Im Land der Archenbrücken
Mit dem Rad vom Main
an Neckar, Jagst und Kocher Teil 2:
Vom Kocher an Neckar und Bergstraße
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Der sechste Tag – von Unterkochen nach Schwäbisch Hall
Am Morgen entdecke ich die Ursache für das Rauschen in der Nacht. Der weiße Kocher fließt direkt neben dem Hotel. Die Quelle sprudelt nur wenige hundert Meter oberhalb. Es ist nicht nur eine, es sind mehrere. Bis zu dreißig Quellen sollen es nach einem schneereichen Winter sein. Mit einem durchschnittlichen Gefälle von bis zu 21 % jagt das Wasser zu Tal. Da kann es schon heftig rauschen.
Mehrere Wasserräder drehten sich einst am weißen Kocher. Eine Papiermühle, eine Pulvermühle und eine Eisenschmiede trieben sie an. Erhalten geblieben ist die Papiermühle, die heute eine stattliche Produktionsstätte für Deko-Papiere beherbergt und vor nicht allzu langer Zeit ihren vier hundertsten Geburtstag feierte. Unten im Zentrum von Unterkochen vereint sich der weiße Kocher mit dem schwarzen Kocher. Gerade wird am Zusammenfluss ein neues Flussbett gebaut, um den Wasserstrom zu bändigen. |
Wir starten bei strahlend blauem Himmel. Kein Wölkchen trübt ihn. Die Runde durch die Altstadt von Aalen muss leider ausfallen. Eine Fronleichnamsprozession versperrt uns den Weg. Das Gleiche wieder in Hütten. Hier leiten uns freundliche Anwohner und Feuerwehrleute auf die Umleitung.
Heute rollt es sich locker. Der Wind schiebt uns. Ach lieber Ostwind, entschuldige, dass ich die letzten Tage so sauer auf dich war. Heute liebe ich dich dafür umso mehr. Nur kleine Ortschaften liegen auf den nächsten dreißig Kilometern. Der Kocher windet sich durch ein enges Tal. Burgen und Schlösser zieren die Höhen. Immer wieder stoßen wir auf Prozessionen. In Abtsgemünd haben fleißige Hände sogar schon am frühen Morgen bunte Blüten zu einem Blumenteppich vor der Kirche ausgelegt. Ich erinnere mich an meine Kindheit, als der komplette Weg der Prozession so gestaltet war. Niemand durfte den Teppich betreten, bevor der Priester nicht als erster darüber geschritten war. Bis zum Nachmittag zerstreute der Wind die kunstvoll gestalteten Teppiche.
Heute rollt es sich locker. Der Wind schiebt uns. Ach lieber Ostwind, entschuldige, dass ich die letzten Tage so sauer auf dich war. Heute liebe ich dich dafür umso mehr. Nur kleine Ortschaften liegen auf den nächsten dreißig Kilometern. Der Kocher windet sich durch ein enges Tal. Burgen und Schlösser zieren die Höhen. Immer wieder stoßen wir auf Prozessionen. In Abtsgemünd haben fleißige Hände sogar schon am frühen Morgen bunte Blüten zu einem Blumenteppich vor der Kirche ausgelegt. Ich erinnere mich an meine Kindheit, als der komplette Weg der Prozession so gestaltet war. Niemand durfte den Teppich betreten, bevor der Priester nicht als erster darüber geschritten war. Bis zum Nachmittag zerstreute der Wind die kunstvoll gestalteten Teppiche.
Wieder führt eine Archenbrücke über den Kocher, heute schon die zweite. Ein schneller Blick auf den Radwegweiser zeigt uns, dass der Weg nach Gaildorf über die Brücke führt. Der Blick war zu schnell. In dem kleinen Weiler Reichertshofen geht es steil hinauf. Oben auf der Höhe haben wir einen schönen Ausblick. Wir sind nicht die einzigen, die diesen Weg nehmen. Doch die schöne Archenbrücke hatte unseren Blick abgelenkt. Sicher, eine Strecke führt hier hinauf, doch die andere bleibt im Tal. Dort unten sehe ich nun einige Radwanderer die Straße entlang radeln. In Schussfahrt geht es wieder zum Kocher hinunter.
Apropos Archenbrücke. Mich überrascht die Vielzahl dieser Brücken an Kocher und Jagst. Ich bin schon viele Flussradwege gefahren, aber Archenbrücken habe ich erst hier kennengelernt. Neugierig recherchiere ich im Internet. Ich finde keinen Grund, warum es hier eine Häufung dieser Brücken gibt. Aber ich lerne, dass diese Bauweise im 18. Jahrhundert entstanden ist. Sie wiesen Seitenwände und eine Überdachung auf, um das Tragwerk besser vor der Witterung zu schützen. Ein weiterer Grund kommt hinzu. Pferde scheuen rauschendes Wasser. Über geschlossene Brücken lassen sie sich leichter führen. Die meisten dieser Brücken gibt es übrigens noch in den USA und Kanada. In Europa sind noch etwa zweihundert erhalten, bestimmt ein Dutzend davon an Jagst und Kocher.
Heute ist richtig viel los auf dem Radweg. Zu den Radwanderern gesellen sich heute am Feiertag auch viele Freizeitradler. Noch strahlt der Himmel blau. Doch bald ballen sich vereinzelte Quellwolken zusammen, schießen wie weiße Pilze in die Höhe. Hoffentlich bleibt das alles da oben, denke ich mir. Der Radweg ist gut ausgebaut und wir kommen schnell voran. Etwa alle zehn Kilometer machen wir eine Trinkpause. Unsere Wasservorräte sind heute gut gefüllt. Jetzt sitze ich auf einer Ruhebank vor der Kulisse vom Schloss Untergröningen. Es thront hoch über dem Tal. Ich creme meine Beine und Arme mit Sonnenmilch ein. Auch die Nase muss die Prozedur über sich ergehen lassen. Ich habe keine Lust, mir einen Sonnenbrand zuzulegen.
