"Bonjour" am Canal du Nivernais
Juli 2016
Über Nacht sind tausend kleine Sterne vom Himmel gefallen, funkeln wie tief im Weltall verborgen. Nun tanzen sie auf dem Wasser einen himmlischen Reigen. Träge fliesst die Yonne, kein Windchen rührt die Wasseroberfläche. Ein Schwan dümpelt einsam im Schatten des gegenüberliegenden Ufers.
Mit einem "Bonjour" passieren wir einen Jogger und radeln auf die Schleuse zu. Obwohl die Sonne noch tief steht, lockt sie mich mit dem Versprechen, dass es heute sehr warm werden wird. Auxerre liegt noch im Schlaf. Es ist Ferienzeit in Frankreich. Da bricht auch am Montagmorgen keine Hektik aus. Ein letzter Blick auf die Silhouette der Stadt mit der hoch aufragenden Kathedrale, dann wenden wir uns dem Süden zu.
Im Schatten eines Apfelbaumes liest der Schleusenwärter seine Zeitung. Als er uns gewahr wird, kommt er mit einem "Bonjour" über das Schleusentor zu uns herüber. Ja, er habe im Moment nicht viel zu tun, sagt er mir, aber später werden einige Boote kommen. "Im nächsten Ort müsst ihr die Flussseite wechseln. Sonst kommt ihr in eine Baustelle. Die ist teilweise so sandig, dass ihr eure Fahrräder auch nicht mehr schieben könnt." Wir sagen Adieu und folgen seinem Rat.
Schon nach wenigen Kilometern vereinigt sich der Kanal wieder mit dem Fluss. Über das breite Band spannt sich eine Brücke. Eine Umleitung ist nicht ausgeschildert, aber ich finde den Weg zur Brückenauffahrt recht leicht. Der Autofahrer drängelt nicht, wartet geduldig, bis ich die Brücke verlassen habe. Hier hat man Zeit. Die Brücke ist einspurig, wird mit einer Ampel geregelt. Am anderen Ufer angekommen, stelle ich mein Fahrrad ab, packe meinen Fotoapparat und laufe auf die Brücke zurück, wo Renate schon wartet. Ein wunderschöner Blick auf ein altes Städtchen bietet sich uns. Ein kleines Schlösschen zeigt sich mit verschlossenen Läden. Die Häuser sind wie auf einer Perlenkette am Ufer aufgereiht. Fassaden spiegeln sich im blauen Wasser und Schwäne ziehen majestätisch ihre Runde.
Im Schatten eines Apfelbaumes liest der Schleusenwärter seine Zeitung. Als er uns gewahr wird, kommt er mit einem "Bonjour" über das Schleusentor zu uns herüber. Ja, er habe im Moment nicht viel zu tun, sagt er mir, aber später werden einige Boote kommen. "Im nächsten Ort müsst ihr die Flussseite wechseln. Sonst kommt ihr in eine Baustelle. Die ist teilweise so sandig, dass ihr eure Fahrräder auch nicht mehr schieben könnt." Wir sagen Adieu und folgen seinem Rat.
Schon nach wenigen Kilometern vereinigt sich der Kanal wieder mit dem Fluss. Über das breite Band spannt sich eine Brücke. Eine Umleitung ist nicht ausgeschildert, aber ich finde den Weg zur Brückenauffahrt recht leicht. Der Autofahrer drängelt nicht, wartet geduldig, bis ich die Brücke verlassen habe. Hier hat man Zeit. Die Brücke ist einspurig, wird mit einer Ampel geregelt. Am anderen Ufer angekommen, stelle ich mein Fahrrad ab, packe meinen Fotoapparat und laufe auf die Brücke zurück, wo Renate schon wartet. Ein wunderschöner Blick auf ein altes Städtchen bietet sich uns. Ein kleines Schlösschen zeigt sich mit verschlossenen Läden. Die Häuser sind wie auf einer Perlenkette am Ufer aufgereiht. Fassaden spiegeln sich im blauen Wasser und Schwäne ziehen majestätisch ihre Runde.
Nach einer Stunde engt sich das Flusstal ein. Immer wieder zweigt der Kanal vom Fluss ab, Schleusen und Wehre regulieren den Wasserstand. Wenige Ortschaften liegen direkt am Fluss. Hoch auf dem Hügel, jenseits der Yonne, zieht sich ein Weinberg entlang. Hier wird der Sauvignon de Saint-Bris angebaut, ein Tropfen, der durch seine Leichtigkeit besticht und im Sommer sehr erfrischend wirkt. Diese Rebsorte bevorzugt den kalkhaltigen Boden dieser Region. Die Winzer ernten nur die besten Reben, die Vögel erfreuen sich an den übrigen. Der Auxerrois, eine sehr alte Rebsorte, die aus dieser Region stammt, wird hier nicht mehr angebaut. Er ist mit den Hugenotten nach Nordosten an die Mosel und ins Elsass gewandert.
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Die Kirche scheint größer als das ganze Dorf. Ihr mächtiger Turm zieht mein Auge an. Wir verlassen den Radweg und radeln ins Dorf. Neben der Kirche steht ein Verkaufswagen. Heute ist der Fischhändler gekommen. Er versorgt, ebenso wie der Bäcker und der Fleischer, die paar Einwohner in diesen Mini-Siedlungen. Der Fischhändler hat viel Zeit, um sich mit den wenigen Kunden zu unterhalten. Sie tauschen Neuigkeiten aus und schimpfen sicher auch über die Politik. Merry-sur-Yonne ist eines der vielen kleinen Dörfer entlang des Kanals. Ein paar hundert Einwohner vielleicht. Junge Leute sucht man vergebens. Sie sind abgewandert in die größeren Städte, wo es Bildung, Arbeitsplätze und Amüsement gibt.
