Eroica oder die pure Lust am Vergnügen
- die Toskana im Oktober
Oktober 2011
Der Herbst hat angeklopft und rasch die Tür geöffnet. In seiner Farbenlust beginnt er mit der jahreszeitlichen Dekoration. Noch übt er nur, probiert in ersten Pinselstrichen die Wirkung seiner Farben, ob sie noch verblasst
vom Herbstausgang des letzten Jahres oder schon kräftig aufgefrischt für
die neue Saison. Mal zieht er einen pastellgelben Flaum über eine Birke, mal lässt er den wilden Wein im strahlendtiefen Rot der Altweibersommersonne blitzen, im hübschen Kontrapunkt zu den tiefgrünen Blättern daneben, die den Kontrast zum gerade verabschiedeten Sommer setzen. Seine herbstliche Handschrift ist trotz der sommerlichen Temperaturen, die mich begleiten, unverkennbar. Nach dem ersten Üben wird er sich dem Ahorn, den Kastanien und den Haselnüssen zuwenden. Diese herrlichen letzten Septembertage beflügeln Gevatter Herbst, bevor er schon richtig angekommen ist.
Das graue Band der Autobahn weist den Weg in den Süden, den Pfeilspitzen der Flieger mit weißer Fahne am blauen Himmel folgend. „Lazy Sunday afternoon“, die Small Faces sind vom faulen Sonntagnachmittag und meine Gedanken wandern mir voraus zu den Zypressen der Toskana und die lauen Abende im Freundeskreis, während einige Autofahrer in der Baustelle Lückenspringen üben. Früher packten die Stauer die großen Holzkisten in die dicken Bäuche der Frachtschiffe, heute gibt es Container. Die sind genormt und werden von den Containerbrücken wie Legosteine auf den Schiffen aufeinandergestapelt. Mir scheint, dass die Stauer nun auf den Autobahnen stehen um die schwarzen, weißen, grauen und blauen Blechkisten hintereinander zu stapeln. Das ganze nennt sich dann Stau, so gerade bei Baden Baden. Irgendwie wollen heute wohl alle in den Süden und die Stauer stört es auch nicht, als die Spencer Davis Group "Keep on running" spielt. Sie lächeln eher darüber, sind sie doch heute auf der A5 sehr umtriebig, eilen von Baustelle zu Baustelle und üben fleissig ihr Handwerk aus.
Von wegen "Keep on running" eher "Keep an Standing".
vom Herbstausgang des letzten Jahres oder schon kräftig aufgefrischt für
die neue Saison. Mal zieht er einen pastellgelben Flaum über eine Birke, mal lässt er den wilden Wein im strahlendtiefen Rot der Altweibersommersonne blitzen, im hübschen Kontrapunkt zu den tiefgrünen Blättern daneben, die den Kontrast zum gerade verabschiedeten Sommer setzen. Seine herbstliche Handschrift ist trotz der sommerlichen Temperaturen, die mich begleiten, unverkennbar. Nach dem ersten Üben wird er sich dem Ahorn, den Kastanien und den Haselnüssen zuwenden. Diese herrlichen letzten Septembertage beflügeln Gevatter Herbst, bevor er schon richtig angekommen ist.
Das graue Band der Autobahn weist den Weg in den Süden, den Pfeilspitzen der Flieger mit weißer Fahne am blauen Himmel folgend. „Lazy Sunday afternoon“, die Small Faces sind vom faulen Sonntagnachmittag und meine Gedanken wandern mir voraus zu den Zypressen der Toskana und die lauen Abende im Freundeskreis, während einige Autofahrer in der Baustelle Lückenspringen üben. Früher packten die Stauer die großen Holzkisten in die dicken Bäuche der Frachtschiffe, heute gibt es Container. Die sind genormt und werden von den Containerbrücken wie Legosteine auf den Schiffen aufeinandergestapelt. Mir scheint, dass die Stauer nun auf den Autobahnen stehen um die schwarzen, weißen, grauen und blauen Blechkisten hintereinander zu stapeln. Das ganze nennt sich dann Stau, so gerade bei Baden Baden. Irgendwie wollen heute wohl alle in den Süden und die Stauer stört es auch nicht, als die Spencer Davis Group "Keep on running" spielt. Sie lächeln eher darüber, sind sie doch heute auf der A5 sehr umtriebig, eilen von Baustelle zu Baustelle und üben fleissig ihr Handwerk aus.
Von wegen "Keep on running" eher "Keep an Standing".
Im Tal der Dreisam, auf Radtour im Rund des Talkessels bei Kirchzarten, bis hinunter in die Stadt Freiburg,
leuchten die Wiesen im satten hellen Grün, das die tiefstehende Nachmittagsonne zaubert. Dickbackige Äpfel rufen mich mit ihrem saftigen Rot, während die Hänge des Schwarzwaldes sich mehr in den Dunst des Tages einhüllen. Abendessen dann im Kartoffelhaus. Unglaublich, welchen Geschmack und wie vielfältig auch Kartoffel bieten können, die Violetta, die mit ihrer Farbe ihrem Namen alle Ehre macht, überrascht mit einem nussigen Geschmack, die Namen der anderen kann ich mir gar nicht merken, aber sie schmecken alle genussvoll, rufen nach mehr. Freiburg ist eine Fahrradstadt, und die Autofahrer respektieren dies auch. Selbst in der Dunkelheit ist die Fahrradstrasse entlang der Dreisam, die mit starkem Gefälle munter ins Tal fliesst, noch gut bevölkert. Die Nacht ist kurz, ich gehe früh ins Bett, nicht ohne mir den hausgemachten Apfelkuchen von Martina als Nachtisch munden zu lassen.
leuchten die Wiesen im satten hellen Grün, das die tiefstehende Nachmittagsonne zaubert. Dickbackige Äpfel rufen mich mit ihrem saftigen Rot, während die Hänge des Schwarzwaldes sich mehr in den Dunst des Tages einhüllen. Abendessen dann im Kartoffelhaus. Unglaublich, welchen Geschmack und wie vielfältig auch Kartoffel bieten können, die Violetta, die mit ihrer Farbe ihrem Namen alle Ehre macht, überrascht mit einem nussigen Geschmack, die Namen der anderen kann ich mir gar nicht merken, aber sie schmecken alle genussvoll, rufen nach mehr. Freiburg ist eine Fahrradstadt, und die Autofahrer respektieren dies auch. Selbst in der Dunkelheit ist die Fahrradstrasse entlang der Dreisam, die mit starkem Gefälle munter ins Tal fliesst, noch gut bevölkert. Die Nacht ist kurz, ich gehe früh ins Bett, nicht ohne mir den hausgemachten Apfelkuchen von Martina als Nachtisch munden zu lassen.
Es ist 5:33 Uhr, der Motor des Touran lässt auf mein Zeichen hin sein wohliges Brummen erklingen. Es ist kühl,
gerade mal 10 Grad zeigt das Außenthermometer. Freiburg schläft noch. Die Fahrradstrasse entlang der Dreisam ist jetzt radlerleer. Schwarz ist die Nacht, der Verkehr auf der Autobahn zu dieser Zeit noch ruhig. Ein leichter Nebel liegt wie eine Decke über dem Band der Stasse, leicht angelupft, so dass die Sicht nach vorne frei ist, nach oben hingegen eine freie Sicht auf einen sternenklaren Himmel. Hell leuchten sie. Welch ein Glück, dass ich meinen Weg nicht wie weiland die Seefahrer nach dem Polarstern ausrichten muss. Ich würde ihn nicht mal erkennen, kann gerade mal den Großen Wagen ausmachen. Ich verlass mich lieber auf meinen Orientierungssinn und das Navi. Städtenamen fliegen vorbei: Colmar, Bad Krotzingen, Badenweiler, Neuenburg, Lyon, Weil am Rhein …
Auch das Navi ist noch etwas müde, rechnet die gleiche Strecke immer wieder neu, korrigiert sich mehrfach, es fehlt nur noch die Entschuldigung. Nur der Tempomat ist ausgeschlafen, hält wacker die 120. Grau erheben sich zur Linken die Berge des Schwarzwaldes vom Nachthimmel ab, machen seinem Namen keine Ehr. Diesig ist es, ein Versprechen für ein warmes und trockenes Wochenende. Lange hatte der diesjährige Sommer mit Anlaufgeschwindigkeiten zu kämpfen, nun mag er gar nicht enden.
6 Uhr 33, die Dämmerung bricht herein. Ein pastellenes Rot schält sich aus dem Horizont, kündet einen schönen
Tag an. Ich passiere zügig die Grenze bei Basel. Die Vignette habe ich kurz zuvor schon zusammen mit einem frischen Bauernbrot an einer Tankstelle erstanden, welch eine Kombination. Kurz danach mahnt ein plötzlicher roter Blitz von einer Brücke herab einen eiligen Schweizer an seine staatsbürgerliche Pflicht, die vorgegebene Geschwindigkeit einzuhalten. Da ich die Preise solcher Mahnungen kenne, ermahne ich meinen Tempomat, nicht übermütig zu werden und die Geschwindigkeitsratschläge des Navis einzuhalten.
