Von Wind und Feuer - Lanzarote
Juni 2012
Jedes Mal wenn ich ein neues Land, eine neue Insel betrete, ergreift mich ein spannungsgeladenes Gefühl. So auch diesmal. Was erwartet mich? Was werde ich erleben? Wird die Insel sich mir öffnen?
Langsam senkt sich der Flieger beim Anflug über Lanzarote. Graubraun zeigt sich die Insel von oben, kein Quäntchen Grün ist zu sehen. „Hart aber herzlich“ sagt die Stewardess nach dem ruppigen Aufsetzen des Fliegers in Arrecife und wie ruppig es ist, zeigen die Büsche und Palmwedel, die sich fürwahr nicht zu unserer Begrüßung verbeugen. Schon beim Verlassen des Flughafengebäudes weht mir der steife Nordwind ins Gesicht und lässt mein fülliges Haupthaar im Wind flattern. Der unvermeidliche Müll, der sonst im mediterranen Raum die Landschaft kürt, hat hier keine Chance; der stete Wind weht ihn unweigerlich ins Meer. Lanzarote ist die sauberste Insel, die ich kenne. Wahrscheinlich deshalb hat auch ein Dorf im Landesinneren den Titel „sauberstes Dorf Spaniens“ bekommen.
Jedes Mal wenn ich ein neues Land, eine neue Insel betrete, ergreift mich ein spannungsgeladenes Gefühl. So auch diesmal. Was erwartet mich? Was werde ich erleben? Wird die Insel sich mir öffnen?
Langsam senkt sich der Flieger beim Anflug über Lanzarote. Graubraun zeigt sich die Insel von oben, kein Quäntchen Grün ist zu sehen. „Hart aber herzlich“ sagt die Stewardess nach dem ruppigen Aufsetzen des Fliegers in Arrecife und wie ruppig es ist, zeigen die Büsche und Palmwedel, die sich fürwahr nicht zu unserer Begrüßung verbeugen. Schon beim Verlassen des Flughafengebäudes weht mir der steife Nordwind ins Gesicht und lässt mein fülliges Haupthaar im Wind flattern. Der unvermeidliche Müll, der sonst im mediterranen Raum die Landschaft kürt, hat hier keine Chance; der stete Wind weht ihn unweigerlich ins Meer. Lanzarote ist die sauberste Insel, die ich kenne. Wahrscheinlich deshalb hat auch ein Dorf im Landesinneren den Titel „sauberstes Dorf Spaniens“ bekommen.
Schwarz und weiß sind die Farben, die sich mir sofort aufdrängen. Schwarz ist die Erde und weiß sind die Häuser. Der einheitliche Baustil fällt sofort ins Auge: quadratisch, Flachdach, niedrig, und mit grünen Fenstern und Türen, die sich nach Osten und Süden hin öffnen.
Der Süden der Insel heißt Rubicon. Er ist menschenleer, eine Öde, vom letzten Vulkanausbruch gestaltet. 100 Vulkane hat Lanzarote und dreimal so viele Krater. Jede Erhebung ist ein solcher. Hoch sind sie nicht, der höchste gerade mal 670 Meter. Aber der letzte Vulkanausbruch ist noch keine 200 Jahre her.
Der Süden der Insel heißt Rubicon. Er ist menschenleer, eine Öde, vom letzten Vulkanausbruch gestaltet. 100 Vulkane hat Lanzarote und dreimal so viele Krater. Jede Erhebung ist ein solcher. Hoch sind sie nicht, der höchste gerade mal 670 Meter. Aber der letzte Vulkanausbruch ist noch keine 200 Jahre her.
die Straße nach Süden
Wir fahren wir durch ein chaotisches Lavafeld. Magnetisch ziehen die wilden scharfkantigen Strukturen der Lavabrocken meine Augen an. Die Bauern nennen diese Lavafelder Malpais, schlechter Boden. Lava ist hart, zu hart für die schnelle Erosion. Auf Lanzarote fehlen die großen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht, die die Geröllberge der afrikanischen Wüste in feinen Staub zerlegen. So bleiben die Lavafelder auf Jahrtausende Todeszonen, in denen sich die Entwicklung des Lebens von Grund auf neu reproduzieren muss. Hier im Süden liegt das weitaus größte Lavafeld, das ein Viertel der Insel bedeckt. Dort, wo zwischen dem Lavageröll sich Sand gesammelt hat, wird keimendes Leben vom steten Wind, der den Geschmack des Meeres mit sich trägt, wieder weg geweht. Nur wenige Pflanzen schaffen es, nach dem Keimen auch Fuß zu fassen, sich tief zu verwurzeln, und mit ihrem Grün das Schwarz etwas aufzulockern. Gebeugt vom Wind wachsen sie mit dem Weg des Windes.
Dieser erste Eindruck hat mich schon für Lanzarote eingenommen. Noch nie habe ich solch eine karge Landschaft gesehen. Baumlos die Ebene, baumlos die zahlreichen Vulkankegel, baumlos die ganze Insel. Ab und zu eine einsame Palme, von Menschenhand gepflanzt. Doch die Faszination hat mich schon im Griff. Jetzt wünsche ich mir nur noch einen Fahrer, der kein naher Verwandter des spanischen Formel-1-Fahrers Alonso ist und mir mehr Zeit zum Schauen nach Draußen als zum Schauen nach einem Haltegriff im Bus lässt.
Dieser erste Eindruck hat mich schon für Lanzarote eingenommen. Noch nie habe ich solch eine karge Landschaft gesehen. Baumlos die Ebene, baumlos die zahlreichen Vulkankegel, baumlos die ganze Insel. Ab und zu eine einsame Palme, von Menschenhand gepflanzt. Doch die Faszination hat mich schon im Griff. Jetzt wünsche ich mir nur noch einen Fahrer, der kein naher Verwandter des spanischen Formel-1-Fahrers Alonso ist und mir mehr Zeit zum Schauen nach Draußen als zum Schauen nach einem Haltegriff im Bus lässt.
Blick vom Balcones de Femes auf Playa Blanca und Fuerteventura
Das Hotel liegt oberhalb des Ortes Playa Blanca. Wenn ich auf der Terrasse des Restaurants stehe, kann ich Fuerteventura in Griffnähe sehen und muss meine Mütze festhalten, damit sie nicht hinüber geweht wird. Der stete starke Nordwind hat die Insel im Griff. Wenn ich die Fenster öffne, rauscht es, als stünde der Bungalow in einem großen Wald. Aber den gibt es hier nicht und auch keine Büsche. Die Hotelanlage ist im Bungalowstil gebaut, passt sich nahtlos in den Baustil der Insel ein. Eben springt die Sonne über den Dachfirst des Nachbarbungalows und lockt mich in den neuen Tag. Es ist halb acht Ortszeit. Die Schlafgeräusche des Nachbarn durch die Wand von nebenan haben mich nicht geweckt, ich höre sie nur im Wohnraum mit Kochecke, wo auch mein Netbook steht. Irgendwann dämmert mir, dass nicht die Schlafgeräusche des Nachbarn aus der Dunstabzugshaube kommen, sondern das Schnarchen des Windes im Kamin.
Playa Blanca ist der einzige Ort an der Südküste. Bevor der Tourismus die Insel erobert hat, war hier das Zentrum der Salzexports, ein paar Häuser, ein Leuchtturm, eine Mole, mehr nicht. Heute legen nur noch die Fähren nach Fuerteventura im kleinen Hafen an. Vom Leuchtturm von Pechigera bis nach Playa Quemeda zieht sich eine Kette von kleinen Buchten mit herrlichen Stränden, von denen die meisten allerdings so richtig nur vom Meer aus erreichbar sind.
Balcones de Femes, so heißt das Restaurant auf der kleinen Passhöhe zwischen zwei der höchsten Vulkane. Bevor die Autostraße durch das Lavafeld gebaut wurde, führte hier zwischen zwei Vulkanmassiven die Straße von der Ostküste zur Südküste.Von hier aus habe ich den schönsten Blick auf die Südküste und Fuerteventura. Ich muss mich nur gut festhalten an der Brüstung der Terrasse, sonst bläst der Wind auch mich ins Meer. Jenseits der Meeresenge leuchten die berühmten Dünen von Corralejo hell in der Sonne. Der Vulkankegel zu meiner Linken muss in den letzten Jahrzehnten um 70 Meter gewachsen sein, denn eine neue Landmessung hat 679 Meter Höhe ergeben. Höher geht es nimmer auf Lanzarote.
