Die grauen Wolken, die uns mit einem böigen Wind bei der Ankunft begrüßt haben und später mit Wetterleuchten und dicken Regentropfen von Schlimmerem kündeten, haben sich in der Nacht verzogen. Die Spitze des Teide lässt sich von den ersten Sonnenstrahlen, die über den Westen der Sahara zu ihm hoch gehuscht sind, in zartem Rosa umschmeicheln.
Vor dem Balkon unseres Apartments breitet sich, das weite Orotavatal aus. Es zieht sich sich bis zum Höhenkamm in zweitausend Metern Höhe hinauf, wo die Sonne gerade die weißen Gebäude der Sternwarte in einen Schattenriss verwandelt. Eine zarte Schicht weißer Passatwolken bildet sich wie aus dem Nichts. Langsam erlöschen die Lichter der Stadt.
Vor dem Balkon unseres Apartments breitet sich, das weite Orotavatal aus. Es zieht sich sich bis zum Höhenkamm in zweitausend Metern Höhe hinauf, wo die Sonne gerade die weißen Gebäude der Sternwarte in einen Schattenriss verwandelt. Eine zarte Schicht weißer Passatwolken bildet sich wie aus dem Nichts. Langsam erlöschen die Lichter der Stadt.
r ist wahrlich keine Schönheit. Aber die Aussicht von hier über den Kern von Puerto de la Cruz aufs Meer hinaus ist grandios. Damals, als das Taoro Grand Hotel im Jahr 1893 eröffnet wurde, und das Häusermeer zu seinen Füßen noch klein und urtümlich war, muss der Blick geradezu berauschend gewesen sein. Es waren vor allem Engländer, die Teneriffa wegen der heilenden Wirkung des Klimas bei Lungenerkrankungen aufsuchten. Lange war das Hotel nach einem Brand im Jahr 1929 geschlossen. Inzwischen ist dort ein Tagungszentrum untergebracht. Der heute als Taoro-Palast bezeichnete Bau ist die Mutter aller Hotelkomplexe, die das Stadtbild von Puerto de la Cruz beherrschen. Die Straße vom Ortskern her führt in Serpentinen durch eine in den letzten Jahren restaurierte Parkanlage nach oben. Direkt unterhalb des Taoro-Palastes lädt uns ein Café ein, Platz zu nehmen. Wir nehmen die Einladung gerne an. Es ist schon ein schöner Park, der mit seiner Ruhe und Pflanzenvielfalt zum Verweilen einlädt.
Auf dieser Reise gilt mein Interesse weniger den bekannten Orten an der Nordküste wie Puerto de la Cruz, Orotava und Garachico, sondern mehr den weniger bekannten Plätzen, die abseits des großen Stromes der Touristen liegen. Traumstrände sucht man an der schroffen und wild zerklüfteten Nordküste vergebens. Die aus dem Nordosten kommende Meeresströmung rollt mit Macht heran und bricht sich an den Klippen. Im Unterschied zum Südteil der Insel ist der Norden grün. Spender der Feuchtigkeit sind die Passatwinde, die Wolken von Nordosten her herantreiben. Diese laden ihre Last an den Hängen des Anaga-Gebirges und des Cumbres ab. Schon die Ureinwohner, die Guanchen, wussten, die wenigen Quellen für die Landwirtschaft zu nutzen. Auch die kastilischen Konquistadoren haben hier ihre Siedlungen bevorzugt angelegt.
Teneriffa ist aus drei Meeresvulkanen geboren. Ihr Sockel steht in mehreren Tausend Metern Tiefe auf dem Meeresboden. Ziemlich im Zentrum der Insel erhebt sich der Teide mit der stattlichen Höhe von 3718 Metern. Er ist der höchste Berg Spaniens, aber auch der steilste. Um mal einen Eindruck der Landschaftsform zu geben, mögen sich meine Frankfurter Freunde mal vorstellen, dass das Mainufer die Küste darstellt und der Frankfurter Hausberg, der Feldberg, fünf mal höher ist. Da ginge es dann von der Küste aus schon ganz schön steil nach oben. Genauso ist es auf Teneriffa. Die eh schon steilen Hänge sind von Schluchten, den sogenannten Barrancos durchzogen, die sich tief eingegraben haben. Natürlich gibt es immer wieder Sandstrände. Aber die bis zu 300 Meter hohe Steilküste versteht es immer wieder, den Zugang zu den kleinen Buchten zu verwehren. Die Meeresströmung treibt die Wellen vom Nordosten her an die Küste. Es sind grandiose Schauspiele, wenn die Brecher hochschlagen. Nur zum Baden ist das halt weniger geeignet.
Teneriffa ist aus drei Meeresvulkanen geboren. Ihr Sockel steht in mehreren Tausend Metern Tiefe auf dem Meeresboden. Ziemlich im Zentrum der Insel erhebt sich der Teide mit der stattlichen Höhe von 3718 Metern. Er ist der höchste Berg Spaniens, aber auch der steilste. Um mal einen Eindruck der Landschaftsform zu geben, mögen sich meine Frankfurter Freunde mal vorstellen, dass das Mainufer die Küste darstellt und der Frankfurter Hausberg, der Feldberg, fünf mal höher ist. Da ginge es dann von der Küste aus schon ganz schön steil nach oben. Genauso ist es auf Teneriffa. Die eh schon steilen Hänge sind von Schluchten, den sogenannten Barrancos durchzogen, die sich tief eingegraben haben. Natürlich gibt es immer wieder Sandstrände. Aber die bis zu 300 Meter hohe Steilküste versteht es immer wieder, den Zugang zu den kleinen Buchten zu verwehren. Die Meeresströmung treibt die Wellen vom Nordosten her an die Küste. Es sind grandiose Schauspiele, wenn die Brecher hochschlagen. Nur zum Baden ist das halt weniger geeignet.
Wie zwei Nattern, die ihre Köpfe hoch recken auf der Jagd nach Mäusen und Ratten, so streben die Blütenstände zweier Schwanenhals-Agaven in die Höhe. Die „Schönäugige Susanne“ umflutet mit ihrem gelben Blütenteppich den Fuß der Agaven. Mehr als 300 Meter über der Brandung ist am Aussichtspunkt „La Garanona“ ein kleiner Park angelegt. Er beherbergt eine Vielzahl von Pflanzen, liebevoll gepflegt an diesem öden Steilhang. Verschlungene Wege führen zu verborgenen Bänken, an denen sich in der Dunkelheit sicher so manches Liebespaar trifft.
Tief unter mir tost die Brandung, die noch von den vergangenen stürmischen Tagen zeugt. Geröll liegt unterhalb der Felswand, abgesprengt von der unaufhörlichen Erosion. Das zurücklaufende Wasser malt Kreise und Wirbel in den Sand, vergängliche Kunstwerke, die im Rhythmus der Wellen aufs Neue entstehen. |
Was dem Asthmatiker gut tut, schadet dem Eisen. Auf einer Plattform steht noch das Stahlgerippe, das einst zum Antrieb einer Seilbahn gehörte. Schon lange nagt der Rost am Eisen, eifrig unterstützt von der salzigen Meeresluft. Vor mir zieht sich die Nordostküste hin. Bucht an Bucht reiht sich, nach beiden Seiten. In ihnen münden die Barrancos ins Meer, die hoch aus dem Gebirge kommen. Immer wieder erkenne ich Siedlungen, die bis an den Rand der Steilküste reichen. In so manchem Haus kann nur wohnen, wer keine Höhenangst kennt. Etwas weiter nördlich steht ein großes markantes Gebäude mit auffallend blauer Fassade direkt am Wasser. Luftlinie mögen es zwei oder drei Kilometer sein. Doch wer tief will, muss auch hier erst hoch hinaus. Gerade spuckt ein großer Reisebus eine Gruppe englischer Touristen aus. Vorbei ist es mit der Stille am Mirador. Wir machen uns auf den Weg nach Mesa del Mar.
