La Gomera - die Märchenhafte
traumhaft ist der Blick über den Passatwolken
Manche Orte sind ihrer Zeit weit voraus. Agulo zählt zu ihnen. Ich sitze auf der Dachterrasse mit Blick auf die Kirche und die Rathausuhr. Sie zeigt 23:15 Uhr. Auf meiner Uhr ist es 21:20 Uhr. Vielleicht zeugt das von dem fortschrittlichen Geist in diesem Ort. Schon vor hundert Jahren gab es hier das erste Telefon auf der Insel. Es war auch notwendig, wenn die Arbeiter unten an der Verladestation mit den Kollegen oben in der Bananenverpackungshalle reden wollten. Über 100 Meter Höhendifferenz liegen dazwischen. Eine Seilbahn für den Bananentransport führte hinab. Steil ist die Küste, kein Naturhafen vorhanden. Der Wasserweg war Jahrhunderte der schwierige und doch einfachere Weg, um aus diesem Naturkessel heraus zu kommen. Der moderne Straßenbau hat Agulo inzwischen besser mit der Außenwelt verbunden, die Verladestation ist zerfallen. Aber der alte Pfad steil hoch auf den Berg, irgendwann mit Treppenstufen versehen, führt immer noch nach oben. So mancher Bauer nimmt ihn heute noch auf dem Weg zu seinem Feld auf einer der vielen Terrassen im Hang. Aber viel häufiger wird er von den zahlreichen Wandertouristen benutzt.
Bananen stellten die letzten einhundert Jahre den Reichtum von Agulo dar. Inzwischen nimmt ihre Bedeutung ab. Die Hänge des Talkessels sind terrassiert bis hoch in den Steilhang. Die Bananenstauden ziehen sich durch den ganzen Ort, überall hängen die großen Blüten an den mächtigen Stämmen im Schatten der gewaltigen Blätter. Kürbisgroß ist die dunkle lila farbene Blüte. Jedes Blütenblatt, das vertrocknet zu Boden fällt, gibt eine neue Reihe von Bananen frei. Die Hoffnung wächst, dass der Bananenanbau auch weiterhin durch die EU subventioniert wird und damit so manche Familie ernährt.
Bananen stellten die letzten einhundert Jahre den Reichtum von Agulo dar. Inzwischen nimmt ihre Bedeutung ab. Die Hänge des Talkessels sind terrassiert bis hoch in den Steilhang. Die Bananenstauden ziehen sich durch den ganzen Ort, überall hängen die großen Blüten an den mächtigen Stämmen im Schatten der gewaltigen Blätter. Kürbisgroß ist die dunkle lila farbene Blüte. Jedes Blütenblatt, das vertrocknet zu Boden fällt, gibt eine neue Reihe von Bananen frei. Die Hoffnung wächst, dass der Bananenanbau auch weiterhin durch die EU subventioniert wird und damit so manche Familie ernährt.
Agulo hebt sich schon optisch von den übrigen Orten der Insel ab. Das liegt nicht nur an der exponierten Lage. Jedes Mal, wenn wir aus dem Tunnel kommen, schauen wir auf den Ort mit Teneriffa und dem Teide im Hintergrund, ein wahrlich malerisches Bild. Der Ort macht auf mich einen einheitlichen Eindruck. Zweistöckig wird hier gebaut, mehr nicht, dafür sorgt die Gemeindeverwaltung. Der Ortskern ist verkehrsberuhigt. Dass die Straßen bergauf und bergab führen, ist für mich nicht schlimm. Überall stehen Ruhebänke, garniert mit blühenden Pflanzen in großen Töpfen. Da lässt es sich so manchen Moment ausharren, selbst am steilen Hang. Ich kann da sogar meine langen Beine baumeln lassen. Besonders schön ist der Moment, an dem sich der Teide im frühen Abendlicht in seinem ganzem Stolz zwischen den vorbei ziehenden Wolken zeigt.
traumhaft auch in der blauen Stunde, im Hintergrund Teneriffa
Die Häuser der Reichen erkenne ich an der Tür. Es ist nur eine, die ins große Gebäude führt. Manchmal steht sie offen, dann fällt mein Blick in einen schönen Patio. Unser Apartmenthaus „Los Helechos“ ist ein solches historisches Haus. Das erste, was mir an ihm aufgefallen ist, ist der Türklopfer. Ich sehe ihn später in mannigfaltigen Variationen an vielen Türen im Ort. Das Haus ist seit 150 Jahren im Familienbesitz. Ein bekannter Maler lebte hier. Er durfte sich eine dritte Etage drauf bauen, das Turmzimmer. Im liebevoll gestalteten Patio ist es schön kühl, das wissen wir zum Frühstück zu schätzen. Fast alle Häuser haben eine Dachterrasse, auch dieses. Der heutige Abend, bei milden Temperaturen, einem sternenklaren Himmel und wunderschönem Blick zu dem erleuchteten Teneriffa, über dem der Kegel des Teide in den blauen Abendhimmel strebt, das ist Urlaubsromantik pur. Wir können diese Unterkunft, auch dank der freundlichen Verwalter, nur wärmsten weiter empfehlen.
Die Häuser der Landarbeiter sind auch leicht zu erkennen. Sie leben Tür an Tür im wahrsten Sinne des Wortes. Die meisten Häuser in den drei Stadtteilen sind putzig renoviert und samstags wird selbstverständlich die Straße gefegt. Die wenigen noch baufälligen Anwesen werden sicher noch die richtigen Interessenten für ihren Preis finden. Eine Erfahrung trübt den guten Eindruck, den Agulo auf uns macht: die Menschen sind sehr verschlossen. Auf El Hierro wurden wir auf Schritt und Tritt gegrüßt und angesprochen. Hier schauen die Menschen eher weg, die meisten zumindest, denen wir begegnen. So mancher wacht auf, wenn wir ihn ansprechen.
Die Häuser der Landarbeiter sind auch leicht zu erkennen. Sie leben Tür an Tür im wahrsten Sinne des Wortes. Die meisten Häuser in den drei Stadtteilen sind putzig renoviert und samstags wird selbstverständlich die Straße gefegt. Die wenigen noch baufälligen Anwesen werden sicher noch die richtigen Interessenten für ihren Preis finden. Eine Erfahrung trübt den guten Eindruck, den Agulo auf uns macht: die Menschen sind sehr verschlossen. Auf El Hierro wurden wir auf Schritt und Tritt gegrüßt und angesprochen. Hier schauen die Menschen eher weg, die meisten zumindest, denen wir begegnen. So mancher wacht auf, wenn wir ihn ansprechen.
Zwei Monate im Jahr findet die Sonne ihren Weg nicht ins Unterdorf La Montaneta. „Risco de la Zula“ nennen die Bewohner diesen Schatten, der auf dem Unterdorf liegt. Der Legende nach ist es die Rache von Zula, der seine Geliebte nicht heiraten dufte. Die Berghänge sind im Winter zu hoch für die Sonnenstrahlen, die kommen nur bis Las Casas, dem Oberdorf. Dafür gab es dann im Winter das Ballonfest. Aus dem Oberdorf wurde mit großen Ballons die Sonne zum Unterdorf gebracht. Es war das Fest der Jugend. 1979 endete diese jahrhundertealte Tradition. Es gab nicht mehr genügend junge Menschen. Die anhaltende Landflucht hat ihren Preis.
