernt. Durch eine schmale Passage, die noch geblieben ist, kommen zumindest die PKWs und die kleinen Busse wie unserer durch, gottlob, denn sonst wäre unser Abendziel zum Nachtziel geworden.
Nun geht es nur bergab. Die Landschaft ist nur noch karg und die Bauweise der Häuser hat sich gewandelt. Flache Lehmbauten sind von hohen Mauern umgeben, das Leben findet im Innenhof statt. Die schneebedeckten Berge im Westen werden immer kleiner. Noch haben wir 120 Kilometer vor uns.
Der Fluss Ziz hat sich über Hunderte von Millionen von Jahren durch die Berge gegraben, Schluchten geformt, ähnlich den Talkesseln der Ardeche. Das Tal ist eng, die Strasse haben französische Fremdenlegionäre vor 70 Jahren angelegt. Oase reiht sich an Oase, wir sind im Land der Kasbahs und der Dattelpalmen angekommen; und es ist warm geworden, Kurzeärmelwetter.
Der Fluss Ziz hat sich über Hunderte von Millionen von Jahren durch die Berge gegraben, Schluchten geformt, ähnlich den Talkesseln der Ardeche. Das Tal ist eng, die Strasse haben französische Fremdenlegionäre vor 70 Jahren angelegt. Oase reiht sich an Oase, wir sind im Land der Kasbahs und der Dattelpalmen angekommen; und es ist warm geworden, Kurzeärmelwetter.
Doch wo beginnt die Wüste? Auf diese Frage habe ich keine richtigen Antworten bekommen. Die einen sagen ab Er Rachiadia, die anderen sagen, im Süden und Südosten Marokkos und die dritten sagen, dass es dort sei, wo es kein Wasser mehr gebe. Aber wo ist das? Gibt es da eine klare Grenze?
Er-Rachidia ist hier im Südosten der wichtigste Kreuzungspunkt von West nach Ost und von Nord nach Süd. Die Stadt ist als Militärstützpunkt erbaut, die Grenze nicht mehr all zu fern. Das Militär ist der wichtigste Arbeitgeber. Doch die vielen Menschen an der Hauptstrasse stehen nicht meinetwegen am Strassenrand. Alle 50 bis 100 Meter seht ein Polizist. Viele schwarze Limousinen mit dem guten Stern am Kühlergrill und abgedunkelten Scheiben rauschen vorbei, vom Flugplatz sehen wir einen kleinen weißen Düsenjet starten. König Mohammed VI ist gerade zum Rückflug nach Rabat gestartet, sein Tross muss mit viel Blaulicht die Strasse nehmen.
Er-Rachidia ist hier im Südosten der wichtigste Kreuzungspunkt von West nach Ost und von Nord nach Süd. Die Stadt ist als Militärstützpunkt erbaut, die Grenze nicht mehr all zu fern. Das Militär ist der wichtigste Arbeitgeber. Doch die vielen Menschen an der Hauptstrasse stehen nicht meinetwegen am Strassenrand. Alle 50 bis 100 Meter seht ein Polizist. Viele schwarze Limousinen mit dem guten Stern am Kühlergrill und abgedunkelten Scheiben rauschen vorbei, vom Flugplatz sehen wir einen kleinen weißen Düsenjet starten. König Mohammed VI ist gerade zum Rückflug nach Rabat gestartet, sein Tross muss mit viel Blaulicht die Strasse nehmen.
Die Kette der Polizisten steht auch entlang unserer Route nach Erfoud, sie wird dünner, je weter wir uns von der Stadt entfernen. Die Strasse folgt weiter dem Lauf des Flusses Ziz. Die Steinwüste dehnt sich bis zum Horizont aus, das Flusstal tief eingeschnitten. Unten im Tal ist eine grüne Welt. Ein Band von Palmen windet sich durch den Flusslauf. Dies sind Oasen, die wie eine Perlenkette am Fluss liegen. Auf den Dächern der Häuser liegen die saftigen Datteln zum Trocknen, die Ernte ist im vollen Gange.
Soviel Verkehr wie heute gibt es in Erfoud nur einmal im Jahr: zum großen Dattelfestival, das der König besucht hat. Die Stadt ist festlich geschmückt, allerorts hängen die marokkanischen Fahnen. Die Mauern sind frisch errötet und mit Gemälden verziert, die Landschaftsszenen aus Marokka nachstellen. Sie werden von den Einheimischen wie den Besuchern eifrig handyfotografiert und sofort nach hause gebeamt. Weniger schön dagegen die Luft. Ein dicker Smog aus Autoabgasen raubt mir den Atem. Stopp-and-Go-Verkehr durch die einzige Strasse, die nach Süden führt. Im Süden der 20.000-Einwohnerstadt Erfoud liegt aber nicht nur unser Hotel sondern auch das Festivalgelände, und dahin streben gerade nicht nur alle 20.000 Einwohner sondern auch gefühlte weitere 100.000 Besucher. Jeder hält es für selbstverständlich, mit dem Auto direkt vor dem Eingang der großen Zelte zu parken. Und wer kein Auto hat, ist mit dem Fahrrad oder zu Fuss auf dieser Strasse unterwegs. Machtlos stehen die Polizisten in diesem Chaos, ihre Pfeifsignale verhallen im Verkehrsgetümmel und wir mitten drin. Wer zaudert, kommt nicht vorwärts. In diesem Chaos beginnt selbst Ibrahim, seine arabische Gelassenheit zu verlieren.
Soviel Verkehr wie heute gibt es in Erfoud nur einmal im Jahr: zum großen Dattelfestival, das der König besucht hat. Die Stadt ist festlich geschmückt, allerorts hängen die marokkanischen Fahnen. Die Mauern sind frisch errötet und mit Gemälden verziert, die Landschaftsszenen aus Marokka nachstellen. Sie werden von den Einheimischen wie den Besuchern eifrig handyfotografiert und sofort nach hause gebeamt. Weniger schön dagegen die Luft. Ein dicker Smog aus Autoabgasen raubt mir den Atem. Stopp-and-Go-Verkehr durch die einzige Strasse, die nach Süden führt. Im Süden der 20.000-Einwohnerstadt Erfoud liegt aber nicht nur unser Hotel sondern auch das Festivalgelände, und dahin streben gerade nicht nur alle 20.000 Einwohner sondern auch gefühlte weitere 100.000 Besucher. Jeder hält es für selbstverständlich, mit dem Auto direkt vor dem Eingang der großen Zelte zu parken. Und wer kein Auto hat, ist mit dem Fahrrad oder zu Fuss auf dieser Strasse unterwegs. Machtlos stehen die Polizisten in diesem Chaos, ihre Pfeifsignale verhallen im Verkehrsgetümmel und wir mitten drin. Wer zaudert, kommt nicht vorwärts. In diesem Chaos beginnt selbst Ibrahim, seine arabische Gelassenheit zu verlieren.
Das Hotel ist im Stil einer Kasbah gebaut und die Atmosphäre von Tausendundeine Nacht umhüllt uns im Inneren. Kaum angekommen werden wir mit Tee, Säften und Mandelspezereien empfangen. Die marokkanische Küche ist ohne die Mandel undenkbar. Dem Gast wird sie geröstet, im Gebäck oder gar als Trank angeboten. Kaum ein Gericht, bei dem sie nicht mindestens eine Nebenrolle spielt und in der Amlou, einer süßen Streichpaste, geht sie eine Ehe mit dem edelsten aller Speiseöle ein, dem Arganöl. In den Märchen von Tausend und eine Nacht geschehen ja auch wundersame Dinge. Aber die Technik ist leider davon noch nicht erfasst. Die selbstverständlich kostenlose Internetleitung geht pünktlich um 22:00 Uhr zu Bett, die Kilobytes müssen bis morgen früh warten, bevor sie wieder auf dem fliegenden Teppich nach Europa gebracht werden.
Die Wüste lebt
Wer behauptet, dass es kein Leben in der Wüste gibt, war noch nie dort, zumindest nicht in Erfoud. Die Wüste lebt! Ich kann es schon nach wenigen Stunden bestätigen. Pro Kubikmeter gibt es mindestens 500 Lebewesen, 499 davon sind Fliegen. Ich wünsche mir vom ersten Moment an, ein Sultan zu sein mit einem Bediensteten mit Palmwedel. Gewiß, es stärkt meine Armmuskeln enorm, wenn ich selbst dauernd mit dem Arm wedele, aber diese Plagegeister sind pfiffiger als ich, lassen meine Hand ins Leere schlagen und kitzeln mich derweil schon wieder an der Nase. Aber immerhin stechen sie nicht, soweit das Positive.
Berber beim Ausritt
Was den Australiern ihr Ayers Rock ist den Marokkanern ihr Erg Chebbi. Am frühen Nachmittag besteigen wir die Jeeps vor unserem Hotel und fahren südostwärts. Langsam nimmt der Wohlstandsmüll entlang der Strasse ab. Unvermittelt endet plötzlich der Teer und wir fahren auf die Piste, immer den Spuren anderer Fahrzeuge nach. Eigentlich ist es egal, ob man den Spuren folgt.
