Wüstenzauber -
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Offroad im wahrsten Sinne des Wortes
OFFROAD ! 10 Kilometer hinter Alnif verlässt Ahmed die geteerte Straße und biegt in einen Feldweg ein. Wenn Teer die Grundlage von Zivilisation ist, dann verlassen wir sie jetzt. Noch passieren wir immer wieder Dörfer. Unsere Staubfahne signalisiert unser Kommen. Kinder laufen zusammen, strecken den Arm aus. winken uns. Kreuz und quer ziehen sich die Fahrspuren durch das Gelände.Woran Ahmed unsere Route erkennt, ist mir schleierhaft, Hinweisschilder geschweige denn Verkehrszeichen gibt es nicht. Aber in Marrakesch hatte ich ja beschlossen, ihm zu vertrauen. Inshallah. Die Route führt entlang eines schroffen Berges. Wasserrinnen fallen ins Tal. Wir müssen die trockenen Rinne queren, eine Anforderung an Fahrer und Material. Bisweilen begegnen uns Mopeds und Fahrradfahrer. Mehr als 30 Grad zeigt das Thermometer.
Irgendwann biegen wir auf eine befestigte Schotterpiste, es ist die Nationalstraße von Ost nach West entlang der Grenze zu Algerien, eine Waschbrettstrecke. Wir werden tüchtig durchgeschüttelt. Ich werde mal den Tipp an die Automobilindustrie geben, damit sie hier ihre neuen Stoßdämpfer testen. Gleich im ersten Dorf, das wir auf dieser Piste erreichen, stehen die Zeichen auf Fest. Gelbgrünblaue Fahnen mit einem stilisierten Männchen wehen im Wind. Es ist die Fahne der Berber. Gelb seht für die Wüste, Grün für die bewaldeten Berge und Blau für das Meer. All das ist im Land der Berber zu finden. Heute wird Hochzeit gefeiert. Die Frauen sind festlich bunt gekleidet und ziehen mit Trommeln durch die Straßen. Ich wünsche dem Brautpaar unbekannter Weise alles Glück dieser Welt und viele Kinder.
die Wüste lebt und wandert
Die Wüste lebt. Der Beweis liegt auf der Straße. Die Wüste kann wandern, und wie sie das kann. Sanddünen sind egoistisch, legen sich einfach über die befestigte Piste. Da muss bisweilen der Vierradantrieb her, um weiter zu kommen. Dummerweise sitze ich nicht nur auf der Sonnenseite sondern auch auf der Windseite. Das Fenster muss zu bleiben, sonst wandert eine Düne auch in unser Auto. In der Ferne, das ist kein Dunst, sondern Sand! Ich sehe, wie der Wind den Sand in Schlieren hoch zieht, so wie es bei uns bisweilen bei einem fernen Regenfall beobachtet werden kann. Windhosen wirbeln um sich selbst, weißer Sand markiert wie ein Spotlight auf dem Boden ihren Standort. Plötzlich fallen sie in sich zusammen, vom weißen Sand keine Spur mehr.
Das Wüstendorf am Lac Maider, einem Salzsee unweit der algerischen Grenze, ist sehr weitläufig.Die Häuser sind aus Stampflehm gebaut. Sie sind einstöckig mit einer Türöffnung. Einige haben sogar Fenster. Aber Fenster sind Schlupflöcher für den Sand. Das können sich nur diejenigen leisten, die auch das Geld für die Fensterdichtung haben. An einem Brunnen wird Wasser geschöpft. Wasser ist Leben. Zwischen den Häusern spielen die Kinder, kommen wieder gelaufen. Heute haben sie viel zu sehen.
Auberge Lac Maider
Als wir um die späte Mittagszeit die „Auberge Lac Maider“ erreichen, haben sich dort schon drei Offroad-Gruppen mit ihren Fahrzeugen eingefunden, um vor der Weiterfahrt in den Süden Rast zu machen. Es sind organisierte Reisegruppen. ie meisten sitzen im Schatten, sind mit ihrem iPad beschäftigt, halten einen Schwatz oder essen. Nach und nach verlassen sie die Herberge, nachdem sie den Luftdruck in den Reifen verringert haben, Vorbereitung für die Fahrt durch den Sand. Ruhe kehrt ein. Ich bin in der Wüste angekommen.
