Madeira
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steht wieder im Sonnenschein und schaut aufs Meer hinaus. Der Standort ist symbolträchtig. So wie damals der Geldadel das Unternehmen finanziert hat, um den Reichtum zu mehren, so steht sein Standbild heute vor einer prachtvollen Fassade, die eine fette Schrift ziert: Banco do Portugal.
Etwa die Hälfte der fast 300.000 Einwohner der Insel wohnt in der Hauptstadt und hier konzentrieren sich auch die rund eine Million Touristen, die im Laufe des Jahres auf die Insel kommen. Ich stehe an einem Zeitungskiosk und kann die Nationalitäten der größten Touristennationen an der Zahl ihrer Zeitungen ablesen. Für Sprachgewandte ist solch ein Kiosk eine wahre Fundgrube. Selbst kyrillische Zeichen sind nichts Ungewöhnliches.
Drei große Falter tanzen im Sonnenschein. Herrlich liegt das Licht auf dem großen Rasen des Parque de la Catarina oberhalb des Hafens. Der Lärm der Baumaschinen dort unten dringt nur gedämpft an mein Ohr. Auch am Samstag wird mit Hochdruck an der Fertigstellung der neuen Uferpromenade gearbeitet.
Der Wind, der heute stärker als sonst weht, streicht durch die Gipfel der Bäume, lässt sie rauschen wie im Buchenwald, und reibt kreischend die Seile der Takelage der Vielzahl der Yachten im Hafenbecken aneinander. Eine dicke graue Wolke liegt über Monte, doch das ganze Halbrund des Funchaler Talkessels präsentiert sich mir im Sonnenlicht. Dieser Park ist eine der vielen grünen Oasen in dieser Stadt. Besonders am Vormittag, wenn die Sonne von Osten her ihr Licht auf den Park wirft, entfaltet er seine Blumenpracht besonders schön. Immer noch taumeln die Falter wie trunken durch die Blumenbeete.
Etwa die Hälfte der fast 300.000 Einwohner der Insel wohnt in der Hauptstadt und hier konzentrieren sich auch die rund eine Million Touristen, die im Laufe des Jahres auf die Insel kommen. Ich stehe an einem Zeitungskiosk und kann die Nationalitäten der größten Touristennationen an der Zahl ihrer Zeitungen ablesen. Für Sprachgewandte ist solch ein Kiosk eine wahre Fundgrube. Selbst kyrillische Zeichen sind nichts Ungewöhnliches.
Drei große Falter tanzen im Sonnenschein. Herrlich liegt das Licht auf dem großen Rasen des Parque de la Catarina oberhalb des Hafens. Der Lärm der Baumaschinen dort unten dringt nur gedämpft an mein Ohr. Auch am Samstag wird mit Hochdruck an der Fertigstellung der neuen Uferpromenade gearbeitet.
Der Wind, der heute stärker als sonst weht, streicht durch die Gipfel der Bäume, lässt sie rauschen wie im Buchenwald, und reibt kreischend die Seile der Takelage der Vielzahl der Yachten im Hafenbecken aneinander. Eine dicke graue Wolke liegt über Monte, doch das ganze Halbrund des Funchaler Talkessels präsentiert sich mir im Sonnenlicht. Dieser Park ist eine der vielen grünen Oasen in dieser Stadt. Besonders am Vormittag, wenn die Sonne von Osten her ihr Licht auf den Park wirft, entfaltet er seine Blumenpracht besonders schön. Immer noch taumeln die Falter wie trunken durch die Blumenbeete.
Zu Dutzenden sonnen sich die Eidechsen auf der Steinmauer neben mir. Als ich meine Banane auspacke, beginnt die Betteilei. Hoch recken sie ihre Hälse und schauen mich mit ihren runden Knopfaugen an. Eigentlich wollte ich ja meine Bananenschale in den Abfalleimer werfen. Aber das erübrigt sich erst mal. Die Schar der Eidechsen verlustiert sich an diesem köstlichen Mahl. Kein Brocken scheint zu groß, als dass er nicht in die roten Mäulchen passen würde. Wehe, wenn der Nachbar den gleichen Happen will. Dann gibt es eine kleine Balgerei.
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Die Rua Santa Maria liegt im Osten der Uferpromenade, gleich unterhalb der Markthalle. Die Fassaden sind schon etwas herunter gekommen und gleich am Anfang steht eine Nachtbar. Um diese Zeit sind die Fenster und Türen natürlich verrammelt. Gleich gegenüber erblicke ich eine Tür mit einem erotischen Motiv. Klarer Fall:Ich bin im Rotlichtmilieu gelandet. Auch die nächsten Türen sind bemalt. Da die Häuser sehr eng beieinander stehen und schmal gebaut sind, kommen die Türen in schneller Folge. Ich folge ihrer Spur. Doch statt weiterer erotischer Gemälde sind es nun Tierbilder, expressionistische Gemälde, Motive naiver Malerei, Metallinstallationen und Collagen erstaunlicher Qualität. Doch nicht das Rotlichtmilieu? Hier ist eine kleine Freilichtgalerie entstanden. Auf kleinen Schildern neben den Kunstwerken lese ich nun: „artE de pORtas abErtas“, dazu den Namen der jeweiligen Künstlerin rsp. des Künstlers. Auch in den Seitengassen sind einige der Haustüren künstlerisch gestaltet. Einige Dutzend Türen habe ich gezählt, eine tolle Idee, wie ich finde.
Wenig später ein kleiner Menschenauflauf. Eine Tür steht weit offen. Innen ist offensichtlich eine Kunstgalerie. Ein junger, offensichtlich ganz wichtiger Mann läuft aufgeregt auf und ab, schaut auf sein Handy, schaut auf seine Uhr, schaut die Straße hoch und schaut dann erleichtert. Eine imposante Gestalt kommt ihm entgegen. So hätte ich mir den Künstler auch vor gestellt: dichtes graues Haupthaar, ein älterer Herr. Der wichtige Mann nimmt ihn am Arm und macht genau das, was auf dem T-Shirt des Künstlers steht: „I am Lost. Please take me home with you“. Auch ich folge ihnen ins Innere. Hier findet wohl gerade so etwas wie eine kleine Vernissage statt, die Bilder dagegen sind groß, einige Quadratmeter groß. Der Künstler hält eine Rede, die allein schon durch sein Auftreten und seine Gestik sehr imposant wirkt. Mehr verstehe ich auch nicht. Später erfahre ich, dass es sich um das Haus einer Künstlergemeinschaft handelt. Da ich immer noch nichts verstehe, setze ich mich vor die Tür und trinke einen Espresso. In der Rua Santa Maria kann man sehr gut sitzen, denn außer einer Freilichtgalerie ist es auch die Freßgass' von Funchal. Ein Restaurant reiht sich an das andere.
Safrangelb sind die Mauern der Fortaleza Sao Tiago. Erbaut im 17. Jahrhundert diente es dem Schutz der Insel vor den Seeräubern. Die Insel war Zuckerlieferant für Europa und Garant für einen gewissen Reichtum. Spanien hatte sich derweil die Insel einverleibt und versucht, mit der Festung die Seeräuberei zu verhindern. Genutzt hat es nichts. Heute ist es optisch vom Meer her ein Anziehungspunkt für das Auge. Der Sonnenschein und der blaue Himmel lassen die Häuser drum herum strahlend weiß leuchten. Da ist das Safrangelb ein Ruhepunkt für das Auge. Ich steige von einer Plattform zur anderen, bis zur obersten. Von Etage zu Etage wird der Blick auf Hafen und Stadt wohltuender und schöner. Zwei große Kreuzfahrtschiffe liegen im Hafen, aber offensichtlich verirren sich nur wenige Ausflügler von ihnen hier her. Ob ich das als positiv oder negativ werten soll, kann ich mir selbst nicht beantworten. Ich genieße diese Ruhe hier.