Die Piste ist zwar anfangs mit gelb-grünen Stangen markiert, später folgen kleine Steinhaufen und sandgefüllte Wasserflaschen. Aber der Boden ist absolut eben mit kleinen Steinen übersät und die Jeeps fahren bis zu 80 km/h. Vor tieferen Bodenwellen bremsen die Fahrer mit Rücksicht auf die europäischen Mitfahrer, die Rallye Paris-Dakar würde hier ganz andere Geschwindigkeiten vorlegen. Weit geht der Blick, Berge in der Ferne scheinen greifbar und sind doch viele Dutzend Kilometer entfernt. Es mutet seltsam an, wenn ab und zu aus einer kleinen Staubfahne sich ein Moped mit einem turbanbewehrten Berber herausschält und in vielen Hundert Meter Entfernung an uns vorbei einem uns unbekannten Ziel zufährt. An kleinen vertrockneten Grasbüschen sammelt sich rötlicher Sand, den der Wind herbeiträgt und manchmal hat er sich auch schon zu einer kleinen Düne im großen Steinmeer gesammelt. In der Ferne tauchen langgezogene rote Dünen auf, wir nähern uns unserem Ziel.
Leider macht uns die Sonne nicht den Gefallen, den Erg Chebbi, wie diese Sanddünen heissen, in warmes Abendlicht zu tauchen, sie hüllt sich in einen hellen Schleier, als wir durch das Tor der einer Kasbah nachgebauten Herberge fahren. Über 30 Kilometer erstreckt sich diese Dünenlandschaft. Nun trinke ich erst mal einen marokkanischen Tee und bewundere die bis zu 150 Meter hohen Dünen, die genauso aussehen, wie man sich eine Wüste vorstellen mag. Doch nur ein kleiner Prozentsatz der marokkanischen Sahara besteht aus Sanddünen, der größte Teil ist eine Steinwüste, so wie wir es seit gestern Mittag kennen gelernt haben. Unterhalb der ersten großen Düne sind Zelte im Geviert aufgebaut, dort werden wir die Nacht verbringen.
Die Piste ist zwar anfangs mit gelb-grünen Stangen markiert, später folgen kleine Steinhaufen und sandgefüllte Wasserflaschen. Aber der Boden ist absolut eben mit kleinen Steinen übersät und die Jeeps fahren bis zu 80 km/h. Vor tieferen Bodenwellen bremsen die Fahrer mit Rücksicht auf die europäischen Mitfahrer, die Rallye Paris-Dakar würde hier ganz andere Geschwindigkeiten vorlegen. Weit geht der Blick, Berge in der Ferne scheinen greifbar und sind doch viele Dutzend Kilometer entfernt. Es mutet seltsam an, wenn ab und zu aus einer kleinen Staubfahne sich ein Moped mit einem turbanbewehrten Berber herausschält und in vielen Hundert Meter Entfernung an uns vorbei einem uns unbekannten Ziel zufährt. An kleinen vertrockneten Grasbüschen sammelt sich rötlicher Sand, den der Wind herbeiträgt und manchmal hat er sich auch schon zu einer kleinen Düne im großen Steinmeer gesammelt. In der Ferne tauchen langgezogene rote Dünen auf, wir nähern uns unserem Ziel.
Leider macht uns die Sonne nicht den Gefallen, den Erg Chebbi, wie diese Sanddünen heissen, in warmes Abendlicht zu tauchen, sie hüllt sich in einen hellen Schleier, als wir durch das Tor der einer Kasbah nachgebauten Herberge fahren. Über 30 Kilometer erstreckt sich diese Dünenlandschaft. Nun trinke ich erst mal einen marokkanischen Tee und bewundere die bis zu 150 Meter hohen Dünen, die genauso aussehen, wie man sich eine Wüste vorstellen mag. Doch nur ein kleiner Prozentsatz der marokkanischen Sahara besteht aus Sanddünen, der größte Teil ist eine Steinwüste, so wie wir es seit gestern Mittag kennen gelernt haben. Unterhalb der ersten großen Düne sind Zelte im Geviert aufgebaut, dort werden wir die Nacht verbringen.
Ein weiter Wolkenring, so wie ich es noch nie gesehen habe, umspannt den halben Himmel, aussen herum sind Schäfchenwolken, aber im Zentrum steht hell der Mond. Es sieht aus, als habe Petrus mit Kreide einen großen Kreis rund um den Mond gezogen. Dumpf dröhnt die große Trommel aus den Speisesaal der Kasbah, jede der 10 kleineren hat einen anderen Ton, aber zusammen ergeben sie von den beiden Berbern geschlagen eine rythmische Melodie, die mitreisst. Etwas Folklore zum Abschluss des Abendessens, bevor Ruhe einkehrt.
Der Wind weckt mich gegen 5:00 Uhr in aller Frühe. Die Decken, aus denen das Zelt besteht, bewegen sich und ein leiser Hauch weht über mein Gesicht. Es ist noch dunkel, aber erstaunlich mild. In der Ferne ruft ein einsamer Kauz. Ich schäle mich aus der Lage von drei dicken Wolldecken, rücke die Knochen meines Kreuzes zurecht und betrachte den Sternenhimmel.
Ich glaube, den Großen Wagen zu erkennen, aber eine Wette würde ich bei meinen astronomischen Kenntnissen nicht unbedingt abschliessen. Langsam zieht eine Schafsherde über den Himmel und nimmt mir die Sicht auf die Sterne. Ich setze mich auf einen Hocker und beobachte, wie von Osten her die Helligkeit auf mich zukriecht. Langsam färben sich die himmlischen Schafsfelle in einem tiefen Rot, werden langsam zu einem intensiven tiefen Violett und lassen für wenige Momente den Himmel erglühen. Ich bin noch alleine, die friedliche Stille erfasst mich.
Der feine Sand knirscht zwischen den Zähnen, heute brauche ich wohl keine Zahnpasta zum Reinigen der Zähne, dafür viel Wasser zum Spülen. Das Himmelsfeuer ist schon erloschen, als mein Dromedar sich ruckartig erhebt. Erst geht es hinten steil hoch und ich nach vorne, dann steigt es vorne hoch und ich nach hinten und schließlich zum zweiten Mal hinten. Dromedare haben zwei Kniegelenke. Ich weiss schon, wie ich mich festhalten und die Bewegung mitmachen muss, um nicht bei diesem Manöver herunterzufallen, es ist ja nicht mein erster Ritt auf dem Wüstenschiff. Mit der fortschreitenden Dämmerung reiten wir in die Dünen hinein. Die Spur eines kleinen Säugetieres zieht sich quer, ebenso wie die Spuren von Geländewagen. Eigentlich ist es verboten, mit dem Geländewagen in die Dünen zu fahren, nur Quads sind erlaubt. Aber so mancher Städter nimmt es sich heraus, am Wochenende seine Familie zum Picknick hierher zu bringen und als Dank dafür den Müll liegen zu lassen. Die Berber rund um den Erg Chebbi sind darüber "not amused", wie einer sagt, denn sie leben von der unberührten Natur und dem Tourismus. Aber Allah und die Staatsgewalt sind fern.
Um die aufgehende Sonne sehen zu können, müssen wir die Dünen zu Fuss hoch steigen. Leichter gesagt als getan. Es ist ein ganz feiner Sand, so wie man ihn von der zerbrochenen Eieruhr her kennt. Auf der windabgewandten Seite ist er ganz locker, die Füsse sinken tief ein und Ali Baba rutscht immer wieder stehend zurück. Doch oben auf dem Sandkamm, dort, wo der Wind den Sand hochgeblasen und nun wieder fallen lässt, wo feine Sandfahnen wehen, dort krallen sich die Sandkörner ineinander, bilden eine feste Oberfläche und ich laufe wie auf planiertem Boden. Die Gruppe marschiert postkartengerecht über den Dünenkamm.
Die Sonne sehe ich nicht, eine hohe Düne liegt noch zwischen ihr und mir. Aber ihre flach einfallenden Strahlen beleuchten schon die ersten Dünen, zeichnen die Konturen höher gelegener Dünen nach und lassen ganze Dünenwände in sanftem Licht aufstrahlen. In den wenigen Momenten des Sonnenaufgangs wandelt sich das Licht des Sandes von Kardinalsrot in warmes Gelb, ein faszinierend schönes Farbenspiel, das die Sonne in den Sand malt, vergänglich wie die Form der Dünen im Wind und doch einprägsam in seiner Intensität und Einmaligkeit. Ich fülle mir etwas Saharasand in einen kleinen Beutel und reite mit unserer Karawane zurück zum Frühstück. Aus den Schuhen schüttele ich erst mal ausreichend Sand, um ein ganzes Haus zu bauen.
Ich glaube, den Großen Wagen zu erkennen, aber eine Wette würde ich bei meinen astronomischen Kenntnissen nicht unbedingt abschliessen. Langsam zieht eine Schafsherde über den Himmel und nimmt mir die Sicht auf die Sterne. Ich setze mich auf einen Hocker und beobachte, wie von Osten her die Helligkeit auf mich zukriecht. Langsam färben sich die himmlischen Schafsfelle in einem tiefen Rot, werden langsam zu einem intensiven tiefen Violett und lassen für wenige Momente den Himmel erglühen. Ich bin noch alleine, die friedliche Stille erfasst mich.
Der feine Sand knirscht zwischen den Zähnen, heute brauche ich wohl keine Zahnpasta zum Reinigen der Zähne, dafür viel Wasser zum Spülen. Das Himmelsfeuer ist schon erloschen, als mein Dromedar sich ruckartig erhebt. Erst geht es hinten steil hoch und ich nach vorne, dann steigt es vorne hoch und ich nach hinten und schließlich zum zweiten Mal hinten. Dromedare haben zwei Kniegelenke. Ich weiss schon, wie ich mich festhalten und die Bewegung mitmachen muss, um nicht bei diesem Manöver herunterzufallen, es ist ja nicht mein erster Ritt auf dem Wüstenschiff. Mit der fortschreitenden Dämmerung reiten wir in die Dünen hinein. Die Spur eines kleinen Säugetieres zieht sich quer, ebenso wie die Spuren von Geländewagen. Eigentlich ist es verboten, mit dem Geländewagen in die Dünen zu fahren, nur Quads sind erlaubt. Aber so mancher Städter nimmt es sich heraus, am Wochenende seine Familie zum Picknick hierher zu bringen und als Dank dafür den Müll liegen zu lassen. Die Berber rund um den Erg Chebbi sind darüber "not amused", wie einer sagt, denn sie leben von der unberührten Natur und dem Tourismus. Aber Allah und die Staatsgewalt sind fern.
