Teneriffa - die Grandiose - Teil 1
mal eine ganze andere Sicht von Teneriffa
„Früher waren wir sehr arm“, sagt Candelaria, und dann sprudeln ihre Worte wie aus einem Wasserfall. „Große Schiffe kamen hier im Hafen an“ und die Betonung ihrer Stimme liegt auf „große“. Alles haben sie eingeladen: Bananen, Obst, Gemüse, Wein, alles aus Orotava. „Ingleterra“, das Wort wiederholt sie immer wieder. England war der wichtige Handelspartner für Teneriffa und hier in Puerto de La Cruz kamen viele Schiffe an. Das milde Klima hat diese angelockt und die gesunde Luft. Grandhotels sind entstanden wie der Taoro-Palast und das Hotel Monopol, das mir schon durch die täglich frischen Hibuskus-Blüten an den Eingangsstufen aufgefallen ist. Achtzig Jahre mag Candelaria alt sein und in der kurzen Viertelstunde hat sie uns ihr ganzes Leben und das von Puerto de la Cruz erzählt. Sie lebt im alten Fischerviertel. Einstöckig sind die Häuser hier, aber hübsch renoviert. Fischer leben kaum noch in dieser Straße. Die Stadtverwaltung hat das Viertel saniert und hübsch gemacht. Noch wohnen hier die Menschen von früher. Aber was wird aus ihrem Haus, wenn Candelaria diese Welt verlassen hat? Wer wird dann einziehen? Das Viertel ist im Wandel.
Ursprünglich war Puerto der Hafen von Orotava. Die dauernde Angst vor Piratenüberfällen hat hier, wie auch auf allen anderen Inseln, dazu geführt, dass die Städte anfangs weit oberhalb des Meeres angelegt wurden. Erst mit dem Bau von Festungswerken begann die Stadtentwicklung direkt am Meer. Die prächtigen Kaufmannshäuser, die bis ins 16. Jahrhundert zurück zu führen sind, haben vor allem Engländer errichtet. Sie hatten ein Problem. Spanien ist katholisch. Wo sollten sie ihre Verstorbenen begraben? Die katholischen Friedhöfe waren ihnen verwehrt. Man baute einen eigenen Friedhof für alle anderen Religionen. Die katholische Kirche verhinderte lange Jahre mit ihrer Allmacht, dass dieser Friedhof mit einem Kreuz gekennzeichnet wurde.
Im Hafen arbeiten zwei Fischer an großen Reusen. Was sie denn damit fangen, will ich wissen, oder ob der Korb für Muscheln sei. Sie antworten mit stolz: „Muscheln? Nein! Da gehen alle Fische rein. Besonders die Moränen sehen wir darin gerne.“ Im Meer werden die Reusen in hundert Meter Tiefe hinab gelassen. Morgen früh gibt es gegen 11:00 Uhr wieder frischen Fisch direkt am Hafen zu kaufen. |
ungewohnt sind die deutschen Werbeplakate
Puerto de la Cruz ist eine lebhafte Stadt im Nordwesten von Teneriffa. Sie ist, ebenso wie Los Cristianos im Süden, durch den Tourismus geprägt. Doch während rund um Los Cristanos Retortensiedlungen entstanden sind und sich der Tourismus auf den wunderschönen Strand bezieht, ist Puerto de la Cruz organisch gewachsen. Auch wenn ich auf meinem Weg entlang der Meerespromenade so ungefähr alle 10 Schritte von einem Touristenfänger vor den zahlreichen Restaurants angesprochen werde, habe ich dennoch das Gefühl, in einer Stadt zu sein, die noch aus sich heraus lebt. „Do you want a Rollex?“ Nein danke, nicht mein Stil. Dort, wo Touristen in Scharen zusammen kommen, tauchen auch sofort die fliegenden Händler auf. Sie bieten mir alles an, von der garantiert echten Rollex bis hin zum Sonnenschirm auf dem Kopf. Sie wollen mir alles Mögliche und Unmögliche verhökern und versprechen das Blaue vom Himmel. Aber der Einsatz lohnt sich offensichtlich. Warum sollte das hier auch anders sein?
Viele alte Gebäude sind stilvoll renoviert und der altehrwürdige Platz „Charco del Condo“ oberhalb des Fischerhafens hat immer noch das Patina des vorletzten Jahrhunderts. Ganz anders dagegen wirkt der Stadtteil „La Paz“ oben auf der Klippe hinter dem Strand Martianez. Hier sind viele Hotelanlagen entstanden. Der kleine Supermarkt mitten drin hat ein deutsch orientiertes Warenangebot. Im Sanitätshaus nebenan kann sich der nicht mehr ganz so rüstige Rentner alles mieten, was er für seine Malaisen braucht: vom Krückstock über den Rollstuhl bis zum Krankenbett. Man spricht deutsch. Auf dem Parkplatz neben dem Supermarkt gibt es deutsche Bücher aus dritter Hand. Am „Mirador La Paz“ treffen sich die Rentner zum Sonnenuntergang. „Mein Teneriffa“, sagt einer von ihnen zu mir. Hier in La Paz leben und überwintern viele Deutsche. Gemessen am Durchschnittsalter in La Paz bin ich jung. Selbst die Leuchtreklame an der Bushaltestelle ist auf deutsch. „Zahnimplantate an einem Tag.“ Na, wenn das kein Angebot ist.