Wir laufen durch die engen Gassen, hinein in die Terrassenfelder entlang der schmalen Wege. Gärten und Bananenfelder wechseln sich ab. Ein schmaler Weg ist es, dem ich folge. Andere kreuzen ihn, sie folgen dem Verlauf der Terrassen und Felder. Ein Zaun aus Kaninchendraht. An ihm rankt sich eine Maracuja, gut zehn Meter weit, überall hängen ihre Früchte, Hunderte, und dazwischen die herrliche Blüten. Papayas im Garten und Mangos, Avokados und Mispeln, eine wunderbare Fülle breitet sich vor mir aus. Man erfährt bei solch einem Spaziergang so manches. Z.B. dass eine Frau Merkel aus Deutschland schon viele Jahre ihren Urlaub in Santiago im Süden der Insel verbringt und auch gerne im Lorbeerwald wandert. Gerne hätte man sie auch in Agulo gesehen. Wahrscheinlich war sie ja auch mal in diesem wunderschönen Ort, aber so ganz incognito. Aber in der Aussteigerin in Pluderhose, Flatterhemd, Jesuslatschen und indischem Kopftuch hat man sie einfach nicht erkannt. |
Vom Besucherzentrum des Nationalparks bei Las Rosas führt eine schmale Straße über einen lang gezogenen Berggrat zur Inselmitte. Heute ist Mittwoch. Mittwoch ist Ausflugstag. Aus Teneriffa kommen die Pauschaltouristen mit der Fähre und steigen im Hafen von San Sebastian in die Busse zur Großen Inselrundfahrt. Innerhalb von einer halben Stunde begegnen mir auf dieser schmalen Straße elf große Reisebusse. Es ist mir ein Rätsel, wie sie auf dieser Straße aneinander vorbei fahren können. Aber irgendwie scheint es zu klappen. Eine etwas breitere Stelle ist zum Mirador Vallehermoso ausgebaut. Zwei Busse haben ihre Ladung ausgespuckt. Für zwei Zigarettenlängen, die der Busfahrer zur Erholung braucht, dürfen sie den prächtigen Blick ins Tal von Vallehermoso genießen, ihre Erinnerungsfotos machen, den Erläuterungen des Reiseleiters lauschen (oder auch nicht), um dann wieder zügig in den Bus zu steigen, bis zur nächsten Zigarettenpause. Wir warten, bis beide Busse abgefahren sind und taufen diesen Mirador schlicht „Bushaltestelle“. Zu zweit allein ist so ein Panoramablick einfach viel schöner.
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nur eine der vielen Serpentinenstraßen
Aus der Ferne sieht La Gomera aus wie eine flache Kuppel im Meer. Das konnte ich von der Fähre aus gut sehen. Doch als wir näher kamen, zeigte sich, dass die Kuppel stark zerklüftet ist. Im Besucherzentrum des Nationalparkes stehe ich vor einem großen Relief der Insel. Ein langer Grat läuft von Süden nach Norden und teilt sich auf der Höhe. Fünf lange, tief eingeschnittene Täler zähle ich und viele kleine, die alle ihren Ausgangspunkt in der Nähe des Garajonay, des mit 1487 Meter höchsten Berges, haben. Das bekannteste ist das Valle Gran Rey, das Tal des großen Königs. Aber ebenso eindrucksvolle Täler sind diejenigen, in denen Hermigua, Vallehermoso, San Sebastian und Santiago liegen. Daneben gibt es auch noch eine Vielzahl kleinerer Täler. Rund um den Garajonay, insbesondere zum Westen und Süden hin erstreckt sich eine abfallende Hochebene, der Rest der Kuppelrundung, die im Laufe von Jahrmillionen von der Erosion ihre heutige Form erhalten hat. Wohin auch immer wir wollen, wir müssen hinauf auf 1000 Meter Höhe und mehr, um dann wieder runter zu fahren, und das alles auf einer Insel, die gerade mal 370 km² mißt. Zu steil sind die Hänge und zu zerklüftet, um eine Straße rund um die Insel zu bauen. Der moderne Straßenbau hat auch erst 1960 begonnen. Vorher hatten die Orte, die in der Regel nahe zum Meer liegen, nur über schmale, steile Bergpfade zueinander Verbindung, und natürlich über das Meer, das der wichtigste Transportweg war. So zerklüftet die Insel ist, so hoch waren auch die Anforderungen an die modernen Straßenbauer. Ich habe die Zahl der Serpentinen nicht gezählt. Im Schlaf lege ich mich immer noch in die Kurve.
Mut zur Farbe in Vallehermoso
In Vallehermoso ist wenig vom Tourismus zu spüren. Der gewaltige Roque Cano, der Zuckerhut, dominiert den Ort. 245 Meter hoch ragt dieser Vulkanschlot. Der Ort liegt weit hinten im Tal, ohne Meerblick. Das schützte vor Piraten. Der karge Sandstrand an der wilden Nordküste trägt fast alle Tage im Jahr die rote Fahne. Bezeichnenderweise ist vor vielen Jahren direkt hinter dem Strand ein Schwimmbad gebaut worden. Fünfmal war ich schon an dieser Stelle gewesen, fünfmal war kein Wasser im Schwimmbecken. Die dunklen Mauern einer Bananenverladestation ragen hoch ins Meer. El Fotografo, der Deutsche Thomas Müller, der seit vielen Jahren auf der Insel lebt, hat vor 10 Jahren einen Teil der Ruinen zu einem Kunst- und Kulturtreffpunkt umgebaut. Seit 2 Jahren ist es wieder geschlossen, wegen behördlicher Schwierigkeiten, so sagt man uns. Ein Erdrutsch hat die Zufahrt verschüttet, aber so was kommt hier häufiger vor. Gegen das Raue und Graue der Küste setzen die Bewohner die Farbe. Knallig sind viele Häuser gestrichen, bisweilen muss ich vor so viel Farbe einfach die Augen schließen.
Waren das dort an dem kargen Fels nicht gerade die sieben Zwerge auf dem Weg zu ihrem Bergwerk? Und dort, das ist doch Schneewittchen, die mir gerade suchenden Blickes entgegenkommt! Knorrige Alte begegnen mir, mit zottigen Bärten, Chinesen auch mit ihrem langen spitzen weißen Bart, und junge Kerle mit frechem Dreitagebart. Kobolde huschen umher, beobachten mich und sicher auch die eine oder andere Elfe. Ich fühle mich wohl in dieser Gesellschaft. Auch wenn Schneewittchen sich dann doch als eine Wandererin aus Paris entpuppt und die sieben Zwerge als Schatten, die die Sonne durch den Blätterwald zeichnet, dann bin ich mir doch sicher, dass dies der Wald ist, in dem sich Hänsel und Gretel verirrt haben, Es würde mich nicht wundern, wenn ich plötzlich vor einem Lebkuchenhaus stehen würde.