Um die aufgehende Sonne sehen zu können, müssen wir die Dünen zu Fuss hoch steigen. Leichter gesagt als getan. Es ist ein ganz feiner Sand, so wie man ihn von der zerbrochenen Eieruhr her kennt. Auf der windabgewandten Seite ist er ganz locker, die Füsse sinken tief ein und Ali Baba rutscht immer wieder stehend zurück. Doch oben auf dem Sandkamm, dort, wo der Wind den Sand hochgeblasen und nun wieder fallen lässt, wo feine Sandfahnen wehen, dort krallen sich die Sandkörner ineinander, bilden eine feste Oberfläche und ich laufe wie auf planiertem Boden. Die Gruppe marschiert postkartengerecht über den Dünenkamm.
Die Sonne sehe ich nicht, eine hohe Düne liegt noch zwischen ihr und mir. Aber ihre flach einfallenden Strahlen beleuchten schon die ersten Dünen, zeichnen die Konturen höher gelegener Dünen nach und lassen ganze Dünenwände in sanftem Licht aufstrahlen. In den wenigen Momenten des Sonnenaufgangs wandelt sich das Licht des Sandes von Kardinalsrot in warmes Gelb, ein faszinierend schönes Farbenspiel, das die Sonne in den Sand malt, vergänglich wie die Form der Dünen im Wind und doch einprägsam in seiner Intensität und Einmaligkeit. Ich fülle mir etwas Saharasand in einen kleinen Beutel und reite mit unserer Karawane zurück zum Frühstück. Aus den Schuhen schüttele ich erst mal ausreichend Sand, um ein ganzes Haus zu bauen.
grosse Maulwurfshügel in der Wüste
Maulwürfe von der Grösse eines Kleinwagens müssen die Erdhügel hochgeworfen haben, die entlang der Landstrasse in langen Reihen stehen. Abdul klärt uns auf. Es sind die Belüftungsschächte für die Sklaven, welche im 16. Jahrhundert unterirdische Wasserleitungen gegraben haben, die das wertvolle Wasser von den Quellen im Antiatlas zu den Oasen gebracht haben. Der Antiatlas ist das älteste der drei Atlasgebirge, aber auch das niedrigste. Im Laufe der Jahrmillionen haben Wind und Wasser, Hitze und Kälte und der Wind den harten Stein in immer kleinere Brocken gespalten, bis er zum feinen Sand am Erg Chebbi aufgeworfen wurde.
Wasser ist überlebenswichtig in der Wüste, das kennt man aus jedem Film. Die Wüste birgt auch Schätze, sowohl Bodenschätze als auch landwirtschaftliche. Aber die großen Städte ziehen die jungen Männer magnetisch an. Um die Landflucht zu stoppen, hat die Regierung im Hohen Atlas Staudämme gebaut und leitet nun über unterirdische Leitungen Wasser in die Wüste. Ob es ein probates Mittel gegen die Landflucht ist, muss sich noch zeigen.
Wasser ist überlebenswichtig in der Wüste, das kennt man aus jedem Film. Die Wüste birgt auch Schätze, sowohl Bodenschätze als auch landwirtschaftliche. Aber die großen Städte ziehen die jungen Männer magnetisch an. Um die Landflucht zu stoppen, hat die Regierung im Hohen Atlas Staudämme gebaut und leitet nun über unterirdische Leitungen Wasser in die Wüste. Ob es ein probates Mittel gegen die Landflucht ist, muss sich noch zeigen.
Durch die Schluchten des Atlas
Foto: Winfried Reiter
Ein Trommler in alter Tracht schlägt sein Instrument und sofort bildet sich auf dem Marktplatz von Tinerhir ein Kreis von Neugierigen um ihn. Erst glauben wir, dass wieder ein Quacksalber seine Medizin an die Dummen bringen will. Aber es sind drei junge Artisten, die Salto schlagen, aufeinander Handstand machen und mit immer neuen Kunststücken das Publikum zum Applaudieren bringen. Eigentlich wollte ich nur ein Brot kaufen und habe den Fotoapparat im Bus gelassen, eine Dummheit, die ich jetzt bereue. Winni muss daher ein paar Fotos für mich machen, die Artisten lassen uns dafür ein paar Münzen in ihre Mützen klimpern, was ich gerne mache. Die Quacksalber sitzen gleich daneben. Sie bieten Stärkungsmittel für die Potenz des Mannes an, der Vogel Strauss liefert die Zutaten.
Tinerhir ist eine der 41 Provinzhauptstädte im Land. Hier mündet das Tohdra-Tal, durch das wir nun wandern. Die Talsohle ist eine einzige, vierzehn Kilometer lange Oase. Es ist auch eine besondere Touristenattraktion, denn allenthalben werden Unterkünfte in Gästehäusern, Bed-and-Breakfast und Pensionen angeboten. Durch den beengten Raum wurde in den Oasen eine einmalige Form der intensiven Landwirtschaft entwickelt. Mit Blick von oben sieht man eigentlich nur die Dattelpalmen, aber es sind zwei weitere landwirtschaftliche Ebenen darunter, der bodengebundene Gemüse- und Getreideanbau und dazwischen die niederen Bäume und Büsche wie Mandel-, Granatapfel-, Feigen- und Olivenbäume und sicher noch einige mehr, die ich nicht identifizieren kann. Unser Weg führt über schmale Pfade durch die Felder, entlang der Bewässerungskanäle. Wir überqueren den Fluss auf halbierten Palmenstämmen und abenteuerlichen Brücken und durchwandern einige Ksar, das sind befestigte Dörfer. Das Tal wird von steinernen Wänden von gut und gerne zwei- bis vierhundert Meter Höhe eingeschlossen, die sich immer weiter nähern, je höher wir wandern. Ich lerne, den Wert meiner Wanderschuhe zu schätzen.
Salem Aleikum. Immer wieder begegnen wir Bäuerinnen mit großen Beuteln voller Futter für Esel und Ziegen auf dem Rücken, auch Bauern mit einer breiten Hacke auf der Schulter und dem Handy in der Hand oder einfach nur einem jungen Mann auf dem Weg zur Landstrasse in der Hoffnung, dass bald ein Sammeltaxi hält, das ihn in die Stadt mitnimmt. Wir folgen den Wirtschaftswegen der Oase. Nein, sie sind nicht breit geteert wie bei uns, es sind schmale Trampelpfade, die den Bewässerungskanälen folgen, eigentlich ihre Begrenzung sind, schmal und bisweilen hart an der Uferböschung, die drei Meter tief abfällt, unterspült und manchmal schon abgebrochen ist, so dass der Weg dann quer durchs Feld führt. Jeder Quadratzentimeter Boden ist hier wertvoll und bepflanzt, kostbarer Boden der Früchte trägt. Wie Begrenzungsstangen steht der Brokkoli am Rande jedes kleinen Feldes.
Tinerhir ist eine der 41 Provinzhauptstädte im Land. Hier mündet das Tohdra-Tal, durch das wir nun wandern. Die Talsohle ist eine einzige, vierzehn Kilometer lange Oase. Es ist auch eine besondere Touristenattraktion, denn allenthalben werden Unterkünfte in Gästehäusern, Bed-and-Breakfast und Pensionen angeboten. Durch den beengten Raum wurde in den Oasen eine einmalige Form der intensiven Landwirtschaft entwickelt. Mit Blick von oben sieht man eigentlich nur die Dattelpalmen, aber es sind zwei weitere landwirtschaftliche Ebenen darunter, der bodengebundene Gemüse- und Getreideanbau und dazwischen die niederen Bäume und Büsche wie Mandel-, Granatapfel-, Feigen- und Olivenbäume und sicher noch einige mehr, die ich nicht identifizieren kann. Unser Weg führt über schmale Pfade durch die Felder, entlang der Bewässerungskanäle. Wir überqueren den Fluss auf halbierten Palmenstämmen und abenteuerlichen Brücken und durchwandern einige Ksar, das sind befestigte Dörfer. Das Tal wird von steinernen Wänden von gut und gerne zwei- bis vierhundert Meter Höhe eingeschlossen, die sich immer weiter nähern, je höher wir wandern. Ich lerne, den Wert meiner Wanderschuhe zu schätzen.
Salem Aleikum. Immer wieder begegnen wir Bäuerinnen mit großen Beuteln voller Futter für Esel und Ziegen auf dem Rücken, auch Bauern mit einer breiten Hacke auf der Schulter und dem Handy in der Hand oder einfach nur einem jungen Mann auf dem Weg zur Landstrasse in der Hoffnung, dass bald ein Sammeltaxi hält, das ihn in die Stadt mitnimmt. Wir folgen den Wirtschaftswegen der Oase. Nein, sie sind nicht breit geteert wie bei uns, es sind schmale Trampelpfade, die den Bewässerungskanälen folgen, eigentlich ihre Begrenzung sind, schmal und bisweilen hart an der Uferböschung, die drei Meter tief abfällt, unterspült und manchmal schon abgebrochen ist, so dass der Weg dann quer durchs Feld führt. Jeder Quadratzentimeter Boden ist hier wertvoll und bepflanzt, kostbarer Boden der Früchte trägt. Wie Begrenzungsstangen steht der Brokkoli am Rande jedes kleinen Feldes.
