Zur Mandelblüte nach Mallorca
17. Februar - Ankunft
Gewiss sind 13 Grad keine hochsommerlichen Temperaturen, aber der milde Wind, der mir beim Verlassen des Flugzeugs meine Kapuze mütterlich über die kahle Platte schiebt, ist doch deutlich angenehmer als der beißend kalte Wind, der mich heute in alter Frühe in Frankfurt verabschiedet hat. Noch vorgestern hatten mich weiße Schneeflöckchen auf der Fahrt mit dem Regionalexpress von Halle nach Kassel gerade so zwischen dem Brocken und dem Kyffhäuser begleitet, wohl wissend, dass sie mir ein lieber Mensch geschickt hat.
Regnen soll es auf Mallorca, gab der Pilot kurz nach dem Abflug kund, doch die Insel empfängt mich 2 Stunden später mit angenehm morgendlichem Sonnenschein. Klar war die Sicht bei der Landung, der Regen hatte zuvor die Luft reingewaschen und die Fincas und Windmühlen, über denen der Flieger zur Landung ansetzte, waren blankgeputzt, die Wiesen und Felder strahlten in ihrem frischesten Grün. Könnte eine Begrüßung in dieser Jahreszeit schöner sein?
Schon von oben habe ich die Mandelplantagen erspäht, deren Baumkronen wie kleine schmutzige Wattebäuschen sich ankündigten; die Mandelblüte, das rufen sie mir zu, ist in vollem Gange.
Merkwürdig ist es schon, zum ersten Mal seit langem alleine auf solch einer Reise zu sein, eine Reise wie zum neuerlichen Abschied von Inge, gemeinsam haben wir noch zur Vorbereitung daran gesponnen, uns alles ausgemalt und nun doch alleine. Beim Schreiben steigen mir die Tränen hoch, während der Transferbus langsam den Flughafen verlässt, so wie genau vor 3 Monaten auf unserer letzten gemeinsamen Reise und wieder fährt der Transferbus genau den gleichen Weg wie damals.
Randvoll gefüllt sind die Entwässerungsgräben entlang der Straße und auf manchen Feldern stehen große Pfützen. Mit Wasser hat man heute nicht gespart, damit die Insel sich mir blitzeblank präsentieren kann. An der Auffahrt zur Ma-15, die die Insel diagonal von West nach Ost durchquert, wiegen sich knallrote Blüten der Aloe leicht im Wind, ein schöner Willkommensgruß. Ich lehne mich im Sitz zurück und sauge die Landschaft in mich auf.
Es ist halb Zehn und der Tag liegt noch vor mir. Erste Mandelbäume grüßen im zarten Rosa, in das sich, so nahe betrachtet, die schmutzigen Wattebäuschen aufgelöst haben, und immer wieder Orangen- und Zitronenbäume, an denen die prallen Früchte hängen.
Regnen soll es auf Mallorca, gab der Pilot kurz nach dem Abflug kund, doch die Insel empfängt mich 2 Stunden später mit angenehm morgendlichem Sonnenschein. Klar war die Sicht bei der Landung, der Regen hatte zuvor die Luft reingewaschen und die Fincas und Windmühlen, über denen der Flieger zur Landung ansetzte, waren blankgeputzt, die Wiesen und Felder strahlten in ihrem frischesten Grün. Könnte eine Begrüßung in dieser Jahreszeit schöner sein?
Schon von oben habe ich die Mandelplantagen erspäht, deren Baumkronen wie kleine schmutzige Wattebäuschen sich ankündigten; die Mandelblüte, das rufen sie mir zu, ist in vollem Gange.
Merkwürdig ist es schon, zum ersten Mal seit langem alleine auf solch einer Reise zu sein, eine Reise wie zum neuerlichen Abschied von Inge, gemeinsam haben wir noch zur Vorbereitung daran gesponnen, uns alles ausgemalt und nun doch alleine. Beim Schreiben steigen mir die Tränen hoch, während der Transferbus langsam den Flughafen verlässt, so wie genau vor 3 Monaten auf unserer letzten gemeinsamen Reise und wieder fährt der Transferbus genau den gleichen Weg wie damals.
Randvoll gefüllt sind die Entwässerungsgräben entlang der Straße und auf manchen Feldern stehen große Pfützen. Mit Wasser hat man heute nicht gespart, damit die Insel sich mir blitzeblank präsentieren kann. An der Auffahrt zur Ma-15, die die Insel diagonal von West nach Ost durchquert, wiegen sich knallrote Blüten der Aloe leicht im Wind, ein schöner Willkommensgruß. Ich lehne mich im Sitz zurück und sauge die Landschaft in mich auf.
Es ist halb Zehn und der Tag liegt noch vor mir. Erste Mandelbäume grüßen im zarten Rosa, in das sich, so nahe betrachtet, die schmutzigen Wattebäuschen aufgelöst haben, und immer wieder Orangen- und Zitronenbäume, an denen die prallen Früchte hängen.
In S’Illot bittet man mich, den eh fast leeren Bus zu wechseln und dann genieße ich den Luxus eines eigenen Busses für mich allein für den Rest der Strecke. Ein kleiner Plausch mit dem Busfahrer, vorbei an der stattlichen Burg von Capdepera mit ihren mittelalterlichen Zinnen und schon geht der Weg hinab nach Cala Rajada. In der Pension hole ich erst mal mit einem zweistündigen Schönheitsschlaf die kurze Nacht nach, die Seeluft lässt mich sanft in Morpheus Arme gleiten.
Gut ausgeruht geht es dann zum ersten Erkundungsgang an den Hafen. Ich will wissen, wann und wohin von hier die Überlandbusse fahren und vor allem will ich das lange Sitzen im Flieger und im Bus mir aus den Beinen laufen. Die südliche Sonne wärmt im Februar schon, ja sie wärmt schon richtig, ganz anders als bei uns im Februar. Es ist jetzt Siestazeit und die Cafeteria Negresco am Hafen lädt ein zum Verweilen und Orientieren bei einem Chocolate Caliente sin Nata. Schläfrig dümpeln die Boote im Hafenbecken, kein lautes Motorengeheul, einfach nur Ruhe. Gleißend reflektiert sich das Sonnenlicht im Wasser. Sonnenbrille wo bist du?
Es sind jetzt mehr Einheimische als Touristen unterwegs, das gibt es hier nur in den Wintermonaten. Man spürt es allenthalben, am Flughafen sind die großen Parkplätze für die Transferbusse leergefegt, die Serviceschalter der Reiseveranstalter verriegelt, die wenigen Transferbusse leer und auch hier wie in allen Touristenorten die meisten Geschäfte geschlossen. Die Insel hält ihre jährliche Siesta.
Irgendwo über dem Nordgebirge ballen sich Gewitterwolken und ihre tiefschwarze Wand dem Kirchturm einen herrlichen Lichtkontrast, dem Kirchturm, der hier im Zentrum von Cala Rajada nicht von den Bausünden der Hotelketten bedrängt wird wie anderenorts. Ich genieße die Ruhe des Nachmittags, die Gedanken wandern, wandern zurück in jene Tage des Novembers, als wir hier durchfuhren, kurz am Hafen hielten, aber dann mangels eines rollstuhlgeeigneten Parkplatzes doch ohne Kaffeestopp weiterfuhren, und dann plötzlich wieder das Bild des Abschieds am Abend des 14. Januars, wie sie da lag, friedlich eingeschlafen, von ihren Leiden erlöst ….
Entlang des Hafenbeckens führt eine langgestreckte Mole, auf deren Krone ein Weg zum Flanieren einlädt. Unterhalb der Mauer sitzen die Fischer, nur wenige sind es hier. Flink gleiten ihre Finger durch die Maschen, erkennen die Löcher, die beim letzten Fang das Netz eingerissen haben, stopfen sie geschickt und rollen dann die Netze auf großen Trommeln auf, bereit zum nächsten Fang. Um 5:00 Uhr sollen sie zurückkehren, sagt einer, na schauen wir mal.
Gut ausgeruht geht es dann zum ersten Erkundungsgang an den Hafen. Ich will wissen, wann und wohin von hier die Überlandbusse fahren und vor allem will ich das lange Sitzen im Flieger und im Bus mir aus den Beinen laufen. Die südliche Sonne wärmt im Februar schon, ja sie wärmt schon richtig, ganz anders als bei uns im Februar. Es ist jetzt Siestazeit und die Cafeteria Negresco am Hafen lädt ein zum Verweilen und Orientieren bei einem Chocolate Caliente sin Nata. Schläfrig dümpeln die Boote im Hafenbecken, kein lautes Motorengeheul, einfach nur Ruhe. Gleißend reflektiert sich das Sonnenlicht im Wasser. Sonnenbrille wo bist du?