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Eine geheimnisvolle und märchenhafte Atmosphäre liegt in diesem Wald. Das Blattwerk ist dicht, aber nicht so dicht, dass ein Sonnenstrahl es nicht durchdringen könnte. Mal wird ein Blatt wie mit einem Spotlight hervorgehoben, mal ist es gar ein starkes Scheinwerferlicht, das eine Gruppe junger Lorbeertriebe beleuchtet. Moos glüht im Sonnenschein und ihre Strahlen lassen Schatten zwischen den Bäumen wandern. Das ist das Licht, das Trolle und Gnome aus ihren Höhlen kriechen und Elfen im Reigen tanzen lässt.
er beobachtete mich schon eine ganze Weile
La Gomera hat sich eine grüne Kappe übers Haupt gestülpt. Es ist der Laurasilva, der Lorbeerwald, der La Gomera so einzigartig macht. Bei Las Hayas lassen wir das Auto stehen und wandern in den schattigen Wald. Es ist der letzte richtig große seiner Art in Europa. Früher bedeckte der Lorbeerwald den gesamten Mittelmeerraum. Seine Existenz ist die Lebensgrundlage von La Gomera. Hoch oben auf dem Buckel der Insel steht er und sammelt das Wasser aus den Passatwolken, speichert es im Boden und in seinen Stämmen. Die Feuchtigkeit des Waldes ist die Lebensgrundlage vieler weiterer Pflanzen. Farn bedeckt den Boden, Moos zieht sich die Stämme hoch, Flechten hängen von den Ästen. Ich fühle mich immer wieder wie im Märchenwald, wenn das Licht der späten Sonne die Vorhänge beleuchtet, die die Flechten bisweilen bilden. Hier in diesem Waldstück ist es nicht steil. Sanft fallen die Wege ab. Es herrscht dämmriges Licht. Kühl ist es hier und angenehm, aber nicht kalt. Das kann auch anders sein, aber in diesen Tagen hat Petrus uns ein Hoch geschickt mit heißer Luft. 33 Grad Celsius in 1300 Meter Höhe, das ist ungewöhnlich und sorgt seit Tagen schon für eine ausgezeichnete Fernsicht. An einer kleinen Lichtung fällt mein Blick hinunter ins Tal und dahinter weit aufs Meer, wo der Rücken des Cumbre von El Hierro im Sonnenlicht liegt.
Überall sehe ich die jungen Triebe eines neuen Baumes. Manche stehen alleine, wachsen schmal und schlaksig, scheinbar trotzig, so wie junge Menschen bisweilen sind, schnurgerade hoch in den Himmel, bisweilen fünf Meter hoch und mehr. Sie wollen den alten Bäumen zeigen, dass es auch anders geht, wollen unkonventionell sein, kleine Revoluzzer. Doch diese lassen den Trotzköpfen ihren Willen, haben genug zu tun mit anderen jungen Trieben, die sich um ihren Stamm scharen. Ein Lorbeerbaum steht ungern allein, schart lieber seine Kinder und Enkel um sich. Ein einziger Baum schon bildet so einen eigenen kleinen Wald für sich.
Überall sehe ich die jungen Triebe eines neuen Baumes. Manche stehen alleine, wachsen schmal und schlaksig, scheinbar trotzig, so wie junge Menschen bisweilen sind, schnurgerade hoch in den Himmel, bisweilen fünf Meter hoch und mehr. Sie wollen den alten Bäumen zeigen, dass es auch anders geht, wollen unkonventionell sein, kleine Revoluzzer. Doch diese lassen den Trotzköpfen ihren Willen, haben genug zu tun mit anderen jungen Trieben, die sich um ihren Stamm scharen. Ein Lorbeerbaum steht ungern allein, schart lieber seine Kinder und Enkel um sich. Ein einziger Baum schon bildet so einen eigenen kleinen Wald für sich.
Der Wald spricht mit mir in seinem hellen summenden Ton. Kleine weiße Blüten fallen mir auf den Kopf, gerade mal so groß wie der kleine Fingernagel. Ich nehme eine Blüte auf meine Handfläche. Ein schwarzer Punkt in der Mitte und sechs Staubgefäße, auf denen die Blüte wie ein kleines Insekt in meiner Hand steht. Der Lorbeerwald blüht. Viele Millionen Bienen laben sich an seinem Nektar. Ihr Summen erfüllt den ganzen Wald. Der Ton einer Hochspannungsleitung könnte nicht gleichmäßiger sein.
Liebesmusik im Lorbeerwald. Auf einer Lichtung zweigt sich der Wanderweg. Ein Feld mit Storchenschnabel breitet sich auf der Lichtung aus. Lila glänzt die Blüte in der Sonne, hebt sich im Pastellton vom tiefen Grün des Waldes ab. Ich sitze auf einer Bank und lerne endlich die wahre Geschichte von der Biene und der Blüte kennen. Sehr treu ist die Biene nicht. Sie nähert sich langsam der Blüte, schaut sie sich erst einmal gründlich und prüfend an, raubt ihr dann einen ausgiebigen Kuss und lässt sie dann so ganz mir nichts dir nichts wieder alleine stehen. Süß mag der Kuss sicher sein, aber von Beständigkeit keine Spur. Schon hat sie den nächsten Kuss im Auge, huscht zur nächsten Blüte, umgarnt diese im Liebestanz. Das Spiel geht weiter. Doch steht die Blüte im Schatten, dann verschmäht die Biene diese Blüte und mag sie noch so sehr im lila Kleidchen leuchten. So ist das also mit der Biene und der Blüte. |
La Gomera ist ein Paradies für Wanderer
Die Verwaltung des Nationalparks hat eine Reihe von Wanderwegen angelegt. Es sind nicht die einzigen Wanderwege im Lorbeerwald, aber sie sind gut beschildert und gepflegt. Über die ganze Insel zieht sich ein Netz für Wanderer. Für die Sicherheit ist gesorgt, versicherungstechnisch zumindest. Kreuzt ein Wanderweg eine Straße, dann warnt ein Stoppschild vor der schnell heranbrausenden Gefahr. La Gomera hat wenig Strände zu bieten, so hat sich die Insel als Ziel für Wandertouristen angeboten. Überall werden geführte Wandertouren angeboten.
Dort, wo der Lorbeerwald lichter wird, beginnt der Übergang zu der trockeneren Region. Baumheide mischt sich mit dem Lorbeer, Heide, so groß wie Bäume. Waren es im Lorbeerwald schon die Farne, die an Gigantismus erinnerten, so ist es jetzt die Heidebäume.
Dort, wo der Lorbeerwald lichter wird, beginnt der Übergang zu der trockeneren Region. Baumheide mischt sich mit dem Lorbeer, Heide, so groß wie Bäume. Waren es im Lorbeerwald schon die Farne, die an Gigantismus erinnerten, so ist es jetzt die Heidebäume.