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Draußen verlässt gerade die Santa Maria, der Nachbau des Columbus-Schiffes, den Hafen, eine kleine Nussschale mit Segeln wie aufgeblasene Backen vor dem Kussmund am Bug der Aida. Im Inneren beherbergt das Fortaleza mehrere Ausstellungen, unter anderem eine Millenium-Ausstellung von José Rodrigues, einem Sohn der Insel, mit beeindruckenden Werken. In den unteren Räumen ist das Museum der zeitgenössischen Kunst. Mir fällt auf, dass viele Werke stark expressionistisch beeinflusst sind.
„Probieren Sie doch mal“, sagt die Verkäuferin mit nettem Lächeln, „die Frucht ist zuckersüß“. Die Verkäuferin weiß, dass heute zwei Kreuzfahrtschiffe aus Deutschland im Hafen liegen und so spricht sie uns direkt auf Deutsch an. Irgendwie scheint aber das Geschäft jedoch bislang nicht gut gelaufen zu sein, denn bis wir uns zum Kauf entschlossen haben, hat sie uns schon mehrere Maracujas verschiedenster Geschmacksrichtung, Tomates Ingles, große Mangostücke und einen guten Happen einer Banane verzehren lassen. Was wäre ein Besuch der Stadt Funchal ohne einen Blick in die Markthalle! Farbenfroh ist das Ambiente. Durch das Oberlicht des Innenhofes fällt der Sonnenschein ins Innere und lässt die leckeren Früchte im besten Licht erstrahlen. Nebenan erläutert eine Reiseleiterin die verschiedensten Früchte und Kartoffelsorten der Insel. Ich höre interessiert zu, lerne auch wieder etwas Neues, z.B. dass eine bestimmte Kartoffelsorte von Hundskopfgröße, die an der Nordküste bei Santana gedeiht, ein Jahr lang im Boden liegen muss, bis sie geerntet werden kann.
Ein Espresso unterm Sonnenschirm. Der Wind treibt Wolken vom Meer heran. Immer tiefer liegt die Wolkendecke über Funchal. Wir haben uns im Café Ritz bequem gemacht. Ich beobachte mit Vergnügen die Passanten, viele von ihnen Gäste der Kreuzfahrtschiffe im Hafen, zünftig in kurzer Khaki-Hose und Sonnenhut. Ganz anders die Madeiraner. Sie sind sofort an dem großen schwarzen Regenschirm zu erkennen, den sie um diese Jahreszeit schon aus Grundsatz mit sich führen. Plötzlich ein Prasseln, ein Rauschen, ein Platschen. Im Eifer seines Gesprächs muss ein Insulaner mit dem Regenschirms, der ja nichts anderes ist, als die Verlängerung seiner Hände, herum gefuchtelt haben. Dabei hat er ungewollt die schwärzeste Wolke mit der Spitze seines Schirmes aufgeschlitzt und jetzt entlädt sich ihre ganze Last. Sofort öffnen sich rund um uns herum die Regenschirme im klackenden Chor. Selbst die Kellner sind plötzlich damit bewaffnet und führen die Gäste, die keinen trockenen Sitzplatz haben, ins Regen sichere Café hinein. Fünf Minuten lang fallen wahre Sturzbäche vom Himmel. Dann scheint wieder die Sonne und die Regenschirme werden geschüttelt und zu geklappt.
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„Vencedor!“, „Gewinner!“ frohlockt er, und seine Hand mit der Siegerkarte knallt hart auf den Karton. Vier spielen und sechs kiebitzen, um sich die Zeit zu vertreiben, bis ihr nächster Einsatz kommt. An der Wand hängen malerisch aufgereiht ihre Strohhüte und ihre Hüfttaschen. Weiß gekleidet sind sie, in Hose und Hemd, und warten auf die Touristen. Viele sind es heute nicht, die sich für die Fahrt im Korbschlitten anstellen. Früher war es das Transportmittel der reichen englischen Weinhändler, die hier oben, in Monte, ihre Sommerresidenzen hatten. Das Klima in 550 Meter Höhe ist im Sommer angenehm mild und der Blick wie aus der Loge im obersten Rang des Amphitheaters, das das weite Halbrund des Bergkessels von Funchal bildet. Hinauf war es mühsamer für die Bediensteten. In Sänften ließen sich die reichen Herren hoch tragen. Mit der Technik kam dann der Fortschritt. Eine Zahnradbahn wurde gebaut. Doch katastrophale Unfälle überschatteten den Betrieb, so dass sie schon 1936 wieder eingestellt. Nur noch das alte verfallene Bahnhofsgebäude erinnert an die Zeit der Zahnradbahn, gerade steigen dort die Korbschlittenführer aus dem Transferbus, der sie aus der Talstation wieder hoch bringt. Die Zahnradbahn ist Vergangenheit, heute führt eine Seilbahn vom Stadtzentrum bis hoch an die Wallfahrtskirche von Monte.
Blank gescheuert ist der Teer von den hölzernen Kufen der Korbschlitten. Die Fahrt mit ihnen zählt zu den Touristenattraktionen von Funchal. Die Schlittenführer greifen nach dem Seil und ziehen den Schlitten ein paar Meter mit Schwung bis zum Beginn der Gefällstrecke. Nun springen sie hinten auf die zurückstehenden Kufen, um den Schlitten in Fahrtrichtung zu halten. Nach 50 Metern schon die erste Kurve. Geschickt lenken sie den Schlitten um. Dann ist der Schlitten aus meiner Sicht verschwunden. Ursprünglich waren es die Weinhändler, die von ihrer Quinta mit dem Korbschlitten zu Tal fuhren. Heute sind es insbesondere die Gäste der Kreuzfahrtschiffe, für welche die Fahrt im Korbschlitten als besondere Attraktion gilt, eine Alleinstellungsmerkmal, das Funchal von den vielen anderen Hafenstädten unterscheidet, die sie im Laufe ihrer Reise ansteuern.
Blank gescheuert ist der Teer von den hölzernen Kufen der Korbschlitten. Die Fahrt mit ihnen zählt zu den Touristenattraktionen von Funchal. Die Schlittenführer greifen nach dem Seil und ziehen den Schlitten ein paar Meter mit Schwung bis zum Beginn der Gefällstrecke. Nun springen sie hinten auf die zurückstehenden Kufen, um den Schlitten in Fahrtrichtung zu halten. Nach 50 Metern schon die erste Kurve. Geschickt lenken sie den Schlitten um. Dann ist der Schlitten aus meiner Sicht verschwunden. Ursprünglich waren es die Weinhändler, die von ihrer Quinta mit dem Korbschlitten zu Tal fuhren. Heute sind es insbesondere die Gäste der Kreuzfahrtschiffe, für welche die Fahrt im Korbschlitten als besondere Attraktion gilt, eine Alleinstellungsmerkmal, das Funchal von den vielen anderen Hafenstädten unterscheidet, die sie im Laufe ihrer Reise ansteuern.
Ponchaflasche und Marienstatue, für den Touristen wird alles auf einen einzigen kleinen Verkaufstisch gepackt. Wunder gibt es immer wieder, so auch hier. Es geschah vor vielen Jahren. Ein junges Mädchen sieht die Jungfrau Maria. Niemand glaubt ihr. Der Vater folgt ihr und findet eine Marienstatue. Es ist eine der zahllosen religiösen Legenden, vornehmlich angesiedelt in solchen streng katholisch romanischen Ländern, die sich um diese Wallfahrtskirche aus dem 16. Jahrhundert rankt. Zwei weiße Türme ragen aus dem Wald hervor, schon vom Meer aus sichtbar für jeden Seefahrer und die täglich neuen Kreuzfahrttouristen aus aller Herren Länder, die unten am Hafen für einen Tag Station machen. Lang gezogen ist die uralte Ochsentreppe mit den Kieselsteinen und den abgerundeten Stufen, die zur Kirche hoch führt.