Der warme Wind ist trügerisch. Ich ziehe das Kopftuch tiefer über den Nacken und schließe die Jacke. Die Sonne steht hoch. Mein Gesicht und die freien Hautpartien sind dick eingecremt. Lieber zu viel, als zu zu wenig, bestätige ich mir, als ich Ibrahim, unserem Führer, den steinigen Hang hoch folge. Wir wandern einen schmalen Grat entlang. Der Bergzug hebt sich hinter der Herberge aus der Ebene, zieht sich einige Kilometer weit Richtung Osten. Schwarzer Basalt bedeckt den Boden, immer wieder Sandflecken dazwischen. Auf der windabgewandten Seite häuft sich der Sand, bildet größere Flecken. Es ist ein ganz feiner Sand, der Schuh sinkt tief ein. Je höher wir steigen, desto kleiner werden die Palmen der Oase. Jeeps, die über die weiße Fläche des Salzsee fahren, eine Staubfahne hinter sich herziehend, wirken wie aus Gullivers Miniaturwelt.
Der Sand knirscht zwischen den Zähnen, die Zunge ist trocken. Ich bleibe häufig stehen, nehme einen Schluck Wasser. Der Wind trocknet den Körper aus. Der Schweiß bildet weiße Muster auf dem roten Hemd, als habe ein Designer sich ausgetobt.Je höher wir kommen, desto mehr nimmt der Sand zu, häuft sich rechts und links der Basaltbrocken an. In Senken bildet er schon große Flächen. Gekräuselte Wellen wie auf der Wasseroberfläche eines Sees bei einer leichten Brise formen Muster in den Sand. Nun ragt nur noch der Grat des Berges steinern aus dem Sandberg. Der Spur ist gut zu folgen. 100 Meter sind wir nun hoch gestiegen, haben einen weiten Blick über den Salzsee, die Oase und den südlich gelegenen Djebel, hinter dem die algerische Grenze liegt. Doch noch haben wir die Höhe nicht erreicht. Vor uns liegt eine reine Sanddüne. Die tiefstehende Sonne zeichnet scharf den wellenförmigen Grat, dem wir folgen.
der Saharasteinschmätzer
Fußspuren eines Vogels finde ich und einen schwarzen fünfmarkgroßen Käfer mit langen Beinen, dessen Spur auf der windabgewandten Seite ein Muster im gleichförmigen Sand malt. Als mein Schatten auf ihn fällt, stellt er sich tot. Von weitem höre ich den melodischen Gesang des Saharasteinschmätzers. Der schwalbengroße Vogel liebt die Nähe der Menschen. Nicht nur sein Gesang gefällt, sondern auch seine Abneigung gegenüber Vipern. Sobald sie eine sehen, fliegen sie ganz aufgeregt und machen dadurch de Menschen auf die giftige Gefahr aufmerksam. Später in der Auberge wird er mich noch erfreuen. Schwarz ist sein Gefieder, mit weißer Krone auf dem Haupt und weißer Brust. Sein Bruder ist der Wüstensteinschmätzer. Dessen Färbung ist genau umgekehrt, weiß mit schwarzer Krone.
„Hier“ sagt Ibrahim, zeigt auf die wartenden Jeeps tief im Tal und überschreitet den Grat. Ich zögere, sehe, wie tief er in den Sand ein sinkt. Auf der Windseite direkt am Grat ist der Sand fest, gibt dem Fuß Widerstand. Da lässt sich gut laufen. Anders auf der windabgeneigten Seite. Mehr als 60 Prozent Neigung hat der Hang. Da soll ich runter? Ich blicke 80 Meter steil in de Tiefe. „Kommt“, ruft Ibrahim, die Ersten wagen den Schritt. Ein tiefer Atemzug, dann geht es los. Der Sand ist ganz weich, gibt dem Fuß nach. Ich sinke bis zu den Waden ein, finde dann erst Widerstand. Nach zwei Schritten und 2 Meter unterhalb des Grates weiß ich: Es gibt kein Zurück. Also folge ich Ibrahim und erlebe, wie schön es ist. Der feine Sand fängt jeden Schritt federnd auf, ich kann den Abhang hinunter laufen. Immer wieder bremse ich die Geschwindigkeit, halte ein, verfolge die Spur der anderen und überblicke die Landschaft. Es ist ein herrliches Gefühl.
Die Jeeps bringen uns in die Herberge zurück. Wir sind inzwischen die einzigen Gäste. Auf der Terrasse wird Luisa, der Eisenkrauttee serviert, derweil ich den feinen Sand aus meinen Schuhen schütte. Gelborange fällt die Sonne in den Horizont und färbt den Himmel. Der kleine Saharasteinschmätzer begleitet das Schauspiel mit leisem Gesang.
