Und es ward Winter auf Mallorca
Januar 2012
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Drei Hinweise vorneweg:
- Zuerst kommen die Fotos, dann der dazugehörige Text.
- Mit Klick auf ein Foto wird es größer und du kannst dann direkt das nächste Foto ansteuern.
- Detailliertere Ortsbeschreibungen finden sich im Beitrag "Das etwas andere Mallorca" im "Mittelmeer-Lesebuch".
Drei Hinweise vorneweg:
- Zuerst kommen die Fotos, dann der dazugehörige Text.
- Mit Klick auf ein Foto wird es größer und du kannst dann direkt das nächste Foto ansteuern.
- Detailliertere Ortsbeschreibungen finden sich im Beitrag "Das etwas andere Mallorca" im "Mittelmeer-Lesebuch".
DIE ANKUNFT

_So ein guter alter Blechwecker mit Federwerk hat schon seine Vorteile. Er weckt nachhaltig die Lebensgeister.
Schwarz ist die Nacht, als der Flieger um 7:00 Uhr abhebt, und dennoch klar die Sicht. Die Ortschaften mit ihren gelben Lichtern rechts und links der Startbahn West liegen wie zufällig gestreute Scheiben am Boden. Dazwischen windet sich die weiße Schlange des Berufsverkehrs über die Autobahn, zuckend und blinkend, ohne Anfang und Ende. Bald schon zeichnet ein tiefroter Streifen über den Wolken den Horizont im Osten nach und mit der zunehmenden Helligkeit wird zwischen den Wolkenfetzen die Landschaft entlang des Rheingrabens immer plastischer. Hinter Basel ragen die schneebedeckten Grate des Schweizer Jura wie Haifischflossen aus der Wolkendecke heraus. Der Airbus ist auf dem Weg nach Süden.
Während sich an diesem Montagmorgen unten die Menschen auf den Weg zur Arbeit machen, lehne ich mich hier oben in den Sitz zurück und versuche, den verlorenen Schlaf nach zu holen. Plötzlich springt der rote Ball der Sonne über den Horizont und wirft sein helles Licht in die Kabine. Unter mir erleuchten die Bergzipfel im rotwarmen Morgenlicht. Ich bin wieder wach.
Schwarz ist die Nacht, als der Flieger um 7:00 Uhr abhebt, und dennoch klar die Sicht. Die Ortschaften mit ihren gelben Lichtern rechts und links der Startbahn West liegen wie zufällig gestreute Scheiben am Boden. Dazwischen windet sich die weiße Schlange des Berufsverkehrs über die Autobahn, zuckend und blinkend, ohne Anfang und Ende. Bald schon zeichnet ein tiefroter Streifen über den Wolken den Horizont im Osten nach und mit der zunehmenden Helligkeit wird zwischen den Wolkenfetzen die Landschaft entlang des Rheingrabens immer plastischer. Hinter Basel ragen die schneebedeckten Grate des Schweizer Jura wie Haifischflossen aus der Wolkendecke heraus. Der Airbus ist auf dem Weg nach Süden.
Während sich an diesem Montagmorgen unten die Menschen auf den Weg zur Arbeit machen, lehne ich mich hier oben in den Sitz zurück und versuche, den verlorenen Schlaf nach zu holen. Plötzlich springt der rote Ball der Sonne über den Horizont und wirft sein helles Licht in die Kabine. Unter mir erleuchten die Bergzipfel im rotwarmen Morgenlicht. Ich bin wieder wach.
Nach einer Stunde und 40 Minuten empfängt mich Mallorca mit herrlichem Sonnenschein. Ich hatte mir gestern beim Vorabend-CheckIn schon einen Sitzplatz am Fenster mit Blick nach Norden reserviert. Es ist klar und die Sonne beleuchtet die Kette der Tramuntana, des Nordgebirges. Der Flieger biegt vor der Nordspitze, dem Cap Formentor, auf den Landestrahl ein, so dass sich die Berge hintereinander aufgereiht im Licht der noch tiefstehenden Sonne staffeln. Je tiefer der Airbus sinkt, desto klarer sind die Ortschaften und Gehöfte in der Inselmitte zu sehen. Ich erkenne Inca am Fuß der Tramuntana und Sineu mit seinem markanten Kirchturm, um den herum mittwochs der Bauernmarkt stattfindet. Die Windräder kurz vor der Landebahn scheinen zum Greifen nah. Der Schatten des Flugzeuges streift sie kurz, dann setzen wir auf.
CALA RAJADA - DIE ROCHENBUCHT
_Der Flughafen liegt im Westen, Cala Rajada genau gegenüber auf der Ostspitze der Insel.
Mit dem Transferbus fahren wir quer über die Insel den ganzen Weg nun
wieder zurück. Bei der Einfahrt nach Cala Rajada habe ich das Gefühl,
nach Hause zu kommen. Vorbei an der Pferderanch, der Bushaltestelle, dem
Supermarkt Eroski – und schon hält der Bus vor dem Hotel. Direkt
auf der Straße vor dem Hotel ist eine große Feuerstelle, so als habe man
dort ganze Baumstämme verbrannt. Später sehen wir ähnlich Feuerstellen
an vielen anderen Stellen im Ort, immer vor einer Gaststätte. Dann
erfahren
wir, dass am Samstag das große Fest zu Ehren des Heiligen Antonio
stattgefunden hat. Es ist das Fest zum Vertreiben der Wintergeister,
ähnlich unserem Fasching, an dem zum Abschluss
symbolisch große Strohpuppen verbrannt werden. Maskierte Menschen, Dämonen genannt, ziehen in einem Umzug durch die Stadt und besuchen alle
Feuer. Zum
Abschluss des Festes gibt es in den Gaststätten kostenlosen Schnaps.
Die Müllabfuhr lässt sich Zeit mit dem Abräumen, bis in den immer noch leicht qualmenden
Scheiterhaufen die letzte Glut erloschen ist; die Autos
fahren derweil einfach drumherum.
Cala Rajada, wo im Sommer der Bär tobt (im Hotel wird gebeten, die Nachtruhe ab 24:00 (!) zu beachten), hält noch seinen Winterschlaf. Die meisten Geschäfte und Restaurants sind geschlossen oder in Renovierung. Dennoch habe ich nicht das Gefühl in einer Retortenstadt zu sein. Nach der Ankunft schlendern wir erst mal zum Hafen, trinken einen Kaffee und genießen die warme Sonne. Jetzt, um die Mittagszeit, ist sie angenehm warm.
