Euro Velo 6
Durch die burgundische Pforte von Mulhouse bis Dole
Juli 2013
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„Bonjour“ grüße ich. „Bonjour“ antwortet der Maler, ohne den Blick von seiner Staffelei abzuwenden. Hier, wo der Radweg „Euro Velo 6“ in einer spitzen Kehrtwende den Kanal überquert, wirft er mit einigen Strichen die Skizze seines Motivs auf den Zeichenblock. Ein Schiff liegt an der Schleuse, eine der vielen auf dem Weg des Kanals vom Rhein bis zur Wasserscheide zwischen Mittelmeer-Atlantik zwischen Jura und Vogesen.
Ich folge dem Lauf des Rhein-Rhone-Kanals. Hasendamm heißt der Vorort von Mulhouse, wo ich mein Auto abgestellt und das Gepäck aufs Fahrrad gepackt habe. Die nächsten Tage werde ich durch die burgundische Pforte und das Tal des Doubs radeln. Viele Ortsnamen haben in dieser Region noch einen deutschen Klang und am Ortseingang von Mulhouse steht ein Schild, auf dem ausdrücklich steht „Mir schwätze elsässisch“.
Wenige Radfahrer treffe ich an diesem späten Montagmorgen. Diejenigen, die mir entgegen kommen, liegen tief gebeugt mit einem Katzenbuckel über ihrer Lenkerstange. Sie müssen schwer gegen den Nordostwind antreten, der uns das schöne trockene Sommerwetter und mir den willkommenen Schub Richtung Westen gibt. Ich bin etwas gehandicapt. Radfahren kann ich hervorragend, aber eine frische Prellung am Fuß behindert mich arg beim Gehen. So werde ich mir auf dieser Reise mehr die Landschaft als die Orte anschauen.
Ich folge dem Lauf des Rhein-Rhone-Kanals. Hasendamm heißt der Vorort von Mulhouse, wo ich mein Auto abgestellt und das Gepäck aufs Fahrrad gepackt habe. Die nächsten Tage werde ich durch die burgundische Pforte und das Tal des Doubs radeln. Viele Ortsnamen haben in dieser Region noch einen deutschen Klang und am Ortseingang von Mulhouse steht ein Schild, auf dem ausdrücklich steht „Mir schwätze elsässisch“.
Wenige Radfahrer treffe ich an diesem späten Montagmorgen. Diejenigen, die mir entgegen kommen, liegen tief gebeugt mit einem Katzenbuckel über ihrer Lenkerstange. Sie müssen schwer gegen den Nordostwind antreten, der uns das schöne trockene Sommerwetter und mir den willkommenen Schub Richtung Westen gibt. Ich bin etwas gehandicapt. Radfahren kann ich hervorragend, aber eine frische Prellung am Fuß behindert mich arg beim Gehen. So werde ich mir auf dieser Reise mehr die Landschaft als die Orte anschauen.
Der Kanal war einst eine wichtige Verbindungsstrecke zwischen den Wirtschaftszentren an Rhein und Rhone, bevor ihm Eisenbahn und Lastkraftwagen den Rang abgelaufen haben. Seit 1970 sind es eigentlich nur noch Freizeitkapitäne, die ihr Mietboot gemächlich durch die grüne Landschaft steuern, begleitet von weißen Schwänen und verirrten Möwen. Rechts und links des Kanals sehe ich die roten Dächer der kleinen Dörfer. Sie liegen in kleinen Wäldchen, aus denen heraus der spitze Kirchturm ragt. Er ist typisch für den Sundgau und mutet an wie eine lange Nadel, die heute vergebens versucht, eine der wenigen weißen Wölkchen anzustechen, damit sie ihr kostbares Nass zu Boden schicken.

Teichmumeln ziehen sich am Ufer lang
Idyllisch ist es, dem Kanal zu folgen. Der Radweg ist gut ausgebaut und Familie Schwan beäugt mich mit einem Auge, derweil das andere auf dem kleinen dunklen Federbüschel ruht, das zwischen Papi und Mami gerade das elegante Schwimmen lernt. Nur das schnell an schwellende Heulen der militärischen Tiefflieger, die um die Mittagszeit ihre Übungsflüge machen, reißt mich für einen Moment aus dieser Stille heraus. Nur kurz dauert die Störung, dann legt sich wieder das beruhigende Schweigen über die Landschaft. Teichmumeln wiegen sich auf den kleinen Wellen, bilden über Hunderte von Metern einen grünen Teppich mit gelbem Blümchenmuster auf dem Wasser.
Herr Graureiher beäugt mich vom anderen Ufer. Er weiß um die sichere Distanz der Kanalbreite. Doch etwas schreckt ihn auf. Schwerfällig sieht sein Start aus. Die Füße hängen noch tief runter, während die breiten Flügel schon im Aufwind schlagen und seinen schmalen Körper nach oben heben. Fast scheint es mir, als stürze er ab, als er zur Seite weg schwenkt. Aber so unbeholfen sein Start scheint, so federleicht steigt er immer höher, um hinter einer Baumgruppe zu verschwinden.
Herr Graureiher beäugt mich vom anderen Ufer. Er weiß um die sichere Distanz der Kanalbreite. Doch etwas schreckt ihn auf. Schwerfällig sieht sein Start aus. Die Füße hängen noch tief runter, während die breiten Flügel schon im Aufwind schlagen und seinen schmalen Körper nach oben heben. Fast scheint es mir, als stürze er ab, als er zur Seite weg schwenkt. Aber so unbeholfen sein Start scheint, so federleicht steigt er immer höher, um hinter einer Baumgruppe zu verschwinden.
Der Rote-Beete-Salat, Überbleibsel der „Langen Tafel“ vom Samstag, erfrischt mich in Dannemarie. Ich bin jetzt mitten im Sundgau. Vergebens halte ich Ausschau nach elsässischem Fachwerk und Zuckergussromantik. Einfach sind die Häuser hier gebaut. Der einzige Schmuck, der die Dörfer ziert, ist die Vielfalt der bunten Hausfassaden, deren Kolorierung bisweilen arg gewöhnungsbedürftig ins Auge sticht.