Im Licht der untergehenden Sonne wandern die Gedanken. Woher kommt die Faszination, die die Wüste auf mich ausübt. Ich weiß es nicht. Wüste, das ist keineswegs nur ein Sandhaufen. Der geringere Teil der Sahara ist Sandwüste, der größere Teil ist Geröll- und Steinwüste. Ein Teil der Anziehungskraft auf mich mag das trockene angenehme Klima sein, das mir gut tut. Aber das ist sicher das Wenigste. Ist es die Ruhe? Ist es die Ursprünglichkeit der Natur? Ist es die Kraft der Urgewalten, die sich hier zeigt? Irgendwann werde ich es wissen.
Zum Abendessen sitzen wir vor der Herberge im Licht der beiden Lampen. Es ist mild und still. Das Licht zieht Nachtfalter und ein halbes Dutzend Fledermäuse an. Es ist gewöhnungsbedürftig, dass sie haarscharf an meinem Kopf vorbei segeln, um sich einen Falter zu schnappen. Durch die Haut ihrer Flügel schimmert das Licht der Laterne silbern, wenn sie im Flug vor mir ausweichen.
Zum Abendessen sitzen wir vor der Herberge im Licht der beiden Lampen. Es ist mild und still. Das Licht zieht Nachtfalter und ein halbes Dutzend Fledermäuse an. Es ist gewöhnungsbedürftig, dass sie haarscharf an meinem Kopf vorbei segeln, um sich einen Falter zu schnappen. Durch die Haut ihrer Flügel schimmert das Licht der Laterne silbern, wenn sie im Flug vor mir ausweichen.
Der nächste Morgen beginnt kühl. Ich spüre es erst, als ich vor das Haus trete. Der Lehm speichert die Wärme des Tages, die Zimmer kühlen nicht aus. Ich beginne, den Vorteil der Lehmbauweise zu schätzen.
Der Jeep bringt uns raus auf den Salzsee. Hier startet unsere heutige Wanderung. Brüchig weiß ist die Oberfläche, etwa zwanzig Zentimeter dick die Salzschicht. Westwärts stehen die ersten Sanddünen. Sichelförmig sind sie, ein bis zwei Meter hoch. Langsam steigen sie an der Windseite hoch, fallen auf der windabgewandten Seite schroff ab. Ich beobachte, wie der Wind die einzelnen Sandkörner über die Sandsichel trägt, dort fallen lässt, und auf diese Weise die Düne nach vorne schiebt. Viele solcher Dünen liegen nebeneinander und hintereinander. Wir laufen über die weiße gebrochene Salzschicht, mal queren wir diese roten Sicheln.
Der Jeep bringt uns raus auf den Salzsee. Hier startet unsere heutige Wanderung. Brüchig weiß ist die Oberfläche, etwa zwanzig Zentimeter dick die Salzschicht. Westwärts stehen die ersten Sanddünen. Sichelförmig sind sie, ein bis zwei Meter hoch. Langsam steigen sie an der Windseite hoch, fallen auf der windabgewandten Seite schroff ab. Ich beobachte, wie der Wind die einzelnen Sandkörner über die Sandsichel trägt, dort fallen lässt, und auf diese Weise die Düne nach vorne schiebt. Viele solcher Dünen liegen nebeneinander und hintereinander. Wir laufen über die weiße gebrochene Salzschicht, mal queren wir diese roten Sicheln.
So ein Sandkörnchen ist eigentlich kein Freund von Wind. Das beruht auf langer und schmerzhafter Erfahrung. Früher, da war das Sandkorn Teil eines starken Felsens. Da bildete es einen mächtigen Gebirgsstock, so stark, dass man glauben konnte, dass Nichts und Niemand ihm etwas anhaben könne. Doch dann kamen Regen und Wind. Das Wasser drang in Felsspalten, fand jeden Riss. Im Winter dann der Frost. Er gibt dem Wasser Kraft, sprengt den Felsen, der beim nächsten Unwetter in die Tiefe stürzt. Der Sturz zersplittert den starken Felsen, zerkleinert ihn. Der nächste Regenguss, der zu Tal stürzt, reißt den Schutt mit sich fort, vervielfältigt das zerstörerische Werk, atomisiert ihn zu Sand, den der Wind in alle Himmelsrichtungen davonträgt. Das schafft ein Trauma. Spürt ein Sandkorn den Wind, dann bricht es auf, sucht ein Versteck hinter dem nächsten Hindernis, sei es Stein, Sandbüschel oder Mauer. Dort trifft es auf Freunde. Man unterhält sich, tauscht Neuigkeiten aus und klammert sich aneinander. Der Wind liebt dieses Spiel. Er scheucht sie auf, treibt sie auseinander. Es bilden sich Sandfahnen hinter dem Versteck, bauen sich kleine Hügel auf. Solche Sandhügel werden langsam fest, der Wind kann sie nicht mehr auseinander treiben. Nun beginnt ein neues Spiel. An der Windseite bleibt nun der Sand hängen, bildet einen langsam ansteigenden Hang, bedeckt den Gastgeber langsam. Dafür bildet sich auf der windabgewandten Seite die Sichel mit dem schroffen Hang. Langsam wandern im steten Spiel die Sandkörner den langgestreckten Hang hoch, fallen oben am Grat in die Tiefe. Eine neue Wanderdüne ist geboren.