Es sind jetzt mehr Einheimische als Touristen unterwegs, das gibt es hier nur in den Wintermonaten. Man spürt es allenthalben, am Flughafen sind die großen Parkplätze für die Transferbusse leergefegt, die Serviceschalter der Reiseveranstalter verriegelt, die wenigen Transferbusse leer und auch hier wie in allen Touristenorten die meisten Geschäfte geschlossen. Die Insel hält ihre jährliche Siesta.
Irgendwo über dem Nordgebirge ballen sich Gewitterwolken und ihre tiefschwarze Wand dem Kirchturm einen herrlichen Lichtkontrast, dem Kirchturm, der hier im Zentrum von Cala Rajada nicht von den Bausünden der Hotelketten bedrängt wird wie anderenorts. Ich genieße die Ruhe des Nachmittags, die Gedanken wandern, wandern zurück in jene Tage des Novembers, als wir hier durchfuhren, kurz am Hafen hielten, aber dann mangels eines rollstuhlgeeigneten Parkplatzes doch ohne Kaffeestopp weiterfuhren, und dann plötzlich wieder das Bild des Abschieds am Abend des 14. Januars, wie sie da lag, friedlich eingeschlafen, von ihren Leiden erlöst ….
Entlang des Hafenbeckens führt eine langgestreckte Mole, auf deren Krone ein Weg zum Flanieren einlädt. Unterhalb der Mauer sitzen die Fischer, nur wenige sind es hier. Flink gleiten ihre Finger durch die Maschen, erkennen die Löcher, die beim letzten Fang das Netz eingerissen haben, stopfen sie geschickt und rollen dann die Netze auf großen Trommeln auf, bereit zum nächsten Fang. Um 5:00 Uhr sollen sie zurückkehren, sagt einer, na schauen wir mal.
Es geht auf 17:00 Uhr zu, Ende der Siesta und ein geschäftigstes Treiben setzt plötzlich ein, die Saison will vorbereitet sein. Steine poltern, um Terrassen neu zu fließen, Tischgarnituren wollen gründlich gewaschen sein, Metallgitter bieten sich zum Entrosten und neu streichen an, Hammerschläge hallen über das Hafenbecken und eine Flex kreischt auf, begleitet vom Heulen einer Bohrmaschine. Ich lasse mich auf ein Glas Zumo de Naranja Natural nieder, frisch gepresst und lasse mir wieder die Sonne auf den Pelz brennen. Ruhe und Gelassenheit strömt der Ort aus, kaum zu glauben, dass hier im Sommer der Bär steppt.
In der Nacht zieht ein heftiger Sturm auf, Regentropfen peitschen an die Fensterscheibe und der Wind heult durch die Ritzen. Doch am Morgen spannt sich ein blauer Himmel übers Firmament, auf dem dicke Wolkenpakete von Nord nach Süd geschoben werden. Meine Temperaturanzeige sagt 4 Grad und diejenigen, die mit der unvermeidlichen Bildzeitung vom Laden kommen, haben klamme Finger. Mal schauen, was der Tag bringt.
In der Nacht zieht ein heftiger Sturm auf, Regentropfen peitschen an die Fensterscheibe und der Wind heult durch die Ritzen. Doch am Morgen spannt sich ein blauer Himmel übers Firmament, auf dem dicke Wolkenpakete von Nord nach Süd geschoben werden. Meine Temperaturanzeige sagt 4 Grad und diejenigen, die mit der unvermeidlichen Bildzeitung vom Laden kommen, haben klamme Finger. Mal schauen, was der Tag bringt.
20. Februar - Der äußerste Osten
Ich sehe es noch kommen, ich werde zu einem Wandergesellen. Eigentlich wollte ich ob des eisigen Windes heute früh in die Drachenhöhle bei Porto Christo, doch bis ich dann auf den Fahrplan schaute, wann der Bus fährt, war er schon über alle Berge. Aber statt dem Bus nach Palma, mit Umsteigen in den Inselzug in Inca, (wie ihr seht, bin ich schon bestens informiert über die Öffis hier auf der Insel), je auf eben diesem Wege bekam ich vor dem Hotel im Kreisverkehr eine leichte „Kreislaufstörung“, denn der eisige Wind hatte sich derweil zu einem milden Lüftchen gemausert und gleich an der ersten Ausfahrt zu einem Rundgang entlang der Ostküste animiert.
Nun sitze ich hier am Leuchtturm des Punta de Capdepera, dem östlichsten Punkt von Mallorca, tief unter mir nagt die Brandung im ewigen Spiel am harten Felsen, umhüllt ihn mit weißem Schaum um sogleich wieder schwere Brecher gegen ihn aufzufahren, ein Flieger schraubt sich hoch drüber in die Stratosphäre, derweil ein anderer auf den Landestrahl des Flughafens einschwenkt, Möwen lassen sich federleicht vom Aufwind die Klippen hochtragen und blicken auf das ostwärts im zarten Dunst liegende Menorca. Ein kleiner Dobermann sichert den Eingang zum Leuchtturm, auf dass kein Wanderer auf die Idee kommt, sich an seiner Mauer niederzulassen und die Gedanken hinaustragen zu lassen aufs weite Meer. Und so sitze ich auf dem Mäuerchen davor und es spüre, dass es mir guttut, auch mal alleine zu sein und meine Gedanken nach diesen drei schweren Monaten zu sortieren.
Nun sitze ich hier am Leuchtturm des Punta de Capdepera, dem östlichsten Punkt von Mallorca, tief unter mir nagt die Brandung im ewigen Spiel am harten Felsen, umhüllt ihn mit weißem Schaum um sogleich wieder schwere Brecher gegen ihn aufzufahren, ein Flieger schraubt sich hoch drüber in die Stratosphäre, derweil ein anderer auf den Landestrahl des Flughafens einschwenkt, Möwen lassen sich federleicht vom Aufwind die Klippen hochtragen und blicken auf das ostwärts im zarten Dunst liegende Menorca. Ein kleiner Dobermann sichert den Eingang zum Leuchtturm, auf dass kein Wanderer auf die Idee kommt, sich an seiner Mauer niederzulassen und die Gedanken hinaustragen zu lassen aufs weite Meer. Und so sitze ich auf dem Mäuerchen davor und es spüre, dass es mir guttut, auch mal alleine zu sein und meine Gedanken nach diesen drei schweren Monaten zu sortieren.
Sonne pur, kaum zu glauben nach diesem eisigen Morgen, die wärmende Strickjacke hatte sich schon vor dem Aufstieg zum Leuchtturm im Rucksack verkrochen. Die dicken Wolkenpakete vom Vormittag sind nun am westlichen Horizont abgelagert, mögen sie in der kargen La Mancha die Talsperren für den kommenden Sommer füllen, derweil ich an meinen Keksen nage, die ich vom Frühstücksbüfett mitgenommen habe. Obwohl nur deutsche Rentner die Pension füllen, steht rund um die Uhr eine ganze Schüssel voller Knoblauchzehen parat, gut zu wissen, dass man sich hier gegen Draculas nächtliche Attacken wappnen muss. Wohl dem, der’s brauch, mein Blut wird schon seit langem bei den Blutspendeaktionen dankend abgelehnt, da wird auch Dracula sich nicht daran vergreifen.
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Und so habe ich am Vorabend aus meiner großen Portion Salat gut 6 geraspelte Knoblauchzehen raus fieseln müssen, bevor ich ihn – den Salat – mit Genuss verspeisen konnte. Auch wenn mir der eine oder die andere schon seit längerem vorwirft, ich würde mich am Futter der Kaninchen vergreifen – mir schmeckt’s.
Wer Mallorca kennt, weiß, dass es wie ein Quadrat aussieht, das auf der Spitze steht und stehe hier auf der östlichsten Spitze, die sich selbst als FirstSunMallorca, also die erste Sonne Mallorcas vermarktet, die Ecke der Insel, die als erste morgens von den Strahlen der aufgehenden Sonne wachgeküsst wird. Cala Rajada ist Teil der Gemeinde von Capdepera, deren Zeugnisse menschlicher Besiedlung schon im 10. Jahrhundert vor Christi liegen. Die heutige Burg geht bis ins 13. Jahrhundert zurück, von gewaltigen Mauern umgeben, die den Menschen Schutz vor Überfällen gaben.