Viele alte Gebäude sind stilvoll renoviert und der altehrwürdige Platz „Charco del Condo“ oberhalb des Fischerhafens hat immer noch das Patina des vorletzten Jahrhunderts. Ganz anders dagegen wirkt der Stadtteil „La Paz“ oben auf der Klippe hinter dem Strand Martianez. Hier sind viele Hotelanlagen entstanden. Der kleine Supermarkt mitten drin hat ein deutsch orientiertes Warenangebot. Im Sanitätshaus nebenan kann sich der nicht mehr ganz so rüstige Rentner alles mieten, was er für seine Malaisen braucht: vom Krückstock über den Rollstuhl bis zum Krankenbett. Man spricht deutsch. Auf dem Parkplatz neben dem Supermarkt gibt es deutsche Bücher aus dritter Hand. Am „Mirador La Paz“ treffen sich die Rentner zum Sonnenuntergang. „Mein Teneriffa“, sagt einer von ihnen zu mir. Hier in La Paz leben und überwintern viele Deutsche. Gemessen am Durchschnittsalter in La Paz bin ich jung. Selbst die Leuchtreklame an der Bushaltestelle ist auf deutsch. „Zahnimplantate an einem Tag.“ Na, wenn das kein Angebot ist.
Hoch über dem Stadtzentrum steht ein imposantes Gebäude. Die Türen sind verschlossen, die Fensterläden runter gelassen. Es ist der Taoro-Palast. 1893 als Grandhotel mit allem damals vorstellbaren Luxus in seinen 217 Zimmern eröffnet, erlebte er eine wechselvolle Geschichte, Zeiten von Glanz und Gloria und Zeiten des Niedergangs. Ein Brand machte dem Luxus 1929 ein Ende. In den 60er Jahren wurde ein Spielkasino eingerichtet. Doch auch das Kasino fand in den 90er Jahren einen neuen Platz. Jetzt ist es unter dem Schwimmbad, das von Cesar Manrique unten am Playa Martianez errichtet wurde. Dort ist man näher an den Touristen. Neben dem imposanten Gebäude, das immer noch die Silhouette der Stadt prägt, ist der in einen Park umgewandelte Hotelgarten heute noch sehenswert. 12 000 Bäume hatte man eigens dazu angepflanzt. Loriot hätte seine helle Freude gehabt. „Ja wo laufen sie denn?“ Ganz offensichtlich ist der Park am späten Nachmittag Treffpunkt der Jogger und Sportler das ganzen Stadt. So schnell kann ich gar nicht ausweichen, wie sie von rechts und von links, von vorne und von hinten kommen. Schweißgebadet sehe ich sie später wieder an ihren Autos wieder.
Als eine der großen Attraktionen werden die Fundgruben auf den touristischen Landkarten gekennzeichnet. Doch entgegen der ersten Vermutung sind es keine archäologischen Fundstätten. Die überall verteilten Gutscheine wären da auch deplatziert. Puerto de la Cruz hat zwei solcher Fundgruben. Wir gewinnen am Eingang einen aktuellen 15%-Gutschein und erstehen günstig Parfüm und Massageöl. So ist das mit den Fundgruben.
Risco-Bello, der Wassergarten neben dem Taoro-Palast
Risco Bello, der schöne Hang. Vor 1969 erstreckten sich am Hang östlich des Taoro-Palastes verlassene Terrassenfelder einer Bananenplantage. Einem Belgier gefiel die Lage sehr gut. Er erwarb das Grundstück und begann mit der Arbeit. Einen Wassergarten wollte er anlegen. 1988 öffnete er sein Werk für das interessierte Publikum. Seine Tochter, inzwischen auch schon betagt, setzt heute seine Arbeit fort. „Ach ja, das Wasser. Wir müssen im Moment sparen.“ Sie beklagt den schnee- und wasserarmen Winter, der hinter ihr liegt und den verhältnismäßig kühlen Frühling. Sie staunt, als ich erzähle, dass letzte Woche in Deutschland Schnee gefallen ist. „Ja, das fehlende Wasser wirkt sich auf die Blüte aus. Diese hier fallen schon am Tag nach dem Aufblühen vom Baum.“ Sie zeigt uns die vielen Blüten des Flammenbaumes um ihren Stuhl herum. Die fehlenden Blüten in den fünf Ebenen des Gartens sind mir auch aufgefallen. Ich wünsche ihr, dass nächstes Jahr das Wasser wieder eifrig fließt und genügend Besucher kommen, um mit ihrem Eintrittsgeld die Pflege der vernachlässigten Wasserterrassen zu unterstützen. Dann ist Risco Bello wieder das kleine Paradies, das ich vor drei Jahren kennen gelernt habe. Und vielleicht findet sich dann auch ein weiterer Gartenfreund, der die verlassenen Terrassen auf der anderen Seite des Taoro-Palastes in einen blühenden Garten verwandelt.
Es ist ein Zwitschern und Tirilieren. Vogelgesang in den mächtigen Baumkronen und Blütenglanz am Boden, Frühling liegt in der Luft. Eine kleine Amsel pickt emsig Würmer aus dem Boden unter dem blühenden Korallenbaum. Der Botanische Garten ist in dieser Jahreszeit ein wahrer Urwald. Überall blüht und gedeiht es. Schon 1788 erfreuten sich die besseren Bürger im „Jardín de aclimatación de La Orotava“, wie er immer noch offiziell heißt, an dieser Blütenpracht. Heute können es auch die einfachen Menschen, so wie ich. Gärten gibt es viele in der Stadt, auch besonders schöne, aber der Botanische Garten ist mehr als einen Besuch wert. Bei meinem ersten Besuch vor vier Jahren gab es schon viel zu sehen. Damals war Dezember und die Zahl der Blüten übersichtlich. Jetzt, im Mai, sind die blühenden Pflanzen nicht mehr zu zählen.