Ich stehe vor einem schlichten Sarkophag. Ein Gitter trennt mich von ihm. Bänder in den portugiesischen Nationalfarben ranken sich um die Eisenstangen. Hier ruht Kaiser Karl I. von Österreich, der Habsburger, der nie abdankte, weil er den Lauf der Geschichte nicht akzeptieren wollte. Wahrscheinlich spinnt er noch droben im Himmel an Intrigen, um sein Kaiserreich wieder her zu stellen. Die wenigen Touristen in der Kirche bleiben kurz an seinem Grab stehen, um sich dann dem barocken Überschwang der Kirche wieder zu zu wenden und anschließend dem phänomenalen Blick von der Dachterrasse auf das in der Sonne glänzende Funchal.
Ich stehe vor einem schlichten Sarkophag. Ein Gitter trennt mich von ihm. Bänder in den portugiesischen Nationalfarben ranken sich um die Eisenstangen. Hier ruht Kaiser Karl I. von Österreich, der Habsburger, der nie abdankte, weil er den Lauf der Geschichte nicht akzeptieren wollte. Wahrscheinlich spinnt er noch droben im Himmel an Intrigen, um sein Kaiserreich wieder her zu stellen. Die wenigen Touristen in der Kirche bleiben kurz an seinem Grab stehen, um sich dann dem barocken Überschwang der Kirche wieder zu zu wenden und anschließend dem phänomenalen Blick von der Dachterrasse auf das in der Sonne glänzende Funchal.
Tief in den Fels ist die Bergstation einer zweiten Seilbahn getrieben, die von Monte hinüber zum Botanischen Garten führt. Tief ist der Baranco durch den der Ribero de Joao Gomes fließt. Durch diesen Baranco rauschten vor einigen Jahren große Wassermassen, die schwere Zerstörungen in Funchal hinterließen. Aus der Seilbahnkabine sehe ich tief unten im jetzt trockenen Flusslauf weiße Betongatter, die wie Gabelzinken viele Meter hoch ragen. Steil sind die Hänge und hoch die dahinter liegenden Berge. Plötzliche Regenfälle bringen immer wieder große Mengen an Wasser, das zurück ins Meer will. Bei der zerstörerischen Flut hatte der Fluss Baumstämme und große Gesteinsbrocken in die Stadt geschwemmt. Ihre Wucht hat die Zerstörungen angerichtet. Diese neuen Wehrwerke sollen künftig die Baumstämme und Gerölllawinen schon lange vor der Stadt stoppen.
Die Sonne scheint und lädt zum Verweilen ein. Auf der Sonnenterrasse oberhalb des Botanischen Gartens packen wir unser Picknick aus und versorgen uns in der Cafeteria mit Kaffee und Kakao. Unter mir huschen die Autos flink in die Tunnelröhre am Ende der Brücke, so wie Mäuse auf der Flucht vor den scharfen Krallen der Katze. Majestätisch schwebt die grüne Kabine der Seilbahn über die Röhre hinweg auf dem Weg nach Monte. Zwischen uns liegt der Baranco und durch seine Talsohle windet sich die Straße auf dem Weg ins Zentrum. Nicht ein oder zwei, sondern gleich Dutzende von Eidechsen balgen sich um die Brotkrumen, die wir ihnen zu werfen. Manche sind so keck, dass sie selbst an die Hand hochspringen, um als Erste die Leckerei zu fangen und in die Sicherheit der Efeublätter auf der Talseite der Mauer zu bringen. Die einsame Taube zwischen ihnen ist so verwirrt von dem Gewimmel, dass sie kaum einen Happen abbekommt.
Die Sonne scheint und lädt zum Verweilen ein. Auf der Sonnenterrasse oberhalb des Botanischen Gartens packen wir unser Picknick aus und versorgen uns in der Cafeteria mit Kaffee und Kakao. Unter mir huschen die Autos flink in die Tunnelröhre am Ende der Brücke, so wie Mäuse auf der Flucht vor den scharfen Krallen der Katze. Majestätisch schwebt die grüne Kabine der Seilbahn über die Röhre hinweg auf dem Weg nach Monte. Zwischen uns liegt der Baranco und durch seine Talsohle windet sich die Straße auf dem Weg ins Zentrum. Nicht ein oder zwei, sondern gleich Dutzende von Eidechsen balgen sich um die Brotkrumen, die wir ihnen zu werfen. Manche sind so keck, dass sie selbst an die Hand hochspringen, um als Erste die Leckerei zu fangen und in die Sicherheit der Efeublätter auf der Talseite der Mauer zu bringen. Die einsame Taube zwischen ihnen ist so verwirrt von dem Gewimmel, dass sie kaum einen Happen abbekommt.
Der Blick auf Funchal begeistert mich von Mal zu Mal. Wolken werden vom Wind über den blauen Himmel getrieben, hüllen mal dieses, mal jenes Stadtviertel für einen Moment in den Schatten. Eines der drei Kreuzfahrtschiffe verlässt langsam den Hafen, nimmt Kurs auf das südlich gelegene Teneriffa. Das Meer schillert in der Sonne und blendet das Auge. Langsam wende ich mich von diesem schönen Schauspiel ab und wir gehen zum Eingang des Botanischen Gartens.
Ein welkes Blatt löst sich vom Ast, hellbraun und dörr wie eine alte Pflaume. Es segelt langsam im leichten Wind herab und lässt sich zu meinen Füßen nieder. Zart zeichnen sich die Äderchen im Sonnenlicht ab. Welch ein Kontrast zu den in kräftigem Orange, Gelb und Rot blühenden Blüten der Fackellilie. Herbst und Frühling im gleichen Moment. Ich sitze im Schatten einer Pergola. Ein kleiner Wasserfall plätschert irgendwo neben mir. Ich blicke weit hinaus aufs Meer, wo der Horizont sich im Dunst des Tages verliert. „Jardim Botanico“ steht mit Buntnesseln geschrieben auf dem kleinen Plateau vor mir, hoch über der Stadt. Es ist eine Oase der Ruhe und der Beschaulichkeit. Zwar ist die Zahl der blühenden Pflanzen jetzt im Herbst übersichtlich, doch Agapanthus und Baumaloe, Wicke und Korallenbaum, und so manche mir unbekannte Pflanze erfreuen mein Auge. Die Sonne wärmt, auch wenn sie gerade schon weit fortgeschritten ist auf ihrem Weg zum Horizont. Ein paar kleine Regentropfen fallen aus den Wolken, die sich am Berg gefangen haben und dort oben den Grundwasservorrat auffüllen. Sie sind wie die Wassertropfen, die hoch spritzen, wenn das Nass des Wasserfalls auf den Boden trifft, eher erfrischend als nässend.