Ein Hauch von Ardèche empfängt mich auf der kurzen Rückfahrt vom Dorf zum Kanal. Unbemerkt hat sich rechter Hand eine Felswand aufgebaut, die sich jetzt, von der Brücke her, in voller Schönheit präsentiert. Es sind die Rochers de Saussois. Steil ragen die Felsen hoch, Mauersegler umschwirren die Zinnen, verschwinden in den Höhlen, um ihre Brut zu füttern. Vor Jahrmillionen war dieses Land von einem Meer bedeckt. Korallen fühlten sich in dem warmen seichten Wasser wohl. Doch die Erde wandelte sich weiter, hob sich irgendwann an, Sedimente bedeckten die Korallenriffe und die Erosion trug den Sand wieder weg. Die Yonne bahnte sich ihren Weg durch diesen Felsrücken. Zurück blieb diese gut 50 Meter hohe Felswand, die sich mehrere Kilometer hinzieht. Hier an dieser Wand tritt der Fels hervor, zeigt sich besonders imposant. Maurice Martin, einer der bekanntesten französischen Bergsteiger, hat schon in den 30er Jahren hier sein Training absolviert. Heute machen es ihm viele nach, so wie die beiden, die gerade die Felswand erklimmen.
Ein Saxophon erklingt, entlässt seine traurigen Töne in die Weite des Himmels. Mein Blick klettert die Felswand hoch. Hoch oben, neben einem straff über das Tal gespannten Stahlseil, steht der Spieler. In sich versunken entlockt er seinem Instrument die wunderlichsten Töne. Ich vermute, dass eine Seiltanztruppe hier üben wird, doch uns fehlt die Zeit, um auf ihren Auftritt zu warten.
Ein Saxophon erklingt, entlässt seine traurigen Töne in die Weite des Himmels. Mein Blick klettert die Felswand hoch. Hoch oben, neben einem straff über das Tal gespannten Stahlseil, steht der Spieler. In sich versunken entlockt er seinem Instrument die wunderlichsten Töne. Ich vermute, dass eine Seiltanztruppe hier üben wird, doch uns fehlt die Zeit, um auf ihren Auftritt zu warten.
Schon bald weitet sich das Flusstal wieder. Schnurgerade führt der Kanal, verkürzt den Bogen, den die Yonne schlägt. Die Sonne hat ihren Zenit überschritten und heizt unbarmherzig die Landschaft auf. Kein Schatten, kein Lüftchen, um uns ab zu kühlen. Da heißt es, kräftig in die Pedale treten, um möglichst bald wieder in den Schatten der Bäume zu kommen, die mich spätestens an der nächsten Schleuse erwarten.
Rechts und links des Kanals wogen braune Getreidefelder, warten auf den Bauer, der sie ab erntet. Ab uns zu dazwischen ein grüner Fleck, nur ein Maisfeld. Abwechslung für das Auge bieten die kleinen Schlösser, die immer wieder rechts und links auftauchen. Abwechslung bietet aber auch die kleine Bisamratte, die im Kanal schwimmt. Eigentlich ist mir nur aufgefallen, dass die Kielwellen anders verlaufen, als bei den zahlreichen Enten, die den Kanal bevölkern. Im Vorbeifahren erkenne ich, dass es ein kleiner Nager ist, der da schwimmt. Natürlich halte ich an, vergesse die brennende Sonne, und beobachte mit meinem Fotoapparat das kleine Schauspiel. Immer wieder taucht der Kleine ab und bringt eine kleine Muschel mit nach oben. Ruhig lässt er sich im Wasser treiben und nagt genüsslich an der Schale. Sein Schwanz ist nach hinten gestreckt, hält ihn in der Flussmitte.Bisamratten sind reine Pflanzenfresser. Vielleicht sind es kleine Algen auf der Muschelschale, die ihm besonders gut munden.
Rast am Ufer der Yonne. Für wenige hundert Meter hat sich der Kanal bei Mailly la Ville wieder mit dem Fluss vereint. Seerosen grüßen aus der gegenüber liegenden Uferzone und die wenigen Passanten werfen uns ein freundliches "Bonjour" zu. In der Schleuse liegt eine Peniche. Sie sind zur Mittagszeit gekommen. Nun ist Geduld angesagt, denn die Mittagspause ist allen Franzosen, und da unterscheiden sich die Schleusenwärter nicht von ihren Landsleuten, mehr als heilig Direkt am Zusammenfluss sonnt sich die Loreley der Yonne. Sie gibt sich bei Wind und Wetter der Freikörperkultur hin. Die Statue wurde wohl zum Augenschmaus der Freizeitkapitäne aufgestellt, die hier warten müssen. Da bin ich mir ganz sicher.
Nun werden die Schleifen der mäandernden Yonne immer enger. Auf kurzen Stücken wechseln sich Fluss und Kanal. Wenig später bietet sich mir als technisch interessiertem Zeitgenossen ein ungewöhnliches Schauspiel: eine Wasserkreuzung. Der Kanalbauingenieur Poiré hatte vor 180 Jahren zum ersten Mal die Idee, diese beiden sich an dieser Stelle kreuzenden Gewässer mittels Stauwehren in Form einer Kreuzung zu verbinden. Äußerlich ist die Wasserkreuzung nicht spektakulär, technisch jedoch ungewöhnlich. Ich kann diese Leistung nur bewundern.
Es ist heiss, 35 Grad Celsius zeigt das Thermometer. Unsere Wasservorräte neigen sich dem Ende zu. An einem Hang zieht sich ein Sonnenblumenfeld hoch. Das leuchtende Gelb wirkt wie ein zufälliger Farbklecks in der vom reifen Getreide geprägten Landschaft. Im Schatten einer Baumgruppe machen wir Rast. Im Kanal beeilt sich eine Entenmutter, ihre Küken in den Schatten zu bringen, weit weg von uns. Irgendwie scheint sie mir mit meinem schwarzen Kasten in der Hand nicht zu trauen. Dabei will ich das Familienglück doch nur fotografieren.