Hinter Basel verschwindet Eos die Morgengöttin im Bad. Der feine Nebel der heissen Dusche verschlägt mir die Sicht, hüllt Berge und Städte ein. Heute morgen duscht sie besonders lange, sehr lange. Erst am Ende des langen Tunnels am Luzerner See reißt sie das Fenster auf und gibt den Blick frei auf ein sonnendurchflutetes Tal. Und
dieses sonnendurchflutete Tal, das zum Gotthard hochführt, darf ich heute morgen besonders lange mir ansehen, denn die Stauer haben mit ihrer Arbeit begonnen.
Die Entdeckung der Langsamkeit darf ich im Gotthardtunnel üben. Ein Autokran zockelt die 17 Kilometer vor mir
her. Also zurücklehnen und Gelassenheit üben, selbst mein Navi nimmt es gelassen, scherzt mehrfach ironisch mit dem Spruch „Bitte wenden“. Auch der Gotthardtunnel hat mal ein Ende.
Die Italiener machen ihrem Ruf mal wieder alle Ehre. Dreispurig fließt der Verkehr rund um Mailand. Eigentlich
kennen die Italiener nur zwei Fahrtspuren. Die rechte ist die Fliesspur, da wo sich die Autos normal aufhalten. Die linke dient dem Überholen, möglichst im Blechkontakt. Aber Italiener sind kreativ und so bauen sie landauf landab nun eine weitere Spur neben die rechte, die Rechtsdanebenspur. Sie ist für die wirklich langsamen Lastkraftwagen gedacht, diejenigen, denen man die Fahrtspur nicht zumuten kann; aber sie ist vor allem die Überholspur für die ganz sportlichen Fahrer (deren es nicht wenige gibt). Letztere nutzen die Lücke zwischen zwei wirklich langsamen LKWs auf der Rechtsdanebenspur zum Vorwärtskommen, sobald sich zwei PKWs vor ihnen eine Lücke andeutet. Ich beschließe, im ganz normalen Fahrstrom mitzuschwimmen.
gerade mal 10 Grad zeigt das Außenthermometer. Freiburg schläft noch. Die Fahrradstrasse entlang der Dreisam ist jetzt radlerleer. Schwarz ist die Nacht, der Verkehr auf der Autobahn zu dieser Zeit noch ruhig. Ein leichter Nebel liegt wie eine Decke über dem Band der Stasse, leicht angelupft, so dass die Sicht nach vorne frei ist, nach oben hingegen eine freie Sicht auf einen sternenklaren Himmel. Hell leuchten sie. Welch ein Glück, dass ich meinen Weg nicht wie weiland die Seefahrer nach dem Polarstern ausrichten muss. Ich würde ihn nicht mal erkennen, kann gerade mal den Großen Wagen ausmachen. Ich verlass mich lieber auf meinen Orientierungssinn und das Navi. Städtenamen fliegen vorbei: Colmar, Bad Krotzingen, Badenweiler, Neuenburg, Lyon, Weil am Rhein …
Auch das Navi ist noch etwas müde, rechnet die gleiche Strecke immer wieder neu, korrigiert sich mehrfach, es fehlt nur noch die Entschuldigung. Nur der Tempomat ist ausgeschlafen, hält wacker die 120. Grau erheben sich zur Linken die Berge des Schwarzwaldes vom Nachthimmel ab, machen seinem Namen keine Ehr. Diesig ist es, ein Versprechen für ein warmes und trockenes Wochenende. Lange hatte der diesjährige Sommer mit Anlaufgeschwindigkeiten zu kämpfen, nun mag er gar nicht enden.
6 Uhr 33, die Dämmerung bricht herein. Ein pastellenes Rot schält sich aus dem Horizont, kündet einen schönen
Tag an. Ich passiere zügig die Grenze bei Basel. Die Vignette habe ich kurz zuvor schon zusammen mit einem frischen Bauernbrot an einer Tankstelle erstanden, welch eine Kombination. Kurz danach mahnt ein plötzlicher roter Blitz von einer Brücke herab einen eiligen Schweizer an seine staatsbürgerliche Pflicht, die vorgegebene Geschwindigkeit einzuhalten. Da ich die Preise solcher Mahnungen kenne, ermahne ich meinen Tempomat, nicht übermütig zu werden und die Geschwindigkeitsratschläge des Navis einzuhalten.
Hinter Basel verschwindet Eos die Morgengöttin im Bad. Der feine Nebel der heissen Dusche verschlägt mir die Sicht, hüllt Berge und Städte ein. Heute morgen duscht sie besonders lange, sehr lange. Erst am Ende des langen Tunnels am Luzerner See reißt sie das Fenster auf und gibt den Blick frei auf ein sonnendurchflutetes Tal. Und
dieses sonnendurchflutete Tal, das zum Gotthard hochführt, darf ich heute morgen besonders lange mir ansehen, denn die Stauer haben mit ihrer Arbeit begonnen.
Die Entdeckung der Langsamkeit darf ich im Gotthardtunnel üben. Ein Autokran zockelt die 17 Kilometer vor mir
her. Also zurücklehnen und Gelassenheit üben, selbst mein Navi nimmt es gelassen, scherzt mehrfach ironisch mit dem Spruch „Bitte wenden“. Auch der Gotthardtunnel hat mal ein Ende.
Die Italiener machen ihrem Ruf mal wieder alle Ehre. Dreispurig fließt der Verkehr rund um Mailand. Eigentlich
kennen die Italiener nur zwei Fahrtspuren. Die rechte ist die Fliesspur, da wo sich die Autos normal aufhalten. Die linke dient dem Überholen, möglichst im Blechkontakt. Aber Italiener sind kreativ und so bauen sie landauf landab nun eine weitere Spur neben die rechte, die Rechtsdanebenspur. Sie ist für die wirklich langsamen Lastkraftwagen gedacht, diejenigen, denen man die Fahrtspur nicht zumuten kann; aber sie ist vor allem die Überholspur für die ganz sportlichen Fahrer (deren es nicht wenige gibt). Letztere nutzen die Lücke zwischen zwei wirklich langsamen LKWs auf der Rechtsdanebenspur zum Vorwärtskommen, sobald sich zwei PKWs vor ihnen eine Lücke andeutet. Ich beschließe, im ganz normalen Fahrstrom mitzuschwimmen.
Die Temperatur hat sich im Lauf des Tages kräftig hochgearbeitet und zeigt 30,5 Grad an, als der Touran locker die 10prozentige Steigung nach Moncione hochsteigt. Der kleine Ort mit einer Handvoll Häusern und einem Glockenturm liegt auf einer Bergkuppe hoch über dem Tal des Arno südlich von Florenz. Vom Ortsrand schweift der Blick weit über die Landschaft, gleitet über Weinberge und Olivenhaine, kleine Gehöfte und bewaldete Bergkuppen. Malerische Dörfer krönen auch hier die Chiantiberge, verbunden mit kurvenreichen engen Strassen. Kleine motorisierte Fahrzeuge sind hier eindeutig im Vorteil. Eine alte Turmruine erhebt sich aus dem Häuserrund, die kleine Glocke schlägt den wenigen Alten, die hier oben leben, die volle Stunde, und die halbe und das die ganze Nacht, und einmal auch die letzte.
Die Chiantiberge prägen die Landschaft durch schroffe Hänge, eine Täler, eichenbewaldete Kuppen und weitauslaufende Talkessel. Weiter unten schälen sich aus den Wäldern die Weinberge und Olivenhaine heraus, die Farben ändern sich, die Landschaft ist kultiviert. Hinter jeder der zahllosen Kurven der kleinen Strassen tauchen neue Überraschungen auf, mal eine kleine Kirche, mal ein Bauernhof, ein alter Turm, eine Burg gar, immer wieder überraschend, aber meistens einfach nur ein neuer Blick auf Berghänge, ruhige Berghänge, eine angenehme Ruhe liegt über dem Chianti, eine Ruhe, die sich meiner bemächtigt. Von dem 800 Meter hochgelegenen Kamm der Chiantiberge windet sich 5 Kilometer weit die Strasse nach unten. Gaiole ist eine der drei Städte, die sich im 1300 Jahrhundert zur „Lega del Chianti“ zusammenschlossen. Hier verlief die Grenze zwischen den verfeindeten Herrscher von Florenz und Siena, entsprechend die bewehrte Anlage der kleinen Dörfer und romanischen Kirchen. In Gaiole öffnet sich das Tal der Massellone, das ab der Quelle von bewaldeten Berghängen eingeengt war, und gibt Platz für eine größere Ansiedlung. Schon früh war Gaiole der Marktplatz für die Bewohner der umliegenden Dörfer, noch heute ist einmal wöchentlich Markttreiben auf dem kleinen Platz im Zentrum. Und einmal im Jahr ist sie das Eldorado der Liebhaber von Fahrradoldtimer.