Playa Blanca ist der einzige Ort an der Südküste. Bevor der Tourismus die Insel erobert hat, war hier das Zentrum der Salzexports, ein paar Häuser, ein Leuchtturm, eine Mole, mehr nicht. Heute legen nur noch die Fähren nach Fuerteventura im kleinen Hafen an. Vom Leuchtturm von Pechigera bis nach Playa Quemeda zieht sich eine Kette von kleinen Buchten mit herrlichen Stränden, von denen die meisten allerdings so richtig nur vom Meer aus erreichbar sind.
Balcones de Femes, so heißt das Restaurant auf der kleinen Passhöhe zwischen zwei der höchsten Vulkane. Bevor die Autostraße durch das Lavafeld gebaut wurde, führte hier zwischen zwei Vulkanmassiven die Straße von der Ostküste zur Südküste.Von hier aus habe ich den schönsten Blick auf die Südküste und Fuerteventura. Ich muss mich nur gut festhalten an der Brüstung der Terrasse, sonst bläst der Wind auch mich ins Meer. Jenseits der Meeresenge leuchten die berühmten Dünen von Corralejo hell in der Sonne. Der Vulkankegel zu meiner Linken muss in den letzten Jahrzehnten um 70 Meter gewachsen sein, denn eine neue Landmessung hat 679 Meter Höhe ergeben. Höher geht es nimmer auf Lanzarote.
Sonntag ist Markttag in Teguise, da ist der wöchentliche Touristentreffpunkt. Die frühere Inselhauptstadt liegt im Landesinneren. Eigentlich dauert es mit dem Auto keine Stunde bis nach Teguise, aber ich brauche fast zwei Stunden. Es ist nicht der Verkehr, der ist gering. Es ist auch nicht der Zustand der Straßen, die sind gut ausgebaut mit großen schön gestalteten Verkehrskreiseln. Es ist auch nicht der Wind, der heute ein Wohnmobil von der Straße ins Lavafeld gedrängt hat. Es ist die Faszination der Landschaft, das Schwarz des Lavafeldes, die baumlosen Vulkane, über deren Hänge der Wind Lichtfetzen schickt, es ist der Verlauf der Straße durch die hier typischen Weinfelder. Und es ist mein Fotoapparat, der dauernd neue Motive findet.
Die Insel ist wasserarm, die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge liegt bei 100 mm, zehn Prozent dessen, was wir in Deutschland haben. In der Hochebene zwischen den Vulkankegel liegt das Weinbaugebiet La Geria. Eigentlich lässt der ewige Wind und die Trockenheit den Weinanbau nicht zu. Aber die Inselbewohner haben ihren besonderen Weg gefunden. Die Reben stehen hinter niedrigen Mauern, die die Landschaft prägen, bisweilen langgezogen, aber meist im Halbrund mit einer Mulde in ihrem Inneren, in dem der Weinstock wurzelt. Das schwarze feinporige Lapilii, ein vulkanisches poröses Granulat, speichert den Tau der Nacht und gibt die Feuchtigkeit tagsüber an den Weinstock ab. Die Mulde und das Mäuerchen dagegen schützen die jungen und zarten Triebe gegen den Wind. Das grüngelbe Pulver auf den Blättern übersehe ich geflissentlich, natürliche Feinde gegen die Reblaus und andere Schädlinge gibt es hier nicht. Und mitten in der Hochebene stehen die Bodegas mit großem Parkplatz für die Touristenbusse, die bei der „Großen Inselrundfahrt“ oder der „Reise ins Weinland“ hier Station machen. Die Winzer leben gut von den Touristen. Und der Wein hat die Landschaft durch seinen eigentümlichen Anbau gestaltet. Das Museum of Modern Art in New York hat diese Landschaft in den Rang eines Gesamtkunstwerks erhoben. Und was dem Wein gut tut, hilft auch den Feigen. An manchen Stellen stehen große grüne Feigenbäume in den Mulden.
Die Insel ist wasserarm, die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge liegt bei 100 mm, zehn Prozent dessen, was wir in Deutschland haben. In der Hochebene zwischen den Vulkankegel liegt das Weinbaugebiet La Geria. Eigentlich lässt der ewige Wind und die Trockenheit den Weinanbau nicht zu. Aber die Inselbewohner haben ihren besonderen Weg gefunden. Die Reben stehen hinter niedrigen Mauern, die die Landschaft prägen, bisweilen langgezogen, aber meist im Halbrund mit einer Mulde in ihrem Inneren, in dem der Weinstock wurzelt. Das schwarze feinporige Lapilii, ein vulkanisches poröses Granulat, speichert den Tau der Nacht und gibt die Feuchtigkeit tagsüber an den Weinstock ab. Die Mulde und das Mäuerchen dagegen schützen die jungen und zarten Triebe gegen den Wind. Das grüngelbe Pulver auf den Blättern übersehe ich geflissentlich, natürliche Feinde gegen die Reblaus und andere Schädlinge gibt es hier nicht. Und mitten in der Hochebene stehen die Bodegas mit großem Parkplatz für die Touristenbusse, die bei der „Großen Inselrundfahrt“ oder der „Reise ins Weinland“ hier Station machen. Die Winzer leben gut von den Touristen. Und der Wein hat die Landschaft durch seinen eigentümlichen Anbau gestaltet. Das Museum of Modern Art in New York hat diese Landschaft in den Rang eines Gesamtkunstwerks erhoben. Und was dem Wein gut tut, hilft auch den Feigen. An manchen Stellen stehen große grüne Feigenbäume in den Mulden.
Volkslauf durch La Geria
„Ja wo laufen sie denn?“, dieser Klassiker von Loriot kommt mir sofort in den Sinn, als ich eine Reihe von Läufern am Straßenrand überhole. In Masdache ist schlagartig mit dem flüssigen Verkehr Schluss. Hier überqueren die Volksläufer des Weinlaufes die Straße und die Polizisten sorgen dafür, dass sie nicht anhalten müssen. Hinter dem Weinmuseum ziehen sie sich dann in ihren grell bunten Trikots den langen Weg zwischen den Weinstöcken den Berg hoch. Es scheint, als sei die ganze Insel hier versammelt, Touristen ausgenommen. Und ab 11:00 Uhr gibt es dann das große Buffet für alle, ich erfahre es leider zu spät. Auch Radsportler jagen die Straße entlang. Hier Rad zu fahren muss ein Genuss sein: Im Norden aufs Rad steigen, vom Wind bergauf bergab gen Süden getragen und in Playa Blanca das Rad abgeben – nie mehr Gegenwind! Umgekehrt muss ja nicht sein.
Hinter Masdache endet die Lavalandschaft. Heller Sand bedeckt das vulkanische Schwarz. Eine Ziegenherde zieht ihres Weges durch eine steppenähnliche Landschaft. Der Wind weht den feinen Sand über die Straße so wie bei uns winters den Schnee.
Hinter Masdache endet die Lavalandschaft. Heller Sand bedeckt das vulkanische Schwarz. Eine Ziegenherde zieht ihres Weges durch eine steppenähnliche Landschaft. Der Wind weht den feinen Sand über die Straße so wie bei uns winters den Schnee.
Teguise war jahrhundertelang die Hauptstadt der Insel, unerreichbar für die Piraten. Heute lebt der Ort wohl hauptsächlich von der Parkgebühr von 1,50 Euro, eine moderne Piraterei. Es gibt augenscheinlich mehr Parkplätze als Einwohner. Rechts und links der Straße stehen die Kassierer und winken die Touristen auf ihren Parkplatz. Kleine Flächen mit Platz für 20 bis 30 Autos. Ich nehme gleich den ersten, laut Plakat nur 500 Meter vom Markt entfernt. Nach 200 Meter kommt der zweite Parkplatz, nur 410 Meter vom Markt entfernt. Auf den nächsten 300 Metern folgen drei weitere, nur 400 Meter vom Markt entfernt. Dennoch bin ich nicht sauer, denn Bewegung ist gut und ich werde Zeuge der größten Mietwagenparade, die ich je erlebt habe. Da kommt selbst der Frankfurter Flughafen nicht mit.