Ein welkes Blatt löst sich vom Ast, hellbraun und dörr wie eine alte Pflaume. Es segelt langsam im leichten Wind herab und lässt sich zu meinen Füßen nieder. Zart zeichnen sich die Äderchen im Sonnenlicht ab. Welch ein Kontrast zu den in kräftigem Orange, Gelb und Rot blühenden Blüten der Fackellilie. Herbst und Frühling im gleichen Moment. Ich sitze im Schatten einer Pergola. Ein kleiner Wasserfall plätschert irgendwo neben mir. Ich blicke weit hinaus aufs Meer, wo der Horizont sich im Dunst des Tages verliert. „Jardim Botanico“ steht mit Buntnesseln geschrieben auf dem kleinen Plateau vor mir, hoch über der Stadt. Es ist eine Oase der Ruhe und der Beschaulichkeit. Zwar ist die Zahl der blühenden Pflanzen jetzt im Herbst übersichtlich, doch Agapanthus und Baumaloe, Wicke und Korallenbaum, und so manche mir unbekannte Pflanze erfreuen mein Auge. Die Sonne wärmt, auch wenn sie gerade schon weit fortgeschritten ist auf ihrem Weg zum Horizont. Ein paar kleine Regentropfen fallen aus den Wolken, die sich am Berg gefangen haben und dort oben den Grundwasservorrat auffüllen. Sie sind wie die Wassertropfen, die hoch spritzen, wenn das Nass des Wasserfalls auf den Boden trifft, eher erfrischend als nässend.
Ich bin sauer. Der Taxifahrer, der uns für einen „Sonderpreis“ in die Stadt zurück bringen wollte, hatte uns zum Beweis den Busfahrplan an der Haltestelle gezeigt. In einer Stunde sollte der Bus erst fahren. Er hat verschwiegen, dass hier auch eine andere Linie vorbeikommt. Und dieser Bus rauscht gerade an uns vorbei, als wir gerade mal 100 Meter weiter die steile Straße herunter gelaufen sind, zu schnell, um noch die Hand zum hier üblichen Stoppzeichen heraus zu strecken. Etwas weiter unterhalb, an der großen Kreuzung, bekommen wir dann einen der zahlreichen Busse, die auch am Samstag Nachmittag hier vorbei kommen. Zwei Sorten von Taxifahrern habe ich hier in Funchal schon ausgemacht: diejenigen, die scheinbar freundlich einen „Sonderpreis“ anbieten, und sich dabei insgeheim die Hände reiben, und diejenigen, die still und bescheiden zum weitaus günstigeren Preis mit Taxometer fahren. 8 Euro für 1500 Meter Fahrtstrecke, da würde selbst ein Frankfurter Taxifahrer sich freuen.
Heute ist richtig was los im Hafen. Vier Kreuzfahrtschiffe sind angekommen und habe ihre Gäste auf die Stadt los gelassen. In den Restaurants in der Rua Santa Maria herrscht reger Betrieb und die Kunstobjekte an den Türen finden allenthalben Gefallen. Eine dicke Wolkendecke liegt über dem Meer und den Bergen. Die Sonne hat wenig Chancen. Das ist der richtige Tag zum Shopping. Azulejos sind hellblaue Kacheln mit Motiven aus dem Alltagsleben ebenso wie dem religiösen Leben. In diversen Souvenirshops gibt es sie auf Kork aufgezogen oder mit einer Magnetschicht. Aber das sind nicht diejenigen, die Renate sucht. Sie will ein Motiv, das aus mehreren Kacheln besteht, so wie wir sie überall an den Fassaden sehen. Nur sollen sie bei ihr eine Tischplatte zieren. Aber wo bitte findet man so etwas in einer großen Stadt, in der man sich nicht auskennt? Wir fragen in einem Farbengeschäft gegenüber der Markthalle. Die Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen: Im Casa Antonio, die zweite Straße rechts und dann gleich links. Also ganz in der Nähe. Und nun stehe auf einer Kreuzung zwischen den beiden Barancos und schaue verwirrt. Kein Baumarkt zu sehen. Aus einer unscheinbaren Tür tritt ein Mann mit einer edelstählernen Spüle. Ob da wohl …? Der Blick hinein offeriert mir die ganze Welt des Heimwerkers. Gleich hinter dem Eingang steht ein Verkäufer, mit einem Kugelschreiber und einem Block in der Hand. Er weiß auf alle Fragen der Kunden eine Antwort. Sein Finger ist der Wegweiser. Azulejos? Die Treppe hoch bitte. Hinter ihm stehen Tauben aus Ton, die ich schon als Dachreiter kennen gelernt habe, neben Blaukorn, Overall und Kaninchenstall. Doch erst geht es die Treppe hoch, eine uralte Holztreppe, ausgetreten von Generationen von Handwerkern. In der ersten Etage ist die Sanitärabteilung. Musterbäder und Badinterieur vom Feinsten, alles auf engstem Raum. Gezahlt wird an der Kasse, vollelektronisch natürlich. Aber die alte Registrierkasse steht noch daneben und rundet das Ambiente des Interieurs ab. Ein florales Muster, bestehend aus vier Kacheln, dazu zehn Bordüre, alles gut verpackt für die Flugreise, Kosten insgesamt 8 Euro und 23 Cent, soviel wie eine einzige Kachel im Souvenirladen. Der Kaninchenstall hat auch gerade einen neuen Besitzer gefunden.
Der Berufsverkehr hat eingesetzt und die Bushaltestellen füllen sich. Auch an den Kiosken stehen Menschenschlangen, um vor der Heimfahrt einen Kaffee zu trinken, eine Zeitung zu kaufen, oder einfach nur ein Schwätzchen mit Freunden zu halten. Rechts und links der Uferstraße stehen diese Kioske, die für mich zu einem Wahrzeichen von Funchal geworden sind. Grün gestrichen und aus Guß- und Schmiedeeisen gefertigt, stehen sie dort schon seit Generationen. Ihre Form ist verspielt, hat einen leicht maurischen Einschlag durch die Zwiebelkuppel, die die größeren von ihnen ziert. Wie lange mögen sie dort noch stehen? Ich hoffe im Stillen, dass sie nicht dem Modernisierungsauftrag für die neue Ufergestaltung zum Opfer fallen.
Der Berufsverkehr hat eingesetzt und die Bushaltestellen füllen sich. Auch an den Kiosken stehen Menschenschlangen, um vor der Heimfahrt einen Kaffee zu trinken, eine Zeitung zu kaufen, oder einfach nur ein Schwätzchen mit Freunden zu halten. Rechts und links der Uferstraße stehen diese Kioske, die für mich zu einem Wahrzeichen von Funchal geworden sind. Grün gestrichen und aus Guß- und Schmiedeeisen gefertigt, stehen sie dort schon seit Generationen. Ihre Form ist verspielt, hat einen leicht maurischen Einschlag durch die Zwiebelkuppel, die die größeren von ihnen ziert. Wie lange mögen sie dort noch stehen? Ich hoffe im Stillen, dass sie nicht dem Modernisierungsauftrag für die neue Ufergestaltung zum Opfer fallen.
Endlich im Paradies! Gewaltig sind die Stämme der Eßkastanien, unter deren grün-gelb-braunem Blätterdach wir wandern. Über und über ist der Hang mit alten Kastanienbäumen überzogen. Doch so sehr wir uns auch bemühen. Wir finden keine frischen Kastanien mehr. Was jetzt, am späten Vormittag, noch auf dem Boden liegt, ist für Eichhörnchen und Wildschweine geeignet. Was nächtens zu Boden fällt, wird frühmorgens von den Anwohnern ein gesammelt und nach Funchal verkauft. Aber eigentlich sind wir ja auch nicht zum Kastaniensammeln, sondern zum Wandern hier. Die Natur zeigt sich üppig, geradezu paradiesisch. Kein Wunder. Wir sind im Paradiestal. „Levada do Serra da Faial“ heißt dieser Bewässerungskanal, der östlich von Funchal in 790 Meter Höhe verläuft. Es ist Herbst und die vielen bunten Blätter treten hierzu auch den Beweis an. Wir wandern durch einen wunderschönen Wald. Der Weg ist breit und Blätter der Fresien stehen Spalier, manche bis zu einem Meter hoch. So manche wird sich im Frühjahr wundern, wenn sie im deutschen Frühling ihre Blüten entfalten wird. Zum Glück haben wir eine große Plastiktüte dabei.