Besonders beeindruckt mich aber der große Fikus Macrophylla Columnaris. Es ist mehr nur als ein Baum, es ist ein wahres Kunstgebilde, das der Baum im Laufe seines Lebens schafft. Aus den Ästen heraus kommen Luftwurzeln, die senkrecht nach unten wachsen. Dort wo sie auf Widerstand stoßen, sei es auf anderen Ästen oder auf dem Boden, verankern sie sich, verwachsen mit dem Baum oder dem Boden. Wie Orgelpfeifen stehen sie nebeneinander. Es ist mir unmöglich zu erkennen, welches der ursprüngliche Stamm ist. Ein geschickter Gärtner, so denke ich mir, vermöchte wohl in seinen vierzig Berufsjahren aus solch einem Baum ein lebendes Baumhaus schaffen, in dem ich wohnen könnte, mit natürlichen Wänden, Fenstern und Türen, und für die Kinder und Enkel könnte weiter angebaut werden. Viele der Besucher bleiben vor diesem Baum stehen und lassen sich fotografieren. Die Königspalmen neben ihm wirken klein und unscheinbar |
Von Garachico bis zum Punto de Teno an der Nordwestspitze der Insel ist es auf der Karte nur ein Katzensprung. Leider bin ich keine Katze. So muss ich den mühsamen Weg entlang der Nordwand des Tenogebirges nehmen. Eigentlich ist die Straße für den Verkehr gesperrt. Nur Anlieger dürfen durch. Große Schilder warnen in vier Sprachen vor Steinschlag bei Regen und Wind. Ich halte den Finger hoch: Kein Wind, kein Regen. Schmal ist die Straße und steil geht es entlang der Felswand hoch. Mal wieder so eine Straße, die an den Felsen angeklebt ist. Rechts und links liegen kleinere und größere Felsbrocken. Die meisten kommen nachts runter, morgens werden sie von den Gemeindearbeitern weggeräumt. Tunnels sind in den Felsen gebohrt, dicke Mauern schützen mich vor dem Abgrund. Überall stehen Halteverbotsschilder. So manche Touristen stören sich nicht daran. Für ein Foto nehmen sie das Risiko auf sich, auch wenn sie den Verkehr damit behindern. Zu hause würden sie wahrscheinlich sofort die Polizei rufen, wenn jemand vor ihrer Garageneinfahrt parkt.
Blick am Punto de Teno von Teneriffa nach La Gomera
Schließlich geht es wieder abwärts in die große Ebene von Teno. Der Ort Teno Alto selbst liegt irgendwo oben über der Felswand. Hier unten sind nur einige Bananenplantagen und Gewächshäuser. Das fruchtbare Grün des Nordens ist der Kargheit des Südens gewichen. Auf den fünfzehn Kilometern seit Garachico ist die Quecksilbersäule des Thermometers um 10 Grad gestiegen. Weit vorne steht der Leuchtturm. Rot und hell leuchtet er in der Sonne. Direkt dahinter erhebt sich im Grau der Ferne der Roque de Agando auf der Insel La Gomera. Ich öffne meine Windjacke. Das Teno-Gebirge ist die Wetterscheide zwischen dem warmen Süden der Insel und dem kühleren Norden.
Der Berg blüht. Von Puerto de la Cruz aus führt eine Straße über Orotava hoch auf den Cumbre in rund 2000 Metern Höhe. Mächtige Basaltformationen bewundere ich, so wie die Piedra de la Rosa, die Steinrose, mit einem Durchmesser von über 10 Metern. Aber auch schöne Blicke ins Orotavatal werden mir geboten. Dort, wo der Baumgürtel sich lichtet und die Waldgrenze beginnt, bedeckt neben der Straße eine Wiese das Gestein. Kanarisches Immergrün im kräftigen Lila, Disteln und Ehrenpreis, Sauerampfer und Bienenbalsam, kanarischer Ginster in gelb und weiß, wilde Rosen und vieles mehr haben sich zu einer farbenfrohen Symphonie zusammen gefunden. Schmetterlinge taumeln von Blüte zu Blüte. Ich bin in eine andere Welt eingetaucht. Von der Lichtung aus habe ich einen Postkartenblick auf den Teide, der sich seit unserer Ankunft hinter einer Wolkenschicht versteckt hatte.
Hier, oberhalb der Waldgrenze, ist auch die Wolkengrenze. Leuchtend weiß liegen die gleichen Wolken unter mir, die gerade eben noch ein paar Regentropfen auf die Windschutzscheibe gesprüht haben. So dick wie die Wolkendecke scheint, so dünn ist sie eigentlich. Ich habe sie von unten gesehen, nun sehe sie von oben. Beim Aufstieg habe ich gar nicht bemerkt, dass wir hin durchgefahren sind. Erst als der Himmel blau wurde, wusste ich es. Die Kühle der Wolken ist einer angenehmen Wärme gewichen. Der Antipassat hat heute wieder sein Festtagskleid angezogen.
die Eidechsen können sehr zutraulich sein
Ein Schrei, ein Stuhl rutscht mit Getöse nach hinten, eine junge Frau springt auf und drei Meter zurück. Was ist geschehen? Alle Gäste sind erschrocken. Eine Biene? Oder gar eine Ratte? Nein, nur ein paar kanarische Bettler sind zwischen ihren Füßen gelaufen. Ein halbes Dutzend Eidechsen hält den Boden unter den Tischen des kleinen Restaurants an der Straßenkreuzung El Portillo sauber. Kein Grund zur Aufregung.
Hier in Portillo treffen sich zwei Straßen. Eine kommt von Puerto de la Cruz im Nordwesten, die zweite folgt dem Bergrücken, dem Cumbre, von La Laguna vom Norden her und die dritte kommt vom Süden und dem Teide. Letztere wählen wir jetzt.