Apropos Archenbrücke. Mich überrascht die Vielzahl dieser Brücken an Kocher und Jagst. Ich bin schon viele Flussradwege gefahren, aber Archenbrücken habe ich erst hier kennengelernt. Neugierig recherchiere ich im Internet. Ich finde keinen Grund, warum es hier eine Häufung dieser Brücken gibt. Aber ich lerne, dass diese Bauweise im 18. Jahrhundert entstanden ist. Sie wiesen Seitenwände und eine Überdachung auf, um das Tragwerk besser vor der Witterung zu schützen. Ein weiterer Grund kommt hinzu. Pferde scheuen rauschendes Wasser. Über geschlossene Brücken lassen sie sich leichter führen. Die meisten dieser Brücken gibt es übrigens noch in den USA und Kanada. In Europa sind noch etwa zweihundert erhalten, bestimmt ein Dutzend davon an Jagst und Kocher.
Heute ist richtig viel los auf dem Radweg. Zu den Radwanderern gesellen sich heute am Feiertag auch viele Freizeitradler. Noch strahlt der Himmel blau. Doch bald ballen sich vereinzelte Quellwolken zusammen, schießen wie weiße Pilze in die Höhe. Hoffentlich bleibt das alles da oben, denke ich mir. Der Radweg ist gut ausgebaut und wir kommen schnell voran. Etwa alle zehn Kilometer machen wir eine Trinkpause. Unsere Wasservorräte sind heute gut gefüllt. Jetzt sitze ich auf einer Ruhebank vor der Kulisse vom Schloss Untergröningen. Es thront hoch über dem Tal. Ich creme meine Beine und Arme mit Sonnenmilch ein. Auch die Nase muss die Prozedur über sich ergehen lassen. Ich habe keine Lust, mir einen Sonnenbrand zuzulegen.
Der Vorteil des Radweges ist hier wie so oft, dass er direkt am Fluss verläuft und uns den Anblick endloser Gewerbegebiete erspart. Nur die Ausdünstung von Kläranlagen bleibt uns vieler Orts nicht erspart. Gaildorf empfängt uns mit einer prächtigen Schlossfassade und einem schönen Biergarten im Schlosshof. Mittagspause! „Wo ist die schönste Ecke von Gaildorf?“, frage ich die Kellnerin. „Hier“, sagt sie und deutet auf die Tische. Natürlich, kann ja gar nicht anders ein. Durst und Hunger im Schlossambiente zu stillen, was kann es hier Schöneres geben.
Hinter Gaildorf geht es den Hang hinauf. An einem Bahnübergang lassen wir den Regionalexpress passieren. Kleine Wassertropfen fallen aus den Wolkenbergen, kaum spürbar. Weiter geht es über die Höhe durch Wald und Flur, fern vom Kocher, der unten im Talgrund fließt. Wir bleiben stehen, bewundern den prächtigen Fernblick. Ich lasse mir Zeit, packe den Fotoapparat aus, während Cafer langsam losradelt. Etwas fällt auf meinen Helm, es knackt, als wäre es eine Nuss. Dann nochmals und nochmals. Doch Nüsse sind nicht nass. Dicke Regentropfen knallen auf den Teer, hinterlassen Wasserflecken, gut 3 bis 5 Zentimeter im Durchmesser. In der Ferne ist der Himmel pechschwarz. Ein Blitz durchzuckt die Wolkenbank. Donnergrollen immer wieder. Ich springe hurtig aufs Rad und versuche, dem Regen zu entkommen. Er lässt aber schnell nach, ist eigentlich kein richtiger Regen, der durchnässt.
Vor mir eine Gefällestrecke. Das Straßenschild zeigt 17 Prozent an. Welch ein Glück, dass wir hinuntermüssen. Mir kommen junge Burschen entgegen. Sie quälen sich mit ihren E-Bikes. Die Gewitterfront hält sich in gebührendem Abstand.
Vor mir eine Gefällestrecke. Das Straßenschild zeigt 17 Prozent an. Welch ein Glück, dass wir hinuntermüssen. Mir kommen junge Burschen entgegen. Sie quälen sich mit ihren E-Bikes. Die Gewitterfront hält sich in gebührendem Abstand.
Das Kochertal ist in diesem Abschnitt wieder sehr eng. Der Fluss windet sich in endlosen, engen Schleifen im Talgrund. Wieder müssen wir auf die Höhe ausweichen, weil uns der Flusslauf keinen Platz lässt. Dafür werden wir mit einem schönen Fernblick belohnt. Der Blick zum Himmel gibt die Gewissheit, dass sich die Gewitterfront nach Süden verzieht.
Am Friedhof von Westheim die nächste Trinkpause. Eine Infotafel fällt mir auf. Sie erinnert an ein Grubenunglück im Jahr 1879 im Steinsalzbergwerk Wilhelmsglück. 21 Bergleute fanden den Tod, als sich durch eine Unachtsamkeit Salpeter entzündete.
Am Friedhof von Westheim die nächste Trinkpause. Eine Infotafel fällt mir auf. Sie erinnert an ein Grubenunglück im Jahr 1879 im Steinsalzbergwerk Wilhelmsglück. 21 Bergleute fanden den Tod, als sich durch eine Unachtsamkeit Salpeter entzündete.