Auf dem Rückweg zum Hafen von Cala Rajada kann ich auf vielen Hügeln die alten Wachtürme ausmachen, die einst zum Schutz vor den Piraten, die von der afrikanischen Küste herüberkamen, gebaut worden sind und nun wie die Zacken eines Zahnrades die Küste rund um die Insel säumen.
Capdepera selbst liegt etwas abseits der Küste und wie so viele ähnlicher Besiedlungen gab es ein paar Fischerhütten unten am Meer, deren fleißige Fischer die Bewohner der Burg jahraus jahrein mit frischem Fisch versorgten, und das war Cala Rajada. Früher waren es vor allem Rochen und Langusten, die gefangen wurden. Auf dem Speiseplan der Restaurants finden Fischliebhaber immer noch leckere "Ales de Rajada saltada amb salsa de safra" – gebratener Rochenflügel mit Safransauce, womit nun auch der Name des Ortes erklärt sei. Doch die Langustenhäuser, die wie kleine Bunker an der Wasserlinie der Klippen stehen, sind heutzutage leer und werden so langsam von den unablässig nagenden Wellen wieder zerlegt. Es sind jetzt andere Fischarten, die die Fischerboote am späten Nachmittag über die Bordkante ihrer Boote direkt in die Kühlwagen der Restaurants hieven. Aber besonders hebt sich die Goldmakrele hervor, die im Herbst auf dem Speiseplan jedes Restaurants steht. Andere Fischarten wie der Rote Thunfisch stehen inzwischen auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten.
Auf dem Rückweg zum Hafen von Cala Rajada kann ich auf vielen Hügeln die alten Wachtürme ausmachen, die einst zum Schutz vor den Piraten, die von der afrikanischen Küste herüberkamen, gebaut worden sind und nun wie die Zacken eines Zahnrades die Küste rund um die Insel säumen.
Capdepera selbst liegt etwas abseits der Küste und wie so viele ähnlicher Besiedlungen gab es ein paar Fischerhütten unten am Meer, deren fleißige Fischer die Bewohner der Burg jahraus jahrein mit frischem Fisch versorgten, und das war Cala Rajada. Früher waren es vor allem Rochen und Langusten, die gefangen wurden. Auf dem Speiseplan der Restaurants finden Fischliebhaber immer noch leckere "Ales de Rajada saltada amb salsa de safra" – gebratener Rochenflügel mit Safransauce, womit nun auch der Name des Ortes erklärt sei. Doch die Langustenhäuser, die wie kleine Bunker an der Wasserlinie der Klippen stehen, sind heutzutage leer und werden so langsam von den unablässig nagenden Wellen wieder zerlegt. Es sind jetzt andere Fischarten, die die Fischerboote am späten Nachmittag über die Bordkante ihrer Boote direkt in die Kühlwagen der Restaurants hieven. Aber besonders hebt sich die Goldmakrele hervor, die im Herbst auf dem Speiseplan jedes Restaurants steht. Andere Fischarten wie der Rote Thunfisch stehen inzwischen auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten.
Liebliche Buchten säumen diesen Küstenabschnitt, mit einem kleinen Sandstrand meist, idyllisch gelegen und bisweilen auch heute noch Einsamkeit versprechend. Als die Überfälle der Piraten der Vergangenheit angehörten, mauserte sich Cala Radjada langsam zu einer Sommerfrische und somit begann vor gut 100 Jahren schon der Aufstieg zu einem beliebten Ausflugsort, lange bevor Neckermann und Co Mallorca entdeckten. Der eigentliche Touristenboom begann aber erst Ende der 70er Jahre, ein Boom, der den Ort und die Landschaft nachhaltig verändern sollte. Die Zeiten der Einsamkeit sind vorbei, doch auch wenn Cala Rajada den Ruf einer Partymeile für deutsche und englische Jugend hat, so hat es doch nicht das Schicksal des Ballermanns ereilt. Vielleicht haben dazu auch die beengte Lage zwischen den umliegenden Bergen und die Entfernung zum Flughafen beigetragen. Und so kann sich der Ort heute immer noch als beschauliches Mittelmehrstädtchen präsentieren, in dessen Cafe Negresco ich im deutsch-spanischen Sprachgewirr mir jetzt nach dem ausgiebigen Spaziergang die erste Gesichtsbräune für dieses Jahr verpassen lasse. Hoffentlich fällt euch das nach meiner Rückkehr auch auf.
Samstag Morgen ist hier Markttag und den lasse ich mir natürlich nicht entgehen. Schon früh haben die Marktleute ihre Stände auf dem Plaza del Pinar aufgeschlagen und harrten der Kunden, die da kommen werden. Ruhig geht es auf dem Markt zu, südländische Gelassenheit, die sich auch auf die in ihrer Heimat so hektischen Touristen überträgt. Der Duft des Cafe Solo steigt betörend in meine Nase, ich über mich in dieser mediterranen Ruhe. Allzu groß ist der Markt in dieser Jahreszeit nicht, es gibt das Übliche: Schuhe zu 10 Euro, Stiefel der Jahreszeit angemessen, T-Shirts unisex im „Angebot“ zum gleichen Preis, Blechwaren für die Küche, Bettwaren im Modedesign von gestern, Fleecejacken für die kühlen Abende in Grau und wahlweise für die ganz Mutigen auch in gedecktem Rot oder Lila. Offerta, Offerta,– auf dem Markt ist immer Ausverkauf, damit sich so mancher Tourist freuen kann, ein Schnäppchen erstanden zu haben, im Hafen stehen schon die Container aus China mit der neuen Billigware.
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Mich zieht das frische Obst an, Orangen für 60 Cent das Kilo, die knackigen Kirschen für 16 Euro, die ersten Erdbeeren glänzen in der Sonne, mallorquinisch für 5,85 /kg, während die Chemieware aus Huelva für 2,85 Euro zu haben ist, Artischocken reizen das Auge für 2,35 Euro, dazu erntereife Mangos und Papayas, und und und – und erstaunlich viel Käse von Schaf und Ziege, von mild bis streng im Geschmack, da werde ich heute wohl eine Picknickpause an der Promenade etwas außerhalb vom Ort einlegen müssen. Ich merke schon, wie der Käsestand mich magnetisch anzieht, derweil ein Dreikäsehoch hungrig fasziniert dem Brathähnchenjongleur zusieht, der die ersten duftenden Hähnchen von der Stange schiebt, um sie schon für die Kundschaft zu portionieren, die bald in langer Schlange vor seinem Stand geduldig auf ihr Mittagessen warten werden, wahlweise in Soße mit und ohne Knofi.
Auch die Honigfrau, die im November mit ihrem anziehenden Lächeln Inge den köstlichen Pinienhonig verkauft hat, ist mit ihrem Stand und ihrem Lächeln wieder da. Auf der anderen Straßenseite, dort wo sich die Promenade zum Hafen hin öffnet, haben die Künstler ihre Stände aufgebaut. Schmuck, Schmuck, Schmuck, silberglänzend in der Sonne, Mädels zückt eure Portemonnaies, wir nehmen auch Kreditkarten und lasst euch nur nicht von euren Ehemännern beirren. An diesen Ständen muss man noch mehr als anderen Ortens aufpassen, dass man nicht über die Hundeleinen stolpert, die an fast jedem zweiten Handgelenk hängen. Unglaublich, wie wenig Hund an so einer langen Leine zur Stolperfalle werden kann.
Sonntagmorgen
Am siebten Tag sollst du ruh’n und damit das auch ein jeder erkennt, regnet es am heutigen Sonntag. Gerade der richtige Moment, um in den Untergrund zu gehen. Die gesamte Ostküste Mallorcas ist karstig, Steilküsten werden von kleinen idyllischen Buchten unterbrochen, selten mal ein größeres Stück Sandstrand. Damit ist diesem Küstenabschnitt das Schicksal vom Playa de Palma erspart geblieben. Kalkstein formt die Küste und Wasser formt den Kalkstein, außen wie innen. Im Laufe der Jahrmillionen sind hier Hunderte von Höhlen ausgewaschen worden, die das Herz jedes Höhlenforschers verzücken. Ganze vier sind für die Öffentlichkeit hergerichtet.