Etwa 10 Gassen hat der Ort, durch gefühlte 15 zieht sich der Markt. Keine Gasse ist ausgelassen, nur die Hauptstraße ist gesperrt für Marktstände und Autos, damit die Touristenmassen ins Zentrum geführt werden können. „Die Touristen“, das sind beileibe nicht nur die Deutschen, Engländer, Holländer oder sonstigen Mittel- und Nordeuropäer. „Die Touristen“, das sind vor allem die spanischen Senioren, die im Rahmen eines Sozialtourismusprogramms der Regierung in der Nebensaison neben den Studenten die Hotels füllen. Das hilft allen, denn die Hotels müssen nicht schließen, die Beschäftigten werden nicht arbeitslos, belasten nicht die Sozialkassen, sondern im Gegenteil, sie zahlen Sozialversicherungsbeiträge und Steuern. Und die Senioren haben ein paar schöne Wochen.
Etwa 10 Gassen hat der Ort, durch gefühlte 15 zieht sich der Markt. Keine Gasse ist ausgelassen, nur die Hauptstraße ist gesperrt für Marktstände und Autos, damit die Touristenmassen ins Zentrum geführt werden können. „Die Touristen“, das sind beileibe nicht nur die Deutschen, Engländer, Holländer oder sonstigen Mittel- und Nordeuropäer. „Die Touristen“, das sind vor allem die spanischen Senioren, die im Rahmen eines Sozialtourismusprogramms der Regierung in der Nebensaison neben den Studenten die Hotels füllen. Das hilft allen, denn die Hotels müssen nicht schließen, die Beschäftigten werden nicht arbeitslos, belasten nicht die Sozialkassen, sondern im Gegenteil, sie zahlen Sozialversicherungsbeiträge und Steuern. Und die Senioren haben ein paar schöne Wochen.
Eigentlich wollte ich etwas Obst auf dem Markt kaufen und was ich sonst noch so für mein Picknick brauche. Aber Modeschmuck, AloeVera-Kosmetika, Handtaschen und Strandkleidchen lassen sich nicht essen. Und so begnüge ich mich mit Publik-Touristen-Viewing. Ich erkenne schnell, dass dieser Ort gelernt hat, unter geschicktem Einsatz seines Lokalkolorits auch ohne Strand und Meer mehr als gut vom Tourismus zu leben. Auch außerhalb des Markttages können hier die Touristen bummeln und shoppen, es gibt genügend Gelegenheit. Und es gibt die unvermeidliche Folklore für die Touristen kostenlos dazu. Ach ja, Kitsch gibt es auch. Bei den Ureinwohnern der Kanaren, den Guanchen, dienten Tonfiguren mit ausgeprägten Genitalien der Brautwerbung. Für die Touristen gibt es sie im Kleinformat auf dem Markt. Wer es größer mag, kann sich mit lebensgroßen Statuen eines Künstlers eindecken, die er in seinem Skulpturengarten am Ortseingang ausgestellt hat, manche davon nicht jugendfrei.
Schließlich habe ich doch die Fressecke gefunden. Rund um einen kleinen Platz gibt es genügend zu probieren, danach brauche ich kein Picknick mehr: Oliven, Ziegenkäse, Mojo, Süßes und Papas Arudas, die kanarischen Runzelkartoffel. Letztere wandern fertig gegart für 90 Cent inclusive Mojo-Sauce fürs morgige Picknick in meinen Rucksack, eine scharfe Empanadilla und eine lasche Gemüsefrikadelle dagegen in meinen Magen. Etwas unterhalb gibt es für diejenigen, die lieber wie bei muttern futtern, original thüringische Bratwurst unter deutscher Flagge und Real British Food unter englischer Flagge, damit auch der letzte es versteht.
Schließlich habe ich doch die Fressecke gefunden. Rund um einen kleinen Platz gibt es genügend zu probieren, danach brauche ich kein Picknick mehr: Oliven, Ziegenkäse, Mojo, Süßes und Papas Arudas, die kanarischen Runzelkartoffel. Letztere wandern fertig gegart für 90 Cent inclusive Mojo-Sauce fürs morgige Picknick in meinen Rucksack, eine scharfe Empanadilla und eine lasche Gemüsefrikadelle dagegen in meinen Magen. Etwas unterhalb gibt es für diejenigen, die lieber wie bei muttern futtern, original thüringische Bratwurst unter deutscher Flagge und Real British Food unter englischer Flagge, damit auch der letzte es versteht.
Doch damit ist der Tag nicht zu Ende. Heute ist Sonntag und damit Eventtag. Ein großes Zirkuszelt wirbt mit freiem Eintritt. Merkwürdig, es sind vor allem Frauen, die heraus kommen. Und drinnen? Gleiches Bild, aber an fast jedem Handgelenk hängt ein Hund. Heute ist Hundeschautag! In einem abgetrennten Geviert stehen sie mit Bello, Anka und Fiffi und lassen ihn (sie) noch einmal stramm stehen.Irgendwann werden die Juroren kommen und Punkte verteilen. Das eine oder andere Häufchen, das dabei zu Boden fällt, wird schnell beseitigt. Alle Hundegrößen von Mini bis Maxi sind vertreten und so manche Bulldogge schaut heute besonders grimmig drein, gehört sich doch so.
Manchmal wünsche ich mir einen Schattenplatz. Der Markt scheint kein Ende zu finden. In der Gasse Nr. 14 sitzt ein Gitarrenspieler im Fenster der ersten Etage und singt dazu einen melancholischen Blues. Die Bank, die ich finde, steht in der Sonne und der kühlende Wind ist trügerisch. Aber das merke ich erst am Abend. Hier kann wohl jeder spielen, denn schon bald gibt er seine Gitarre an eine junge Frau ab, die ihn in Gesang und Stil nacheifert. Ich lasse ein paar Münzen in einen kleinen Korb klimpern.
Ein anderer Platz, ein anderer Gitarrist. Eine junge Frau spricht ihn in einer Spielpause an, er nickt und spielt und sie tanzt elegisch schön. Ein Kuss für ihn beendet ihren Tanz. Nach langem Beifall spielt er alleine weiter. Wieder ein Platz zum Verweilen, diesmal mit Schatten und café con leche. Meine Speicherkarte füllt sich, der Akku leert sich und mal wieder kein Ersatz dabei. Woher hätte ich das auch wissen sollen? Das Spektakel steht in keinem Reiseführer. Vom gegenüberliegenden Haus zwitschert eine Schwalbe zum Gitarrenklang. Pünktlich um 13:00 Uhr leeren sich schlagartig die Gassen, der Markt verläuft sich. In einer langen Prozession verlassen die Touristenbusse Teguise und schwärmen in die Hotelanlagen an der Küste aus.
Ich bin überwältigt. Ich sitze in einer schattigen Nische im Innenhof der Fundacion César Manrique. Das Weiß der Wände und des Bodens blendet mich schier. Die Spitze des bunten Windspiels jenseits der Mauer dreht sich unablässig im Wind und eine kleine Aussparung über einem roten Geranienstock in der Mauer gibt den Blick frei auf das Astgewirr eines Kaktusbusches. Gewiss, 1800 m² Wohnfläche kann sich nicht jeder leisten, allein die Reinigungskosten würden wahrscheinlich mein monatliches Einkommen schon übersteigen. Aber in seinem langjährigen Wohnsitz hat César Manrique die Prinzipien seines künstlerischen und architektonischen Schaffens verwirklicht: Künstliche Räume in den sie umgebenden natürlichen Raum ein zu betten ohne diesen zu vergewaltigen. Auf einem Lavafeld ist ist das Anwesen errichtet. Von außen erscheint es nicht sonderlich groß. Aber auch fünf Lavablasen, die beim Bau sich auftaten, wurden im Untergeschoss einbezogen und mit Gängen verbunden. Wie auf Bestellung bewegt sich gleich in der ersten ein Gekko auf dem schwarzen Stein. Das Wasser im Schwimmbecken plätschert leise und lädt zu einem Bad ein, wenn da nicht die strengen Blicke des Aufsichtspersonals wären. Aber ihre Aufgabe richtet sich mehr auf die Sicherung der Kunstwerke von Miro, Picasso und Co im großen Wohnraum. Das Engagement von César Manrique ist entscheidend dafür verantwortlich, dass es auf Lanzarote nicht zu den üblichen Auswüchsen und Bausünden des Massentourismus gekommen ist, sieht man mal von dem Ausrutscher eines 17-stöckigen Hotelbaus in Arrecife ab. Ich wünsche mir, dass sich dieses Vorbild für sanften Tourismus auch auf andere Tourismusregionen überträgt. Damit es so bleibt, setzt sich die Fundacion auch energisch gegen die geplanten Ölbohrungen der spanischen Ölgesellschaft Repsol vor der Küste ein. „“Wir wollen kein Erdöl am Strand. Ja zu regenerativem Energien“ lautet ihr Motto. Der stete Passatwind bietet dazu die besten Voraussetzungen. Die Nische ist ein schöner Ort zum Verweilen, derweil draußen der Passatwind rauscht und die Bäume biegt.