Nach 74 Kilometern erreichen wir Schwäbisch Hall. Durch eine enge Gasse fahren wir zum Platz vor der St. Michael Kirche. Prächtige Fassaden schmücken ihn und eine große Freitreppe, die zum Kirchenportal hinaufführt. Heute Abend gibt es hier eine öffentliche Probe für das Musical „Wie im Himmel“. Der Platz vor der Freitreppe ist mit Bändern abgesperrt. Eben findet eine Musikprobe statt, um die Technik zu testen, gestört von Donnergrollen und tieffliegenden Schwalben. Unser Hotel liegt zwar nur zweihundert Meter hinter Kirche, aber es ist noch zu früh zum Einchecken und so machen wir es uns auf der Terrasse eines Cafés bequem. Das Donnergrollen kommt näher und Wind fegt über den Platz. Dicke Regentropfen prasseln auf den Sonnenschirm. Eilig greifen wir unsere Kuchenteller und suchen Schutz im Innenraum des Cafés. Das Gewitter hat uns nun doch noch eingeholt. Zum Glück ist es nur von kurzer Dauer. Danach reibe ich den Sattel meines Rades trocken. Der Himmel strahlt, als könne er kein Wässerchen trüben. Den kurzen Weg zum Hotel legen wir schnell zurück.
Den Tag beschließe ich mit dem Besuch der öffentlichen Probe auf der Freitreppe. Dora, eine Kollegin aus meiner Zeit in Frankfurt, ist bei dem Ensemble dabei. Sie wohnt jetzt in Schwäbisch Hall. Ich freue mich, sie zumindest kurz begrüßen zu können. Dora hat leider wenig Zeit, die Premiere findet in einer Woche statt.
Den Tag beschließe ich mit dem Besuch der öffentlichen Probe auf der Freitreppe. Dora, eine Kollegin aus meiner Zeit in Frankfurt, ist bei dem Ensemble dabei. Sie wohnt jetzt in Schwäbisch Hall. Ich freue mich, sie zumindest kurz begrüßen zu können. Dora hat leider wenig Zeit, die Premiere findet in einer Woche statt.
Der siebte Tag – von Schwäbisch Hall nach Bad Wimpfen
Im gleichen Café, in dem uns gestern das Unwetter überrascht hat, lassen wir uns heute Morgen unser Frühstück servieren. Mich lacht ein lustiges Frühstücksei an. Doch sein Lachen vergeht, als ich unsanft an seiner Schale klopfe. Der Maibaum, dessen bunte Fähnchen gestern wild im Sturmwind flatterten, liegt am Boden. Vielleicht hat ihn das Unwetter umgeworfen. Zwei Arbeiter zerlegen ihn. Die Kettensäge dröhnt über den Platz.
Schwäbisch Hall liegt am steilen Hang des Kocher, treppenartig angelegt. Es führt eine steile Gasse hinunter zum Talgrund. Auf jeder Stufe gibt es einen kleinen Platz mit Bistros und Cafés. Eine Archenbrücke, ich weiß nicht, die wievielte, führt uns über den Fluss. Es ist die Brücke der einsamen Socken. An einem Seil sind sie fein säuberlich aufgereiht. Meine schlummern zu Hause, sie würden sich hier sicher in der Gemeinschaft dieser Socken wohler fühlen.
Das Panorama am Fluss ist geschmückt mit mittelalterlichen Fassaden im Sonnenschein. Hinter dem Feuerwehrmuseum, untergebracht in einem altehrwürdigen Backsteingebäude, verlasse ich das schöne Schwäbisch Hall. In mir formt sich der Wunsch, wiederzukommen und weitere schöne Ecken in der Altstadt zu entdecken.
Schwäbisch Hall liegt am steilen Hang des Kocher, treppenartig angelegt. Es führt eine steile Gasse hinunter zum Talgrund. Auf jeder Stufe gibt es einen kleinen Platz mit Bistros und Cafés. Eine Archenbrücke, ich weiß nicht, die wievielte, führt uns über den Fluss. Es ist die Brücke der einsamen Socken. An einem Seil sind sie fein säuberlich aufgereiht. Meine schlummern zu Hause, sie würden sich hier sicher in der Gemeinschaft dieser Socken wohler fühlen.
Das Panorama am Fluss ist geschmückt mit mittelalterlichen Fassaden im Sonnenschein. Hinter dem Feuerwehrmuseum, untergebracht in einem altehrwürdigen Backsteingebäude, verlasse ich das schöne Schwäbisch Hall. In mir formt sich der Wunsch, wiederzukommen und weitere schöne Ecken in der Altstadt zu entdecken.
Der Kocher windet sich in engen Schlingen zwischen steilen Hängen. Mal radeln wir rechts, mal links des Flusses. Wieder eine Brücke, nein zwei. Über der unsrigen spannt sich die Autobahnbrücke. Eine endlose Kette von Lastkraftwagen zieht sich über sie hinweg. Nur, als ich meinen Fotoapparat auspacke, öffnet sich eine Lücke in der Schlange.
Manche der Flussschleifen sind sehr einsam, in anderen schmiegen sich kleine Dörfer ans Ufer, bisweilen gekrönt von einer Burg oder einem Schloss hoch über dem Tal.
Manche der Flussschleifen sind sehr einsam, in anderen schmiegen sich kleine Dörfer ans Ufer, bisweilen gekrönt von einer Burg oder einem Schloss hoch über dem Tal.
Eine moderne Brücke führt uns über den Kocher zu einer wehrhaften roten Festung. Es ist das Schloss Bartenau, in dem ein staatliches Aufbaugymnasium mit Internat untergebracht ist. Nach 34 Kilometern haben wir Künzelsau erreicht. Der Radweg führt uns geradewegs ins Zentrum. Wir bleiben erstaunt stehen. Der Ort ist wunderschön. Nach einer Runde durch die Stadt lassen wird uns in einer Eisdiele nieder. Ein kleiner Bach fließt eingefasst zu unseren Füßen. Mit den blauen Blütenkugeln des Agapanthus in übergroßen Blumentöpfen wirkt die Stadt mediterran.