Eigentlich ist der Teide ein kleiner Vulkan, so groß er von der Ferne her auch auf mich wirkt. Er steht in der Caldera Las Canadas, die einen Durchmesser von 17 Kilometern hat. Die Geologen sind sich noch nicht ganz einig, ob diese Caldera das Überbleibsel eines riesigen Vulkans ist, der in sich zusammengebrochen ist, oder nur das Rand eines Abrutsches von aufgehäuftem Gestein ins Meer. Wie auch immer: übrig geblieben ist eine unglaublich karge und doch faszinierende Landschaft. Schwarz, braun und rot in vielen Schattierungen sind die Felsen. Der Boden ist bedeckt mit Schlacke, kleine gelbe Körnchen.
Hier in Portillo treffen sich zwei Straßen. Eine kommt von Puerto de la Cruz im Nordwesten, die zweite folgt dem Bergrücken, dem Cumbre, von La Laguna vom Norden her und die dritte kommt vom Süden und dem Teide. Letztere wählen wir jetzt.
Eigentlich ist der Teide ein kleiner Vulkan, so groß er von der Ferne her auch auf mich wirkt. Er steht in der Caldera Las Canadas, die einen Durchmesser von 17 Kilometern hat. Die Geologen sind sich noch nicht ganz einig, ob diese Caldera das Überbleibsel eines riesigen Vulkans ist, der in sich zusammengebrochen ist, oder nur das Rand eines Abrutsches von aufgehäuftem Gestein ins Meer. Wie auch immer: übrig geblieben ist eine unglaublich karge und doch faszinierende Landschaft. Schwarz, braun und rot in vielen Schattierungen sind die Felsen. Der Boden ist bedeckt mit Schlacke, kleine gelbe Körnchen.
An den Minas de San José stellen wir den Wagen ab. Ein Wanderweg ist von einem Parkplatz aus markiert. Wir folgen ihm. Das wenige Grün einzelner Büsche setzt ein paar Kontrapunkte für mein Auge und der Mai hat auch einige Pflanzen in weiß und gelb erblühen lassen. Ein Schild warnt vor Bienen. Futterneid ist bei der spärlichen Beute auch angesagt. Aber keine Angst, liebe Bienen. Ich lasse eure Blumen unangetastet. Schließlich mag ich euren Honig. Nur ein Foto pflücke ich mir davon.
Wüstengleich ist die Landschaft, die Lapilli knirschen unter dem Wanderschuh. Totenstill ist es in der Caldera. Kein Vogel ruft, selbst das monotone Geräusch der wenigen Autos auf der nahen Landstraße wirkt gedämpft. Ein Sperber segelt vorbei, konzentriert im Flug auf eine mögliche Beute. Hoch ragt der Kegel des Teide aus der Landschaft heraus, kahl und abweisend. Kein Wölkchen trübt das Himmelsblau. Heute ist Postkartenwetter. Nach einer halben Stunde Wanderung rutschen die Felsen zusammen. Nun beginnt der Abschied. Gestern habe ich in der Zeitung noch gelesen, dass der wilde Natternkopf am Fuß des Teides blüht. Nun sehe ich die ersten Pflänzchen am Wegesrand. Biologen haben sie markiert. Aus dem Grau der Vorjahresblüte, die in sich zusammengesunken ist, wächst der neue Trieb. Eine hat schon eine erste Blüte angesetzt. Liebe Bienen, in ein paar Tagen habt ihr hier eine Festtagstafel. Geduldet euch nur noch ein wenig.
Wüstengleich ist die Landschaft, die Lapilli knirschen unter dem Wanderschuh. Totenstill ist es in der Caldera. Kein Vogel ruft, selbst das monotone Geräusch der wenigen Autos auf der nahen Landstraße wirkt gedämpft. Ein Sperber segelt vorbei, konzentriert im Flug auf eine mögliche Beute. Hoch ragt der Kegel des Teide aus der Landschaft heraus, kahl und abweisend. Kein Wölkchen trübt das Himmelsblau. Heute ist Postkartenwetter. Nach einer halben Stunde Wanderung rutschen die Felsen zusammen. Nun beginnt der Abschied. Gestern habe ich in der Zeitung noch gelesen, dass der wilde Natternkopf am Fuß des Teides blüht. Nun sehe ich die ersten Pflänzchen am Wegesrand. Biologen haben sie markiert. Aus dem Grau der Vorjahresblüte, die in sich zusammengesunken ist, wächst der neue Trieb. Eine hat schon eine erste Blüte angesetzt. Liebe Bienen, in ein paar Tagen habt ihr hier eine Festtagstafel. Geduldet euch nur noch ein wenig.
Kurz vor dem Ende des Abstiegs öffnet sich mir der Blick in den unteren Teil der Caldera. Wie ein Amphittheater steht die entfernte Wand im Halbrund da. Ein Trümmerfeld ohne Anfang und ohne Ende bietet sich meinem Auge. Irgendwo schlängelt sich der Wanderweg durch, um sich mit dem großen Inselwanderweg zu vereinen. Die Sonne hat schon den Zenit übrschritten. Im warmen Licht das späten Nachmittags schälen sich die einzelnen Felsen heraus. Die Schatten werden länger. Wir packen unser Picknick aus. Wieder haben wir ein schönes Plätzchen zum Verweilen und Schauen gefunden. Ab und zu kommt der Wind auf, jagt die kleine Schlucht hoch, hinterlässt eine rauschende Tonspur wie eine entfernte Brandung des Meeres und fängt sich zwischen den Felsen. Eidechsen huschen über die Steine. Diese haben das Betteln noch nicht gelernt. Irgendwann werden sie beim Besuch ihrer Verwandten in El Portillo darüber auf geklärt, wie es funktioniert. Im Moment jedoch finden sie noch nicht den Weg zu meinen Brotbrocken.