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Wie der erfolgreiche Dartpfeil mitten in der Scheibe steckt, so reckt sich am zentralsten Verkehrskreisel von Lanzarote ein hohes Denkmal aus der Landschaft. Hier, wo sich die Nord-Süd- und die Ost-West-Achse der Insel kreuzen, hat César Manrique sein „Momumento al Campesino“ errichtet, ein gigantisches Denkmal, das den Landarbeitern der Insel gewidmet ist. 15 Meter ist es hoch, ganz in weiß und aus alten Wassertanks der Fischerboote gestaltet. Mit viel Fantasie erkenne ich einen Bauern mit seinem Esel, aber dazu gehört schon viel Fantasie und der Hinweis im Reiseführer. Macht nichts, die Symbolik ist entscheidend. Und wie bei Manrique nicht anders zu erwarten, ist das Drumrum unauffällig in die Landschaft eingefügt. Unter einem restaurierten kanarischen Gehöft, das unter anderem ein Museum des Landlebens beherbergt, ist ein Restaurant, wie man es an dieser Stelle gar nicht erwartet. Eine Freitreppe führt in einen großen unterirdischen Saal, in dem ohne Mühe 200 Personen verköstigt werden können.
Bevölkerungsmäßig und strandtouristisch gesehen herrscht vom Südwesten bis zum Nordwesten tote Hose. An der felsigen Küste nagt unablässig das Meer und der Wind peitscht die Wellen zum Werk der Erosion. Die große Bucht von Janubio im Südwesten scheint dennoch ideal für Strandtourismus. Doch lange, bevor der Tourismus sich zum Lebensnerv der Insel entwickelte, entstand hier eine große Saline. In flachen mit Meereswasser gefluteten Becken verdunstet das Wasser und zurück bleibt das weiße Gold. Die weißen Kegel, zu denen das Salz vor der Weiterverarbeitung angehäuft wird, sehen aus wie Zuckerhüte. Heute ist die Salzgewinnung nicht mehr profitabel zu betreiben. Aber die Saline wird gerade zu einem Besucherzentrum ausgebaut, um diese Tradition der Insel greifbar zu machen. So bleibt die Salzgewinnung, wenn auch nur aus touristischen Zwecken, am Leben.
Entlang der Küste folge ich einer geteerten Straße, die sich im schwarzen Lavafeld verliert. In früheren Jahrhunderten muss das Brodeln des Wassers im Kessel von Los Hervideros auf die Urbevölkerung wie das Drohen der Götter gewirkt haben, sich nicht zu nah an diese Küste zu wagen. Wenn im Winterhalbjahr die schweren Brecher in die beiden großen Grotten schlagen und sich im Verbindungstunnel treffen, dann gurgelt die weiße Suppe und durch schmale Schlote jagen ihre Fontainen hoch ins Lavafeld. Das Winterhalbjahr ist vorbei und ich muss lange warten, bis sich etwas fotogener weißer Schaum in den Grotten bildet. Dafür werde ich auch nicht nass, so wie es der Reiseführer androht. Hier befinde ich mich schon wieder auf dem Gebiet des Lavaflusses von 1824, der fast den ganzen Südwesten einnimmt. Weite Strecken dominiert rechts und links der Straße das aufgebrochene scharfkantige Lavagestein, an anderer Stelle sieht man noch die Haut, die sich beim Erkalten gebildet hat, überzogen von Flechten und am Straßenrand fremd anmutende hartlaubige Pflanzen mit rotem Blütenstand, der einem Pilz ähnlich sieht. Manchmal ist diese Haut eingebrochen, gibt den Blick in die Tiefe frei, wo einstmals Gase Blasen gebildet hatten, die einen Hohlraum hinterlassen haben.
der offene Vulkan am Charco de los clicos
Nur wenige Kilometer weiter der halboffene Krater eines der 100 Vulkane der Insel. Er steht direkt am Ufer, das Meer hat ihm den Großteil seines Kraterkegels geraubt. Die verbleibende Kraterwand aus Lava und Tuff glänzt in vielerlei Formen und Farben in Folge des Vulkanausbruchs. Rot, grün, gelb, schwarz, ocker, orange in allen Schattierungen geben sich ein Stelldichein. Wie schön muss die Kraterwand im Licht der untergehenden Sonne glänzen, doch die momentane Wetterlage, die immer wieder dicke graue Wolkenwände aus dem Nordwesten heranführt, verspricht mir keine Aussicht auf diesen Genuss Doch das Außergewöhnliche liegt am Fuß der Kraterwand, eine olivgrün schimmernde Lagune: Charco de los clicos, die Pfütze an den Klippen. Durch einen breiten Kiesstrand ist sie vom Meer abgetrennt. Dieses Grün zieht mein Auge magisch an, Baden allerdings streng verboten.
Jeden Morgen das gleiche Bild: eine graue tiefhängende Wolkendecke, die selbst die Spitzen der niedrigen Bergkegel verhüllt, das Gefühl, dass es gleich zu regnen beginnt. Doch es trügt. Im Laufe des Tages löst die Sonne die Wolkendecke langsam auf, es bleiben nur noch Wolkenpäckchen, die der Wind nach Süden treibt. Gegen Abend, mit dem Nachlassen der Kraft der Sonne, nehmen die Wolken und der Wind wieder zu und die Sonne verschwindet schon früh hinter der Wolkenfront im Westen.
Mehr als 170 Quadratkilometer groß ist das Eruptionsfeld der Vulkanausbrüche von 1730 und 1824, rund 50 Quadratkilometer davon nimmt der Nationalpark von Timanfaya ein. Eine einzige Straße führt durch das chaotisch wirkende Lavafeld, aus dem sich die jungen Vulkankegel erheben. Um diese einzigartige Landschaft zu schützen, ist es verboten, mit dem Auto zu halten oder gar durch den Nationalpark zu wandern. Bedrückend und Faszinierend zugleich wirkt das Lavafeld auf mich, Grau und schwarz, aber an manchen Stellen auch gelb und beige. Es sind Flechten, die das Leben langsam in diese unwirkliche Region zurückbringen.
Die erste Möglichkeit zur Erkundung ist am Fuß des höchsten Vulkankegels im Nationalpark. Auf einem großen Parkplatz erwarten mich schon ein halbes Dutzend Busse und die übliche kleine Mietwagenparade. Es sind die zahlreichen Dromedare, die mich anziehen. Zweihundert Jahre lang waren diese genügsamen Tiere die wichtigsten Helfer der Bauern und als Reisemittel über die Insel unersetzbar. Heute soll mich eines dieser Tiere durch die Feuerberge tragen.
mach mal Pause ...
Als ich die Wagentür öffne, schlägt der Wind sie erst mal wieder zu. Ich kann noch rechtzeitig meinen Fuß retten. Mit erheblicher Kraftaufwendung gelingt es mir dann doch, das Auto zu verlassen und merke, dass der Wind mich warnen wollte. Wolkenfetzen jagen über die kleine Anhöhe, zu der die Karawanen hochziehen und ich sehe so manche Touristin, die in kurzer Hose und T-Shirt sich in ihren leichten Schal einmummelt, um etwas Wärme zu bekommen. Dazu ein leichter Sprühregen, kaum wahrnehmbar, der den Geruch des Meeres trägt. Nein, da vertage ich lieber mein Vorhaben. Später erfahre ich, dass der Ritt auf den Dromedaren nur auf den kleinen Hügel hinter dem Parkplatz führt und als „lustiges Urlaubsvergnügen“ gilt. Mal wieder Geld gespart.
Am Nachmittag hat sich die Wolkendecke wieder in einzelne Wolken aufgelöst, die Bergspitzen sind frei. Ich entrichte meine 8 Euro Obolus für den Besuch des Nationalparks Timanfaya. Mit dem Auto darf ich bis zum Islote del Hilario fahren. Die Straße dorthin führt direkt in einen halboffenen Vulkankrater. Kurz bevor mich der Schlund verschlingt, biegt die Straße rechts ab. Mal wieder Glück gehabt.