Hinter trutzigen Mauern hat die Chartreuse von Basseville den Sturm der Geschichte schon fast 7 Jahrhunderte überstanden. Alle Glaubenskriege, die Frankreich bis weit ins 18. Jahrhundert überzogen, haben auch hier ihre Spuren hinterlassen. Erst in der französischen Revolution verließen die Kartäuser die Chartreuse und überließen die Gebäude der Säkularisierung. Stille herrscht an diesem Ort. Die Ordnung im Garten und die gepflegten Hochbeete, die ich über die dicken Mauern hinweg erkennen kann, zeigen, dass Leben im Gemäuer weilt.
Es ist heiss, 35 Grad Celsius zeigt das Thermometer. Unsere Wasservorräte neigen sich dem Ende zu. An einem Hang zieht sich ein Sonnenblumenfeld hoch. Das leuchtende Gelb wirkt wie ein zufälliger Farbklecks in der vom reifen Getreide geprägten Landschaft. Im Schatten einer Baumgruppe machen wir Rast. Im Kanal beeilt sich eine Entenmutter, ihre Küken in den Schatten zu bringen, weit weg von uns. Irgendwie scheint sie mir mit meinem schwarzen Kasten in der Hand nicht zu trauen. Dabei will ich das Familienglück doch nur fotografieren.
Hinter trutzigen Mauern hat die Chartreuse von Basseville den Sturm der Geschichte schon fast 7 Jahrhunderte überstanden. Alle Glaubenskriege, die Frankreich bis weit ins 18. Jahrhundert überzogen, haben auch hier ihre Spuren hinterlassen. Erst in der französischen Revolution verließen die Kartäuser die Chartreuse und überließen die Gebäude der Säkularisierung. Stille herrscht an diesem Ort. Die Ordnung im Garten und die gepflegten Hochbeete, die ich über die dicken Mauern hinweg erkennen kann, zeigen, dass Leben im Gemäuer weilt.
Am späten Nachmittag erreichen wir Clamecy. 68 Kilometer liegen hinter uns. Wir freuen uns auf eine erfrischende Dusche und ein kühles Zimmer. Das Hotel, das ich schon vorab gebucht habe, liegt direkt am Kanal. Schon vor vielen Jahren war ich einmal hier gewesen. An jenem Tag gab es ein Stadtfest. Damals wunderte ich mich, dass ich auf der Straße gleich auf Deutsch angesprochen wurde. An Hand meines KFZ-Kennzeichens war ich gleich als Besucher aus der deutschen Partnerschaftsstadt Gelnhausen identifiziert worden. Auch wenn ich nicht aus direkt Gelnhausen komme, fühlte ich mich dennoch gleich wohl in diesem kleinen Städtchen, damals wie heute. Nicht einmal 5000 Einwohner zählt Clamecy, aber im Vergleich zu den Dörfchen entlang des Kanals wirkt es für uns nun wie eine Großstadt. Im kleinen Supermarkt in der Hauptstraße versorgen wir uns gleich mal mit Getränken, Obst und Picknickspeise für den nächsten Tag.
Vom Ufer zieht sich eine Straße hoch ins eigentliche Stadtzentrum. In einem der Cafes lassen wir uns erst mal nieder. Bei dieser Hitze mag ich eigentlich nur "Diabolo menthe", das ist ein Pefferminzsirup, verdünnt mit weißer Limonade und gut gekühlt mit Eiswürfeln. Den gibt es überall in Frankreich. Nach der Erfrischung ziehen wir hoch zur Kirche. Mittelalterliche Häuser säumen den Weg. Der Platz am Rathaus wirkt verlassen. Nur ein jugendliches Pärchen neckt sich auf der breiten Treppe. Informationstafeln erläutern die Geschichte und Bedeutung einzelner Gebäude. Besonders interessant am Rathaus ist, dass sich im Erdgeschoss die Markthalle befindet. Das war nicht immer so. Ursprünglich war die große Halle der Kornspeicher der Stadt. Es zeigt, wie wichtig das Brot im Mittelalter für die Bevölkerung war.
Zum Abendessen sind wir in die Kapelle gegangen. Ja, tatsächlich! Das Hotel hat seine Ursprünge in einer mittelalterlichen Poststation. Im Hof stand ursprünglich eine Kapelle. Mit der Säkularisierung der französischen Revolution wurde sie zum Vorratslager, bis irgendwann jemand auf die Idee kam, darin ein Restaurant einzurichten. Das Ambiente überzeugt.
Zum Abendessen sind wir in die Kapelle gegangen. Ja, tatsächlich! Das Hotel hat seine Ursprünge in einer mittelalterlichen Poststation. Im Hof stand ursprünglich eine Kapelle. Mit der Säkularisierung der französischen Revolution wurde sie zum Vorratslager, bis irgendwann jemand auf die Idee kam, darin ein Restaurant einzurichten. Das Ambiente überzeugt.