Tacoronte war eine der ersten spanischen Siedlungen auf Teneriffa. Hier auf einer weniger steilen schrägen Tafel oberhalb der Steilküste waren gute Voraussetzungen für die Landwirtschaft gegeben. Die drei größeren Orte El Sauzal, Tacoronte und Valle Guerra reihen sich aneinander. Weinanbau und Weinhandel machten Tacoronte früh reich. 1560 hatte die Ortschaft schon 342 Einwohner und einen eigenen Ortsvorsteher, für die damalige Zeit sehr viel. Da Tacoronte aber über keinen Zugang zu einem geschützten Hafen verfügte, blieb es immer im Schatten von Puerto de La Cruz und La Laguna. Das Ortsbild präsentiert sich heute, wie auf der Insel üblich, als eine Ansammlung bunter Häuser, die im kleinen Zentrum enger zusammengerückt sind,
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außerhalb aber verstreut zwischen den ausgedehnten Strelitzienpflanzungen, Bananenplantagen und überdachten Gemüsefeldern liegen. Tinerfinos mögen es bunt, frei nach dem Motto: Darf's noch etwas bunter sein. Häuser in tiefem Blau, in leuchtendem Rot, in zartem Pink und kräftigem Orange heben sich aus dem Grau und Braun der Landschaft hervor.
Es ist schon ein Platz von karger Schönheit. Eine Bucht, eingeschlossen von hohen Felswänden. Die Wellen rollen vom Meer heran, brechen sich mit weißem Schaum an den Klippen, die vor der Küste liegen. Der Wind treibt die Gischt hoch. Ein Dunstvorhang bildet sich, der den Barranco hoch zieht, hell erleuchtet im Gegenlicht der Mittagssonne. Weit zieht sich dahinter die Küste nach Westen. Irgendwo in der Ferne erkenne ich im Dunst gerade noch die Hotelbauten von Puerto de la Cruz. Darüber erhebt sich majestätisch der mächtige Vulkankegel des allgegenwärtigen Teide mit seiner charakteristischen Spitze, als wäre er in Aquarell gemalt.
Es ist schon ein Platz von karger Schönheit. Eine Bucht, eingeschlossen von hohen Felswänden. Die Wellen rollen vom Meer heran, brechen sich mit weißem Schaum an den Klippen, die vor der Küste liegen. Der Wind treibt die Gischt hoch. Ein Dunstvorhang bildet sich, der den Barranco hoch zieht, hell erleuchtet im Gegenlicht der Mittagssonne. Weit zieht sich dahinter die Küste nach Westen. Irgendwo in der Ferne erkenne ich im Dunst gerade noch die Hotelbauten von Puerto de la Cruz. Darüber erhebt sich majestätisch der mächtige Vulkankegel des allgegenwärtigen Teide mit seiner charakteristischen Spitze, als wäre er in Aquarell gemalt.
Schwarz ist der Sand des Strandes der kleinen Bucht vor mit, so schwarz wie die Lava, die die ganze Insel formte. Das Sonnenlicht bescheint die Handvoll Sonnehungrigen, die sich jetzt in der Nebensaison auf dem Strand verlieren. Ein Hund trollt den Strand entlang, irgendwo dahinter folgt sein Herrchen mit der Plastiktüte für die Hinterlassenschaften.
Ab und zu kommen Gäste in die kleine Bar am Ende der Mole. Chiperones und Papas Arugadas, die schmackhaften kanarischen Runzelkartoffeln, gekocht im salzigen Wasser des Atlantiks, haben unseren Hunger gestillt. Die Miene der freundlichen Wirtin formt sich zu einem breiten Lächeln, als Renate spanisch mit ihr redet. Ein einsamer Angler steht an dem Kran, der über die Kaimauer ragt. Ob er wohl schon einen Fisch fürs Abendessen gefangen hat. Ich weiß es nicht. Gleißend ist das Sonnenlicht, das Millionen von Sternchen ins Wasser wirft.
Ab und zu kommen Gäste in die kleine Bar am Ende der Mole. Chiperones und Papas Arugadas, die schmackhaften kanarischen Runzelkartoffeln, gekocht im salzigen Wasser des Atlantiks, haben unseren Hunger gestillt. Die Miene der freundlichen Wirtin formt sich zu einem breiten Lächeln, als Renate spanisch mit ihr redet. Ein einsamer Angler steht an dem Kran, der über die Kaimauer ragt. Ob er wohl schon einen Fisch fürs Abendessen gefangen hat. Ich weiß es nicht. Gleißend ist das Sonnenlicht, das Millionen von Sternchen ins Wasser wirft.
Auf dieser Seite von Mesa del Mar ist das Wasser der Bucht recht ruhig. Anders hingegen hinter uns und der großen Felsnase, die Mesa del Mar in zwei Welten teilt. Wir folgen dem Weg zurück durch den Tunnel. Ein steifer Wind empfängt uns. Vor uns steigt die Straße über eine langgezogene Rampe hoch. Ich kann ihren weiteren Verlauf über die vielen Serpentinen verfolgen. Aber ebenso spannend ist, dass unter der Rampe eine Appartement-Anlage gebaut ist, die Straße das Dach bildend. Die Fenster sind alle verriegelt, ebenso wie in dem massiven Hotelkomplex im blauen Kleid. Er überwuchert die ganze Felsnase. Wie Hochseilartisten hängen zwei Handwerker an der Fassade und reparieren die Schäden, die das Salzwasser am Beton im Laufe der Jahrzehnte hinterlassen hat. Das Hotel ist leer, die Gäste ausgeblieben. Die Hoffnungen, die deutsche Reiseveranstalter in den 70er Jahren in die Entwicklung der „Tourismuszone 2“ hier entlang der Nordostküste gesetzt haben, sind an den fehlenden Traumstränden und den Passatwolken, die immer wieder die Küste verdunkeln, gescheitert. Gerade mal 30.000 Touristen zählte man vor Jahren in den Orten von Mesa del Mar bis Punta del Hidalgo, während im Süden Teneriffas mehr als 3 Millionen der Sonne frönen. Aber vielleicht hat ja nun ein Investor mit neuen Ideen den Bau übernommen, um ihm wieder Leben ein zu hauchen.
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Vor mir breitet sich das Meerwasserschwimmbecken aus. Die hohen Brecher an den vorgelagerten Klippen lassen immer wieder mal frisches Wasser einfliessen, während eine einsame Schwimmerin ihre Bahn zieht. Hoch spritzen die Brecher im wilden Tanz der Wellen auf den Klippen, hinterlassen weiße Sturzbäche und Salzgeschmack auf meinen Lippen. Mesa del Mar – Tisch des Meeres, so nennt sich dieser Ort. Vielleicht ein Dutzend Appartementhäuser, die schon älteren Datums sind.
An einem gekennzeichneten Aussichtspunkt halten wir nochmals an. Beim Blick nach unten stockt mir der Atem. In zahllosen Serpentinen schraubt sich die Straße hinunter, von mutigen Straßenbauern in den Fels der Steilwand geschlagen, Vorsprünge ausnutzend und gut mit dicken weißen Betonklötzen gesichert. Diese Straße ist wahrlich nichts für schwache Nerven, Tief unten dominiert wieder das monströse Gebäude mit der auffallend blauen Fassade. Aus dieser Vogelsicht wird der Name der Siedlung besonders deutlich. Wie ein Tisch liegen der Parkplatz und das Meeresschwimmbecken vor den Gebäuden, gerade mal so groß wie ein Fußballfeld: „Mesa del Mar“, auf Deutsch „Tisch des Meeres“, ja, genau so wirkt es. Ich kann aber auch gut verstehen, dass trotz der kargen Schönheit der kleinen Bucht dieser Ort kein Magnet für den Tourismus geworden ist.