Die gesamte Insel ist vulkanischen Ursprungs, aber gerade die jüngsten Vulkanausbrüche haben Lanzarote entscheidend geprägt. Nicht ein großer sondern zahlreiche kleine Krater bedecken die Insel wie die Pickel, die das Gesicht eines Buben in der Pubertät zieren. Vulkanismus hat die unterschiedlichsten Ausprägungen, auch bei einem einzigen Ausbruch. Und auch die Materialien, die so ein Vulkan ausspuckt, sind aus höchst unterschiedlichem Material. Und wenn ich hier nun von Vulkanen, Kratern und Lavagestein rede, dann verzeihe man es mir, solange ich noch kein ausgewiesener Vulkanismusexperte bin.
Der Startpunkt der Guaguas (wie hier die Busse genannt werden) durch den Nationalpark liegt auf einem Sattel in über 300 Meter Höhe. Der Wind bläst besonders stark und die Parkleitung empfiehlt wohl aus Erfahrung, die Autos nur parallel zum Hang zu parken. Für die 45-minütige Rundfahrt wurde eine einspurige Straße durch das Gelände gebaut. Der Weg führt in vielen Windungen durch das Zentrum der Vulkanausbrüche des 18. und 19. Jahrhunderts. Um die natürliche Landschaftsform zu schützen, nutzten die Straßenbauer weitgehend die natürlichen Gegebenheiten, führen den Weg in Krater hinein und hinaus und schließlich in einer atemberaubenden Spirale hoch auf den Rand des höchsten Vulkankegels. Von hier oben sehe ich, wie die letzte Karawane des lustigen Urlaubsvergnügens dieses Tages tief unten eine lange Staubfahne auf dem Weg in die heimischen Ställe zieht. Der Hang ist glatt und die Erde rot. Je höher der Bus steigt, desto mehr nimmt der Bewuchs durch kleine anspruchslose Pflanzen zu. Die ineinander geschachtelten Vulkankegel lassen erahnen, mit welcher Kraft die Ausbrüche erfolgten. An Sonnentagen ist das Farbspiel sicher herrlich, heute kann ich mich nur über die Aussicht weit über die Insel bis in den Norden freuen. Bisweilen stockt mein Atem, wenn ich sehe, wie der Busfahrer auf der schmalen Straße hart am Hang navigiert, nur ein paar kleine Lavabrocken markieren den kurzen Schritt in den Abgrund. Nichts für schlechte Nerven.
Der Startpunkt der Guaguas (wie hier die Busse genannt werden) durch den Nationalpark liegt auf einem Sattel in über 300 Meter Höhe. Der Wind bläst besonders stark und die Parkleitung empfiehlt wohl aus Erfahrung, die Autos nur parallel zum Hang zu parken. Für die 45-minütige Rundfahrt wurde eine einspurige Straße durch das Gelände gebaut. Der Weg führt in vielen Windungen durch das Zentrum der Vulkanausbrüche des 18. und 19. Jahrhunderts. Um die natürliche Landschaftsform zu schützen, nutzten die Straßenbauer weitgehend die natürlichen Gegebenheiten, führen den Weg in Krater hinein und hinaus und schließlich in einer atemberaubenden Spirale hoch auf den Rand des höchsten Vulkankegels. Von hier oben sehe ich, wie die letzte Karawane des lustigen Urlaubsvergnügens dieses Tages tief unten eine lange Staubfahne auf dem Weg in die heimischen Ställe zieht. Der Hang ist glatt und die Erde rot. Je höher der Bus steigt, desto mehr nimmt der Bewuchs durch kleine anspruchslose Pflanzen zu. Die ineinander geschachtelten Vulkankegel lassen erahnen, mit welcher Kraft die Ausbrüche erfolgten. An Sonnentagen ist das Farbspiel sicher herrlich, heute kann ich mich nur über die Aussicht weit über die Insel bis in den Norden freuen. Bisweilen stockt mein Atem, wenn ich sehe, wie der Busfahrer auf der schmalen Straße hart am Hang navigiert, nur ein paar kleine Lavabrocken markieren den kurzen Schritt in den Abgrund. Nichts für schlechte Nerven.
Abschluss der Rundfahrt ist die Demonstration der „geothermischen Anomalie“. Hier bin ich der Wärme aus dem Erdinneren ganz nah. Ein Parkbeschäftigter lässt mir ein paar Piroclastos-Körner, die er vom Boden hochnimmt, in die Hand rieseln. Heiß! Gerade so heiß, dass ich sie noch in der Hand halten kann. Was soll das? Er demonstriert mir damit, dass der Boden, auf dem ich stehe, ungewöhnlich warm ist. Dann geht es weiter. Ein trockener Busch, in eine Erdspalte gelegt, entzündet sich binnen einer Minute in der aufsteigenden Hitze. Wasser, aus einem Eimer in ein Rohr gegossen, schießt nach Sekunden in einer Wasserfontaine wieder heraus. Und im Inneren des Restaurants werden am Abend die Hähnchen auf einem Rost gegrillt, der auf einer gemauerten Erdspalte liegt. Bis zu 400 Grad heiße Luft genügt für schonendes Garen. Das kreisrund gebaute Restaurant ist mit großen Scheiben umgeben, die freien Blick auf diese eigentümliche Vulkanlandschaft geben. Einerseits kann ich verstehen, dass man hier Touristen nicht frei laufen lassen will. Es wäre der schnelle Tod dieser einzigartigen Landschaft. Andererseits würde ich gerne allein durch diese Einsamkeit streifen, sie auf mich einwirken lassen, ihre Eigenart aufnehmen und in Ruhe fotografieren.
Der Boden wackelt, ein leichtes Grollen kommt aus dem Berg. Rauchschwaden steigen aus Spalten hoch und ein rötliches Licht erhellt die Dunkelheit. Die Demonstration eines Vulkanausbruchs im Besucherzentrum reicht sicher bei weitem nicht an die Realität heran, doch ein leichtes Schaudern zieht über meinen Rücken. Der Pfarrer von Timanfaya hat dagegen in seinem Tagebuch den Beginn des Ausbruchs vom 1. Dezember 1824 detailliert beschrieben. Für 5,90 Euro gibt es das Büchlein in allen Souvenirläden. Heute liegt das Dorf Timanfaya, das dem Nationalpark den Namen gegeben hat, tief unter Lava- und Magmaschichten vergraben. Anders als in Pompeji konnten die Einwohner von Timanfaya und einiger anderer Dörfer rechtzeitig fliehen.
Der Boden wackelt, ein leichtes Grollen kommt aus dem Berg. Rauchschwaden steigen aus Spalten hoch und ein rötliches Licht erhellt die Dunkelheit. Die Demonstration eines Vulkanausbruchs im Besucherzentrum reicht sicher bei weitem nicht an die Realität heran, doch ein leichtes Schaudern zieht über meinen Rücken. Der Pfarrer von Timanfaya hat dagegen in seinem Tagebuch den Beginn des Ausbruchs vom 1. Dezember 1824 detailliert beschrieben. Für 5,90 Euro gibt es das Büchlein in allen Souvenirläden. Heute liegt das Dorf Timanfaya, das dem Nationalpark den Namen gegeben hat, tief unter Lava- und Magmaschichten vergraben. Anders als in Pompeji konnten die Einwohner von Timanfaya und einiger anderer Dörfer rechtzeitig fliehen.
die Kleinen werden schon früh trainiert im Sportclub La Sante
Warum im Nordwesten eine gut ausgebaute vierspurige Straße am Meer entlang führt, verrät mir erst der Reiseführer. Es hat mich schon gewundert, warum aus einem winzigen Ort mit wenigen Häusern und einem Miniaturhafen ein solche Straße führt. Die ersten Anzeichen liefern die Radlerinnen, die im zünftigen Sportdress an mir vorbeiziehen. Zwei Läufer mit ebenso sportlichen Kinderwagen kommen mir entgegen, die Kleinen werden früh an den Sport heran geführt. Dann sehe ich ihn am Ende einer Bucht: den Club La Santa. Herr Tjaereborg hat hier 1973 den ersten Sportclub erreichtet, der inzwischen 1200 Betten umfasst. Der Club ist inzwischen ein bei vielen Spitzensportlern beliebtes Leistungszentrum. Dabei kommen natürlich auch Urlaubserholung und Amüsement nicht zu kurz, auch wenn es so manche geben soll, bei denen Letzteres das Erste ausschließt. Ein blecherner Bauzaun und brummende Baumaschinen zeugen vom wirtschaftlichen Erfolg dieses Clubs, der gerade weiter ausgebaut wird.