Ursprünglich war Cala Rajada nur eine Ansammlung von Fischerhütten, die zu Capdepera gehörten. Es wurden vor allem Rochen gefangen, daher auch der Name Rajada - Rochen. Die idyllische Lage in der Bucht hat schon im
19. Jahrhundert reiche Mallorquiner dazu bewogen, sich ein Sommerdomizil in Cala Rajada zu bauen. Das Casa March, die markant über dem Hafen gelegene ehemalige Villa des Tabakschmugglers, Immobilienhändlers und Bankiers Juan March, wurde 1911 auf den Ruinen eines alten Wachturms gebaut. Heute ist es in staatlichem Eigentum und dient samt Parkanlage als Ausstellungsort. Um 1970 mit dem zunehmenden Tourismus wurden dann die ersten Hotels für Pauschaltouristen gebaut. Zum Glück ist der Flughafen am anderen Ende der Insel und der Strand klein und überschaubar, so dass Cala Rajada das Schicksal vom Ballermann und von Cala Millor erspart geblieben ist. Das einzelne Hochhaus an der südlichen Bucht wünschen sich nicht nur die Touristen weg.
Cala Rajada, wo im Sommer der Bär tobt (im Hotel wird gebeten, die Nachtruhe ab 24:00 (!) zu beachten), hält noch seinen Winterschlaf. Die meisten Geschäfte und Restaurants sind geschlossen oder in Renovierung. Dennoch habe ich nicht das Gefühl in einer Retortenstadt zu sein. Nach der Ankunft schlendern wir erst mal zum Hafen, trinken einen Kaffee und genießen die warme Sonne. Jetzt, um die Mittagszeit, ist sie angenehm warm.
Ursprünglich war Cala Rajada nur eine Ansammlung von Fischerhütten, die zu Capdepera gehörten. Es wurden vor allem Rochen gefangen, daher auch der Name Rajada - Rochen. Die idyllische Lage in der Bucht hat schon im
19. Jahrhundert reiche Mallorquiner dazu bewogen, sich ein Sommerdomizil in Cala Rajada zu bauen. Das Casa March, die markant über dem Hafen gelegene ehemalige Villa des Tabakschmugglers, Immobilienhändlers und Bankiers Juan March, wurde 1911 auf den Ruinen eines alten Wachturms gebaut. Heute ist es in staatlichem Eigentum und dient samt Parkanlage als Ausstellungsort. Um 1970 mit dem zunehmenden Tourismus wurden dann die ersten Hotels für Pauschaltouristen gebaut. Zum Glück ist der Flughafen am anderen Ende der Insel und der Strand klein und überschaubar, so dass Cala Rajada das Schicksal vom Ballermann und von Cala Millor erspart geblieben ist. Das einzelne Hochhaus an der südlichen Bucht wünschen sich nicht nur die Touristen weg.
_Vom Hafen führt eine kleine Uferpromenade
ostwärts
zu einer idyllischen Bucht. Brigitte und Regina ziehen sich sofort die
Schuhe aus und stapfen ins Wasser. Uns gegenüber zwei junge Frauen, die sich
gegenseitig fotografieren. Als sie sich mit dem
Selbstauslöser
abmühen, greifen Jürgen und ich ein. Wir stellen sie fotogerecht ins
Licht, sagen ihnen, wie sie den Kopf halten sollen und machen die Fotos.
Im Gespräch erzählen sie uns, dass sie im „Sa Fonda 74“ arbeiten, einem
Restaurant am Hafen. Wir tauschen Mailadresse und Facebook-Adresse aus
und schlendern dann zum Hafen zurück. Die wenigen Cafés, die jetzt
geöffnet haben, sind bevölkert mit Sonnenhungrigen. Die roten Blüten
eines Baumaloe-Busches leuchten vor der Hafenkulisse in der Sonne.
Mediterrane Srimmung macht sich bei mir breit.
Ein Wanderweg führt von der Cala Agulla, dem nördlich gelegenen Badestrand, rund um den Punta de Capdepera, der Ostspitze Mallorcas, die Klippen entlang bis zur Cala Gat im Süden. Blaue Punkte an Bäumen und auf Steinen weisen den Weg. Eine kleine idyllische Bucht, mit schmalen Einlass zwischen hohen Felsen und fast kreisrund, lässt Fantasien aufkommen von Piraten, die sich hier in früheren Jahren versteckt hielten. Manchmal führt der Weg hart am Rand der Klippen und der Blick fällt auf die Wellen, die sich tief unten an den Felsen brechen. Immer wieder wird zwischen den Pinien der Blick frei auf den Leuchtturm und das Meer, das im Gegenlicht viele tausend kleiner Sterne glitzern lässt. In der letzten Nacht hat es geregnet, die Natur bedankt sich mit tausend kleinen Blüten, die plötzlich nach langen Wochen der Trockenheit auf Büschen sprießen. Am höchsten Punkt der Wanderung steht die Ruine eines jener alten Wachtürme, die rund um die Insel zum Schutz vor Überfällen erbaut wurden. Jeder Turm steht in Sichtweite zum nächsten, so dass die herannahende Gefahr mit Lichtsignalen weiter gemeldet werden konnte. Von hier führt ein kurzer Weg hinunter zum Leuchtturm. 1861 wurde er errichtet und sendet seit dem seine warnenden Signale in die dunkle Nacht hinaus. Es ist für mich immer wieder ein schönes Gefühl, frühmorgens her zu kommen, um das Erwachen des Tages mit zu erleben, wenn die Dämmerung mit roter und violetter Farbe von Osten her den Horizont hoch wandert und schließlich der Sonnenball erscheint. Im letzten Jahr waren es zwei junge Katzen, die mir an dieser Stelle Gesellschaft leisteten, jetzt hat sich hier eine ganze Kolonie angesiedelt und es sind keineswegs einfache Straßenkatzen. Dem Ruf der Freiheit sind auch siamesische Katzen und andere Vertreterinnen edler Rassen gefolgt, die einträchtig im Dutzend hier leben. Mallorquiner scheinen Katzenfreunde zu sein, denn irgendjemand hat ihnen hier ein kleines Häuschen gebaut und ein Fressnapf zeugt von täglicher Futtergabe. Sie sind auch wohlgenährt und lassen sich gerne kraulen. Bei Katern sind die Ohren eingeschnitten, das Zeichen, dass sie kastriert wurden.
Rochen, Sardinen und Garnelen
_Nachmittags um fünf kommen die Fischer vom Fang zurück.
Vier größere Boote sind es, die nacheinander an der Mole von Cala Rajada anlegen und
ihren Fang direkt in die Kühlwagen laden. Im Sommer stehen sich hier
sicher die Touristen die Füße platt, um das Schauspiel zu beobachten,
doch nun sind es nur wenige, die sich eingefunden haben. Reichhaltig ist
der Fang sicher nicht mehr, aber es sind auch nicht die großen Fische, die hier ausgeladen
werden: Garnelen, kleine Rochen, Sardinen und Fische, deren Namen ich nicht
kenne, mit großen hervorstehenden Augen. Sie wandern in die Auslagen
der zahlreichen Restaurants in Cala Rajada und Umgebung. Und da gibt es
noch den Beifang, der in den Netzen der Fischer hängen geblieben ist und
der nun auch ausgeladen wird: drei bis vier Meter lange Baumstämme und ein Kotflügel.