Auf der Brücke, die die Yonne überspannt, steht ein Denkmal. Es zeigt einen Holzflößer. Damit bin ich an der Geschichte des Canal du Nivernais angekommen. Dazu ein Blick zurück. Paris war schon früh das Zentrum Frankreichs gewesen. Die Stadt wuchs beständig. Die Bäcker brauchten rund ums Jahr Holz für die Backöfen, und im Winter mussten die Häuser geheizt werden. Als die Wälder rund um Paris abgeholzt waren, brauchte man neue Brennstoffquellen. Holz gab es im Land genug, aber der Transport war das Problem. Was lag näher, als einen Fluss zu nutzen, um es nach Paris zu bringen. Ideal lag das Morvanmassiv im Osten. Die Yonne führt viel Wasser und mündet in die Seine. Im Winter wurden Eichen- und Buchenwälder entlang der Bäche abgeholzt. Mit der Schneeschmelze wurde das gespaltene Holz in die Yonne geschwemmt. So ein Holzscheit war 1,14 m lang und 20 cm im Durchmesser. Clamecy war der Sammelpunkt des Holzes. Hier wurde das Holz aus dem Wasser gefischt, zum Trocknen aufgeschichtet und später dann zu Flössen zusammengebunden und in sogenannten Zügen nach Paris geflößt. Es war eine schwere Arbeit. Aber die Holzflößerei brachte der Stadt über 400 Jahre Wohlstand. Um den immer weiter wachsenden Bedarf an Brennholz zu gewährleisten, entstand schon im 17. Jahrhundert die Idee, einen Kanal zu bauen. Im 18. Jahrhundert begannen die Bauarbeiten, eigentlich schon zu spät, denn als im 19. und 20. Jahrhundert Kohle das Holz als Brennstoff ablöste, war der Zweck des Kanalbaus schon wieder obsolet. Clamcey versank in der Folge im Dornröschenschlaf.
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Direkt hinter der Brücke trennen sich Yonne und der Canal du Nivernais endgültig. Hinter dem großen Wehr mit dem Holzrechen, an dem das Holz aufgefangen wurde, breitet sich ein weites Wasserbecken aus. Ein Foto aus alten Tagen auf einer Tafel am Ufer gibt eine Ahnung von den Mengen an Holz, die hier umgeschlagen wurden: 800.000 Festmeter in einer Saison, der Hunger der Großstadt war unermesslich.
Hinter Clamecy tauchen wir wieder in die Stille des Kanals ein. Ein Schatten spendender Weg führt entlang des Wassers. In der Nacht hat es abgekühlt, doch die Wetterfrösche haben wieder einen heissen Tag angekündigt.
Von Weitem grüßt ein Wasserturm, ein typisches Kennzeichen von Frankreich. Langsam steigt das Gelände an. Bei Tannay passieren wir eine Doppelschleuse. Die Bootsbesatzungen helfen eifrig dem Schleusenwärter, um nicht allzu lange an dieser Schleuse warten zu müssen. Äusgemusterte Boote liegen am Rande des Kanals, so manches hat seine besten Jahre schon lange hinter sich. Immer wieder grüßen uns Freizeitkapitäne mit einem fröhlichen "Bonjours" und selbst die Einheimischen halten sich damit auch nicht zurück.
Von Weitem grüßt ein Wasserturm, ein typisches Kennzeichen von Frankreich. Langsam steigt das Gelände an. Bei Tannay passieren wir eine Doppelschleuse. Die Bootsbesatzungen helfen eifrig dem Schleusenwärter, um nicht allzu lange an dieser Schleuse warten zu müssen. Äusgemusterte Boote liegen am Rande des Kanals, so manches hat seine besten Jahre schon lange hinter sich. Immer wieder grüßen uns Freizeitkapitäne mit einem fröhlichen "Bonjours" und selbst die Einheimischen halten sich damit auch nicht zurück.
Schwarze Flecken im Wasser. Erst halte ich es für veralgte Wasserpflanzen. Doch Renate hat es gleich erkannt. Die Flecken bewegen sich, streben auseinander und ziehen sich wieder zusammen, explodieren wie Feuerwerkskörper am Himmel, um sich sogleich wieder zu sammeln. Es sind kleine Fische, Kinderstuben sozusagen, möglicherweise Welse, die hier in Kanal aufwachsen. Dieses Schauspiel wiederholt sich noch öfter und immer wieder fasziniert es mich.
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Ein Hauch von Holland im tiefsten Frankreich. Eine Hebebrücke liegt über dem Kanal. Die Durchfahrt ist versperrt. Das Freizeitboot auf der anderen Seite muss erst mal am Ufer fest machen. Die Dame des Bootes darf nun den grünen Knopf drücken. Langsam hebt sich die Brücke. Nach der Durchfahrt muss sie natürlich wieder runter, denn schon wartet ein geduldiger Autofahrer. Erst dann darf der Freizeitkapitän seine Reise fortsetzen.
100 km bis zur Loire. Der Kilometerstein ist neu, für die Touristen. Die alten Steine sind so verwittert, dass man sie kaum mehr lesen kann. Aber heute braucht es diese Steine eigentlich nicht mehr. GPS und moderne Karten haben ihre Aufgabe übernommen. Ich bin dennoch froh, dass es zumindest für die Radfahrer eine gute Beschilderung entlang des Kanals gibt.
Schleuse Nr. 51 birgt eine kleine Überraschung. Ein großes Foto von Edith Piaf hängt über der Tür des Schleusenwärterhäuschens. Hier machen wir Rast, trinken einen Kaffee, dazu ein Stückchen Kuchen. Es ist die Schleuse des Spatzes, des Spatzes von Paris. Beinahe wären wir daran vorbei gefahren. Aber ein holländisches Pärchen hat uns beigewunken. "Der Kaffee ist hier sehr gut" sagen sie. Ich finde, dass der Kuchen dieses Prädikat verdient. Wir wünschen den beiden noch eine gute Reise, als sie weiter radeln, und ein Dankeschön für den Tipp.
100 km bis zur Loire. Der Kilometerstein ist neu, für die Touristen. Die alten Steine sind so verwittert, dass man sie kaum mehr lesen kann. Aber heute braucht es diese Steine eigentlich nicht mehr. GPS und moderne Karten haben ihre Aufgabe übernommen. Ich bin dennoch froh, dass es zumindest für die Radfahrer eine gute Beschilderung entlang des Kanals gibt.