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Kanalbrücke über die Largue
Ich stehe staunend vor der Brücke und blicke in das niedrige Flussbett der Largue. Die französischen Kanalbauer waren Meister der Kanaltechnik. So ein kleines Flussbett war für sie wirklich keine Schwierigkeit. Über den schmalen Fluss spannt sich eine etwa 3 Meter hohe und 35 Meter lange Brücke, mit deren Hilfe der Kanal das kleine Flussbett überquert. Eine Informationstafel erregt mein Interesse. 1784 war mit dem Bau des Rhein-Rhone-Kanals begonnen worden, 1833 befuhr das erste Schiff den Kanal auf seiner ganzen Länge. Mit 40 Schleusen überwindet er auf der östlichen Seite insgesamt einhundertzehn Höhenmeter bis zur Wasserscheide "Nordsee-Mittelmeer" an der burgundischen Pforte, um dann auf der westlichen Seite über 72 Schleusen wieder einhundertsiebzig Höhenmeter zur Saone hinunter zu steigen.
Der Sundgau liegt in einer langsam ansteigenden Ebene zwischen dem Jura und den Vogesen. Wiesen und Felder wechseln sich ab. Je höher die Sonne steigt, desto dankbarer bin ich für jeden Baum entlang des Kanals, der mir für den kurzen Moment der Vorbeifahrt kühlenden Schatten gewährt. Am Ende dieser baumlosen Strecke muss der Kanal auf kurzer Strecke eine größere Höhe überwinden. Vor mir liegen zwölf Schleusen, dicht gestaffelt auf kurzer Distanz. Mit fröhlichem Hallo kommt mir eine gelb gekleidete Gruppe entgegen. Es sind Behinderte mit ihren Betreuern auf einem Radausflug. Wer selbst nicht radeln kann, sitzt in einer Art Rollstuhl-Fahrrad-Kombination. Auf dem hinteren Fahrradteil sitzt und lenkt der Betreuer und tritt in die Pedale. Es macht allen sichtbar Spaß. Erst im Nachhinein fällt mir auf, dass ich meinen Fotoapparat gar nicht gezückt habe. Zu spät.
Der Sundgau liegt in einer langsam ansteigenden Ebene zwischen dem Jura und den Vogesen. Wiesen und Felder wechseln sich ab. Je höher die Sonne steigt, desto dankbarer bin ich für jeden Baum entlang des Kanals, der mir für den kurzen Moment der Vorbeifahrt kühlenden Schatten gewährt. Am Ende dieser baumlosen Strecke muss der Kanal auf kurzer Strecke eine größere Höhe überwinden. Vor mir liegen zwölf Schleusen, dicht gestaffelt auf kurzer Distanz. Mit fröhlichem Hallo kommt mir eine gelb gekleidete Gruppe entgegen. Es sind Behinderte mit ihren Betreuern auf einem Radausflug. Wer selbst nicht radeln kann, sitzt in einer Art Rollstuhl-Fahrrad-Kombination. Auf dem hinteren Fahrradteil sitzt und lenkt der Betreuer und tritt in die Pedale. Es macht allen sichtbar Spaß. Erst im Nachhinein fällt mir auf, dass ich meinen Fotoapparat gar nicht gezückt habe. Zu spät.

ohne Schilder geht es auch am Radweg nicht
Schilderwald am Radweg. „Sie sind im Territorium Belfort“ verkündet mir ein Hinweisschild. Und dahinter, fast schon deutsch, ein Schild, das auf 8% Gefälle hinweist. Das Gefälle ist zwar nur zwanzig Meter lang, aber was sein muss, muss wohl sein und ab sofort ziert auch ein Mittelstreifen den Radweg. Bald wird sicher die Warnung vor der Radarkontrolle kommen, damit ich die empfohlene Richtgeschwindigkeit von 20 km/h nicht überschreite. Ordnung muss sein!
Ich habe nun die Wasserscheide erreicht. Der Kanal zwängt sich in einem Einschnitt durch die Landschaft. Auch auf dem Radweg wird es eng. Der nasse Frühling hat der Trasse arg zugesetzt, an vielen Stellen ist sie abgebrochen und der Teer in den Kanal gerutscht.
Welch wirtschaftliche Bedeutung der Kanal einst hatte, kann ich gerade jetzt an der Breite des Kanals ermessen. Ein langgezogener Industriebetriebe steht am Rand. Der Kai dient heute nur noch den Anglern, die Güter werden inzwischen über die Straße abtransportiert.
Ich habe nun die Wasserscheide erreicht. Der Kanal zwängt sich in einem Einschnitt durch die Landschaft. Auch auf dem Radweg wird es eng. Der nasse Frühling hat der Trasse arg zugesetzt, an vielen Stellen ist sie abgebrochen und der Teer in den Kanal gerutscht.
Welch wirtschaftliche Bedeutung der Kanal einst hatte, kann ich gerade jetzt an der Breite des Kanals ermessen. Ein langgezogener Industriebetriebe steht am Rand. Der Kai dient heute nur noch den Anglern, die Güter werden inzwischen über die Straße abtransportiert.
Kurz ist die Strecke durch das Territorium von Belfort. An der Mündung des Kanals in die Bourbeuse endet der Mittelstreifen abrupt. Jenseits der Brücke, im Schatten eines Berges, begrüßt mich das Departement du Doubs. In einem weit gespannten Halbkreis umrundet die Bourbeuse diesen Berg, um den Kanal dann wieder in ein eigenes Bett zu entlassen. Ich genieße nach der langen Fahrt in praller Sonne den angenehm frischen Schatten des Berghangs.
Kilometer 52, ich nähere mich Montbeliard, der Peugeot-Stadt. Ich muss kräftig am Rad drehen, bis ein Schwall kühlen Wassers aus dem Rohr quillt. Es erfrischt Hand und Gesicht, und die gefühlte Fülle meiner Haupthaare ist im warmen Wind im Nu auch gleich trocken. |
Ein Vogel erfreut mit seinem Gesang meine Ruhepause. Auf diesen 52 Kilometer ist es der erste Picknickplatz, den ich vorfinde. Ich bin froh, dass ich zwei große Wasserflaschen dabei habe, denn außer zwei Bistros gab es unterwegs keine Möglichkeit zur Erfrischung.