Da stellt sich doch die Frage, wie dieser Kotflügel ins Meer geraten
ist.
Wintereinbruch
_Große Regentropfen prasseln wie Hagelkörner auf das Plastikdach des Wintergartens, es regnet seit vielen Stunden ununterbrochen. Des einen Freud, des anderen Leid. Seit vier Monaten hat es nicht mehr richtig geregnet. Die Bauern haben nun endlich den langersehnten Regen, der den Boden nässt, den Pflanzen die Nahrung gibt und die Wasserreservoirs für den Sommer füllt. Die Touristen dagegen, die nur für wenige Tage hier sind, um Sonne zu tanken, sitzen unruhig vor dem Kamin, in dem die Flammen an den dicken Holzscheiten lecken und wohlige Wärme abgeben. In Sturzbächen kommt das Wasser die Straße runter. Wie zum Trotz sprudelt der Springbrunnen auf dem kleinen Kreisel vor dem Hotel seine Fontäne hoch. Selbst auf dem kurzen Weg zum Samstagsmarkt würde ich klatschnass werden, also bleibe ich mit dem Hintern vor dem Kamin sitzen, schlage mein Buch auf und widme mich der Lektüre. Vier dicke Bücher habe ich dabei, aber so lange wird es hoffentlich nicht regnen. Angesichts der Frosttage, die nun Deutschland beherrschen, ist es hier immer noch angenehmer. Wir buchen beim Touristenbüro für Sonntag einen Besuch in der Höhle von Arta.
Der Eingang zur Höhle liegt am Steilhang vom Cap Vermell. Ein eisiger Wind weht an diesem Morgen, wir sind froh, dass wir direkt vom Bus ohne die sonst übliche Wartezeit durch den langen Gang ins Innere der Höhle gehen dürfen. Schon bald stehen wir in einer riesigen Halle. Stalagmiten und Stalaktiten wachsen vom Grund der Halle hoch und von der Decke runter, manche begegnen sich auf ihrem Weg, wachsen zusammen und bilden eine tragende Säule der Halle. Im Prospekt steht etwas vom "neunten Weltwunder". Na ja, grandios ist sie schon und bei der Werbung hilft der Spruch sicher auch. In einer anderen Halle wird es plötzlich stockdunkel. Dann beginnt leise Musik und die Wände erleuchten im Klang der Musik in roten, blauen, grünen, violetten und orangen Farben. Das Spiel nimmt mich gefangen, trägt mich hinfort in die Gedankenwelt. Zu schnell ist die Vorführung wieder zu Ende und das schnöde weiße Licht blendet mein Auge. Auf und ab führt der Weg weiter durch immer neue Hallen. Je tiefer wir eindringen, desto wärmer wird es. Es liegt aber nicht an der Nähe zur Erdmitte, die noch weit entfernt ist, sondern an den vielen Treppenstufen, die ich erklimmen muss. Figuren werden sichtbar. Mal ein riesiges Mammut, mal eine kleine nackte Gallionsfigur, die Fantasie schlägt Kapriolen. Ein kalter Luftzug kündet das Ende des Rundgangs an und durch einen riesengroßen Schlund verlassen wir über die große Freitreppe die Höhle. Die Begleiterin vom Touristenbüro hat derweil einen kleinen Imbiss mit mallorquinischen Köstlichkeiten vorbereitet, gerade richtig als zweites Frühstück. Wir nehmen es dankbar an.
Den letzten Teil des Rückweges laufen wir zu Fuß, machen zwischendrin Rast im L'Orient Café in Capdepera. In den Gärten und auf den Feldern blühen die ersten Pflanzen des Jahres: die rote Baumaloe, die gelbe Mimose, die lila Bouganvilla, ein Teppich von gelben Blüten auf den frisch bewässerten Wiesen und darüber natürlich die ersten weißen Mandelblüten.
Der Eingang zur Höhle liegt am Steilhang vom Cap Vermell. Ein eisiger Wind weht an diesem Morgen, wir sind froh, dass wir direkt vom Bus ohne die sonst übliche Wartezeit durch den langen Gang ins Innere der Höhle gehen dürfen. Schon bald stehen wir in einer riesigen Halle. Stalagmiten und Stalaktiten wachsen vom Grund der Halle hoch und von der Decke runter, manche begegnen sich auf ihrem Weg, wachsen zusammen und bilden eine tragende Säule der Halle. Im Prospekt steht etwas vom "neunten Weltwunder". Na ja, grandios ist sie schon und bei der Werbung hilft der Spruch sicher auch. In einer anderen Halle wird es plötzlich stockdunkel. Dann beginnt leise Musik und die Wände erleuchten im Klang der Musik in roten, blauen, grünen, violetten und orangen Farben. Das Spiel nimmt mich gefangen, trägt mich hinfort in die Gedankenwelt. Zu schnell ist die Vorführung wieder zu Ende und das schnöde weiße Licht blendet mein Auge. Auf und ab führt der Weg weiter durch immer neue Hallen. Je tiefer wir eindringen, desto wärmer wird es. Es liegt aber nicht an der Nähe zur Erdmitte, die noch weit entfernt ist, sondern an den vielen Treppenstufen, die ich erklimmen muss. Figuren werden sichtbar. Mal ein riesiges Mammut, mal eine kleine nackte Gallionsfigur, die Fantasie schlägt Kapriolen. Ein kalter Luftzug kündet das Ende des Rundgangs an und durch einen riesengroßen Schlund verlassen wir über die große Freitreppe die Höhle. Die Begleiterin vom Touristenbüro hat derweil einen kleinen Imbiss mit mallorquinischen Köstlichkeiten vorbereitet, gerade richtig als zweites Frühstück. Wir nehmen es dankbar an.
Den letzten Teil des Rückweges laufen wir zu Fuß, machen zwischendrin Rast im L'Orient Café in Capdepera. In den Gärten und auf den Feldern blühen die ersten Pflanzen des Jahres: die rote Baumaloe, die gelbe Mimose, die lila Bouganvilla, ein Teppich von gelben Blüten auf den frisch bewässerten Wiesen und darüber natürlich die ersten weißen Mandelblüten.
WO BLEIBT NUR DIE MANDELBLÜTE?