Schleuse Nr. 51 birgt eine kleine Überraschung. Ein großes Foto von Edith Piaf hängt über der Tür des Schleusenwärterhäuschens. Hier machen wir Rast, trinken einen Kaffee, dazu ein Stückchen Kuchen. Es ist die Schleuse des Spatzes, des Spatzes von Paris. Beinahe wären wir daran vorbei gefahren. Aber ein holländisches Pärchen hat uns beigewunken. "Der Kaffee ist hier sehr gut" sagen sie. Ich finde, dass der Kuchen dieses Prädikat verdient. Wir wünschen den beiden noch eine gute Reise, als sie weiter radeln, und ein Dankeschön für den Tipp.
Corbigny ist ein Städtchen direkt an der Yonne. Die Yonne hat sich jedoch ein anderes Tal für ihren Lauf gesucht, und so schnaufen wir ganz schön, bis wir über den Berg gefahren sind. Corbigny wird dominiert von einer mächtigen Abtei. Auf dem Bürgersteig sind Muscheln aus Messing eingelassen. Das 30 Kilometer entfernte Vezelay im Morvan-Massiv ist einer der drei Startpunkte des Jakobsweges in Frankreich und der Pilgerweg führt durch Corbigny. Heute ist Markttag. Ein Straßenmusiker spielt Musette auf seinem Akkordeon. Die Packtaschen sind nicht groß genug für all die Leckereien, die man einkaufen möchte. Ich bin da mir gegenüber sehr knausrig und verzichte lieber auf die eine oder andere leckere Wurst, als zu viel Gepäck mit zu schleifen. Das gibt unter uns genügend Anlass für kontroverse Diskussionen.
Zurück am Kanal empfängt uns wieder die Ruhe. Ein kleines Stück hinter Corbigny ist die Strecke recht idyllisch, dann wird es laut. Ein Kalksteinbruch liegt rechts und links des Weges. Wir treffen immer wieder auf Radler, die wie wir auf längerer Tour sind, mit Sack und Pack und bisweilen auch mit Kindern. Doch die meisten sind auf Tagestour, haben ihr Wohnmobil irgendwo abgestellt und genießen nun die Ruhe des Kanals.
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Kurz hinter dem Steinbruch knickt der Kanal nach Westen ab. Etwas abseits liegt Sardy-les Épiry. Eigentlich ein Dorf wie jedes andere, klein, verschlafen., Wären da nicht die Plakate, die mich anziehen. Schon an der Schleuse hängt das erste, auf den 500 Metern bis ins Dorf folgen weitere. Rund um das Bürgermeisteramt hängen sie an Hauswänden und Zäunen. Ich frage einen Passanten nach dem Weg zu unserem Hotel und frage gleich weiter, wieso es hier diese Kunstwerke gibt. Er ist stolz darauf und sagt, dass dieses Event jetzt schon zum zweiten Mal stattfindet, angeregt von zwei ortsansässigen Künstlern. Der Anlass sei der jährliche Trödelmarkt gewesen. Es sind Werke einheimischer Künstler.
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Der Weg zum Hotel führt über den Berg. Hoffentlich halten unsere Akkus durch. Auf der Landstraße, die typisch französisch schnurgerade bergauf, bergab führt, halten wir an der Dorfkneipe. Es ist so eine Kneipe, wo morgens die Bauern ihren zweiten Kaffee trinken, bevor sie aufs Feld fahren und abends die Pendler noch schnell einen Aperitif trinken, bevor sie in die heimische Garage einbiegen. Hinter dem Tresen hängt ein Schild. Die Wirtin erläutert es mit einem versteckten Lächeln: "Nicht nach der Wirtin rufen, sie ist beschäftigt." Hier hat man die Ruhe weg. Wir trinken Kühles, um uns für die letzte Wegstrecke zu stärken. Ihr Mann erzählt uns derweil, dass er von Deutschland nur Offenburg kenne. Er sei dort oft mit dem LKW gewesen. Anschließend erklärt er uns ausführlich den Weg zum Hotel, geradeaus, dann links, und dann den Berg hinunter, tief ins Tal bis ans Ufer der Yonne. Das Thermometer zeigt 34 Grad Celsius. Und erwartet eine Idylle.
Wir sind dem holländischen Hotelier dankbar, dass er unsere Räder auf seinen Anhänger gepackt und uns damit die Bergfahrt am frühen Morgen erspart hat. In Sardy-les Épiry lädt er unsere Räder ab. Bevor wir losradeln, schauen wir uns nochmals die Plakate an. An einem Zaun lädt uns ein Schild zum Besuch eines Ateliers ein. Eine junge Frau ruft uns zu, dass sie ihrem Vater Bescheid sage, wir sollen schon mal eintreten. Schon bald kommt der Künstler, Michel Pépy, 80 Jahre alt. Er hat sich den Collagen verschrieben. Und was er macht, ist aussergewöhnlich. Wir sind begeistert, müssen uns regelrecht losreissen, denn es liegen heute wieder 67 Kilometer vor uns.
Wir sind dem holländischen Hotelier dankbar, dass er unsere Räder auf seinen Anhänger gepackt und uns damit die Bergfahrt am frühen Morgen erspart hat. In Sardy-les Épiry lädt er unsere Räder ab. Bevor wir losradeln, schauen wir uns nochmals die Plakate an. An einem Zaun lädt uns ein Schild zum Besuch eines Ateliers ein. Eine junge Frau ruft uns zu, dass sie ihrem Vater Bescheid sage, wir sollen schon mal eintreten. Schon bald kommt der Künstler, Michel Pépy, 80 Jahre alt. Er hat sich den Collagen verschrieben. Und was er macht, ist aussergewöhnlich. Wir sind begeistert, müssen uns regelrecht losreissen, denn es liegen heute wieder 67 Kilometer vor uns.