Die Chiantiberge prägen die Landschaft durch schroffe Hänge, eine Täler, eichenbewaldete Kuppen und weitauslaufende Talkessel. Weiter unten schälen sich aus den Wäldern die Weinberge und Olivenhaine heraus, die Farben ändern sich, die Landschaft ist kultiviert. Hinter jeder der zahllosen Kurven der kleinen Strassen tauchen neue Überraschungen auf, mal eine kleine Kirche, mal ein Bauernhof, ein alter Turm, eine Burg gar, immer wieder überraschend, aber meistens einfach nur ein neuer Blick auf Berghänge, ruhige Berghänge, eine angenehme Ruhe liegt über dem Chianti, eine Ruhe, die sich meiner bemächtigt. Von dem 800 Meter hochgelegenen Kamm der Chiantiberge windet sich 5 Kilometer weit die Strasse nach unten. Gaiole ist eine der drei Städte, die sich im 1300 Jahrhundert zur „Lega del Chianti“ zusammenschlossen. Hier verlief die Grenze zwischen den verfeindeten Herrscher von Florenz und Siena, entsprechend die bewehrte Anlage der kleinen Dörfer und romanischen Kirchen. In Gaiole öffnet sich das Tal der Massellone, das ab der Quelle von bewaldeten Berghängen eingeengt war, und gibt Platz für eine größere Ansiedlung. Schon früh war Gaiole der Marktplatz für die Bewohner der umliegenden Dörfer, noch heute ist einmal wöchentlich Markttreiben auf dem kleinen Platz im Zentrum. Und einmal im Jahr ist sie das Eldorado der Liebhaber von Fahrradoldtimer.
Der Samstag ist das große Ankommen. Heute leben alle fürs Radfahren. Das Ortszentrum ist gesperrt. Jedes Fahrrad wird ausreichend begutachtet, unglaublich die Vielzahl der Konstruktionsdetails aus den Anfängen der
Fahrradtechnik. Auf einem Markt werden Ersatzteile angeboten, aber auch Neuheiten für Liebhaber, alles rund ums Rad. Nein, nicht alles, auch gibt es vieles für den Radler, Kleidung und Verpflegung, auch hier gibt sich die
toskanische Gastronomie ein Stelldichein. Aber vor allem herrscht Feststimmung. Das kleine Zentrum von Gaiole quillt über von fröhlichen Menschen. Alle freuen sich auf den nächsten Tag, das große Ereignis. Und es herrscht keine Hektik, nicht wie sonst bei großen Rennveranstaltungen, hier regiert die Gelassenheit.
„8 mal Pizza? In einer Stunde sind sie fertig.“ Da bricht kein Proteststurm los, da setzt man sich locker an den
Straßenrand, bis einer der Tische frei wird, macht Smalltalk mit anderen, schaut zu, wie die Nacht sich des Ortes
bemächtigt, wie die Straßenlampen immer heller erglühen, registriert, wie viele Gleichgesinnte vor dem eigenen Fahrrad stehen bleiben, begutachten, manchmal ein Foto machen. Man hat Zeit. Und irgendwann läutet die Glocke 8 mal Pizza fertig.
Fahrradtechnik. Auf einem Markt werden Ersatzteile angeboten, aber auch Neuheiten für Liebhaber, alles rund ums Rad. Nein, nicht alles, auch gibt es vieles für den Radler, Kleidung und Verpflegung, auch hier gibt sich die
toskanische Gastronomie ein Stelldichein. Aber vor allem herrscht Feststimmung. Das kleine Zentrum von Gaiole quillt über von fröhlichen Menschen. Alle freuen sich auf den nächsten Tag, das große Ereignis. Und es herrscht keine Hektik, nicht wie sonst bei großen Rennveranstaltungen, hier regiert die Gelassenheit.
„8 mal Pizza? In einer Stunde sind sie fertig.“ Da bricht kein Proteststurm los, da setzt man sich locker an den
Straßenrand, bis einer der Tische frei wird, macht Smalltalk mit anderen, schaut zu, wie die Nacht sich des Ortes
bemächtigt, wie die Straßenlampen immer heller erglühen, registriert, wie viele Gleichgesinnte vor dem eigenen Fahrrad stehen bleiben, begutachten, manchmal ein Foto machen. Man hat Zeit. Und irgendwann läutet die Glocke 8 mal Pizza fertig.
viele Irrlichter huschen in dieser Frühe durch die Nacht
Frisch ist es an diesem Morgen, frisch, aber nicht kalt, auch wenn die
Temperaturanzeige 8 Grad anzeigt. Wieder ist der Frühaufsteher gefragt, als um 4:00 Uhr der Becker bimmeln will. Doch ich bin schneller, die Turmglocke hat meinen leichten Schlaf unterbrochen, ich drehe dem Wecker den Saft ab. Es ist der große Tag. Unter dem sternenklaren Himmel brummt der Wagen die Serpentinen nach Montevarchi runter, durch die verschlafene Stadt hindurch und
auf der anderen Seite wieder die Chiantiberge hoch, Gefühlte 100 Serpentinen schlängelt sich die Strasse hoch, gefühlte 100 wieder runter. Unglaublich, wie viele Kurven die Straßenbauer auf diesem kurzen Stück unterbringen können.
Unten im Tal sehen wir Gaiole. Viele Lichter huschen durch den dunklen Ort, gespensterhaft ihr Leuchten. Es werden immer mehr, so wie Tausende von Glühwürmchen in der Abenddämmerung. Wir müssen acht geben. Der Parkplatz vom Vorabend neben der Kirche ist noch frei, Fotoapparat geschultert, Rucksack auf den Rücken und wir sind bereit. Seit 5 Uhr ist die Eroica gestartet.
Temperaturanzeige 8 Grad anzeigt. Wieder ist der Frühaufsteher gefragt, als um 4:00 Uhr der Becker bimmeln will. Doch ich bin schneller, die Turmglocke hat meinen leichten Schlaf unterbrochen, ich drehe dem Wecker den Saft ab. Es ist der große Tag. Unter dem sternenklaren Himmel brummt der Wagen die Serpentinen nach Montevarchi runter, durch die verschlafene Stadt hindurch und
auf der anderen Seite wieder die Chiantiberge hoch, Gefühlte 100 Serpentinen schlängelt sich die Strasse hoch, gefühlte 100 wieder runter. Unglaublich, wie viele Kurven die Straßenbauer auf diesem kurzen Stück unterbringen können.
Unten im Tal sehen wir Gaiole. Viele Lichter huschen durch den dunklen Ort, gespensterhaft ihr Leuchten. Es werden immer mehr, so wie Tausende von Glühwürmchen in der Abenddämmerung. Wir müssen acht geben. Der Parkplatz vom Vorabend neben der Kirche ist noch frei, Fotoapparat geschultert, Rucksack auf den Rücken und wir sind bereit. Seit 5 Uhr ist die Eroica gestartet.
Die klassische Strecke ist 205 Kilometer lang. Doch welche 205 Kilometer sind es. In einer großen Acht führt sie von Gaiole aus über die letzten Hügel der
Chiantiberge nach Siena, hinein in die sanftere Sieneser Hügellandschaft, deren Gold die Weizenfelder sind, die nun gebrochen vom Pflug nur noch staubig und braun in der Sonne liegen. Hier ist das Reich der Toskanabilder: Zypressen, einsam über einen Bergkamm gezogen mit einem stattlichen Gemäuer auf der Kuppenspitze. Weit schlägt die Eroica den Bogen nach Süden bis Montalcino, um dann im Norden tief in die Chiantiberge einzutauchen, eine Steigung nach der anderen zu erklimmen, bis Radda erreicht ist, um schließlich nach langer Abfahrt wieder in Gaiole zu enden. |
Aus weinseliger Laune ist die Eroica entstanden, als Wette, dass sich genügend Radenthusiasten mit
Oldtimern finden, die auf diese Strecke gehen. 25 Jahre müssen die Räder mindestens alt sein, viele haben noch mehr auf ihrem Rücken, Liebhaberstücke, meist Rennräder aus kleinen aber bekannten Werkstätten.
Dabeisein ist alles, es gibt keine Sieger und doch gibt es Sieger, der Sieg ist das Ankommen nach einem verflucht harten Tag, den letzten Stempel in den Rennpass eingestempelt zu bekommen, das Gefühl zu haben, dass man diesen Rundkurs geschafft hat. Nicht alle radeln die 205 Kilometer, wahlweise auch die 135-km-Strecke oder die 75-km-Strecke. Aber jede dieser Strecken hat es in sich, ohne Training, Kondition und Ausdauer ist sie nicht zu schaffen.
Oldtimern finden, die auf diese Strecke gehen. 25 Jahre müssen die Räder mindestens alt sein, viele haben noch mehr auf ihrem Rücken, Liebhaberstücke, meist Rennräder aus kleinen aber bekannten Werkstätten.