Eigentlich sollte um diese Zeit ganz Mallorca im Weiß der Mandelblüten ertrinken. Es beginnt ganz langsam. Bereits Ende Dezember wagen sich die ersten Mandelblüten aus ihrer sicheren Knospenhülle. Es sind zum einen die ewig Vorwitzigen, die es gar nicht erwarten können, bis der große Startschuss kommt. Es sind zum anderen die Kundschafter, die das aktuelle Wetter testen, um der großen Schar dann gegen Ende Januar das Startzeichen zu geben. Die Kundschafter sind in den geschützten Lagen zu finden: in einsamen Seitentälern, zwischen Hausmauern und auf so manchem Feld. Je nach Wetterlage startet dann gegen Ende Januar das große Feld der Mandelblüten, meist an den Südhängen der Tramuntana, dort wo sich die Wärme der Sonne fängt und wieder abgestrahlt wird. Im edlen Weiß kleiden sich die Süßmandeln, während die Bittermandeln das vornehme Rosa bevorzugen. Von hier wandert die Blüte dann an die Ostküste bei Monte Christo und weiter die Küste entlang in den Süden, dort, wo die großen Mandelplantagen bei Llucmajor und Campos zu finden sind. Die Hauptblüte hält dann zwei Wochen an. Es ist die Zeit, in der diese Landschaften wie in Hochzeitsfarben strahlen, sofern nicht eine Frostperiode den Traum erstickt.
In diesem Jahr ist die Mandelblüte zurück geblieben. Nach einer langen Sonnenperiode ohne Regen, die bis Ende Januar anhielt, treiben immer mehr Knospen an den Mandelbäumen und öffnen sich vorsichtig, so wie neugierige Schuljungs um die Ecke luken. Doch der plötzliche Temperatursturz bis an die Frostgrenze hat dem erst mal ein Stoppzeichen gesetzt. Der Wintereinbruch mag zwar den Vormarsch der Blüte bremsen, aber dauerhaft aufhalten kann er ihn nicht. Eigentlich sollten jetzt hier Fotos von einer traumhaften Mandelblüte kommen, aber wartet ab, es kommt anders.
In diesem Jahr ist die Mandelblüte zurück geblieben. Nach einer langen Sonnenperiode ohne Regen, die bis Ende Januar anhielt, treiben immer mehr Knospen an den Mandelbäumen und öffnen sich vorsichtig, so wie neugierige Schuljungs um die Ecke luken. Doch der plötzliche Temperatursturz bis an die Frostgrenze hat dem erst mal ein Stoppzeichen gesetzt. Der Wintereinbruch mag zwar den Vormarsch der Blüte bremsen, aber dauerhaft aufhalten kann er ihn nicht. Eigentlich sollten jetzt hier Fotos von einer traumhaften Mandelblüte kommen, aber wartet ab, es kommt anders.
ARTA
_Kommt man von Süden über die Landstraße von Cala Rajada, dann entlockt
der Blick auf Arta dem Betrachter ein spontanes „Oh wie schön“. Eine Kirche mit
zinnenbewehrten Mauern hoch auf dem Hügel, auf halber Höhe eine weitere
imposante Kirche und darunter die Dächer von Arta. Die Einkaufsstraße
ist jetzt um die frühe Mittagszeit belebt. Sie zieht sich durch den
kleinen Ort den Hügel hoch und führt direkt auf die Eingangstür der
markanten Kirche zu. Ungewohnt für uns, aber nicht ungewöhnlich für Spanien, ist, dass
Orangenbäume mit prallreifen Orangen die Straße säumen. Als ich von der
Einkaufsstraße in eine der Nebenstraßen abbiege, befinde ich mich
plötzlich in einer anderen Welt. Es scheint, als sei die Stadt von einer Sekunde zur anderen leergefegt, und zum Beweis fährt der Kehrwagen der Müllabfuhr durch die
Gasse. Diese sind eng, die grünen Fensterläden verschlossen und
selbst vor den Eingangstüren sind verschlossene grüne Läden. Öffnet sich
jedoch einmal einer dieser Türläden, dann sieht man, dass einen Schritt
dahinter die eigentliche Eingangstür ist. Mit den Läden schützen sich
die Bewohnen vor der winterlichen Kälte und der sommerlichen Hitze, sie
wirken wie eine Klimaanlage. Das Leben spielt sich im Haus und im innen
liegenden Hof ab, nicht auf der Straße.
Arta mit seinen knapp 7500 Einwohnern zählt zu den ältesten Besiedlungen auf Mallorca. Auf dem Hügel über der Pfarrkirche befand sich schon in prähistorischer Zeit eine Befestigungsanlage. Teile der alten Maueranlage sind noch heute als Grundmauern der Befestigungsanlage zu sehen, die im Oval angelegt ist. Auch die Römer und die Araber nutzten diese Anlage als befestigten Stützpunkt. Im 13. Jahrhundert wurde dann innerhalb der Burgmauern das Sanktuarium San Salvator errichtet. Das heutige Sanktuarium, das seit alters her die Kulisse der Stadt dominiert, stammt aus dem 17. Jahrhundert. Eine hölzerne Marienstatue, die angeblich die Stadt vor einem Piratenüberfall geschützt hat, wird hier verehrt. An die Mauer des Sanktuariums schmiegt sich das Mirador, das Burgcafé, mit einem köstlich mundenden Kuchen und einem Blick über das ganze Tal und die Stadt. Eine langgezogene Treppe mit 180 Stufen führt vom Kalvarienberg hinunter ins Stadtzentrum.
Der Cafe con leche rinnt warm die Kehle runter und ein Sonnenstrahl wandert langsam die Straße entlang. Flamenco-Klänge kommen vom Marktstand herüber und Menschen laufen mit prallgefüllten Einkaufstaschen an mir vorbei. Heute ist Markttag in Arta. Die Tische vor der Bar Central stehen am Rande des Platzes, auf dem die Marktstände aufgebaut sind. Ich sitze hier und beobachte das Markttreiben. Kühl ist der Tag. Aber sobald die Sonne ein Loch in der Wolkendecke gefunden hat, wird es für einen Moment angenehm warm. Es gab bislang in diesem Jahr keinen richtigen Winter auf Mallorca, seit 4 Wochen scheint unablässig die Sonne und die Landwirtschaft lechzt nach Regen. Selbst die Mandelbäume, die sonst schon um diese Zeit in voller Blüte stehen, halten sich noch zurück, warten auf das erfrischende Nass. Die Platanen, die im Sommer dem Platz mit ihrem Blattdach kühlenden Schatten spenden, tragen noch das braune welke Herbstlaub und warten auf den Sturm, der sie davon befreit. Um diese Jahreszeit ist der Markt nicht überfüllt. Wir können gemütlich von Stand zu Stand schlendern und so mancher Marktbeschicker freut sich, wenn wir vor seinem Stand stehen bleiben und seine Langweile unterbrechen. Obst und Gemüse sind heute mehr gefragt als Winterbekleidung und warme Bettwäsche im Billigangebot. Nur in der Markthalle in der hinteren Ecke des Marktes herrscht reges Treiben. Es gibt auch schon die ersten Erdbeeren. Wir versorgen uns mit leckerem Käse und Schinken für unser Picknick. Bei der netten Honigfrau kaufe ich wie jedes Jahr meinen Honig, in diesem Jahr entscheide ich mich für „Mandelhonig mit Mistel“ und den " Steineichen-Honig". Natürlich hat sie auch den Standardhonig, aber ihre Sortenreinen sind immer wieder eine köstliche Überraschung.