Das Feld mit den Wanderdünen ist ein vielleicht zweitausend Meter tief, wandert kaum spürbar aber stetig über den Salzsee. Irgendwann wird die Fläche vom Sand komplett erobert sein. Hinter den Wanderdünen hat sich der Sand nivelliert. Büsche von Süßgras haben Fuß gefasst, auch Tamarisken siedeln sich an. Ein Oscherbaum trägt eine Frucht und blüht gleichzeitig. Wir sehen die Spuren von Wüstenfüchsen, Echsen und Dromedaren. Ein Wüstenlerchenpärchen lässt seinen Gesang ertönen und fliegt vor uns her. Und wer jetzt noch bestreitet, dass die Wüste lebt, sollte nur die Fliegen zählen, die mich umschwärmen. Hunderte sind es und lästig oben drein.
Winfried und Manfred
Ibrahim macht uns auf Details aufmerksam, erzählt uns Wissenswertes und lehrt uns Arabisch, malt die Buchstaben in den weichen Sand. Meinen Namen kann ich schon lesen, zumindest unter seiner Anleitung. Er ist geduldig, versucht auf jede Frage eine Antwort zu finden. Aber er bemüht sich sehr um uns, ohne aufdringlich zu sein. Er gibt uns die Distanz, uns in die Umgebung einzugewöhnen, die Stille zu empfinden. Am Ende des Tages ist mein Wissensspeicher randvoll gefüllt. Ich bin dankbar, ihn als Führer zu haben.
Nach drei Stunden Wanderung über Salzsee, Wanderdünen und Sandlandschaft haben wir die Zone der Steinwüste erreicht. Wie auf Bestellung taucht am Horizont eine Fata Morgana auf. Ich sehe Wasser und Palmen, als wäre der Strand des Atlantik greifbar nah.
Steinwüste
Die Staubfahne zeigt uns das Nahen unseres Jeeps, der uns auf nimmt. Das Gepäck hatten wir schon morgens verladen, nun geht es wieder auf die Piste. Bald biegt er auf eine Fahrspur nach Westen ein. Ein einsames Gemäuer, mit hoher Mauer umgeben, ist zu sehen. Es ist eine Herberge, wie ein Schild anzeigt. Und ein Schild, das „Essence“ ansagt, Benzin. Es ist heutzutage in der Wüste ebenso wichtig wie Wasser. Bei dieser Gelegenheit fällt mir auf, dass ich gestern auf der 100 Kilometer langen Pistentour keine einzige Tankstelle gesehen habe.
Auf den nächsten 60 Kilometern Piste überholen wir einen Jeep und begegnen zwei Mopeds und einem Fahrrad. Die Einsamkeit und die Monotonie der Landschaft macht müde. Bald ersterben die Gespräche. Die Tamarisken in der Ebene flimmern, ich bekomme einen Eindruck von der ungeheuren Weite der Sahara, obwohl wir doch erst am äußersten Rande sind.
Die Rache Montezumas oder warum man in der Wüste immer ein Päckchen Zündhölzer bei sich führen sollte: Eine Reise in südliche Gefilde ist eine große Herausforderung an den menschlichen Verdauungsapparat. Die Ursachen sind sher unterschiedlich, die Folgen allerdingsgleich. Du kannst die Umstellungsprobleme nicht planen. Da helfen auch die besten Vorbeugungsregeln aus der "Apotheken Umschau" nicht. Sie kommen so unerwartet wie der Blitz beim Gewitter. Natürliche Folgen der Rache Montezumas bedeckt der Wüstensand. Doch das strahlend weiße Papiertaschentuch trägt der Wind gerne mit sich fort. Nun endlich darf das Kind im Manne mit dem Feuer spielen und zündeln. Keine Angst: in der Wüste herrscht extreme Trockenheit, da ist die Wahrscheinlichkeit eines Waldbrandes verschwindend klein. Die Asche zerfällt in kleine Partikel. Der Wind zerstreut sie in alle Richtungen. Das ist praktizierter Umweltschutz.