Dabeisein ist alles, es gibt keine Sieger und doch gibt es Sieger, der Sieg ist das Ankommen nach einem verflucht harten Tag, den letzten Stempel in den Rennpass eingestempelt zu bekommen, das Gefühl zu haben, dass man diesen Rundkurs geschafft hat. Nicht alle radeln die 205 Kilometer, wahlweise auch die 135-km-Strecke oder die 75-km-Strecke. Aber jede dieser Strecken hat es in sich, ohne Training, Kondition und Ausdauer ist sie nicht zu schaffen.
Einzeln oder in Gruppen kommen die Rennteilnehmer an den Start, die Stirnlampe, die das Glühwürmchenwunder erzeugte, leuchtet den Weg aus, das Rücklicht flackert. Schnell trinken sie noch einen Kaffee in einer der zahllosen Bars. Um diese Zeit starten die Anspruchsvollen. Die müden Gesichter stehen nach kurzer Nacht Schlange am Startpunkt, lassen sich den Stempel in den Rennpass drücke, ein kurzes Nicken, jeder wird vom offiziellen Fotografen fürs Familienalbum abgelichtet, ein kurzes Nicken und los geht es. Der kühle Fahrtwind wird die Müdigkeit schon aus den Knochen treiben. Ausgeprägte Charakterköpfe sind dabei, mal mit Zwirbelbart, mal Batschkapp, mal mit Federschmuck oder mit Kamera auf dem Helm, oft den Ersatzschlauch über Schulter und Rücken gekreuzt geschlungen. Der Weg ist lang, der Schotter spitz, selten werden auf Rennen so oft die Schläuche geflickt wie auf der Eroica. Größere Gruppen werden von einem Materialfahrzeug begleitet, einem alten Fiat 500, einer ebenso alten Vespa, auch die Begleitfahrzeuge sind Oldtimer, man hält was auf sich. Zuschauer gibt es wenige und zu dieser frühen Stunde sowieso nicht, dafür Fotografen, massenweise Fotografen.
Die Eroica, das ist ein Ereignis für Insider, für Fahrradverrückte, für Veteranen. Das Durchschnittsalter liegt sicher bei geschätzten 50 Jahre, und Bärte müssen sein, Bärte in allen Variationen, nur Damenbärte, die habe ich nicht
gesehen.
Die Eroica, das ist ein Ereignis für Insider, für Fahrradverrückte, für Veteranen. Das Durchschnittsalter liegt sicher bei geschätzten 50 Jahre, und Bärte müssen sein, Bärte in allen Variationen, nur Damenbärte, die habe ich nicht
gesehen.
Eroica - der Weg ist das Ziel. Mehr als 4000 starten an diesem frühen Morgen, nicht nur Männer. Auf der langen
Strecke wird alles abverlangt von Mensch und Maschine. Staubig sind die Wege, mehr Feinsplitt als Asphalt, wenig Schatten bieten sie. Wenig Zeit bleibt für die schöne Landschaft, der Blick ist auf den Weg gerichtet, kein Stein darf übersehen werden, keine Wegabzweigung verpasst, sonst geht es ihnen wie Nils und Darius, die statt der 135 schließlich 180 km gefahren sind.
Eine der jüngsten Teilnehmerinnen ist Marie aus unserer Gruppe. Frohgemut am Start, die herrliche Landschaft, die vielen fröhlichen Radler, um sich herum. Doch der Weg ist lang, die Sonne steigt am Firmament, saugt die Frische des Morgens weg. Marie lernt, wie hartnäckig der innere Schweinehund die guten Vorsätze verschlingen will. Sie weiß, wie heiß die toskanische Sonne auf den langgezogenen Steigungen brennt, der Durst die leere Wasserflasche verfluchen kann, wie oft das „Nie wieder“ in den Sinn kommt und wie groß die Hoffnung auf das Erreichen der nächsten Registrierungsstelle ist. Die Gedanken kreisen nur noch um Hunger und Durst, ein kühles Eis, jetzt, das wäre wie Weihnachten, Geburtstag und Lottogewinn am gleichen Tag. Doch die Beine sind lahm, wollen nicht mehr und müssen trotzdem.
Strecke wird alles abverlangt von Mensch und Maschine. Staubig sind die Wege, mehr Feinsplitt als Asphalt, wenig Schatten bieten sie. Wenig Zeit bleibt für die schöne Landschaft, der Blick ist auf den Weg gerichtet, kein Stein darf übersehen werden, keine Wegabzweigung verpasst, sonst geht es ihnen wie Nils und Darius, die statt der 135 schließlich 180 km gefahren sind.
Eine der jüngsten Teilnehmerinnen ist Marie aus unserer Gruppe. Frohgemut am Start, die herrliche Landschaft, die vielen fröhlichen Radler, um sich herum. Doch der Weg ist lang, die Sonne steigt am Firmament, saugt die Frische des Morgens weg. Marie lernt, wie hartnäckig der innere Schweinehund die guten Vorsätze verschlingen will. Sie weiß, wie heiß die toskanische Sonne auf den langgezogenen Steigungen brennt, der Durst die leere Wasserflasche verfluchen kann, wie oft das „Nie wieder“ in den Sinn kommt und wie groß die Hoffnung auf das Erreichen der nächsten Registrierungsstelle ist. Die Gedanken kreisen nur noch um Hunger und Durst, ein kühles Eis, jetzt, das wäre wie Weihnachten, Geburtstag und Lottogewinn am gleichen Tag. Doch die Beine sind lahm, wollen nicht mehr und müssen trotzdem.
Radda liegt hoch auf dem Berg, mit gequälter Miene am Ende der langen Strecke geht es die letzten 50 Meter
durchs Stadttor hoch zum Rathaus, auf den letzten Metern beklatscht von enthusiastischen Zuschauern, Avanti Avanti rufen sie. Und auf viele gequälte Mienen zaubert sich plötzlich ein Lächeln, als sie meinen Fotoapparat sehen, das spornt an und gibt Kraft für diese letzten Höhenmeter. Am Rathaus gibt es zur Belohnung den Registrierungsstempel von jungen hübschen Damen in historischen Gewändern.
Marie weiß nun, wie stolz sie sein kann, die 75 Kilometer geschafft zu haben, im Ziel den letzten Stempel im Pass zu sehen, das kühle Wasser der anschließenden Dusche auf der Haut zu spüren.
Ich bin nicht mitgeradelt, da bin ich ganz ehrlich, Bergfahren ist nicht meine Sache, aber Spaß gemacht hat Eroica
trotzdem. Feststimmung trotz der Mühen. Vor dem "Rennen", während des Rennes und nach dem Rennen. Ganz Gaiole ist eine Festmeile.
durchs Stadttor hoch zum Rathaus, auf den letzten Metern beklatscht von enthusiastischen Zuschauern, Avanti Avanti rufen sie. Und auf viele gequälte Mienen zaubert sich plötzlich ein Lächeln, als sie meinen Fotoapparat sehen, das spornt an und gibt Kraft für diese letzten Höhenmeter. Am Rathaus gibt es zur Belohnung den Registrierungsstempel von jungen hübschen Damen in historischen Gewändern.
Marie weiß nun, wie stolz sie sein kann, die 75 Kilometer geschafft zu haben, im Ziel den letzten Stempel im Pass zu sehen, das kühle Wasser der anschließenden Dusche auf der Haut zu spüren.
Ich bin nicht mitgeradelt, da bin ich ganz ehrlich, Bergfahren ist nicht meine Sache, aber Spaß gemacht hat Eroica
trotzdem. Feststimmung trotz der Mühen. Vor dem "Rennen", während des Rennes und nach dem Rennen. Ganz Gaiole ist eine Festmeile.
Chianti ist mehr als nur Wein
Stille liegt über dem Tal, Italiener sind keine Frühaufsteher. In einzelnen Tälern liegen Nebelbänke. Dort, wo die Kühltürme eines Kraftwerkes wir zwei Höcker aus dem Nebel ragen, kann ich selbst aus der Ferne erkennen, wie der Nebel wallt, sich hebt und senkt, erfüllt vom Leben aus Wärme und Aufwind. Die ersten Sonnenstrahlen, die über den Berg huschen, zaubern der Burg von Montigonzi ein oranges Lächeln auf die Mauern. In den tiefen Tälern schneiden die Scheinwerfer der Autos noch Lichtschneisen in die Dämmerung, während die Sonnenstrahlen langsam den Berghang herunterwandern, immer schneller, immer heller werdend. Und wieder ist ein neuer Tag zum Leben erwacht.
langsam hebt sich der frühmorgendliche Nebel
Mit einem schnarrenden Rasseln schließt sch das Rolltor des kleinen COOP-Ladens in Montevarchi. Ich bin zu spät für ein paar kleine Besorgungen. Gähnende Leere in der Via Trento im Stadtzentrum. Nur die Wäsche regt sich müde im schattigen Wind der engen Gasse. Die alten Männer, die eben noch die Piazza bevölkerten, in Gruppen zusammenstanden, über so weltwichtige Themen wie die Ergebnisse der sonntäglichen Fußballspiele räsonierten, haben sich zur Mittagsruhe zurückgezogen, so wie die jungen Verkäuferinnen, die jetzt ganz schnell von den mit eisernen Rolltoren verschlossenen Läden nach hause eilen. Nur eine Teenagerin schlendert einsam und ziellos über den Platz, in der Hand eine violette Blüte. In einem langen Oval schlingen sich die Gassen um die Piazza, geben weder Wind noch Sommersonne eine Chance, sich festzusetzen. In dieses Städtchen verirren sich nur wenige Touristen, Ansichtskarten sucht man vergebens, hier lebt Italien seinen Alltag. Gleichwohl zeugen die zahllosen Boutiquen und Designerläden von einem gewissen Reichtum, der in der Toskana allgegenwärtig ist. Das Stadtzentrum zeigt sich einladend, die Fassaden mit ihren Fensterläden, ob grün, blau oder dunkelrot, weisen eine angenehme Geschlossenheit auf, welche die guten alten Zeiten wieder aufleben lässt (auch wenn diese mit Sicherheit nicht so gut waren, wie der Spruch suggeriert).