Nach eineinhalb Stunden stehen wir vor dem Eingang der Schlucht, die die Touristen anzieht. Nun hat nur noch der Fluss Platz zwischen den Felswänden, die Strasse ist der Einfachheit halber in den Fluss gebaut, was an den meisten Tagen kein Problem ist. Aber bei Hochwasser müssen die Autos draussen bleiben. Heute ist kein Hochwasser und so können wir die Wanderung fortsetzen bis zu unserem Gästehaus, das hochwassergeschützt am Prallhang steht.
Die beiden schönen Tage sind jetzt nur noch durch eins zu toppen, eine warme Dusche, die den Staub von Körper und den Sand zwischen den Zehen wegschwemmt. Und während ich diese Zeilen auf der Terrasse schreibe kommt der Rezeptionist und bittet mich herein, im Inneren gibt es W-LAN, kostenlos selbstverständlich und zum Abendessen eine Gasheizung für den Rücken.
Die beiden schönen Tage sind jetzt nur noch durch eins zu toppen, eine warme Dusche, die den Staub von Körper und den Sand zwischen den Zehen wegschwemmt. Und während ich diese Zeilen auf der Terrasse schreibe kommt der Rezeptionist und bittet mich herein, im Inneren gibt es W-LAN, kostenlos selbstverständlich und zum Abendessen eine Gasheizung für den Rücken.
Oberhalb der Schlucht liegt das Städtchen Immilchil. Einst lebten hier zwei junge Menschlein vom Stamme der Ait Haddidou. Wie es nun mal im Leben so ist, laufen sie sich über den Weg, sehen sich in die Augen und sind Hals über Kopf ineinander verliebt. Sie bitten ihre Väter um die Erlaubnis, zu heiraten. Doch die beiden Väter sind als Stammesfürsten sich nicht einander hold und verbieten die Hochzeit. Die beiden jungen Menschlein waren darüber so traurig, dass sie Tag und Nacht weinten. Und aus ihren Tränen bildeten sich zwei Flüsse, die sich zu dem Fluss Todhra vereinten. Der eine Fluss heisst heute Tisslist, der andere Issli, auf Deutsch Braut und Bräutigam. Zur Erinnerung an diese traurige Geschichte findet jedes Jahr im September in Immilchil ein Heiratsmarkt statt. Dort treffen sich die jungen Menschen der beiden Stämme und suchen sich ihre Lebenspartner aus. Und da es - wie man ja weiss - nicht immer die richtige Wahl ist, dürfen sie es bis zu 25 Mal hintereinander machen, jedes Jahr aufs Neue. Das Spiel von Hochzeit und Scheidung gilt auch heute noch. Wie oft es im Einzelfall tatsächlich stattfindet, wurde mir leider nicht überliefert. Ich kann es auch nicht erforschen, wir haben ja November.
Eine kleine Strasse führt von Immilchil in die Dadesschlucht. Wir können den kurzen Weg leider nicht nehmen, da er nur mit Geländewagen zu bewältigen ist. Also führt unsere Fahrt wieder durch die weite Ebene zwischen Antiatlas und Atlas. Unvermittelt steht plötzlich eine gemauerte Wegmarkierung, einem Tor nachempfunden, am Wegesrand. Wir haben diese Tore schon häufig gesehen. Sie markieren die Grenze zur nächsten Provinz. Über dem Tor spannt sich das herrliche Panorama des schneebedeckten Hohen Atlas.
Die Strasse führt wieder durch eine menschenleere karge Landschaft. Neben dem Stoppschild zählt das Warnschild vor Überschwemmungen zu den häufigsten Verkehrsschildern. Das mutet in dieser trockenen Öde zwar seltsam an, aber wenn es in den Bergen regnet, kommen durch die Trockentäler ohne Warnung Sturzfluten, die alles wegschwemmen. Dann heisst es vor der Furt zu warten, bis die Flut verebbt ist. Wer hier lebt, lernt schon früh geduldig zu sein. Berber sind geduldige Menschen. Neben den Flusstälern sind die Überlandstrassen die Lebensadern in dieser menschenleeren Landschaft. Hier trifft man sich an der Abzweigung der Piste zur Landstrasse, um auf den Bus oder ein Sammeltaxi zu warten oder auch einfach nur, um zu sehen, wer und was da gerade lang fährt, damit man im Dort was zu erzählen hat. Viel gibt es nicht zu erzählen, denn es gibt wenig Verkehr, nach Süden wie nach Osten erstrecken sich ein paar tausend Kilometer Wüste.
Die Strasse führt wieder durch eine menschenleere karge Landschaft. Neben dem Stoppschild zählt das Warnschild vor Überschwemmungen zu den häufigsten Verkehrsschildern. Das mutet in dieser trockenen Öde zwar seltsam an, aber wenn es in den Bergen regnet, kommen durch die Trockentäler ohne Warnung Sturzfluten, die alles wegschwemmen. Dann heisst es vor der Furt zu warten, bis die Flut verebbt ist. Wer hier lebt, lernt schon früh geduldig zu sein. Berber sind geduldige Menschen. Neben den Flusstälern sind die Überlandstrassen die Lebensadern in dieser menschenleeren Landschaft. Hier trifft man sich an der Abzweigung der Piste zur Landstrasse, um auf den Bus oder ein Sammeltaxi zu warten oder auch einfach nur, um zu sehen, wer und was da gerade lang fährt, damit man im Dort was zu erzählen hat. Viel gibt es nicht zu erzählen, denn es gibt wenig Verkehr, nach Süden wie nach Osten erstrecken sich ein paar tausend Kilometer Wüste.
Kasbah in der Dades-Schlucht
Neben lehmbraun ist altrosa die beherrschende Farbe der Ortschaften. Letztere findet man vor allem an den neugebauten Häusern. Beide Farben passen sich der sie umgebenden Landschaft an und bilden ein einheitliches Ortsbild. Die neuen Häuser haben arabische Stilelemente, Arkaden im Erdgeschoss zum Schutz vor der sommerlichen Hitze, weiße Fensterumrandungen mit maurischen Abschlüssen, mehr oder weniger kunstvoll geschmiedete Gitter vor den Fenstern und kleine Zinnen am Dach. Die Berber waren die ersten, die Marokko besiedelt haben. Sie selbst bezeichnen sich als Amzirin, als „freie Menschen“. Während die Araber in der fruchtbaren Landschaft zwischen Atlantik und dem Atlasgebirge leben, sind die Berber in ihren angestammten Gebieten in den Höhen des Atlas und der Sahara geblieben. Sie leben in unabhängigen Stammesgemeinschaften. Das einzige, was sie eint, sind ihre Stammesdialekte, drei an der Zahl, und ihre gemeinsame Herkunft im Dunkel der Geschichte. Zu einer einheitlichen Nation haben sie sich nie zusammengefunden, zu sehr lieben sie die Freiheit.
Die Kasbahs, wie ihre Lehmburgen genannt werden, ziehen sich wie eine Perlenkette durch die fruchtbaren Täler des Antiatlas. Die Kashbas sind mehrstöckige befestigte Häuser, die sich die Berberfürsten gebaut haben. Sie sind quadratisch gebaut mit Türmen an den Ecken. Wichtige Fürsten bauten größere Komplexe, die eine Stadt in sich waren. Wind und bisweilen auch Wasser nagen im Laufe der Jahrzehnte an den Lehmziegeln. Viele Kasbahs verfallen, die Bewohner bauen sich daneben neue, witterungsbeständige Häuser. Man hat aber den Wert der alten Gebäude zu schätzen gelernt, renoviert die Ruinen und bietet sie als Gästehaus an.
Die Kasbahs, wie ihre Lehmburgen genannt werden, ziehen sich wie eine Perlenkette durch die fruchtbaren Täler des Antiatlas. Die Kashbas sind mehrstöckige befestigte Häuser, die sich die Berberfürsten gebaut haben. Sie sind quadratisch gebaut mit Türmen an den Ecken. Wichtige Fürsten bauten größere Komplexe, die eine Stadt in sich waren. Wind und bisweilen auch Wasser nagen im Laufe der Jahrzehnte an den Lehmziegeln. Viele Kasbahs verfallen, die Bewohner bauen sich daneben neue, witterungsbeständige Häuser. Man hat aber den Wert der alten Gebäude zu schätzen gelernt, renoviert die Ruinen und bietet sie als Gästehaus an.
Zentrum der Strasse der Kashbas ist die Stadt Ouarzazate. Die archaische Landschaft und die Kulisse der Kasbahs findet sich schon früh in berühmten Filme wie „Lawrence von Arabien“. Da sich damit Knowhow vor Ort angesammelt hat, ist hier eine Filmindustrie entstanden, die zu einem wichtigen Erwerbszweig von Ouarzazate geworden ist. In mehreren Filmstudios entstanden Filme wie "Asterix und Obelix", "Der Legionär", "Sodom und Gomorrha", "Babel", "Gladiator", "Abraham", "Die Mumie" und "Genesis", aber auch Werke, die wahrlich absolut nichts mit Marokko und Afrika zu tun haben, wie „Sex in the City 2“. Die Filmindustrie ist allgegenwärtig, ob im Hotel, in dem der Filmthron einer afrikanischen Königin im Foyer steht, oder am Stadtausgang Richtung Marrakesh, wo der Verkehrskreisel von einer Weltkugel mit einem stilisierten Kinoprojektor gekrönt ist.