An der Schleuse Nr. 16 stossen wir wieder auf den Kanal. Eine kleine Brücke führt zum Radweg. Von der Brücke aus sehe ich mehrere Schleusen hintereinander. Wir sind an der Wasserscheide angekommen. Über 16 Schleusen auf einer Länge von 3,5 Kilometer wird die letzte Höhendifferenz überwunden. Es ist eine idyllische Strecke. Rechts und links zieht sich der Wald hoch. Elfen schweben zwischen den Bäumen? Elfen? Ich glaube meinen Augen nicht zu trauen. Tatsächlich schwebt da eine elfenähnliche Gestalt zwischen den Bäumen. Und an der gegenüber liegenden Seite auch. Während ich noch über den Sinn nachdenke, baut sich am rechten Wegesrand eine Reihe von Skulpturen auf. Sie enden am Schleusenwärterhäuschen. Dort höre ich Hammerschlag. In einem kleinen Verschlag steht der Künstler und arbeitet an seinem neuen Werk. Hinter ihm am Wegesrand liegen große Blechteile hintereinander. Sie wirken wie Blütenblätter. Tatsächlich sind es Blütenblätter, einer Lotus nach empfunden. Einige Schleusen weiter dann ganz verrückte Installationen. Teppiche auf dem Radweg, eine Mikrowelle als Fernseher, ein Hausboot als Konzertsaal, drapiert mit Sofas, ein Panoptikum der Kreativität. Hier an der Schleusentreppe haben sich vor vielen Jahren einige Künstler angesiedelt. Der Radweg ist zur Straße der KünstlerInnen geworden.
Lange brauchen wir für den Aufstieg, viel zu viel gibt es sehen. Schließlich erreichen wir doch die Höhe, 260 Meter über NN. Der Kanal verschwindet im dunkelgrünen Dickicht. Der Radweg verlässt nun erst mal den Kanal, der durch drei Tunnels führt, bis er den Etang von Baye erreicht. Zum Bau zweier Tunnels wurde der Berg wie mit einem Messer aufgeschnitten, schier eingeritzt, dann die Tunnelröhre im Tagebau gemauert und schließlich die Erde wieder aufgefüllt. Viele Arbeiter sind beim Bau der drei Tunnels ums Leben gekommen. Kein auffallender Gedenkstein erinnert an ihr Schicksal.
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Nach 4,5 Kilometern erreichen wir die beiden Wasserreservoirs Etang de Baye et de Vaux. An der Schleuse Nr. 1 Richtung Loire halten wir einen Moment, um uns zu orientieren. "Seid ihr Deutsche?" Wir drehen uns um. Am Straßenrand stopft sich ein junger Mann seine Pfeife.Schnell kommen wir ins Gespräch. In Kurzform erzählt uns Darren, so heißt er, seine Lebensgeschichte, und damit auch, warum er zu Fuß und mit Handkarre unterwegs ist. Nach langer schwerer Erkrankung, die Ärzte hatten ihn schon aufgegeben, lebte er ein halbes Jahr im Kloster. Dann machte er sich im vergangenen November von Holland aus auf den Weg nach Santiago de Compostella. Vielleicht noch ein halbes Jahr werde er unterwegs sein, meint er, vielleicht auch länger. Er habe alle Zeit dieser Welt, seit er neugeboren ist. Ich scherze und sage: "Vor den Wagen gehört doch ein Esel." Die Antwort kommt schlagfertig: "Der Esel bin ich." Wir lachen alle drei herzhaft. Mit einem herzlichen "Bonjour" und "Adieu" verabschieden wir uns.
Hinter Baye geht es in Schussfahrt Richtung Süden. Nun ja, nicht ganz. Aber ich spüre, dass es abwärts geht. Drei Schleusen hintereinander, da rollt das Rad natürlich besonders gern. Nach einigen Kilometern schnurgerader Strecke.verlassen wir die hochebenenähnliche Landschaft. Der Kanal windet sich nun um eine Schleife nach der anderen. Weiße Charolais-Rinder bevölkern die Weiden am Kanalufer. Ein Graureiher am gegenüber liegenden Ufer fühlt sich durch uns in seiner Mittagsruhe gestört. Er steigt auf, dreht eine Runde, verabschiedet sich mit einem ärgerlichen Krächzen und zieht davon, hinaus aufs freie Feld.
Chatillon-en-Bazois ist eines der vielen kleinen Städtchen in der französischen Provinz, nur bevölkert am Markttag, wenn die Bauern aus der Region zum Einkauf und Aperitif kommen. Ansonsten wirkt es eher museal in seiner Verlassenheit. Das Schlösschen steht pittoresk am Kanalufer. Es ist Zeit für eine Rast. Hier treffen wir Thorwold, einen fahrradbesessenen Holländer. Wir lassen uns auf seiner "Terrasse" nieder, ein paar kleine Tischgruppen am Kanalufer, und bestellen einen Kaffee. Natürlich könne ich meine Akkus aufladen, meint er, und prüft unaufgefordert den Luftdruck unserer Räder. Kuchen habe er auch keinen mehr, aber er habe für sich zwei Kaffeestückchen gekauft, die könnten wir haben. Ein Mann mit Herz! 65 Fahrräder hat er im Verleih, dazu eine Werkstatt und die besagte Terrasse. Wir können den Besuch bei ihm nur empfehlen. Die Getränke sind gut gekühlt. Picknick am besten gleich mitbringen, dafür Korkgeld geben, und wenn möglich nicht den Kaffee trinken. Der Blick auf Schloss und Peniche mit eingebautem Garten ist bezaubernd.
