Von der Mosel ins Saarland
mit dem Fahrrad von Trier nach Dillingen
August 2010

nach 40 Jahren wieder am alten Stadtbrunnen
Leichter Dunst lag in aller Frühe über dem Saartal, eine Vorankündigung des Herbstes, als ich mich in meine Radlerkluft schwang, ein Dunst, den schon wenige Minuten später die über dem rauchenden Hüttenwerk aufgehende Sonne wie Sahne wegschmelzen ließ. Tief hatte ich geschlafen, die Rehe, die schon früh die Gärten besuchten, angezogen von der schmackhaften abwechslungsreichen Kost der Gartenfreunde, leider verpasst. Nach einem kleinen Plausch mit den Nachbarn rollten wir dann gegen halb neun mit den Rädern durch die Kleinstadtruhe, kein Berufsverkehr, der uns belästigte, und ein paar Erinnerungen aufgefrischt im Stadtpark, wo vor 45 Jahren Georg mit langen Haaren, seinen Freunden und seiner Gitarre am Brunnen saß und den verschreckten Bürgern die neuesten Rocksongs zum Besten gab. Schnell ein Erinnerungsfoto für Georg, den ich morgen wieder spielen sehen werde.
Die Sonne wärmt noch nicht auf dem Bahnsteig und die wenigen Menschen, die auf den Zug nach Trier warten, stehen eher leicht frösteln bei den sommerlichen Temperaturen knapp unterhalb der 10-Grad-Marke.
Die Sonne wärmt noch nicht auf dem Bahnsteig und die wenigen Menschen, die auf den Zug nach Trier warten, stehen eher leicht frösteln bei den sommerlichen Temperaturen knapp unterhalb der 10-Grad-Marke.
Ein Kohlezug rauscht vorbei, erinnert an die Vergangenheit dieser Region, die Vereinigung von Eisenerz und Kohle, erinnert an die jüngste Meldung, dass nun der letzte Kohlestreb abgebaut wird, die Gruben in wenigen Jahren der Vergangenheit angehören werden, nur noch Museen werden daran erinnern und nur noch die Dillinger Hütte wird als letzte Bastion der Montanregion SaarLorLux erhalten bleiben. Die Eisenbahnstrecke nach Trier war einst eine wichtige Transportlinie für das schwarze Gold des Landes, jetzt sind die Bahnhöfe trist, verfallen, so wie vielerorts, dem Börsentraum der Deutschen Bahn geopfert. Einst waren sie stattliche Visitenkarten der schmucken Städtchen entlang der Saar, doch das war einst.
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Die Ampel an der Porta Nigra - der Tatort des Vergehens
Punkt 10 Uhr hält der Regionalexpress in Trier, hier wollen wir unsere Radtour starten, doch zuvor möchte ich nachsehen, ob die Porta Nigra noch steht - ja sie steht noch da und ich wahrscheinlich auch noch, wenn, ja wenn ... Die Fußgängerampel gegenüber der Porta Nigra stand auf rot, und stand und stand. Viermal wiederholte sich schon die Ampelphase für die Autos, man wollte wohl den Fußgängern einen langen Genuss des Anblicks der Porta Nigra besonders lange gönnen, stolz darauf, dass noch nicht das gelbe M des schottischen Spezialitätenrestaurant die Fassade ziert, da schob ich einfach mein Rad bei Rot über den Fußgängerweg. "Die Ampel hat immer noch Rot" tönte es sogleich aus einem Lautsprecher und beim Blick über die Schulter gewahrte ich den Ordnungshüter in der grünen Minna, der strafend zu mir rübersah. Doch da sprang seine Autofahrerampel auf Grün und er fuhr weiter, im war wohl den Anblick der Porta Nigra nicht so lange gegönnt. Schick hat sich Trier raus geputzt, der kleine Abstecher hat sich gelohnt.
Und weil die Sonne uns so schön lachte, machten wir uns dann auf den kleinen Abstecher nach Luxemburg, nicht Luxemburg-Stadt, nein, nur Wasserbillig, an der Mündung der Sauer. Breit ist hier der Radweg, gut geteert, fast eine Fahrrad-Autobahn und die Räder rollen leicht, trotz des Gegenwindes, wie angeschoben, vorbei an der Saarmündung, die hier bei Konz, breit wie ein großer Strom, ihre Wassermassen in die Mosel entlässt.