In der Altstadt finde ich gleich ein ruhiges Hotel. Von meinem Zimmer blicke ich auf ein imposantes langgezogenes Bauwerk. Es ist das Schloss der Grafen von Württemberg. Nach einer erfrischenden Dusche mache ich mich auf den Weg zum Stadtbummel. Heute ist kein Sonntag, das weiß ich. Aber vielleicht ein Feiertag? Die Straßen sind schier menschenleer, alle Geschäfte und viele Restaurants geschlossen, die Fußgängerzone verwaist. Ich schaue auf die Öffnungszeiten eines Geschäfts. „Lundi fermé“. Aha, montags geschlossen. Ich bin froh, dass ich wenigstens noch ein Bistro finde, um etwas Trinken zu können. Fast 400 Jahre, bis zur französischen Revolution, haben die Grafen von Württemberg die Geschichte von Mömpelgard, dem heutigen Montbeliard, bestimmt. Die Altstadt trägt die Handschrift des württembergischen Baumeisters Heinrich Schickhardt, der auch in Stuttgart, Freudenstadt und Backnang tätig war. Der Schickhardt-Rundgang führt mich kreuz und quer durch die Altstadt und schließlich auch zu meinem Hotel, das allerdings von einem anderen Baumeister errichtet wurde.
Der Schlossturm wird umschmeichelt von der späten Abendsonne. Langsam senkt sich die Dämmerung über Montbeliard.
Nicht nur die Grafen von Württemberg, sondern auch die Ingenieure von Peugeot haben Montbeliard bekannt gemacht. Das Jura ist wasserreich, ideal für die Entstehung von Handwerk und Industrie, das auf die Kraft des Wassers angewiesen ist. Ursprünglich war die Familie Peugeot eine Müllersfamilie in Sochaux nahe Montbeliard. Aus der Mühle wurde früh im 19. Jahrhundert eine Gießerei. Noch heute haben Pfeffermühlen von Peugeot mit ihrem legendären Mahlwerk einen guten Ruf. Fahrräder, Motorräder und schließlich Automobile festigten den Ruf von Peugeot. Das Peugeot-Museum spare ich mir für meinen nächsten Aufenthalt auf. Es ist schon warm an diesem Morgen und ich starte nach einem fulminanten Frühstück zur nächsten Etappe.
In der Altstadt finde ich gleich ein ruhiges Hotel. Von meinem Zimmer blicke ich auf ein imposantes langgezogenes Bauwerk. Es ist das Schloss der Grafen von Württemberg. Nach einer erfrischenden Dusche mache ich mich auf den Weg zum Stadtbummel. Heute ist kein Sonntag, das weiß ich. Aber vielleicht ein Feiertag? Die Straßen sind schier menschenleer, alle Geschäfte und viele Restaurants geschlossen, die Fußgängerzone verwaist. Ich schaue auf die Öffnungszeiten eines Geschäfts. „Lundi fermé“. Aha, montags geschlossen. Ich bin froh, dass ich wenigstens noch ein Bistro finde, um etwas Trinken zu können. Fast 400 Jahre, bis zur französischen Revolution, haben die Grafen von Württemberg die Geschichte von Mömpelgard, dem heutigen Montbeliard, bestimmt. Die Altstadt trägt die Handschrift des württembergischen Baumeisters Heinrich Schickhardt, der auch in Stuttgart, Freudenstadt und Backnang tätig war. Der Schickhardt-Rundgang führt mich kreuz und quer durch die Altstadt und schließlich auch zu meinem Hotel, das allerdings von einem anderen Baumeister errichtet wurde.
Der Schlossturm wird umschmeichelt von der späten Abendsonne. Langsam senkt sich die Dämmerung über Montbeliard.
Nicht nur die Grafen von Württemberg, sondern auch die Ingenieure von Peugeot haben Montbeliard bekannt gemacht. Das Jura ist wasserreich, ideal für die Entstehung von Handwerk und Industrie, das auf die Kraft des Wassers angewiesen ist. Ursprünglich war die Familie Peugeot eine Müllersfamilie in Sochaux nahe Montbeliard. Aus der Mühle wurde früh im 19. Jahrhundert eine Gießerei. Noch heute haben Pfeffermühlen von Peugeot mit ihrem legendären Mahlwerk einen guten Ruf. Fahrräder, Motorräder und schließlich Automobile festigten den Ruf von Peugeot. Das Peugeot-Museum spare ich mir für meinen nächsten Aufenthalt auf. Es ist schon warm an diesem Morgen und ich starte nach einem fulminanten Frühstück zur nächsten Etappe.
„Darf ich Ihnen etwas Wasser in Ihre Flaschen füllen?“ Die Etappe beginnt mit einem netten Gespräch. Ich versorge mich für das mittägliche Picknick mit einer Quiche und einigen Flaschen Wasser im Bäckerladen. Die Verkäuferin bittet um meine Radflaschen und füllt sie mit frischem Wasser aus der Leitung. „Unser Wasser ist gut“ sagt sie „Es kommt aus einer Bergquelle und erfrischt besonders an solch einem heißen Tag.“ Sie erzählt mir noch, dass sie selbst bei ihren Radtouren einen speziellen Kühlbeutel für die Alu-Flaschen benutzt und wünscht mir dann eine gute Fahrt.
Um die Fahrt über die stark befahrene Ausfallstraße bis zur Velo-Route zu vermeiden, schiebe ich mein Rad durch den Park „Prés-la-Rose“. Mit Rosen hat dieser Park zwischen dem Ufer der Allan und dem Rhein-Rhone-Kanal eigentlich nichts zu tun. Ursprünglich standen hier Mühlen. Nur durch einen Schreibfehler wurde irgendwann einmal aus dem Wort Raze das Wort Rose. Jahrhunderte lang wurden hier Nadeln angefertigt, ein weiteres Produkt, das den Namen Montbeliard in die Welt hinaus getragen hat. Heute definiert sich die Stadt als eine Wiege technischer Wissenschaften. Das Haus der Wissenschaften steht gleich am Ende des Parks. Für einen Besuch ist es noch zu früh. Auf dem Radweg kann ich dann endlich in die Pedale treten.