Wir bleiben lange hier. Renate macht eine Aquarellskizze, ich lasse meine Gedanken in Schrift fließen. Irgendwann muss hier ein Buschbrand durchgezogen sein. Dann weht der Wind Glut über den Boden, setzt in der Trockenheit Busch um Busch in Brand. Neben mir liegen verkohlte Äste, direkt daneben steht saftig grün ein neuer Busch. Leben und Tod liegen in dieser Landschaft so eng beisammen wie die zerstörerische Eruption eines Vulkans und die anschließende Renaturierung auf der fruchtbaren und mineralhaltigen Lava.
Jenseits der Abbruchkante der Caldera ragen die weißen Kuppeln der Sternwarte wie Straußeneier in der Wüste hoch. Nach Sternen schaut man dort schon lange nicht mehr. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung der Insel durch den Tourismus hat die Lichtverschmutzung der Atmosphäre derart zugenommen, dass es auch hier oben in 2400 Meter Höhe nachts nicht mehr störungsfrei klar ist. Nun erforscht man Mond und Sonne und hat die Sterne den Kollegen auf La Palma überlassen..
Wir bleiben lange hier. Renate macht eine Aquarellskizze, ich lasse meine Gedanken in Schrift fließen. Irgendwann muss hier ein Buschbrand durchgezogen sein. Dann weht der Wind Glut über den Boden, setzt in der Trockenheit Busch um Busch in Brand. Neben mir liegen verkohlte Äste, direkt daneben steht saftig grün ein neuer Busch. Leben und Tod liegen in dieser Landschaft so eng beisammen wie die zerstörerische Eruption eines Vulkans und die anschließende Renaturierung auf der fruchtbaren und mineralhaltigen Lava.
Jenseits der Abbruchkante der Caldera ragen die weißen Kuppeln der Sternwarte wie Straußeneier in der Wüste hoch. Nach Sternen schaut man dort schon lange nicht mehr. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung der Insel durch den Tourismus hat die Lichtverschmutzung der Atmosphäre derart zugenommen, dass es auch hier oben in 2400 Meter Höhe nachts nicht mehr störungsfrei klar ist. Nun erforscht man Mond und Sonne und hat die Sterne den Kollegen auf La Palma überlassen..
Das große Feld mit dem blühenden Natternkopf haben wir dann doch noch gefunden. Wie große Kerzen stehen sie am Hang. Bienen und Schmetterlinge tummeln sich um sie herum. Im zarten Lila zeigen sich die vielen kleinen Blüten. Ein Honigparadies in der öden Landschaft.
Die Seilbahn hat für heute ihren Betrieb schon eingestellt. 3718 Meter hoch ist der Teide, die Bergstation der Seilbahn liegt auf etwa 3560 Meter Höhe. Der Teide ist nicht nur der höchste Berg der Kanaren, sondern auch von ganz Spanien. Kahl ist der Kegel, die Spitze wirkt wie aufgesetzt. Der Teide ist ein Schichtvulkan, der sich durch immer neue Euptionen aufgebaut hat. 1909 fand die letzte Eruption statt. Nach Westen hin erstreckt sich ein schwarzes Lavafeld. Schroff ist das Gestein. Nur eine Straße führt kilometerweit hindurch. Ein schwarzer Lavakanal, der wie ein Fluss den Hang herunter kommt, zeugt von einem der vielen Eruptionen. Am Ende des Lavafeldes beginnt der Weg hinab zur Küste. Die Straße taucht in einen grünen Gürtel ein. |
Die Sonne neigt sich langsam gen Westen hin. Unbeschreiblich schön ist der Blick, der sich uns nun bietet. In der klaren Bergluft und dem warmen Spätabendlicht strahlen die Vulkankegel und Kiefernbäume um uns herum. Sie ragen hervor aus einem weißen Wolkenteppich. Es scheint, als versinke die Straße an ihrem Ende in diesen Wolken. Wie lautet nochmals die erste Zeile des bekannten Liedes von Reinhard Mai? „Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein.“ Genauso fühle ich mich jetzt.
Ganz weit im Westen erheben sich die beiden Kuppen von La Palma. Die rechte ist die Caldera de Taburiente. Langsam rutscht die große Scheibe der Sonne in sie hinein, wirft nochmals einen letzten Blick auf Teneriffa, bevor sie diesen Tag verlässt. Und während sich die Sonne mit diesem grandiosen Schauspiel verabschiedet, tut sich hinter mir ein neues Schauspiel auf. Vollmond ist es. Und wie auf einer Schaukel steigt mit der versinkenden Sonne die Mondscheibe über dem Vulkan Samara hoch und wirft ihr blasses blaues Licht auf die Welt. Es ist ein ehrfürchtiges Gefühl, das mich ergreift
Ganz weit im Westen erheben sich die beiden Kuppen von La Palma. Die rechte ist die Caldera de Taburiente. Langsam rutscht die große Scheibe der Sonne in sie hinein, wirft nochmals einen letzten Blick auf Teneriffa, bevor sie diesen Tag verlässt. Und während sich die Sonne mit diesem grandiosen Schauspiel verabschiedet, tut sich hinter mir ein neues Schauspiel auf. Vollmond ist es. Und wie auf einer Schaukel steigt mit der versinkenden Sonne die Mondscheibe über dem Vulkan Samara hoch und wirft ihr blasses blaues Licht auf die Welt. Es ist ein ehrfürchtiges Gefühl, das mich ergreift
Spät wird es an diesem Abend. Die Rückfahrt zieht sich. Eigentlich sind es nur 50 Kilometer, aber die haben es in sich. Erst aus 2000 Meter Höhe runter unter die Wolkenschicht, dann wieder ins Teno-Gebirge hochsteigen auf 1200 Meter und mit gefühlten tausend Kurven und Serpentinen ins Orotavatal hinein. Wie das Funkeln der Diamanten und Goldstücke beim Öffnen einer Schatzkiste, so liegt das Tal vor mir. Bei der Einfahrt nach Puerto de la Cruz werden wir mit einem fulminanten Feuerwerk begrüßt. Na, das ist doch ein Empfang. Schäfchen brauche ich jetzt nicht mehr. Nach dem Zählen der Kurven bin ich im Nu im Schlaf versunken.