Das Azulejo hängt noch so frisch neben der Eingangstür, als wäre es erst gestern angebracht worden: „Casa do Til“. Doch Til ist nicht mehr da. Ich kann nur raten, warum er sein Haus verlassen hat. Klein ist es und steht unterhalb der Levada. Die Fassade ist rosafarben angestrichen, das Dach darüber eingebrochen. Die Natur hat sich im Inneren ein Refugium geschaffen und zeigt sich in ihrer Üppigkeit. Einen Schritt weiter sehe ich Til dann doch. Er steht im Inneren, inmitten der Pflanzen, die sich in der Ruine breit gemacht haben. Jung ist er und noch grün hinter den Ohren. Es ist ein junger Lorbeerbaum der Gattung Til. „Casa do Til“ - „Lorbeerhaus“.
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Viele kleine Anwesen stehen entlang der Levada. In den Gärten blühen exotische Pflanzen wie die Tomates Ingles. Ihre Blüte ähnelt entfernt derjenige, die ich von der Maracuja kenne. An den Zugängen der meisten Gärten prangt ein großes Schild. „Privado“, lese ich darauf Die Bewohner werden wissen, warum. Diese Levada-Wanderung gilt als eine der beliebtesten, insbesondere im Frühjahr und Sommer, wenn Fresien, Agapanthus und Hortensien blühen. Dann kommen Heerscharen von Wanderern in das Paradiestal, um diesen wunderschönen Blütenwald zu bewundern.
Zum ersten Mal sehe ich eine rote Agapanthusblüte Sie hat sich über die Levada gebeugt, als wolle sie sich an dem Rinnsal laben, das unter ihr fließt. An dieser Levada gibt es wenige spektakuläre Ausblicke ins Tal, dafür begeistert mich die vielfältige Pflanzenwelt, der ich heute begegne: Glücksklee blüht in Rot, Mimosen in zartem Grüngelb, Japan-Anemone in Lindrosa, Ginster in kräftigem Gelb. Selbst ein einsamer Löwenzahn reckt seinen Blütenstengel hoch, um zu zeigen, dass es auch ihn hier gibt. Selbst die Bäume tragen zu diesem Farbenspiel bei. Der Duft verrät es mir: Wir haben den Wald mit den Eßkastanien verlassen und folgen nun der Levada durch einen Eukalyptushain. Ihre herbstlichen Blätter, die zu Boden segeln, sind wunderschön marmoriert mit dunklen roten Tönen. Doch dieser Teil des Waldes ist geschädigt. Im Sommer hat hier ein Waldbrand gewütet. Die Rinde der Bäume ist geschwärzt und verkohlt. Aber die Bäume haben dem Feuer stand gehalten und leben weiter. Und dort, wo das Unterholz verkohlt ist, tragen ihre Samen Früchte. Überall schießen junge Eukalyptus-Bäume aus dem Boden.
Ein Pflasterweg kommt aus dem Tal hoch und mündet in eine Toreinfahrt. Eine rostige Kette hängt zwischen den Pfosten. Ein Schild verwittert langsam: Quinta Val Paraiso. Von dem Herrenhaus ist nichts zu sehen, der Park scheint zu verwildern. Im 18. und 19. Jahrhundert, als der Weinhandel zu einer wirtschaftlichen Blüte der Insel führte, haben die Weinhändler sich kleine Paläste außerhalb von Funchal gebaut. Es waren ihre Sommerpaläste, hoch oben in Monte und Camacha gelegen, umgeben von prachtvollen Gartenanlagen. Der gesamte Weinhandel war fest in englischer Hand, Erbe der politisch-militärischen Unterstützung, die England bei der Befreiung Portugals aus der spanischen Oberherrschaft gegeben hatte. Hier, im milden Klima Madeiras, entwickelte sich zu dieser Zeit eine kleine englische Kolonie. Auch wer Geld hatte und dem feucht-kalten Winter der englischen Insel entfliehen wollte, kam hierher. Es war nicht nur die Blütezeit des Weinhandels, sondern gleichzeitig auch der Beginn des Tourismus. Schifffahrtslinien nach Südamerika führten über Funchal. Das Geld floss so reichlich wie das Wasser in den Levadas. Doch so, wie der Wasserfluss in der „Levada do Serra da Faial“ versiegt ist, so ist auch so mancher Geldstrom versiegt. Nun liegt die Quinta Val Paraiso im Dornröschenschlaf und wartet auf den erlösenden Kuss.
Ein Pflasterweg kommt aus dem Tal hoch und mündet in eine Toreinfahrt. Eine rostige Kette hängt zwischen den Pfosten. Ein Schild verwittert langsam: Quinta Val Paraiso. Von dem Herrenhaus ist nichts zu sehen, der Park scheint zu verwildern. Im 18. und 19. Jahrhundert, als der Weinhandel zu einer wirtschaftlichen Blüte der Insel führte, haben die Weinhändler sich kleine Paläste außerhalb von Funchal gebaut. Es waren ihre Sommerpaläste, hoch oben in Monte und Camacha gelegen, umgeben von prachtvollen Gartenanlagen. Der gesamte Weinhandel war fest in englischer Hand, Erbe der politisch-militärischen Unterstützung, die England bei der Befreiung Portugals aus der spanischen Oberherrschaft gegeben hatte. Hier, im milden Klima Madeiras, entwickelte sich zu dieser Zeit eine kleine englische Kolonie. Auch wer Geld hatte und dem feucht-kalten Winter der englischen Insel entfliehen wollte, kam hierher. Es war nicht nur die Blütezeit des Weinhandels, sondern gleichzeitig auch der Beginn des Tourismus. Schifffahrtslinien nach Südamerika führten über Funchal. Das Geld floss so reichlich wie das Wasser in den Levadas. Doch so, wie der Wasserfluss in der „Levada do Serra da Faial“ versiegt ist, so ist auch so mancher Geldstrom versiegt. Nun liegt die Quinta Val Paraiso im Dornröschenschlaf und wartet auf den erlösenden Kuss.
Unvermittelt endet die Levada an einem Mastbetrieb. Der Wanderführer, den ich mit mir führe, rät uns, der Pflasterstraße bergab zu folgen. Steil ist der alte Ochsenweg. Es ist eine der uralten Straßen, die in die Berge geführt haben. Der grob verlegte Kieselbelag gibt den Sohlen meiner Wanderschuhe Halt. Aber ich spüre, wie das Gefälle die Waden und den Fuß belastet. Wir überqueren eine Landstraße. Weiter geht es steil bergab, bis ich linker Hand einen stilisierten Fußball sehe. Es ist das neue Stadion von Funchal, einem der berühmtesten Söhne der Insel gewidmet: Christiano Ronaldo. Als ich 1971 in Lissabon war, bin ich in einer schlichten Bar im Stadtteil Benfiza einem damals ebenso berühmten Fußballer begegnet: Eusebio. Er stand in der Bar am Telefon. Alle Gäste schauten aber nach mir, dem langhaarigen großgewachsenen Deutschen. Vor vierzig Jahren waren solche Ausnahmetalente noch Menschen wie du und ich und man konnte ihnen auf der Straße begegnen. Heute sind sie Millionäre und bewegen sich in anderen Kreisen. Wir fragen nach der nächst gelegenen Bushaltestelle und schlagen die Richtung ein, in die der Finger des Kellners vom Stadioncafé zeigt: Geradeaus, dann rechts und wieder rechts. Hundert Meter weiter lerne ich: Dazwischen liegen wieder weitere einhundertfünfzig Höhenmeter. Gut 15 Prozent beträgt das Gefälle der Straße. Auf halber Höhe quert eine Levada die Straße. Eine kurze Absprache, ein Blick in den Wanderführer, und wir beschließen, der Levada zu folgen, statt weiter zur Bushaltestelle bergab zu steigen. Es ist die Levada dos Torros. Sie führt sehr viel Wasser mit sich.