Ich habe schon so manch seltsame Brücke gesehen, aber diese hier erregt meine Aufmerksamkeit besonders. Der Radweg wird durch einen quer stehenden Zaun blockiert, biegt von dem Damm ab und erreicht ihn erst wieder hinter der Brücke. Mist liegt auf der Brücke, Pferdemist. Der Bauer, dessen Pferde über die Brücke den Weg zu der saftig grünen Weide nehmen können, muss einen guten Draht zum Bürgermeister haben.
Um die Fahrt über die stark befahrene Ausfallstraße bis zur Velo-Route zu vermeiden, schiebe ich mein Rad durch den Park „Prés-la-Rose“. Mit Rosen hat dieser Park zwischen dem Ufer der Allan und dem Rhein-Rhone-Kanal eigentlich nichts zu tun. Ursprünglich standen hier Mühlen. Nur durch einen Schreibfehler wurde irgendwann einmal aus dem Wort Raze das Wort Rose. Jahrhunderte lang wurden hier Nadeln angefertigt, ein weiteres Produkt, das den Namen Montbeliard in die Welt hinaus getragen hat. Heute definiert sich die Stadt als eine Wiege technischer Wissenschaften. Das Haus der Wissenschaften steht gleich am Ende des Parks. Für einen Besuch ist es noch zu früh. Auf dem Radweg kann ich dann endlich in die Pedale treten.
Ich habe schon so manch seltsame Brücke gesehen, aber diese hier erregt meine Aufmerksamkeit besonders. Der Radweg wird durch einen quer stehenden Zaun blockiert, biegt von dem Damm ab und erreicht ihn erst wieder hinter der Brücke. Mist liegt auf der Brücke, Pferdemist. Der Bauer, dessen Pferde über die Brücke den Weg zu der saftig grünen Weide nehmen können, muss einen guten Draht zum Bürgermeister haben.
Ich lerne die Zuvorkommenheit der französischen Autofahrer für Radfahrer schätzen. Es ist nicht das erste Mal, dass ein Fahrzeug hält, um mich die Straße überqueren zu lassen. Dummerweise übersehe ich dabei das nach links weisende Richtungsschild für den Radweg. Nach zwei Kilometern und einem schönen Blick auf die Mündung des Doubs endet der Radweg. Bravans heißt der kleine Ort mit dem typischen Zwiebelkirchturm dieser Region. Die bunten Dachziegel glänzen in der Sonne. Aus einer Scheune lugt ein alter Henschel heraus. Solche Scheunenschätze finde ich immer wieder in den kleinen Dörfern Frankreichs. Am Ortsausgang beginnt der Anstieg auf den Berg. Mir schwant Übles. Nun fällt mir auf, dass ich schon länger nicht mehr das Euro-Velo-Zeichen gesehen habe. Ich bitte eine nette Dame um Auskunft, wo denn die Brücke sei, die meine Karte mir verspricht. „Non“ lautet die Antwort, hier nicht. Ich muss wieder einige Kilometer zurück, um den Fluss überqueren zu können. Nicht jeder Ort am Doubs ist mit einer Brücke gesegnet.
„Route barrée“, dem Schild traue ich eigentlich schon lange nicht mehr. Dabei habe ich mich gerade wieder täuschen lassen. Vor der schmalen Brücke über den Doubs folge ich der Umleitung. Nach zwei Kilometern treffe ich am anderen Ende der Brücke ein. Ein Radfahrer überquert sie gerade und grüßt dabei freundlich die Arbeiter. Es wird viel gebaut am Radweg. Aber irgendwie gibt es dann doch immer wieder einen Durchlass fürs Fahrrad. Diese Erkenntnis hilft mir schon ein paar Kilometer weiter.
L'Isle sur le Doubs ist eines der vielen schönen Städtchen entlang des Doubs. Auf dem großen Platz wird gerade ein Festzelt aufgebaut. Am Wochenende ist der Nationalfeiertag mit großen Feuerwerk und nächtlichem Tanz. Bei diesem warmen Wetter wird der Platz voll sein. Ich sitze im Schatten einer großen Linde vor der Fassade einer alten Fabrik. Aus dem Backladen neben an riecht es verführerisch. Vor vielen Jahrzehnten haben hier sicher die Arbeiter ihre Mittagsruhe verbracht. Jetzt ist die Fabrikhalle verwaist, der Lärm der Maschinen ist einer gespenstigen Ruhe gewichen. An vielen Häusern des Städtchens prangt das Schild „Zu Verkaufen“. So manches dieser Häuser würde angesichts der Lage direkt am Fluss bei uns sicher einen stolzen Preis erzielen. Doch hier ist Landflucht ein großes Problem

2,5 cm bleiben rechts und links zum Schleusentor
„Christiane“ heißt die alte Dame und die Striemen an ihrem Bug zeugen von so mancher Begegnung mit dem Schleusentor. Maßarbeit ist die Durchfahrt einer Peniche durch ein Schleusentor unter der Brücke. Ich begegne hier tatsächlich noch einem Frachtschiff. Langsam schiebt sich „Christiane“ durch die enge Passage. Mehr als ein Blatt Papier passt das rechts und links nicht mehr dazwischen. Ein Lob dem Kapitän, der freundlich meinen Gruß erwidert. Die hinter „Christiane“ folgenden Freizeitkapitäne haben es da schon deutlich leichter.
Verglichen mit heutigen Frachtschiffen ist die Peniche ein Knirps. Ursprünglich war die Peniche ein reiner Schlepperkahn, der von Treidelpferden gezogen wurde. Die Maße der Schleusen sind exakt auf die Größe der Peniche abgestimmt. Die Peniche als französisches Flussschiff ist 38,5 Meter lang, 5,05 Meter breit und hat 1,80 Meter Tiefgang. 250 Tonnen konnte die Peniche transportieren. Es ist das sogenannte Freycinet-Maß, benannt nach dem französischen Minister Charles de Freycinet, der in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts das französische Verkehrsnetz ausbaute. Die Schleusenkammer hat übrigens eine Breite von 5,10 Meter.