An einem gekennzeichneten Aussichtspunkt halten wir nochmals an. Beim Blick nach unten stockt mir der Atem. In zahllosen Serpentinen schraubt sich die Straße hinunter, von mutigen Straßenbauern in den Fels der Steilwand geschlagen, Vorsprünge ausnutzend und gut mit dicken weißen Betonklötzen gesichert. Diese Straße ist wahrlich nichts für schwache Nerven, Tief unten dominiert wieder das monströse Gebäude mit der auffallend blauen Fassade. Aus dieser Vogelsicht wird der Name der Siedlung besonders deutlich. Wie ein Tisch liegen der Parkplatz und das Meeresschwimmbecken vor den Gebäuden, gerade mal so groß wie ein Fußballfeld: „Mesa del Mar“, auf Deutsch „Tisch des Meeres“, ja, genau so wirkt es. Ich kann aber auch gut verstehen, dass trotz der kargen Schönheit der kleinen Bucht dieser Ort kein Magnet für den Tourismus geworden ist.
Gummibäume im Blumentopf waren in meiner Kindheit der Stolz jeder Hausfrau. Sie wurden gehegt und gepflegt und zu allen möglichen Gelegenheiten verschenkt. Erreichte er mal eine Höhe von einem Meter, dann war großes Lob gesichert. Hier wachsen Gummibäume im Freien. Ihre Höhe hätte jedes deutsche Wohnzimmer gesprengt. Es ist Herbst. Ich erschrecke unwillkürlich. Mit einem deutlich hörbaren Klack ist ein welkes Blatt zu Boden gefallen. Von wegen Gummi, die welken Blätter sind ganz schön hart. Die großen Bäume beugen sich über die kleine Straße und spenden mir am Tisch vor dem Restaurant Schatten. Man sieht ihnen an, woher der Wind kommt. Der Baum an der Straßenbiegung wirkt fast schon wie ein Windsack mit der Form seiner Krone, Dauerwind aus NordNordOst.
Ein Fischer kommt mit seinem Fang, frische Sardinen. Er ist sich mit dem Koch vom Restaurant PESCADORI 1 gleich handelseinig und die Sardinen wandern in die Kühltheke.
El Pris ist ein Fischerdorf geblieben. Das merkt man immer noch. Hier dreht sich vieles um den Fisch. Wo anderen Ortes die Männer mit dem Regenschirm in der Hand herum laufen, halten die hiesigen die Angelrute in der Hand. Ein vom Alter gebeugter Fischer zeigt stolz den Papageienfisch, den er im Eimer nach Hause trägt. Männer mit windgegerbten Gesichtern sitzen vor der Bar PESCADORI 2. Gerade will ich meine Tapas bestellen, da zeigt der Kellner aufgeregt zum Meer. Auf der vordersten Klippe kämpft ein junger Mann heftig mit der gespannten Leine seiner Angel. Und da fliegt ihm schon der große Fisch entgegen, rechtzeitig zur Mittagszeit. Silbrig glitzert sein Leib im Sonnenlicht. Dieser Fisch reicht für eine mehrköpfige Familie.
El Pris liegt im Halbrund eines Talkessels. Steil ragen die Felswände hoch. Ebenso steil führt die Straße nach oben. Der Bus pustet schwarze Russwolken aus, um die Steigung zu schaffen.
El Pris ist ein Fischerdorf geblieben. Das merkt man immer noch. Hier dreht sich vieles um den Fisch. Wo anderen Ortes die Männer mit dem Regenschirm in der Hand herum laufen, halten die hiesigen die Angelrute in der Hand. Ein vom Alter gebeugter Fischer zeigt stolz den Papageienfisch, den er im Eimer nach Hause trägt. Männer mit windgegerbten Gesichtern sitzen vor der Bar PESCADORI 2. Gerade will ich meine Tapas bestellen, da zeigt der Kellner aufgeregt zum Meer. Auf der vordersten Klippe kämpft ein junger Mann heftig mit der gespannten Leine seiner Angel. Und da fliegt ihm schon der große Fisch entgegen, rechtzeitig zur Mittagszeit. Silbrig glitzert sein Leib im Sonnenlicht. Dieser Fisch reicht für eine mehrköpfige Familie.
El Pris liegt im Halbrund eines Talkessels. Steil ragen die Felswände hoch. Ebenso steil führt die Straße nach oben. Der Bus pustet schwarze Russwolken aus, um die Steigung zu schaffen.
Unablässig schlagen die Wellen ans Ufer und brechen sich auf den schwarzen Lavabrocken. Ein schmaler Weg führt aus dem Dorf hinaus in die hintere Bucht. Der Weg ist eng. Während sich rechts die Felswand hoch zieht, bewahrt mich links ein grünes Seil vor dem Sturz in die Tiefe. Dicke Geröllbrocken liegen unten. Krebse huschen wie Schatten darüber, springen behende zum nächsten und warten geduldig auf den Happen, den die nächste Welle anspült. Wieder kommt mir ein Fischer entgegen. Ich werfe einen Blick in seinen Eimer. „Es sind nur kleine“, sagt er, als wolle er sich entschuldigen. Aber es sind gut ein Dutzend und für ein Mahl allemal ausreichend.
Auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht lasse ich mich nieder. Von hier sieht El Pris sehr idyllisch aus. Die schräge Ebene, auf der Fischer ihre Boote zu Wasser lassen, die Plattform, auf der die Boote gut geschützt vor den stürmischen Wellen der Nordostküste liegen, die alten, aufeinander gestapelten Reusen und der blaue Kran, dahinter ineinander und übereinander geschachtelt die alten Fischerhäuser. Der Wind treibt die salzhaltige Gischt zu mir. Es riecht nach Meer und nach Fisch. Ich winke Renate zu, die neben den Reusen einen schönen Platz zum Malen gefunden hat. Hinter mir steigt der Weg an. Wanderer grüßen mich im Vorbeigehen. Sie folgen dem Pfad nach Mesa del Mar. Von hier aus hat El Pris und seine Bucht etwas von der Romantik der Amalfiküste.
Auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht lasse ich mich nieder. Von hier sieht El Pris sehr idyllisch aus. Die schräge Ebene, auf der Fischer ihre Boote zu Wasser lassen, die Plattform, auf der die Boote gut geschützt vor den stürmischen Wellen der Nordostküste liegen, die alten, aufeinander gestapelten Reusen und der blaue Kran, dahinter ineinander und übereinander geschachtelt die alten Fischerhäuser. Der Wind treibt die salzhaltige Gischt zu mir. Es riecht nach Meer und nach Fisch. Ich winke Renate zu, die neben den Reusen einen schönen Platz zum Malen gefunden hat. Hinter mir steigt der Weg an. Wanderer grüßen mich im Vorbeigehen. Sie folgen dem Pfad nach Mesa del Mar. Von hier aus hat El Pris und seine Bucht etwas von der Romantik der Amalfiküste.
Langsam schlendere ich zurück und wende mich der kleinen Mole zu. Von hier aus habe ich ganz El Pris im Blick. Wie bunte, übereinander geschachtelte Bausteine kleben die Häuser am Hang. Steile Treppen führen zwischen den Häusern, die sich eng aneinander schmiegen, hinauf. Bisweilen reckt sich ein verglaster Balkon mutig ins Freie. Zur Straße hin, die nach Tacoronte führt, schließt ein Appartementkomplex den Ort ab. Auch sein Bau folgt dem Verlauf des Hangs und wirkt dadurch nicht so klotzig und fehl am Platz, wie das blaue Monstrum in Mesa del Mar.
Vor der Ansammlung der Häuser liegt das Meerwasserschwimmbecken. Während im Becken ein Schwimmer seine Runde zieht, sammelt ein alter Fischer in den Klippen dahinter Muscheln. Mit einem Messer sprengt er sie vom Felsen ab und steckt sie in seine Plastiktüte. Ab und zu schwappt eine Welle über den Beckenrand und frischt das Wasser auf. Die Meerwasserschwimmbecken sind hier, an der Nordküste, der Ersatz für die Sandstrände, die Touristen eigentlich suchen. Das Wasser im Becken ist angenehm. Ich muss es nicht nur mit anderen Badenden, sondern auch mit Meeresbewohnern teilen. Erst denke ich, dass ein welkes Blatt auf der Wasseroberfläche treibt. Dann erkenne ich aber, dass es eine Meeresschnecke ist, die gemächlich an den Steinen im Becken weidet. Ab und zu öffnet sie ihr Atemloch, bevor sie weiter ihre Unterwasserweide abgrast. Schwärme kleiner Fische huschen umher und spritzen auseinander, wenn mein Schatten auf sie fällt. Immer mehr Leben sehe ich in dieser kleinen Unterwasserwelt.