Auf den nächsten 60 Kilometern Piste überholen wir einen Jeep und begegnen zwei Mopeds und einem Fahrrad. Die Einsamkeit und die Monotonie der Landschaft macht müde. Bald ersterben die Gespräche. Die Tamarisken in der Ebene flimmern, ich bekomme einen Eindruck von der ungeheuren Weite der Sahara, obwohl wir doch erst am äußersten Rande sind.
Die Rache Montezumas oder warum man in der Wüste immer ein Päckchen Zündhölzer bei sich führen sollte: Eine Reise in südliche Gefilde ist eine große Herausforderung an den menschlichen Verdauungsapparat. Die Ursachen sind sher unterschiedlich, die Folgen allerdingsgleich. Du kannst die Umstellungsprobleme nicht planen. Da helfen auch die besten Vorbeugungsregeln aus der "Apotheken Umschau" nicht. Sie kommen so unerwartet wie der Blitz beim Gewitter. Natürliche Folgen der Rache Montezumas bedeckt der Wüstensand. Doch das strahlend weiße Papiertaschentuch trägt der Wind gerne mit sich fort. Nun endlich darf das Kind im Manne mit dem Feuer spielen und zündeln. Keine Angst: in der Wüste herrscht extreme Trockenheit, da ist die Wahrscheinlichkeit eines Waldbrandes verschwindend klein. Die Asche zerfällt in kleine Partikel. Der Wind zerstreut sie in alle Richtungen. Das ist praktizierter Umweltschutz.
die beiden wünschen Uli und Mechthild gute Besserung
Picknick unter Palmen. Der zweite Jeep ist voraus gefahren und hat für uns das Mittagessen am Rande eines Flussbettes bereitet. Der Fluss ist ausgetrocknet, der harsche Schlamm zerbrochen. Im Schatten eines blühenden Oleanderbusch uns gegenüber sitzen unbeweglich drei Kinder. Sie halten Tücher in ihren Händen und beobachten uns. Irgendwann stehen sie auf und kommen auf uns zu. Eigentlich müssten sie jetzt in der Schule sein, aber die Schule ist weit weg. Drei von einer Million, die trotz Schulpflicht nicht die Schulbank drücken. Wer will das hier kontrollieren? Als die drei sich uns nähern, bemerke ich, dass auch hinter uns wohl schon längere Zeit zwei Mädchen stehen. Sie wollen uns die Tücher verkaufen. Einer hält uns zwei Münzen hin: dreißig Euro-Cent. Tücher kaufen wir keine, wechseln aber die Cents in Dirhams. Außerdem bekommt jedes der Kinder eine Süßigkeit. Erst zieren sie sich, greifen dann doch dankbar zu.
Überraschung auf der Weiterfahrt: Uns begegnen auf der befestigten Piste, die sich N12 nennt, zwar auch nicht mehr Autos als zuvor, dafür aber eine ganze Gruppe von Mountainbikern, die auf dieser Schotterpiste gerade die Passstraße hoch radeln. Ein paar aufmunternde und freundliche Worte von Ibrahim, ein Foto aus dem Wagenfenster, dann kündet jenseits der Piste schon das grüne Band in der Ferne an, dass wir im Draa-Tal angekommen sind. Die Draa ist nach dem Nil der zweitgrößte Wüstenfluss Nordafrikas. Doch anders als beim Nil endet er irgendwo kraftlos in der Wüste, kann sein Bett auf den weiteren vielen hundert Kilometern bis zum Atlantik nicht mehr nutzen. Zagora ist heute unser Ziel.
„52 Tage bis Timbuktu“ - das wohl berühmteste Verkehrszeichen von Afrika steht in Zagora. Es fehlt in keinem Reiseführer und keinem Reisebericht. Da kann ich auch nicht zurück stehen. Jetzt, da ich davor stehe, macht sich Enttäuschung breit. Irgendwie verloren steht es da. Und völlig verwirrend zeigt der Pfeil nun Richtung Marrakesch. Nein, das Schild wurde nicht gedreht. Durch den modernen Straßenbau wurde nur die Straßenführung geändert, ein Verkehrskreisel oberhalb gebaut, der Verkehr über einen neuen Flussübergang geleitet. Zusätzlich stehen moderne Gebäude rund um den Kreisel, die dem Schild jegliche Wüstenromantik nehmen. Etwas enttäuscht steige ich wieder in den Wagen.