Verglichen mit heutigen Frachtschiffen ist die Peniche ein Knirps. Ursprünglich war die Peniche ein reiner Schlepperkahn, der von Treidelpferden gezogen wurde. Die Maße der Schleusen sind exakt auf die Größe der Peniche abgestimmt. Die Peniche als französisches Flussschiff ist 38,5 Meter lang, 5,05 Meter breit und hat 1,80 Meter Tiefgang. 250 Tonnen konnte die Peniche transportieren. Es ist das sogenannte Freycinet-Maß, benannt nach dem französischen Minister Charles de Freycinet, der in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts das französische Verkehrsnetz ausbaute. Die Schleusenkammer hat übrigens eine Breite von 5,10 Meter.
Clerval le Chateau liegt an einer der ungezählten Windungen, die der Doubs macht. Hier sehe ich zum ersten Mal Jugendliche im Fluss baden. Bislang habe ich nur Badeverbotsschilder gesehen, die direkt am Ortseingang angebracht werden. Nicht nur von Strudeln und tückischen Strömungen geht die Gefahr aus, sondern auch von den Stauwerken in den Bergen des Jura, die zur Wasserregulierung immer wieder große Mengen Wasser ablassen. Ich erinnere mich an die Meldung heute morgen im Frühstücksfernsehen: ein Junge ist gestern beim Baden in der Doubs ertrunken. Es stimmt mich traurig.
Die „Euro-Velo 6“ führt ein kurzes Stück über eine kleine Landstraße. „Wir teilen uns die Straße“ sagt mir ein blaues Verkehrsschild. Hier in Frankreich nehmen die Autofahrer per se Rücksicht auf Radfahrer. Solch ein Schild wünsche ich mir vor allem in Deutschland. Der Name des Dorfes spricht für sich: Roche, der Felsen. In den großen Bogen, mit denen der Doubs sein Bett in die Felsen des Jura gegraben hat, kommt er immer wieder dem Steilhang nahe. Ich verstehe das Richtungsschild für den Radweg falsch und lande nach wenigen hundert Metern im Hinterhof eines Bauernhofes. Erstaunlich, wie viele alte Fahrzeuge sich hier angesammelt haben, von Traktoren über landwirtschaftliche Maschinen bis hin zu PKWs aus 50 |
Jahren. Direkt am Felsen endet der Weg. Hoch über mir sehe ich die Mauer der Kirche. Da muss ich hoch, also wieder zurück zum Abzweig. Braun gescheckte Kühe beäugen mich, als ich das Dorf wieder talabwärts verlasse. Sie liefern die Milch für einen köstlichen Käse, den es nur hier gibt, den Comté. Nun weiß ich, dass ich mich in der Region Franche-Comté befinde.
Sommerzeit ist Ferienzeit. Kurz vor dem Ende der heutigen Etappe treffe ich auf eine Colonie de Vacance. Kinder spielen auf einer großen Wiese, bunte Zelte stehen im satten Grün. Die Tradition der Colonie de Vacance ist etwas typisch Französisches. Für ein paar Wochen können dort die Schüler ihre Ferien verbringen, solange ihre Eltern noch arbeiten müssen, danach gibt es dann den gemeinsamen Familienurlaub. Jede Stadt unterhält solch eine Colonie. Ich selbst war in meiner Jugendzeit zweimal an der Cote d'Azur in einer Colonie de Vacance. Es war eine schöne Zeit.
Für manche edle Dame war Baume-les-Dames viele Jahrhunderte lang die Möglichkeit, einer ungewollten Ehe zu entgehen. Gewiss, es war eine dauerhafte Entscheidung, denn einmal Kloster, immer Kloster. Das große Klostergebäude prägt immer noch das Zentrum der Altstadt. Die Häuser rund um das Kloster spiegeln den Stil der Renaissance wieder. Sie sind Ausdruck des damaligen Wohlstandes der Region. Das „Maison à Tourelle“, eines der bekanntesten Gebäude des Städtchens, steht zum Verkauf an. Ein Turmzimmer ziert die Hausecke zwischen Platz der Republik und Platz des Gesetzes. Es hat vor kurzem ein Fassaden-Lifting bekommen und glänzt nun wieder im hellen Gelb des Juragesteins. Sicher wird sich bald eine finanzstarke Bank oder eine Versicherung finden, die in diesem historischen Gebäude ihre Filiale einrichtet.
Nicht nur die Sonne weckt mich am frühen Morgen, sondern auch das Gurren der Tauben und die Anlasser zahlreicher Autos. Eigentlich liegt meine Unterkunft in einem abgelegenen Stadtviertel am Ufer des Doubs, aber gerade deswegen müssen wohl die Bewohner schon früh raus, um zur Arbeit zu fahren. Arbeit gab es lange Zeit genug in dieser Region. Dafür sorgten schon früh die Dampfmaschinen. Den Namen Jouffray d'Abbans kennen wohl wenige. Er hat als erster eine Dampfmaschine als Antrieb in ein Schiff gebaut. Seine Testfahrten nahe Baumes-les-Dames waren erfolgreich. Die schmutzig-dunklen Fassaden der alten Häuser sind wohl dem schwarzen Rauch aus den Schornsteinen der Dampfschiffe zu verdanken, der Jahrhunderte im Tal des Doubs gelegen haben muss, da bin ich mir ganz sicher.
Für manche edle Dame war Baume-les-Dames viele Jahrhunderte lang die Möglichkeit, einer ungewollten Ehe zu entgehen. Gewiss, es war eine dauerhafte Entscheidung, denn einmal Kloster, immer Kloster. Das große Klostergebäude prägt immer noch das Zentrum der Altstadt. Die Häuser rund um das Kloster spiegeln den Stil der Renaissance wieder. Sie sind Ausdruck des damaligen Wohlstandes der Region. Das „Maison à Tourelle“, eines der bekanntesten Gebäude des Städtchens, steht zum Verkauf an. Ein Turmzimmer ziert die Hausecke zwischen Platz der Republik und Platz des Gesetzes. Es hat vor kurzem ein Fassaden-Lifting bekommen und glänzt nun wieder im hellen Gelb des Juragesteins. Sicher wird sich bald eine finanzstarke Bank oder eine Versicherung finden, die in diesem historischen Gebäude ihre Filiale einrichtet.