Hermigua
Das Tal von Hermigua ist eines der großen Täler. Um die Mittagszeit nehmen wir die Straße durch dieses Tal, um nach Santiago im Süden zu kommen. Lang ist das Tal. Vom Berggrat aus, durch den irgendwann einmal ein Tunnel für einen bequemeren Weg nach San Sebastian gebohrt wurde, fällt der Hang tief hinab, fängt sich irgend wann und bildet eine grüne Talsohle, die sich zwischen steilen Bergen zum Meer hin trollt. Heute ballen sich ein paar Passatwolken am Grat, rollen sich mit Schwung über ihn, um sich in der warmen Luft als bald auf zu lösen. In vielen Serpentinen bewegt sich die Straße ins Tal, windet sich von Haus zu Haus. Am Ortseingangsschild, dort, wo der Steilhang die Straße ins flache Tal entlässt, steht ein gewaltiger Lorbeerbaum. Wie ein dunkelgrüner Tunnel öffnet er sich für den Verkehr. Ein Lieferwagen taucht in das kurze schattige Dunkel ein, im Vergleich zu dem Baum nur Spielzeugauto groß. Die wenigen Ortschaften sind reine Straßendörfer. Bisweilen bietet eine kleine Kuppe Platz für ein Dutzend Häuser, dann steigt von der Hauptstraße eine steile Straße hoch. Jede kleine freie Fläche am Rand der Straße bietet Platz für einen Privatparkplatz, die Schilder sagen es laut und deutlich. Oberhalb der Häuser ist der Hang terrassiert. Bananenstauden reihen sich aneinander, dazwischen wächst Gemüse. Lilafarben blüht die Kartoffel, es ist die Rotschalige, die hier gerne für mein Leibgericht „Papas Arrugadas“ angebaut wird. So richtig flach ist es nur die letzten hundert Meter bis zum Meer. Dort breiten sich größere Bananenfelder aus. Lebhaft bunt sind die Häuser gestrichen. Die Gomeros mögen Farbe.
Aeonien sind anspruchslos und wachsen gerne auf Steinen
Zwischen all den Serpentinen zum Berggrat hoch biegt eine schmale Straße ab. Der Wegweiser sagt mir, dass es hier zum Flughafen geht. Ich muss in den ersten Gang zurück schalten, um die Kurve zu nehmen, in der sofort schon der Anstieg beginnt. Wie ich es schon von den anderen Inseln her kenne, ist die Straßenverwaltung sehr sparsam mit der Ankündigung von Steigungen und Gefällstrecken. Das Tal wird immer enger. Wir tauchen wieder in den Lorbeerwald ein.
Aeonien lieben den feuchten Fels. Wie Schmuckteller hängen sie dort an der Senkrechten. Zuerst sind sie klein mit einem kugeligen Knopf in der Mitte. Dann entfalten sie sich zur Tellergröße und treiben schließlich ihre gelbe Blüte heraus. Auf El Hierro habe ich sie blühen sehen, knall gelb steht dann der Blütenständer und erfreut mein Auge. Hier auf La Gomera geht es etwas kleiner zu.
Früher mussten die Kinder aus den kleinen Dörfern täglich runter zur Schule ins Tal und nachmittags wieder hoch steigen. Das gibt zwar stramme Waden und starke Lungen, fördert aber nicht die Einhaltung der Schulpflicht. Heute übernimmt der Schulbus den beschwerlichen Weg. Der Schulbusfahrer grüßt mich freundlich im Vorbeifahren. Seine Schicht ist bald zu Ende.
Aeonien lieben den feuchten Fels. Wie Schmuckteller hängen sie dort an der Senkrechten. Zuerst sind sie klein mit einem kugeligen Knopf in der Mitte. Dann entfalten sie sich zur Tellergröße und treiben schließlich ihre gelbe Blüte heraus. Auf El Hierro habe ich sie blühen sehen, knall gelb steht dann der Blütenständer und erfreut mein Auge. Hier auf La Gomera geht es etwas kleiner zu.
Früher mussten die Kinder aus den kleinen Dörfern täglich runter zur Schule ins Tal und nachmittags wieder hoch steigen. Das gibt zwar stramme Waden und starke Lungen, fördert aber nicht die Einhaltung der Schulpflicht. Heute übernimmt der Schulbus den beschwerlichen Weg. Der Schulbusfahrer grüßt mich freundlich im Vorbeifahren. Seine Schicht ist bald zu Ende.
Der Geruch von verbranntem Holz liegt in der Luft. Vor einem Jahr zog nach einer lang anhaltenden Trockenperiode ein vernichtender Waldbrand über die Südwestseite der Insel. Taji hatte mir auf der Fähre schon erzählt, dass er den Brand wochenlang von El Hierro aus sehen konnte, dass selbst nachts der Himmel über Gomera rot war. Wie eine Mahnwache steht eine Reihe hoch aufragender Kiefern auf einer Kuppe über mir, schwarz und verbrannt. Es waren vor allem der Heidewald und die Kiefern, die ein Raub der Flammen wurden. Aber auch prächtige Palmen fielen ihm zum Opfer. Selbst der Lorbeerwald hat gelitten, seine Feuchtigkeit konnte ihn nicht retten. Wie skelettiert stehen die verbrannten Büsche vor der Kulisse der fünf Roques. Zu ihren schwarzen Füßen breiten sich wieder bunte Blumen aus. Ihr Samen widersteht dem Feuer und bringt das Leben zurück. Die Knospen der Kiefer liegen geschützt unter der dicken Rinde. In fünf Jahreh hat der Wald sich wieder regeneriert.
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Oft sind es einfach nur unachtsam liegen gelassene Flaschen im Wald, die im starken Sonnenlicht zum Brennglas werden und den Funken entzünden. Ein Grund mehr, die bereit gestellten Abfalleimer zu benutzen..
In einer Kurve gibt die Straße einen grandiosen Blick frei auf die Los Roques. Der markanteste ist der 200 Meter hohe Roque de Agando. Am Aussichtspunkt halte ich. Die Straße windet sich zwischen den gewaltigen Felsen hindurch. Es sind uralte Vulkanschlote, freigelegt von der Erosion. Wie ein gewaltiger Zuckerhut ragt der Roque de Agando hoch. Hoch oben befindet sich ein Heiligtum der Guanchen. Heute steht der Roque unter Naturschutz. Das Ersteigen ist verboten. Am Fuß der Roques kreuzen sich auch verschiedene Wanderwege über die Insel. Nach Osten hin geht es ins Tal von San Sebastian, nach Süden hin ins Tal von Santiago, nach Norden geht es bis ins Tal von Hermigua und über die Weststrecke in die Täler von Vallehermoso und Valle Gran Rey. Wir nehmen den Südweg, aber nicht zu Fuß sondern mit dem Wagen.
In einer Kurve gibt die Straße einen grandiosen Blick frei auf die Los Roques. Der markanteste ist der 200 Meter hohe Roque de Agando. Am Aussichtspunkt halte ich. Die Straße windet sich zwischen den gewaltigen Felsen hindurch. Es sind uralte Vulkanschlote, freigelegt von der Erosion. Wie ein gewaltiger Zuckerhut ragt der Roque de Agando hoch. Hoch oben befindet sich ein Heiligtum der Guanchen. Heute steht der Roque unter Naturschutz. Das Ersteigen ist verboten. Am Fuß der Roques kreuzen sich auch verschiedene Wanderwege über die Insel. Nach Osten hin geht es ins Tal von San Sebastian, nach Süden hin ins Tal von Santiago, nach Norden geht es bis ins Tal von Hermigua und über die Weststrecke in die Täler von Vallehermoso und Valle Gran Rey. Wir nehmen den Südweg, aber nicht zu Fuß sondern mit dem Wagen.