Irgendwie scheinen die Italiener einen Hang zum Heraushängen zu haben. Mal hängt die Wäsche vor dem Fenster, mal eine Flagge oder nur ein buntes Tuch, mal ein paar Turnschuhe und ganz Verwegene hängen gar einen Blumentopf vors Fenster. Aber die Wäsche dominiert eindeutig. In der Mittagszeit ist es selbst jetzt, Anfang Oktober, noch so heiß, dass sich die hitzeerprobten Enten lieber unter der schattigen Brücke drängeln, statt im Wasser zu plantschen. Erst gegen Abend erwacht die Stadt wieder zum Leben, wird die Einkaufsmeile zur Flaniermeile.
Eine lange Strasse schraubt sich über einen schmalen Grat von Montevarchi von Moncione. Hier endet der Teer, die „weiße“ Strasse beginnt, führt weiter, immer weiter über die Monte del Chianti, umrundet jedes Tal, steigt jede Anhöhe herauf und wieder herunter, und bietet immer wieder von neuem schööööön-jauchzende Ausblicke. Entgegenkommende Fahrzeuge hinterlassen eine Staubfahne, gegen die selbst die Klimaanlage machtlos ist. Hier sagen sich Fuchs und Has’ Gute Nacht.
Eine lange Strasse schraubt sich über einen schmalen Grat von Montevarchi von Moncione. Hier endet der Teer, die „weiße“ Strasse beginnt, führt weiter, immer weiter über die Monte del Chianti, umrundet jedes Tal, steigt jede Anhöhe herauf und wieder herunter, und bietet immer wieder von neuem schööööön-jauchzende Ausblicke. Entgegenkommende Fahrzeuge hinterlassen eine Staubfahne, gegen die selbst die Klimaanlage machtlos ist. Hier sagen sich Fuchs und Has’ Gute Nacht.
Postkartenidylle Schloß Brolio
Eine lange Strasse schraubt sich über einen schmalen Grat von Montevarchi von Moncione. Hier endet der Teer, die „weiße“ Strasse beginnt, führt weiter, immer weiter über die Monte del Chianti, umrundet jedes Tal, steigt jede Anhöhe herauf und wieder herunter, und bietet immer wieder von neuem schööööön-jauchzende Ausblicke. Entgegenkommende Fahrzeuge hinterlassen eine Staubfahne, gegen die selbst die Klimaanlage machtlos ist. Hier sagen sich Fuchs und Has’ Gute Nacht.
Wie bestellt erhebt sich hinter einer der Kurven eine mächtige Burg. Weltabgeschieden scheint sie hier im Grenzland zwischen Florenz und Siena ein Dornröschendasein zu fristen. Eichen und Eßkastanien säumen den steilen Weg aus der Tiefe des Tales. Gleich hinter dem unteren Tor werden sie von uralten Zypressen abgelöst und diese schließlich von ebenso alten Tannen durch den Park hindurch bis hoch zum eigentlichen Schlosstor. Als am Sonntag die Radler der Eroica in der Dunkelheit diesen Weg hochstiegen, war der Weg gesäumt von Hunderten von Fackeln, deren penetranter Geruch am steilen Hang das tiefe Durchatmen erschwerte, wildromantisch war es trotzdem.
Es ist das Schloss Brolio, das seit vielen Jahrhunderten im Besitz der Familie Ricasoli ist, immer wieder umkämpft, zerstört und immer wieder neu aufgebaut. Breit und hoch sind die Festungsmauern, scheinbar unbezwingbar, und aus schwerem Eisen das Tor, das uns gegen einen Obolus von 5 Euro hereinlässt. Aus unterschiedlichen Jahrhunderten sind die Gebäude im Fünfeck der gewaltigen Anlage, der rote Ziegelstein des neueren Schlossgebäudes erstrahlt im Licht der Oktobersonne. Weithin ist es aus der Ferne sichtbar und weit schweift auch der Blick vom Hof vor dem Schlossgebäude nach Süden, wandert über die nahen Weinberge, wo die Reben für den edlen Brolio-Weine auf die Hand der Lesehelfer warten, bleibt an dem einen und anderen Gehöft mit malerischer Zypressenkulisse hängen, schwingt sich weiter zu den Türmen von Siena und endet schließlich an den Schemen des Monte Amiata, der sich weit im Süden in blauen Dunst hüllt, welch herrlicher Blick in diesem warmen Nachmittagssonnenlicht. Am Fuß des Hügels liegt das Weingut Ricasoli, das unter dem Label Brolio so manchen Weinliebhaber ins Schwärmen versetzt. Die Veranstalter der Eroica liessen sich nicht lumpen: jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin über die 135- und die 205-Kilometer-Strecke erhielt zum Lohn eine Flasche köstlichen Riscaliwein. Dann mal Prost, haben sicher viele am Abend nach der Dusche gesagt.
Wie bestellt erhebt sich hinter einer der Kurven eine mächtige Burg. Weltabgeschieden scheint sie hier im Grenzland zwischen Florenz und Siena ein Dornröschendasein zu fristen. Eichen und Eßkastanien säumen den steilen Weg aus der Tiefe des Tales. Gleich hinter dem unteren Tor werden sie von uralten Zypressen abgelöst und diese schließlich von ebenso alten Tannen durch den Park hindurch bis hoch zum eigentlichen Schlosstor. Als am Sonntag die Radler der Eroica in der Dunkelheit diesen Weg hochstiegen, war der Weg gesäumt von Hunderten von Fackeln, deren penetranter Geruch am steilen Hang das tiefe Durchatmen erschwerte, wildromantisch war es trotzdem.
Es ist das Schloss Brolio, das seit vielen Jahrhunderten im Besitz der Familie Ricasoli ist, immer wieder umkämpft, zerstört und immer wieder neu aufgebaut. Breit und hoch sind die Festungsmauern, scheinbar unbezwingbar, und aus schwerem Eisen das Tor, das uns gegen einen Obolus von 5 Euro hereinlässt. Aus unterschiedlichen Jahrhunderten sind die Gebäude im Fünfeck der gewaltigen Anlage, der rote Ziegelstein des neueren Schlossgebäudes erstrahlt im Licht der Oktobersonne. Weithin ist es aus der Ferne sichtbar und weit schweift auch der Blick vom Hof vor dem Schlossgebäude nach Süden, wandert über die nahen Weinberge, wo die Reben für den edlen Brolio-Weine auf die Hand der Lesehelfer warten, bleibt an dem einen und anderen Gehöft mit malerischer Zypressenkulisse hängen, schwingt sich weiter zu den Türmen von Siena und endet schließlich an den Schemen des Monte Amiata, der sich weit im Süden in blauen Dunst hüllt, welch herrlicher Blick in diesem warmen Nachmittagssonnenlicht. Am Fuß des Hügels liegt das Weingut Ricasoli, das unter dem Label Brolio so manchen Weinliebhaber ins Schwärmen versetzt. Die Veranstalter der Eroica liessen sich nicht lumpen: jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin über die 135- und die 205-Kilometer-Strecke erhielt zum Lohn eine Flasche köstlichen Riscaliwein. Dann mal Prost, haben sicher viele am Abend nach der Dusche gesagt.
Es ist das Schloss Brolio, das seit vielen Jahrhunderten im Besitz der Familie Ricasoli ist, immer wieder umkämpft, zerstört und immer wieder neu aufgebaut. Breit und hoch sind die Festungsmauern, scheinbar unbezwingbar, und aus schwerem Eisen das Tor, das uns gegen einen Obolus von 5 Euro hereinlässt. Aus unterschiedlichen Jahrhunderten sind die Gebäude im Fünfeck der gewaltigen Anlage, der rote Ziegelstein des neueren Schlossgebäudes erstrahlt im Licht der Oktobersonne. Weithin ist es aus der Ferne sichtbar und weit schweift auch der Blick vom Hof vor dem Schlossgebäude nach Süden, wandert über die nahen Weinberge, wo die Reben für den edlen Brolio-Weine auf die Hand der Lesehelfer warten, bleibt an dem einen und anderen Gehöft mit malerischer Zypressenkulisse hängen, schwingt sich weiter zu den Türmen von Siena und endet schließlich an den Schemen des Monte Amiata, der sich weit im Süden in blauen Dunst hüllt, welch herrlicher Blick in diesem warmen Nachmittagssonnenlicht. Am Fuß des Hügels liegt das Weingut Ricasoli, das unter dem Label Brolio so manchen Weinliebhaber ins Schwärmen versetzt. Die Veranstalter der Eroica liessen sich nicht lumpen: jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin über die 135- und die 205-Kilometer-Strecke erhielt zum Lohn eine Flasche köstlichen Riscaliwein. Dann mal Prost, haben sicher viele am Abend nach der Dusche gesagt.