Arta mit seinen knapp 7500 Einwohnern zählt zu den ältesten Besiedlungen auf Mallorca. Auf dem Hügel über der Pfarrkirche befand sich schon in prähistorischer Zeit eine Befestigungsanlage. Teile der alten Maueranlage sind noch heute als Grundmauern der Befestigungsanlage zu sehen, die im Oval angelegt ist. Auch die Römer und die Araber nutzten diese Anlage als befestigten Stützpunkt. Im 13. Jahrhundert wurde dann innerhalb der Burgmauern das Sanktuarium San Salvator errichtet. Das heutige Sanktuarium, das seit alters her die Kulisse der Stadt dominiert, stammt aus dem 17. Jahrhundert. Eine hölzerne Marienstatue, die angeblich die Stadt vor einem Piratenüberfall geschützt hat, wird hier verehrt. An die Mauer des Sanktuariums schmiegt sich das Mirador, das Burgcafé, mit einem köstlich mundenden Kuchen und einem Blick über das ganze Tal und die Stadt. Eine langgezogene Treppe mit 180 Stufen führt vom Kalvarienberg hinunter ins Stadtzentrum.
Der Cafe con leche rinnt warm die Kehle runter und ein Sonnenstrahl wandert langsam die Straße entlang. Flamenco-Klänge kommen vom Marktstand herüber und Menschen laufen mit prallgefüllten Einkaufstaschen an mir vorbei. Heute ist Markttag in Arta. Die Tische vor der Bar Central stehen am Rande des Platzes, auf dem die Marktstände aufgebaut sind. Ich sitze hier und beobachte das Markttreiben. Kühl ist der Tag. Aber sobald die Sonne ein Loch in der Wolkendecke gefunden hat, wird es für einen Moment angenehm warm. Es gab bislang in diesem Jahr keinen richtigen Winter auf Mallorca, seit 4 Wochen scheint unablässig die Sonne und die Landwirtschaft lechzt nach Regen. Selbst die Mandelbäume, die sonst schon um diese Zeit in voller Blüte stehen, halten sich noch zurück, warten auf das erfrischende Nass. Die Platanen, die im Sommer dem Platz mit ihrem Blattdach kühlenden Schatten spenden, tragen noch das braune welke Herbstlaub und warten auf den Sturm, der sie davon befreit. Um diese Jahreszeit ist der Markt nicht überfüllt. Wir können gemütlich von Stand zu Stand schlendern und so mancher Marktbeschicker freut sich, wenn wir vor seinem Stand stehen bleiben und seine Langweile unterbrechen. Obst und Gemüse sind heute mehr gefragt als Winterbekleidung und warme Bettwäsche im Billigangebot. Nur in der Markthalle in der hinteren Ecke des Marktes herrscht reges Treiben. Es gibt auch schon die ersten Erdbeeren. Wir versorgen uns mit leckerem Käse und Schinken für unser Picknick. Bei der netten Honigfrau kaufe ich wie jedes Jahr meinen Honig, in diesem Jahr entscheide ich mich für „Mandelhonig mit Mistel“ und den " Steineichen-Honig". Natürlich hat sie auch den Standardhonig, aber ihre Sortenreinen sind immer wieder eine köstliche Überraschung.
__BETLEM, DIE EINSIEDELEI
_Von Arta führt eine kleine Straße Richtung Osten. Zwischen winterkahlen Feigen-, Affenbrot- und Mandelbäumen weiden Schafe,
deren Glockenläuten das einzige Geräusch ist, das das Brummen unseres
betagten Mietwagens begleitet. In Serpentinen windet sich die Straße auf
eine kleine Passhöhe hoch. Zwei Autos passen gerade mal nebeneinander
vorbei, aber die einzigen Warnschilder, die es gibt, warnen vor
Fahrradfahrern. Hinter dem Pass liegt die Einsiedelei Betlem. 1805 wurde
sie von Mönchen in der Nähe einer Quelle errichtet und noch heute leben
dort fünf Mönche in einer gewissen Einsamkeit, immerhin so einsam, dass
es hier in diesem Hochtal keinen Handyempfang gibt, und das will auf
Mallorca etwas heißen. Neben der Quelle breiten wir unsere Taschen auf
einer großen Steinplatte aus. Das Brot aus der Markthalle ist besonders
gut und so wandert Scheibe um Scheibe, wahlweise mit leckerem
Ziegenkäse, Schinken oder Leberwurst gewürzt mit Fenchel, in die
hungrigen Mägen. Eine Mariengrotte ist aus dem Kalkstein der karstigen
Küste gemauert und über der eingefassten Quelle hängt eine große,
verrostete, eiserne Schöpfkelle für die durstigen Pilger. Das
Quellwasser, das aus einem in den Stein gehauenen Löwenkopf rinnt, ist
wohl gut gegen Eisenmangel. Jedes mal, wenn Wanderer, die aus dem Tal
hoch kommen, sich der Quelle nähern, wird das Läuten der Glocken der
frei weidenden Schafe erschreckt lauter. Die Wanderer grüßen uns,
natürlich auf Deutsch.
Im Mittelalter galt Mallorca als Geheimtipp für Einsiedler, die sich in den Bergtälern und an abgeschiedenen Plätzen niederließen. Im Jahr 1805 versuchte man mit dem Bau der Einsiedelei von Betlem diese Tradition wieder aufzunehmen. Aber es blieb bei diesem einen Versuch, die Zeit der Einsiedler war wohl schon vorbei. Eine Zypressenallee führt zu der Kapelle der Einsiedelei und ein kleiner Pfad dahinter auf den nächsten Berg. Von dort oben öffnet sich ein wunderschöner Blick auf die tief unten von weißen Wellen umspülte Küste. Weiter schweift der Blick nordwärts über die Bucht von Alcudia, hin zum Cap des Pinar und zum fernen Cap Formentor, der Nordspitze von Mallorca, die beide heute nur schwer im Dunst zu erkennen sind.
Im Mittelalter galt Mallorca als Geheimtipp für Einsiedler, die sich in den Bergtälern und an abgeschiedenen Plätzen niederließen. Im Jahr 1805 versuchte man mit dem Bau der Einsiedelei von Betlem diese Tradition wieder aufzunehmen. Aber es blieb bei diesem einen Versuch, die Zeit der Einsiedler war wohl schon vorbei. Eine Zypressenallee führt zu der Kapelle der Einsiedelei und ein kleiner Pfad dahinter auf den nächsten Berg. Von dort oben öffnet sich ein wunderschöner Blick auf die tief unten von weißen Wellen umspülte Küste. Weiter schweift der Blick nordwärts über die Bucht von Alcudia, hin zum Cap des Pinar und zum fernen Cap Formentor, der Nordspitze von Mallorca, die beide heute nur schwer im Dunst zu erkennen sind.