Ein Foto? Aber gerne!
Von diesen Volksfesten bekomme auch ich stramme Waden. Heute wird in Los Realejos gefeiert, an der Kirche. Los Realejos ist eine der drei großen Gemeinden im Orotavatal. Der Ort gilt als derjenige mit den meisten Festen auf der ganzen Insel. 80 an der Zahl sollen es sein. Wir sind dem Rat der netten Dame in der Touristeninformation gefolgt und zwei Stunden vor Beginn der Veranstaltung gekommen, wegen der Parkplätze. Die Straße ist schon weit unterhalb der Kirche gesperrt. Auch wenn ich noch einen günstigen Parkplatz finde, so muss ich dennoch eine gute Steigung bewältigen. Rechts und links kommen schon Menschen in Festtagstracht. Bunte Röcke tragen die Frauen, darüber eine bestickte Weste. Viele Frauen tragen putzige Hüte. Zwei junge Mädchen stellen sich mir ungefragt zum Foto. „Mui Bonito“, bedanke ich mich. Dieses Prozedere wiederholt sich den ganzen Tag.
Von allen Inseln sind sie gekommen. Tänzer aus El Hierro und Sänger aus La Palma. Eine Folkloregruppe aus La Gomera sehe ich und irgendwo stecken sicher auch die aus Fuerteventura, Lanzarote und Gran Canaria. Rund um die Kirche versammeln sie sich. Wir wandern durch ihre Reihen. Kräftig ist die Stimme einer älteren Frau, die zu dem Klang der Gitarren singt. Aus La Palma kommt diese Gruppe und man freut sich zu hören, dass wir ihre Insel schon besucht haben. Die Musiker wechseln sich im Gesang ab, es ist wie ein gesungenes Gespräch zwischen ihnen und jede Strophe wird eifrig beklatscht. Ich hätte gerne gewusst, was die Worte bedeuten. Doch in dem Trubel vergesse ich, zu fragen. José aus Santa Cruz kann etwas deutsch. Er ist erfreut, sich mit mir unterhalten zu können.
Von allen Inseln sind sie gekommen. Tänzer aus El Hierro und Sänger aus La Palma. Eine Folkloregruppe aus La Gomera sehe ich und irgendwo stecken sicher auch die aus Fuerteventura, Lanzarote und Gran Canaria. Rund um die Kirche versammeln sie sich. Wir wandern durch ihre Reihen. Kräftig ist die Stimme einer älteren Frau, die zu dem Klang der Gitarren singt. Aus La Palma kommt diese Gruppe und man freut sich zu hören, dass wir ihre Insel schon besucht haben. Die Musiker wechseln sich im Gesang ab, es ist wie ein gesungenes Gespräch zwischen ihnen und jede Strophe wird eifrig beklatscht. Ich hätte gerne gewusst, was die Worte bedeuten. Doch in dem Trubel vergesse ich, zu fragen. José aus Santa Cruz kann etwas deutsch. Er ist erfreut, sich mit mir unterhalten zu können.
Auf ein Zeichen hängen sich alle Messdiener des Ortes an die Glockenseile. Die Kirchenglocken bimmeln wie verrückt. Auf dieses Zeichen hin bricht der Tänzer aus Sabinosa in El Hierro das Gespräch mit mir ab. Der Tanz beginnt. Wie ich es schon von El Pinar auf El Hierro her kenne, bewegt sich die Gruppe tanzend zum Schlag der Trommeln und dem Rhythmus der Flöten in die Kirche. Am Kirchplatz stehen dicht an dicht die Menschen, die meisten von ihnen in Festtagstracht. Eine Schnur mit sieben bunten Bommeln, Bottas genannt, rafft den Rock der Frauen an einer Seite hoch und gibt den Blick auf Spitzenunterröcke frei. „Die Bottas symbolisieren die sieben kanarischen Inseln“, erfahren wir und: „Ja, die Tracht ist selbst angefertigt. An den Farben der Röcke kannst du erkennen, aus welchem Ort ich komme.“ Mich faszinieren die kleinen Hütchen, die sie keck über einem Kopftuch tragen. Die Männer sind meist nicht so bunt gekleidet. Mir fallen die Gamaschen an ihren Beinen auf, manche aus weißer Wolle gestrickt, manche aus kunstvoll verziertem Leder.
an jedem Festzugwagen hängt ein großer Grill
Zehn Minuten bleiben die Tänzer in der Kirche, immer im Rhythmus. Dann kommen sie wieder heraus, tanzend. Ihnen folgen Stangen mit bunten Fähnchen, schmale Streifen in sieben Farben. Die Träger schwenken sie im Rhythmus der Musik. Dann kommen sie. Zuerst Santa Maria La Cabeza. Frauen tragen die schwere Lade, auf der die große Figur steht. Wiegend tragen sie die Lade hinaus, ein kleiner Schritt mal nach rechts, ein kleiner Schritt mal nach links. Langsam bewegen sie sich, so langsam, wie der Zug der Tänzer. Nach ihnen folgt San Isidro, von Männern getragen. Lange bleiben sie vor der Kirche stehen, bevor sie sich die Straße abwärts in Bewegung setzen. Der Festzug hat begonnen. Den beiden Schutzheiligen von Los Realejos folgen Ochsengespanne. Schwer haben die Ochsen zu bremsen, damit die großen Wagen sich auf der steilen Straße nicht selbständig machen. Oben auf dem Wagen dürfen die Kinder sitzen und hinter dem Wagen läuft der Grillmeister. Ich bin überrascht. An jedem Wagen ist ein großer Grill angebracht. Chorizos und Koteletts liegen auf. Bei jedem Halt gibt es für die Begleiter und Begleiterinnen des Wagens etwas zum Futtern. Eine gute Idee, denke ich mir. So etwas sollte man auch in Deutschland einführen. Doch gleich die Bedenken: die Brandschutzvorschriften würden es wahrscheinlich verhindern.