Wir sind nun in anderem Gelände. Hier fällt der Hang wieder steil nach unten, der Weg ist bisweilen sehr spektakulär. Tief unten liegt nun Funchal. Ein Zaun führt quer über die Levada, die Tür steht offen. „Aus Gründen der Sicherheit“, lese ich. Dann durchqueren wir eine gepflegte Anlage. Ferienhäuser mit großem Balkon stehen rechts und links der Levada. Ich stehe mitten im Choupana Hills Resort, einer 5-Sterne-Hotelanlage. Allein der Blick in das weite Tal von Funchal ist schon diese 5 Sterne wert. Aber man will wohl eher unter sich bleiben. Selbst die drei Meter quer über die Straße, die zum Restaurant führt, sind mit seinem weißen Strich gekennzeichnet. Ein Schild weist darauf hin, dass Wanderer nur den Levada-Weg benutzen dürfen. Kurz danach verlasse ich durch eine Tür wieder die edle Anlage.
Wir sind nun in anderem Gelände. Hier fällt der Hang wieder steil nach unten, der Weg ist bisweilen sehr spektakulär. Tief unten liegt nun Funchal. Ein Zaun führt quer über die Levada, die Tür steht offen. „Aus Gründen der Sicherheit“, lese ich. Dann durchqueren wir eine gepflegte Anlage. Ferienhäuser mit großem Balkon stehen rechts und links der Levada. Ich stehe mitten im Choupana Hills Resort, einer 5-Sterne-Hotelanlage. Allein der Blick in das weite Tal von Funchal ist schon diese 5 Sterne wert. Aber man will wohl eher unter sich bleiben. Selbst die drei Meter quer über die Straße, die zum Restaurant führt, sind mit seinem weißen Strich gekennzeichnet. Ein Schild weist darauf hin, dass Wanderer nur den Levada-Weg benutzen dürfen. Kurz danach verlasse ich durch eine Tür wieder die edle Anlage.
Babywäsche flattert auf der Leine. Am Dach lächelt ein Bube still in sich hinein und spricht keinen Ton. Kann er auch nicht, denn er ist aus Ton. Er hat seine Arbeit gut gemacht. Es ist ein „Remades de Telhado“, eine Plastik aus gebranntem Ton. Sie sind an den vier Dachenden als Abschlussziegel angebracht. Entlang der Levadas sieht man sie immer wieder. Die Tradition der Remades ist über einhundert Jahre alt. Ein Kindergesicht soll Kinderreichtum bringen, eine Taube ebenfalls. Ein Hund dagegen soll das Haus vor Bösem schützen.
Ein Baum, der dem Druck des Windes nicht mehr stand gehalten hat, liegt quer. Wie wichtig diese Levada für die Wasserversorgung ist, erkenne ich daran, dass in den quer zum Weg liegenden mächtigen Baumstamm mit der Kettensäge ein Durchgang geschnitten ist, gerade mal breit genug, um weiter zu kommen. Damit ist der Weg entlang der Levada, der nicht nur als Wanderweg, sondern vor allem der Unterhaltung der Levada dient, wieder begehbar. Tief hinein in eine Schlucht folge ich nun dem Pfad. So manches mal nehme ich erst tief Luft, bevor ich auf dem schmalen Weg weiter gehe. Immerhin gibt die gut gemauerte Levada mir eine gewisse Sicherheit.
Rot ist die frische Wunde in der Felswand und rot das Geröll, das in die Levada gerutscht ist. Bald werden Landarbeiter kommen und das Geröll weg räumen. Dschungelartig ist jetzt die Vegetation. Dunkel ist es unter dem dichtem Blätterdach in der Tiefe der Schlucht. Gegen halb fünf erreichen wir die ersten Häuser von Cural dos Romeiros. Wieder steht eine kleine Entscheidung an: Weiter wandern bis nach Monte, das sich schon auf der gegenüberliegenden Seite der Schlucht zeigt, oder hier in den Bus nach Funchal steigen? Gerade kommen zwei Dorfbewohner an uns vorbei. Wir fragen nach der Bushaltestelle. „Dort unten“, sagen sie, „Aber der Bus fährt erst in einer halben Stunde.“ Als die junge Frau hört, dass wir möglicherweise nach Monte weiter wandern wollen, sagt sie „Es wird bald regnen. Der Weg wird dann schlecht und schlüpfrig. Kommen Sie mit uns. Wir fahren ins Zentrum und nehmen Sie gerne mit.“ Das Angebot nehmen wir gerne an. In einer der vielen Kurven nach unten sehe ich, dass sich hinter uns schwarze Wolken ballen. Es war eine gute Entscheidung.
Rot ist die frische Wunde in der Felswand und rot das Geröll, das in die Levada gerutscht ist. Bald werden Landarbeiter kommen und das Geröll weg räumen. Dschungelartig ist jetzt die Vegetation. Dunkel ist es unter dem dichtem Blätterdach in der Tiefe der Schlucht. Gegen halb fünf erreichen wir die ersten Häuser von Cural dos Romeiros. Wieder steht eine kleine Entscheidung an: Weiter wandern bis nach Monte, das sich schon auf der gegenüberliegenden Seite der Schlucht zeigt, oder hier in den Bus nach Funchal steigen? Gerade kommen zwei Dorfbewohner an uns vorbei. Wir fragen nach der Bushaltestelle. „Dort unten“, sagen sie, „Aber der Bus fährt erst in einer halben Stunde.“ Als die junge Frau hört, dass wir möglicherweise nach Monte weiter wandern wollen, sagt sie „Es wird bald regnen. Der Weg wird dann schlecht und schlüpfrig. Kommen Sie mit uns. Wir fahren ins Zentrum und nehmen Sie gerne mit.“ Das Angebot nehmen wir gerne an. In einer der vielen Kurven nach unten sehe ich, dass sich hinter uns schwarze Wolken ballen. Es war eine gute Entscheidung.
Winterwetter ist Regenwetter. Da tragen die Insulaner immer ihren schwarzen Regenschirm mit sich. Heute weht dazu noch ein starker Wind. Vor allem die Alten, die heute ihre Zipfelmütze über die Ohren gezogen haben. Aus Schafswolle sind diese Mützen, mit großen Ohrenklappen und einem Bommel oben drauf. Wir sind auf dem Weg zur Nordostküste. Eine kurze Rechenaufgabe, dann haben wir uns für die Fahrt in einem Taxi entschieden. Zu Fünft ist es nicht teurer, als wenn wir einen entsprechend großen Mietwagen genommen hätten. Mit unserem Fahrer, Agostinho, haben wir einen guten Griff getan. Er fährt sehr zurückhaltend und hält an den schönsten Aussichtspunkten. Eben fahren wir durch das Tal des Ribeira Brava. Auf der linken Seite fallen mir eine Reihe neuer Häuser auf. Agostinho zeigt auf die gegenüberliegende Flussseite. „Dort“, so sagt er, standen vor vier Jahren viele Häuser. Die große Wasserflut im Februar 2010 hat sie mit sich genommen. Die Inselregierung hat den Obdachlosen neue Häuser gebaut. Ich schaue auf Geröllhalden, zerbrochene Strommasten, halb zerstörte Häuser, bei denen die Fassade abgerissen ist, und denke an die Schrecken der Bewohner, als das Wasser immer höher stieg, den Garten überschwemmte, den Zaun mit sich nahm, und immer mehr, immer mehr ihres Besitzes im reißenden Strom zu Tale riss.