Santiago im karstigen trockenen Süden
Santiago liegt nicht in Chile. Einst war es ein kleiner Fischerort. Dann entdeckte Fred Olsen, ein norwegischer Reeder, die Insel, den Strand, das ruhige Meer und die Einsamkeit. Sie wurde seine zweite Heimat. Er erwarb Wasserrechte und Land, baute Bananen an. Später setzte er eine Hotelanlage und dann einen Golfplatz in die Einöde. Das alles brachte Arbeitsplätze. Die Straße ins Tal ist erstaunlich gut ausgebaut. Die Hotelanlage dominiert heute den Ort. Auf der anderen Seite des Tales beginnt die Landebahn des Inselflughafens. Er ist der unbedeutendste auf den Kanaren. Die Fähre ist zuverlässiger und fährt öfter. Während in anderen Orten der Insel in der Bar der Kaffee in banalen Steinguttassen serviert wird, kommt er hier in einer Designertasse auf den Tisch. Die Preise im örtlichen Supermarkt an der Promenade liegen auch etwas über Inselniveau. Ich spüre, dass hier „Geld auf der Straße liegt“. Am Kieselstrand räkeln sich malerisch zwei Badenixen.
Seit einer Viertelstunde wird ein Fischerboot drüber an der anderen Seite des kleinen Hafenbeckens entladen. Es ist ein reichhaltiger Fang. Mit meinem Teleobjektiv beobachte ich, wie sich die Fischer die großen Fische zu werfen, wie anderen Ortes die Maurer die Ziegelsteine, von Hand zu Hand, bis sie schließlich in der Kiste abgelegt werden. Ein Gabelstapler schleppt diese dann eifrig in die Kühlhalle. Ein Fisch wandert an mir vorbei, in der Hand eines Gastronomen. Die Gäste wollen fangfrischen Fisch.
Öde ist der Südhang, trocken und karstig. Bisweilen ein Baum, mehr trockene als grüne Wolfsmilchgewäche. Die Hänge sind terrassiert. Hier baute Fred Olsen einst seine Bananen an. Die Bauern überließen ihm für billiges Geld ihren Landbesitz. Ab und zu steht eine Palme da, reckt ihren Schopf trotzig in den blauen Himmel. Wasserkanäle führen entlang des Hangs. Früher brachten sie das Wasser zu den Terrassen. Heute sind sie trocken. Für die Familie Olsen rentiert sich der Bananenanbau nicht mehr. Die Felder liegen brach. |
Die jungen Männer gehen nun nach Teneriffa in die Hotels, arbeiten dort, sofern es Arbeit gibt. Die älteren Männer sitzen mit den ganz alten zusammen auf den schattigen Bänken und reden über die gute alte Zeit. Sie sagen, dass es besser wäre, wenn die Familie Olsen ihnen wieder Arbeit auf den Feldern geben oder besser noch, das Land zurück geben würde.
Inmitten dieser Einöde öffnet sich am Rande der Straße ein Tal. Ich blicke auf eine kleine Oase: Targato. Palmen stehen auf sanften Hängen, grün die Talsohle, ein Bild wie aus Tausendundeinenacht. Das verstärkt mein Bild, das ich von La Gomera habe: märchenhaft. La Gomera, die märchenhafte Palmeninsel.
Inmitten dieser Einöde öffnet sich am Rande der Straße ein Tal. Ich blicke auf eine kleine Oase: Targato. Palmen stehen auf sanften Hängen, grün die Talsohle, ein Bild wie aus Tausendundeinenacht. Das verstärkt mein Bild, das ich von La Gomera habe: märchenhaft. La Gomera, die märchenhafte Palmeninsel.
Picknick unter dem großen Eukalyptusbaum. Fast hätte ich die Zufahrt zur Ermita del Buen Paso verpasst. Die Ermita ist ein beliebter Picknickplatz. Heute ist Freitag, da sind wir allein. Hoch im Felsen liegt sie, klein das Kapellchen, nur ein paar Quadratmeter in der Fläche. Wer früher hier auf seinem Weg angekommen ist, wusste, dass er bald die Hochebene erreicht. Ich sitze unter dem großen Baum und lasse meinen Blick wandern. Weit im Westen liegt El Hierro. Die Wolken bleiben am Nordhang kleben, ballen sich zu weißen Bergen, bringen den kostbaren horizontalen Regen. An den Bergen in meinem Rücken wird es heute ebenso sein, während ich hier im Süden auf blauen Himmel schaue. Das sind die zwei Seiten dieser Insel: grün und feucht der Norden, karg und trocken der Süden.
du musst in der richtigen Reihenfolge trinken
Frisch schmeckt das Wasser aus der Quelle und herrlich kühl. Ich bedaure es nun, heute morgen den 5-Liter-Wasserkanister zum Müll geworfen zu haben, statt ihn zur Quelle Chorros de Espina mit zu nehmen. Ein so gutes Wasser gibt es nicht zu kaufen. Früher schickten die feinen Leute von Vallehermoso ihre Dienstmädchen hier hoch, um frisches Wasser zu holen. 800 Meter Höhenunterschied mussten sie bewältigen, das verleitet zu manchem Versehen. Wasser schmeckt doch überall gleich, sagten sie sich. Doch die Herrin war streng. Sie verlangte stets als Beweis für die Echtheit des Wassers, ein frisches Blatt von der Ardisie mit zu bringen, die nur hier wächst. Doch auch dieser Beweis ließ sich sicher fälschen.
Schon die Guanchen hatten hier eine Kultstätte. Heute steht dort eine christliche Kapelle. Dem Wasser der Quelle wird Fruchtbarkeit zugesprochen. Aus vier ausgehöhlten Ästen, die sich verzweigen, fließt das Wasser in den Brunnen, so dass es aus sieben Röhren sprudelt. Aber Vorsicht: Du musst zählen können, und das von links nach rechts, damit dir nichts Widriges widerfährt. Zur Steigerung der Fruchtbarkeit müssen Frauen aus den geraden Röhren trinken, also der Nummer zwei, vier und sechs, Männer dagegen aus den ungeraden. Trinkt eine Frau aus den ungeraden Röhren, dann verwandelt sie sich in eine Hexe, die sich mit Ihresgleichen zur Mitternacht der Sonnenwende auf dem Hexentanzplatz von Laguna Grande trifft. Ich habe aus allen sieben Röhren getrunken. Das hat auch eine Bedeutung. Aber die verrate ich nicht.
Die Mystik des Ortes, die dämmrige Lichtstimmung, der sanfte Wind, die angenehmen Temperaturen: viele Gründe, hier her zu kommen. Wir verweilen länger an der Quelle. Ein Vogel singt mir sein Morgenlied und Schmetterlinge tanzen um mich herum. Schmetterlinge, das fällt mir jetzt auf, haben mich auf der ganzen bisherigen Reise begleitet. Ich vielen Farben und Zeichnungen habe ich sie gesehen, weiße, und gelbe, grüne und ockerfarbene, braune und rote. Sie zeigen mir, wie gesund die Natur hier noch ist.