Nicht nur die Sonne weckt mich am frühen Morgen, sondern auch das Gurren der Tauben und die Anlasser zahlreicher Autos. Eigentlich liegt meine Unterkunft in einem abgelegenen Stadtviertel am Ufer des Doubs, aber gerade deswegen müssen wohl die Bewohner schon früh raus, um zur Arbeit zu fahren. Arbeit gab es lange Zeit genug in dieser Region. Dafür sorgten schon früh die Dampfmaschinen. Den Namen Jouffray d'Abbans kennen wohl wenige. Er hat als erster eine Dampfmaschine als Antrieb in ein Schiff gebaut. Seine Testfahrten nahe Baumes-les-Dames waren erfolgreich. Die schmutzig-dunklen Fassaden der alten Häuser sind wohl dem schwarzen Rauch aus den Schornsteinen der Dampfschiffe zu verdanken, der Jahrhunderte im Tal des Doubs gelegen haben muss, da bin ich mir ganz sicher.
Still ruht der Fluss, keine Welle kräuselt das grüne Wasser. Ab und zu malt ein fliegenschnappender Fisch einen Ring hinein. Von fern dringt das Rauschens des Wehres an mein Ohr. Es herrscht friedliche Ruhe mit leisem Vogelgesang.
Die Hänge drängen sich nun nah an den Fluss heran. Der Doubs zwängt sich durch ein enges Tal. Grandiose Felswände laden Kletterbegeisterte ein. Mich beeindruckt die Schönheit und Abgeschiedenheit dieser Landschaft. Immer wieder stehen Wochenendhäuser am Flussufer und warten auf das Wochenende, wenn ihnen ihre Besitzer wieder Leben ein hauchen.
Schöne Aussichten entlang des Flusses begleiten mich auch an diesem Morgen. Mal ein kleines Schlösschen, die aus einem Wäldchen ragt, mal ein typischer Zwiebelturm, der sich bunt über den Dächern eines Dorfes erhebt. Immer wieder gibt es Neues zu sehen und zu entdecken. Und was nicht im direkten Blickwinkel liegt, wird auf einer der zahlreichen Informationstafeln erläutert, die entlang des Radweges stehen. Selbst auf den Kilometerzähler kann ich verzichten, denn von Belfort bis Dole ist die Streckenlänge mit grünen Bodenmarkierungen durch nummeriert
Die Hänge drängen sich nun nah an den Fluss heran. Der Doubs zwängt sich durch ein enges Tal. Grandiose Felswände laden Kletterbegeisterte ein. Mich beeindruckt die Schönheit und Abgeschiedenheit dieser Landschaft. Immer wieder stehen Wochenendhäuser am Flussufer und warten auf das Wochenende, wenn ihnen ihre Besitzer wieder Leben ein hauchen.
Schöne Aussichten entlang des Flusses begleiten mich auch an diesem Morgen. Mal ein kleines Schlösschen, die aus einem Wäldchen ragt, mal ein typischer Zwiebelturm, der sich bunt über den Dächern eines Dorfes erhebt. Immer wieder gibt es Neues zu sehen und zu entdecken. Und was nicht im direkten Blickwinkel liegt, wird auf einer der zahlreichen Informationstafeln erläutert, die entlang des Radweges stehen. Selbst auf den Kilometerzähler kann ich verzichten, denn von Belfort bis Dole ist die Streckenlänge mit grünen Bodenmarkierungen durch nummeriert
Gewaltig sind die Mauern der Zitadelle von Besancon. Sie schauen aus großer Höhe auf mich herab, während ich mich ihnen langsam nähere. Vauban hat die Zitadelle 1688 übergeben. Sie gilt als eines seiner Meisterwerke und sicherte an dieser Engstelle des Doubs den Zugang zu Zentralfrankreich ab. Jahrhunderte hat sie ihren Zweck erfüllt, doch im Zeitalter der modernen Waffen hat sie diese Bedeutung verloren. Nur beherbergt sie Museen und ist Anziehungspunkt vieler Touristen, die von ihren Mauern auf das Ensemble der Altstadt schauen.
Am gegenüberliegenden Ufer steht eine nicht so ganz so alte, aber ebenso eindrucksvolle Ruine, eine Industriebrache, die dem wirtschaftlichen Niedergang der alten Industrien zum Opfer gefallen ist. Fast an jeder Schleuse habe ich die Ruinen der alten Industrien gesehen: Mühlen, Eisenwerke, Papierfabriken, Tuchindustrie. 36 Mühlen und 4 Eisenwerke haben einmal zwischen Montbeliard und Dole gestanden. Doch der Zahn der Zeit hat ihnen inzwischen Dach und Gebälk abgenagt. Fledermäuse sind eingezogen und Mutter Natur arbeitet eifrig an der Renaturierung. Wenige Gebäude werden noch genutzt. Der Fortschritt fordert seinen Preis. Angesichts dieser großen Industrieruine jenseits der Zitadelle von Besancon denke ich an den verzweifelten Kampf der Arbeiter der Uhrenfabrik „Lip“ von Besancon, die 1970 Jahren geschlossen werden sollte. Auch wenn es anfangs schien, dass der Kampf erfolgreich war, konnten sie auf Dauer weder dem Druck der asiatischen Billigprodukte noch dem der Politik standhalten.
Am gegenüberliegenden Ufer steht eine nicht so ganz so alte, aber ebenso eindrucksvolle Ruine, eine Industriebrache, die dem wirtschaftlichen Niedergang der alten Industrien zum Opfer gefallen ist. Fast an jeder Schleuse habe ich die Ruinen der alten Industrien gesehen: Mühlen, Eisenwerke, Papierfabriken, Tuchindustrie. 36 Mühlen und 4 Eisenwerke haben einmal zwischen Montbeliard und Dole gestanden. Doch der Zahn der Zeit hat ihnen inzwischen Dach und Gebälk abgenagt. Fledermäuse sind eingezogen und Mutter Natur arbeitet eifrig an der Renaturierung. Wenige Gebäude werden noch genutzt. Der Fortschritt fordert seinen Preis. Angesichts dieser großen Industrieruine jenseits der Zitadelle von Besancon denke ich an den verzweifelten Kampf der Arbeiter der Uhrenfabrik „Lip“ von Besancon, die 1970 Jahren geschlossen werden sollte. Auch wenn es anfangs schien, dass der Kampf erfolgreich war, konnten sie auf Dauer weder dem Druck der asiatischen Billigprodukte noch dem der Politik standhalten.