Immerhin sprechen der Fahrer und die Reiseleiterin spanisch, als der Bus unspanisch schon 5 Minuten vor der geplanten Abfahrt losfährt, im Rest des Busses wirbeln alle deutschen Dialekte durcheinander. An der Steilküste des Cap Vermell liegt die Höhle von Arta. Ein langer Tunnel ist in den Felsen gebohrt worden, um den sommerlichen Besucherströmen Platz zu schaffen. Nun sind es nur kleine Gruppen die sich in den riesigen Sälen verlieren. Stalaktiten und Stalagmiten, letztere sind diejenigen, die von unten hoch wachsen, streben einander zu oder auch nicht. 45 Meter ist die größte zugängliche Höhle hoch, so hoch wie eine Kathedrale, und davor strebt ein Stalagmit 22 Meter nach oben, dem noch ganze 50 cm fehlen, bis er die Decke erreicht hat. In 5000 Jahren wird er sie küssen können. In einer anderen Höhlen erlischt plötzlich das Licht, und langsam beginnt ein Lichtspiel, das die Orgelpfeifen der Stalaktiten in Rot und Grün eintaucht zu den Klängen von Klaviermusik. Andächtig lauscht die Gruppe diesem Schauspiel, hier könnte ich mir gut ein Konzert meines fc-Buddy Stefan Jo Fuchs vorstellen. Eine Temperatur von17 Grad herrscht das ganze Jahr durch, wärmer als zurzeit draußen und angenehm kühlend in der sommerlichen Hitze. Gleißendes Licht empfängt mich schließlich, als ich durch den großen Schlund der Höhle wieder nach draußen komme und die lange Treppe zum Parkplatz hinuntergehe.
Am siebten Tag sollst du ruh’n und damit das auch ein jeder erkennt, regnet es am heutigen Sonntag. Gerade der richtige Moment, um in den Untergrund zu gehen. Die gesamte Ostküste Mallorcas ist karstig, Steilküsten werden von kleinen idyllischen Buchten unterbrochen, selten mal ein größeres Stück Sandstrand. Damit ist diesem Küstenabschnitt das Schicksal vom Playa de Palma erspart geblieben. Kalkstein formt die Küste und Wasser formt den Kalkstein, außen wie innen. Im Laufe der Jahrmillionen sind hier Hunderte von Höhlen ausgewaschen worden, die das Herz jedes Höhlenforschers verzücken. Ganze vier sind für die Öffentlichkeit hergerichtet.
Immerhin sprechen der Fahrer und die Reiseleiterin spanisch, als der Bus unspanisch schon 5 Minuten vor der geplanten Abfahrt losfährt, im Rest des Busses wirbeln alle deutschen Dialekte durcheinander. An der Steilküste des Cap Vermell liegt die Höhle von Arta. Ein langer Tunnel ist in den Felsen gebohrt worden, um den sommerlichen Besucherströmen Platz zu schaffen. Nun sind es nur kleine Gruppen die sich in den riesigen Sälen verlieren. Stalaktiten und Stalagmiten, letztere sind diejenigen, die von unten hoch wachsen, streben einander zu oder auch nicht. 45 Meter ist die größte zugängliche Höhle hoch, so hoch wie eine Kathedrale, und davor strebt ein Stalagmit 22 Meter nach oben, dem noch ganze 50 cm fehlen, bis er die Decke erreicht hat. In 5000 Jahren wird er sie küssen können. In einer anderen Höhlen erlischt plötzlich das Licht, und langsam beginnt ein Lichtspiel, das die Orgelpfeifen der Stalaktiten in Rot und Grün eintaucht zu den Klängen von Klaviermusik. Andächtig lauscht die Gruppe diesem Schauspiel, hier könnte ich mir gut ein Konzert meines fc-Buddy Stefan Jo Fuchs vorstellen. Eine Temperatur von17 Grad herrscht das ganze Jahr durch, wärmer als zurzeit draußen und angenehm kühlend in der sommerlichen Hitze. Gleißendes Licht empfängt mich schließlich, als ich durch den großen Schlund der Höhle wieder nach draußen komme und die lange Treppe zum Parkplatz hinuntergehe.
Eine kurze Strecke fährt der Bus anschließend zurück an den Strand van Canyamel. Eine Lagune hat sich im Landesinneren gebildet, in das die umliegenden Berge entwässert werden. Ein Naturschutzgebiet besonderer Güte, die Sumpfgebiete der früheren Jahrhunderte sind inzwischen trocken gelegt, und in der Lagune tummeln sich allerlei seltene Pflanzen und Tiere. Der kleine Spaziergang entlang der Lagune wird von dem angenehmen Geruch der blühenden Eukalyptusbäume begleitet. Ein plötzlich einsetzender langanhaltender Regenschauer hält mich dann doch davor zurück, die Burg von Capdepere zu besuchen. Nun gut, dann lege ich doch den geforderten Ruhetag ein.
21. Februar - Auf der Suche nach dem Weißen Traum
Alle 5 Wetterberichte, angefangen im Internet, über die lokale Zeitung bis hin zum Fischereiwetter im Hafen hatten für heute strahlenden Sonnenschein angesagt. Aber davon ließen sich die großen Regentropfen nicht beirren, die kurz vor dem Frühstück an mein Fenster klopften, und der rollende Donnerschlag setzte sein Ausrufezeichen dahinter.
Als ich die Reise buchte, wenige Tage vor Abreise, meinte meine Reiseberaterin (der ich an dieser Stelle für ihre Geduld und guten Tipps danken möchte), dass sie mir dieses Hotel eigentlich nicht anbieten wolle, aber meine Antwort war sehr eindeutig, schließlich kenne ich mich ja ein bisschen in der Branche aus: Wer einmal im Jahr einen dreiwöchigen Urlaub bucht, der braucht als Grundlage für seine Erholung vom Arbeitsstress eine entsprechende Annehmlichkeit im 3 oder 4-Sterne Hotel. Auch brauche ich jetzt nicht mehr wie bei den Reisen mit Inge ein Hotelzimmer, das ihr erlaubt, mit den Annehmlichkeiten einer Wohnung dort den ganzen Tag verbringen zu können, wenn ihre Kondition und ihr Gesundheitszustand ein bis zwei Ruhetage und Schlaf erforderten. Wer hingegen wie ich vorhat, mehr als die Hälfte des Jahres auf Reisen zu sein und nicht kurz vorher den Jackpot geknackt hat, der hängt die Latte ein paar Sternchen niedriger. Damit habe ich auch schon den Unterschied zwischen Urlaub und Reisen hervorgehoben. Ich bin Reisender und kein Urlauber, ich brauche diese Reise nicht zur Erholung, ich möchte fremde Länder und Menschen kennenlernen, da spielt die Zahl der Sterne eines Hotels nicht die erste Geige.
Alle 5 Wetterberichte, angefangen im Internet, über die lokale Zeitung bis hin zum Fischereiwetter im Hafen hatten für heute strahlenden Sonnenschein angesagt. Aber davon ließen sich die großen Regentropfen nicht beirren, die kurz vor dem Frühstück an mein Fenster klopften, und der rollende Donnerschlag setzte sein Ausrufezeichen dahinter.
Als ich die Reise buchte, wenige Tage vor Abreise, meinte meine Reiseberaterin (der ich an dieser Stelle für ihre Geduld und guten Tipps danken möchte), dass sie mir dieses Hotel eigentlich nicht anbieten wolle, aber meine Antwort war sehr eindeutig, schließlich kenne ich mich ja ein bisschen in der Branche aus: Wer einmal im Jahr einen dreiwöchigen Urlaub bucht, der braucht als Grundlage für seine Erholung vom Arbeitsstress eine entsprechende Annehmlichkeit im 3 oder 4-Sterne Hotel. Auch brauche ich jetzt nicht mehr wie bei den Reisen mit Inge ein Hotelzimmer, das ihr erlaubt, mit den Annehmlichkeiten einer Wohnung dort den ganzen Tag verbringen zu können, wenn ihre Kondition und ihr Gesundheitszustand ein bis zwei Ruhetage und Schlaf erforderten. Wer hingegen wie ich vorhat, mehr als die Hälfte des Jahres auf Reisen zu sein und nicht kurz vorher den Jackpot geknackt hat, der hängt die Latte ein paar Sternchen niedriger. Damit habe ich auch schon den Unterschied zwischen Urlaub und Reisen hervorgehoben. Ich bin Reisender und kein Urlauber, ich brauche diese Reise nicht zur Erholung, ich möchte fremde Länder und Menschen kennenlernen, da spielt die Zahl der Sterne eines Hotels nicht die erste Geige.