Weinstöcke ziehen sich an den Hängen entlang, viele Felder liegen brach. In Niedernhall laden drei große Weinfässer zum Verweilen ein. Danke, heute nicht.
„Manfred“, ruft jemand quer über die Straße. „Das gibt es doch nicht!“ Ich halte an und schaue mich um. „Du kennst mich doch!“, spricht mich ein blau gekleideter Radler an. Fragezeichen stehen in meinen Augen. „Ich bin der Gerhard“, klärt er mich auf. Nun fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Er verfolgt unsere Tour auf Komoot und hatte gestern den Kommentar „Ich sei in eurem Bund der Dritte.“ hinterlassen. Er wohnt in der Region und will uns tatsächlich ein Stück des Weges begleiten. Gerne, lieber Gerhard!
Am alten Bahnhof von Möglingen fließt Wasser aus dem dicken Rohr. Schon lange steht keine Dampflok mehr darunter, um ihren Kessel zu füllen. Als Brunnen ziert es nun den kleinen Platz. Hier beginnt ein Bahnradweg, der uns nach Bad Friedrichshall führen wird.
„Manfred“, ruft jemand quer über die Straße. „Das gibt es doch nicht!“ Ich halte an und schaue mich um. „Du kennst mich doch!“, spricht mich ein blau gekleideter Radler an. Fragezeichen stehen in meinen Augen. „Ich bin der Gerhard“, klärt er mich auf. Nun fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Er verfolgt unsere Tour auf Komoot und hatte gestern den Kommentar „Ich sei in eurem Bund der Dritte.“ hinterlassen. Er wohnt in der Region und will uns tatsächlich ein Stück des Weges begleiten. Gerne, lieber Gerhard!
Am alten Bahnhof von Möglingen fließt Wasser aus dem dicken Rohr. Schon lange steht keine Dampflok mehr darunter, um ihren Kessel zu füllen. Als Brunnen ziert es nun den kleinen Platz. Hier beginnt ein Bahnradweg, der uns nach Bad Friedrichshall führen wird.
Jetzt weitet sich das Tal, die Hänge weichen zurück. Schließlich erreichen wir den Neckar. Wir haben die Mündung des Kocher erreicht. Diese selbst ist nicht zu sehen. Dichtes Blattwerk verdeckt die Sicht. Gerade mal zwei Kilometer weiter nördlich liegt die Mündung der Jagst. Wie Zwillinge leben sie. Ihre Quellen liegen nah beieinander, mal geht ihr Lauf auseinander, mal fließen sie recht nah aneinander, nur von einem schmalen Höhenzug getrennt. Beide mäandern und ihre Tallandschaften sehen sehr ähnlich aus. Und schließlich treffen sie sich wieder an ihrem Lebensende. 330 Kilometer lang ist der Kocher-Jagst-Weg. Diese Strecke haben wir in fünf Tagen zurückgelegt. Gerhard macht an der Kocherspitze ein Beweisfoto für Cafer und mich.
Über die Staustufe wechseln wir auf die linke Seite des Neckars. Unser Begleiter führt uns zielsicher nach Bad Wimpfen und zu unserem Hotel. 92 Kilometer liegen hinter uns, eine erholsame Nacht vor uns. Danke Gerhard für deine Begleitung.
Über die Staustufe wechseln wir auf die linke Seite des Neckars. Unser Begleiter führt uns zielsicher nach Bad Wimpfen und zu unserem Hotel. 92 Kilometer liegen hinter uns, eine erholsame Nacht vor uns. Danke Gerhard für deine Begleitung.
Der achte Tag – von Bad Wimpfen durchs Neckartal nach Dossenheim
Bad Wimpfen schläft noch, als wir die Stadt verlassen. Bad Wimpfen schläft noch, als wir die Stadt verlassen. Über das holprige Kopfsteinpflaster rollen wir hinunter zum Neckarradweg. Strahlend blau zeigt sich der Himmel, grün die Landschaft. Die Hänge rücken nah heran. Der Neckar zieht in engen Schleifen seine Bahn. Heute sind viele Radwanderer schon früh unterwegs. Es werden hohe Temperaturen erwartet.
Auf der kurzen Strecke bis Neckarelz folgt eine Burg auf die andere: Ehrenberg, Guttenberg, Horneck, Hornberg, Neuburg. Dann nimmt ihre Zahl drastisch ab, bis sich im Neckarknie bei Zwingenberg ein fantastischer Blick auf die gleichnamige Burg öffnet. Von der modernen Brücke her zeigt sich ein wahres Postkartenmotiv. Jetzt fällt mir ein, dass ich in Bad Wimpfen vergessen habe, mir Trinkwasser zu kaufen. Am Naturfreundehaus Zwingenberger Hof frage ich, ob ich Mineralwasser kaufen kann. Leider nein. Die Gastronomie öffnet erst am Nachmittag. Hinter dem Naturfreundehaus endet der Teerbelag des Radweges. Es geht auf wassergebundenem Weg weiter. Der feine Splitt bremst, ich muss stärker in die Pedale treten.