Und weil die Sonne uns so schön lachte, machten wir uns dann auf den kleinen Abstecher nach Luxemburg, nicht Luxemburg-Stadt, nein, nur Wasserbillig, an der Mündung der Sauer. Breit ist hier der Radweg, gut geteert, fast eine Fahrrad-Autobahn und die Räder rollen leicht, trotz des Gegenwindes, wie angeschoben, vorbei an der Saarmündung, die hier bei Konz, breit wie ein großer Strom, ihre Wassermassen in die Mosel entlässt.
Früher war die Brücke nach Wasserbillig immer zugestaut von den deutschen Autos, doch seit die Tankstellen an die Autobahn oberhalb des Städtchens verlegt wurden, ist es hier still geworden. Nur ein paar streitende Enten stören die Morgenruhe der Schwäne, die schläfrig auf der Sauer wiegen. Selbst die Angler träumen um diese Uhrzeit noch von dem großen Wels, den sie vor kurzem beinahe aus dem Wasser gezogen hatten, so groß, dass ihre Arme nicht ausreichen,
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Kuschel und Stups habe ich auch mal wieder getroffen.
um ihn zu messen, aber halt nur beinahe .... An der kleinen Fähre die erste Rast, ein Kakao, um uns zu stärken, rechts könnte man die Mosel langfahren an Schengen vorbei, das uns den Abschied von den innereuropäischen Passkontrollen beschert hat, bis ins französische Thionville. Fleissig transportier die Fähre Autos, Motorräder, Campingbusse, Fahrräder und Grenzgänger von hüben nach drüben und uns auch bald.
Um die Mittagszeit erreichten wir dann wieder die Saarmündung, 25 km war der kleine Abstecher gewesen, aber wir haben ja Zeit, viel Zeit. Als wir in Trier bei unseren Verwandten aufbrachen rutschte mir der flotte Spruch "Und jetzt an die Arbeit" von den Lippen. Die Antwort kam prompt: "Wieso Arbeit, doch Urlaub" und gleich die Nachfrage "Wie lange hast du noch Urlaub" und im Losrollen meinte ich nur kurz "30 Jahre, hoffe ich doch".

eindeutig on-lein
Striptease an der Saar: die Zwiebelkleidung wird nun entblättert, mit jeder halben Stunde steigt das Thermometer und entlässt mehr Haut an die frische Luft. Auch einige Holländer haben ihre Wäsche auf einer Wäscheleine an die frische Luft entlassen. Als ich vorbeifuhr und die Satellitenschüssel daneben bemerkte, schoss mir sofort eine Assoziation in den Kopf, scharfe Bremsung und schon war das Foto gemacht.
Rechts und links der Saar wurde es nun bergiger und die ersten Weinberge tauchen auf.
Rechts und links der Saar wurde es nun bergiger und die ersten Weinberge tauchen auf.
Wir sind an der Saarrieslingroute. Heute ist die durchschnittliche Qualität hochwertig, früher dagegen, da sagte man "Fabersekt - das beste was ein Saarwein werden kann". Doch das galt nicht für alle Jahrgänge, denn alle dutzend Jahre gab es eine derart günstige Konstellation, dass außergewöhnliche Klima- und Bodenverhältnisse einen Spitzenwein hervor brachten, der weltweit begehrt war.
Von Konz bis Serrig ziehen sich die Steilhänge der Weinberge hin, eine reizvolle Landschaft, die wir nun vom Fahrrad aus genießen. Teilweise fallen die Hänge steil in die Saar, gekrönt von kleinen Kapellen wie dem Blinden König. Mein Vater sagte immer, dass derjenige, der einmal das Kreuz umrundet, keine Zahnschmerzen mehr habe wird. Lange habe ich über den Sinn gerätselt, habe es zum Glück nie versucht, zu eng steht das Kreuz am Abgrund. Da ist nichts mit "umrunden". Aber jetzt erinnert mich der Spruch daran, dass ich am Montag einen Termin beim Zahnarzt machen muss.