Einst war Zagora eine wichtige Karawanenstation. Zwei Routen aus der Sahara her kommend trafen hier, wo es das wertvolle Wasser für Mensch und Tier im Überfluss gibt, auf die Strecke nach Marrakesch. Mauerreste einer Burg aus dem 11. Jahrhundert stehen auf dem Berg über der Oase. Dieser Ort war schon immer wichtiger Militärstützpunkt. Auch die Franzosen unterhielten hier eine große Garnison und der heutige Staat sowieso. Karawanen mit Waren aus Wüste und Schwarzafrika kommen keine mehr an, dafür starten heutzutage Karawanen von Saharatouristen von Zagora aus. Und nach Timbuktu sind es auch keine 52 Tage mehr.
Einst war Zagora eine wichtige Karawanenstation. Zwei Routen aus der Sahara her kommend trafen hier, wo es das wertvolle Wasser für Mensch und Tier im Überfluss gibt, auf die Strecke nach Marrakesch. Mauerreste einer Burg aus dem 11. Jahrhundert stehen auf dem Berg über der Oase. Dieser Ort war schon immer wichtiger Militärstützpunkt. Auch die Franzosen unterhielten hier eine große Garnison und der heutige Staat sowieso. Karawanen mit Waren aus Wüste und Schwarzafrika kommen keine mehr an, dafür starten heutzutage Karawanen von Saharatouristen von Zagora aus. Und nach Timbuktu sind es auch keine 52 Tage mehr.
meine Kladde
Ich werde oft gefragt, wann ich denn meine Texte schreibe. So viele Erlebnisse, so viele Kilometer am Tag, so viele Eindrücke. Meine Texte entstehen dort, wo sich mir Empfindungen in Worte bilden. Diese Worte werden sofort in einer Kladde festgehalten, auch wenn der Jeep offroad mit 60 km/h durchs Gelände fährt. Dann ist die Schrift halt etwas krickelig. Am Abend oder in der Frühe, wenn alle anderen noch schlafen, werden die Sätze ins Netbook übertragen. Heute morgen habe ich das Gefühl, dabei beobachtet zu werden. Und tatsächlich, so ist es auch. Ein rotbäuchiger Übernachtungsgast sitzt auf dem Sims über dem Bett und schaut mir über die Schulter, ein kleiner Vogel, der wohl die Wärme des Zimmers gesucht hat. Als ich fertig bin, verabschiedet er sich mit einem kleinen Zwitschern.
Die Neustadt von Zagora strotzt vor modernen Gebäuden. Zagora ist eine aufstrebende Stadt. Doch in der alten Stadt steht noch der Ksar, das befestigte Dorf. Die Menschen, die hier wohnen, zählen zu den Ärmsten. Langsam fließt das Wasser aus einem schmalen Schlauch in die Plastikflaschen. Die Frauen füllen den Vorrat für den Tag auf. Die Mauer rund um den Ksar ist noch vollständig erhalten, nur zwei Tore führen rein. Viele Häuser sind schon verfallen. Wir gehen durch die schmalen Gassen. Bis auch einige wenige sind alle Gassen überbaut, Bauplatz war auch hier Mangelware. Hinter der Moschee steht die jüdische Synagoge. 1938 ist die Mehrzahl der jüdischen Familien, die hier jahrhundertelang als Händler und Handwerker gelebt haben, nach Palästina ausgewandert. Schlüsselwächterin für die Synagoge ist eine junge Frau. Sie ist dankbar für die Dirhams, die wir ihr in die Hand drücken.
Die Neustadt von Zagora strotzt vor modernen Gebäuden. Zagora ist eine aufstrebende Stadt. Doch in der alten Stadt steht noch der Ksar, das befestigte Dorf. Die Menschen, die hier wohnen, zählen zu den Ärmsten. Langsam fließt das Wasser aus einem schmalen Schlauch in die Plastikflaschen. Die Frauen füllen den Vorrat für den Tag auf. Die Mauer rund um den Ksar ist noch vollständig erhalten, nur zwei Tore führen rein. Viele Häuser sind schon verfallen. Wir gehen durch die schmalen Gassen. Bis auch einige wenige sind alle Gassen überbaut, Bauplatz war auch hier Mangelware. Hinter der Moschee steht die jüdische Synagoge. 1938 ist die Mehrzahl der jüdischen Familien, die hier jahrhundertelang als Händler und Handwerker gelebt haben, nach Palästina ausgewandert. Schlüsselwächterin für die Synagoge ist eine junge Frau. Sie ist dankbar für die Dirhams, die wir ihr in die Hand drücken.
die Wüste erobert sich ihren Platz zurück
Auf dem Rückweg machen wir einen Schlenker durch die Gärten der Oase. Sie wird nach Westen hin durch einen betonierten Wasserkanal begrenzt. Früher lagen auch jenseits des Kanals große Gärten. Heute türmt sich eine 10 Meter hohe Sanddüne bis an den Rand des Kanals, hat die Palmen eingehüllt, den Garten zugeschüttet. Die deutsche Gesellschaft für Entwicklungshilfe unterstützt in dieser Region ein Projekt, das den Vormarsch den Sanddünen stoppen soll.