Nicht so erfolgreich ist das Investment eines Norwegers etwas weiter in Caleta de Famara. Schwer muss ich mich gegen den starken Wind anstemmen. Im Ort sind die grünen und bisweilen auch blauen Fensterläden hermetisch verschlossen, der Sand bedeckt die Straßen. Mein Ziel ist die Bank am Ende der Mole, wo ich möglicherweise gegen den starken Wind geschützt bin. Der Sand knirscht zwischen meinen Zähnen und ich verstehe schlagartig, warum die Einheimischen die norwegische Ferienhaussiedlung als „Ziegenställe“ titulieren. Sie würden an diesem Hang niemals freiwillig bauen, dort lässt man höchstens seine Ziegen weiden.
Caleta de Famara hat einen kilometerlangen Traumstrand. Doch wer dort sein Strandtuch zum Sonnenbaden ausbreitet, erlebt schnell einen Albtraum. Das Meer ist hier trügerisch, meist weht die rote Fahne, und der Wind treibt den feinen Sand in jede Pore. Des einen Freud, des anderen Leid. Hier fühlen sich die Surfer wohl, sie stört auch nicht die rote Fahne. In einiger Entfernung kann ich selbst die bunten Schirme der Windsurfer erkennen, die fast in gleicher Höhe wie ihr Schirm über den Wellen durch die Luft gleiten. Schon auf dem Weg von der Hochebene hinunter zum Meer sind mir die Dünen aufgefallen. Die Luft zum Landesinneren hin ist dunstig und gelb. Es ist der gleiche Sand, der gestern auch vor Teguise die Straße verweht und diesen Teil der Insel in eine Steppenlandschaft verwandelt hat. Ich brauche mich trotz der 25 Grad meiner Windjacke nicht zu schämen. Die Einheimischen tragen Pullover und lange Hosen, und das nicht, um sich von den Touristen in kurzen Hosen und kurzärmeligen T-Shirts zu unterscheiden. Der Passatwind trifft in voller Wucht auf die Nordwestküste. Nicht gut für einen Hafen. Es gibt zwar einen Kai, aber das ist auch alles. Ein paar kleine Boote liegen hochgezogen im Sand, noch mehr stehen auf Rollen in den Straßen. Das Meer scheint hier nicht immer friedlich zu sein, Auf dem Sand am Kai liegen kleine Quallen als Hinterlassenschaft der letzten Flut. Ich folge etwas der Straße, die am Traumstrand entlang führt. Die Sandverwehungen nehmen zu, ziehen sich bis zu einem halben Meter hoch quer über die Straße. Ein Weiterkommen ist nur noch mit Geländewagen möglich. Der feine Sand streicht wie Sandpapier über mein Gesicht. Wenn ich länger hierbleibe, wird er meine Falten weg schmirgeln. Ich freue mich auf die Dusche nach der Rückkehr. Mit dem in der Wanne zurückbleibenden Sand kann ich sicher den Sandkasten auf dem Spielplatz im Hotel wieder auffüllen. |
Mit jedem Tag tauche ich tiefer in die Eigenart Lanzarotes ein, besuche Orte ein zweites Mal, lasse mich von den wechselnden Lichtstimmungen inspirieren. Die Eindrücke sind vielfältig und intensiv.
Früher, ja früher war es gut. Da holten die Fischer von Orzola noch viele Fische aus dem Meer. Heute lohnt es sich nicht mehr und so dümpeln im Hafenbecken Sportboote und die Fähre nach La Graciosa. Passend zum Meer sind hier die Fenster und Türen blau lackiert. Orzola ist der nördlichste Ort der Insel und liegt windgeschützt im Schutz einer hohen Steilwand. Über der Steilwand thront in 475 Meter Höhe der von César Manrique gebaute Aussichtspunkt Mirador del Rio mit seinem fantastischen Ausblick auf die Insel La Graciosa. Ruhig kann ich das Meer nicht nennen, dessen Wellen, angetrieben vom Passat, über die lange Mole klatschen.Von meinem Tisch aus habe ich einen schönen Blick auf die heranrollende Brandung. In den kleinen Fischrestaurants ist das Personal mehrsprachig, bleiben doch viele der Touristen auf dem Weg nach La Graciosa hier zum Mittagessen dank der Werbung in den Reiseführern. Ich gedenke der vielen Fischliebhaberinnen in meinem Freundeskreis und genehmige mir Papas Arudas als Mittagssnack. Heute ist endlich ein durchgehend sonniger Tag. Ich schaue den weißen Wolken nach, die der Passatwind fleißig nach Süden schickt. Die Parkplätze sind dank Nebensaison nicht gerade überfüllt, dennoch schreibt der Dorfpolizist eifrig Strafzettel aus, weil es in den Mietwagen keine Parkscheiben gibt. Beste Werbung für einen Ort am Ende der Welt.
Früher, ja früher war es gut. Da holten die Fischer von Orzola noch viele Fische aus dem Meer. Heute lohnt es sich nicht mehr und so dümpeln im Hafenbecken Sportboote und die Fähre nach La Graciosa. Passend zum Meer sind hier die Fenster und Türen blau lackiert. Orzola ist der nördlichste Ort der Insel und liegt windgeschützt im Schutz einer hohen Steilwand. Über der Steilwand thront in 475 Meter Höhe der von César Manrique gebaute Aussichtspunkt Mirador del Rio mit seinem fantastischen Ausblick auf die Insel La Graciosa. Ruhig kann ich das Meer nicht nennen, dessen Wellen, angetrieben vom Passat, über die lange Mole klatschen.Von meinem Tisch aus habe ich einen schönen Blick auf die heranrollende Brandung. In den kleinen Fischrestaurants ist das Personal mehrsprachig, bleiben doch viele der Touristen auf dem Weg nach La Graciosa hier zum Mittagessen dank der Werbung in den Reiseführern. Ich gedenke der vielen Fischliebhaberinnen in meinem Freundeskreis und genehmige mir Papas Arudas als Mittagssnack. Heute ist endlich ein durchgehend sonniger Tag. Ich schaue den weißen Wolken nach, die der Passatwind fleißig nach Süden schickt. Die Parkplätze sind dank Nebensaison nicht gerade überfüllt, dennoch schreibt der Dorfpolizist eifrig Strafzettel aus, weil es in den Mietwagen keine Parkscheiben gibt. Beste Werbung für einen Ort am Ende der Welt.
miserable Qualität des Fotos, aber es vermittelt doch etwas die Atmosphäre
609 Meter hoch ist der Krater des Monte Corona. Vor 5000 Jahren schickte er Lavaströme zu Tal. In all dem Chaos, das er mit seinem Ausbruch hinterlassen hat, hat sich ein 7 Kilometer langer unterirdischer Lavakanal gebildet, der von der Kraterspitze bis hinunter ins Meer führt. An vielen Stellen ist der Kanal zusammengebrochen. Aber über weite Strecken ist er noch erhalten und gibt im wahrsten Sinne des Wortes einen tiefen Einblick. Über Stufen steige ich in die Unterwelt hinab und werde von einem vielstimmigen Vogelgesang empfangen. Inmitten der lebensfeindlichen Welt des Malpais öffnet sich eine Oase. Das „Jameos del Aqua“ ist eines der größten Naturschauspiele von Lanzarote. „Jameos“ heißt „Einbruch“. Hier ist die Decke des Lavakanals zweimal eingebrochen. Vor früheren Jahrhunderten bot dieser Einbruch den Einwohnern der Küste Schutz vor den Piraten. Doch was César Manrique daraus gemacht hat, ist ein kleines Paradies. Von einem zum anderen „Einbruch“ blicke ich durch einen etwa 50 Meter langen Tunnel, so groß, dass mühelos zwei Züge nebeneinander durchfahren könnten. Aber das Besondere: hier, einige Meter unter Meeresniveau, ist ein kleiner Süßwassersee. Ich lasse mich auf einer der vielen Bänke nieder und genieße die Ruhe und den Frieden, die dieser Ort ausströmt. Dort, wo der Einbruch zu beiden Seiten des Kanals Berge von Geröll angehäuft hat und das Tageslicht den Kanal erhellt, ist ein kleiner botanischer Steingarten angelegt, in den sich harmonisch eine Cafeteria einbettet. Von diesem Anblick kann ich mich gar nicht losreißen. Lange bleibe ich sitzen im Stimmengewirr der Besucher, das hier gar nicht babylonisch wirkt. Ein fast so großer Tunnel wie der erste ist hinter dem zweiten Einbruch. Dieser Tunnel ist für das „Casa de los vulcanos“ zum Auditorium ausgebaut. Ich kann es heute leider nicht besuchen, da es für Besucher nicht geöffnet ist. Aber wenn ich Vulkanexperte werden will, kann ich dort sicher lehrreiche Vorträge hören, wenn...