_DER BAUERNMARKT VON SINEU
_Auch der dritte Tag auf Mallorca brilliert mit strahlendem Sonnenschein.
Gewiss, 14 Grad Celsius sind nicht gerade sommerliche Hitze, aber es
ist mild und die Sonne wärmt schon merklich. Sineu liegt ziemlich genau
in der Inselmitte. Schon beim Anflug habe ich die markante Kirche auf
der Spitze des kleinen Hügels gesehen, um die sich in engen Gassen die
Ortschaft schmiegt. Die Reiseführer empfehlen, den Ort im Sommer in
aller Frühe zu besuchen. Dabei haben die Reiseführer nicht die Kirche im
Auge, sondern den jeden Mittwoch stattfindenden Bauern- und
Kunstgewerbemarkt, der im Sommer von allen Hotels mit Reisebussen voller
Touristen angesteuert wird. Es ist der größte Markt auf der Insel und
zu gleich auch der schönste. Selbst jetzt im Januar zieht er die
Touristen ebenso wie die auf der Insel lebenden Ausländer, die sogenannten
Residenten, an. Gerade, als wir in den Ort fahren, kommt der Zug aus
Palma an und so müssen wir warten, bis all die Menschen die Straße vor
dem Bahnhof überquert haben. Es ist eine merkwürdige Mischung an
Marktständen, die uns empfängt. Zum einen sind da die Stände, an denen
Wein vom Fass, Wurstwaren von den schwarzen Schweinen, Kuchen vom deutschen Konditor
oder gar echt thüringische Bratwurst angeboten werden. Das sind nun
nicht gerade die Waren, die die Mallorquiner kaufen. Zum anderen sind da
die Obst-, Gemüse- und Fischstände auf dem kleinen Platz vor der
Pfarrkirche, an denen sich die ortsansässige Bevölkerung versorgt. Da
ist dann noch der Tiermarkt, wo Bauern Schafe, Küken oder gar ein Pferd
kaufen, während andererseits der Resident dort auch seinen neuen treuen
Begleiter im Welpenalter kaufen kann. Und schließlich ist da der Teil
des Marktes mit Handtaschen, Billigklamotten, bunten Tüchern und
Ähnlichem aus China, der wie überall in Spanien fest in afrikanischer
Hand ist. Das bunte Treiben auf dem Markt nimmt mich sofort ein, ich
schlendere durch die Gassen, über die kleinen Plätze, grüße die
Honigfrau, die mich nun schon kennt, und lausche den drei jungen
Spaniern, die mit Gitarre, Kontrabass und Schlaginstrumenten vor den
Cafés ein Ständchen geben. Natürlich wandert erst mal mein Obolus in
ihren Hut, bevor ich mit dem Fotografieren anfange. Nach dem
obligatorischen Cafe con leche versorgen wir uns für unser Picknick mit leckerem Schinken,
Nussbrot und erntefrischen Erdbeeren, ohne die Ursache ihrer
gigantischen Größe erkunden zu wollen.
_Dabei hat Mallorca durchaus eigene Köstlichkeiten zu bieten. Da sind zum einen
neben den Mandeln noch die Oliven, deren Öl schon seit langem auch die
Herkunftsbezeichnung "Oli de Mallorca" tragen darf. Die Sobrassada ist
eine rote Wurst aus Schweinefleisch, gewürzt mit Pfeffer, Salz und
Paprika. Der Ziegenkäse ist auch nicht zu verachten. Dazu trinkt man einen regionalen Wein. Wer es lieber süß mag,
greift zur Ensaimada, einer großen Teigspirale, wahlweise einfach oder
gefüllt mit Kürbispaste, Schokolade, Mandelcreme oder Vanillepudding, der
Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Zum Verdauen gibt es dann den
Herbes, den anishaltigen Kräuterlikör, den es bitter, trocken oder süß gibt.
OASEN DER RUHE
Wenn sich auf einer Fläche von 60 mal 60 Kilometer, auf der gut 800.000 Menschen leben, zusätzlich im Laufe des Jahres die zwölffache Einwohnerzahl an Touristen tummelt, dann gibt es wenige Plätze, die von diesem Strom unbeeindruckt bleiben. Die überwiegende Zahl kommt als Pauschaltouristen. Sie erleben die Insel aus der Sicht der von Neckermann, TUI und Co vorgegeben touristischen Rennstrecken, die in großen Reisebussen zurückgelegt werden. Dort, wo die Touristen die Busse verlassen dürfen, warten Einkaufspaläste, große Restaurants und Touristenfänger. Die Touristen wollen Sensationelles und sogenanntes Authentisches sehen und erleben. Das wird ihnen dann auch geboten. Abseits dieser Rennstrecken gibt es aber das andere Mallorca, das Inselleben, das nicht verfälscht ist von Marketingstrategen und Massenabfertigung. Natürlich kommen auch hier Touristen hin, mit ihren Mietwagen oder um abseits des Rummels ihren Urlaub zu verbringen. Das sind zum Beispiel solche Orte wie Petra oder Montuiri. Diese Orte haben keine bedeutende Kirche, kein Kloster und keinen idyllischen Fischerhafen. Aber sie haben Charme.
Montuiri liegt am Rande der Überlandstraße, die wie eine Diagonale die Insel von Palma über Manacor bis Cala Rajada duchschneidet. Die Vorbeieilenden sehen den Ort pittoresk oberhalb der Straße auf einem Berggrat gelegen. Wir haben uns die Mühe gemacht und die Überlandstraße verlassen. Eine kleine Straße führt in den Ort, fast alle Straßen sind als Einbahnstraßen ausgewiesen, aus gutem Grund. Der Länge nach führen nur 5 Straßen durch den Ort, die oberste auf dem Grat und je zwei beidseitig des langgezogenen Bergrückens. Die sie querenden Gassen führen steil den Berg hoch und ebenso steil wieder auf der anderen Seite runter. Alle Straßen sind schmal, sehr schmal. Es ist hier die anerkannte Kunst der Anwohner, ihre Autos so eng an die Wand des Hauses zu parken, dass tatsächlich noch Platz für den vorbeifahrenden Verkehr bleibt. Obwohl, viel Verkehr ist da nicht, denn wer biegt schon von der Überlandstraße ab, um diesen Ort zu besuchen? Na ja, ich natürlich. Und das Abbiegen hat sich gelohnt. Ganz oben am Rathaus öffnet sich ein kleiner Platz und gibt den Blick auf eine alte Wehrkirche frei. Gerne wollten wir den Turm erklimmen, aber leider, leider: Die Kirchentür ist an diesem Morgen zu gesperrt. Aber ich kann mir vorstellen, welch weiten Blick man von dort oben hat, wo heute Morgen das Gurren der Tauben nur von dem stündlichen Schlag der Glocke gestört wird. Auch in Montuiri sind die Fenster und Türen mit den typischen grünen und andersfarbigen Läden verschlossen, der Ort erweckt den Anschein, als sei er menschenleer. Ab und zu öffnet sich ein solcher Laden, eine Person verlässt das Haus, nicht ohne den Laden gleich wieder hinter sich zu schließen, als habe sie Angst, die schützende Wärme des Hauses könnte gestohlen werden.