Auf der kurzen Strecke bis Neckarelz folgt eine Burg auf die andere: Ehrenberg, Guttenberg, Horneck, Hornberg, Neuburg. Dann nimmt ihre Zahl drastisch ab, bis sich im Neckarknie bei Zwingenberg ein fantastischer Blick auf die gleichnamige Burg öffnet. Von der modernen Brücke her zeigt sich ein wahres Postkartenmotiv. Jetzt fällt mir ein, dass ich in Bad Wimpfen vergessen habe, mir Trinkwasser zu kaufen. Am Naturfreundehaus Zwingenberger Hof frage ich, ob ich Mineralwasser kaufen kann. Leider nein. Die Gastronomie öffnet erst am Nachmittag. Hinter dem Naturfreundehaus endet der Teerbelag des Radweges. Es geht auf wassergebundenem Weg weiter. Der feine Splitt bremst, ich muss stärker in die Pedale treten.
In Eberbach ist wieder Pause angesagt. Die halbe Strecke des heutigen Tages liegt hinter uns. Bekannt ist die Stadt durch ihr Kloster. Aber die befestigte Altstadt birgt so manches weitere Kleinod. Mir fallen einige Fassaden auf, die mit Motiven bemalt sind, wie z.B. das Hotel zum Karpfen oder die Wirtschaft zum Krabbenstein.
Eine zerbeulte Lore steht abseits vom Weg. Warum hier? Das will ich wissen. Sie tat lange Jahre Dienst in einem der zahlreichen Steinbrüche am Neckar. Der gebrochene Sandstein wurde direkt auf Schiffe verladen und zum Hausbau nach Heilbronn, Heidelberg und andere Städte gebracht. Aber auch Tröge, Schleifsteine, Kanalisationssteine und Mühlsteine wurden aus dem Sandstein gefertigt.
Eine zerbeulte Lore steht abseits vom Weg. Warum hier? Das will ich wissen. Sie tat lange Jahre Dienst in einem der zahlreichen Steinbrüche am Neckar. Der gebrochene Sandstein wurde direkt auf Schiffe verladen und zum Hausbau nach Heilbronn, Heidelberg und andere Städte gebracht. Aber auch Tröge, Schleifsteine, Kanalisationssteine und Mühlsteine wurden aus dem Sandstein gefertigt.
Mal wieder geht es eine Rampe steil hinauf. Dann stehen wir über dem Tunneleingang der B 37/45. Die Bundesstraße kommt aus dem gegenüberliegenden Seitental, überquert kurzerhand den Neckar, taucht in den Berg ein, um nach wenigen hundert Metern wieder ans Tageslicht zu kommen. Wir Radler müssen mehrere Kilometer der engen Flussschleife folgen, bis sich vor mir die Kulisse von Hirschhorn öffnet. Das Städtchen liegt wahrhaft malerisch am Steilhang. Wir müssen über die Staustufe, um in den Ortskern zu gelangen. Das Stadttor ist in den Kirchturm integriert, dahinter erwarten uns pittoreske Häuser, kunstvolle Fassaden und jede Menge Gastronomie in alten Gemäuern. Es ist eine Altstadt wie aus dem Bilderbuch. Da macht die Mittagspause beim Griechen besondere Freude.
Hinter Hirschhorn bleibt es landschaftlich weiterhin wunderschön. Ich kann es aber nicht so richtig aufnehmen, da die acht Kilometer bis Neckarsteinach über einen Schotterweg führen, der meine volle Aufmerksamkeit fordert. Im feinen Splitt kann das Vorderrad leicht wegrutschen, auf grobem Schotter springt das Rad, und ich muss den Lenker mit aller Kraft festhalten. Mit einem Rad ohne Gepäck mag der Weg eine Wonne sein, mit 20 Kilogramm zusätzlichem Gewicht hingegen nicht. Eigentlich bin ich kein großer Freund von Joseph von Eichendorff. Doch an seinem Denkmal unterhalb vom Neckarsteinacher Schwalbennest endet die Tortur, und dafür bin ich ihm dankbar. Ich lasse mich sogar hinreißen, seinen eingravierten Vers laut zu zitieren:
„Und über Felsenwände
Und auf dem grünen Pfad
Das wirrt und jauchzt ohn‘ Ende –
Nun geht das Wandern an!“
Die Sonne steht hoch und heizt die Landschaft auf. Wir freuen uns, als wir in der Eisdiele von Neckargemünd einen Schattenplatz finden und unseren Wasser- und Energiespeicher auffüllen können. Zwei große Gläser Milchshake rinnen durch meine Kehle.
„Und über Felsenwände
Und auf dem grünen Pfad
Das wirrt und jauchzt ohn‘ Ende –
Nun geht das Wandern an!“
Die Sonne steht hoch und heizt die Landschaft auf. Wir freuen uns, als wir in der Eisdiele von Neckargemünd einen Schattenplatz finden und unseren Wasser- und Energiespeicher auffüllen können. Zwei große Gläser Milchshake rinnen durch meine Kehle.
Heidelberg, du Schöne! Da liegt die Stadt vor uns, darüber das majestätische Schloss im Sonnenschein. Wir biegen von der Landstraße ab, überqueren den Neckar, fahren an einer endlosen Kette von Menschen vorbei, die zu ihren Reisebussen strömen, und stehen nun am Marktplatz. Welch ein Gedränge rund um die Heiliggeistkirche und in der Hauptstraße! Heute ist hier wohl die ganze Welt zu Gast. An den Kleidern ist zu erkennen, aus welcher Herren Länder sie nach Heidelberg geströmt sind. Heidelberg, ein Muss auf jeder Europareise, und wir mitten drin. Nach der Beschaulichkeit der letzten Tage ist es ein Schock für uns. Die zahllosen Souvenirstände, die an der Mauer der Kirche kleben, lassen wir unbeachtet und fliehen aus dem Trubel. Wir müssen die Fahrräder über die „Alte Brücke“ schieben. Radeln wäre zu gefährlich ob der vielen Menschen, die mitten auf dem Weg ein Selfie machen.