Schon die Guanchen hatten hier eine Kultstätte. Heute steht dort eine christliche Kapelle. Dem Wasser der Quelle wird Fruchtbarkeit zugesprochen. Aus vier ausgehöhlten Ästen, die sich verzweigen, fließt das Wasser in den Brunnen, so dass es aus sieben Röhren sprudelt. Aber Vorsicht: Du musst zählen können, und das von links nach rechts, damit dir nichts Widriges widerfährt. Zur Steigerung der Fruchtbarkeit müssen Frauen aus den geraden Röhren trinken, also der Nummer zwei, vier und sechs, Männer dagegen aus den ungeraden. Trinkt eine Frau aus den ungeraden Röhren, dann verwandelt sie sich in eine Hexe, die sich mit Ihresgleichen zur Mitternacht der Sonnenwende auf dem Hexentanzplatz von Laguna Grande trifft. Ich habe aus allen sieben Röhren getrunken. Das hat auch eine Bedeutung. Aber die verrate ich nicht.
Die Mystik des Ortes, die dämmrige Lichtstimmung, der sanfte Wind, die angenehmen Temperaturen: viele Gründe, hier her zu kommen. Wir verweilen länger an der Quelle. Ein Vogel singt mir sein Morgenlied und Schmetterlinge tanzen um mich herum. Schmetterlinge, das fällt mir jetzt auf, haben mich auf der ganzen bisherigen Reise begleitet. Ich vielen Farben und Zeichnungen habe ich sie gesehen, weiße, und gelbe, grüne und ockerfarbene, braune und rote. Sie zeigen mir, wie gesund die Natur hier noch ist.
Maria und Juan
Bei meinem ersten Besuch der Insel vor 18 Jahren war es für mich ein Aha-Erlebnis, als der Bus auf dem Weg nach Valle Gran Rey ins Tal von Las Hayas einbog. Ein grünes Meer von Palmen lag vor mir. Und dann erst unten im Tal. Es war ein einprägsames Bild. Dieses Bild wiederholt sich jetzt. An einer Biegung der Straße ist ein Aussichtspunkt angelegt. Hier beginnt das Valle Gran Rey. Mein Blick wandet von der Brüstung ins Tal hinab, folgt den Windungen des Barranco, zählt die einzelnen Palmen, verliert sich hinter den Weinstöcken in der Weite des Tales, wo sich tief unten im Schatten die ersten Häuser zeigen und auch die Straße, die sich zum Ausgang des Tales hin windet. Morgen werden wir das Tal besuchen.
Töpfe und Aufbewahrungsgefäße haben auch die Guanchen schon gebraucht. Anfangs benutzten sie ausgehöhlte Steine und Holzscheiben, später lernten sie, wie aus Ton durch Feuer feste Gefäße werden. Drehscheiben gab es keine, alles wurde mit der Hand geformt und dann gebrannt. Aufbaukeramik, so lerne ich von Renate, nennt man diese Technik. Hier in El Cercado, dem Nachbarort von Las Hayas, wird diese Handwerkskunst noch ausgeübt. Wir treffen Juan Romero und Maria Carmen Delia, Zwei, die dieses Handwerk noch ausüben. Während Maria sich der Gebrauchskeramik verschrieben hat, und mir zeigt, wie eine Schale entsteht, lässt Renate sich von Juan zeigen, wie er einen kleinen Drachenbaum aus Ton modelliert, der schließlich eine Kappe aus Moos tragen wird. Das erinnert mich sehr an unseren Kresse-Igel.
Töpfe und Aufbewahrungsgefäße haben auch die Guanchen schon gebraucht. Anfangs benutzten sie ausgehöhlte Steine und Holzscheiben, später lernten sie, wie aus Ton durch Feuer feste Gefäße werden. Drehscheiben gab es keine, alles wurde mit der Hand geformt und dann gebrannt. Aufbaukeramik, so lerne ich von Renate, nennt man diese Technik. Hier in El Cercado, dem Nachbarort von Las Hayas, wird diese Handwerkskunst noch ausgeübt. Wir treffen Juan Romero und Maria Carmen Delia, Zwei, die dieses Handwerk noch ausüben. Während Maria sich der Gebrauchskeramik verschrieben hat, und mir zeigt, wie eine Schale entsteht, lässt Renate sich von Juan zeigen, wie er einen kleinen Drachenbaum aus Ton modelliert, der schließlich eine Kappe aus Moos tragen wird. Das erinnert mich sehr an unseren Kresse-Igel.
Kirche mit Weitblick. Unterhalb des Garajonay steht auf einer Felsnase die Iglesia Igualero. Ein Mirador ist dahinter angelegt. Ich blicke auf die schwarze Wand des Fortaleza, des mächtigen Tafelberges, der mit seiner kahlen und markanten Silhouette die Westküste beherrscht. Der Berg wirft mir die Bilder und Gesänge der Kulthandlungen zu, mit denen dort drüben die Guanchen ihren Naturgöttern huldigten. Dahinter verliert sich mein Blick in einem weißen Meer von Wolken, aus denen heraus sich El Hierro ebenso wie die die beiden Spitzen von La Palma erheben. Jetzt fehlt eigentlich nur noch das einsame Bimmeln der Glocken der Igelsia, um das romantische Bild ab zu runden. Zwei Hände, die sich aneinander formen, eine merkwürdige Skulptur am Mirador. Es ist eine Hommage an Silbo Gomero, die Pfeifsprache von La Gomera. Nirgends sonst gibt es diese Sprache. Der Pfeifton trägt weiter als das gerufene Wort. Die Guanchen und später die mit den Spaniern vermischten Bewohner der Insel konnten sich mit dieser Sprache über die weiten Barrancos hinweg unterhalten.
Blick über das Tal von Vallehermoso bis nach La Palma
Der Passat hat wieder Feuchtigkeit herangetragen. An der Nordküste fangen sich die weißen Wolken in den Tälern und bringen das begehrte Nass. Wieder stehen wir auf dem Mirador Vallehermoso. Gestern war der Blick ins tiefe Tal so klar, dass ich jedes Haus erkennen konnte. Heute endet mein Blick schnell im milchigen Weiß. Flach ist die Wolkendecke, keine Wolkenberge, die heraus stechen. Von hier kann ich die Wolkengrenze unter mir genau sehen. Hinter dem Tal von Vallehermoso ragen die beiden Bergrücken von Las Palmas klar aus der Wolkendecke. An der anderen Seite des Berggrates, dort, wo ein steinerner Bergrücken die Täler von Hermigua und San Sebastian trennt, rollen sich Wolkenschwaden über den Grat. Hier oben aber ist es sonnig und trotz der späten Zeit noch so heiß, dass ich selbst im kurzärmeligen Hemd noch schwitze.