Und es ist auch so ein bisschen wie daheim, denn über mir ist die Einflugschneise zum Flughafen, auf dem gerade Rushhour zu sein scheint. El Pris scheint mir eine der letzten Idyllen an der Küste von Teneriffa zu sein.
Vor der Ansammlung der Häuser liegt das Meerwasserschwimmbecken. Während im Becken ein Schwimmer seine Runde zieht, sammelt ein alter Fischer in den Klippen dahinter Muscheln. Mit einem Messer sprengt er sie vom Felsen ab und steckt sie in seine Plastiktüte. Ab und zu schwappt eine Welle über den Beckenrand und frischt das Wasser auf. Die Meerwasserschwimmbecken sind hier, an der Nordküste, der Ersatz für die Sandstrände, die Touristen eigentlich suchen. Das Wasser im Becken ist angenehm. Ich muss es nicht nur mit anderen Badenden, sondern auch mit Meeresbewohnern teilen. Erst denke ich, dass ein welkes Blatt auf der Wasseroberfläche treibt. Dann erkenne ich aber, dass es eine Meeresschnecke ist, die gemächlich an den Steinen im Becken weidet. Ab und zu öffnet sie ihr Atemloch, bevor sie weiter ihre Unterwasserweide abgrast. Schwärme kleiner Fische huschen umher und spritzen auseinander, wenn mein Schatten auf sie fällt. Immer mehr Leben sehe ich in dieser kleinen Unterwasserwelt.
Und es ist auch so ein bisschen wie daheim, denn über mir ist die Einflugschneise zum Flughafen, auf dem gerade Rushhour zu sein scheint. El Pris scheint mir eine der letzten Idyllen an der Küste von Teneriffa zu sein.
Die Küstenstraße führt oberhalb des Ortskerns entlang. Das bei deutschen Touristen viele Jahrzehnte beliebte Hotel Neptuno schläft inzwischen den Schlaf der Gerechten und träumt von einem mutigen Investor.
Ein schmaler Barranco spaltet das kleine Städtchen. Dort, wo er das Meer erreicht, ist auch das Zentrum. Die Farbigkeit der Hausfassaden kann ich nur als mutig bezeichnen. Hier ist ein kleiner Platz angelegt, der Fußgängern vorbehalten ist. Vom Geländer aus habe ich einen schönen Blick auf das Meerwasserschwimmbecken, das so geschickt angelegt ist, dass selbst bei unruhiger See und den großen Wellen, die an die Mole schlagen, das Wasser im offenen Becken völlig ruhig bleibt. Der kleine feine Sandstrand lädt zum Baden ein. Fast scheint mir, dass der Name „Bajamar“ genau das ausdrückt: „niedriges Meer“.
Wir genehmigen uns einen Kaffee und dazu ein Stück Kuchen. An der Kuchentheke erkenne ich den Einfluss deutscher Konditoren und die Dominanz deutscher Urlauber in Bajamar. Dass direkt neben dem Café eine Zahnarztpraxis auf Deutsch um Kunden wirbt, werte ich eher als reinen Zufall.
Ein schmaler Barranco spaltet das kleine Städtchen. Dort, wo er das Meer erreicht, ist auch das Zentrum. Die Farbigkeit der Hausfassaden kann ich nur als mutig bezeichnen. Hier ist ein kleiner Platz angelegt, der Fußgängern vorbehalten ist. Vom Geländer aus habe ich einen schönen Blick auf das Meerwasserschwimmbecken, das so geschickt angelegt ist, dass selbst bei unruhiger See und den großen Wellen, die an die Mole schlagen, das Wasser im offenen Becken völlig ruhig bleibt. Der kleine feine Sandstrand lädt zum Baden ein. Fast scheint mir, dass der Name „Bajamar“ genau das ausdrückt: „niedriges Meer“.
Wir genehmigen uns einen Kaffee und dazu ein Stück Kuchen. An der Kuchentheke erkenne ich den Einfluss deutscher Konditoren und die Dominanz deutscher Urlauber in Bajamar. Dass direkt neben dem Café eine Zahnarztpraxis auf Deutsch um Kunden wirbt, werte ich eher als reinen Zufall.
Die kleine Kirche an der Straße wirkt wie eine Miniatur vor der olivgrünen Fassade eines Appartementkomplexes, so wie auch das ganze Areal rund um das Meerwasserschwimmbecken von großen Gebäuden geprägt ist. Zwischen Kirche und Meer stehen noch einige der ursprünglichen Häuser. So manches wird zum Verkauf angeboten, für die Besitzer inzwischen eine Goldgrube, die sie weidlich ausnutzen wollen. Das kann ich gut verstehen. Wir folgen dem kurzen Weg durch die Altstadt, der aus dem Ort hinaus führt. Dort sind neue Häuser hoch gewachsen, teils im neo-kanarischen Stil, teils im architektonischen Stil des „Brutalismus“. Hinter einem solchen Betonklotz folgen wir dem Lauf der Treppe zur Meerespromenade hinunter. Die Stufen sind aus grob behauenem Basalt. Ich muss meinen Blick mehr auf meinen Gang richten, als auf die wild heran rollenden Wollen. Unten, auf einer sonnigen Bank, die im Windschatten steht, verfolgen wir dem Lauf der Wellen.
Einige hundert Meter vor der Küste beginnt das Wasser sich zu heben, erst sanft, dann immer stärker. Berge und Täler entstehen. Je näher die Welle der Küste kommt, desto stärker spüren wir den Druck, mit dem sie heran rollt. Dann bildet sich ein heller Saum, der immer kräftiger wird. Mir scheint, dass das zurückfließende Wasser der Welle den Boden unter den Füßen weg zieht, bis sie sich überschlägt. „Schau mal, das sieht doch aus wie die Köpfe galoppierender Pferde“, meint Renate und sie hat recht. Die seitlich rollenden und sich überschlagenden Wellen ähneln für einige Momente wirklich Pferdeköpfen mit wehender Mähne, so wie sie von dem Engländer Walter Crane in seinem Bild „Die Pferde des Neptun“ gemalt worden sind. Schließlich brechen sich die Wellen an den Klippen vor dem Meerwasserschwimmbecken, werfen ihre Wasserlast haushoch, um dann einem sanften Wasserfall gleich, über die Stufen der Mole hinein zu rinnen. Welch ein Kontrast zwischen dem wilden Meer und dem ruhigen Wasser im Becken, in dem die Mütter ihre Kinder unbesorgt plantschen lassen.
Hinter Bajamar bildet dieKüste eine lang gezogene Bucht. Sie endet an einem großen Hotelbau und einer weißer Säule dahinter. An diesem Strandabschnitt zwischen Mesa del Mar und Punta del Hidalgo endete in den 60er und 70er Jahren der Versuch, eine zusätzliche Tourismuszone an der Nordküste östlich von Puerto de la Cruz zu schaffen. Der Süden der Insel war damals noch eine öde Wildnis. Hier im Norden gab es dagegen einen Flughafen und vor allem die Infrastruktur, die man für Unterbringung, Transport und Verpflegung der Touristen halt mal braucht. Doch Traumstrände gibt es nicht. Auch die häufigen Passatwolken, die an den Hängen des Anaga-Gebirges hängen bleiben und immer wieder das Sonnenlicht verdunkeln, tragen nicht zum guten Ruf einer Urlauberregion bei. So sind es auch nicht mehr als 30.000 Touristen, die jährlich in die Unterkünfte an der Küste zwischen Mesa del Mar und Punta del Hidalgo kommen.