Wäre ich ein Vogel, so wäre ich sicher ein Kauz, der in den höchsten Türmen nistet. Und wäre ich ein Reptil, dann wäre ich sicher ein Grottenolm, der in allen Höhlen dieses Erdballs lebt. Auf den Grottenolm in mir wartet nun die nächste Überraschung. Hinter dem „Jameos del Aqua“ ist der Lavakanal auf gut tausend Meter verschüttet. Im weiten Lavafeld ist nur an dem Parkplatz erkennbar, dass noch ein weiterer Einbruch auf meinen Besuch wartet, die „Cueva de los Verdes“. Der Kassenraum ist ins Lavagestein eingebaut. Hier hat der Wind keine Chance, mir das Eintrittsticket aus der Hand zu reißen. Tief steige ich durch eine Grotte zur Sohle des Kanals herunter. Gut eintausend Meter werden wir durch den Kanal geführt. Wände in schwarzen, roten, weißen und ockerfarbenen Farbtönen begleiten uns. Ich weiß, dass ich morgen Muskelkater haben werde, denn immer wieder muss ich in halb gebückter, halb eingeknickter Haltung durch die niedrigen, engen Gänge gehen, die die Säle miteinander verbinden. Dabei muss ich auch noch aufpassen, dass ich mir den Kopf nicht an dem scharfkantigen und spitzen Felsen anstoße. Der Weg endet vor einem Flügel, ja, einem Flügel auf einer Bühne und einigen hundert Stühlen im Halbkreis. Wir sind in einem perfekten Konzertsaal. Hier könnte ich mir selbst als Klassikbanause vorstellen, mal ein Konzert mit klassischer Musik zu hören. Doch statt eines Konzerts begleitet mich nur das Geschnatter der Schüler der amerikanischen Schule von La Palma auf dem Rückweg. Nun folgt die zweite Überraschung. Über dem unteren Kanal liegt ein weiterer, großräumiger Kanal mit bis zu 20 Meter hohen Sälen. Die Führerin bittet uns in die hintere Halle und um besondere Vorsicht. Ich halte vorsichtshalber, wie alle anderen auch, gebührend Abstand von einem ungesicherten Abgrund. Der Blick geht tief nach unten, vielleicht 30, 40, 50 Meter tief ist der hell erleuchtete Abgrund. Zur Demonstration der Tiefe bittet sie eine Teilnehmerin, einen Stein nach unten zu werfen und zu zählen, bis er auftrifft. Im Reiseführer wird von einer Überraschung gesprochen, die nicht verraten wird. Und es ist eine Überraschung. Statt in der Tiefe zu poltern macht es nach einem Meter platsch und Wellen kräuseln das Wasser eines Sees. Alle sind überrascht, damit hat nun wirklich niemand gerechnet. Ein befreiendes Lachen macht sich breit. Die Wellen legen sich schnell und dann ist das Wasser wieder spiegelglatt, eine optische Täuschung, wie ich sie noch nie erlebt habe. Ich stehe einfach nur fasziniert da.
Wäre ich ein Vogel, so wäre ich sicher ein Kauz, der in den höchsten Türmen nistet. Und wäre ich ein Reptil, dann wäre ich sicher ein Grottenolm, der in allen Höhlen dieses Erdballs lebt. Auf den Grottenolm in mir wartet nun die nächste Überraschung. Hinter dem „Jameos del Aqua“ ist der Lavakanal auf gut tausend Meter verschüttet. Im weiten Lavafeld ist nur an dem Parkplatz erkennbar, dass noch ein weiterer Einbruch auf meinen Besuch wartet, die „Cueva de los Verdes“. Der Kassenraum ist ins Lavagestein eingebaut. Hier hat der Wind keine Chance, mir das Eintrittsticket aus der Hand zu reißen. Tief steige ich durch eine Grotte zur Sohle des Kanals herunter. Gut eintausend Meter werden wir durch den Kanal geführt. Wände in schwarzen, roten, weißen und ockerfarbenen Farbtönen begleiten uns. Ich weiß, dass ich morgen Muskelkater haben werde, denn immer wieder muss ich in halb gebückter, halb eingeknickter Haltung durch die niedrigen, engen Gänge gehen, die die Säle miteinander verbinden. Dabei muss ich auch noch aufpassen, dass ich mir den Kopf nicht an dem scharfkantigen und spitzen Felsen anstoße. Der Weg endet vor einem Flügel, ja, einem Flügel auf einer Bühne und einigen hundert Stühlen im Halbkreis. Wir sind in einem perfekten Konzertsaal. Hier könnte ich mir selbst als Klassikbanause vorstellen, mal ein Konzert mit klassischer Musik zu hören. Doch statt eines Konzerts begleitet mich nur das Geschnatter der Schüler der amerikanischen Schule von La Palma auf dem Rückweg. Nun folgt die zweite Überraschung. Über dem unteren Kanal liegt ein weiterer, großräumiger Kanal mit bis zu 20 Meter hohen Sälen. Die Führerin bittet uns in die hintere Halle und um besondere Vorsicht. Ich halte vorsichtshalber, wie alle anderen auch, gebührend Abstand von einem ungesicherten Abgrund. Der Blick geht tief nach unten, vielleicht 30, 40, 50 Meter tief ist der hell erleuchtete Abgrund. Zur Demonstration der Tiefe bittet sie eine Teilnehmerin, einen Stein nach unten zu werfen und zu zählen, bis er auftrifft. Im Reiseführer wird von einer Überraschung gesprochen, die nicht verraten wird. Und es ist eine Überraschung. Statt in der Tiefe zu poltern macht es nach einem Meter platsch und Wellen kräuseln das Wasser eines Sees. Alle sind überrascht, damit hat nun wirklich niemand gerechnet. Ein befreiendes Lachen macht sich breit. Die Wellen legen sich schnell und dann ist das Wasser wieder spiegelglatt, eine optische Täuschung, wie ich sie noch nie erlebt habe. Ich stehe einfach nur fasziniert da.
Ein rotes Windspiel zeigt den Eingang nach Arrieta. Der Strand ist nicht groß genug, um den Ort touristisch aufzuwerten. Die großen Hotelanlagen stehen weiter im Süden. Das hat dem Ort seinen Charakter gerettet. Zwischen dem blauen Haus, dessen Foto in keinem Reiseführer fehlen darf, und dem Landungssteg, der heute zum Sprungbrett für die mutige Jugend geworden ist, herrscht beschauliche Ruhe. In einer Ecke direkt am Meer finde ich eine kleine Fischerbar. Hierher kommen kaum Touristen, hier spricht auch das Personal nur spanisch. Für einen Café con leche genügen meine spärlichen Spanischkenntnisse und für einen kleinen Smalltalk übers Wetter auch. Morgen soll der Wind nachlassen. Hoffentlich habe ich es richtig verstanden.
Nach dem Brand von 2001 wurde das einzige Hochhaus der Insel nicht abgerissen, was viele bedauerten, sondern wieder instand gesetzt. Heute ist dort das 5 Sterne Arrecife Grand Hotel. Auch wenn ich das Gebäude hier lieber nicht sehen würde, kann ich mir einen Besuch nicht verkneifen. Der Concierge zeigt mir bereitwillig den Weg zum Fahrstuhl. Schon die langsame Fahrt nach oben zeigt einen bemerkenswerten Blick auf den kleinen Strand mitten in den Stadt und den Flughafen. Trotz des tadellos blauen Himmels herrscht keine gute Fernsicht. Auch heute Abend werde ich mir den Sand, den der Wind unablässig über die Insel treibt, aus den Haaren waschen müssen. Dennoch, der Blick über die Stadt ist nicht zu verachten.