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Eine der ältesten und schönsten Kasbahs ist die von Ait Benhaddou. Sie liegt am Fluss Asif Ounla, dort, wo die Karawanen, die aus Timbuktu kamen, den Aufstieg zur Passstrasse nach Marrakesh begannen, ideal gelegen, um hohe Zölle zu kassieren und gleichzeitig an dem Aufenthalt der Karawanen zu verdienen. Es ist eigentlich nicht eine Kasbah, sondern eine ganze Ansammlung, da 10 Familien in dem Ksar lebten. Oberhalb der Kasbah liegt der Speicher, eine Befestigungsanlage mit einem Schloss mit zehn verschiedenen Schlüsseln. Jede Familie besaß einen davon, aber nur wenn alle zehn Schlüssel gleichzeitig ins Schloss gesteckt und gedreht wurden, konnte das Tor geöffnet werden. Das sorgte automatisch dafür, dass es zwischen den einzelnen Speichern keine unbeabsichtigten Getreidewanderungen gab. Als im letzten Jahrhundert die Bedeutung der Kasbahs und der Strassenkontrolle abnahm, verliessen viele Familien den Ort. Die Kasbah begann zu verfallen. Erst die Filmleute entdeckten sie wieder und drehten dort unter anderem den Film "Ali Baba und die 40 Räuber".
Heute weiss ich, was dieser Titel bedeutet. Ali Baba, das ist der weissbärtige deutsche Tourist und die 40 Räuber, das sind die Strassenhändler, die in jeder Türöffnung und hinter jeder Ecke der Kasbah lauern und ihre Waren dem Ali Baba andrehen wollen: "Schau hier, ganz billig, "Komm, ich mache dir einen guten Preis", "ein Turbanschal aus Agavenseide nur für dich, Ali Baba". Es ist schier unmöglich, ihnen zu entgehen, zu eng sind die Gassen.
Auch eine alte Bäuerin hat einen pfiffigen Trick ersonnen, um ein Bakschisch von den Touristen zu erhalten. Sie hat sich ein Bündel Reisig auf den Rücken geschnallt und wandert nun den touristischen Laufsteg auf und ab. Sobald ein Tourist kommt, bietet sie ihm an, sich fotografieren zu lassen, gegen Bakschisch natürlich. Vom Fenster des gegenüberliegenden Restaurants können wir sie bei ihren erfolgreichen Versuchen beobachten.
Heute ist die Kasbah zum Weltkulturerbe erhoben. Die Regierung hat eine Fußgängerbrücke über den Fluss gebaut, hilft bei der Restaurierung der Gebäude und hofft nun, dass die Bewohner zurückkehren.
Heute weiss ich, was dieser Titel bedeutet. Ali Baba, das ist der weissbärtige deutsche Tourist und die 40 Räuber, das sind die Strassenhändler, die in jeder Türöffnung und hinter jeder Ecke der Kasbah lauern und ihre Waren dem Ali Baba andrehen wollen: "Schau hier, ganz billig, "Komm, ich mache dir einen guten Preis", "ein Turbanschal aus Agavenseide nur für dich, Ali Baba". Es ist schier unmöglich, ihnen zu entgehen, zu eng sind die Gassen.
Auch eine alte Bäuerin hat einen pfiffigen Trick ersonnen, um ein Bakschisch von den Touristen zu erhalten. Sie hat sich ein Bündel Reisig auf den Rücken geschnallt und wandert nun den touristischen Laufsteg auf und ab. Sobald ein Tourist kommt, bietet sie ihm an, sich fotografieren zu lassen, gegen Bakschisch natürlich. Vom Fenster des gegenüberliegenden Restaurants können wir sie bei ihren erfolgreichen Versuchen beobachten.
Heute ist die Kasbah zum Weltkulturerbe erhoben. Die Regierung hat eine Fußgängerbrücke über den Fluss gebaut, hilft bei der Restaurierung der Gebäude und hofft nun, dass die Bewohner zurückkehren.
Vor dem Restaurant warten schon die Geländewagen auf uns. Die alte Karawanenstrasse hat ausgedient, eine neue Strasse führt über ein Seitental zum Pass. Doch wir wollen dem alten Karawanentreck folgen durch die wilde Schlucht. Wie bei vielen Strassen, die auf der Landkarte gelb eingezeichnet sind, ist auch diese nur einspurig geteert, die Bankette sind befestigt. Begegnen sich zwei Fahrzeuge, dann wird das Nervenspiel gespielt. Nur wer die besseren Nerven hat, darf den Teerstreifen weiter befahren, der andere muss dann in den Staub ausweichen. Tief in der Schlucht zieht sich das grüne Band der Bäume, am Rand der Schlucht die alten Ortschaften. Man kann sich gut vorstellen, wie schwer der Weg der Karawanen über das Gebirge war.
Kurz vor der Passhöhe machen wir noch eine Gesundheitspause, so nennt Abdul das System der Ver- und Entsorgung und des Gliederzurechtrückens nach stundenlanger Fahrt. 2260 Meer ist der Pass hoch und die abschliessende Abfahrt abenteuerlich. Selbst die Strasse krallt sich auf dem steilen Weg nach unten fest an den Felsen. Nun sind es nur noch 100 Kilometer bis Marrakesh.
Kurz vor der Passhöhe machen wir noch eine Gesundheitspause, so nennt Abdul das System der Ver- und Entsorgung und des Gliederzurechtrückens nach stundenlanger Fahrt. 2260 Meer ist der Pass hoch und die abschliessende Abfahrt abenteuerlich. Selbst die Strasse krallt sich auf dem steilen Weg nach unten fest an den Felsen. Nun sind es nur noch 100 Kilometer bis Marrakesh.
Von Gauklern, Quacksalbern und Märchenerzählern
der Jemaa-el-Fna im Licht der untergehenden Sonne
Marrakesh, ein Name der märchenhafte Fantasien auslöst. Marrakesh, eine Stadt, die Tradition und Moderne vereint. Der erste Eindruck ist der chaotische Verkehr. Wir fahren am späten Nachmittag in die Stadt. Königsplatz, Medina und Ville Nouvelle, sie reihen sich auf entlang einer langen Strasse. Unser Fahrer muss mit höchster Konzentration fahren. Rechts überholt ein Taxi um dann vor dem Bus nach links auszuscheren und dann zu bremsen, weil der Fahrer links abbiegen will. Ein Pferdekutscher galoppiert quer durch den großen Verkehrskreisel, um vor der ankommenden Autowelle die andere Seite zu erreichen, es grenzt an ein Wunder, dass es zu keinem Unfall kommt. Mopedfahrer scheren sich nicht um Fussgänger. jagen sie zur Seite, um anschliessend einen PKW zu schneiden, auf dem Moped zwei junge hübsche Mädchen, modisch gekleidet und mit wehenden Haaren, unser Fahrer schüttelt den Kopf. Und dazwischen die Fussgänger, die das Grün der Ampel für unseren Busfahrern als Gelegenheit ansehen, schnell nochmals die Strasse zu überqueren, ohne den startenden Autoverkehr eines Blickes zu würdigen. Für Fussgänger wie für Mopedfahrer gelten sowieso keine Stoppschilder und Ampeln. Jede Bewegung seines Lenkrads, jeder Tipp ans Bremspedal scheint an die Hupe unseres Busses gebunden zu sein. Und doch wundert es mich, dass der Verkehr fliesst, dass es keine Blechschäden und Unfälle gibt.
Unablässig schlagen die blaugekleideten Afrikaner ihre Trommel im dumpfen Rythmus, schon 45 Minuten lang. Es ist Nachmittag. Unablässig zieht ein Strom von Menschen über den Jemaa-el-Fna. Unablässig qualmen die Grills der Garküchen und die Töpfe der Schneckensieder auf dem linken Teil des Platzes. Und dazwischen die Schlangenbeschwörer, die sich gezielt Touristen aus dem Strom angeln, "Nur ein Foto" und schon liegt eine träge Schlange um den Hals des Verdutzten und das Geld klimpert in der Kasse. Da hat es der Berber mit dem Affen leichter, denn den Affen lassen sich modisch gekleidete Marokkanerinnen gerne auf den Arm setzen, für ein Foto natürlich. Und dazwischen jagen die Mopeds über den Platz, geschickt den Passanten ausweichend. Und über der ganzen Szenerie eine Heerschar von Parabolspiegeln auf den flachen Dächern der Medina. Und die Trommler sind unermüdlich. Immer mehr Kreise bilden sich auf dem vorderen Teil des Platzes, dort, wo keine Verkaufsstände stehen.