Unser Hotel liegt in Dossenheim, weit außerhalb von Heidelberg. Welch eine Ruhe, welch eine erholsame Nacht.
Unser Hotel liegt in Dossenheim, weit außerhalb von Heidelberg. Welch eine Ruhe, welch eine erholsame Nacht.
Der neunte Tag – von Dossenheim entlang der Bergstraße nach Mühltal
Einhundert Male bin ich bestimmt schon über die Autobahn von Mannheim nach Darmstadt gefahren, immer mit Blick auf die Burgen und die Bergstraße, die ich schnell hinter mir ließ. Heute ist Mußer angesagt. Schon bald hinter Dossenheim führt der Radweg entlang der Weinberge. Sie ziehen sich fast bis auf die Höhe hinauf, oben abgeschlossenen von einem Waldessaum. Bald taucht schon die erste Burg auf. Es ist die Strahlenburg, oberhalb von Schriesheim. Der Ort selbst gefällt uns, das historische Rathaus, die Ölmühle, der Fußgängersteg über dem Mühlbach, das gesamte Ambiente des Ortskerns.
Ich merke schnell, dass wir auf dem Radweg „Die Bergstraße“ sind. Er macht seinem Namen alle Ehre. Es geht in Wellen auf und ab. Oben gibt es den Weitblick in die Rheinebene (Mannheim und Ludwigshafen grüßen von Weitem), unten die Ortschaften. Nach dreizehn Kilometern erreichen wir Weinheim. Wir werfen einen Blick auf das alte Rathaus und das Schloss. Dann geht es zur Rast in die Fußgängerzone. Es ist Sonntag, die Geschäfte haben geschlossen. In der Bäckerei ist das Mineralwasser ausverkauft, angesichts der für heute vorhergesagten hohen Temperaturen eine schlechte Planung des Bäckers. Zu Füßen der bronzenen Jungfrau auf ihrem Ross ruhen wir uns von dem „Wellengang“ aus.
Der weitere Weg nach Heppenheim ist nicht gerade von Schönheit geprägt, die Altstadt dagegen sehr. Auf Renates Ratschlag hin fahren wir hinauf zum Marktplatz. Ein älteres Ehepaar zeigt uns den Weg, begleitet uns auf ihren Rädern bis dorthin. Die Mühe lohnt sich. Von den Stufen des Rathauses aus nehme ich das idyllische Fachwerkpanorama in mich auf. Neue Lampensäulen fügen sich in die alte Struktur ein. Nicht alle teilen diese Ansicht, wie ich einem Protestplakat entnehme.
Der weitere Weg nach Heppenheim ist nicht gerade von Schönheit geprägt, die Altstadt dagegen sehr. Auf Renates Ratschlag hin fahren wir hinauf zum Marktplatz. Ein älteres Ehepaar zeigt uns den Weg, begleitet uns auf ihren Rädern bis dorthin. Die Mühe lohnt sich. Von den Stufen des Rathauses aus nehme ich das idyllische Fachwerkpanorama in mich auf. Neue Lampensäulen fügen sich in die alte Struktur ein. Nicht alle teilen diese Ansicht, wie ich einem Protestplakat entnehme.
Wir verlassen Heppenheim und die Bergstraße. Durch das Naturschutzgebiet Weschnitzinsel erreichen wir Lorsch. Da will ich seit vielen Jahrzehnten hin. Die Rathausuhr schlägt zwölf mal, als wir das Zentrum erreichen. Vom Turm der reich verzierten Rathausfassade erklingt uns zu Ehren ein Glockenspiel. Höre ich da etwa das Lied von Ännchen von Tharau? Ich bin mir nicht sicher. Mit meinem unmusikalischen Gespür habe ich schon oft genug danebengelegen. Eine kurze Rast, dann geht es hinter der Eisdiele zum eigentlichen Objekt unserer Begierde. Da steht sie, die Königshalle von Lorsch. Eintausendeinhundert Jahre hat sie auf dem Buckel.
Hinter der Königshalle, aufgrund ihres baulichen Charakters auch Torhalle genannt, zieht sich grüner Rasen bis zu einer etwas höhergelegenen Ruine hinauf. Die ungewöhnlich gut erhaltene Königshalle war Teil einer Klosteranlage. Welchen Zweck der spätkarolingische Bau ursprünglich erfüllte, ist nicht bekannt. Die Spekulationen reichen vom repräsentativen Torbogen über Ehrenbogen, Empfangshalle, Bibliothek bis hin zu einem offenen Gerichtsplatz. Wie auch immer, es ist ein schönes Gebäude und sein Alter weckt Ehrfurcht in mir. 1797 wurde sie zum Abriss versteigert. Großherzog Ludwig I. von Hessen-Darmstadt erwarb sie, um sie zu retten. Welch ein Glück. Seit 1991 zählt die Königshalle mit den Resten der mittelalterlichen Klosteranlage zum Weltkulturerbe. Ich nehme mir Zeit auf dem Gelände, stelle das Rad an der Königshalle ab, laufe zur Klosterruine hinauf und lasse den Ort auf mich einwirken. Überraschenderweise ist die ganze Anlage frei zugänglich und ebenso überraschend, dass es an diesem Sonntag so wenige Besucher gibt. Zum Abschluss bitte ich einen Passanten, ein Erinnerungsfoto von uns zu machen.