Zagora ist eine, wenn auch die wichtigste, Oase im langen Tal der Draa, das die Wüste in Nordsüdrichtung durchtrennt. Von Quarzazate bis Mhamid im Süden zieht sich über 150 Kilometer eine lange Kette von Oasen wie ein grünes Band durch das Grau und Braun der Wüste. An der Straße der 1000 Kashbahs östlich von Quarzazate gibt es viele schöne Kashbahs und Ksar. Aber es wird noch übertroffen von dem, was ich heute auf der Strecke nach Agdz sehe. Ein Ksar reiht sich an den nächsten. Manche sind im Zerfall begriffen, andere werden noch von den Bewohnern gepflegt. Prächtige Kashbahs dazwischen. Man spürt, dass die Oasenbewirtschaftung die Menschen in der Region hält.
Zagora ist eine, wenn auch die wichtigste, Oase im langen Tal der Draa, das die Wüste in Nordsüdrichtung durchtrennt. Von Quarzazate bis Mhamid im Süden zieht sich über 150 Kilometer eine lange Kette von Oasen wie ein grünes Band durch das Grau und Braun der Wüste. An der Straße der 1000 Kashbahs östlich von Quarzazate gibt es viele schöne Kashbahs und Ksar. Aber es wird noch übertroffen von dem, was ich heute auf der Strecke nach Agdz sehe. Ein Ksar reiht sich an den nächsten. Manche sind im Zerfall begriffen, andere werden noch von den Bewohnern gepflegt. Prächtige Kashbahs dazwischen. Man spürt, dass die Oasenbewirtschaftung die Menschen in der Region hält.
Unsere heutige Wanderung geht durch eine dieser Oasen. Überall sehen wir Männer, Frauen und Kinder bei der Arbeit. Irgendeine Feldfrucht oder ein Obst wird immer geerntet, seien es Datteln, Granatäpfel, Aprikosen, Quitten, Mandeln, Paprika, Eisenkraut, Henna oder was auch immer sonst hier angepflanzt wird. Die Bewirtschaftung findet in drei Ebenen statt: Boden, Büsche, Bäume. Und überall dominierend: die Dattelpalme. Es ist ein kleines Paradies auf Erden.
eine kleine Blüte grüßt am Wegesrand
Braun sind die Berge, kahl und baumlos. Schönwetterwolken krönen den Himmel, von Westen her zieht reines Blau auf. Das Unwetter der vergangenen Nacht verabschiedet sich mit einer schwarzen Wand im Osten. Die Luft ist klar, regengereinigt. Unsere Route führt heute von Agdz im Draatal westwärts, immer entlang des Antiatlas. Bisweilen passieren wir Nomadenzelte oder eine kleine Oase an Ausgang eines Tales.
Bou Azzer liegt inmitten eines Höhenzuges, den auch die Straße durchqueren muss. Ein großes Wasserbecken dominiert das Tal, ein Förderturm auf der Anhöhe daneben. Hier wird Silber gefördert. Unweit gibt es auch eine Kupfermine. Der Straßenbelag hat seine beste Zeit schon hinter sich, wirkt eher pockennarbig. Die vielen Lastkraftwagen aus der Mine haben ihre Spuren hinterlassen.
Der Novemberregen hat kleine weiße und gelbe Blüten auf die Büsche gezaubert. Wir durchfahren immer wieder eindrucksvolle Täler mit Oasen entlang der Flusssohle. Durch eine eben dieser Flusssohlen führt unsere heutige Mittagswanderung. Libellen kreuzen meinen Weg, Schmetterlinge flattern davon und in einer Palmenkrone lässt eine Nachtigall ihren ausdrucksstarken Gesang ertönen. Vor kurzem muss eine große Wasserwelle durch gerollt sein. An den Ufern steht die Feuchtigkeit noch bis zu einem Meter hoch. Doch der Wassersegen ist schnell vorbei. Die faustgroßen Früchte der wilden Melone haben sich aufgebläht, nur für die Rose von Jericho war der Wassersegen zu kurz. Sie hält sich in ihrem Trockenkleid bedeckt. Bisweilen sehe ich Spuren vom Zivilisationsmüll: Blech, Plastik, Tetrapack, Glas und dergleichen. Ich kann nicht sagen, dass das breite Flussbett zugemüllt wäre, dazu ist es zu wenig. Aber es zeigt die Beständigkeit des Abfalls der modernen Zivilisation, die auch vor der Wüste nicht Halt macht. Unsere Begleiter achten peinlichst darauf, dass nach jedem Picknick der Müll mitgenommen und in Mülltonnen in der Stadt entsorgt wird. Das ist gut so.