unspektakulär ist die EInfahrt in den Kanaltunnel
Während meine Gedanken noch 40 Jahre zurück sind, endet plötzlich der Radweg. Ich stehe vor einer Öffnung so groß wie ein Scheunentor. Eine Ampel zeigt mir Grün, der Radweg führt ins Dunkle. 395 Meter führt der Kanal nun unter der Zitadelle durch den Berg hindurch. Die Ingenieure des 19. Jahrhunderts waren wohl ihrer Zeit voraus, denn sie haben für den Radweg eine breite Spur eingeplant. Ich empfinde die Kühle des Gesteins angenehm, nur dunkel ist es, arg dunkel. Na ja, vielleicht hätte ich die Sonnenbrille abnehmen sollen. Aber hinterher ist man ja immer klüger. Am Ende des Tunnels kann ich mich entscheiden, rechts geht es weiter Richtung Westen, links geht es über eine Brücke nach Besancon hinein. Es ist heiß heute, da bleibe ich lieber am Fluss.
Es ist wie die Reminiszenz an eine vergangene Zeit. Ein halbes Dutzend gealteter Peniche liegen am Kanal, festgezurrt und aufgehübscht. Die „Le Meridien“ ist zu einem wahren Balkonblumenschiff mutiert und auch die übrigen zeigen jeweils eigenen Charakter. Der alte 2CV fügt sich harmonisch in dieses Bild ein. Wohl eine Wochenendsiedlung auf dem Wasser. Es ist leider niemand da, den ich fragen kann.
Es ist wie die Reminiszenz an eine vergangene Zeit. Ein halbes Dutzend gealteter Peniche liegen am Kanal, festgezurrt und aufgehübscht. Die „Le Meridien“ ist zu einem wahren Balkonblumenschiff mutiert und auch die übrigen zeigen jeweils eigenen Charakter. Der alte 2CV fügt sich harmonisch in dieses Bild ein. Wohl eine Wochenendsiedlung auf dem Wasser. Es ist leider niemand da, den ich fragen kann.

Wieder einmal zweigt der Kanal vom Doubs ab. In einer schmalen Kurve nähert er sich bei Thoraise dem aufsteigenden Fels. Wenig Platz bleibt nun dem Radweg zwischen Kanal und Fluss. Träge schwimmen Blätter auf dem Wasser und dann endet der Kanal. Wie bitte? Wo ist der Kanal geblieben? Habe ich den Abzweig übersehen? Ich stehe vor einem kreisrunden Becken, in dem das Wasser grün leuchtet. Am gegenüberliegenden Ufer ein Wasserfall, darüber eine Madonnenstatue. Nun bin ich ratlos. Vielleicht finde ich Auskunft auf einer der vielen Tafeln, die am Ufer angebracht sind. Sie geben mir Aufschluss über den Bau des Kanals, die Schiffstypen, die Flora und Fauna entlang des Flusses, aber wo ist nur der Kanal geblieben. Etwas ratlos frage ich den Radler, der gerade hält. Er lächelt und zeigt auf den Wasserfall. Da hinein geht der Kanal. Nun bin ich noch ratloser. Ein Kanal mit automatischer Waschanlage? Wir unterhalten uns noch etwas, dann muss er weiter. Ich bleibe letztlich auf meiner Frage sitzen, denn dass die Schiffe durch den Wasserfall hindurch müssen, das kann ich mir nicht vorstellen. Da muss ich ihn wohl falsch verstanden haben.
Der Radweg führt über den Berg. In Schussfahrt geht es auf der anderen Seite hinunter. Ich lande am Kanal. Auch er führt in den Berg und einen Wasserfall. Das will ich jetzt aber genau wissen. Hinter der Schleuse führt auf der anderen Seite ein schmaler Weg bis zum Wasserfall. Ich lasse das Rad stehen und trete ein in den Tunnel. Angenehm frisch ist es. Neben dem Wasserfall ein Durchgang. Ich stehe im Kanaltunnel. Das Licht aus vielen kleinen Lämpchen schlängelt sich die Kanaldecke entlang, mal hin, mal zurück, und dann endlich die Aufklärung. Es ist ein Kunstobjekt, das ein Künstler hier geschaffen hat. Wenn sich ein Schiff dem Tunnel nähert, wird der Wasserfall abgeschaltet, wenn es ihn verlässt, darf das Wasser wieder rauschen. Pfiffig, kann ich nur sagen. Schade, dass es im Tunnel keine Sitzbank gibt. Ich wäre da stundenlang geblieben.
Der Radweg führt über den Berg. In Schussfahrt geht es auf der anderen Seite hinunter. Ich lande am Kanal. Auch er führt in den Berg und einen Wasserfall. Das will ich jetzt aber genau wissen. Hinter der Schleuse führt auf der anderen Seite ein schmaler Weg bis zum Wasserfall. Ich lasse das Rad stehen und trete ein in den Tunnel. Angenehm frisch ist es. Neben dem Wasserfall ein Durchgang. Ich stehe im Kanaltunnel. Das Licht aus vielen kleinen Lämpchen schlängelt sich die Kanaldecke entlang, mal hin, mal zurück, und dann endlich die Aufklärung. Es ist ein Kunstobjekt, das ein Künstler hier geschaffen hat. Wenn sich ein Schiff dem Tunnel nähert, wird der Wasserfall abgeschaltet, wenn es ihn verlässt, darf das Wasser wieder rauschen. Pfiffig, kann ich nur sagen. Schade, dass es im Tunnel keine Sitzbank gibt. Ich wäre da stundenlang geblieben.
St. Vit, der Vogelgesang am Kanal ist erfrischend im Vergleich zum missmutigen Klang der Stimme der Hotelbesitzerin, der an diesem Morgen wohl jeder Handgriff zu viel war. Da gefällt mir das Plätschern des Wassers, das durch die Spalten des Schleusentores quillt, doch viel besser. Es hat etwas Beruhigendes. Zahlreiche Freizeitsportler und Hundebegleiterinnen begrüßen mich auch an diesem Morgen mit einem fröhlichen „Bonjour“, das ich gerne erwidere. Der Name „Doubs“ bedeutet „dunkel“. So wird er auch in vielen Reiseführern beschrieben. Doch ich erlebe ihn in angenehm grüner Farbe und so klar, dass ich an manchen Stellen die Stengel der Seerosen bis zum Grund verfolgen kann.