Die Kaffeepause in Sao Vicente nutze ich zu einem Besuch der Kirche, um die sich der kleine Ortskern schniegt. Von See her ist der Ort nicht zu sehen, ein Schutz vor den häufige Piratenüberfällen. Im Inneren der Kirche bin ich überwältigt von den Gemälden an den Wänden und der Decke. Ich könnte wetten, dass es sich um alte flämische Werke handelt, so wie in vielen anderen Kirchen hier. Weit gefehlt: es sind verhältnismäßig junge Wandgemälde flämischer Art, die 1940 unter Leitung des deutschen Künstlern Max Römer entstanden sind. Die Kirche geht mit der Zeit. Statt Wachskerzen zu kaufen, kann man Münzen in einen Schlitz werfen. Für 10 Cent erleuchtet dann eine elektrische Kerze. Ich stutze beim Weiterlesen: 10 Kerzen kosten 2 Euro. Ach ja: der Automat wechselt nicht.
Ein neuer Tunnel durchbohrt den Berg östlich von Sao Vicente. Agostinho fährt uns aber an der Tunneleinfahrt vorbei und nimmt die alte Küstenstraße. Immer schmaler wird der Teer zwischen Felswand und Leitplanke. Die Straßenbauer haben die Trasse dem Berg abgerungen. Plötzlich muss er bremsen. Ein PKW kommt uns entgegen. Er fährt etwas zurück, ganz nah an den Felsen. Ich sehe über mir schon den Überhang des Felsens. Rechts neben uns verschwindet die schmale Wasserrinne aus meinem Sichtfeld. In Millimeterarbeit kommen die beiden Fahrzeuge an einander vorbei. Von oben tropft Wasser auf die Frontscheibe. Solange es beim Wasser bleibt, ist es kein Problem. Der Scheibenwischer schiebt es weg. Doch immer wieder liegt Steinschlag auf der Straße. Aber diese Strecke lohnt sich. Immer wieder hält Agostinho an berauschenden Aussichtspunkten. Je höher die Straße steigt, desto weiter geht der Blick nach Osten wie nach Westen. Tief unten liegen nun kleine Dörfer, hoch oben auf Felsnasen finden meine Augen kleine Anwesen, zu denen steile Fußwege hoch führen. Wer hier lebt, muss gut zu Fuß sein. Hinter Ponta Delgada führt die Straße tief ins Tal des Ribeira do Urzal hinein. Heraus kommen wir durch einen langen, schnurgeraden Tunnel. Er ist einer der ersten Straßentunnel auf der Insel und wurde in Handarbeit erstellt.
Agostinho bremst plötzlich scharf ab. Dann sehe ich es auch. Ein Stromkabel hängt quer über die Straße, der Mast ist gebrochen. Für die Durchfahrt reicht es gerade noch, aber nun geht es nur noch langsam vorwärts. Immer wieder liegt Steinschlag auf der Straße, Geröll ist vom Hang gerutscht und blockiert die halbe Straße, Bäume liegen quer und eine Schlammschicht bedeckt den Teer, durchzogen von einer Fahrtspur. Agostinho sagt uns, dass die Straße mehrere Tage nach einem Sturm gesperrt war, und wohl erst heute wieder frei gegeben wurde. Ich sehe gegenüber einen großen Berghang, bestimmt einhundert Meter hoch, der komplett ins Flussbett abgerutscht ist. Am Rande der Bruchstelle steht ein Haus, unbeschädigt. Unten im Flussbett räumen mehrere Bagger das Geröll und die Baumstämme auf Seite. Es soll in den nächsten Tagen weiter regnen. Der Boden ist mit Wasser voll gesogen. Was jetzt an Regen kommt, rauscht ungebremst ins Tal. Mit Hochdruck arbeiten am Straßenrand Elektriker an einer zerstörten Stromleitung. Viele Häuser sind seit Tagen ohne Strom. Selbst befestigte Böschungen und Tunneleingänge sind unterspült. Ganze Terrassenfelder finden sich im Flussbett wieder, die Ernte für den Bauer verloren. Erst am Tunnel, der ins Tal von Machico führt, enden die Zerstörungen. Der Sturm hatte sich im Tal von Porto da Cruz gefangen. Während ich dies schreibe, sehe ich in den portugiesischen Nachrichten, dass heute weitere Erdrutsche stattgefunden haben und der Notstand ausgerufen wurde. So Segen reich das Wasser für die Menschen ist, so zerstörerisch kann es auch sein.
Zwei weiße Engel stehen vor der Kathedrale. Es ist schon dunkel. Nur wenige Menschen sind noch in der Fußgängerzone unterwegs. Aber diese wenigen bleiben stehen und bewundern, so wie ich, das Spektakel. Seit drei Wochen haben die städtischen Arbeiter mit Hochdruck gearbeitet. Gestern wurde die Weihnachtsbeleuchtung von Funchal zum ersten Mal eingeschaltet. In jeder Straße finde ich ein anderes Motiv. Mal sind es Musikinstrumente, mal Sterne, die vom Himmel regnen, Mal eine Reihe weiß glänzender Kronleuchter, auch Geschenkpakete und gefüllte Nikolausstiefel. Auch Lichterkörbe mit leuchtenden Strelitzien sind zu sehen und ganze Reihen weiterer Blüten über den Barancos. Der Fantasie der Planer sind keine Grenzen gesetzt. Vor dem Rathaus stehen zwei große stilisierte Weihnachtsbäume, ganz in Rot. Die Weihnachtsbeleuchtung von Funchal finde ich schon besonders ausgefallen, etwas ganz Besonderes. Noch ist es erst der Probelauf, ob auch alle Lampen brennen. Am 8. Dezember findet die offizielle Inbetriebnahme mit einem großen Fest statt. Dann sind wir schon wieder zurück in Deutschland.
Offene Tunnelröhren am steilen Hang. Nirgends eine Straße, geschweige denn eine Brücke. Wie offene Münder des Berges muten sie mich an. Münder, die nichts sagen und dennoch fragen: „Wo ist die Brücke, die mich mit der Welt verbindet?“ Schon seit Jahren stehen diese Tunnels im äußersten Westen der Insel leer. Die Regierung ist verschuldet, für den Weiterbau der Ringstraße ist bis Porto Moniz kein Geld vorhanden. So schleicht Agostinho mit seinem Taxi die Küstenstraße hoch über dem Meer entlang. Der Tag hatte sonnig angefangen. Mein Blick von unserem Balkon nach Westen ermutigte mich, die Fahrt zur Westküste anzutreten, auch wenn der Vortag sehr regnerisch war, und die Wolken sich immer noch im Osten ballen. Das Wetter auf der Insel kann sehr unterschiedlich sein. Das habe ich nicht nur in diesen drei Wochen, sondern schon bei den anderen drei Aufenthalten auf der Insel gelernt. Agostinho ist nicht schnell genug mit seinem Taxi. Die grauen Wolken aus dem Osten schieben sich immer näher an uns heran und holen uns schließlich ein.
Noch einmal komme ich zum Leuchtturm von Pargo. Ich stehe auf der Terrasse eines kleinen Teehauses unweit des Leuchtturms. Tief unter mir branden die Wellen an die Steilküste und malen einen weißen Saum. Wolkenfetzen ziehen vom Meer in die Schlucht, lassen die Sicht verblassen und ballen sich zu einem dicken Nebel zusammen. Selbst das unablässige Geräusch der Brandung verstummt in diesem Nebel. Geisterhaft pflügt ein Fischkutter seine Bahn durch das Wasser. Wenige Minuten dauert die Verhüllung, dann reißen die Wolken langsam wieder auf und der rote Leuchtturm von Pargo schält sich aus dem weißen Nebel.