Es ist ein Vergnügen, hier auf der Dachterrasse des Cafe Panoramique zu sitzen und dem Treiben zuzuschauen. Die Sonne hat schon lange die Wolken des Vormittags vertrieben, ein strahlend blauer Himmel mit ein paar fotogenen weißen Wolken ist über den Platz gespannt und von den Verkaufsständen leuchten die Apfelsinen in ihrem strahlendsten Orange. Es ist ein Gewimmel wie in einem Ameisenhaufen, ein scheinbares Chaos und doch nicht ziellos. Es sind die Gegensätze, die mir hier langsam zur Gewohnheit werden: das Handy, das unter den Schador zum Telefonieren geschoben wird und damit doch einen Teil des Gesichts dem Fremden freigibt, der Berber, der kaftangekleidet mit seinem Mofa daher kommt, der zahnstummelige Alte, der mich in vier verschiedenen Sprachen anspricht, um seine Lederlampen aus Taiwan zu verkaufen. Die Sonne taucht die Szenerie in ein warmes Licht und die Trommler sind unermüdlich. Wahrscheinlich werde ich sie noch beim Einschlafen hören
Es ist ein Vergnügen, hier auf der Dachterrasse des Cafe Panoramique zu sitzen und dem Treiben zuzuschauen. Die Sonne hat schon lange die Wolken des Vormittags vertrieben, ein strahlend blauer Himmel mit ein paar fotogenen weißen Wolken ist über den Platz gespannt und von den Verkaufsständen leuchten die Apfelsinen in ihrem strahlendsten Orange. Es ist ein Gewimmel wie in einem Ameisenhaufen, ein scheinbares Chaos und doch nicht ziellos. Es sind die Gegensätze, die mir hier langsam zur Gewohnheit werden: das Handy, das unter den Schador zum Telefonieren geschoben wird und damit doch einen Teil des Gesichts dem Fremden freigibt, der Berber, der kaftangekleidet mit seinem Mofa daher kommt, der zahnstummelige Alte, der mich in vier verschiedenen Sprachen anspricht, um seine Lederlampen aus Taiwan zu verkaufen. Die Sonne taucht die Szenerie in ein warmes Licht und die Trommler sind unermüdlich. Wahrscheinlich werde ich sie noch beim Einschlafen hören
er hatte ein gutes Auge und ich ein Geldstück parat
Die Schatten werden wieder länger und die Terrasse füllt sich. Sie ist ein beliebter Platz. Damit das Cafe dennoch Umsatz macht, versperrt ein Gitter den Zugang. Es wird nur geöffnet, wenn man sein Getränk vorab bestellt und sofort bezahlt. Bald wird der Bus zum Hotel kommen. Ich reisse mich von dem bunten Bild los, denn unten warten noch leckere Datteln auf mich, die mit nach Deutschland wollen. Es ist unglaublich, wie viele verschiedene Sorten und Qualitäten es davon gibt. Am Stand gibt es "nur" 12 verschiedene Sorten, ich probiere mich durch und entscheide mich für eine mittlere Qualität, sie sind schön weich und süß, 40 Dirhams das Kilo, das entspricht etwa 3,70 Euro.
Die Schnalle meines Gürtels ist heute morgen gebrochen. Das scheint der fliegende Händler, der mich schon seit 10 Minuten verfolgt, zu wissen. 12 Euro will er für einen Ledergürtel, der Preis fällt minütlich. Ich zeige mich interessiert und lehne empört ab, 10 Euro für zwei. Was soll ich mit zwei Gürteln machen? Bei 4 Euro werden wir uns handelseinig. Er hat ein gutes Geschäft gemacht und ich einen Gürtel. Ich wechsle den Gürtel gleich und werfe den alten in den Müllkorb am Dattelstand. Ich habe den neuen noch nicht ganz umgeschnallt, als der Mülleimer schon leer ist. Hier sind überall Augen und irgendeinem Menschen wird mein alter Gürtel wohl noch eine Zeitlang gute Dienste leisten.
Gute Augen hat auch der Gaukler, der auf einem traditionellen Streichinstrument die Menschentraube um sich herum unterhält. Mit zwei weiteren erzählt er Geschichten, und immer wieder spielen sie eine gleiche Melodie zu ihren Worten, die sie bildhaft mit Mimik und Gestik begleiten. Ich verstehe nichts, aber alleine schon die Musik und die Theatralik der drei ist unterhaltsam. Er bemerkt meine Kamera, die ich in Brusthöhe halte und scheinbar unbemerkt auslöse. Ich spüre seinen kurzen Blick, und er spielt weiter. Nach einer Minute nähert er sich mir im Spiel und hält mir seinen Hut hin. Ich kenne das Spiel und habe die Münze schon zur Hand. Sein Spiel geht weiter. Nach weiteren Bogenstrichen fällt die Münze mitten im Kreis zu Boden und er fordert das gute halbe Hundert der Umstehenden auf, mehr Münzen dazu zu werfen. Sie fallen auch und jeder Tourist, der dem Ruf nicht sogleich folgt, hat den Hut vor seiner Nase. So rollt Münze zu Münze, das ist das ewige Spiel, nicht erst, seit es europäische Touristen gibt, egal ob heute oder vor 100 Jahren, denn die Gaukler leben von ihrem Spiel und je besser sie es beherrschen, desto mehr Münzen rollen. Wie sagte Abdul, unser Reiseleiter: auch Marokkaner sind Touristen, dann wenn sie von einer Stadt in eine andere reisen, um dort einen Besuch zu machen. Er hat recht.
Die Potenz des Mannes scheint ein wichtiges Thema zu sein. Schon in Tinerhir musste Vogel Strauss als Verkaufsargument herhalten. Hier auf dem Jemaa-el-Fna sind es gleich mehrere Kreise, in denen die Männer dichtgedrängt stehen. Wo sonst können sie Abbildungen von Geschlechtsorganen sehen, schön in einem Ringbuch abgeheftet und sich Wunderdinge anhören, die solch eine Creme vollbringen soll. Die Modernität des Platzes tut seiner Attraktivität keinen Abbruch. Der Jemaa-el-Fna zieht immer noch die Menschen aus nah und fern an, ein Stück Orient, das sich in die Moderne gerettet hat..
Die Schnalle meines Gürtels ist heute morgen gebrochen. Das scheint der fliegende Händler, der mich schon seit 10 Minuten verfolgt, zu wissen. 12 Euro will er für einen Ledergürtel, der Preis fällt minütlich. Ich zeige mich interessiert und lehne empört ab, 10 Euro für zwei. Was soll ich mit zwei Gürteln machen? Bei 4 Euro werden wir uns handelseinig. Er hat ein gutes Geschäft gemacht und ich einen Gürtel. Ich wechsle den Gürtel gleich und werfe den alten in den Müllkorb am Dattelstand. Ich habe den neuen noch nicht ganz umgeschnallt, als der Mülleimer schon leer ist. Hier sind überall Augen und irgendeinem Menschen wird mein alter Gürtel wohl noch eine Zeitlang gute Dienste leisten.
Gute Augen hat auch der Gaukler, der auf einem traditionellen Streichinstrument die Menschentraube um sich herum unterhält. Mit zwei weiteren erzählt er Geschichten, und immer wieder spielen sie eine gleiche Melodie zu ihren Worten, die sie bildhaft mit Mimik und Gestik begleiten. Ich verstehe nichts, aber alleine schon die Musik und die Theatralik der drei ist unterhaltsam. Er bemerkt meine Kamera, die ich in Brusthöhe halte und scheinbar unbemerkt auslöse. Ich spüre seinen kurzen Blick, und er spielt weiter. Nach einer Minute nähert er sich mir im Spiel und hält mir seinen Hut hin. Ich kenne das Spiel und habe die Münze schon zur Hand. Sein Spiel geht weiter. Nach weiteren Bogenstrichen fällt die Münze mitten im Kreis zu Boden und er fordert das gute halbe Hundert der Umstehenden auf, mehr Münzen dazu zu werfen. Sie fallen auch und jeder Tourist, der dem Ruf nicht sogleich folgt, hat den Hut vor seiner Nase. So rollt Münze zu Münze, das ist das ewige Spiel, nicht erst, seit es europäische Touristen gibt, egal ob heute oder vor 100 Jahren, denn die Gaukler leben von ihrem Spiel und je besser sie es beherrschen, desto mehr Münzen rollen. Wie sagte Abdul, unser Reiseleiter: auch Marokkaner sind Touristen, dann wenn sie von einer Stadt in eine andere reisen, um dort einen Besuch zu machen. Er hat recht.
Die Potenz des Mannes scheint ein wichtiges Thema zu sein. Schon in Tinerhir musste Vogel Strauss als Verkaufsargument herhalten. Hier auf dem Jemaa-el-Fna sind es gleich mehrere Kreise, in denen die Männer dichtgedrängt stehen. Wo sonst können sie Abbildungen von Geschlechtsorganen sehen, schön in einem Ringbuch abgeheftet und sich Wunderdinge anhören, die solch eine Creme vollbringen soll. Die Modernität des Platzes tut seiner Attraktivität keinen Abbruch. Der Jemaa-el-Fna zieht immer noch die Menschen aus nah und fern an, ein Stück Orient, das sich in die Moderne gerettet hat..
Rund um den Jemaa-el-Fna führen Tore und kleine Gassen in die Souks. Der Schritt hinein ist ein Eintauchen in eine andere Welt. Schmal sind die Gassen und dunkel, doch anders als in Fes sind die Gassen flach. Ich halte mir unwillkürlich die Nase zu. Es ist nicht der Geruch der Spezereien und Gewürze des Orients, auch nicht der Geruch der Stoffe, Farben und des Schuhleders. Jeden Morgen beginnt von Neuem die Ralley Medina. Mopeds jagen durch die engen Gassen. Es ist unglaublich, wie schnell die Jungs sein können und wie wendig sie um die Ecken kurven, im Slalom zwischen den zahlreichen Fussgängern. Gas geben, bremsen, beschleunigen, bremsen. Zurück bleibt die rauchige Fahne aus dem Auspuff, die keine Chance hat, im Wind zu wehen. Ich sehne mich zurück nach den Zeiten, als der Esel noch seinen Mist hinterliess.
Jedes Handwerk hat seine eigenen Gassen, da gibt es Schlosser, Schuhmacher, Schneider und Lampenbauer, Kupferschmiede und Ziseleure. Vielfältig ist die Zahl der Handwerke und jedes hat gleich seinen Verkaufsladen dabei und das alles auf einer Handvoll Quadratmeter. Bei einem Holzdrechsler bleiben wir stehen. Aus einem Stück Orangenbaumholz fertigt er mit einfachsten Mitteln den Griff eines Fleischspiesses. Seine Drechselmaschine besteht aus einer holzummantelten Stange, auf der das Stück Orangenbaumholz aufgesteckt ist, einem Holzstab mit einem Seil, mit dessen Hilfe er die Stange dreht und einem Stecheisen, das er mit der Zehe festhält und gegen das Stück Orangenbaumholz drückt. In wenigen Minuten ist der Griff fertigt. Das ist Handwerk im wahrsten Sinne des Wortes. Na ja, nicht ganz, da ist ja noch ein Fuss im Spiel. Das Ganze hat also Hand und Fuss.