Bou Azzer liegt inmitten eines Höhenzuges, den auch die Straße durchqueren muss. Ein großes Wasserbecken dominiert das Tal, ein Förderturm auf der Anhöhe daneben. Hier wird Silber gefördert. Unweit gibt es auch eine Kupfermine. Der Straßenbelag hat seine beste Zeit schon hinter sich, wirkt eher pockennarbig. Die vielen Lastkraftwagen aus der Mine haben ihre Spuren hinterlassen.
Der Novemberregen hat kleine weiße und gelbe Blüten auf die Büsche gezaubert. Wir durchfahren immer wieder eindrucksvolle Täler mit Oasen entlang der Flusssohle. Durch eine eben dieser Flusssohlen führt unsere heutige Mittagswanderung. Libellen kreuzen meinen Weg, Schmetterlinge flattern davon und in einer Palmenkrone lässt eine Nachtigall ihren ausdrucksstarken Gesang ertönen. Vor kurzem muss eine große Wasserwelle durch gerollt sein. An den Ufern steht die Feuchtigkeit noch bis zu einem Meter hoch. Doch der Wassersegen ist schnell vorbei. Die faustgroßen Früchte der wilden Melone haben sich aufgebläht, nur für die Rose von Jericho war der Wassersegen zu kurz. Sie hält sich in ihrem Trockenkleid bedeckt. Bisweilen sehe ich Spuren vom Zivilisationsmüll: Blech, Plastik, Tetrapack, Glas und dergleichen. Ich kann nicht sagen, dass das breite Flussbett zugemüllt wäre, dazu ist es zu wenig. Aber es zeigt die Beständigkeit des Abfalls der modernen Zivilisation, die auch vor der Wüste nicht Halt macht. Unsere Begleiter achten peinlichst darauf, dass nach jedem Picknick der Müll mitgenommen und in Mülltonnen in der Stadt entsorgt wird. Das ist gut so.
Picknick an einem Brunnen. Ziegen kündigen sich mit Meckern an. Mit den ersten Ziegen kommt auch ein Schäfer, schöpft sofort mit einem Ledereimer Wasser aus dem Brunnen in die Tränke. Immer mehr Tiere, Ziegen und Schafe, kommen angelaufen. Der Schäfer hat alle Hände voll zu tun, Wasser nach zu schöpfen. Ein zweiter Schäfer jagt sie mit seinem Stock von unseren Geländewagen weg. Die Nachhut bildet eine junge Schäferin, die barfuß über Stock und Stein springt und die letzten Tiere zur Tränke treibt. Die Schäfer sammeln die Datteln unter den Palmen auf, essen sie und trinken das gleiche Wasser wie ihre Tiere. Der Leib der Schäferin ist sanft gewölbt, sie verhüllt ihr Gesicht vor uns. Im Frühjahr wird ein neues Berberkindlein das Licht der Welt erblicken.
Lange zieht sich die Straße durch endlose Weiten. Am Fuß des Antiatlas gibt es immer wieder Täler, die Wasser führen., Oasen zeigen sich, bringen Abwechslung in die Eintönigkeit.
Ankunft in Tata. Auf einem Hügel stand einst ein Ksar. Eine Französin hat die verlassenen Gemäuer aufgekauft und eine Herberge eingerichtet. Der einzige Zugang führt über eine steile Treppe zu einem schweren Tor aus Holz. Dort werden wir erwartet. Auf der Dachterrasse, wo es auch WLAN-Zugang gibt, wird der Eisenkrauttee, die Luisa, serviert. Inzwischen haben wir unser Zimmer bezogen. Wie bei allen Ksars geht es durch schmale niedrige Gänge. Bunte Bommel aus Wolle hat die Besitzerin überall hin gehängt, das macht es mir leichter, den Kopf rechtzeitig einzuziehen. Dennoch gibt auch mal eine Beule. Das Zimmer von meinem Bruder und mir ist groß wie eine Suite. Die Einrichtung spiegelt in vielen Details die Liebe der Besitzerin zu ihrer Herberge wieder.