Die Straße folgt nordwärts dem schmalen Grat nach Las Rosas. Auf einem gut zweihundert Meter langem Stück ist die Straße so schmal, dass sowohl rechts als auch links Leitplanken stehen, um den Sturz in die Tiefe zu verhindern. Der Wind treibt die Wolkenschwaden den Hang hoch, lässt sie über die Straße tanzen. So dicht wie bei uns eine Nebelwand ist die Wolkendecke nicht. Es sind mehr einzelne Wolkenfetzen, die in ihrer Gesamtheit das Nebelbild zusammen fügen. Auf genau dieser schmalen Stelle kommt uns ein Wagen entgegen. Es passt Millimeter genau für die Vorbeifahrt im Schneckentempo. Die Leitplanken geben gefühlte Sicherheit. Der zweite entgegenkommende Wagen ist breiter. Ihm bleibt nur die Rückwärtsfahrt. Gewiss, er hätte vor der Engstelle warten können. Manchmal siegt Frechheit, nur diesmal nicht.
Die Straße folgt nordwärts dem schmalen Grat nach Las Rosas. Auf einem gut zweihundert Meter langem Stück ist die Straße so schmal, dass sowohl rechts als auch links Leitplanken stehen, um den Sturz in die Tiefe zu verhindern. Der Wind treibt die Wolkenschwaden den Hang hoch, lässt sie über die Straße tanzen. So dicht wie bei uns eine Nebelwand ist die Wolkendecke nicht. Es sind mehr einzelne Wolkenfetzen, die in ihrer Gesamtheit das Nebelbild zusammen fügen. Auf genau dieser schmalen Stelle kommt uns ein Wagen entgegen. Es passt Millimeter genau für die Vorbeifahrt im Schneckentempo. Die Leitplanken geben gefühlte Sicherheit. Der zweite entgegenkommende Wagen ist breiter. Ihm bleibt nur die Rückwärtsfahrt. Gewiss, er hätte vor der Engstelle warten können. Manchmal siegt Frechheit, nur diesmal nicht.
zum Trommelkurs ins Valle Gran Rey
Sonntagmorgen am Busbahnhof. „Kommst du aus Hanau?“ Die Frage überrascht mich nicht. Valle Gran Rey ist das 18te Bundesland der Bundesrepublik Deutschland, und das verrückteste. Man trifft sich auf dem Sonntagsmarkt. Thomas verbringt hier seinen Jahresurlaub, während in Deutschland die Pollen fliegen. Er sollte die Reisekosten bei seiner Krankenkasse einreichen. Sie sind sicher günstiger, als die Antiallergiebehandlung in Deutschland. Es gibt einen Stand mit Bio-Lebensmitteln, ausnahmsweise von einer Spanierin betrieben. Ansonsten gibt es Flohmarktstände mit dem für dieses Bundesland erforderlichen Flattergewand und kunstgewerblichen Schmuck in allen Variationen. Nicht jeder darf hier seine Waren anbieten. Eine behördliche Kommission prüft die Qualifikation des Künstlers resp. der Künstlerin und vergibt dann das „Flohmarktabitur“, wie ich im Valle-Boten nachlesen kann. Selbstverständlich spricht man hier Deutsch. Die Männer vom Trommelkurs geben gerade ihr Bestes. Valle Gran Rey, das Zentrum der Hippies und Aussteiger, ist dank der guten touristischen Infrastruktur und dem schwarzen Sandstrand schon lange ein Eldorado für Wandertouristen. Das ergibt eine bunte und weltoffene Mischung. Eine sanfte Musik begleitet meinen café con leche. Neben mir ein Aushang: „Curso de Aleman“. Ist wohl schon gut, wenn die Gomeros deutsch lernen.
Wie die Säulen eines Portals flankieren zwei gewaltige Steilhänge den Ausgang des Tals, dort wo es sich verbreitert und in eine kleine Ebene fließt. Bananenplantagen nehmen den größten Teil dieser Ebene ein. Seit meinem ersten Besuch hat sich ihre Fläche aber schon deutlich minimiert. Der Tourismus frisst sich durch die Plantagen. An einem Ende liegt La Playa mit seinem schwarzen Sandstrand. Nur zu dumm, dass er gerade mal nicht da ist, der Sandstrand. Ein Phänomen begleitet ihn. Im Herbst holt sich das Meer den Sand und bringt ihn im Laufe des Frühjahrs wieder zurück. Im Moment rollen die Wellen aber noch über große Wackersteine. Ein angenehmes rollendes Rauschen ergibt dies, wenn es auch nicht so richtig gut zum Baden ist.
Am anderen Ende liegt Vueltas. Es gab einmal einen kleinen Fischerhafen neben dem Sandstrand. An einem schönen Morgen wachte der Bürgermeister auf. Sogleich rief er den Gemeinderat zusammen. „Ich hatte heute einen wunderschönen Traum“, sprach er vor den versammelten Gemeindevertretern, ich habe „Aida“ gesehen. Sie lauschten ihm und klatschten sodann. Danach trug er seinen Traum dem Inselrat vor, dann dem Gouverneur von Teneriffa. Dieser verschaffte ihm eine Audienz bei dem spanischen Präsidenten und schließlich erfuhr auch die Europäische Kommission von seinem Traum. Nun floss Geld. Viele Steine wurden ins Meer versenkt. Eine neue Hafenmole wuchs heran. Sie war so groß, dass ein Kreuzfahrtschiff dort anlegen könnte. Und in die Bananenplantagen wurden Schneisen geschlagen für mehr Hotels und Straßen. Heute träumt der Bürgermeister immer noch von Aida und den vielen Touristen, für El Capitano, den Redakteur des deutschsprachigen Valle-Boten und Lieblingsblatt der deutschen Touristen immer wieder ein gefundenes Fressen. Nur die kleine Kapelle in La Playa ist traurig. Neben ihr wurde eine Stromverteileranlage gebaut und hinter ihr steht ein langes und hässliches, Sand braunes Apartmenthaus. Aus ist's mit der Idylle rund um die Kapelle.
Am anderen Ende liegt Vueltas. Es gab einmal einen kleinen Fischerhafen neben dem Sandstrand. An einem schönen Morgen wachte der Bürgermeister auf. Sogleich rief er den Gemeinderat zusammen. „Ich hatte heute einen wunderschönen Traum“, sprach er vor den versammelten Gemeindevertretern, ich habe „Aida“ gesehen. Sie lauschten ihm und klatschten sodann. Danach trug er seinen Traum dem Inselrat vor, dann dem Gouverneur von Teneriffa. Dieser verschaffte ihm eine Audienz bei dem spanischen Präsidenten und schließlich erfuhr auch die Europäische Kommission von seinem Traum. Nun floss Geld. Viele Steine wurden ins Meer versenkt. Eine neue Hafenmole wuchs heran. Sie war so groß, dass ein Kreuzfahrtschiff dort anlegen könnte. Und in die Bananenplantagen wurden Schneisen geschlagen für mehr Hotels und Straßen. Heute träumt der Bürgermeister immer noch von Aida und den vielen Touristen, für El Capitano, den Redakteur des deutschsprachigen Valle-Boten und Lieblingsblatt der deutschen Touristen immer wieder ein gefundenes Fressen. Nur die kleine Kapelle in La Playa ist traurig. Neben ihr wurde eine Stromverteileranlage gebaut und hinter ihr steht ein langes und hässliches, Sand braunes Apartmenthaus. Aus ist's mit der Idylle rund um die Kapelle.