Soll ich ihn als Stiftzahn in den Klippen oder als hoch aufragenden Zeigefinger, beschreiben? Nichts von alledem. Es ist der Leuchtturm am Punta del Hidalgo. Nur über Schotter und Staub erreiche ich ihn. Jetzt stehe ich vor ihm und lege meinen Kopf in den Nacken. Wie eine Reihe von Orgelpfeifen, den Basaltstrukturen von Los Gigantos nachempfunden, wirkt das schlanke Bauwerk auf mich. Blendend weiß ist der Turm. Er reckt sich zweiundfünfzig Meter hoch in den blauen Mittagshimmel. Er ist der modernste der vier Leuchttürme, die die Nordküste von Teneriffa sichern. Das Meer vor der Nordostküste ist oft stürmisch und wild. So manches Schiff hat an den Klippen mit samt der Besatzung sein Grab gefunden. Dank seiner Höhe werden Schiffe nun schon achtundzwanzig Kilometern vor der Gefahr bringenden Küste gewarnt; so weit ist das Licht des Leuichtturmes zu sehen. Sein Weiß setzt einen Kontrapunkt zu dem Schwarz der Lava zu seinen Füßen.
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Renate reizt das Spiel der Brandung zwischen den Lavaklippen. Sie sucht sich dort mit ihrem Malblock einen Platz. Mich zieht es zu den bunten Häusern von Hidalgo, die weit oberhalb des Hotels an der Küstenstraße liegen. Entlang der Bananenfelder führt die Straße hoch. Das Dorf wirkt wie ausgestorben. Nur eine der Bars an der Hauptstraße ist geöffnet. Kein Wunder, denn die Menschen, die hier leben, arbeiten in den Touristenhotels von Puerto de la Cruz, in den Gemüseplantagen von Valle Guerra oder in den größeren Städten wie La Laguna und Santa Cruz.
Die Straße endet in einem Kreisverkehr hinter dem letzten Haus. Weit unten steht ein Wanderer vor einer Einsiedelei. Dahinter wehen in einer aufgelassenen Plantage die zerrissenen Plastikfolien im Wind. Der gleiche Wind treibt die Wellen an die Küste, lässt sie dort in weißer Gischt zerstäuben. Die markante Felsformation Los Dos Hermanos strebt weit in die Höhe. Irgendein Riese hat vor Jahrtausenden wohl mit seiner Axt gespielt und dabei den Felsen Hermanos gespalten. Nun heißt er zwei, also Dos Hermanos. Die Küstenlinie verliert sich in vielen Zacken in der Ferne.
Die Straße endet in einem Kreisverkehr hinter dem letzten Haus. Weit unten steht ein Wanderer vor einer Einsiedelei. Dahinter wehen in einer aufgelassenen Plantage die zerrissenen Plastikfolien im Wind. Der gleiche Wind treibt die Wellen an die Küste, lässt sie dort in weißer Gischt zerstäuben. Die markante Felsformation Los Dos Hermanos strebt weit in die Höhe. Irgendein Riese hat vor Jahrtausenden wohl mit seiner Axt gespielt und dabei den Felsen Hermanos gespalten. Nun heißt er zwei, also Dos Hermanos. Die Küstenlinie verliert sich in vielen Zacken in der Ferne.
Am Punta del Hidalgo ist das Ende der Nordostküste noch nicht erreicht. Einige Kilometer weiter liegt in einem Talkessel der Ort Taganana. Der Weg dorthin ist durch einen schroffen Bergzug, der von der Höhe tief ins Meer fällt, versperrt. Weiter geht es nur mit einem Umweg durch das Anaga-Gebirge.
Das Anaga-Gebirge ist eine der drei ehemaligen Inseln, die der Vulkan Teide vor Menschengedenken mit seinen Lavaausbrüchen zu einer einzigen Insel zusammengeschweißt hat. Bei La Laguna verlassen wir die Autobahn und folgen der neuen Umgehungsstraße nach Osten. Langsam steigen wir immer höher, lassen den Ort Mercedes hinter uns und schrauben uns in zahllosen Schleifen durch den Lorbeerwald bis auf gut eintausend Meter hoch. Die Straße verläuft auf dem Berggrat. Ich muss mich sehr auf die Straße konzentrieren. Nicht nur, weil sie sehr schmal ist und entgegen kommende Autobusse nur an einer markierten Ausweichstelle passiert werden können, sondern auch, weil der Straßenverlauf zahllose grandiose Blicke in Seitentäler bis hinunter zum Meer erlaubt
Das Anaga-Gebirge ist eine der drei ehemaligen Inseln, die der Vulkan Teide vor Menschengedenken mit seinen Lavaausbrüchen zu einer einzigen Insel zusammengeschweißt hat. Bei La Laguna verlassen wir die Autobahn und folgen der neuen Umgehungsstraße nach Osten. Langsam steigen wir immer höher, lassen den Ort Mercedes hinter uns und schrauben uns in zahllosen Schleifen durch den Lorbeerwald bis auf gut eintausend Meter hoch. Die Straße verläuft auf dem Berggrat. Ich muss mich sehr auf die Straße konzentrieren. Nicht nur, weil sie sehr schmal ist und entgegen kommende Autobusse nur an einer markierten Ausweichstelle passiert werden können, sondern auch, weil der Straßenverlauf zahllose grandiose Blicke in Seitentäler bis hinunter zum Meer erlaubt
Mir scheint, dass die Kurven kein Ende finden. Schließlich verzweigt sich die Straße. Wir folgen dem Wegweiser nach Taganana. Vor mir öffnet sich ein Tunnel. Die Geschwindigkeit ist reduziert und das mit Recht. Hinter dem Tunnel knickt die Straße im rechten Winkel ab es folgt ein starkes Gefälle. Tief unter mir liegt Taganana: Ein paar versprengte Häuser, weiße Flecken im dunklen Gestein, grün markiert mit Palmen und kleinen Feldern, dazwischen das graue Band der Straße. Wieder sind es zahllose Serpentinen, die mich nach unten bringen. Ich halte bisweilen bei besonders starkem Gefälle den Atem an und hoffe, dass die Bremsen unseres Mietwagens durchhalten.
Wie mögen die Bewohner früher aus diesem Tal gekommen sein? Opuntien markieren den Verlauf eines Weges aus dem Tal hinaus. Er ist steil. Von der Küste bis zum Bergsattel dort oben müssen fast achthundert Höhenmeter überwunden werden. Früher wurden über diese Wege, die selbst für Maultiere zu steil sind, die Versorgung sicher gestellt. Heute ist es ein Wanderweg. Ich bin froh, dass ich die Straße benutzen kann.
Wie mögen die Bewohner früher aus diesem Tal gekommen sein? Opuntien markieren den Verlauf eines Weges aus dem Tal hinaus. Er ist steil. Von der Küste bis zum Bergsattel dort oben müssen fast achthundert Höhenmeter überwunden werden. Früher wurden über diese Wege, die selbst für Maultiere zu steil sind, die Versorgung sicher gestellt. Heute ist es ein Wanderweg. Ich bin froh, dass ich die Straße benutzen kann.
Der Weg führt zwischen den wenigen Häusern von Taganana hindurch und wendet sich dann der Küste zu. Noch sind wir hoch über der Brandung, doch die Straße senkt sich immer weiter. Vor uns liegen ein paar Häuser am Strand von Roque de las Bodegas. Ein markanter Fels ragt aus dem Wasser heraus, der Weinkellerfelsen. Ein Steg mit edelstählernem Geländer führt zu ihm. Selbst hier gibt es ein paar Fischer, deren Boote auf einer Plattform sicher vor den Wellen liegen. Die Informationstafel ruft mir ein Lächeln auf die Lippen. Dies ist ein Strand, so lerne ich, „der mit den wichtigsten Häfen Europas auf du und du stand.“ Oha. Aber der Wein aus Taganana muss so gut gewesen sein, dass die flämischen und englischen Händler mit ihren Schiffen im 17. und 18. Jahrhundert hier kurz Station machten, um ein paar Fässer des Weines zu bunkern.
Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier, dann stehen die Touristenbusse vor der Tür. Roque de las Bodegas ist beliebte Station für die Mittagszeit, wenn Touristen eine Tagesfahrt durch das Anaga-Gebirge buchen. Wir sind etwas spät dran. Nur noch ein Bus steht an der Straße und wartet auf seine Gäste für die Weiterfahrt. Danach wird es spürbar ruhiger.
Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier, dann stehen die Touristenbusse vor der Tür. Roque de las Bodegas ist beliebte Station für die Mittagszeit, wenn Touristen eine Tagesfahrt durch das Anaga-Gebirge buchen. Wir sind etwas spät dran. Nur noch ein Bus steht an der Straße und wartet auf seine Gäste für die Weiterfahrt. Danach wird es spürbar ruhiger.
ie Eindrücke stürzen wie Hagelkörner auf mich ein. Die Morgensonne brennt mir auf den Rücken und spielt mit dem Schatten auf der Küstenlinie. Ich weiß nicht, wohin ich zuerst schauen soll. Vor mir breitet sich auf einer halbrunden Tafel ein saftig grünes Bananenfeld aus, das in den roten Ziegeldächern einer kleinen Siedlung endet. Dahinter brechen sich die Wellen auf kleinen Felsen und schäumen über blauem Grund. Zwischen den Häusern wachsen Palmen hoch. Am meisten zieht mich aber der Drago im Bananenmeer an, ein alter Drachenbaum, dessen Krone von hier oben aus wie ein aufgespannter Regenschirm wirkt. Auch diie westliche Nordküste hat ihre Perlen.
Nach Osten hin liegt versteckt hinter einer langen Reihe brauner Klippen Puerto de la Cruz. Nur der schlanke Leuchtturm am Hafen von Puerto de la Cruz gibt mir die Orientierung. Aus der dunklen Felswand, die ins Meer stürzt, leuchtet die helle Fassade einer Ruine heraus. Durch die Fensteröffnungen fällt das Licht der Sonne. Ob es wohl eine ehemalige Festung, eine Eremitage oder einfach nur eine Bananenverladestation war, ich weiß es nicht. Es wirkt wie ein Fenster in der langen Reihe der dunklen Klippen.
Mein Auge folgt dem Flug eines Tandemgleitschirmes, der sich langsam nach unten schraubt, immer tiefer, bis er hinter der Ebene mit den Bananenfeldern verschwindet. Nach Westen hin zerschneidet die Landstraße die hohen Felswände wie ein Messer, verschwindet bisweilen in einer Tunnelröhre, um dahinter wieder aufzutauchen. Wie mochten die Ortschaften an diesem zerklüfteten Abschnitt der Insel wohl früher erreichbar gewesen sein? Doch wohl nur über schmale Maultierpfade, die auf gefährlichen Steigen vom Meer hoch führten. Anders kann ich es mir nicht vorstellen. Selbst die Küste bot nur wenig Schutzraum für ankernde Schiffe. Und dennoch gab es hier schon seit dem 15. Jahrhundert einen lebhaften Seehandel, denn dieser Küstenabschnitt verfügt über einen Reichtum, wie kaum ein anderer auf der Insel: Quellwasser, Wein, Zuckerrohr und Bananen wurden in Castro de Rambla angebaut und nach Europa verschifft. Hernando de Castro wurde diese Länderei, wie es im Feudalismus üblich war, als Dank für seine Verdienste für die spanische Krone zugesprochen. Verdienst heißt in diesem Fall nichts anderes, als erfolgreich in der gewaltsamen Unterdrückung der Ureinwohner bis hin zu ihrer Ausrottung.
Fast hätte ich es vergessen: Mirador San Pedro heißt dieser schöne Platz am Rande der Straße nach Icod de los Vinos und der Kaffee der Bar ist empfehlenswert. Und wir sind heute aufgebrochen, um Unbekanntes entlang der Nordwestküste zu erkunden.
Mein Auge folgt dem Flug eines Tandemgleitschirmes, der sich langsam nach unten schraubt, immer tiefer, bis er hinter der Ebene mit den Bananenfeldern verschwindet. Nach Westen hin zerschneidet die Landstraße die hohen Felswände wie ein Messer, verschwindet bisweilen in einer Tunnelröhre, um dahinter wieder aufzutauchen. Wie mochten die Ortschaften an diesem zerklüfteten Abschnitt der Insel wohl früher erreichbar gewesen sein? Doch wohl nur über schmale Maultierpfade, die auf gefährlichen Steigen vom Meer hoch führten. Anders kann ich es mir nicht vorstellen. Selbst die Küste bot nur wenig Schutzraum für ankernde Schiffe. Und dennoch gab es hier schon seit dem 15. Jahrhundert einen lebhaften Seehandel, denn dieser Küstenabschnitt verfügt über einen Reichtum, wie kaum ein anderer auf der Insel: Quellwasser, Wein, Zuckerrohr und Bananen wurden in Castro de Rambla angebaut und nach Europa verschifft. Hernando de Castro wurde diese Länderei, wie es im Feudalismus üblich war, als Dank für seine Verdienste für die spanische Krone zugesprochen. Verdienst heißt in diesem Fall nichts anderes, als erfolgreich in der gewaltsamen Unterdrückung der Ureinwohner bis hin zu ihrer Ausrottung.
Fast hätte ich es vergessen: Mirador San Pedro heißt dieser schöne Platz am Rande der Straße nach Icod de los Vinos und der Kaffee der Bar ist empfehlenswert. Und wir sind heute aufgebrochen, um Unbekanntes entlang der Nordwestküste zu erkunden.
Immer wieder aufs Neue laden Aussichtspunkte zu begeisternden Blicken auf die Küstenlinie ein. Kurz hinter den Mirador San Pedro liegt der Mirador La Grimona. Natürlich halte ich wieder. Unter mir liegt die Sichel des Strandes El Socorro, auf dem gerade wieder ein Gleitschirmflieger landet, darüber die flache Tafel mit dem Bananenfeld. Im Wasser der Bucht warten Dutzende Surfer auf die perfekte Welle. Von hier oben wirken sie wie Möwen, die sachte auf dem Wasser schaukeln. Doch heute scheint Neptun den Surfern nicht wohl gesonnen zu sein. Und so dümpeln sie auf den flachen Wellen und warten geduldig weiter. El Socorro gilt als die Wiege des Surfsports auf Teneriffa und als sichere Adresse, wenn es sonst nirgendwo Wellen gibt, nur heute wohl nicht.
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In den Klippen über mir nistet der Gelbschnabelsturmtaucher. Wenn er in der Dunkelheit mit lautem Krächzen in sein Nest zurückkehrt, jagt er heute wie in früheren Jahren so manchem nächtlichen Wanderer Ängste ein, die sich am nächsten Morgen in der Bar in schaurigen und natürlich wahren Geschichten von Hexen und Teufeln nieder schlagen, Geschichten, die von Generation zu Generation weiter gegeben werden und Sagengestalt annehmen. Die Brüder Grimm fänden hier reichlich Nahrung für ihre Märchenbände.
San Juan de la Rambla ist einer jener kleinen Flecken, die sich rechts und links der Landstraße hinter einander reihen. Bislang habe ich den Ort stets auf dem Weg zum Teide, nach Masca oder Garachico links liegen lassen. Ein Versäumnis, wie ich jetzt feststellen muss. Gleich hinter den ersten Häusern nach der Abfahrt zerschneidet ein Barranco, der aus den Bergen kommt, den Ort. Wassermassen, die in Jahrhunderten nach Regenfällen ins Tal stürzten, haben eine breite Bresche zum Meer geschlagen. Mir scheint, dass jeden Moment wieder etwas vom Rand des Schlucht abbrechen müsste.
Wir schlendern durch den Ort und bewundern die gut erhaltene alte Bausubstanz. Neue Gebäude sind gefühlvoll zwischen alte Bauten eingefügt. San Juan macht einen gepflegten Eindruck. Es scheint, dass sich hier viele gut betuchte Tinerfenos, wie die Inselbewohner genannt werden, eingekauft haben. Rund um die Kirche stehen schmucke weiß getünchte Gebäude, keins höher als zwei Stockwerke. |
„Gehen Sie ruhig hinein“, sagt eine Spanierin, die gerade auf der gegenüberliegenden Seite in ihr Haus will. Die Tür steht offen und wir betreten staunend einen kleinen Patio. Blumentöpfe zieren den Innenhof, die Holzvertäfelung der Decke und der Treppe ist alt, aber gut erhalten.