Probieren ist kostenlos
Besondere Aufmerksamkeit erregen in unserer Gruppe die Kopftücher und Schals. Die Farbenvielfalt ist etwas für mein Fotografenauge, genauso wie bei den Babuschen, den Lederlatschen, die spitzen für die Araber und die runden für die Berber. Man kann die beiden Volksgruppen auch am Schmuck unterscheiden, Gold bei den Arabern und Silber bei den Berbern. Die Souks der Gold- und Silberschmiede lasse ich heute links liegen, koste mich lieber bei den Ständen der Olivenhändler durch, bestaune die Auslagen der Kupfer- und Messingschmiede und probiere einen Djelabba. Die rostbraune Farbe sagt mir schon zu, aber die Ärmel enden leider unterhalb des Ellenbogens und Hochwasser ist in dieser Saison nicht in Mode. Es ist Grösse S, und in meiner Grösse gibt es nur einen Djelabba in cremeweiss. Doch mit der Farbe Weiss stehe ich auf Kriegsfuss. Was ein Djelabba ist? Das lange Gewand mit Kapuze, das die Zipfelmännchen tragen. Und so wird Ali Baba leider nicht zum Zipfelmännchen, zumindest heute nicht.
Als besonderes Schmankerl besuchen wir eine Berberapotheke. Sie entpuppt sich als geschickte Verkaufsshow. Kranke Berber haben wir keine gesehen, dafür Mittelchen gegen Sodbrennen, Kopfschmerzen und zur Verbesserung der Durchblutung, zum Abnehmen in drei Wochen ebenso wie zur Stärkung des Schliessmuskels, zwei Beutel zum Preis von einem, auch zahlbar in Euro. Aber die kurze Massage der Halsmuskulatur tut gut und weckt die Lebensgeister. Nach zwei Stunden im Souk erblicken wir wieder das Tageslicht. Ich stürze mich erneut in das Treiben auf dem Jemaa-el-Fna.
Der Grossteil der Medina besteht nicht aus Souks sondern aus Wohnvierteln. Verschachtelt sind die Strassen mit hohen Mauern. Das macht die Strasse und den Blick eng. Manchmal gelingt ein Blick durch eine Tür. Manchmal ist es eine Treppe, die im Haus hochführt, manchmal der Blick direkt in ein Zimmer und manchmal der Blick in einen wunderschönen Innenhof. Eine Zeitlang schien es, als würde die Medina verslumen, als würden diejenigen, die Geld haben, raus ziehen in die Ville Nouvelle. Doch dann haben reiche Marokkaner den Wohnwert in den alten Palästen wieder entdeckt und sie ausgebaut. Von aussen haben sie sich nicht verändert, aber innen sind sie restauriert und luxuriös. Später haben die Stars und Sternchen, die in Ouarzazate Filme gedreht haben, Marrakesh entdeckt, heute gibt es mehr als 1200 restaurierte Riads in de Medina von Marrakesh, die Stadt ist zum Zentrum der internationalen Trendsetter geworden. Und dennoch ist die Stadt die Schöne, die Geheimnisvolle, die Arabische geblieben.
Als besonderes Schmankerl besuchen wir eine Berberapotheke. Sie entpuppt sich als geschickte Verkaufsshow. Kranke Berber haben wir keine gesehen, dafür Mittelchen gegen Sodbrennen, Kopfschmerzen und zur Verbesserung der Durchblutung, zum Abnehmen in drei Wochen ebenso wie zur Stärkung des Schliessmuskels, zwei Beutel zum Preis von einem, auch zahlbar in Euro. Aber die kurze Massage der Halsmuskulatur tut gut und weckt die Lebensgeister. Nach zwei Stunden im Souk erblicken wir wieder das Tageslicht. Ich stürze mich erneut in das Treiben auf dem Jemaa-el-Fna.
Der Grossteil der Medina besteht nicht aus Souks sondern aus Wohnvierteln. Verschachtelt sind die Strassen mit hohen Mauern. Das macht die Strasse und den Blick eng. Manchmal gelingt ein Blick durch eine Tür. Manchmal ist es eine Treppe, die im Haus hochführt, manchmal der Blick direkt in ein Zimmer und manchmal der Blick in einen wunderschönen Innenhof. Eine Zeitlang schien es, als würde die Medina verslumen, als würden diejenigen, die Geld haben, raus ziehen in die Ville Nouvelle. Doch dann haben reiche Marokkaner den Wohnwert in den alten Palästen wieder entdeckt und sie ausgebaut. Von aussen haben sie sich nicht verändert, aber innen sind sie restauriert und luxuriös. Später haben die Stars und Sternchen, die in Ouarzazate Filme gedreht haben, Marrakesh entdeckt, heute gibt es mehr als 1200 restaurierte Riads in de Medina von Marrakesh, die Stadt ist zum Zentrum der internationalen Trendsetter geworden. Und dennoch ist die Stadt die Schöne, die Geheimnisvolle, die Arabische geblieben.
In der Provinz Essaouira stehen grosse Wälder von Arganien. Aus den Früchten, Oliven ähnlich, wird Öl gewonnen. In allen Reiseführern ist das Bild der Ziegen zu finden, die langgestreckt in den Wipfeln der Arganbäumen stehen und genüsslich die Blätter und Früchte kauen. Das wollen die Touristen natürlich live sehen und fotografieren, und genau das wissen auch die Touristenfänger. Sie sind gewitzt und schlau. Und so stehen entlang der Landstrasse auf einigen grossen Arganbäumen je ein halbes Dutzend Ziegen. Sie stehen da steif wie Statuen und von weitem sichtbar. Weit genug, um nach dem Ohh und Ahhh noch bremsen und an den Bäumen anhalten zu können für ein Foto. Und damit ist es um die Touristen geschehen. Schon steht ein fotogenes Bäuerlein mit einem süssen Zicklein im Arm bei den Schaulustigen für ein Foto und ein Bakschisch. Die Früchte des Arganbaumes werden übrigens genauso geerntet wie Oliven. Es ist nur ein Gerücht, dass die Früchte auf dem Weg zum teuren und wertvollen Arganöl (250 ml 20 Euro) den Weg durch den Ziegendarm nehmen müssen. Fressen die Ziegen die Früchte, dann kauen sie das Fruchtfleisch ab und spucken den Kern aus, genauso wie wir den Kirschkern.
Purpur das Meer
das heutige Stadtbild von Essaouira geht auf eine portugiesische Festung zurück
Unablässig kreisen die Möwen am Tor zum Hafen. Ihr Gezänk ist über den ganzen Platz zu hören. Sie umkreisen die Fischer, die ihren Fang ausnehmen und den Passanten und Restauranteinkäufern zum Kauf anbieten. So viele Fischer habe ich noch nie in einem Hafen gesehen. Sie kommen Nachmittags vom Fang zurück, dann ist der Hafen voller Leben. Für die Möwen fällt genügend zum Fressen an und sie lassen auch genügend auf die Passanten fallen, hinterher. Sie sind groß und gut genährt. Viele Fische wandern in die Garküchen am Rande des Platzes, kein Reiseführer, der sie nicht empfiehlt.
Es ist später Nachmittag, der erhoffte Sonnenuntergang scheint hinter den Wolken stattzufinden. Aber der Pfefferminztee, serviert in einem kleinen Kännchen und mit einer violetten Blüte in der Zuckerdose mundet und ich beobachte das bunte Treiben unterhalb der Stadtmauer von Essaouira. Die mächtigen Mauern der portugiesischen Festung dominieren seeseitig das Stadtbild, die dicken Kanonen wiesen immer noch weit aufs Meer hinaus. Doch der Hafen braucht ihren Schutz schon lange nicht mehr. Der Seehandel ist in Casablanca konzentriert und die politische Macht in Rabat. Dafür angeln die Bewohner heute Fische und Touristen, beides eine gute Einnahmequelle. Und so ist das Leben in diesem hübschen Städtchen am Atlantik beschaulich geblieben, wäre da nicht die Medina mit dem arabischen Flair, dann könnte Essaouira ohne Mühe auch an der spanischen oder italienischen Küste stehen.
Essaouira ist ein Ort, in dem der Tourismus allgegenwärtig ist, aber nicht störend wirkt. Und irgendwie passt das Bild der Japanerinnen, die auf den Plätzen sitzen und den Lokalkolorit mit ihrem Pinsel auf den Block malen, zur Szenerie dieses sympathischen Städtchens, das inzwischen auch schon 200,000 Einwohner zählt.
Und dann hat die Sonne doch noch im letzten Moment die Lücke zwischen den Wolken gefunden und lässt den Horizont rotgolden erglühen, welch ein Licht. Die Möwe Emma gibt sich die Ehre und posiert mir zu einem Sonnenuntergangsfoto vor der Kulisse der Festung draussen auf der Insel. Derweil zeichnet die Sonne, die schon jenseits des Horizontes sich zum Schlaf gelegt hat, noch einmal die Wolken am Himmel in purpurenem Licht, der Farbe von Essaouira, dem Purpur, das die Römer schon schätzten und hier in Essaouira die Purpurschnecken molken.