Von Konz bis Serrig ziehen sich die Steilhänge der Weinberge hin, eine reizvolle Landschaft, die wir nun vom Fahrrad aus genießen. Teilweise fallen die Hänge steil in die Saar, gekrönt von kleinen Kapellen wie dem Blinden König. Mein Vater sagte immer, dass derjenige, der einmal das Kreuz umrundet, keine Zahnschmerzen mehr habe wird. Lange habe ich über den Sinn gerätselt, habe es zum Glück nie versucht, zu eng steht das Kreuz am Abgrund. Da ist nichts mit "umrunden". Aber jetzt erinnert mich der Spruch daran, dass ich am Montag einen Termin beim Zahnarzt machen muss.
Vor Ayl zweigt sich der Radweg, der kürzere Weg führt den Saarkanal entlang. Wir entscheiden uns für die kleine Saarschleife. Dieser Teil der Saar ist nicht kanalisiert. Plötzlich öffnet sich uns eine kleine Flussidylle mit Seerosen und Schilfbestand, ein Zeichen für gute Wasserqualität. Das ist heutzutage anders als zu meiner Kindheit, als die Mutter uns nach dem Spiel am Saarufer in der Badewanne den Kohlestaub von den Füssen spülte, der uns beim Spielen schwarze Socken an die nackten Füße gezaubert hatte. Und weiter rollt das Rad, vorbei an der Schleuse Serrig, Deutschlands größter Flussstaustufe an einem natürlichen Flusslauf mit einer Hubhöhe von 14,50 Meter. Das große Hotelschiff, das gerade eingefahren war, wirkt wie ein Spielzeug in dem tiefen Schacht.
Dunkle Regenwolken ziehen langsam am Himmel auf. Doch ich mache mir keine Sorgen, schließlich hatte ich im Alten Fährhaus in Saarburg nicht nur meine Ministrone komplett ausgelöffelt, nein sicherheitshalber hatte ich auch noch den Teller abgeschleckt, zu köstlich war die frische Gemüsesuppe, die wir früher "Quer durch den Garten" nannten. |

im Park von Villeroy & Boch
Nun kam bald schon Mettlach, die Stadt des edlen Tafelservice, ein Grund, dem Garten von V&B einen Besuch abzustatten. Mettlach ist die erste saarländische Industriestadt am Lauf der Saar, doch sie wirkt eher gemütlich mit ihrer schick herausgeputzten Fußgängerzone. Die Saarschleife, die als Wahrzeichen des Saarlandes Briefmarken und Werbeprospekte ziert, trennt Mettlach von den Schloten des mittleren Saartales, deren Rauchfahnen stetig nach Osten zeigen.
Ein kleines Erinnerungsfoto vor dem ältesten Bauwerk des Saarlandes, das in seinen mehr als tausend Jahren schon so manchen Krieg in diesem engen Tal überdauert hat.
Ein kleines Erinnerungsfoto vor dem ältesten Bauwerk des Saarlandes, das in seinen mehr als tausend Jahren schon so manchen Krieg in diesem engen Tal überdauert hat.
Als wir am späten Nachmittag dann unsere Fahrräder in den heimischen Garten schoben, standen 93,97 km auf dem Tacho, doch etwas mehr als ursprünglich geplant. Und ein schöner Tag war es.
Wen es interessiert: die nächsten 25 km entlang der Saar von Dillingen bis Saarbrücken führen durch das industrielle Herz des Saarlandes, Dillinger Hütte und Weltkulturerbe Völklinger Hütte liegen am Wegesrand. Ab Saarbrücken führt der Radweg weitere 75 km erst entlang der Saar und dann den Saarkohlekanal, eine weitere wunderschöne Radtour wert, zumal der Radweg inzwischen gut ausgebaut ist.
Wen es interessiert: die nächsten 25 km entlang der Saar von Dillingen bis Saarbrücken führen durch das industrielle Herz des Saarlandes, Dillinger Hütte und Weltkulturerbe Völklinger Hütte liegen am Wegesrand. Ab Saarbrücken führt der Radweg weitere 75 km erst entlang der Saar und dann den Saarkohlekanal, eine weitere wunderschöne Radtour wert, zumal der Radweg inzwischen gut ausgebaut ist.