Da lob ich mir doch die Cinta Senese, die kräftigen schwarzen Schweine, die oberhalb des Weingutes Castelvecchi noch in freier Natur rumtollen dürfen, bis ihr Fleisch reif ist für Wurst und Schinken. Flink sind sie, die Kleinen, die einen Frischling in ihre Reihen aufgenommen haben und schön schwarz, manche mit dem weißen Streifen als Markenzeichen, und Mutti Sau beobachtet ihr Treiben sorgsam aus dem Hintergrund.
Und als wolle sie einen guten Eindruck hinterlassen verabschiedet sich der glutrote Ball der Sonne zum Abschluß dieser kleinen Chiantirundfahrt mit einem herrlichen Abgang über den Monti del Chianti. |
Wer die Toskana nur von Bildern und Erzählungen her kennt, wird sie hier in den Monti del Chianti nicht wiederfinden, Wälder über Wälder. Aber das Chianti ist ein Teil der vielfältigen Landschaften der Toskana, das in einem einzigen Bild gar nicht wiedergegeben werden kann.
Am Teutonengrill
ein letzter Blick auf Moncioni
Castellina in Chianti, die dritte aus dem Bunde der Lega di Chianti und ein Zentrum vom Gallo Nero, dem Schwarzen Hahn, der mit seinem Konterfei die gehobene Qualität der Chianti-Weine auszeichnet. Pittoresk ist der Ort schon von weitem, malerisch auf einem Berg gelegen, übersieht man mal großzügig en aufdringlichen Betonklotz am Südrand. Auch von hier aus blickt man weit über die Täler und Höhen der Chiantiberge. Pittoresk auch die Hauptstrasse, die das Zentrum von Süd nach Nord durchzieht, leicht gebogen, um den Wind zu brechen, und mit geschlossenem authentischen Stadtbild. Picksauber ist sie auch, die Hauptstrasse, das muss sie auch sein für die vielen Touristen, die an diesem Samstagmorgen hier durchflanieren und ihre Köpfe in die vielen Enoteken stecken, die jeder Winzer, der etwas auf sich hält, rechts und links der Strasse eingerichtet hat. Eine hat mich besonders angezogen. In einer Art Museum im Hinterraum liegen Chiantiflaschen aus vielen Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts, alleine schon der Anblick der für das Auge der Besucher natürlich angestaubten Flaschen lässt das Herz des Weinliebhabers höher schlagen. Dezent liegt die Preisliste aus, die Preise an sich sind genau das Gegenteil.
Englisch spricht man und Deutsch, und Französisch und Holländisch und sicher auch Russisch, bisweilen glaube ich auch etwas Italienisch zu hören. Manchmal wird der Chianti noch in der klassischen Bauchflasche angeboten, weil die Touristen es so wünschen, aber heutzutage wird kein Aspirin mehr beim Kauf dazugepackt, die Zeiten der Kopfwehgarantie sind vorbei.
Englisch spricht man und Deutsch, und Französisch und Holländisch und sicher auch Russisch, bisweilen glaube ich auch etwas Italienisch zu hören. Manchmal wird der Chianti noch in der klassischen Bauchflasche angeboten, weil die Touristen es so wünschen, aber heutzutage wird kein Aspirin mehr beim Kauf dazugepackt, die Zeiten der Kopfwehgarantie sind vorbei.
Die Toskana westwärts des Val d’Elsa bis weit hinter Volterra gleicht im Herbst einem verschmutzten Sandkasten, in dem ein Kind mit seiner Schaufel den Sand hin und her geschaufelt hat, mal mehr, mal weniger hoch aufgehäuft, mal mit der Schaufel einfach wild dreingeschlagen, und auf die Hügel mal ein Häuschen gesetzt, mal eine Spielzeugburg oder gar einen besonders hohen Hügel mit einer kleinen Stadt gekrönt, dazwischen den einen oder anderen grünen Zweig wie eine Zypresse hineingepflanzt und mit einem Stock im Zickzackkurs die Strassen markiert. Und dazwischen hat es aus seinem Buchstabenkasten auch noch ein großes O verloren.
Du hast noch keinen etruskischen Staubfänger aus Alabaster für dein Wohnzimmer? Dann musst auch du dich nach Volterra begeben. Vergiß aber in dieser Jahreszeit den Friesennerz nicht, denn der Wind kann selbst an warmen Tagen ausgesprochen kühl sein. Volterra ist das Muß der Besucher der etruskischen Küste und auch die Busse aus Florenz, Pisa, Siena und San Gimignano steuern Volterra an. Über 500 Meter hoch auf einem schmalen Berggrat gelegen ist die markante Silhouette mit dem gewaltigen Gebäude des Zuchthauses, dessen Geschichte heute noch für das Foltermuseum herhalten muß, schon von weitem zu sehen.
Aber der Panoramablick von den Rängen des römischen Amphitheaters ist heute noch so grandios wie vor 2000 Jahren. Der Wind bläst heute selbst in die engsten Gassen hinein und so manches Kind wird frierend und weinend von seinen kulturbeflissenen Eltern durch 3000 Jahre Geschichte getrieben, entlang der Weinshops und Gourmetläden, die immerhin genügend Geld in die Kassen spülen, um die mittelalterliche Stadtkulisse zu erhalten. Wer in hochsaisonalen Zeiten hierher kommt, um zu bummeln, ist fehl am Platz, denn dann wird man im Strom der Massen nur noch geschoben. Von daher bin ich froh ausserhalb der Saison hier zu sein und doch etwas mittelalterliche Atmosphäre schnuppern zu können. |
Ich erinnere mich an den April, als das Grün der Weizenfelder das Auge erfreuten und auch an die Zeit der Stoppelfeder nach der Ernte, die der Landschaft einen goldenen Glanz beschien. Doch jetzt angesichts des öden Graubraun wünscht man sich die Wälder zurück, die vor 2000 Jahren für die Galeeren der Römer abgeholzt wurden, oder zumindest diese Feldherren an die Ruder der Galeeren.
Der gestrige Regen hat den Staub der frisch gepflügten Äcker aus der Luft gewaschen und hinterlässt klare Sicht. Wer deutsche Landschaften kennt, vermisst die Autobahn, die sich schnurgerade durch den weiten Talkessel westlich von Volterra ziehen würde. Doch zum Glück bin ich nicht in Deutschland und die Landschaft so gering besiedelt, dass selbst der Bau einer Umgehungsstrasse überflüssig ist. Und so windet sich die Landstrasse um jede Milchkanne und führt mich durch das eine und andere verwunschene Städtchen, das jetzt in der Mittagszeit so ausgestorben ist wie Laramy im Italowestern zu Highnoon.. Hinter jeder Kurve ausserhalb der Städtchen bergauf bergab bieten sich mir immer wieder grandiose Aha-Aussichten. Und justamente an solch einem Aha-Ausblick steht eine der hierzulande seltenen Ruhebänke und lädt mich zu einem Picknick mit Pecorino, Porchetta und Blacky’s hausmade Gemüsebrot ein.
Sanft senkt sich die Strasse gen Westen und verpasst mir beim ersten Blick aufs Meer einen unerwarteten Kulturschock. Vorbei die einsamen Landschaften, vorbei die Ruhe auf den Straßen, vorbei die Idylle der Toskana. An diesem schmalen Küstenabschnitt zwischen Berge und Meer ballt sich die Hässlichkeit der Moderne, braust der Verkehr und reiht sich eine Bausünde an die andere. Selbst mein Navi ist so geschockt, dass es mich ziellos durch Cecina führt. Erst meine Nase zeigt mir die einzige Unterführung unter der Eisenbahnstrecke durch, die den Weg nach Cecina Mare öffnet.
Am Abend dann die Versöhnung, ein fantastischer Sonnenuntergang vor herrlicher Kulisse, mit der Silhouette von Gorgona, Elba, Capraia, Korsika und sogar ein Zipfelchen Sardinien und zum krönenden Abschluss eine Nacht voller Sternschnuppen, von denen ich fünf einsammle. Vier davon behalte ich hier und eine schicke ich für eine Wunscherfüllung nach Deutschland.