Obwohl es eigentlich eine kirchliche Prozession ist, bleiben die Menschen hier nicht ernst. Das haben wir auch schon in El Pinar gesehen. Es wird gelacht und gescherzt. Alle sind mit Spaß und Freude dabei. „Geht nach vorne zur großen Straße, da könnt ihr mehr sehen.“ Der Mann mit dem lachenden Gesicht sagt es mir zweimal, bis ich es kapiere. Und tatsächlich. Dort bewegt sich der Festumzug die Straße hoch. Die Schutzheiligen sind schon vorbei, nun folgt Wagen auf Wagen. Dazwischen immer wieder Folkloregruppen mit Musik und Tanz. An allen Wagen hängen Brot und Obst, Gemüse und Palmwedel, und landwirtschaftliche Geräte. Es ist eine merkwürdige Mischung aus Prozession, Festumzug, Trachtenverein und Erntedankfest, das sich mir bietet. Ich gehe ganz nach vorne an die Straße, dort wo ich am besten fotografieren kann. Die Balkone sind festlich geschmückt. Entlang der Straße stehen rechts und links Stuhlreihen. Sie waren schon lange vor Beginn des Festzuges besetzt. Das sind die Sitzplätze für die Müden. Die Stehplätze davor sind die Sehplätze. Ich entscheide mich für einen Sehplatz, da bekomme ich mehr vom Festumzug mit. Ehe ich mich versehe, habe ich ein Ei und ein Stück Weißbrot mit Chorizowurst in der Hand. Ich bin verdutzt. „Iss es“, höre ich neben mir auf deutsch. Eine Frau in der Tracht von Los Realejos lächelt mich freundlich an und klopft demonstrativ die Schale ihres Eies auf. Es ist gekocht.
Jedes mal, wenn ein neuer Wagen kommt, strömen etliche nach hinten, dort, wo der Grill hängt. Dort wird das Fleisch in kleinen Happen verteilt. Ich verstehe endlich. Der Dank für reiche Ernte wird an die Zuschauer des Festzuges weiter gegeben. Da dank Düngemittel und Chemie die Ernten inzwischen regelmäßig reichhaltig ausfallen, sind die Spender sehr großzügig. Was nun folgt ist ein kulinarischer Gang durch die ländliche kanarische Küche: Gofio süß und trocken, dicke Maiskörner und Wachteleier, Papas Arrugadas und süßes Gebäck, Bananen und Fleisch. Alles wird mir in die Hand gedrückt und immer wieder gekochte Eier und Chorizobrot. Es hat keinen Zweck, nein zu sagen. Zum Glück habe ich immer leere Beutel in meinem Rucksack. Nur für den Wein habe ich keine Flasche dabei. Er fließt in Strömen. Ob rot oder weiß, die notwendigen Gläser wurden uns schon vor Beginn des Umzuges angeboten. Aber auch Wasser und Limonade gibt es auf den Wagen. Ich muss es nur sagen.
Es ist ein Tag der Freude und des Feierns. Der ganze Ort ist auf den Beinen. Wer im Festumzug mitläuft, macht es zu aller erst, um zu feiern und erst in zweiter Linie, um sich zu zeigen. Viele kleine Gruppen sind dabei. Zwei Einkaufswagen sind aneinander gekoppelt für die Vorräte, Strohmatten drum rum gebunden und fertig ist der Festwagen. Mir imponieren die Männer, die einen schweren Wagen an der Deichsel den Berg hoch ziehen. 6 oder 7 Prozent mag die Steigung sein, vielleicht auch mehr. Aber sie haben Spaß dabei. Alle lassen sich heute gerne fotografieren. Sie sind stolz auf ihre Festtagskleidung. Ich habe meine Kamera noch nicht gehoben, dann stehen schon ein, zwei oder drei vor mir in Fotopose. Mir imponiert die alte Bäuerin, die nur noch am Stock laufen kann. Sie kommt alleine. In dem Moment, in dem ich die Kamera hebe und sie stumm wegen eines Fotos anschaue, steht sie schon lächelnd da. Ihre faltiges Gesicht strafft sich. Ihr ganzer Stolz drückt ihre Haltung aus. „Gracias“ sage ich und sie lächelt nochmals.
Eine andere bietet mir Wein aus Muschelschalen an. „Nein“ ich lehne dankend ab. Heute wird die Polizei besonders streng kontrollieren. Die Straße füllt sich mit Rauchschwaden aus Dieselmotoren und Grillöfen. Heute Abend bleibt unsere Küche kalt, der Magen ist voll.
Der Zug nimmt kein Ende. Er bewegt sich nur langsam vorwärts. Knapp vier Stunden dauert er schon. Anfangs haben sich die Zuschauer mit Heißhunger auf die Fleischteller gestürzt. Jetzt lehnen schon viele ab. Die Fleischstücke werden größer, die Grillmeister freizügiger. Die Futterstände oben an der Kirche werden heute ein schlechtes Geschäft machen, oder sie sind auf den nächtlichen Hunger nach dem langen Tanz eingestellt. Der Wein fließt in Strömen und jede Musikgruppe findet fleißige Mitsinger. Alle haben großen Spaß und zeigen es auch. Wir sprechen mit vielen und wenn es mit der Sprache nicht klappt, dann mit den Händen und mit einem Lächeln.