Mit diesem Bewusstsein bin ich dann am ersten Tag auch aus dem Transferbus ausgestiegen. Als ich das Zimmer betrat, bot sich dort alles auf geschätzten 10 m², ein Bett, ein Schrank, ein Stuhl, eine Ablage, ein Nachtischlein, ein Fernseher hoch unter der Decke und ein Heizkörper, ach ja, auch eine Garderobe an der Wand und dazwischen genügend Platz zum Bewegen Hinzukommt ein kleiner 0,8 m² großer Balkon und ein Zwergenbad. Gestern nach dem schweißtreibenden Treppensteigen in der Tropfsteinhöhle wollte ich mir dann doch mal ein Bad gönnen und ließ frohgemut das Wasser in die Sitzbadewanne ein. Die Skepsis stieg, als ich dann mit dem ersten Fuß drinnen stand und nach dem Platz für den zweiten suchte. Nun ja, ganz so schlimm war es dann doch nicht und aufgestützt am Wannenrand konnte ich mich langsam hinunterlassen. Die letzten 30 Zentimeter erledigte die Schwerkraft und ich fühlte mich wie ein älteres Modell eines Schweizer Taschenmessers, dessen Glieder nach langjährigem Gebrauch sich nur mit gutem Zureden und etwas nachhelfender Gewalt einklappen lassen. Ich malte mir schon aus, wie am nächsten Morgen die Hausmeister mich mit vereinter Gewalt hinausheben würde, wenn die Reinigungskraft mich so eingeklemmt vorfinden würde. Nicht mal für eine von Codi’s Quietscheentchen wäre Platz genug gewesen, um in der Wanne noch zu schwimmen.
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Aber immerhin waren meine Arme noch frei und konnten erst mal den Vorhang vorziehen, ich will ja beim Duschen des Kopfes nicht das ganze Bad mit putzen. Mit etwas Kraftanstrengung gelang es mir, ihn zu bewegen und er bewegte sich dann auch ganz schnell auf mich zu, samt Stange. Es war eines jener Modelle, die zwischen den gegenüberliegenden Wände mittels Drehschraube festgeklemmt werden, bei Kodi für 2 Euro erhältlich. Nun gut, viel Boden war ja nicht, der beim Duschen des Kopfes nass werden könnte und spürte so langsam das angenehme Gefühl, wenn der Körper vom Schweiß befreit wird. Die wohlige Wärme machte meine Gelenke dann doch beweglicher als ich erwartet hatte und so konnte ich mich doch wieder auf den Wannenrand aufgestemmt hochdrücken. Das nächste Mal versuche ich es aber mit Duschen.
Die Atmosphäre im Speisesaal erinnert so etwas an die Ferien des Monsieur Hulot (wer diesen Film nicht kennt – unbedingt anschauen!). Die Eingangstür gibt jedes Mal, wenn sie geöffnet wird, einen kleinen quietschenden Laut von sich, sodass sich alle Köpfe automatisch drehen, um zu sehen, wer hereinkommt. Im Saal selbst herrscht klappernde Stille, und wenn dann der eine oder andere mit einem frohen „Guten Appetit allerseits“ kommt, drehen sich schon wieder die Köpfe um zu sehen, wer hier stört. Deutsch ist hier sowieso Amtssprache und ich kenne inzwischen schon einige der lebenslustigen Langzeiturlauber, die das ganze Winterhalbjahr hier verbringen (sie haben dafür eines der größeren Zimmer, in denen es sich dann auch bei Regenwetter aushalten lässt). Langzeiturlauber erkennt man an der großen Kaffeetasse, mit der sie morgens den Frühstücksraum betreten, „da passt mehr rein“ hört man zur Erläuterung und gleich darauf ein strafendes „Sie sitzen auf meinem Platz“, woraufhin der noch staunende Neuankömmling leicht errötet stammelnd entschuldigend den Platz räumt. Oft kommt dies nicht vor, denn die Langzeiturlauber sind ohnehin bei den ersten, die morgens kommen und wenn sich jemand von ihnen mal verspäten sollte, dann verteidigen die anderen Platzhirsche das Revier. Wobei ich entschuldigend sagen muss, dass die Langzeiturlauber nicht unbedingt die besten Tische belegen, sie haben halt nur ihren Stammplatz und ihre Brötchentoasts sind kunstvolle Gebilde, die im großen Toaster reifen, oft kopiert, doch nie erreicht.
Die spanische Küche der Köchin lässt dagegen nichts zu wünschen übrig, es ist genug für alle da und mein Wunsch nach einem Salat ohne Fischeinlage wird sofort erfüllt. Angenehm dann der anschließende Aufenthalt in der Bar, familiär die Stimmung. Während an den Fensterplätzen auswärtige Gäste ihre Pizza essen, sitzen in den Reihen dahinter Hotelgäste bei Kartenspiel und Domino, der Sohn des Hauses schaut in Ermangelung gleichaltriger Mädels aus Deutschland mit seinen Freunden Fernsehen und im Kamin, vor dem ich mich gerne niederlasse, prasselt wohlig das Feuer, das der Patron immer wieder mit neuen großen Scheiten am Wärmen hält. Und wenn ich dann mal meine Reiseberichte schreiben will, kann ich mich an einen der hinteren Tische setzen, dort wo es auch Stromanschluss fürs Notebook gibt, nur wenn ich online gehen will, dann muss in nach nebenan an die Rezeption, dafür ist WLAN auch kostenfrei.
Ungefähr in meinem gehobenen Alter dürfte der Opel Corsa sein, den ich von der Autovermittlung bekommen habe, mit ähnlich hoher Laufleistung, und ich gestehe, er ist ähnlich auch mir nicht mehr ganz so spritzig und wendig wie in jungen Jahren, die (Feder)beine ächzen schon bisweilen, ich denke, wir werden uns gut verstehen. Gemeinsam machen wir uns auf die Suche nach dem Weißen Traum.
Der Mandelbaum ist laut Wikipedia eine Pflanzenart aus der Gattung Prunus in der Familie der Rosengewächse. Er wird seit 4000 Jahren kultiviert. Angepflanzt wird er heute hauptsächlich in Kalifornien sowie im Mittelmeerraum. Jedoch reift die Mandel auch in Deutschland in Weinanbaugebieten, dort wurde sie wahrscheinlich zusammen mit dem Wein von den Römern eingeführt. Man unterscheidet zwischen der süßen Mandel und der bitteren Mandel. Süße Mandeln werden zum Rohgenuss, für Mehlspeisen, zum Dekorieren (Splitter, Blätter) und zur Herstellung von gebrannten Mandeln, Likören und Marzipan verwendet. Bittere Mandeln sind zum Rohgenuss nicht geeignet, da sie ein blausäureerzeugendes Glykosid enthalten. 300 verschiedene Mandelsorten soll es geben, das ist jetzt mal das Grundlagenwissen.
Etwa Mitte Januar beginnt die Mandelblüte im Osten der Insel bei Porto Christo, wandert langsam in den nächsten Tagen die Küste nach Süden hinein, erfasst die große Ebene bei Llucmajor und kommt schließlich Mitte Februar an den südlichen Hängen der Tramuntana, des Nordgebirges, an. Es ist nicht die ganze Insel, die erblüht, wie manche Berichte glaubhaft machen wollen, sondern nur Landstriche, auch wenn in den übrigen Landesteilen immer wieder einzelne Bäume zu finden sind. Und während an den Hängen der Tramuntana sich die ersten Blüten entfalten und bis Mitte März anhalten, verblassen die letzten Blüten schon an der Ostküste zwischen dem zarten Grün der ersten Blätter, die nun austreiben. Soweit die Theorie, die man zurzeit in vielen Postillen lesen kann und ganz offensichtlich von geschickten Marketingstrategen in die Welt gesetzt, um den Tourismus in dieser Jahreszeit zu beleben. Fakt ist jedoch, dass der Weiße Traum, von dem so viel geschrieben wird, nur zwei bis drei Wochen andauert, so von Ende Januar bis spätestens Mitte Februar. Danach verblasst das Weiß und das Rosa und es gibt nur noch vereinzelte kleine weiße und noch weniger rosafarbene Träume, einzelne Bäume, die als Nachzügler noch schnell der jahreszeitlichen Entwicklung hinterherlaufen.