Sanft senkt sich die Strasse gen Westen und verpasst mir beim ersten Blick aufs Meer einen unerwarteten Kulturschock. Vorbei die einsamen Landschaften, vorbei die Ruhe auf den Straßen, vorbei die Idylle der Toskana. An diesem schmalen Küstenabschnitt zwischen Berge und Meer ballt sich die Hässlichkeit der Moderne, braust der Verkehr und reiht sich eine Bausünde an die andere. Selbst mein Navi ist so geschockt, dass es mich ziellos durch Cecina führt. Erst meine Nase zeigt mir die einzige Unterführung unter der Eisenbahnstrecke durch, die den Weg nach Cecina Mare öffnet.
Am Abend dann die Versöhnung, ein fantastischer Sonnenuntergang vor herrlicher Kulisse, mit der Silhouette von Gorgona, Elba, Capraia, Korsika und sogar ein Zipfelchen Sardinien und zum krönenden Abschluss eine Nacht voller Sternschnuppen, von denen ich fünf einsammle. Vier davon behalte ich hier und eine schicke ich für eine Wunscherfüllung nach Deutschland.
Südländische Märkte haben ein Kraftfeld. Es muss so sein, denn anders kann ich mir ihre Anziehungskraft auf mich nicht erklären. Heute hat es mich wieder magnetisch auf den Wochenmarkt von Cecina gezogen. Ich weiß, dass ich eigentlich kein Geld mitnehmen darf, denn so ein Marktbesuch kann ganz schön teuer werden. Da finde ich all das, was ich schon seit langem suche und auch das, was ich eigentlich nicht suche und dann doch plötzlich besitze. Die Kleider- und Schuhstände lasse ich erst mal links liegen. Dafür schleiche ich lange um die Käsestände, probiere hier mal einen Pecorino und dort einen Parmigano-Reggiano, um mich dann für einen richtig großen Kanten zu entscheiden, der mich nach hause begleiten darf. Und dann die Wurststände. Wie wäre es mit einer schönen harten Wildschweinsalami, oder die eher weichere Wurst mit wildem Estragon gewürzt. Und fürs Mittagessen etwa eine gegrillte Wurst aus Innereien, ein Kaninchenschenkel, ein Gemüsehähnchenspieß oder gar ein Gemüsesouffle? Ach ja, nicht zu vergessen ein dünnes Scheibchen Mortadella oder die etwas dickere Scheibe Porchetta? Ach ja, die Qual der Wahl. Und dann die Obststände mit dem baumgereiften Obst der Region. Sie fühlen sich durch meine Anwesenheit besonders geehrt, entlaste ich sie doch regelmäßig von ihrem Gewicht. Und wenn dann der Rucksack so richtig voll und die Sucht gestillt ist, kommt der Fotoapparat zum Einsatz und hält Ausschau nach um bunten und skurrilen Marktszenen. Eigentlich ist die touristische Saison vorbei, aber heute scheint es, als hätten sich alle Touristen der Toskana hier zu einem babylonischen Treffen verabredet. Macht nichts, ein Plätzchen in einem Straßencafe bei Freunden und die vorbeiziehende Touristenschar gebührend kommentieren.
Castagneto Carducci ist eine der kleinen Städtchen auf der ersten Hügelkette hinter dem Meer. Im Reiseführer liest es sich so: „Eine kleine Stadt auf einem Hügel, ohne irgendeine der Attraktionen, die gängige Reiseführer zur Aufmerksamkeit verleiten könnten.“ Und das will in der Toskana schon was heißen, wo jeder Ort vollgespickt ist mit antiken Sensationen, klingenden Namen und bekannter Geschichte. Dabei hat sich Castagneto den Beinamen Carducci gegeben, dem Dichter, der hier gelebt hat, aber der halt kein Dante ist. Am obersten Punkt der Bergkuppe liegt das Anwesen der Familie Della Gherardesca aus dem Jahr 1000, daneben die obligatorische Kirche mit dickem Mauerwerk im romanischen Baustil, dunkel und kühl selbst in der heißesten Jahreszeit. Eine enge Strasse windet sich von diesem Ensemble spiralförmig nach unten, enge Gäßchen mit steilen Treppen kürzen den Weg zur nächsten Spiralwindung ab, oft überbaut, so wie es im Mittelalter üblich war um die räumliche Enge innerhalb der Stadtmauern optimal auszunutzen. Von rechts und links und bunt winkt die wehende Wäsche aus der obersten Etage, wo der Wind noch eine Chance hat. Alte Eingangtüren ziehen den Blick an, ebenso wie die kleinen Blumenidyllen in den10-Liter-Olivenölkanistern am Fuß der Eingangstreppen.
Vom Marktplatz auf einem Vorsprung vor dem Hügel, führt schnurgerade die Hauptstrasse zur auslaufenden Spirale. Leider halten sich die Touristen nicht an die Ratschläge des zitierten Reiseführers und so haben sich die toskanischen Spezialitätenläden rechts und links angesiedelt: bitte etwas Olivenöl probieren oder wie wäre es mit einem Käsehappen mit Feigensenf oder gar einer Weinprobe. Selbst der alteingesessene Schneider mit dem obligatorischen Maßband um den Hals hat im Eingangsbereich seiner alten Handwerksstube ein paar alte Nähmaschinen malerisch gruppiert, vielleicht lässt sich ja der eine oder andere Tourist einen Anzug maßschneidern. Unten, neben dem Teatro di Roma ist ein kleiner schattiger Park angelegt, der Belvedere. Von der Balustrade aus hat man einen weiten Blick von Norden bis Süden und übers Meer. Hier erkennt man die Ausdehnung der Ebene, die zu römischer Zeit noch von Sümpfen voller Moskitos bedeckt war und zu den Ansiedlungen auf der Höhe zwang. Die Sümpfe sind inzwischen verschwunden, die Stechmücken geblieben, es sind die kleinen Fieslinge, die durch Strümpfe und Hemden hindurch stechen. Seit 2000 Jahren durchschneidet die Via Aurelia diese Ebene, aus dem mit Steinen gepflastertem Weg st eine breite Autobahn geworden, so ändern sich die Zeiten. Schon die Etrusker hatten sich hier niedergelassen und viele Völker danach auch und heute sind es nicht wenige Mittel- und Nordeuropäer, die das milde Klima der zweiten Jahreshälfte zu schätzen wissen. Und sie sind es auch, die wie die Etrusker und Römer gerne zum Verweilen nach Castagneto Carducci kommen, in einem der vielen Straßencafes und Ristorante. Empfehlen kann ich die Eisstube in der Mitte der Hauptstrasse und dort besonders das Schokoladeneis mit Orangenaroma.
Der harzige Duft der Pinien dringt unwiderstehlich in die Lunge ein und animiert mich zum tiefen Durchatmen. Das tut gut und ich trete fester in die Pedale. Zwischen Cecina Mare und Bibbona Mare erstreckt sich ein mehrere hundert Meter breiter Waldgürtel, der den Strand von den Grausamkeiten der Moderne trennt. Es tut richtig gut, den breiten Waldweg entlang zu radeln, das Schlagen der Wellen am Strand zu hören, gut abgeschirmt durch die grünen Baumkronen von dem Rauschen des Verkehrs auf Autobahn und Schiene.
Still liegt der Ort. Bibbona di Mare ist wie so viele andere italienische Küstenorte seit wenigen Wochen zu einer Geisterstadt geworden. Diese Orte leben vom Sonnentourismus. Gähnend leer nun der Parkplatz vor dem großen Supermarkt, stählerne Tore verwehren den Blick nach innen. Breite Strassen, durch die ein Polizeiauto patrouilliert, auf denen nun Kinder spielen könnten, wenn sie da wären. Ein paar Sonnenhungrige am Strand, denen weder eine Bar noch ein Eiscafe Erfrischung anbietet. Der große Waldspielplatz leer, nur der Wind rauscht in den Wipfeln der mächtigen Pinien und aus der Ferne kreischt eine einsame Baumaschine, um substanzerhaltende Reparaturarbeiten durchzuführen.
Sehr unterschiedlich dagegen vier Orte nördlich, zwischen Livorno und Cecina gelegen. Der Wetterbericht verlautet, dass heute einer der letzten richtig warmen Sommertage in diesem Jahr sein wird und so lasse ich meinem roten Fahrrad freien Lauf auf dem Weg nach Norden. Überraschender Weise ist die Landstrasse von einem Radweg gesäumt, der bisweilen zwar unangekündigt im Nichts oder wahlweise im dichten Verkehr endet, aber der gute Wille ist erkennbar.
Still liegt der Ort. Bibbona di Mare ist wie so viele andere italienische Küstenorte seit wenigen Wochen zu einer Geisterstadt geworden. Diese Orte leben vom Sonnentourismus. Gähnend leer nun der Parkplatz vor dem großen Supermarkt, stählerne Tore verwehren den Blick nach innen. Breite Strassen, durch die ein Polizeiauto patrouilliert, auf denen nun Kinder spielen könnten, wenn sie da wären. Ein paar Sonnenhungrige am Strand, denen weder eine Bar noch ein Eiscafe Erfrischung anbietet. Der große Waldspielplatz leer, nur der Wind rauscht in den Wipfeln der mächtigen Pinien und aus der Ferne kreischt eine einsame Baumaschine, um substanzerhaltende Reparaturarbeiten durchzuführen.