„Vorsicht Steinschlag“ warnt ein großes Schild in deutscher Sprache. Die hohe Steilwand scheint auf mich herunter zu fallen. Sie wirkt erdrückend gefährlich. Vom Hafen von Vueltas aus führt ein befestigter Weg um die Wand herum in ein kleines Tal. Wir wollen zum exotischen Fruchtgarten. Hinter der Wand schlängelt sich der Pfad einen Barranco hoch. Schmal ist er . An einer Abzweigung fragen wir eine Deutsche nach dem Weg. „Rechts herum“ sagt sie „Aber heute ist geschlossen.“ Unten wieder angekommen, lese ich dann die Öffnungszeit „Dienstag und Freitag“. Wir hatten zuvor nur nach der Uhrzeit der Öffnung gefragt. Ein schöner Spaziergang war es allemal.
Blick zurück ins Valle Gran Rey
Cesar Manrique kannte die schönsten Plätze auf allen Inseln, auch hier auf La Gomera. Vom Mirador aus schaue ich zurück in das lange Tal. Das graue Band der Straße windet sich zwischen weißen Häusern. Hoch ragen die Palmen aus den Feldern hervor. Zwischen den beiden Bergen am Talausgang hängt eine weiße Wolke, spendet Schatten an diesem heißen Tag. Doch der Blick ist getrübt durch die Schneise, die die Feuerwelle vor einem Jahr durch das Tal gezogen hat. Selbst von hier oben, 800 Meter über der Talsohle, kann ich sehen, dass die Palmen Trauer tragen. Viele tragen noch stolz ihre grünen Palmwedel. Doch die Stämme sind verkohlt. Sie werden noch lange Zeugnis abgeben von dieser Katastrophe.
Es regnet. Tatsächlich, es regnet, senkrechter Regen. Agulo versucht mir an diesem Morgen den Abschied leichter zu machen. Am Ortsausgang fallen die ersten Tropfen, in Hermigua hat der Scheibenwischer schon ganz schön hart zu arbeiten. Nass ist die Fahrt hoch in den Tunnel, erst kurz vor San Sebastian lockern sich die Wolken und die Sonne lacht mir ins Gesicht.
Musik liegt in der Luft. Vielleicht liegt es an der geruhsamen Atmosphäre mit leichter spanischer Musik rund um den Plaza de la Constitucion mit seinen zwölf uralten, weit ausladenden Lorbeerbäumen und einer ebenso alten Palme, unter denen sich der Kaffee selbst bei Regen noch trocken genießen lässt. Vielleicht liegt es an der Musikschule in der Calle Virgin de la Guadelupe, aus der helle Kinderlieder dringen. Vielleicht auch an Enrique Bakero, der am Platz vor der Igelsia Nuestra Senora de la Asuncion klassische Gitarre spielt. Auf jeden Fall liegt mir ein Summen auf den Lippen, als ich durch die Gassen von San Sebastian schlendere. Schon Kolumbus hat die Atmosphäre dieses Ortes gemocht. Der Brunnen, aus dem er seine Trinkwasservorräte auffüllte, bevor er seine große Reise nach Amerika fort setzte, wird gerne gezeigt.
San Sebastian kenne ich wie die meisten Besucher dieser Insel nur als Durchgangsstation von und zur Fähre. Diesmal nehme ich mir die Zeit, den Ort näher an zu schauen. Neben dem mächtigen Festungsturm aus dem Jahr 1450 liegt die Altstadt. Lange war San Sebastian viel zu unbedeutend, um Banken, Versicherungen und Warenhäuser an zu ziehen, die gerne ihre protzigen Glas- und Betonbauten ungeachtet der traditionellen Bauweise in die Stadtzentren klotzen. Die alte Architektur aus den vergangenen Jahrhunderten ist so erhalten geblieben und prägt das Stadtzentrum durch ein homogenes Erscheinungsbild. Mir gefällt es. Die Häuser der Reichen sind zweistöckig mit kanarischem Balkon, die der weniger Begüterten sind einstöckig, meist Tür neben Tür. Dass dazwischen noch so manche baufällige Ruine steht, die nur durch ein Stahlskelett aufrecht erhalten wird, stört nicht. Sicher wird sich bald ein Liebhaber finden, der sich die Mühe der Konservierung und Restaurierung macht. Ich folge der Calle Real, die schnurgerade vom Hafen weg führt. Irgendein ein geschäftstüchtiger Mensch muss mal mit einer Schiffsladung voller Kandelaber im Hafen gestrandet sein. Die gleichen Straßenlaternen, die ich schon in allen Orten auf der Insel gesehen haben, zieren auch hier die Fußgängerzone. Mit den Lauten der ungewöhnlichen Pfeifsprache der Gomeros, El Silbo, im Ohr, schlendern wir am frühen Abend zur Fähre. Silke aus dem Apartment Los Helechos hatte uns heute morgen noch erzählt, dass ihre Tochter diese Pfeifsprache wieder in der Schule lernt. Im Archäologischen Museum, das sich ganz der Geschichte der Ureinwohner widmet, haben wir uns ein paar Vorführungen angehört. Schon erstaunlich, dass man sich mit Pfeifen so differenziert unterhalten kann. |
Im Hafen warten wir auf die Fähre. Sie kommt mit Verspätung aus Teneriffa. Zeit genug, sich anzusehen, wie sich schwere graue Wolkenpakete über den Berggrat im Norden schieben und südlich der Inselmitte in Nichts auflösen. Es ist das ewig gleiche Wolkenspiel des Passats auf den Kanarischen Inseln, das ich beobachte. Nur dass der Antipassat diesmal in großer Höhe zusätzlich Schleierwolken nach Norden schickt. Ein ungewöhnliches Schauspiel, wie zwei Wolkenschichten gegensätzlich driften.
Wir sind, neben einer Hand voll Lieferwagen, die einzigen Passagiere, die auf die Fähre steigen. Mit großem Schwung verlässt sie den Hafen Richtung La Palma. Das Wetter ist heute ungewöhnlich, der Seegang unangenehm, zumindest für eine Landratte wie mich. La Gomera versinkt in der Dunkelheit der Nacht. Mein Gedanken wandern noch einmal zurück an jenen Abend vor drei Tagen, als auf der Rückfahrt plötzlich die Sonne unter den Wolken hervor brach. Für einen kurzen Moment zeigte sie sich hinter dem Bergkamm von Vallehermoso, um sich gleich wieder dahinter zu verstecken und ein wildes Feuerspiel zu entfachen. Rot malte sie den Himmel zwischen Wolken und Bergkamm, streute orangefarbene Wolkenstreifen dazwischen, beleuchtete die hohen Wolken über mir mit einem feinen Rosa und zeichnete die Silhouette von La Palma im blauen Schein des Meeres nach. Ein romantisches Bild von beiden Inseln, das ich in mir gespeichert habe.