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Noch viele Kilometer mäandert der Kanal von Chatillon aus. Er folgt dem Lauf der Aron, die als kleine Schwester brav neben dem Kanal fliesst.
217, 216, 215 ... Frisch aufgesprühte Zahlen am Wegesrand, genau alle zehn Meter. Ich kann unsere Kilometerleistung herunter zählen. Nach der 1 dann ein Behindertenplatz, direkt am Ufer, ein kurzer Weg zur Straße. Hier hat vor wenigen Tagen ein Anglerwettbewerb stattgefunden. Jede Zahl für eine Startnummer, für Rollstuhlfahrer ein eigener befestigter Platz. Bei diesem Massenauftrieb von Anglern hat kein Fisch, dessen Maul ausreichend groß genug ist, sich an einem Anglerhaken zu vergreifen, auch nur die geringste |
Chance. Behindertengerechte Anglerplätze sind in Frankreich übrigens nicht unüblich. Wo derart viele Angler zusammen kommen, bleibt auch so mancher Müll liegen. Man sollte es zwar nicht glauben, aber es muss wohl so sein. Ein Schild weist daraufhin, dass mitgebrachter Müll auch wieder mit genommen werden muss.
Ein blühendes Eldorado im grünen Meer. Vor uns taucht Schleuse Nr. 24 auf. Sie ist über und über mit Blumen bepflanzt. Dazu gibt es zur Dekoration ein paar Schaufensterpuppen in traditioneller Bauernkleidung. Ich habe das Gefühl, mitten durch einen privaten Garten zu radeln. Dies ist das Reich von Evelyne. Seit vielen Jahren hegt und pflegt sie ihre Domaine und hat schon oft den Preis für die blumigste Schleuse bekommen. Wenig später eine ähnlich verschönerte Schleuse: Fahrräder dienen als Blumenständer und die Feldscheuche wacht, dass kein Unhold sie klaut.
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Überhaupt, die Schleusenwärter und heutzutage selbstverständlich auch Schleusenwärterinnen: Sie führen ein Leben wie Gott in Frankreich. Sie sind nur gefordert, wenn ab und zu ein Boot kommt. Ansonsten können sie sich ihrer Lieblingsbeschäftigung widmen. Mich erinnern sie an die Bahnschrankenwärter aus meiner Kindheit. Manche sind auch für zwei oder vielleicht sogar drei Schleusen zuständig. Sie helfen sich gegenseitig und sind einem Schwätzchen gegenüber nicht abgeneigt. Die meisten Schleusenwärterhäuschen auf unserer Strecke sind verwaist. Die Aufgabe des Schleusenwärters übernehmen dort im Sommer Studenten.
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Um die Mittagszeit zieht der Himmel sich zu. Es ist angenehm, da die Sonne nicht mehr brennt. Hinter uns, über dem Morvan-Massif, ballen sich schwarze Wolken. Es ist sehr schwül. Das Bistro des Campingplatzes von Pannecot lädt uns zu einer Rast ein, eine Einladung, die wir dankend annehmen. Es gibt frische Energie für uns und unsere Fahrradakkus.
Wir stehen mit ausgebreiteten Armen auf dem Radweg. Es regnet. Zwar nur ein paar dicke Tropfen, aber ein Vorgeschmack auf die abendliche Dusche. Nun führt die Strecke wieder kilometerweit schnurgeradeaus. Ab und zu eine alte Brücke, die die Eintönigkeit unterbricht. |
Es ist wie ein Dejà-vue-Erlebnis. Vor mir liegt eine Szene wie aus dem Bilderbuch. Eine grüne Weide führt einen sanften Hügel hoch. Dort oben weidet eine Gruppe weißer Rinder und dahinter liegt in einer Baumgruppe ein kleines Schloss. Schöner kann man ein französisches Chateau nicht malen.
Es ist später Nachmittag, als wir wir Cercy-la-Tour erreichen, unser heutiges Ziel. Von hier aus sind es noch etwa 15 Kilometer bis zur Loire. Angesichts des schwülen Wetters und der heißen Temperaturen verzichte ich auf den geplanten Schlenker zur Loire.
Es ist später Nachmittag, als wir wir Cercy-la-Tour erreichen, unser heutiges Ziel. Von hier aus sind es noch etwa 15 Kilometer bis zur Loire. Angesichts des schwülen Wetters und der heißen Temperaturen verzichte ich auf den geplanten Schlenker zur Loire.
Am nächsten Morgen beginnen wir in aller Frühe mit der Rückfahrt. Diesmal liegt die längste Etappe vor uns. Ausreichend Zeit, sich die Strecke nochmals eingehend zu betrachten und in sich zu gehen. Ich sinniere darüber, was das Besondere dieser Landschaft ausmacht. Mir ist kein besonderer Baustil aufgefallen, anders als zum Beispiel im östlichen Burgund. Die Landschaft ist leicht gewellt, typisch für Mittelfrankreich. Landflucht dominiert die kleinen Dörfer und Städtchen. Viele Schilder, auf denen Immobilien angeboten werden: "À vendre". Aber die Ruhe nimmt mich ein. Ich empfinde beim langsamen Dahingleitenden eine tiefgehende Entschleunigung. Die Stille ist erholsam. Kein Motorenlärm stört, selbst die Boote auf dem Kanal scheinen sich der Ruhe anzupassen. Der Radweg ist gut ausgebaut, die Fahrradtouristen kommen aus aller Herren Länder. Wir treffen immer wieder nette Menschen wie zum Beispiel Darren, den wir auch auf dem Rückweg wieder mit seinem Eselskarren treffen.