Doch auch diese kleinen Träume sind ein Genuss, strahlend vor blauem Himmel können sie dich verzücken und altehrwürdig hängen die Mandeln vom letzten Jahr noch zwischen diesem Blütenrausch. Immer wieder öffnen sich neue Knospen, halten die Blütenpracht am Leben, bis die ersten hellgrünen Blätter austreiben und das Farbregiment übernehmen. Und in mir reift der Wunsch, im nächsten Jahr gleich Anfang Februar wieder herzukommen und ich bin gespannt, wer von euch jetzt „Hier“ ruft und mitkommen wird, und das meine ich ernst.
Doch auch diese kleinen Träume sind ein Genuss, strahlend vor blauem Himmel können sie dich verzücken und altehrwürdig hängen die Mandeln vom letzten Jahr noch zwischen diesem Blütenrausch. Immer wieder öffnen sich neue Knospen, halten die Blütenpracht am Leben, bis die ersten hellgrünen Blätter austreiben und das Farbregiment übernehmen. Und in mir reift der Wunsch, im nächsten Jahr gleich Anfang Februar wieder herzukommen und ich bin gespannt, wer von euch jetzt „Hier“ ruft und mitkommen wird, und das meine ich ernst.
Es ist schon ein beglückendes Gefühl, wenn zum ersten Mal im Jahr frühmorgens ein Singvogel seine zarte Stimme erhebt und ein Lied in den beginnenden Tag schickt. Die Dämmerung hat sich gerade angekündigt und der Blick vom Miniaturbalkon auf den Nachthimmel hat mir eine sternenklare Sicht versprochen. Und so starte ich den Corsa, der mich noch etwas müde die Serpentinen hoch zum Leuchtturm bringt. Der Leuchtturm tauscht geheimnisvolle Signale mit seinen Freunden drüben auf Menorca aus und sein Schein huscht immer wieder über den alten Wachturm am gegenüberliegenden Hügel, während hinter uns Cala Rajada so langsam erwacht und die Lichtkegel der Autos den Weg nach Westen markieren. Der steife Wind ist mild und der Leuchtturmwärter, der gerade den Hang hochkommt, antwortet mir mit einem freundlichen Hola. Einen schönen Sonnenaufgang wird es heute Morgen leider nicht geben, da eine schwere dicke Wolkenwand den ganzen östlichen Horizont einnimmt. Dennoch ist es ein schönes Gefühl, hier oben hoch über der Meeresbrandung zu stehen und den neuen Tag zu begrüßen.
Wer den ewigen Frühling sucht, der ist auf Mallorca falsch gelandet, der muss zwei Stunden weiter fliegen nach Madeira oder auf die Kanaren. Auch Mallorca sieht den Wechsel der vier Jahreszeiten, wenn auch nicht so extrem wie in Mitteleuropa, eher mit milden Wintertemperaturen gesegnet, und für die deutschen Langzeiturlauber mit Heizungen in den Hotels, die ganzjährig geöffnet haben.
Der Frühling beginnt hier aber deutlich früher als in unseren Breitengraden und er dauert entsprechend länger, breitet sich genüsslich aus von Februar bis in den Mai, bevor ihn der Sommer mit dem so beliebten Bikiniwetter ablöst. Mit Farben in Technicolor sind die Wiesen jetzt besprüht, ein Grün, so satt wie es nicht satter sein kann, gesprenkelt mit gelben Blüten, ein Rausch an Farbe, der sich über die Insel ergießt. Gelb ist sowieso neben dem Weiß und dem Rosa der Mandelblüten die Blütenfarbe, die im Moment dominiert, andere Farben wie das Rot der Aloe oder das Blau der Lavendelblüten sind Kunstfarben, vom Menschen hier eingeführt, weil man glaubt, dass es so sein soll, aber sie können sich nicht durchsetzen gegen dieses Meer gelber Blüten, die die Wiesen überschwemmen.
Wer den ewigen Frühling sucht, der ist auf Mallorca falsch gelandet, der muss zwei Stunden weiter fliegen nach Madeira oder auf die Kanaren. Auch Mallorca sieht den Wechsel der vier Jahreszeiten, wenn auch nicht so extrem wie in Mitteleuropa, eher mit milden Wintertemperaturen gesegnet, und für die deutschen Langzeiturlauber mit Heizungen in den Hotels, die ganzjährig geöffnet haben.
Der Frühling beginnt hier aber deutlich früher als in unseren Breitengraden und er dauert entsprechend länger, breitet sich genüsslich aus von Februar bis in den Mai, bevor ihn der Sommer mit dem so beliebten Bikiniwetter ablöst. Mit Farben in Technicolor sind die Wiesen jetzt besprüht, ein Grün, so satt wie es nicht satter sein kann, gesprenkelt mit gelben Blüten, ein Rausch an Farbe, der sich über die Insel ergießt. Gelb ist sowieso neben dem Weiß und dem Rosa der Mandelblüten die Blütenfarbe, die im Moment dominiert, andere Farben wie das Rot der Aloe oder das Blau der Lavendelblüten sind Kunstfarben, vom Menschen hier eingeführt, weil man glaubt, dass es so sein soll, aber sie können sich nicht durchsetzen gegen dieses Meer gelber Blüten, die die Wiesen überschwemmen.
24. Februar - Der zweite Versuch
Noch ein zweites Mal besuche ich heute in aller Frühe den Leuchtturm, um mit ihm den Sonnenaufgang zu erleben. Still steht er da, noch einmal mit dem leuchtenden Auge zwinkernd, bevor der Leuchtturmwärter ihm den Strom abdreht. Zwinkernd, als wolle er sagen „Wird heute wohl auch nichts mit dem wildromantischen Sonnenaufgang“. Er kann gut reden, hat er doch die beste Lage, um die schönsten Sonnenaufgänge sich anzusehen. Um 6:00 Uhr hatten noch die Sterne gefunkelt, doch Eos die Morgengöttin hat sich kurz danach ihren dunklen weiten Morgenmantel umgeworfen, der sie verhüllt vor meinen Augen. 9 Grad zeigt das Thermometer, windstill ist es und mild. Doch selbst die Möwen, die sonst um diese Zeit kreischend aufgeregt um den Leuchtturm kreisen, überlassen das Feld der weißen Brandung tief unter mir. Für einen Moment, als der holden Eos der Morgenmantel entgleitet, huschen rosafarbene Strahlen über die Wolken, doch nur für einen Moment, dann zieht sie ihn schnell wieder hoch. Eine kleine siamesische Katze schaut sich das Ganze in aller Ruhe unter ihrem Busch an, derweil ihr getigerter minderjähriger Freund seine Morgentoilette macht. Nix los heute am Leuchtturm.
Noch ein zweites Mal besuche ich heute in aller Frühe den Leuchtturm, um mit ihm den Sonnenaufgang zu erleben. Still steht er da, noch einmal mit dem leuchtenden Auge zwinkernd, bevor der Leuchtturmwärter ihm den Strom abdreht. Zwinkernd, als wolle er sagen „Wird heute wohl auch nichts mit dem wildromantischen Sonnenaufgang“. Er kann gut reden, hat er doch die beste Lage, um die schönsten Sonnenaufgänge sich anzusehen. Um 6:00 Uhr hatten noch die Sterne gefunkelt, doch Eos die Morgengöttin hat sich kurz danach ihren dunklen weiten Morgenmantel umgeworfen, der sie verhüllt vor meinen Augen. 9 Grad zeigt das Thermometer, windstill ist es und mild. Doch selbst die Möwen, die sonst um diese Zeit kreischend aufgeregt um den Leuchtturm kreisen, überlassen das Feld der weißen Brandung tief unter mir. Für einen Moment, als der holden Eos der Morgenmantel entgleitet, huschen rosafarbene Strahlen über die Wolken, doch nur für einen Moment, dann zieht sie ihn schnell wieder hoch. Eine kleine siamesische Katze schaut sich das Ganze in aller Ruhe unter ihrem Busch an, derweil ihr getigerter minderjähriger Freund seine Morgentoilette macht. Nix los heute am Leuchtturm.