Durch kleine enge Gassen führt uns der Weg. Immer wieder sehe ich die klassischen kanarischen Holzbalkone in der ersten Etage. Vor mir höre ich das Geklapper von Hufen. Zwei Reiter passieren die Kreuzung. Sie grüßen mich freundlich, als sie sehen, dass ich sie fotografiere. Die von der Hauptstraße abzweigenden Straßen führen bergauf oder bergab. In einer dieser Nebenstraßen ist das offene Treppenhaus mit einem großen Gitter von der Straße abgetrennt. Natürlich reizt es mich, hinein zu schauen. Bilder hängen an der Wand und Schirme, zum Greifen bereit. Offensichtlich werden sie hier bisweilen gebraucht.
Kreuze, Kreuze, Kreuze, sie spielen in San Juan offensichtlich eine große Rolle, denn an vielen Hauswänden sind bis zu zwei Meter hohe schlichte Holzkreuze angebracht. Möglicherweise sind es die Stationen der alljährlichen Fronleichnamsprozession. Apropos Kirche: In jedem Ort ist die Kirche das Zentrum, genau genommen der Kirchplatz rund herum. In den am Hang gelegenen Ortschaften ist der Kichplatz oft die einzige ebene Fläche, zumindest, bevor der Fußball auch diese Insel eroberte. Auf dem Kirchplatz werden die Feste gefeiert, hier wird getanzt.
„Keep Calm and learn English“, so wirbt ein Sprachkurs im Hundefutterladen an dem kleinen Platz La Plazoleta. Scheinbar leben hier inzwischen so viele Engländer, dass es für die Einheimischen wichtig ist, diese Sprache zu beherrschen. Allerdings, so frage ich mich, wie wird es nach dem Brexit aussehen? Dass es außer dem Hundefutterladen nur noch einen kleinen Lebensmittelladen, eine Apotheke, eine Versicherungsagentur, einen Immobilienhändler und eine Bankfiliale in San Juan de la Rambla gibt, spricht Bände.
Durch kleine enge Gassen führt uns der Weg. Immer wieder sehe ich die klassischen kanarischen Holzbalkone in der ersten Etage. Vor mir höre ich das Geklapper von Hufen. Zwei Reiter passieren die Kreuzung. Sie grüßen mich freundlich, als sie sehen, dass ich sie fotografiere. Die von der Hauptstraße abzweigenden Straßen führen bergauf oder bergab. In einer dieser Nebenstraßen ist das offene Treppenhaus mit einem großen Gitter von der Straße abgetrennt. Natürlich reizt es mich, hinein zu schauen. Bilder hängen an der Wand und Schirme, zum Greifen bereit. Offensichtlich werden sie hier bisweilen gebraucht.
Kreuze, Kreuze, Kreuze, sie spielen in San Juan offensichtlich eine große Rolle, denn an vielen Hauswänden sind bis zu zwei Meter hohe schlichte Holzkreuze angebracht. Möglicherweise sind es die Stationen der alljährlichen Fronleichnamsprozession. Apropos Kirche: In jedem Ort ist die Kirche das Zentrum, genau genommen der Kirchplatz rund herum. In den am Hang gelegenen Ortschaften ist der Kichplatz oft die einzige ebene Fläche, zumindest, bevor der Fußball auch diese Insel eroberte. Auf dem Kirchplatz werden die Feste gefeiert, hier wird getanzt.
„Keep Calm and learn English“, so wirbt ein Sprachkurs im Hundefutterladen an dem kleinen Platz La Plazoleta. Scheinbar leben hier inzwischen so viele Engländer, dass es für die Einheimischen wichtig ist, diese Sprache zu beherrschen. Allerdings, so frage ich mich, wie wird es nach dem Brexit aussehen? Dass es außer dem Hundefutterladen nur noch einen kleinen Lebensmittelladen, eine Apotheke, eine Versicherungsagentur, einen Immobilienhändler und eine Bankfiliale in San Juan de la Rambla gibt, spricht Bände.
Am Ende des kleinen Ortes, dort, wo die Hauptstraße wieder auf die neue Landstraße stößt, liegt der Friedhof. Über eine Brücke braust der Verkehr. Direkt hinter dem Eingang des Friedhofs empfängt uns der für Friedhöfe so eigene Geruch. Rund um einige Bodengräber sind Urnengräber in den Mauern des Friedhofs eingelassen. Eine Glasscheibe oder ein eisernes Gitter schützt sie. So manche der Schriften auf den Marmorplatten sind verwittert, der Blumenschmuck verwelkt. Andere sind mit frischen Blumen geschmückt. Während ich auf dem Friedhof weile, kommt mir in den Sinn, dass unten die Verstorbenen ruhen, während oben auf der Landstraße die Lebenden vorüber eilen.
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Zum Mittagessen kehren wir im Centro Cultural ein. Es zieht mächtig. Die Bedienung schließt für uns gerne die Fenster hinter unserem Tisch. An der Theke sitzen zwei alte Männer, die mit einer jungen Frau ab und zu ein paar Worte wechseln. Auf dem großen Fernsehbildschirm dahinter läuft ein Fußballspiel. Keinen interessiert es. Zum Glück ist der Ton abgeschaltet. Stattdessen werde ich von getragener kanarischer Musik beschallt und dem schallenden Lachen der Bedienung, wenn sie mit den Männern scherzt.
Am frühen Nachmittag verlassen wir San Juan de la Rambla. Es hat sich mal wieder gelohnt, aus der Schlange der Mietwagen und Busse auf der Landstraße auszuscheren. |
Große Lorbeerbäume spenden Schatten, ein gewaltiger Gummibaum überragt sie noch. Der Platz um die Kirche San Marcos ist fest in spanischer Hand .Während eine Etage tiefer die Touristen zum Drachenbaum streben, sitzen wir hier oben im Kreis der Einheimischen beim Cortado, dem kleinen Kaffee. Um uns herum findet der sonntägliche Plausch statt, während die muntere Kinderschar die Spielgeräte auf ihre Tauglichkeit testet.
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„Cerrado“ - „Geschlossen“, die alte Kirche aus dem 17. Jahrhundert wird gerade renoviert. Aber dahinter, am Ende der weitläufigen Terrasse wartet ein Akkordeonspieler auf größere Gruppen. Dann legt er mit bekannten Melodien los. Vielleicht fällt der eine oder andere Euro angesichts des altehrwürdigen Drago für ihn ab. Eintausend Jahre soll der gewaltige Baum alt sein. Die Besucher in seinem Schatten wirken wie Miniaturen. Er macht schon Eindruck auf mich, dieser alte Riese. Was er wohl schon alles in seinen vielen Jahrhunderten erlebt hat: Das karge Leben der Ureinwohner Teneriffas, den Guanchen, ihre blutige Unterwerfung durch die Konquistadoren, die Blütezeit des Zuckerrohranbaus und des Weinanbaus, die wiederholten Auswanderungswellen in den Zeiten der Wirtschaftskrisen, und nun die immer größer werdende Zahl der Touristen. Ja, er kann sicher viel erzählen.
Oberhalb des Platzes wird eine kostenlose Weinprobe angeboten. Wie der Ortsname schon sagt, ist Icod de los Vinos seit alters her bekannt für seinen süßen Südwein aus der Malvasiatraube. Die Verkäuferin ist sehr geschäftstüchtig. Gerade erzählt sie einer russischen Reisegruppe von der Potenz fördernden Wirkung des Weines. Alle lachen und die Männer lassen sich nachschenken. Nein, ich habe keine Vorurteile! Angesichts der Preise des Potenz fördernden Weines verlassen wir schnell den Raum.
Eigentlich dachten wir, wir hätten einen Parkplatz in einem Parkhaus. Aber hinter dem Kassenautomat stehen wir in einem Museum. Fundstücke aus der Zeit der Guanchen werden entlang einer Wand präsentiert. Aber das ist nicht alles. Über eine Länge von mehr als zehn Metern erstreckt sich eine Miniaturlandschaft mit der biblischen Geschichte. Sie reicht von Ägypten über Jerusalem und Nazareth bis nach Bethlehem, wo die drei Könige gerade ihre Geschenke für das Kind in der Krippe überreichen. Da fehlt nur noch die passende Musik, um die quietschenden Reifen bei der Einfahrt in die untere Ebene des Parkhauses zu übertönen. Ich mache ein Foto von der ganzen Szenerie und der Autofahrer unter der sich öffnenden Schranke zeigt verständige Geduld, bis ich die Fahrbahn wieder verlasse.