Montuiri liegt am Rande der Überlandstraße, die wie eine Diagonale die Insel von Palma über Manacor bis Cala Rajada duchschneidet. Die Vorbeieilenden sehen den Ort pittoresk oberhalb der Straße auf einem Berggrat gelegen. Wir haben uns die Mühe gemacht und die Überlandstraße verlassen. Eine kleine Straße führt in den Ort, fast alle Straßen sind als Einbahnstraßen ausgewiesen, aus gutem Grund. Der Länge nach führen nur 5 Straßen durch den Ort, die oberste auf dem Grat und je zwei beidseitig des langgezogenen Bergrückens. Die sie querenden Gassen führen steil den Berg hoch und ebenso steil wieder auf der anderen Seite runter. Alle Straßen sind schmal, sehr schmal. Es ist hier die anerkannte Kunst der Anwohner, ihre Autos so eng an die Wand des Hauses zu parken, dass tatsächlich noch Platz für den vorbeifahrenden Verkehr bleibt. Obwohl, viel Verkehr ist da nicht, denn wer biegt schon von der Überlandstraße ab, um diesen Ort zu besuchen? Na ja, ich natürlich. Und das Abbiegen hat sich gelohnt. Ganz oben am Rathaus öffnet sich ein kleiner Platz und gibt den Blick auf eine alte Wehrkirche frei. Gerne wollten wir den Turm erklimmen, aber leider, leider: Die Kirchentür ist an diesem Morgen zu gesperrt. Aber ich kann mir vorstellen, welch weiten Blick man von dort oben hat, wo heute Morgen das Gurren der Tauben nur von dem stündlichen Schlag der Glocke gestört wird. Auch in Montuiri sind die Fenster und Türen mit den typischen grünen und andersfarbigen Läden verschlossen, der Ort erweckt den Anschein, als sei er menschenleer. Ab und zu öffnet sich ein solcher Laden, eine Person verlässt das Haus, nicht ohne den Laden gleich wieder hinter sich zu schließen, als habe sie Angst, die schützende Wärme des Hauses könnte gestohlen werden.
Auch der Süden von Mallorca ist weitgehend eine ruhige Ecke geblieben, sieht man mal von ein paar kleineren Stränden ab. Vom Flughafen aus erstreckt sich eine langgezogene Ebene nach Süden. Campos ist das Zentrum. Die Ebene überwindet die Ausläufer des Ostgebirges und mündet südlich von Ses Salines in einem großen Dreieck im Cap Salines, der Südspitze der Insel. Diese weite Fläche ist dünn besiedelt.Große Flächen sind mit Mandelbäumen bepflanzt, auf karstigem Boden weiden die landestypischen braunen Schafe, deren Lämmer zur Zeit um sie herum tollen, andere Flächen sind mit dem grünen Flaum des Getreides bedeckt, das im Sommer dieser Region einen goldenen Glanz verleihen wird. Auf manchen Weiden bedecken großflächig gelbe Blumen den Boden, auf anderen sind es ganze Teppiche von kleinen Gänseblümchen. Der Regen der vergangenen Tage hat sie beflügelt, ihre Pracht zu öffnen. Je südlicher die Straße führt, desto karstiger wird das Land, um schließlich den Blick über die Klippen hinüber zu der kleinen Inselgruppe Cabrera zu öffnen. Ein einsamer Leuchtturm, ein paar Besucher, die über die Klippen wandern, sonst nichts. Irgendjemand hat mal angefangen, Steine kunstvoll zu kleinen Türmen zu schichten, andere haben es nachgemacht. Bei einem Picknick auf einer Steinplatte beobachten wir die Möwen, die kunstvoll dem steten Wind trotzen und immer zwischen den Klippen etwas zum Futtern finden. Wahrlich kein Ort für den Massentourismus.
WO HOLLAND VOR NEID ERBLASST
Wer glaubt, dass Holland das Land der Windmühlen sei, wird auf Mallorca eines anderen belehrt. Mehr als 3000 sind gezählt. Nur auf Kreta stehen noch mehr WIndmühlen und Windräder auf gleicher Fläche. Schon beim Landeanflug sehe ich, dass die Ebene östlich von Palma von Windrädern übersät ist. In der Regel stehen diese Windräder auf viereckigen Türmen mit Flachdach. Hier wie auch rund um das südlicher liegende Campos diente die Windkraft seit dem 19. Jahrhundert zum Pumpen des Grundwassers. Neben jedem Windrad ist ein Wasserbassin. Die Ebene wird schon immer landwirtschaftlich sehr intensiv genutzt. Auch wenn heute nur noch ganz wenige Windräder sich drehen und das Wasser hoch pumpen, weil strombetriebene metallene Pumpen ihnen ihren Dienst abgenommen haben, so sind sie kulturelles Erbe von Mallorca und werden oft noch gepflegt. Bei einem Spaziergang durch die Ebene sieht man gut, dass jedes dieser Windräder Teil einer Finca ist. Je nach Besitzer ist es dem Reichtum der Finca oder ihrer Bescheidenheit angepasst. Nach langen Jahren der Nutzung sind viele Windräder mürbe geworden. Der Wind hat so manchem Windrad die Flügel gestutzt und gar manches Windrad hat sich müde neben seinen Turm gelegt. Und so manche sieht aus wie die Schwester des Ritters von der traurigen Gestalt.
In anderen Landesteilen sieht man sie auch, aber nicht so häufig. Die Bauweise ist auch anders: ein runder Turm, darauf ein spitzes Dach. Diese Windmühlen sind wesentlich älter. Es sind klassische Windmühlen, dienten einst dem Mahlen von Getreide und von Salz, so wie es noch heute ganz im Süden gewonnen wird. Viele Windmühlen waren auch Ölmühlen, dienten der Herstellung von Olivenöl. In vielen Orten im Landesinneren wie Montuiri und Felanitx sind sie durch ihre hervorgehobene Lage auf dem Hügel Teil der Stadtsilhouette geworden.