Sehr unterschiedlich dagegen vier Orte nördlich, zwischen Livorno und Cecina gelegen. Der Wetterbericht verlautet, dass heute einer der letzten richtig warmen Sommertage in diesem Jahr sein wird und so lasse ich meinem roten Fahrrad freien Lauf auf dem Weg nach Norden. Überraschender Weise ist die Landstrasse von einem Radweg gesäumt, der bisweilen zwar unangekündigt im Nichts oder wahlweise im dichten Verkehr endet, aber der gute Wille ist erkennbar.
Guiseppe Garibaldi mit Momperschal, so was gibt es nur in Italien und genau genommen nur in Vada, dem kleinen Städtchen direkt am Meer, das im Touristenstrom ein Stück seiner Ursprünglichkeit bewahren konnte. Rund um das Garibaldi-Denkmal der zentrale Platz mit Kirche und einem halbrunden Ensemble von Bürgerhäusern, teils mit schattigen Arkaden, unter denen die alten Männer im Cafe sitzen. Eine Handvoll kleiner Fischerkaten am Meer, auf deren Hauswand Pesce Fresco angeboten wird, frischer Fisch und tatsächlich wird gerade aus einer Nußschale eine Kühlbox mit dem Fang ausgeladen. Der Gehilfe des Kochs vom Restaurant auf dem Marktplatz packt sie eilig auf seine Schubkarre und zieht gen Küche, es geht aufs Mittagessen zu. Ob die prall gefüllte Umhängetasche des Fischers allerdings auf diesen Fang zurückzuführen ist, wage ich zu bezweifeln, die Fischgründe entlang der etruskischen Küste geben nicht mehr genug her, um davon reich zu werden. Und so wimmelt es von Sportbooten im Hafenbecken, zwischen denen das Handvoll Fischerboote verloren geht.
Eine kleine Strasse führt an der langgestreckten Mole für die KüMos und die Tankschiffe vorbei. Immer wieder gehen kleine Pfade direkt an den Strand. Bisweilen steht etwas gottverlassen eine ziegelsteinerne Brücke in den Dünen, Hinterlassenschaft des Strassenbaus von Leopoldine aus dem 19. Jahrhundert. Ich weiß zwar nicht, wer Leopoldine ist, aber ihre kleinen Brücken sind ein Augenfang. Rosignano Solvay hat im Quartett der vier Orte eine besondere Rolle zugedacht bekommen. Hierhin wurden die Hässlichkeiten der Architektur der Moderne vor die Kulisse eines Chemiewerkes konzentriert, so dass die anderen Orte davon verschont blieben. Rosignano Marittimo kann nun um so eitler von der Anhöhe herabblicken und seine mittelalterliche Silhouette präsentieren. Nur mit den Yachten im Hafen kann es, was den Reichtum betrifft, nicht mithalten, der hier so konzentriert liegt, dass man vor lauter Mastbäumen die Schiffe nicht mehr sieht. Ich gebe es auf, die Millionen zu addieren und mache mich über meinen Obstkorb her. |
Der Disput um die Auslegung von Vorfahrtsregeln endet zwischen Autofahrern und Radfahrern in der Regel zum Nachteil des Radfahrers. In Rosignano Solvay habe ich diesen Disput zu meinem Vorteil entschieden. Der Autofahrer bedankt sich mit lauten Hupen und eindeutigen Gesten. Ich beteuere, ich bin nicht dafür verantwortlich, dass ihm einhundert Meter weiter freundlich die Carabinieri mit der roten Kelle zuwinken.
Castiglioncello, die vierte im Bunde spielt die mondäne Dame. Um einen Turm der Medici haben sich edle Villen gruppiert, die selbst vom Meer her kaum einsehbar sind, Landsitze jener, die sich vor den Augen der Paparazzis zu schützen wissen, denn die „Perle des Thyrrenischen Meeres ist schon lange in wohlhabenden Kreisen sehr beliebt. Ein ausgedehnter Stadtpark oberhalb der Steilküste mit lauschigen Bänken für das romantische Sonnenuntergangkuschelstelldichein lädt unter alten schattigen Bäumen zu einem Ruhepäuschen ein. Hier lasse ich den lieben Gott einen guten Mann sein, verspeise den Rest meines Obstkorbes und gebe mich schönen Gedanken hin, bevor ich zur Rückfahrt in die Pedale trete.
Castiglioncello, die vierte im Bunde spielt die mondäne Dame. Um einen Turm der Medici haben sich edle Villen gruppiert, die selbst vom Meer her kaum einsehbar sind, Landsitze jener, die sich vor den Augen der Paparazzis zu schützen wissen, denn die „Perle des Thyrrenischen Meeres ist schon lange in wohlhabenden Kreisen sehr beliebt. Ein ausgedehnter Stadtpark oberhalb der Steilküste mit lauschigen Bänken für das romantische Sonnenuntergangkuschelstelldichein lädt unter alten schattigen Bäumen zu einem Ruhepäuschen ein. Hier lasse ich den lieben Gott einen guten Mann sein, verspeise den Rest meines Obstkorbes und gebe mich schönen Gedanken hin, bevor ich zur Rückfahrt in die Pedale trete.
Es ist erstaunlich, wie viel Einrichtung man auf 24 Quadratmeter unterbringen kann. Eine komplette Küchenzeile einschließlich Gefrierfach bildet das Zentrum, dazu eine Essecke für fünf Personen, rechts und links je ein Schlafzimmer, eins davon sogar drei Betten, von denen eins quer über den beiden anderen liegt, als Kinderzimmer wohl gedacht, für die Eltern hingegen das bequeme Kingsizebett, damit es auch mit dem nächsten Bambini klappt. Und zur Krönung zwei, ja wirklich zwei Badezimmer, na vielleicht sind es auch nur Nasszellen, aber beide mit Dusche und Toilette.
|
Vor sieben Jahren und fünfunddreißig Kilo hätte ich allerdings die elterliche Toilette nicht benutzen können. Setzen hätte ich mich zwar können, aber für den Rückweg hätte man das Dach abbauen und mich mit einem Autokran aus der zwickeligen Lage befreien müssen, so schmal ist die Toilettenecke. Und das Handwaschbecken stammt wohl aus der gleichen Familie, wie seinerzeit die Sitzbadewanne, deren Bekanntschaft ich Anfang des Jahres auf Mallorca gemacht habe, ein Handwaschbecken für Kinderhändchen. Meine Pranken dagegen verteilen das Wasser eher auf der schmalen Bodenfläche, als das Handwaschbecken zu treffen. Aber die große Terrasse gibt dann doch genügend Raum für einen Bären wie mich.
|
Magisch lenke ich jeden Abend meine Schritte vom Mobilhome gen Westen, am videoüberwachten Parkplatz vorbei, über die kleine Strasse in den Pinienwald hinein. Es ist die Magie des Lichtes, das mich um diese Zeit anzieht. Die Sonnenstrahlen der tiefstehenden Sonne umspielen die Baumstämme, zaubern ein sanftes Licht in den Wald hinein und lassen den Nadelteppich des Waldbodens erglühen. Ich möchte nur stehen und mich von diesem Licht umschmeicheln lassen, wartend auf die Elfen, die bald zwischen den Bäumen tanzen werden und meinen Gedanken eine schöne Richtung geben. Es ist eine Traumstimmung.
Ein dicker Baumstamm liegt am Strand, irgendwann von einem Sturm angespült aus fernen Landen, blank getrieben vom ewigen Spiel des Wassers. Es ist noch ein Plätzchen frei für die nächste halbe Stunde, ein Platz in erster Reihe mit Blick auf die Inselwelt, die sich im Licht der untergehenden Sonne immer klarer vom Horizont abhebt. Gelb färbt sich der Himmel im Westen, als sich die Sonne ins Meer absenkt, die Baumreihe des Waldes erglüht plötzlich für einen Moment, dann schlupft mit einem kleinen Ruck die Sonne hinter den Horizont, stand noch vor einer Sekunde rund dort und hat sich dann mit einem Sprung ins Meer fallen lassen.
Alsbald erröten die Wolken im Süden und Osten im zarten Violett und selbst der volle Mond ist gekommen, um sich dieses Schauspiel anzusehen. Ich bleibe sitzen, beobachte noch für eine Weile das Glitzern des Lichtes in den Wellen und sauge tief die Farben in mich ein, um sie für die grauen und kalten Tage des deutschen Winters in meinem Herzen aufzubewahren.
Alsbald erröten die Wolken im Süden und Osten im zarten Violett und selbst der volle Mond ist gekommen, um sich dieses Schauspiel anzusehen. Ich bleibe sitzen, beobachte noch für eine Weile das Glitzern des Lichtes in den Wellen und sauge tief die Farben in mich ein, um sie für die grauen und kalten Tage des deutschen Winters in meinem Herzen aufzubewahren.