Hinter der Königshalle, aufgrund ihres baulichen Charakters auch Torhalle genannt, zieht sich grüner Rasen bis zu einer etwas höhergelegenen Ruine hinauf. Die ungewöhnlich gut erhaltene Königshalle war Teil einer Klosteranlage. Welchen Zweck der spätkarolingische Bau ursprünglich erfüllte, ist nicht bekannt. Die Spekulationen reichen vom repräsentativen Torbogen über Ehrenbogen, Empfangshalle, Bibliothek bis hin zu einem offenen Gerichtsplatz. Wie auch immer, es ist ein schönes Gebäude und sein Alter weckt Ehrfurcht in mir. 1797 wurde sie zum Abriss versteigert. Großherzog Ludwig I. von Hessen-Darmstadt erwarb sie, um sie zu retten. Welch ein Glück. Seit 1991 zählt die Königshalle mit den Resten der mittelalterlichen Klosteranlage zum Weltkulturerbe. Ich nehme mir Zeit auf dem Gelände, stelle das Rad an der Königshalle ab, laufe zur Klosterruine hinauf und lasse den Ort auf mich einwirken. Überraschenderweise ist die ganze Anlage frei zugänglich und ebenso überraschend, dass es an diesem Sonntag so wenige Besucher gibt. Zum Abschluss bitte ich einen Passanten, ein Erinnerungsfoto von uns zu machen.
Vorbei an dem Nachbau eines mittelalterlichen Dorfes mit strohgedeckten Häusern rollen wir Richtung Bensheim. Ich weiß nicht, was Meteorologen unter „leichtem Wind“ verstehen, aber ich muss fest in die Pedale treten, um nicht auf der Stelle stehenzubleiben. Ach Ostwind, kannst du nicht zumindest am Sonntag mal zu Hause bleiben.
Einige schmucke Fachwerkfassaden und viele grüne Bäume geben dem ersten Platz, den wir erreichen, einen Charme, der mich für Bensheim einnimmt. Leider sprudelt der Brunnen mit den Weinreben und zwei nackten Hintern nicht. Ich hätte mich gerne erfrischt und mein Kopftuch in den Wasserstrahl gehalten. Wir sind erst am Anfang der Fußgängerzone. Sie zieht sich immer weiter, von Platz zu Platz. Es gefällt mir.
Die Erfrischung kommt in Zwingenberg. Ein Erdbeerstand zwingt mich zum Bremsen. Da kann ich nicht vorbei. Es ist die Hochzeit der Erdbeerernte. In den vergangenen acht Tagen gab es keine Gelegenheit zum Naschen. Das wird jetzt nachgeholt. Am kleinen Marktplatz sprudelt der Brunnen. Da bleiben die Erdbeeren nicht lange im Körbchen.
Einige schmucke Fachwerkfassaden und viele grüne Bäume geben dem ersten Platz, den wir erreichen, einen Charme, der mich für Bensheim einnimmt. Leider sprudelt der Brunnen mit den Weinreben und zwei nackten Hintern nicht. Ich hätte mich gerne erfrischt und mein Kopftuch in den Wasserstrahl gehalten. Wir sind erst am Anfang der Fußgängerzone. Sie zieht sich immer weiter, von Platz zu Platz. Es gefällt mir.
Die Erfrischung kommt in Zwingenberg. Ein Erdbeerstand zwingt mich zum Bremsen. Da kann ich nicht vorbei. Es ist die Hochzeit der Erdbeerernte. In den vergangenen acht Tagen gab es keine Gelegenheit zum Naschen. Das wird jetzt nachgeholt. Am kleinen Marktplatz sprudelt der Brunnen. Da bleiben die Erdbeeren nicht lange im Körbchen.
Seit Bensheim reiht sich eine Ortschaft bruchlos an die andere. Außer Wohnhäusern und anderen Gebäuden gibt es nicht viel zu sehen. In Seeheim dann ein Zischen und Pfeifen. Ein schwarzes Monster nähert sich uns. Es ist die einzigartige Dampfstraßenbahn mit dem treffenden Namen Feuriger Elias, die heute auf einer Nostalgiefahrt von Darmstadt nach Alsbach unterwegs ist. Von 1886 bis 1922 war sie in Darmstadt im Einsatz. Seitdem erschreckt sie nur noch ahnungslose Radfahrer. Mich erinnert die Mischung von Ruß und Wasserdampf, die der Feurige Elias hinter sich herzieht, an meine Kindheit, da ich an einem Bahnbetriebswerk aufgewachsen bin.
Durch den Kühlen Grund, durch den sich die Modau hindurchzwängt, erreichen wir Mühltal. Eigentlich kenne ich den Radweg und das Gewerbegebiet sehr gut. Aber ein Moment der Unaufmerksamkeit und wir stehen in einer Sackgasse zwischen großen Fabrikhallen. Es ist die Fahrradschmiede von Riese & Müller. Bisher hatte ich mir keine Gedanken darüber gemacht, wie groß eine Fahrradfabrik ist, Nun bin ich überrascht von der Größe der Hallen und der umliegenden Gebäude. Dennoch heißt es umkehren und den richtigen Abzweig nach Traisa nehmen. Dort erwartet uns im Rosengarten unsere Unterkunft. Mit dem Abendessen in der Traditionsgaststätte Datterich-Schänke beschließen wir den Tag.
Durch den Kühlen Grund, durch den sich die Modau hindurchzwängt, erreichen wir Mühltal. Eigentlich kenne ich den Radweg und das Gewerbegebiet sehr gut. Aber ein Moment der Unaufmerksamkeit und wir stehen in einer Sackgasse zwischen großen Fabrikhallen. Es ist die Fahrradschmiede von Riese & Müller. Bisher hatte ich mir keine Gedanken darüber gemacht, wie groß eine Fahrradfabrik ist, Nun bin ich überrascht von der Größe der Hallen und der umliegenden Gebäude. Dennoch heißt es umkehren und den richtigen Abzweig nach Traisa nehmen. Dort erwartet uns im Rosengarten unsere Unterkunft. Mit dem Abendessen in der Traditionsgaststätte Datterich-Schänke beschließen wir den Tag.