Am Nachmittag des dritten Tages erreichen wir wieder unseren Ausgangspunkt, Auxerre. Es ist, als habe uns die Stadt erwartet. Eine Gruppe Ruderer will gerade ihre Boote zu Wasser bringen. Als wir heran kommen, stehen sie für uns Spalier, ein "Bonjour", ein "Merci" und alle lachen. Die Stadt hat sich aufgehübscht. Überall hängen blaue, weiße und rote Luftballons und Fähnchen in den französischen Nationalfarben. Wir radeln am großen Fußballstadion von Auxerre vorbei. Große Übertragungswagen bekannter Fernsehanstalten richten ihre Sendeantennen aus. Heute spielt die französische Frauennationalmannschaft gegen Kanada. Die Nachmittagssonne beleuchtet die Uferszenerie des Zentrums.
Gegen Abend flanieren wir ins Zentrum. Gleißend weiß steht die Fassade der Kathedrale im frühen Abendlicht. Ein Falke umkreist den Turm vor stahlblauem Himmel. Die Kathedrale steht hoch über der Yonne, öffnet sich zur Altstadt hin. Der Stadtkern ist so gut erhalten, dass es mir Spass macht, selbst an den geschlossenen Fassaden mit dem typischen Fachwerk vom Burgund entlang zu gehen. Eng sind die Gefächer des Fachwerks und meist mit Backsteinen ausgekleidet. Sie zeugen von wohlhabenden Zeiten in der fast zweitausendjährigen Geschichte der Stadt. Auxerre war oft im Lauf der Zeit hin und her gerissen zwischen den Mächtigen in Paris und im Burgund.
Marie steht still vor dem Portal des ehrwürdigen Uhrturms. Mit ihr ist die Zeit stehen geblieben. EIn Bildhauer hat sie zum stummen Leben wieder erweckt, Erinnerung an eine einfache Frau aus dem Volk. Mehrere solcher Werke sind ins Straßenbild eingestreut, halten Geschichten am Leben, die die Altvorderen erlebt haben. Ein paar Kilometer vor den Toren der Stadt rauscht der Urlauberverkehr aus Paris vorbei Richtung Süden, lässt Auxerre in seiner Beschaulichkeit links liegen.
Wenige Menschen sind unterwegs, das Fußballspiel zieht alle an. Wir ziehen durch menschenleere Gassen. Katzen streichen an uns vorbei, Tauben gurren leise am Abendhimmel. Eben biegen wir um eine Ecke, als wir unvermittelt vor einer Menschenschlange stehen. Kino? I wo! Kebab? Nein! Der Mann, der gerade den Laden verlässt, zündet sich hastig eine Zigarette an und steckt die Zigarettenschachtel in die Tasche. Es ist der einzig offene Tabakladen im Stadtzentrum. Die dazugehörigen Autos verpesten um die Ecke rum die Abendluft.
Am großen Platz finden wir eine Pizzeria, die uns ein Abendessen bietet: "Formule leger", eine halbe Pizza mit einem halben Teller Salat. Mehr wollten wir auch nicht. Den Tag lassen wir in der gegenüberliegenden Bar ausklingen. 360 Kilometer auf dem Fahrrad liegen hinter uns. Die Franzosen haben ihren Sport: Das Fußballspiel läuft auf zwei Großbildfernsehern, dazu spielen zwei Musiker Folkmusik. Die glücklichere Mannschaft gewinnt: Frankreich - Allez les bleus.
Marie steht still vor dem Portal des ehrwürdigen Uhrturms. Mit ihr ist die Zeit stehen geblieben. EIn Bildhauer hat sie zum stummen Leben wieder erweckt, Erinnerung an eine einfache Frau aus dem Volk. Mehrere solcher Werke sind ins Straßenbild eingestreut, halten Geschichten am Leben, die die Altvorderen erlebt haben. Ein paar Kilometer vor den Toren der Stadt rauscht der Urlauberverkehr aus Paris vorbei Richtung Süden, lässt Auxerre in seiner Beschaulichkeit links liegen.
Wenige Menschen sind unterwegs, das Fußballspiel zieht alle an. Wir ziehen durch menschenleere Gassen. Katzen streichen an uns vorbei, Tauben gurren leise am Abendhimmel. Eben biegen wir um eine Ecke, als wir unvermittelt vor einer Menschenschlange stehen. Kino? I wo! Kebab? Nein! Der Mann, der gerade den Laden verlässt, zündet sich hastig eine Zigarette an und steckt die Zigarettenschachtel in die Tasche. Es ist der einzig offene Tabakladen im Stadtzentrum. Die dazugehörigen Autos verpesten um die Ecke rum die Abendluft.
Am großen Platz finden wir eine Pizzeria, die uns ein Abendessen bietet: "Formule leger", eine halbe Pizza mit einem halben Teller Salat. Mehr wollten wir auch nicht. Den Tag lassen wir in der gegenüberliegenden Bar ausklingen. 360 Kilometer auf dem Fahrrad liegen hinter uns. Die Franzosen haben ihren Sport: Das Fußballspiel läuft auf zwei Großbildfernsehern, dazu spielen zwei Musiker Folkmusik. Die glücklichere Mannschaft gewinnt: Frankreich - Allez les bleus.
Wir sagen zum Abschied: "À la prochaine. - Bis zum nächsten Mal".
Info zur Strecke:
Der Canal du Nivernais liegt im westlichen Burgund, ziemlich in der Mitte von Frankreich.
Er ist 174 km lang und verbindet die Seine mit der Loire.
Ausgangspunkt ist im Norden Auxerre, Endpunkt Decize (15 km nach Cercy-la-Tour).
Wer mehr wissen will, ist bei Wikipedia gut beraten.
Er ist 174 km lang und verbindet die Seine mit der Loire.
Ausgangspunkt ist im Norden Auxerre, Endpunkt Decize (15 km nach Cercy-la-Tour).
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