Es ist später Nachmittag, der erhoffte Sonnenuntergang scheint hinter den Wolken stattzufinden. Aber der Pfefferminztee, serviert in einem kleinen Kännchen und mit einer violetten Blüte in der Zuckerdose mundet und ich beobachte das bunte Treiben unterhalb der Stadtmauer von Essaouira. Die mächtigen Mauern der portugiesischen Festung dominieren seeseitig das Stadtbild, die dicken Kanonen wiesen immer noch weit aufs Meer hinaus. Doch der Hafen braucht ihren Schutz schon lange nicht mehr. Der Seehandel ist in Casablanca konzentriert und die politische Macht in Rabat. Dafür angeln die Bewohner heute Fische und Touristen, beides eine gute Einnahmequelle. Und so ist das Leben in diesem hübschen Städtchen am Atlantik beschaulich geblieben, wäre da nicht die Medina mit dem arabischen Flair, dann könnte Essaouira ohne Mühe auch an der spanischen oder italienischen Küste stehen.
Essaouira ist ein Ort, in dem der Tourismus allgegenwärtig ist, aber nicht störend wirkt. Und irgendwie passt das Bild der Japanerinnen, die auf den Plätzen sitzen und den Lokalkolorit mit ihrem Pinsel auf den Block malen, zur Szenerie dieses sympathischen Städtchens, das inzwischen auch schon 200,000 Einwohner zählt.
Und dann hat die Sonne doch noch im letzten Moment die Lücke zwischen den Wolken gefunden und lässt den Horizont rotgolden erglühen, welch ein Licht. Die Möwe Emma gibt sich die Ehre und posiert mir zu einem Sonnenuntergangsfoto vor der Kulisse der Festung draussen auf der Insel. Derweil zeichnet die Sonne, die schon jenseits des Horizontes sich zum Schlaf gelegt hat, noch einmal die Wolken am Himmel in purpurenem Licht, der Farbe von Essaouira, dem Purpur, das die Römer schon schätzten und hier in Essaouira die Purpurschnecken molken.
Orson Welles schaut mir mit ernstem Blick beim Frühstück zu. Er ist der berühmteste Gast unseres Hotels, dort wo die Uferstrasse vor dem Eingang zur Medina zum Hafen abbiegt. Hier hat er bei den Dreharbeiten als Desmondo im Othello gewohnt. Das Hotel wird in den Wintermonaten renoviert, ich habe das Vergnügen schon in einem der neuen Zimmer zu logieren, mit einem nostalgisch wirkenden Telefon, dessen Tasten geschickt als Wählscheibe getarnt sind, einem herrlichen Blick aufs Meer und in Hörweite der Discothek, deren moderne arabische Musik mir jede Nacht die musikalische Begleitung zu meinem Reisebericht geben, ob ich will oder nicht.
Möwen sind Raubvögel. Kaum wuchten die Männer eine der hochgestapelten Kisten voller Sardinen in den Kühlwagen, da kommen sie schon im Sturzflug ab, bremsen kurz ab, greifen mit ihrem starken Schnabel eine gesalzene Sardine aus der obersten Kiste und sind schon wieder unterwegs, kreischend verfolgt von ein, zwei Neidern, die noch im Flug versuchen, ihr den Fang abzujagen. Hitchcock hätte seine Freude an der Schar der Vögel gehabt. Zu Hunderten umkreisen sie im engen Flug die ankommenden Boote und warten auf den Happen, der zufällig runterfällt. Sie haben keine Scheu vor den Menschen, jagen zentimeternah an meinem Kopf vorbei und watscheln auf ihren Füssen unwirsch weiter, wenn ich ihnen zu nahe komme. Nur streicheln lassen sie sich nicht, sind halt keine Kuschelmöwen.
Möwen sind Raubvögel. Kaum wuchten die Männer eine der hochgestapelten Kisten voller Sardinen in den Kühlwagen, da kommen sie schon im Sturzflug ab, bremsen kurz ab, greifen mit ihrem starken Schnabel eine gesalzene Sardine aus der obersten Kiste und sind schon wieder unterwegs, kreischend verfolgt von ein, zwei Neidern, die noch im Flug versuchen, ihr den Fang abzujagen. Hitchcock hätte seine Freude an der Schar der Vögel gehabt. Zu Hunderten umkreisen sie im engen Flug die ankommenden Boote und warten auf den Happen, der zufällig runterfällt. Sie haben keine Scheu vor den Menschen, jagen zentimeternah an meinem Kopf vorbei und watscheln auf ihren Füssen unwirsch weiter, wenn ich ihnen zu nahe komme. Nur streicheln lassen sie sich nicht, sind halt keine Kuschelmöwen.
Morgens kommen die grossen Boote vom Fang zurück. In grossem Bogen nähern sie sich dem Strand, um den Untiefen und Felsen vor der Hafeneinfahrt auszuweichen und schließlich zwischen den beiden langgezogenen Kaimauern einzulaufen. Der Hafen liegt gut geschützt vor den Wellen der Atlantikstürme. Neben den grossen Booten dümpeln gut hundert kleiner Boote, alle im einheitlichen Indigoblau, breit und mit hochgezogenem Bug. Die Fischgründe vor Essaouira sind reich und so findet den ganzen Tag im Hafen geschäftigtes Treiben statt.
Besonders dann, wenn die kleinen Boote zurück kommen, gehen viele Einwohner zum Hafen. Die Touristen zwischen ihnen fallen kaum auf. Da sind die alten Fischer, die einfach nur zuschauen und den Fang kommentieren, da sind die traditionell gekleideten Frauen, die mit einem Eimer in der Hand darauf warten, dass ein barmherziger Fischer ihnen ein paar Fische abgibt, da sind die jungen Männer, die darauf warten, dass sie für ein paar Dirhams anpacken können, wenn ein Karren voller Fische auf dem Weg zur Auktion die steile Schräge hochgeschoben oder gar ein Boot hochgezogen und quer über den Kai zur kleinen Werft geschoben werden muss. Dazwischen dann noch die Mechaniker, die mit flinken ölverschmierten Fingern den defekten Aussenbordmotor wieder wieder flott machen, und ich mit meinem Fotoapparat, wahrlich ein buntes Treiben.
Von der Werft dringt der Schall der Hammerschläge zu mir rüber, Ein Fischer schleift den Rumpf seines Bootes, während sein Nachbar schon wieder die blaue Farbe aufträgt. Alle Boote sind gleich gebaut, nur an ihrem Namen sind sie zu unterscheiden. Stundenlang schlendere ich durch den Hafen, kann mich nicht losreissen und finde immer wieder neue Motive. Die Fischer, die den frischen Fang direkt am Hafenbecken anbieten, die beiden, die die frischen Sardinen gleich ins Salz einlegen, die drei, die die Körbe voller Fische hochwerfen, einer zum anderen, bis der Korb oben am Kai angekommen ist, und und und
Besonders dann, wenn die kleinen Boote zurück kommen, gehen viele Einwohner zum Hafen. Die Touristen zwischen ihnen fallen kaum auf. Da sind die alten Fischer, die einfach nur zuschauen und den Fang kommentieren, da sind die traditionell gekleideten Frauen, die mit einem Eimer in der Hand darauf warten, dass ein barmherziger Fischer ihnen ein paar Fische abgibt, da sind die jungen Männer, die darauf warten, dass sie für ein paar Dirhams anpacken können, wenn ein Karren voller Fische auf dem Weg zur Auktion die steile Schräge hochgeschoben oder gar ein Boot hochgezogen und quer über den Kai zur kleinen Werft geschoben werden muss. Dazwischen dann noch die Mechaniker, die mit flinken ölverschmierten Fingern den defekten Aussenbordmotor wieder wieder flott machen, und ich mit meinem Fotoapparat, wahrlich ein buntes Treiben.
Von der Werft dringt der Schall der Hammerschläge zu mir rüber, Ein Fischer schleift den Rumpf seines Bootes, während sein Nachbar schon wieder die blaue Farbe aufträgt. Alle Boote sind gleich gebaut, nur an ihrem Namen sind sie zu unterscheiden. Stundenlang schlendere ich durch den Hafen, kann mich nicht losreissen und finde immer wieder neue Motive. Die Fischer, die den frischen Fang direkt am Hafenbecken anbieten, die beiden, die die frischen Sardinen gleich ins Salz einlegen, die drei, die die Körbe voller Fische hochwerfen, einer zum anderen, bis der Korb oben am Kai angekommen ist, und und und
Paragraph..
Der Abschied auf dem Flughafen ist nicht filmgerecht. Kein Nebel, der durch die Dunkelheit den Blick auf das Rollfeld verschleiert, kein Humphrey Bogart, der mich auffordert, ihm in die Augen zu schauen, keine alte Blechkiste, die über das Rollfeld hoppelt. Die Zigaretten müssen in der Schachtel bleiben und nach meinem Abflug wird auch niemand verhaftet. Schwere Regentropfen fallen auf den Boden. Gute 2500 Kilometer sind wir in den 14 Tagen gefahren.
Zurück bleiben die vielfältigen Erinnerungen an das traditionelle und das moderne Marokko, die herrlichen Königsstädte, den Hohen Atlas, die Wüste, edle Kasbahs, das geheimnisvolle Marrakesh und die Fischer von Essaouira.
Zurück bleibt das romantische Bild der Möwe im Sonnenuntergang von Essaouira.
Zurück bleiben die vielfältigen Erinnerungen an das traditionelle und das moderne Marokko, die herrlichen Königsstädte, den Hohen Atlas, die Wüste, edle Kasbahs, das geheimnisvolle Marrakesh und die Fischer von Essaouira.
Zurück bleibt das romantische Bild der Möwe im Sonnenuntergang von Essaouira.