In vielen Dörfern entlang des Kanals ist die Zeit scheinbar stehen geblieben. Ich fühle mich zurück gesetzt in die Filmidylle eines französischen Schwarzweißklassikers aus den 50er Jahren. Pierre, der Automechaniker, begegnet mir mit seiner unverwechselbaren markanten Physiognomie, der Baskenmütze auf seinen wenigen Haaren und einem freundlichen Lächeln auf den Lippen, an denen noch der Zigarettenstummel von gestern klebt. Marie, die Witwe des Apothekers, schlurft gerade im geblümten Morgenmantel zum Bäcker an der Hauptstraße und ein Huhn schimpft gackernd über mich, als ich um die Ecke biege und seine Ruhe störe. Es verzieht sich unter dem blass farbenen 2 CV, dessen Reifen zwischen Gänseblümchen ruhen. Jenseits des Flusses stehen einsam ein Dutzend heller Rinder auf einer endlos grünen Wiese, die nur durch ein paar Baumreihen unterbrochen ist. Weiße Schönwetterwolken stehen regungslos am Himmel und ein Graureiher wartet geduldig am Wehr auf sein saftiges Mittagsmahl. Es ist eine Oase der Ruhe in der Hektik der modernen Zeit. Die modernen Autos am Straßenrand blende ich in diesem Bild einfach aus.
Langsam weichen die Berge zurück. Die Landschaft wird flacher. Aus den bunten Zwiebeltürme wachsen langsam graue Spitzen. Ich verlasse die Franche-Comté und damit das Jura. Schweigend stehen die alten Fabrikgebäude am Rande des Doubs. Aber immer ist das Leben am Fluss vielfältig. Mal treffe ich Jugendliche, die ihr Zelt für ein paar Tage am Ufer aufstellen, mal sind es die alten Freunde, die auf einem Kahn sitzend schweigend ihre Angelruten auswerfen, mal ist es der Modellschiffbauer, der seinem Kumpel sein neues Boot vorführt und immer wieder die jungen und alten Männer, die stundenlang auf das leckere Abendessen warten, das sich hoffentlich heute mal an dem Köder am Angelhaken verbeißt.
In vielen Dörfern entlang des Kanals ist die Zeit scheinbar stehen geblieben. Ich fühle mich zurück gesetzt in die Filmidylle eines französischen Schwarzweißklassikers aus den 50er Jahren. Pierre, der Automechaniker, begegnet mir mit seiner unverwechselbaren markanten Physiognomie, der Baskenmütze auf seinen wenigen Haaren und einem freundlichen Lächeln auf den Lippen, an denen noch der Zigarettenstummel von gestern klebt. Marie, die Witwe des Apothekers, schlurft gerade im geblümten Morgenmantel zum Bäcker an der Hauptstraße und ein Huhn schimpft gackernd über mich, als ich um die Ecke biege und seine Ruhe störe. Es verzieht sich unter dem blass farbenen 2 CV, dessen Reifen zwischen Gänseblümchen ruhen. Jenseits des Flusses stehen einsam ein Dutzend heller Rinder auf einer endlos grünen Wiese, die nur durch ein paar Baumreihen unterbrochen ist. Weiße Schönwetterwolken stehen regungslos am Himmel und ein Graureiher wartet geduldig am Wehr auf sein saftiges Mittagsmahl. Es ist eine Oase der Ruhe in der Hektik der modernen Zeit. Die modernen Autos am Straßenrand blende ich in diesem Bild einfach aus.
Langsam weichen die Berge zurück. Die Landschaft wird flacher. Aus den bunten Zwiebeltürme wachsen langsam graue Spitzen. Ich verlasse die Franche-Comté und damit das Jura. Schweigend stehen die alten Fabrikgebäude am Rande des Doubs. Aber immer ist das Leben am Fluss vielfältig. Mal treffe ich Jugendliche, die ihr Zelt für ein paar Tage am Ufer aufstellen, mal sind es die alten Freunde, die auf einem Kahn sitzend schweigend ihre Angelruten auswerfen, mal ist es der Modellschiffbauer, der seinem Kumpel sein neues Boot vorführt und immer wieder die jungen und alten Männer, die stundenlang auf das leckere Abendessen warten, das sich hoffentlich heute mal an dem Köder am Angelhaken verbeißt.

durch einen grünen Tunnel führt der Kanal nach Dole hinein
Diese Tour endet in Dole, dem Geburtsort von Louis Pasteur. Nach 230 Kilometern empfängt mich ein grüner Tunnel. Wie die Streben einer gotischen Kirche vereinigen sich mächtige Platanen über dem Wasser, die Natur ist ein großartiger Baumeister. Die Altstadt liegt am Hang. Wieder hindert mich die Prellung am Fuß, sie mir näher an zu schauen. Doch das werde ich bald nach holen. Also radle ich gleich zum Bahnhof.
4000 Kilometer ist der „Euro Velo 6“ lang. Er führt von Nantes am Atlantik entlang der Flussläufe und ihen Verbindungskanälen von Loire, Doubs und Donau bis zum Schwarzen Meer. Ein kurzes aber feines Stück von 230 Kilometer bin ich geradelt. Zurück fahre ich mit dem Zug, Muße genug, um noch einmal die schöne Tour dieser vier Tage Revue passieren zu lassen. Die Namen der einzelnen Bahnstationen sind mir nun bekannt und mit Bildern der Tour verknüpft, eine Tour, die ich jederzeit wiederholen würde.
4000 Kilometer ist der „Euro Velo 6“ lang. Er führt von Nantes am Atlantik entlang der Flussläufe und ihen Verbindungskanälen von Loire, Doubs und Donau bis zum Schwarzen Meer. Ein kurzes aber feines Stück von 230 Kilometer bin ich geradelt. Zurück fahre ich mit dem Zug, Muße genug, um noch einmal die schöne Tour dieser vier Tage Revue passieren zu lassen. Die Namen der einzelnen Bahnstationen sind mir nun bekannt und mit Bildern der Tour verknüpft, eine Tour, die ich jederzeit wiederholen würde.