Cala, so heissen die Buchten an der Ostküste Mallorcas von Cala Rajada bis hinunter zum Südzipfel Cap Salinas. Mal sind es kleine idyllische Buchten mit ein paar Meter Sandstrand, mal sind es lange fjordähnliche Gebilde, die weit ins Land hinein reichen, mal öffnet sich nach einem schmalen Eintritt eine große runde Bucht einem See gleich, immer wieder von Neuem in ihrer Form überraschend Es ist das Serra de Llevant, das hier ins Meer fällt, aus Kalkstein geformt und vom Meer in Millionen von Jahren in unablässiger Wellenarbeit gestaltet. An den größeren Buchten haben sich in früheren Jahren Fischer angesiedelt, um ähnlich wie in Cala Rajada die Bewohner der befestigten Siedlungen und Burganlagen im Landesinneren mit Fisch zu versorgen. Einige dieser Fischerorte konnten wie Cala Figuera bis heute ihren Charakter bewahren, behutsam ist die Bebauung auch unter touristischen Zwängen gestaltet worden. An der Steilküste sitzt eine kleine Gruppe mit Pinseln bewaffnet, Schweden, die kleine Aquarelle malen. Gerne lassen sie sich fotografieren, sie bleiben nur noch einige Tage, bevor der skandinavische Winter sie wieder einfängt.
Andere Küstenorte wie Cala d’Or sind zu Retortenstädten verkommen, eine nichtssagende Ansammlung von grässlichen Hotelbauten und Betonfluchten, die jetzt ähnlich tot sind wie die Kulissenstädte für die Django-Filme außerhalb der Drehzeiten. In Porto Christo mache ich für eine kleine Pause halt. Hier im altehrwürdigen Hotel Felipe wollte ich diese Tage mit Inge verbringen, in einem Zimmer mit Blick auf die Bucht, es sollte nicht mehr sein.
Andere Küstenorte wie Cala d’Or sind zu Retortenstädten verkommen, eine nichtssagende Ansammlung von grässlichen Hotelbauten und Betonfluchten, die jetzt ähnlich tot sind wie die Kulissenstädte für die Django-Filme außerhalb der Drehzeiten. In Porto Christo mache ich für eine kleine Pause halt. Hier im altehrwürdigen Hotel Felipe wollte ich diese Tage mit Inge verbringen, in einem Zimmer mit Blick auf die Bucht, es sollte nicht mehr sein.
Mach schon, sagte Inge bisweilen, denn sie wusste, dass ich gewisse Dinge nicht lassen kann. Serpentinen haben zum Beispiel eine magische Anziehungskraft auf mich, wenn ich hinterm Steuer sitze und ebenso Höhlen. Und so gab es für mich keine Frage, als ich vor Porto Christo an dem Hinweisschild „Covos del Drach“ vorbeikomme, Blinker raus und rechts abgebogen. Auch die Drachenhöhle, die in einem ungleich größeren Ausmaß für Touristenströme ausgebaut ist als die Höhle von Arta, liegt direkt am Meer, oberhalb einer Cala im kalkigen Karstgestein der Ostküste. Eintausend zweihundert Meter führt der Weg durch das Labyrinth der Stalagmiten und Stalaktiten und von der Decke hängen Millionen kleine Gebilde, wie das tropfende Wachs einer riesigen Kerze, mal nur 20 30 cm lang, mal ein bis zwei Meter, die ganze Decke ist von ihnen eng bedeckt, unwillkürlich zieht man den Kopf anfangs ein, weil es scheint, als würden sie heruntertropfen. Tief führt die Treppe herunter, der feuchtwarme Dunst beschlägt erst mal die Brille, bevor sie die Sicht freigibt auf eine faszinierende Unterwelt. Der Weg zieht mich vorbei an Gebilden, die wie Fahnen ausgestaltet sind, geschickt von einer dahinter versteckten Lampe angeleuchtet, ebenso wie die kleinen Tümpel und Seen tief unter dem Pfad, die den Weg säumen in kontrastfarbenem Blaugrün zu dem Rot und Gelb der Orgelpfeifen. Schaurig dumpf wie der verhallene Ton einer Bronzeglocke erklingen schmale Stalagmiten mit Fahnenbildung unter meinem Faustschlag, den ich nicht lassen kann, andere sind steif und stumm und geben keinen Ton von sich. Eine kleine Wunderwelt, die sich hier unten auftut. Doch zwei Dinge trüben den Genuss. Zum einen herrscht Fotoverbot, hier macht man aus allem Geld, selbst vor den Toiletten hinter der Kasse, nachdem man 11,50 Euro Eintritt berappt hat, steht der obligatorische „Spenden“korb und am Ausgang der Höhle, dort wo man zum ersten Mal nach dem langen und atemraubenden Aufstieg auf einer Plattform Luft holen kann, steht wie zufällig der Stand, an dem man Fotos in großem und kleinem Format, Postkartenfaltserien und Dias von der Höhle kaufen darf. Das Zweite ist ein Teil der Show am großen See. 177 Meter ist der See lang und eine Tribüne für mehrere hundert Zuschauer vermittelt einen ungefähren Eindruck, welch Menschenmassen im Sommer hier durchgeschleust werden. Dunkel wird es plötzlich und eine Stimme kündigt in vielen Sprachen ein Schauspiel an, bei dem man natürlich, wie ausdrücklich wieder betont wird, nicht filmen und nicht fotografieren darf. Nach mehreren Momenten der Ruhe in absoluter Dunkelheit ertönt leise Musik und vom entfernten Ende des Sees schwebt wie auf Flügeln ein Boot auf uns zu, die Reling mit kleinen Lampen beleuchtet, die sich im Grünblau des Wassers spiegeln. Bekannte Weisen erklingen und schweben mit dem Boot übers Wasser, werden lauer und deutlicher und erst im Vorbeifahren erkennt man schwach einen Klavierspieler und einen Geiger, zwei weitere Boote folgen in sachtem Ruderschlag. Ach wie herrlich hätte der Kunstgenuss bei der grandiosen Akustik dieser großen Halle geklungen, wenn man nicht das örtliche Laientrio, sondern ein paar Berufsmusiker für dieses Schauspiel engagiert hätte. Natürlich nahm ich zum Abschluss selbst die Gelegenheit wahr, eingepfercht auf enger Bank genussvoll über das Wasser zu gleiten.
Petra heißt eines dieser Dutzend Städtchen, die im Landesinneren liegen und ihren ursprünglichen Charakter bewahrt haben. Wäre es nicht Fra Junipero Serra gewesen, so hätte es ein anderer gemacht, doch nun ist es das kleine mallorquinische Petra, das sich rühmen darf, dass hier der Begründer der großen Metropole San Fransisco das Licht der Welt erblickt hat. Ich kann mir gut vorstellen, wie er als kleiner Bub durch die engen Gassen getobt ist, den Esel am Schwanz gezerrt, die Hühner über den Hof gejagt und später auch den einen oder anderen Rockzipfel. Man kann sich leicht in diese Zeit zurückversetzen, denn diese Städtchen haben immer noch den gleichen maroden Charme der Vergangenheit. Die Kirche steht mitten drin, hoch reckt sie ihren Glockenturm über alle anderen Gebäude, die sich auf gleicher Höhe eng aneinander schmiegen im sanften Rund der Straßen, damit weder die sommerliche Hitze noch der eisig kalte Wind des Winters sich hier festsetzen kann. Immer noch werden mit dem ersten Sonnenstrahl, der über die Mauer klettert, die Fensterläden geschlossen, um Hitze und Kälte außen vorzulassen. Und wenn mal eines dieser Häuser sein Verfallsdatum erreicht hat, dann wird ein neues in das Stadtbild eingefügt, im gleichen Stil und in Lehmfarben gestrichen, so wie es alle sind.
Hoch über Petra reckt sich der Turm der Ermita de Bonany in den Himmel. Eine Marienstatue ziert das Innere der Wallfahrtskirche, eine der vielen Marienstatuen auf der Insel. Fleißig treten einige Dutzend holländischer Radsportler den steilen Weg hinauf in ihre Pedale, um den weiten Blick von hier oben zu genießen. Eine kurze Verschnaufpause, ein Erinnerungsfoto oder zwei und schon kommt das Signal an die gelbe Truppe zur Schussfahrt hinab. Das Panorama ist einfach überwältigend. Von dem Tafelberg des Massivs del Randa weit im Westen über die Kette der Tramuntana mit dem Puig Major hin zum Cap Formentera im äußersten Nordosten wandert der Blick, knickt dann nach Süden über die Bucht der alten maurischen Stadt Alcudia ab hin zu den Hängen der Serra de Llevant bis hin zum Puig de Sant Salvador, dem Hausberg von Felanitx im Süden, und irgendwo dazwischen ausgebreitet das Häusermeer von Manacor, der zweitgrößten Stadt von Mallorca, aus deren Mitte, wie sollte es anders sein, der mächtige Kirchturm herausragt. Ich packe meinen Rucksack auf dem Tisch aus und bereite mein karges Picknick, das ich auf dem Markt von Sineu erstanden habe, vor. Die Gäste sind schon da, hoffentlich reicht es.