In anderen Landesteilen sieht man sie auch, aber nicht so häufig. Die Bauweise ist auch anders: ein runder Turm, darauf ein spitzes Dach. Diese Windmühlen sind wesentlich älter. Es sind klassische Windmühlen, dienten einst dem Mahlen von Getreide und von Salz, so wie es noch heute ganz im Süden gewonnen wird. Viele Windmühlen waren auch Ölmühlen, dienten der Herstellung von Olivenöl. In vielen Orten im Landesinneren wie Montuiri und Felanitx sind sie durch ihre hervorgehobene Lage auf dem Hügel Teil der Stadtsilhouette geworden.
DIE SIBIRISCHE KÄLTE HAT ZWEI WOCHEN URLAUB AUF MALLORCA GEBUCHT
10 Tage bin ich schon hier. Die erste Woche war wunschgemäß mild und sonnig, doch dann änderte sich die Großwetterlage. Sturm und kalter Wind haben nun Sonne und milde Temperaturen vertrieben. Der Wind hat sich heute etwas gelegt, doch das Wasser des Meeres hat die Unruhe noch nicht abgeschüttelt. Gewaltige Brecher werfen sich über die Klippen des Cap Vermell und selbst in der geschützten Einfahrt des Hafens von Cala Rajada kommen ihre Ausläufer den wenigen Bummlern auf der Promenade bedrohlich nahe. Die Fischer haben heute ihre Boote im sicheren Schutz des Hafens vertäut, warten auf ruhigeres Wetter. Die großen Fischerboote, die sonst um diese Uhrzeit durch die Bucht pflügen, um den Hafen mit ihrem Fang anzulaufen, dümpeln gelangweilt an der Kaimauer, kuscheln sich eng aneinander, so als würden auch sie die Wärme des anderen in dieser Kälte suchen. Die kleinen Sportboote dagegen tanzen derweil ein Ballett im Einklang mit dem Wasser, das sich hebt und senkt, mal nach rechts, mal nach links, ein stetes Auf und Ab im Spiel des Meeres, und immer schön synchron.
Ich sitze im "Sa Fond 74", einem Restaurant mit Blick über den Hafen. Hier gibt es Freitags Abends Kultur und Samstags Abends Jazz. Vielleicht kann ich ja hier mal eine Buchlesung machen.
Normalerweise erspare ich mir beim Flug in den Süden umfangreiches Gepäck und kaufe mir lieber vor Ort ein günstiges T-Shirt. Angesichts der Meldung auf der Titelseite der "Diario de Mallorca", die fürs Wochenende Schnee und das Ankommen der sibirischen Kälte verkündet, beschließe ich, mir lieber Thermounterwäsche zu kaufen. Man gönnt sich ja sonst nichts.
Samstagmorgen auf dem Markt von Cala Rajada. Dort, wo sonst der Platz und die Seitenstraßen mit Marktständen gefüllt sind, herrscht heute gähnende Leere. Die wenigen Händler stehen frierend im eisigen Wind und hoffen, dass sich doch noch ein paar Kunden einfinden.
Ich sitze im "Sa Fond 74", einem Restaurant mit Blick über den Hafen. Hier gibt es Freitags Abends Kultur und Samstags Abends Jazz. Vielleicht kann ich ja hier mal eine Buchlesung machen.
Normalerweise erspare ich mir beim Flug in den Süden umfangreiches Gepäck und kaufe mir lieber vor Ort ein günstiges T-Shirt. Angesichts der Meldung auf der Titelseite der "Diario de Mallorca", die fürs Wochenende Schnee und das Ankommen der sibirischen Kälte verkündet, beschließe ich, mir lieber Thermounterwäsche zu kaufen. Man gönnt sich ja sonst nichts.
Samstagmorgen auf dem Markt von Cala Rajada. Dort, wo sonst der Platz und die Seitenstraßen mit Marktständen gefüllt sind, herrscht heute gähnende Leere. Die wenigen Händler stehen frierend im eisigen Wind und hoffen, dass sich doch noch ein paar Kunden einfinden.
Eigentlich hatte ich mir heute Morgen den weißen Traum, so wie die Mandelblüte gerne genannt wird, etwas anders vorgestellt. Ich habe mir einen Mietwagen genommen und bin dort hin gefahren, wo in den geschützten Lagen der Tramuntana die Mandelblüte zuerst beginnt. Meine Freunde hatten mir berichtet, dass sie dort vor wenigen Tagen wunderschöne sattgrüne Wiesen, übersät mit gelben Blüten gesehen haben, und auf den Wiesen viele Mandelbäume mit weißen und rosafarbenen Blüten. Doch erstens kommt es anders und zweitens als es schneit. Über Nacht ist der Schnee gekommen und hat sich auf leisen Sohlen von den Spitzen der Berge bis an den Fuß der Tramuntana geschlichen. Dort, wo sich vor wenigen Tagen die Mandelblüten in der beschriebenen Art ihr Stelldichein gaben, hat der Winter eine dünne Schneedecke ausgebreitet, etwas schütter zwar, so wie mein Haupthaar oben auf der Kopfplatte, aber der Schnee ist da. Und mit dem Schnee strömen die Mallorquiner in die Tramuntana. Kindern gleich bleiben sie an der ersten Schneeanhäufung mit ihrem Auto stehen, werfen die Schnee in die Luft und auf ihre Kinder und freuen sich wie kleine Buben. Auf so manchem Auto, das aus den Bergen kommt, sitzt ein kleiner Schneemann auf dem Dach. Wie sagte schon Asterix? "Die spinnen ...". Und weil es so schön ist, schweben auch gleich Schneeflöckchen vom Himmel, die wie kleine Sterne in der Sonne glänzen - aber auch das ist Mallorca.
Und so hat sich kurz vor der Abreise der Wunsch nach dem weißen Traum doch erfüllt, wenn auch etwas anders. Aber immerhin, etwas Frühling konnte ich schon riechen.
Und so hat sich kurz vor der Abreise der Wunsch nach dem weißen Traum doch erfüllt, wenn auch etwas anders. Aber immerhin, etwas Frühling konnte ich schon riechen.
Im "Mittelmeer-Lesebuch" gibt es einen ausführlichen Reisebebericht zu meinen früheren Reisen nach Mallorca in den Jahren 2010 und 2011:
Erschienen
im Dezember 2011
im BoD-Verlag
Autoren:
Peter Giefer und Manfred J. Semmler
Zu beziehen im Buchhandel:
ISBN: 978-3-8448-0406-5
Paperback, Preis 9,90 €.
auch als E-Book
erhältlich
im Dezember 2011
im BoD-Verlag
Autoren:
Peter Giefer und Manfred J. Semmler
Zu beziehen im Buchhandel:
ISBN: 978-3-8448-0406-5
Paperback, Preis 9,90 €.
auch als E-Book
erhältlich