Arrecife liegt im Zentrum eines etwa 30 Kilometer langen durchgehend bebauten Küstenstreifens von Puerto del Carmen bis Costa Teguise. Flughafen, Meerwasserentsalzungsanlage, Fischerei und Handelshafen, Gewerbegebiete bilden die Lebensader der Insel.Vom Gran Hotel führt die Promenade zum Castilla de San Gabriel, An Werktagen findet auf der Promenade ein Flohmarkt statt, Sonntags nicht, dann ist das Spektakel nach Teguise verlagert. Der spanische Staat hat kein Geld, die Regierung nicht, die Regionen auch nicht und die Kommunen noch weniger. Es ist allenthalben sichtbar. Auf dem Steg der Promenade sind viele Holzplanken gebrochen, herausgerissen. Teile des edelstählernen Geländers fehlen, große Lampen sind verbogen, Lampenschirme zerbrochen. Ich muss langsam und vorsichtig gehen, gebremsten Schrittes sozusagen. Schuldenbremse nennt man so was heute. Hier definiert sich der Begriff in der Wirklichkeit.
Siesta, die Zeit der alltäglichen Mittagsruhe. Allerdings findet diese Ruhe nur an den Arbeitsplätzen statt, den meisten zumindest. Umso lauter geht es in den Bars zu, wo man sich zum Essen trifft. Ich sitze am Charco de San Gines in einer der vielen kleinen Kneipen. Die Frauen von Lanzarote sind nicht sonderlich groß gewachsen. Aber es ist unglaublich, wie laut so kleine Menschen sein können. Und jede hat mindestens ein Handy in der Hand, das parallel zum Gespräch mit der Tischnachbarin zum Einsatz kommt. Was würden die Spanier ohne ihr Movil machen? Würden sie sprachlos werden? Ein Versuch wäre es ja mal wert, gerade zur Mittagszeit.
Heute gönne ich mir frischen Ziegenkäse und beobachte die mittägliche Szenerie. Auf dem Boden der Bar sammelt sich alles, was vom Tisch fällt. Später kommt der große Besen. Auch das ist Spanien.
Die Altstadt von Arrecife ist Fußgängerzone und Shoppingparadies. Auch wenn das große Kaufhaus Atlantida und einige Boutiquen geöffnet haben, herrscht nun gähnende Leere. Die Altstadt hat leider viel von ihrem früheren Charme verloren. Das was den Architekten der Konsumtempel an Hässlichkeit in der Höhe verboten wurde, haben sie in trotziger Begeisterung in die Hausfront gesteckt.
Es klappert auf der Gasse. Der Wind treibt eine einsame Colaflasche aus Plastik auf dem Weg zur Entsorgung zum Meer vor sich her. Vielleicht findet sich noch ein stilles Eckchen, das ihr Asyl gewährt. Am Samstag spielen die Corizonos im Grand Hotel. Ein paar Burschen hängen die Plakate auf. Das Konzert beginnt um 23.30 Uhr. Da werde ich gerade in Frankfurt landen. Schade, denn das Plakat ist einladend.
Siesta, die Zeit der alltäglichen Mittagsruhe. Allerdings findet diese Ruhe nur an den Arbeitsplätzen statt, den meisten zumindest. Umso lauter geht es in den Bars zu, wo man sich zum Essen trifft. Ich sitze am Charco de San Gines in einer der vielen kleinen Kneipen. Die Frauen von Lanzarote sind nicht sonderlich groß gewachsen. Aber es ist unglaublich, wie laut so kleine Menschen sein können. Und jede hat mindestens ein Handy in der Hand, das parallel zum Gespräch mit der Tischnachbarin zum Einsatz kommt. Was würden die Spanier ohne ihr Movil machen? Würden sie sprachlos werden? Ein Versuch wäre es ja mal wert, gerade zur Mittagszeit.
Heute gönne ich mir frischen Ziegenkäse und beobachte die mittägliche Szenerie. Auf dem Boden der Bar sammelt sich alles, was vom Tisch fällt. Später kommt der große Besen. Auch das ist Spanien.
Die Altstadt von Arrecife ist Fußgängerzone und Shoppingparadies. Auch wenn das große Kaufhaus Atlantida und einige Boutiquen geöffnet haben, herrscht nun gähnende Leere. Die Altstadt hat leider viel von ihrem früheren Charme verloren. Das was den Architekten der Konsumtempel an Hässlichkeit in der Höhe verboten wurde, haben sie in trotziger Begeisterung in die Hausfront gesteckt.
Es klappert auf der Gasse. Der Wind treibt eine einsame Colaflasche aus Plastik auf dem Weg zur Entsorgung zum Meer vor sich her. Vielleicht findet sich noch ein stilles Eckchen, das ihr Asyl gewährt. Am Samstag spielen die Corizonos im Grand Hotel. Ein paar Burschen hängen die Plakate auf. Das Konzert beginnt um 23.30 Uhr. Da werde ich gerade in Frankfurt landen. Schade, denn das Plakat ist einladend.
Früher mussten die Fischer am Playa Quemada weit raus aufs Meer fahren, um einen guten Fang nach Hause zu bringen. Heute genügen ein paar Minuten bis zur Fischfarm und der Fang ist sortenrein. Playa Quemada ist Kleinholland auf Lanzarote. Es gibt hier mehr Wohnwagen als gemauerte Behausungen. Was noch fehlt ist die holländische Fahne. Aber nach der bisherigen Leistung bei der Fußballeuropameisterschaft bleibt die erst mal in der Schublade.
Mein Mietwagen ist nicht mehr der jüngste. Betagt, möchte ich sagen, so wie ich. Wir haben uns gleich ins Herz geschlossen. Er hat die Bewährungsprobe bestanden. Nachdem Petrus heute Morgen schon wieder mit grauen Regenwolken gedroht hat, zeigt er sich jetzt wohlwollend. Postkartenwetter. Eine fünf Kilometer lange Buckelpiste führt von Playa Blanca zum Punta del Pagagayo, die Durchfahrt kostet 3 Euro. Das ist nun der wirklich südlichste Punkt von Lanzarote. Sanft schaukeln mich die Wellen und tragen mich am Strand entlang. Das Rauschen der Wellen, die ihre lange Reise beenden, ist die Strandmusik. Die Sonne brennt und ich lege nach dem Bad mein Handtuch in den Schatten des großen Felsens. Schließlich muss ich meine vornehme Blässe pflegen. Der letzte Tag ist Ruhetag. Dennoch spüre ich am Abend einen leichten Sonnenbrand auf den Schultern
Mein Mietwagen ist nicht mehr der jüngste. Betagt, möchte ich sagen, so wie ich. Wir haben uns gleich ins Herz geschlossen. Er hat die Bewährungsprobe bestanden. Nachdem Petrus heute Morgen schon wieder mit grauen Regenwolken gedroht hat, zeigt er sich jetzt wohlwollend. Postkartenwetter. Eine fünf Kilometer lange Buckelpiste führt von Playa Blanca zum Punta del Pagagayo, die Durchfahrt kostet 3 Euro. Das ist nun der wirklich südlichste Punkt von Lanzarote. Sanft schaukeln mich die Wellen und tragen mich am Strand entlang. Das Rauschen der Wellen, die ihre lange Reise beenden, ist die Strandmusik. Die Sonne brennt und ich lege nach dem Bad mein Handtuch in den Schatten des großen Felsens. Schließlich muss ich meine vornehme Blässe pflegen. Der letzte Tag ist Ruhetag. Dennoch spüre ich am Abend einen leichten Sonnenbrand auf den Schultern
Diese Insel ist anders als die übrigen kanarischen Inseln. Ich habe die Landschaft, die Gebäude, den Geruch des Windes regelrecht in mich aufgesagt. Tausend neue Eindrücke sind auf mich eingestürzt. Und ich verstehe nun die Begeisterung einiger Freunde für Lanzarote.
Unter mir entschwindet die braune Insel im blauen Meer. Nun wird mir schlagartig klar, warum die Bewohner ihre Fenster und Türen grün lackieren. So holen sie sich wenigstens etwas Grün auf ihre Insel.
Unter mir entschwindet die braune Insel im blauen Meer. Nun wird mir schlagartig klar, warum die Bewohner ihre Fenster und Türen grün lackieren. So holen sie sich wenigstens etwas Grün auf ihre Insel.