Es gibt viele reizvolle Städtchen im Osten so wie Arta, Caimari und Polenca. Ein besonderes Kleinod unter all diesen Städtchen ist aber Alcudia. Ganz im Nordosten liegt es auf einer kleinen Halbinsel. Eine mächtige mittelalterliche Stadtmauer umschließt den Ortskern, nur an wenigen Stellen ist sie unterbrochen, ein gesicherter Weg lädt zum Umrunden der Stadt auf der Mauer ein. Dank des nahegelegenen Meeres hat sich die Beton bewehrte neuzeitliche Stadtentwicklung draußen am Hafen vollzogen, sodass Alcudia sich seinen mittelalterlichen Charme bewahrt hat. Auf dem Weg durch die verwinkelten Gassen stehe ich bald vor der prächtigen Fassade des Rathauses, das vom Glanz der frühen Jahre zeugt und lasse mich sodann in seiner Nähe auf dem Plaza del Constitucio zu einem Cafe con Leche amb tarta de Manzana nieder. Die wärmende Sonne schmeichelt mir und die Strickjacke kuschelt wieder im Rucksack. Angesichts der vielen Artischocken, die ich eben auf den Feldern gesehen habe, erntereif und wohlschmeckend, sinniere ich drüber nach, ob ich beim nächsten Aufenthalt auf der Insel ein Studio mit Küche nehmen soll oder doch die gute spanische Hausmannskost einer einfachen Familienpension bevorzugen sollte. Wie auch immer, es wird mir immer eine Freude sein, durch die verwinkelten Gassen dieser Städtchen zu schlendern.
Es ist ja inzwischen kein Geheimnis mehr, dass Mallorca die Lieblingsinsel der Fahrradsportler ist, gerade im Winterhalbjahr. Man spottet, dass derzeit mehr Fahrräder als Autos auf der Insel unterwegs sind und als Autofahrer sollte man das auch ernst nehmen, denn die wahren Könige der Straße sind die Radsportler. Wer zählt die Profi-Teams, die im Höllentempo in Zehnergruppen über die Landstraße brausen, wer rechnet die Amateursportler hoch, die die Pässe des Tramuntana-Gebirges erstürmen, immer bemüht sich im bunten Outfit an die Fersen der Profimannschaften anzuheften, wer kennt die Mengen an Schweiß, die einfache Familienväter vergießen, um es letzteren gleichzutun? Profiteams erkennt man im Übrigen an der Vielzahl der Werbeaufdrucke, die sich über Trikot, Handschuhe, Helm bis hin zum Werbebanner auf dem Po erstrecken. An dieser Stelle erlaube ich mir – mit Verlaub – auf einen Mangel der Werbestrategen hinzuweisen und einen kreativen Vorschlag zu machen: da wäre doch noch Platz auf den beiden erhabenen Hügeln der holden Weiblichkeit für die Werbung für Müller’s Milchprodukte. „Achtung Fahrradfahrer“: so ein Warnschild am Ortsausgang von Inca auf der Straße hoch zum Kloster Lluc, sie können plötzlich die Landstraße queren, sie können von links um die Ecke biegen, sie fahren zu dritt nebeneinander, sie schneiden jede Kurve, sie kennen keine Vorfahrtsregel außer dem Glauben an ihren Schutzengel. Den besonderen Kick muss jener Freizeitprofi gehabt haben, als er mich mit hoher Geschwindigkeit auf der Passstraße am Cap Formentor bei 10 % Gefälle in einer Haarnadelkurve überholte. Es kam ihm kein Auto entgegen.
Nun muss ich mal die Inselregierung loben. An vielen Stellen gibt es gut ausgebaute Radwege, die deutlich von der Straße abgetrennt sind und ein ungestörtes Radeln ermöglichen, sei es in der Hauptstadt Palma, an der Nordküste zwischen Port de Pollenca und Alcudia oder an der Ostküste zwischen Cala Millor und Porto Christ. Im Unterbau unseres Hotels ist einer der vielen Fahrradläden, zwischen 10 und 11 herrscht Hochbetrieb, danach gibt es keine Chance mehr, ein halbwegs fahrtüchtiges Fahrrad noch zu bekommen. Und doch bewundere ich diejenigen, die sich der Mühe unterziehen, wochenlang die Insel zu erkunden, und wer mich näher kennt, weiß warum. Vielleicht nächstes Jahr … |
Kindergeschrei dringt vom gegenüberliegenden Hügel zu mir herüber, es ist Pause in der Grundschule und die Knirpse tollen in der Frühlingssonne über den Schulhof. Wie aus einem Adlernest schaue ich auf Capdepera zu meinen Füßen und mit zwei Schlägen markiert die Kirchenglocke halb zwölf. Ich sitze auf einer sonnenüberfluteten Bank hoch an der Burgmauer, nur der kühle Wind erinnert, dass es noch Winter ist. Die Burganlage von Capdepera war ursprünglich nur ein Wachturm der Mauren, hier wurde 1231 der Friedensvertrag zwischen den Mauren und den Spaniern abgeschlossen, der Mallorca an die spanische Regentschaft übergab. Zum Schutz der Bevölkerung vor den Piraten wurde in dem folgenden Jahrhundert eine starke Mauer um die Bergspitze gezogen und ein Wehrdorf errichtet, dessen Überreste heute noch zu sehen sind. 200 Stufen führen den ersten Teil des Weges hoch, danach eine immer steiler werdende Rampe.
Bei klarem Wetter sieht man hinüber nach Menorca, von diesem strategischen Punkt aus war das Meer um das Ostkap und die Meeresenge zu Menorca gut zu kontrollieren. Heute leben die Bewohner der Stadt zu Füßen der Burg, die Burganlage wird von der Stadtverwaltung gepflegt, ein kleiner Garten Eden ist hier entstanden und die Gärtnerin kehrt heute mit frischem wildem grünen Spargel nach Hause. Ich werde mich jetzt auch hinunter ins Café de L’Orient begeben, Tapas essen und ein Foto vom Inneren machen, so wie Inge es sich im November gewünscht hatte, als ich die zweite Hälfte ihres cornejo verspeiste.
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Ein grandioser Sonnenaufgang überzieht an diesem letzten Morgen in Cala Rajada den Himmel mit einem fulminanten Rotorange. Ein Zipfelchen darf ich von meinem Minibalkon mit geträumtem Meerblick mitnehmen. Auf dem Weg zum Markt überzieht ein tristes Regengrau den Himmel, doch die Stimmung des Sonnenaufgangs nehme ich mit nach Deutschland. Frisches Obst, kaufe ich mir und erntefrische Artischocken, Ziegenkäse und feine Wurstwaren, mein Koffer ist viel zu klein für all die Köstlichkeiten, die sich mir anbieten. Ein Cafe Solo in der Bar belebt die Lebensgeister, in zwei Stunden wird mich der Transferbus einsammeln und es wird wohl April werden, bis ich wieder bei solchen Temperaturen im Straßencafé sitzen kann. Inge hätte sich gleich über ihre geliebten köstlichen Tartelettes hergemacht, die verführerisch in der Auslage locken. Die Tage im November in Cala Millor ziehen nochmals an mir vorbei.
Die Reise neigt sich dem Ende zu. Mandelbäume haben in den letzten Tagen geschwind ihr grünes Kleid angelegt. Es waren frühlingshafte Tage und Tage des Abschieds von Inge. Doch es bleiben die Erinnerungen an schöne gemeinsame Tage, anderswo ebenso wie im November hier, Erinnerungen an viele Jahre des gemeinsamen Lebens.
Ein Lied liegt mir schon seit Tagen auf den Lippen:
„Sag zum Abschied leise danke ..."
Die Reise neigt sich dem Ende zu. Mandelbäume haben in den letzten Tagen geschwind ihr grünes Kleid angelegt. Es waren frühlingshafte Tage und Tage des Abschieds von Inge. Doch es bleiben die Erinnerungen an schöne gemeinsame Tage, anderswo ebenso wie im November hier, Erinnerungen an viele Jahre des gemeinsamen Lebens.
Ein Lied liegt mir schon seit Tagen auf den Lippen:
„Sag zum Abschied leise danke ..."