Noch einmal komme ich zum Leuchtturm von Pargo. Ich stehe auf der Terrasse eines kleinen Teehauses unweit des Leuchtturms. Tief unter mir branden die Wellen an die Steilküste und malen einen weißen Saum. Wolkenfetzen ziehen vom Meer in die Schlucht, lassen die Sicht verblassen und ballen sich zu einem dicken Nebel zusammen. Selbst das unablässige Geräusch der Brandung verstummt in diesem Nebel. Geisterhaft pflügt ein Fischkutter seine Bahn durch das Wasser. Wenige Minuten dauert die Verhüllung, dann reißen die Wolken langsam wieder auf und der rote Leuchtturm von Pargo schält sich aus dem weißen Nebel.
Agostinho biegt plötzlich von der Hauptstraße ab und folgt einer schmalen Gasse bergab. Alte Bauernhäuser mit spitzem Giebel ducken sich in den Berghang. Immer steiler wird die Straße, längst haben wir den Ort hinter uns verlassen. „Hier warst du sicher noch nicht“, sagt er mit einem Lächeln zu mir. Dann stehen wir vor einer Seilbahn. „Da vorne ist der Aussichtspunkt“, sagt er und deutet auf den Schuppen. Es ist eine kleine Plattform mit einem rohen Geländer aus Holz. Beim Blick nach unten stockt mir der Atem. Ganz tief unten liegt eine kleine Ebene am Meer. Es ist Calhau das Achadas da Cruz, 450 Meter unter mir. Und gerade kommt auch die Kabine der Seilbahn hier oben an. „3 Euro hin und zurück. Wollen Sie nicht nach unten fahren?“ Die Werbung des Seilbahnbetreibers stößt bei mir auf taube Ohren. Selbst Agostinho bedeutet mir, dass ihn nichts auf der Welt dazu bringen würde, dort hinunter zu fahren. Gewiß, es gibt auch einen Fußweg. Die Tafel besagt, dass der Weg 4,5 Kilometer lang ist und zweieinhalb Stunden dauert . Mein Auge folgt dem schmalen Fußweg, der sich in den Maisfeldern unterhalb der Seilbahnstation verliert. Es nieselt. Ich beeile mich, auf meinen trockenen Sitz im Taxi zu kommen.
Zu früheren Zeiten stand hier eine Fabrik für die Verarbeitung des Walfleisches. Janela war eine der sieben Walfangstationen rund um die Insel. Der Walfang brachte Brot und Arbeit, nicht nur für die Fischer, sondern auch die Handwerker im Ort. Doch dies ist nun Geschichte. Die Fabrik ist demontiert. Nur die Bodenplatte steht noch. An der kleinen Brücke kurz vor der Mündung des Ribeiro do Janela beginnt der Aufstieg zum eigentlichen Ort. In mehreren Spitzkehren überwindet die Straße die Höhe. Wir sehen viele brach liegende Terrassenfelder. „Landflucht“, so sagt Agostinho, „ist hier ein großes Problem.“ Ich kann aber auch verstehen, dass die jungen Menschen das Leben in Funchal und die Arbeit in den Hotels dem schweren Leben als Bauer auf den Steilhängen vorziehen. Gerade hier im äußersten Nordwesten ist, wie man so schön sagt, der Hund begraben. Zehn Minuten später erreichen wir wieder die Hochebene Paul da Serra. Agostinho, der uns schon viel über die Insel und ihre Bewohner erzählt hat, sagt nun, dass hier natürlich ausreichend Platz für einen Flughafen wäre. Es ist schön flach. „Aber“, so fährt er fort, „schaue doch um dich: nur Nebel.“ Wie recht er hat. Vor uns stehen zwei Touristen in ihrem Mietwagen am Straßenrand und studieren die Karte. Irgendwie sehen sie ganz verloren aus.
Immer wieder entdecke ich schöne Fotomotive. Agostinho hat sich schon daran gewöhnt und fährt automatisch langsamer, wenn ich meine Kamera hebe. Seien es schöne Landschaftsbilder, interessante Menschen, die tönernen Dachendenfiguren Remadas oder, wie jetzt, etwas ganz inseltypisches: ein gemauerter Briefkasten in der Form eines Hauses. Wenn ich etwas nennen sollte, das es nur auf Madeira gibt, dann sind es diese Briefkästen und die Remadas.
Endlich Sonne. Zum Abschluss der Fahrt genehmigen wir uns einen Kaffee in Ponta da Sol. Am Ende einer tiefen Schlucht haben sich schon vor langer Zeit ein paar Häuser um eine Kirche gesammelt. Das Café liegt auf einer Felsspitze im Meer. Da kann unten noch so sehr die Brandung tosen. Hier oben kommt kein Spritzer hin. Nach einer Woche scheint zum ersten Mal wieder richtig die Sonne. Wir genießen es ausgiebig. Beinahe hätten wir dabei auch die Zeit vergessen, wäre die Sonne nach einer gewissen Schonfrist nicht wieder hinter eine dicke Wolkenbank gewandert. Nach Tagen des Nieselregens sind diese dreißig Minuten blanken Sonnenscheins dann doch eine wahre Wohltat.
Endlich Sonne. Zum Abschluss der Fahrt genehmigen wir uns einen Kaffee in Ponta da Sol. Am Ende einer tiefen Schlucht haben sich schon vor langer Zeit ein paar Häuser um eine Kirche gesammelt. Das Café liegt auf einer Felsspitze im Meer. Da kann unten noch so sehr die Brandung tosen. Hier oben kommt kein Spritzer hin. Nach einer Woche scheint zum ersten Mal wieder richtig die Sonne. Wir genießen es ausgiebig. Beinahe hätten wir dabei auch die Zeit vergessen, wäre die Sonne nach einer gewissen Schonfrist nicht wieder hinter eine dicke Wolkenbank gewandert. Nach Tagen des Nieselregens sind diese dreißig Minuten blanken Sonnenscheins dann doch eine wahre Wohltat.
Vor kurzem noch ein gleißend weißer Ball, wandelt sich die Sonne langsam in ein gelbes Rund, das den Himmel um sich herum in Gold ein taucht, ein Gold, das langsam immer mehr Orange- und Rottöne annimmt, je tiefer der Sonnenball sinkt. Weiß glänzend sind die Wolkensäume, die in den Himmel ragen. Strahlen schickt die Sonne zum Meer, ganz so, als wolle sie auf Stelzen über das Wasser wandeln. Durch den gleißenden Teppich, den die Sonne zu mir hin ausbreitet, schiebt sich die Silhouette der Santa Maria. Wie der Fliegende Holländer scheint sie über das Meer zu schweben, um sich jenseits des Teppichs im Dunkel zu verlieren. Mit ihrer Roten Scheibe berührt die Sonne nun den Horizont, scheint für einen Moment tänzelnd auf der schmalen Linie zu verharren, um dann mit einem Ruck dahinter ins Nicht zu fallen. Für einen Wimpernschlag bleibt ihr oberer Rand noch an der schmalen Kante des Horizonts kleben, um dann der Nacht Platz zu machen, die sich im Osten schon im schwarzen Kleid nähert, tiefe Blautöne vor sich her schiebend, in denen der Abendstern nun kräftig leuchtet. Eine friedliche Stille bemächtigt sich meiner. Es sind diese Momente der Ruhe, die ich besonders mag, hier, wie an jedem anderen Ort auf diesem Planeten.
E N D E
Einen weiteren Reisebericht vom Januar 20113 zu Madeira mit Schwerpunkt "Funchal" gibt es hier
Einen weiteren Reisebericht vom Januar 20113 zu Madeira mit Schwerpunkt "Funchal" gibt es hier