Eigentlich dachten wir, wir hätten einen Parkplatz in einem Parkhaus. Aber hinter dem Kassenautomat stehen wir in einem Museum. Fundstücke aus der Zeit der Guanchen werden entlang einer Wand präsentiert. Aber das ist nicht alles. Über eine Länge von mehr als zehn Metern erstreckt sich eine Miniaturlandschaft mit der biblischen Geschichte. Sie reicht von Ägypten über Jerusalem und Nazareth bis nach Bethlehem, wo die drei Könige gerade ihre Geschenke für das Kind in der Krippe überreichen. Da fehlt nur noch die passende Musik, um die quietschenden Reifen bei der Einfahrt in die untere Ebene des Parkhauses zu übertönen. Ich mache ein Foto von der ganzen Szenerie und der Autofahrer unter der sich öffnenden Schranke zeigt verständige Geduld, bis ich die Fahrbahn wieder verlasse.
San Marcos ist die Badewanne von Icod de los Vinos. Am Sonntag ist Warmbadetag und heute ist Sonntag. Auf dem schwarzen Sand tummeln sich viele spanische Familien. Geschützt von hohen Felswänden liegt der Strand in einer Buch, die mich an einen Blinddarm erinnert. Durch diese Form eines schlaffen Sackes ist das Wasser sehr ruhig. Als 1926 die kleine Kapelle am Strand gebaut wurde, gab es sicher nur ein paar Fischerkaten daneben. Letztere sind heute verschwunden, erstere ist eingekeilt von vielstöckigen Apartmentbauten, die sich im Halbrund der Bucht erstrecken.
36723 – Loteria de Navidad: mit einem großen Transparent, das sich quer über die Strandpromenade spannt, wird für die Weihnachtslotterie geworben. Hier in San Marcos gibt es Lose aus der Serie Nr. 36723. Von Jahr zu Jahr überbieten sich die Spanier bei der Weihnachtslotterie. Lose im Wert von über 2 Milliarden Euro werden verkauft. Jeder will El Gordo, den Dicken, wie der Jackpot der Weihnachtslotterie hier heißt. Ich wünsche den Einwohnern von San Marcos, dass der Dicke diesmal in ihre Badewanne fällt.
Auch hier liegen die Fischerboote auf einer Plattform in sicherer Höhe über dem Wasser. Zwei bis drei Dutzend mögen es sein. Fischer sind sehr gläubig. Am Eingang des Hafens gibt es einen kleinen Altar mit einer Madonnen-Statue, zu deren Füßen Fischer im wilden Meer verzweifelt rudern und sie um ihre Hilfe bitten. Heute haben die Gebete gewirkt, das Meer ist sehr ruhig. Gerade kommen einige Fischer vom Fang zurück. Der erste steuert sein Boot zum Kran, hängt den großen Haken ein und gibt ein Zeichen nach oben. Langsam hebt der Kran das Boot aus dem Wasser. Wenn jetzt Nebel aufkommt, werde ich den fliegenden Holländer sehen.
In der Biegung der Straße, die aus der Bucht hoch führt, habe ich einen herrlichen Blick über die Bucht hinaus auf die Sonnen getränkte Küstenlinie bis weit in den Westen. Es gibt nur einen kleinen Fehler: Halten verboten!
Auch hier liegen die Fischerboote auf einer Plattform in sicherer Höhe über dem Wasser. Zwei bis drei Dutzend mögen es sein. Fischer sind sehr gläubig. Am Eingang des Hafens gibt es einen kleinen Altar mit einer Madonnen-Statue, zu deren Füßen Fischer im wilden Meer verzweifelt rudern und sie um ihre Hilfe bitten. Heute haben die Gebete gewirkt, das Meer ist sehr ruhig. Gerade kommen einige Fischer vom Fang zurück. Der erste steuert sein Boot zum Kran, hängt den großen Haken ein und gibt ein Zeichen nach oben. Langsam hebt der Kran das Boot aus dem Wasser. Wenn jetzt Nebel aufkommt, werde ich den fliegenden Holländer sehen.
In der Biegung der Straße, die aus der Bucht hoch führt, habe ich einen herrlichen Blick über die Bucht hinaus auf die Sonnen getränkte Küstenlinie bis weit in den Westen. Es gibt nur einen kleinen Fehler: Halten verboten!
Unter der Kapelle der Eremitage San Antonio in La Pinalete verwehrt ein eisernes Gitter den Zutritt zu einem niedrigen Stollen. Neugierig, wie ich bin, schaue ich hinein. Die Schienen einer Lorenbahn verlieren sich im Dunkel des Stollens. Ein Schild klärt mich auf. Es ist ein Wasserstollen, gut 3760 Meter tief in den Berg gegraben. Süßwasser war Jahrhunderte auf der Insel Gold wert. Die wenigen Quellen waren in privater Hand, und die Besitzer der Wasserrechte ließen sich jeden Tropfen, der auf die Felder floss, teuer bezahlen. So kam die Idee auf, Stollen in den Berg zu graben. Um das Geld zusammen zu bekommen, wurden Aktiengesellschaften gegründet, die auch heute noch sehr lukrativ sind. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite steigt aus einem Pinienwäldchen dicker Rauch und helles Lachen hoch. Das Wäldchen birgt einen Picknickplatz und der ist heute gut besucht. Nun weiß ich, wo die Einwohner aus dem leergefegten La Guancha, das wir eben passiert habe, ihren freien Tag verbringen.
Die Straße führt fast bis an die tief hängenden Passatwolken hinauf. In Icod el Alto öffnet sich das weite Orotava-Tal. Tief reicht der Blick nach unten vom Punta del Guindastes über Los Realejos bis zu der Reihe der Hotelanlagen von Puerto de la Cruz. An diesem Mirador knickt die Straße ab und führt eindrucksvoll entlang der Bergwand nach unten. Im Schutz der alten Bushaltestelle haben sich ein paar Männer Tisch und Stühle hingestellt. Doch statt der eindrucksvollen Landschaft gilt ihr Blick den Karten und Dominosteinen. Das etwas weiter unten stehende Standbild von Bentor, dem letzten Guanchenkönigs von Taoro, ehrt seinen Mut im Kampf gegen die kastilischen Konquistadoren. Bevor sie ihn gefangen nehmen konnten, stürzte er sich hier in der Nähe von den Klippen ins Meer. Eigentlich sind die heutigen Bewohner Teneriffas ja Nachfahren der kastilischen Konquistadoren. Aber sie zeigen gerne ihre Distanz zu den ungeliebten Bewohnern des spanischen Festlandes, indem sie Mut und Tapferkeit der Guanchen idealisieren.
Abendstimmung im Norden: Langsam senkt sich die Sonne zum Horizont. Mirador del Carmen verfolgen wir ein Schauspiel der besonderen Art. Es weht ein kühler Wind. Vor uns liegt über dem Sattel von La Laguna eine Schicht weißer Passatwolken. Der Cumbre hebt sich wie ein langgezogener Rücken heraus und zieht sich weit nach Westen. Darüber erhebt sich majestätisch die Silhouette des Teide im Licht der untergehenden Sonne. Langsam ziehen über uns Fetzen der Passatwolken, verdunkeln bisweilen die Szenerie, bilden einen durchsichtigen Vorhang und verschwinden wieder wie von Zauberhand. Es ist ein magischer Moment, der sich tief in meine Erinnerung eingräbt.
E N D E
Noch mehr von Teneriffa gibt es in diesen beiden Reiseberichten aus früheren Jahren:
Teneriffa zur Jahrenwende 2009/10
Teneriffa im Frühling 2013
Teneriffa zur Jahrenwende 2009/10
Teneriffa im Frühling 2013