Eine andere bietet mir Wein aus Muschelschalen an. „Nein“ ich lehne dankend ab. Heute wird die Polizei besonders streng kontrollieren. Die Straße füllt sich mit Rauchschwaden aus Dieselmotoren und Grillöfen. Heute Abend bleibt unsere Küche kalt, der Magen ist voll.
Der Zug nimmt kein Ende. Er bewegt sich nur langsam vorwärts. Knapp vier Stunden dauert er schon. Anfangs haben sich die Zuschauer mit Heißhunger auf die Fleischteller gestürzt. Jetzt lehnen schon viele ab. Die Fleischstücke werden größer, die Grillmeister freizügiger. Die Futterstände oben an der Kirche werden heute ein schlechtes Geschäft machen, oder sie sind auf den nächtlichen Hunger nach dem langen Tanz eingestellt. Der Wein fließt in Strömen und jede Musikgruppe findet fleißige Mitsinger. Alle haben großen Spaß und zeigen es auch. Wir sprechen mit vielen und wenn es mit der Sprache nicht klappt, dann mit den Händen und mit einem Lächeln.
noch vor dem Ende des Festzuges werden die Stühle weg geräumt
Beim Faschingsumzug folgt auf die letzte Zugnummer der Besenwagen. Hier ist es der Stuhlwagen. Er kommt auch schon vor den letzten Wagen. Den Sitzenden wird der Stuhl regelrecht unter dem Hintern weg geklappt. Das ist das Zeichen für den Fortgang des Festes. Die Wagen und Zugteilnehmer bleiben dort stehen, wo sie gerade sind. Es wird weiter gegrillt, gesungen und getanzt. Wir schlendern durch die Straße auf der Suche nach einer Bar. Die vielen Getränke fordern ihren Preis. Da heißt es erst mal, sich anzustellen. Alle haben viel getrunken. Am Eingang der Bar steht eine Gruppe. Der Trommler fängt an und dann singt die halbe Bar mit „Oh, la Bamba.“ La Bamba in Festtagstracht, das sieht schon putzig aus. Immer wieder kommen Musikgruppen vorbei, spielend und lachend. Über der Stadt hängt schon den ganzen Nachmittag der Eselssack, die graue Wolkenschicht, die im Winter all zu oft zu Depressionen bei den Bewohnern des Orotavatales führt. Heute stört es keinen. Feiern ist gut gegen Depression. „Nein, nur Wein.“ ist die Antwort auf meine Frage nach einem Becher Wasser. Der junge Mann vom Festwagen fragt aber gleich beim Nachbarwagen an und kommt glücklich mit einem großen Becher Wasser zurück. Eine Familie steht daneben. Die Frau bietet uns eine Art Lebkuchen an. Einfach so. Sie sind nur Zuschauer, aber sie machen es wie alle. Heute sind alle eine große Familie. Bei den Touristen scheint das Fest nicht populär zu sein. Sie sind heute in der absoluten Minderheit.
Wir kommen wieder zur Kirche. Dort stehen schon San Isidro und Santa Maria la Cabeza. Die Glocken läuten, in die Menge kommt Bewegung. Die bunten Stoffstreifen an den Stangen wogen, die TrägerInnen der beiden Laden wiegen sich stehend im Takt der Trommeln. Die Menschenmenge weicht zurück, als die Tänzer aus El Hierro kommen. Sie begleiten die beiden Laden wieder in die Kirche. Die Statuen kehren an ihre angestammten Plätze zurück, bis zur nächsten Fiesta. Doch Musik, Tanz und Fahnenschwenken gehen weiter. Vor der Kirche ziehen nun wieder viele Wagen und Ochsengespanne vorbei, auf dem Weg zurück in ihre Dörfer.
Der Rückweg wird für uns lange. Kurz ist er zwar, aber entlang der Straße sieht es aus wie in einem Feldlager. Überall glüht noch die Grillkohle. Wir werden dauernd angesprochen. Noch ein Stück Fleisch. Es hat keinen Zweck, abzulehnen. Ehe ich mich versehe, habe ich ein Riesenkotelett in der Hand. Wir fragen, woher sie kommen. Aus Los Realejos natürlich. Und welche Gruppe es sei. „Nein, keine Gruppe, wir sind nur eine Familie.“ Die Romeria de San Isidro, ein großes Familienfest. Seit 1676 wird es gefeiert. Und nun war ich auch dabei. Unten an der Auffahrt zur Autobahn steht die Polizei: Alkoholkontrolle. Ich fahre beruhigt vorbei.
Eins bedaure ich allerdings: dass ich das Feuerwerk verpasst habe. Die Feuerwerker von Los Realejos zählen mit zu den besten Pyrotechnikern Spaniens.
Der Rückweg wird für uns lange. Kurz ist er zwar, aber entlang der Straße sieht es aus wie in einem Feldlager. Überall glüht noch die Grillkohle. Wir werden dauernd angesprochen. Noch ein Stück Fleisch. Es hat keinen Zweck, abzulehnen. Ehe ich mich versehe, habe ich ein Riesenkotelett in der Hand. Wir fragen, woher sie kommen. Aus Los Realejos natürlich. Und welche Gruppe es sei. „Nein, keine Gruppe, wir sind nur eine Familie.“ Die Romeria de San Isidro, ein großes Familienfest. Seit 1676 wird es gefeiert. Und nun war ich auch dabei. Unten an der Auffahrt zur Autobahn steht die Polizei: Alkoholkontrolle. Ich fahre beruhigt vorbei.
Eins bedaure ich allerdings: dass ich das Feuerwerk verpasst habe. Die Feuerwerker von Los Realejos zählen mit zu den besten Pyrotechnikern Spaniens.