Der zehnte Tag – von Mühltal nach Erlensee
Wenn die Pferde den Stall riechen, laufen sie schneller. Traisa, Roßdorf, Gundernhausen, Großzimmern, Dieburg, Münster, Eppertshausen, Babenhausen, die Orte fliegen nur so vorbei. In Babenhausen bleiben wir etwas länger. Es gibt viele schöne Ecken, am Hexenturm, an der Burg, in der Fußgängerzone.
Ein Kind lacht mich an, herzhaft, einladend, und doch nicht greifbar. Ein Künstler hat das Porträt an eine Hauswand gemalt. Es ist nicht das einzig Besondere an Harleshausen. Außerhalb steht ein Baumdenkmal, eine uralte Stieleiche. Das Areal ist zum Schutz der Baumwurzeln eingezäunt. Der Baum zählt zu den einhundert bedeutsamsten Bäumen in Deutschland. Schön sieht sie mit dem hohen Stamm und der gekappten Krone zwar nicht aus, erinnert gar nicht an eine Eiche, aber sie wird dennoch Schöne Eiche genannt.
Ein Kind lacht mich an, herzhaft, einladend, und doch nicht greifbar. Ein Künstler hat das Porträt an eine Hauswand gemalt. Es ist nicht das einzig Besondere an Harleshausen. Außerhalb steht ein Baumdenkmal, eine uralte Stieleiche. Das Areal ist zum Schutz der Baumwurzeln eingezäunt. Der Baum zählt zu den einhundert bedeutsamsten Bäumen in Deutschland. Schön sieht sie mit dem hohen Stamm und der gekappten Krone zwar nicht aus, erinnert gar nicht an eine Eiche, aber sie wird dennoch Schöne Eiche genannt.
Die Mittagshitze macht sich bemerkbar. Ich wähle den Weg, der überwiegend durch Wald führt. Die Bäume geben Schatten und strahlen Kühle ab. Ein Baum liegt quer über dem Radweg. Gewiss, er ist zerbrochen, wir könnten das Rad vorbeischieben. Aber so ein Hindernis ist auch schnell beiseite geräumt. Cafer packt ohne zu zögern an. Hinter dem Wald erheben sich die Masten einer Funkanlage. Es sind zwei große Sendeanlagen für Lang- und Mittelwelle. Ältere unter euch kennen sicher noch das Dütt, dütt, dütt, dütt, düüüütt, das den Sekundenzeiger kurz vor der Tagesschau begleitete. Das Signal kam von hier, von der Sendeanlage DCF77. Noch heute wird das Zeitsignal in die ganze Welt gesendet. Nicht nur die Tagesschau und andere gewerbliche Nutzer sind auf das exakte Zeitsignal angewiesen. Auch alle Funkarmbanduhren und Funkwecker vertrauen dem Signal.
Störche, Störche und nochmals Störche. „Schau mal“, ruft Cafer, „Es sind mindestens 25“. Hinter der Mähmaschine eines Bauern finden die Störche reichlich Beute. Sie haben keine Angst vor dem Traktor. Manchmal denke ich, dass er sie erfasst. Aber im letzten Moment hopsen sie zur Seite. Auch ein Rotmilan kreist über der Wiese.
Seligenstadt hat uns wieder. Heute ist kein Markt. Der Platz ist leer. Wir lassen uns zu einem gemeinsamen Abschlussessen im Schatten eines italienischen Restaurants nieder. Hier schließt sich der Kreis nach 720 Kilometern. Vor neun Tagen sind wir den Main flussaufwärts gefahren, jetzt sind es nur noch zwanzig Kilometer bis nach Hause.
Kurz vor Erlensee gebe ich nochmals kräftig Dampf auf die Pedale. Dann wird mein Schwung urplötzlich ausgebremst. Wildwechsel auf dem Radweg. Eine Familie Nilgänse watschelt gemütlich in den Wald. Zeit, nochmals zu resümieren: 740 Kilometer in 10 Tagen. Main und Mud, Elz und Neckar, Jagst, und Kocher mit dem Rad entdeckt, den Raufbold Götz von Berlichingen zum Glück nicht persönlich kennengelernt, natürliche Flusstäler und schöne Städte erlebt, nette Menschen getroffen und endlich das Weltkulturerbe Königshalle Lorsch gesehen. Es war eine erlebnisreiche Reise. Mal gespannt, wohin mich die große Sommertour im nächsten Jahr führt.
Seligenstadt hat uns wieder. Heute ist kein Markt. Der Platz ist leer. Wir lassen uns zu einem gemeinsamen Abschlussessen im Schatten eines italienischen Restaurants nieder. Hier schließt sich der Kreis nach 720 Kilometern. Vor neun Tagen sind wir den Main flussaufwärts gefahren, jetzt sind es nur noch zwanzig Kilometer bis nach Hause.
Kurz vor Erlensee gebe ich nochmals kräftig Dampf auf die Pedale. Dann wird mein Schwung urplötzlich ausgebremst. Wildwechsel auf dem Radweg. Eine Familie Nilgänse watschelt gemütlich in den Wald. Zeit, nochmals zu resümieren: 740 Kilometer in 10 Tagen. Main und Mud, Elz und Neckar, Jagst, und Kocher mit dem Rad entdeckt, den Raufbold Götz von Berlichingen zum Glück nicht persönlich kennengelernt, natürliche Flusstäler und schöne Städte erlebt, nette Menschen getroffen und endlich das Weltkulturerbe Königshalle Lorsch gesehen. Es war eine erlebnisreiche Reise. Mal gespannt, wohin mich die große Sommertour im nächsten Jahr führt.